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Sächsische Volkszeitung : 09.10.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192610091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19261009
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19261009
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-10
- Tag 1926-10-09
-
Monat
1926-10
-
Jahr
1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.10.1926
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di« den Zählboaen noch nicht erhalten haben, werden ausgesordert. ihn in der nächsten Wohlsahrtspolizeiwache abLuholen. Die Zähl bogen sind bis zum 12. Oktober 1926 bei -er nächsten Wohlfahrts- Polizeiwache ausgefüllt abzuliesern. Wohnungssuchende, dir den Zählbogen nicht ausfüllen, haben damit zu rechnen, daß das Wohnungsamt den von ihnen gestellten Antrag aus Zuweisung einer Wohnung als erledigt betrachtet. : Eine lehrreiche TchnlanSstellung veranstaltet die «creuzschule anläßlich ihres 7vv jährigen Beste hens. In den Schulräumen des Erdgeschosses sind die Arbeiten und Versuche aus allen Unterrichtsgebieten aus gestellt, die einen Ansdruck für die gegenwärtige enge Zu sammenarbeit zwischen Lehrer und Schüler geben sollen. Daran schließt sich in zwei weiteren Räumen eine wertvolle gcichichiliche Ausstellung in der man Handschrifte'n, Bilder, Urkunden und sonstige Druckschriften aus der Geschichte der Schule und insbesondere auch des Kreuzchores bemerkt. Darunter befindet sich auch die bemerkenswerte Urkunde der Stadt Dresden vom 15. Juli 1269, in der zum erstenmal der falutifera crnx gedacht wird. Die sehr interessante Aus stellung ist bis zum 19. Oktober geöffnet. : Krippcn-Ausstclluug. In Verbindung mit dem St. Franziskus-Jubiläum findet in der Devotionalen- und Kunst handlung Heinr'ch Trümper, Schössergasse 25, augenblick lich eine Ausstellung von Krippen statt, die Beachtung ver dient. Vom einfachsten Gipsmodell bis zum kunstvoll ge schnitzte» Holzmodell sind hier eine Anzahl von Krippen ausgestellt. Man sieht darunter auch Nachbildungen der alten Dürer-Krippe, sowie Kompositionen nach eige nen Entwürfen. Ganz besonderer Wert ist auf die Figu ren-Krippe gelegt. Auch diese ausgezeichneten Modelle sind in allen Größen von 8—30 Zentimeter hergestellt, in einfacher Gipsvcrfertigung oder aus Holz geschnitzt. Eben falls zeigen die einzelnen Krippenställe alle Spielarten des künstlerischen Geschmackes sowohl wie einfacher poesie- voller Bastlerfrende. Alle Figurengruppen sind so einge- gerichtet, daß sie jeweils ergänzt oder vermehrt werden können. : Hygiene-Akademie Dresden. Am Montag, den 11. Okto ber findet vormittags die Eröffnungsfeier der Hygiene-Akademie Dresden mit dem ersten Lehrgänge statt. : Der Verein für Völkerkunde zu Dresden kündigt für acu Winter 1929/27 folgende Veranstaltungen an: 1. Sonnabend, den 9. Oktober: Ausflug nach Meißen, Be such des Museums und des Doms unter fachkundiger Füh rung. — Tressen ans dem Bahnsteig in Meißen. Zug ab Drcsden-Hauptbahnhof 2.14, ab Neustadt 2.27. 2. Dienstag, den 12. Oktober: Professor Dr. Birlet-Smith von der Universität Kopenhagen: „Zwei Jahre mit Ras- mns'en bei den Eskimos" (mit Lichtbildern). 3. Dienstag, den 2. November: Herr Joh. Konietzlo-Hamburg: „Moderne Prähistoriker auf den westirischen Jn'eln" (mit Lichtbildern). 4. Dienstag, den 7. Dezember: Professor Dr. von Hornbostöl von der Universität Berlin: „Neuere Ergebnisse der musi kalischen Rasten- und Völkerkunde" (mit Lichtb. u. Phono- orammen). 5. Dienstag, den 11. Januar 1927: Professor Dr. Reuther, Dresden:" „Das Wohnhaus in Indien" (mit Lichtbildern). Dir Vorträge finden jeweils 8 Uhr abends '.m Höriaal 77 der Technischen Hochschule statt. : Dresdner Funkausstellung 1926. Das Interesse an der Dresdner Funkausstellung ist außerordentlich rege. Der An drang zu der Ausstellung in den Nachmittags- und Abendstunden ist sehr stark Großen Anklang haben die Vorträge des Herrn Professor Dr. Danneberg, gesunden. Der letzte Expsrlmental- Lortrag dieser Art findet heute Freitag, den 8. Oktober, abends 7 Uhr stoti. Seit Mittwochabend besindet sich aus dem Balkon des Kurländer Palais ei» Rlescn-Lautsprecher der Meißner