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Sächsische Volkszeitung : 09.10.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192610091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19261009
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19261009
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-10
- Tag 1926-10-09
-
Monat
1926-10
-
Jahr
1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.10.1926
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t 2 Lonnaoeno, oe» v. Oktober ll)2d sir. 230; Seite 5 en er - sich sein« ie er Dann ngeb« otene «essen lehnt rung daß i als wird -tim. -es : der rlen- Der- > be. und «iter De. träge avon »liche Ar- setzt > ei. erde. An- n t. scher Ge» und des scheu von rann war, imer dbe», 'gen. schei» rrfür. > Be- Zahl- »heit dem bens- rücks Ver- lgicu. reich, llnge- cger» sein», -stellt Dank : an» nicht icken. t alle chsten t de» Gar- Zahl- . fest. : mit achtet nun» als n -n »gen Ohr un- i zu ihre schien war, ent- rauf- npor» Selne irlach tierte lvar »ende idelt. Licht wie einen päter nauf- innta ihres und gesatz inem, ietzen : ein oben. rmen stung chieu, jeden hende dann Kommunalpottttfche Tagung in Zillan am Sonntag, den 19. Oktober. Die «ommunalpoli tische Bereinigung der sächsischen Zentrumspariei tritt am 1v. Oktober 1926 in Zittau, Hotel Weintraube, nachmittags 2 Uhr zusammen. Die Tagesordnung weist folgende Punkte aus: 1. Bericht des Vorsitzenden, Borschläge zur Neuorganisation. 2. Gemeindliche Regiebauten oder Unterstützung der privaten Bautätigkeit? S. Stellungnahme zur Wahl der Gemeindcver- ordnelen. Die Ortsgruppe» werden dringend ersucht, ihre Vorsitzen den, sowie die Stadl- und Gemeindcverordneten zur Wahl zu entsenden. Die Verhandlungen werden von dem Borsitzenden der Kominunalpoiitisrlien Bereinigung. Fritz Günther. Leu- tersdors, geleitet. Der Spitzenkandidat der Zentrumspartei sür die Landtagswah!, Stadtrat Bruger, Bautzen, nimmt an der Sitzung teil. mehr im Einvernehmen mit den amtliche» Stellen ausgcnrbeitet und im Laufe des nächsten Jahres verwirklicht werden. So ist auch dieses Hest wieder ein wertvolles Glied in der Kette, die sich um die Angehörigen unserer teuren Gesallencn und den Volksdnnd Deutsche Kriegcrgräbersiirsorge schlingt. — Zu be ziehen ist die „Kriegsgräbersürsorge" durch die Bundcsgcschästs- sicllc des Bolksbundes Deutsche Kriegsgräbersürsorge. e. B., Berlin W. 1ü, Brandcnburgische Straße 27, oder seine Verbände und Ortsgruppen. Bestrafung fremder Kinder Die Klagen über Frechheit und Ungezogenheit der Kinder knü eine Allgcmeincrscheinung unserer Zeit. Es zweifelt wohl niemand daran, daß eine zu laxe Kindercrziehung die Schuld daran trägt. So lange die jugendlichen Ungehörigkeiten sich innerhalb der zugehörigen Familien auswirken, ist es deren Sache dagegen aufzulrelen. Wenn aber die Allgemeinheit darunter zu leiden hat. dann muh auch die Allgemeinheit das Recht haben, sich gegen Kinderslegeleien zu schütze n. Das führt zu der Frage: Darf man fremde Kinder züchtigen? Diese Frage ist zu bejahen. Das Recht zur Züchtigung srenider Kinder ist durch die Entscheidung eines Oberlaudes- gcrichts anher Frage gestellt Eine solche Züchtigung kann selbst dann straflos bleiben, wen» sie gegen den Willen des Erziehungs berechtigten erfolgt. Das Oberlandcsgericht führt aus: Bei Un gezogenheiten fremder Kinder ist aus dem Gesichtspunkte der Geschäftsführung ohne Auftrag ein aus dem Rechte der Eltern abgeleitetes Züchtiguugsrecht nnzuerkennen. denn sie erfordern häufig eine sofortige vergeltende und erzieherische Bestrafung. Selbst wenn dem Täter bekannt ist, dah der Vater des Kindes der Ausübung des Ziichtigungsrcchtcs seine Zustimmung ver sagen würde, wäre ihm doch nach § 679 des BGB. ein Züch- tigungsrecht zuzubilligcn. da dem Erziehungsrecht des Aaters auch eine Erzichungspflicht gegcnübersteht und die Erfüllung dieser Pflicht im öffentlichen Interesse liegt. Ein solches besteht nicht nur, wenn durch die Zuchtlosigkeit von Kindern die öffent liche Ordnung und das sitlichc Empfinden der Allgemeinheit ver letzt wird, sonder» auch, wenn sich Ungezogenheiten gegen einzelne Personen richte»; den» es läßt sich auch ein össentliches Interesse daran, dah der einzelne Ungezogenheiten von Kindern gegenüber nicht wehrlos ist. nicht in Abrede stellen. Zu beachten ist dabei, dah sich die Züchtigung innerhalb angemessener Grenzen halten muh. Eine Ucberschrcitung des Züchligungsrechtes würde als Körperverletzung strafbar sein. Auslösung des Geraer Stadtrates. Die sozialdeMa li r a l i s ch e F r a k t i o n des Stadtrates hat den Antrag gestellt, der Stgdtrat solle sich auflösen. Dieser Antrag ist im Gegensatz zu dein letzthin von den Kommunisten gestellten geschäftsord nungsgemäh richtig, da er von einem Drittel der Gemeinderats mitglieder ausgeht. Nach § 93 muß der Antrag zwei Wochen vor der Sitzung, auf deren Tagesordnung er gestellt wird, allen Ge- meinderatsmilglicdern mitgeteilt werden. Es kann also frühe stens in 14 Tagen a b g e st i in m t werde». Lündestens zwei Drittel der Stadtratsmitglieder müssen bei der Beschlußfassung anwesend sein und sür den Antrag stimmen, das heiht. mit 24 Stimmen kann der Stadtrat seine eigene Auflösung beschließen." Tie Sozialdemokratische Fraktion zählt 14, die Kommunisten 3 Mitglieder. Tie Sozialdemokraten kündigen an, daß im Falle der Ablehnung die Auslösung durch G e m e i n e b e g c h r e n und Gemeindeentschciü erzwungen werden soll. s. Ein gefährlicher Verbrecher. D>er aus Meerane stam wende Verbrecher P.. der am 28. September in der Nähe von Mosel einen Eisenbahnzug mit Steinen bewarf, hat bereits l.d Jahre i» Zuchthäusern und Gesüngiiissen zugebracht. Kaum eine» Tag aus der Strafanstalt Ronneburg entlassen, versuchte er, nach dem er den Eisenbahnzug mit Steinen beworfen hatte, in der Nacht zum 28. September in Meerane eine Scheune am Merzen berg und eine solche am Bahnhof, sowie in der Nacht zum 29. September einen Bauschuppen an der Stadtgrenzc bei Lipprandis in Brand zu stecken. Infolge der feuchten Witterung griff «» allen drei Stellen der Brandherd nicht um sich. s. Verheerendes Scl)adenseuer. Ein verheerendes Schaden brach in Reichenbach ain Dienstag früh in einer Scheune an der Obersüorfer Straße aus. Durch Fuukenslug wurden zwei da nebenstehende Scheunen gleichfalls in Brand gesteckt und voll kommen eingcäschert. Trotzdem sofort die Feuerwehr der »inlie genden Ortschaften erschienen waren, gelang es nicht, die umfang reichen Ernisvoriätc und landwirtschaftliche» 'Maschinen zu retten. s. Zeuerwehrjubiläum. A», Sonntag, de» 1». Oktober kann dir Berufsfeue r iv e h r von C h e m » i tz auf eine 69 jährige Tätigkeit zurückblicken. : Mau kaufe keiur ausländischen Lotterielosc. Von Zeit zu Zeit werden hiesigen Einwohnern von auÄändstch.'u Firmen Prospekte und Aufforderungen zur Beteiligung an giis.'