liodio-Zentiole, der in wundervoller, klangreiner Tongabe seine Stimme bis auf den Neumarkt erschallen läßt. Arbeitslose können die Ausstellung zum halben Preis besichtigen. : Deutscher Esperantobimd, Ziveigvcrcin Dresden. In der Geschäftsstelle, StruHslraße 40, werden Anmeldungen für den neue n E jPernnto -K u r su s , beginnend 'am 19. Oktober, abends 7 Uhr, in der 9. Volksschule, Georg- Platz, entgegengcnommen. : Gütertariflchrgang. Die Handelskammer Dresden veranstaltet vom 2. November an, Dienstags und Freitags von 9—8 Uhr abends, in der Oeffentlichen Handelslehr- anstalt Dresden einen sechswöchigen Lehrgang zur Ein führung in das Eisenbahn-Gütertarifwesen. Ter Lehrgang wird geleitet von einem Beamten der Reichsbahndirektion Dresden und besteht aus Vorträgen und anichiießenden praktischen Hebungen. Die Unterrichtsgebühr beträgt für den Teilnehmer 8 Reichsmark. Anmeldungen und Ein zahlungen haben bis spätestens Sonnabend, den 19. d. M„ an die Kanzlei der Handelskammer, Nlbrechtstraße 4, zu erfolgen, : Ter Brillantkollier-Lchwiudler. Wie kürzlich be richtet wurde, war ein hiesiger Kaufmann beim Verkauf werlvoller Brillantkolliers einem raffinierten Schwindler zum Opfer gefallen. Dieser hatte es verstanden, bei Be- Dsr Kerr der Wett Roman von Robert H»gh Vcnson. nuro, liiei-ts Ueberietznng aus dem Englischen von H M. von Lama. <79. Fortsetzung.) Schon wano ,:ch die lange Prozession herauf, die Balustrade entlang, und in kaum wahrnehmbarer Weise nah!» das Licht mehr und mehr an Stärke und Schönheit zu. So zogen sie denn heran, die Diener des reinen Kultech ernste Männer, welche wohl wußten, was sie glaubten, welche, wenn sie auch in diesem Augenblicke nicht in ihren Gefühlen ergriffen wurden (sie wußte, daß in dieser Hin sicht z. B. auch ihr Mann ausfchied), dennoch an die Prin zipien dieses Kultes glaubten und es für den größten Teil der Menschheit als ein Bedürfnis anerkannten, sie zum Ausdrucke zu bringe». Langsam schritten sie einher, zu vieren, in Paaren und einzeln, von uniformierten Kirchen dienern angeführt, und stiegen, sich über die Stufen ver teilend, diew hinan, in ihrer ganzen manreriischen Pracht von Schurzfell, Binde und Schmuck von den vielfarbigen 5>chtstrahlen nbergvssen. Ja, hier konnte man hinreichende Beruhigung finden. Im Sanktuarium befanden sich nur wenige Personen. Der ängstlich dreinblickende Mc. Francis in seiner Amts- lracht schritt feierlich die Stufen hinab und blieb dort, die Prvzes'ion erwartend, stehen, indem er mit kaum be merkbaren Bewegungen seine Satelliten dirigierte, die im Hauptgange dem sich heranwälzenden Strom feinen Weg r>ic;en. Die am äußersten gegen Westen liegenden Sitze be gannen sich bereits zu füllen, als Mabel Plötzlich gewahrte, >aß irgend etwas vorgefallen sein müsse. Das Schreien außerhalb der Abtei klang wie eine Art Baß zu der Musik im Innern, doch war es für sich allein nicht vernehmbar: man war sich desselben nur bewußt, sobald rs aufhörte, und dieses Aufhören war jetzt eingctreten. Zuerst dachte Mabel, das Signal für den Beginn der Handlung im Innern sei hinausgedrungen, dann aber erinnerte sie sich mit einer unbeschreiblichen, plötzlichen Erregung, daß ihxes Wissen» nur eures je imstande gewesen Dresden und die Republik Fortsetzung -er Repubttk-ebatte im Sra-kverordneken-Kollegium Dresden, den 8. Oktober. Die Stadtverordneten nahmen zu Beginn der gestrigen Sitzung ein Schreiben des Reichsinnenministers Dr. Külz zur Kenntnis, in dem dieser aus Anlaß seines Ausscheidens aus den städtischen Diensten dem Kollegium seinen Dank zum Ausdruck bringt. Stadtverordneter Dr. H e l m (Komm.) beklagt sich dar über, daß ein von seiner Gruppe eingereichter Antrag, der nichts weniger als die Begnadigung von Max Holz wünscht, nicht auf die Tagesordnung gesetzt worden sei. Der Vorsteher teilt mit, daß er die Aufnahme des Antrages in die Tagesordnung auf Grund der 8Z 4 und 34 der Gemeindeordnung abgelehnt habe. Dem Kollegium liegt der Geschäftsbericht der Spar kasse und der Stadtbank für das Geschäftsjahr 1920 vor. Der Betriebsüberschuß der Sparkasse im Betrage von 116 196 Mark soll i» voller Höhe a» die allgemeine Rücklage der Spar kasse jallen, der Betriebsüberschuß