ändst.hen Kla'senlolter en zugeschickt. Gegenwärtig ge schieht dies wieder von einer Firma Abrahams«» inKope» Hagen (Dänemark). Die Abfassung derartiger Prospekte läßt vermuten, daß es bei dem Unternehmen auf Betrug obgc ehe» ist. Die Kriminalpolizei warnt hiermit vor der Beteiligung an derartigen Unternehmen, vor allein, wenn s'e vom Anstande ausgchen, da dann di« Betrüger in der Neger nicht zu saü'en find. Weiterhin wird darauf hin- gewiere», daß der Bezug von Listen nns ländischer Lotterien in Deutschland grundsätzlich untersagt ist und strafrechtlich verfolgt wird. o. Verschmelzung der Stadtbauk Halle mit de« Glro- jrutralc Magdeburg. Die infolge der großen Verluste der Stadtbank Halle geplante Verschmelzung des genannlen Unrernchniei.s mit der Girozentrale Magdeburg soll in der We:>e vor sich gehen, daß beide Institute j: 2ä9 999 Ristchs- nlnrk nusbringen, wobei die Stadt Halle diese Summe durch die Anleihe decken würde. Das neue Unternehmen wird voraussichtlich „Kommunale Bank" firmiert und leinen Sitz in H '.lo hoben. Hauptaufgabe der neuen Bank wird die Mw ckluug der no'leidende» Konten der Stnditbank «ein. E n B.rwaltnngsansschuß, dein auch Mitglieder ans Handel und Industrie ängehören, wird di- Abwicklung übernehmen o. Der Herbst- und Winterknrbetrieb ln B. M cn ha' ziemlich stark'eingesetzt und die Anzeichen sprechen sür. baß der Besuch noch stärker wirb. Sämtliche Knrmittc! nn.d Babcm, stallen sind ganzjährig geöffnet. n»b ebenso finden auch ,nährend dcs Winters Knrkonzcrtc »nd Gelc'!I>cka!!c-ibe»d>> statt. Sehr Franziskus und -ie moderne Zeit Dorkrag bei -er Franziskusfeier in Dresden von Dr. Christian Schreiber» Bischof von Meitzen ii. uns interessiert heule die Frage, wie unsere moderne Zeit den heiligen Franziskus beurteilt. Moderne Schriftsteller haben die Gestalt des Heilige» «ns der höheren Sphäre in die rein natürliche Region hin- abgezoge». Sie haben, wie der Heilige Baler in seiner Franzis- kus-EnzlikIika vom 39. April 1926 bemerkt, an dein Heilige» nur den liebenswürdigen Armen, den Inspirator der Kunst, den kind lichen Naturfreund, den Patrioten, de» Verfechter einer alles überbrückenüen Liebesgemeinschast unter den Menschen gesehen. „Heutzutage", so stellt diese Enzyklika fest, „pslcgen sehr viele, von der Pest des Laizismus angesteckt, unsere Tugend- heldc» des Glanzes lind Ruhmes echter Heiligkeit zu entkleiden, so daß sie dieselben zu natürlich hervorragenden Menschen und zu Vertretern einer eitlen Religiosität erniedrige» und sie ledig lich als Männer rühmen und erheben, die sich um den Fortschritt von Bildung und Wissenschast, um Wohltüligkcitseinrichluiigen, »im ihr Vatcrlano und die ganze Menschheit große Verdienste er warben. Wir fragen »ns immer wieder erstaunt, was denn die Bewunderung sür eine» solche», man möchte sagen halben und völlig versälschten Franziskus seinen modernen Verehrern nützen soll . . . Manche erblicken in ihm einen Mann, der von Natur aus die geistige Fertigkeit und Neigung besaß, seine Herzensempfiii- dlingc» dichterisch auszudrücke » , an dessen bekanntem (Son»eii-)Eesange. dein ältesten Sproühdenkmal nnscrer National literatur, die gelehrte Nachwelt sich ergötzt. Andere bewundern an ihm den Naturfreund, der nicht nur von der Erhabenheit der leblosen Geschöpfe, dem Glanz der Gestirne, den Reizen der umbrischen Berge und Täler aufs höchste entzück« wurde, sondern auch, ivie Adam vor dein Sündcnfall im irdische» Paradiese, zu de» Tieren sprach, mit denen er sich gleichsam brüderlich verbünde» fühlte, und denen er die größte Folgsamkeit gegen seine Befehle einsiößte. Wieder andere rühmen an ihm seine Vaterlands liebe, dah er unser Italien, das schon durch seine Geburt be glückt und geehrt ist, mit einer größeren Fülle von Wohltaten als irgendeine der übrige» Nationen bereichert hat Andere schließlich preise» ihn, weil er mit alle» Mensche» durch eine ganz einzigartige Liebesgemeinschast verbun den wa»" „Das alles ist freilich ivahr. Aber es hat doch geringere Be deutung und muß richlig verstanden werden. Wer dieses haupt sächlich vor Auge» hätte,' oder es zur Entschuldigung seiner Weich lichkeit und zur Stütze seiner falschen Ansichten und Bestrebungen verdrehte, der zerstörte schon das wahre Bild des heiligen Franziskus. Denn aus der Gesamtheit seiner heroischen Tugen den, die wir eben berührt habe» (seiner Armut und Demut, seiner Unierwürsigkeit und Litteiireinhell. seiner nnüvcrtressiichen Got tes- und Nächstenliebe), aus seiner Lebeiissireuge und Büßpredigt, aus seiner vielfältigen und inühevolien Arbeit an der Reform der Gesellschaft ergibt sich der ganze Franziskus, den das christliche Volk nicht so sehr bewundern als vielmehr ilachahmen soll. Er hatte als Herold des großen Königs im 'Auge, die Men schen zur Heiligkeit des Evangeliums und zur Kreuzcsüebe her- anzubildeu, keineswegs aber, sie zu Freunde» und Liebhabern von Blumen, Vögeln, Fische» und Hase» zu mache» . . ." Soweit die Enzyklika. Nicht als ob wir bei de» u n t ü r - liche» Vorzüge» des Heiligen nicht verweile» dürsten: bei seiner kindlichen Natursrcuüe, seiner zarten Volks- und Vater landsliebe. seiner treuen Sorge für alle Bedrängten. Der Hei lige Laier hat in seiner Franziskus-Enzyklika Verständnis sür diese Betrachtnngsweise. Er sagt: „Was hindert die Italiener, sich des Italieners zu rühmen, der selbst in der kirchlichen Litur gie als ..Leuchte des Vaterlandes" bezeichnet wird? Was hindert dis Männer, die aus das Wohl des Volkes bedacht sind. Frau ziskus' Liebe z» preisen, die sich aus alle Menschen, vorzüglich aber aus die ärmeren erstreckte? Doch mögen die einen sich davor hüten, daß sie. von maßloser Liebe zum eigenen Volke hin gerissen. den „katholischen Manu" sozusagen zum Baimerlrüger ihres glühenden Nolioiwilsmus machen und ihn dadurch verkiek »ern: die anderen. daß sie ihn als Vorläufer und Vertreter ihrer Irruiwer hinstelien. denen er so seriistand wie nur einer." Es ist ein Verdienst der modernen Frau z i s kus - Lite ra t u r , daß sie de» Heiligen von Astis« auch a l s Ni e u s ch e u gezeichnet und das westtvoile Menschliche n»:s seinem Leben und Streben herausaecnbeilel hat. Im Lichie dieser »loderue» Fran- ziskus-Literalur sehen »vir. was Franziskus auch denen, die weltanschanlick ist»! sernsteben. reinmenschlich zu geben hat. Der Bruder „Immer s>. oh" mit seine' s o » » i g e n S t i ni m u n g . der Bruder „Sorgenlos" mit seiner k i » d i i ch e » Un bekümmertheit. wie er uns in der Legende der drei Brü der. in den Fioretti. in der Lebensbeschreibung des Thomas von Eelano entgcgenlritt, ist sür den freudlosen, sorgeiibeschwerleii Mensche» der Jetztzeit ein erguickendes und ei munterndes Bild. Seine H e r z e n s-e i n sa l t (Simplicitas! und Aufrichtig- k e i t lPnritas) leuchtet wie ei» wärmender Sonnenstrahl in unsere verschlagene und unaufrichtige Zeit hinein. Seine Ril le r l i ck ü e i l in der Hingabe au de» großen König Jesus Chri stus, dessen Herold. Gefolgsmann und getreuester Dieiistmaiiu zu sein er sich rühmte, wird da. wo man auch heute noch die Ritter lichkeit und Treue, die Lonaliläl und Hochherzigkeit der Gestn- uuiig wertet, gefalle,, und begeistern Seine Freude an der Natur, sei» freundschasllich'er Umgang mit der Tierwelt, fein herrliches Loblied auf die Sonne, de» Mond und die Sterne, die Tiere und Pflanzen, die Flüsse und Bäche. Wiesen und Wäl- o"r. das er in seinem Sounengcsang angestiniint hat. hat gerade in unserer Zeit des erwachten und belebten Verständnisses sür die Natur großen Widerhall gefunden. Sein demokratischer S! n », der aus eine Bruderschaft a'ler Mensche» hinausarbcitete, wird dein heutigen Zeitalter der Demokratie ungemein zusagen. Diese Ausdeutung und Ausnützung des Poverello van Assisi dar? niemandem verwehr! werden, solange er auf dem Bode» der geschichtlichen Talsachen bleibt, das heißt solange er den wirk liche'! Franzi-'kils nicht durch einen zurechtgelegtcn. nach eigenem Gutdünken iimgeformten verdrängt. Leider ist aber auch eine uiigesckichlüche Um- und M i ß d e » r u n g des heiligen Franziskus in die moderne Literatur eiugcdrungen. Ich erinnere nur a» Henry Thodc. der in seinem schönen Blich „Franz von Assisi und die Anfänge der Kunst der Renaissance in Italien" den mittel alterliche» Franz von Assisi zu einem Vorläufer der Renaissance gestempelt hat. Ich erwähne auch den um die Franziskusfor- schung hochverdiente» Paul Sabotier, der den Armen von 'Assisi als den Vertreter eines modernen religiösen Subjektivismus er scheinen läßt. Beide Arten der Franziskusdarstellung sind einem großen Fehler unterlegeii: Sie haben an Franziskus das Wichtigste Uberseheu. Sie habe» nicht beachtet, daß Franziskus zwar ein liebenswürdiger, hochzuverchrender Mensch ist, aber ein heiliger Mensch, in dem das natürliche Menschentum durch die Gnade Christi, unter Beibehaltung seiner edlen Eigenart, i» die Region der Uebcrnatur emporgchoben und durch die über natürliche Heiligkeit verklärt worden ist. 'Aus nebensächlichen, allgemein gehaltenen Aeußerungen und Handlungen des Heiligen haben sie hervorstechende Charakterzüge gemacht, grundlegende Ehaiaktcreigenschasten im Leben und Strebe» des Heiligen hin gegen nicht beachtet. Franziskus ist kein Vorläufer der Re naissance, sondern eine Blüte des edlen Mittelalters. Gustav Schnürer hat die Frage, ob Franziskus in das Mittelalter hin einzustellen fei oder als Vorbote der Renaissance betrachtet wer- den müsse, eingehend untersucht; zuletzt noch in dein Aussatz: Franz von Assisi, ein Kulturträger des Abendlandes (Kölnische Bolkszeitung Beilage zu Nr. 729 vom 3. Oktober 1926). Er kommt hier zu dem Ergebnis: „Wie uns der heilige Benedikt, der Eprößling des Sabinerlandes, das Beste von dem alten R ö m e r I u m in seinem ernsten, maßvollen Sinn und der Ehrung väterlicher Autorilüt, gereinigt von alle» Schlacken der Antike, ülrermiitclt hat, so verdanken wir dem umbrischen Heiligen, daß er das Veste aus dem mittelalterlichen Wesen. aus der Jugendzeit des Abendlandes in seinein jugendlicher Wagemut, seinem treuherzigen, ritterliche» Anschluß, seinem ge- iwsseiischastlichen brüderlichen Sinn mit stärkster Betonung der idealen Lebensgülcr weitergegeben hat." „Die Formen ritterlichen Dienstes sind es, in denen der Hei lige die Nachfolge Christi ersaßt und verwirklich!. Die Hoheit ritterlicher Gesinnung, die wir heute noch werten als bestes seeli sches Erbe, das aus feudaler Zell sich erhalten hat. preist er nicht bloß. Er handelt danach wie keiner in seiner Zeit, weit hinter sich lassend, was von Aeuherlichkeu. Prahlerei. Gebielerlaune und rohem Uebermut nur zu reichlich in der Ritterwelt um ihn vor- Händen war. Er ist ein Gralsritter, viel reiner und edler noch als diejenigen, die Wolfram von Eschcnbach besungen hak, vor allem ein wirklicher. Er ist der reinste Vertreter des goti- scheu Menschen, wen» wir unter diesem modernen S'chlagwort die vertrauensvolle Hingabe des ritterlichen Tieiistmanus verstehen, durch welche die abendländische Gesellschaft geistig gekennzeichnet wird in der Zeit, als die gotische Kunst den Triumph der abend ländischen Kirche in idealem Streben und Schweben der Steine großartig versinnbildete." „Die Denkweise der ritterlichen Welt, die wie die gotische Kunst in Frankreich ausgebildel worden war, und ihre Wiege gehabt hatte, scheint der Heilige von seiner Mutter über kommen zu haben." „Ganz anders als die innere Art der Mutter war die des Vaters Pietro Bernardone. Sie lehnte sich viel mehr Austastungen und Gesinnungen an. die den Anfängen der Re naissance zugrunde liegen, jener geistigen Bewegung, durch die die reich gewordenen Städte Italiens mit ihrer „civilta" die Führung Italiens übernahmen und sür die man Franz als Vorläufer ari schen wollte." „Den tiefsten Einschnitt i» seinem Leben bedeutete die uner hörte Szene vor dem Bischof Don Guido Sec und! von 'Asüsi als Franz sich von seinem Vater lossagte, ihm das Geld zurückgab, das in der Fensternische von Sankt Damian lag. und auch alle Kleider, die er an sich I)atte. Seitdem wurde er der Heilige der äußersten Armut, der für nichts so verächtliche Worte hatte, wie sür das Geld. Von diesen, Standpunkte führen keine Brücken zur Re»aissa»cebewc- gu»g. die den Reichtum zur Voraussetzung hatte und in seinein Glanze schwelgte. Für solches Schwelgen und Genießen Kanu Franz »minoglich als Vorläufer angesehen werden." „Er ist es ebensowenig, wenn inan die geistige Richtung der Renaissance ins Auge saßt. Gegenüber einem kritischen Intellektualismus und kopierenden literarischen Formalismus be deutet Franz den entgegengesetzten Pol. Er ist äußerste Einfalt, spricht und schreibt wie ein Kind, das seinem Herzen den einfach sten natürliche» Ausdruck gibt, ahne den Eindruck seiner Worte vorher abzumesse». Darin lag das Ergreifende seiner Anspra chen und Ermahnungen, die auch dadurch packten, daß er mit seinem raschen Erfassen und lebhaften Empfinden das treffende Wort sogleich fand, meist begleitet von noch mehr sagender sym- basischer Geste. Er selbst bezeichnet sich als Idiot, was ein Man» der Renaissance, der Berdcmütignng meist nur als berechnete Schmeichelei verwendete, niemals getan hätte. Die „simplicitas" und die ..puritas", die Hcrzcnseinfalt und die Aufrichtigkeit sind die Eigenschaften, die ihm besonders an seinen Jüngern gefielen. In seinem kleinen Lobpreis der Tugenden schrieb er den Satz: „Die aufrichtige heilige Einfalt beschämt alle Weisheit dieser Welt und die Weisheit des Fleisches!" Hätte ein Vertreter der Re naissance das schreiben können?" „Der Berükrung des .Heiligen mit dem Volke lag allerdings eine andere Austastung zugrunde als die. von der das Rillerium geuagen war mit seinen über- und untergeordneten Rangstufen und seinen steif werdenden Gesellsetwslssormen. die eine dünne obere Schicht Kastenartig abzuschließen drohlen. Daneben gab es eine in Italien früh verbreitete bürgerliche Art. die in den Städ ten Organisationen in mannigfachen genossenschaftlichen Formen schuf, in denen Gleichgestellte in Kommunen, Bruderschastsn. Gil den und Zünften zusammengesaßt nwreii. Der Geist der Nächsten liebe hatte hier eine reiche Gelegenheit zur Betätigung. Er äußerte (ich vornehmlich in der großen Zahl von Kranken pile- geiiden Genossenschaften, denen die Kranken ihre Herren sein soilten. wie es in der Regel der Hospitaliter und des Heilig- Geist-Ordens hieß. Mit heroischem Beispiel ging Franz bald nach seiner Bekehrung auf diesen Bahnen voran, indem er den Aus sätzigen seine besondere Liebe zuwandte." (Fortsetzung folgt.) billige Pauschalkureii e«möglichen auch Minderbemittelten in dem so geschützt gelegenen schönen Soolbade an der thüringischen Pforte den Aufenthalt. a. Denkmatseiinveihung. Am 16. Oktober findet i» Bad Käsen die Einweihung des Denkmals für die im Weltkrieg gesaiienen Korps'iudenlcn statt, zu der neben Fabnena'w' dunngen sämtlicher aktiver deutsche! Korps auch die Vertreter der ober ste» Reichs, und Staatsbehörden erscheinen werden. A:n 1ä.. 16. und 17. Oktoln-r halten aus dstwm Anlaß in Bad Kisten fast wintlicke .Scknellzüge, die de» Bahnhof Kisten durchlaufen. o. MÜlionenanl-'lhe. In Lein P-o-irainin kür die 10-MilIi onen-Anieihe der S'adt Halle, sind auch 799 999 Mark sür den neuen, zwischen fast'' an ' "'ei ' ' neu Fl'.i''hasen Schke n- d.i tz vorgesehen. Fernerhin soll ein A9st sti'' O'-b.ich!o>e gei oni werden, mit den, clne Schuhmacher- und Schneidernrerkstalt ver Hunden wird. !n dein für Obdachlose und A'keits-iose Kleidungs stücke ocserligt «»erden. finden sclIsieii: 2-2 ms! sa slisgiebiH cvie voknenksllee unä «UslrkLllee ist (Zcüets kr ergibt stets guten, billigen uncl cisdei seibst stinciern u Kranken dekömmlicbvn Ksstee. »iur io k>»Itk««»: 6»><I Iw Pix., a-id qo Me . N»I » VI« . v'll» A p»e,
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