der Stadtbank in Höhe von 115 761 Mark, 100 000 Mark an die allgemeine Rücklage, der Nest soll auf neue Rechnung vorgetragen werden. Der Kreuz schule wird anläßlich ihres 700jährigen Be stehens eine jährliche Summe von 3600 Mark zur Erpachtung eines Gartenspielplatzes als I ub i l ä u m s ga b e zur Ver fügung gestellt. Tann wurde die Lektion über den Sinn der Republik, die man in der letzten Sitzung unfreiwillig abgebrochen hatte, fortgesetzt. Zuerst verlesen die Kommu nisten eine ziemlich lange Erklärung, darüber, was sie von der deutschen Republik halten. Dis kapitalistische Republik sei eine bewußte Irreführung der breiten Massen. Der Kampf gegen die Reaktion könne nur durch die Mobilisierung breiter Arbeitermassen gesiihrt werden. Dan» tönt es weiter von dem „Klassencharakter der Hindenburgrcpublik", von der „roten Fahne der Befreiung des Proletariats" und wie die segensrei chen Phrasen alle heißen. Die Sozialisten fanden es allerdings auch noch für nöiig, dieses Kauderwelsch zu „widerlegen". Dann nahm Oberbürgermeister Dr. Blüher das Wort. Er mies darauf hin, daß ja die Sozialisten selbst be tont hätten, es gehe ihnen gar nicht »m die verfassungsmäßige deutsche Republik, sondern um eine Republik, wie sie sie sich denken. Außerdem erwecke der Antrag den Anschein, als müßte der Rat erst daran erinnert werden, welche Pslichten er der Reichsversossung gegenüber Hab«. Dagegen verwahrte sich Dr. Blüher ganz energisch. Er würbe niemand raten, seine loyale Auslegung der Verfassung anzuzweifeln, ebenso wie er das für die anderen Herren des Rates in Anspruch nahm. Dann äußerte er sich zu den verschiedenen Vorwürfen, die der angeb« liehe Grund für den Antrag sein sollten. Was das verbotene Transparent auf den Hohen thalplatze anlange, so sei nur dessen Anbringung vor dom Denkmal des Königs Anton abgelehnt worden. Nachdem die Deutsche Bolkspartei noch in einer Erklärung ihre Treue zur Verfassung bekundet und festgestellt l>abe. daß der Rat bisher keine Maßnahmen getroffen habe, die ihn als Gegner der Republik und der Verfassung erkennen lassen, wird der Antrag in namentlicher Abstimmung mit 40 gegen 26 Stim men der Demokraten und Sozialisten abgelehnt. Mehrere Anträge, so die Forderung der Verlegung des Jugend- und FUrsorgeamtes in zulängliche Räume, und die der Instandsetzung des Houptzugangsweges zur Siedlung Garten heim zwischen Rosenberg- und Junghausstraße, werden dem Der- waltungsausschuß überwiesen. Ein Antrag Rösch (Soz.) be treffend Fllrsorgcmaßnahmen für Unterstützungsbedürftige und Winterbeihilfen an Erwerbslose amd Kurzarbeiter kommt zur sofortigen Schlußberatung. Stadtrat Dr. Richter betont, daß die Anweisung der Stadtverordneten vom 10. De zember 1925 zu möglichst weitgehender Behandlung der Anträge durch die Fürsorge befolgt würde. Es könne keine Rede davon sein, daß heutzutage jemand zu hungern brauche. Unfreundliche Kritik der Arbeit des Fürsorgeamtes sei nicht geeignet, die Ar- beitsfrendigkoit zu heben. Das Fürsorgeamt habe bereits jetzt die Anweisung gegeben, daß ab 1. Oktober die Kohlendei- Hilfe in Höhe von zwei Zentnern monatlich gewährt werde. Der Antrag wird einstimmig angenommen. Ein weiterer An trag, der sich mit der Lage der Klein- und Sozialrent ner befaßt, geht an den Nechtsausschuß, ein kommunistischer Antrag, der die Dem eindezuschläge zur Grund- und Ge werbesteuer abschaffen will, geht an den Finanz- und Rechtsausschuh. Ende der Sitzung gegen XII Uhr. sichtignng des Schmuckes diesen unbemerkt mit völlig wert losen Stücken zu vertauschen und mit dem echten Schmuck zu entkommen. Auf Grund des an sämtliche auswärtige Polizeibehörden gegebenen Signalements des Täters konnte dieier nunmehr in Hamburg beim Versuch, einen gleichen Schwindel anszuführrn, fest genommen werden. Es handelt sich um einen 28 Jahre alten polnischen Staats angehörigen, Slawata, der auch in anderen Städten Deutschlands unter verschiedenen Namen den gleichen Trick erfcilgreich nngewendet hatte. Mit der Fahndung nach dem flüchtigen Komplizen des Schwindlers mit dem Pitz namen „Harry" und nach dem Verbleib der erschwindelten Schmuckstücke ist die Kriminalpolizei zurzeit noch beschäftigt. Leipzig ) Tödlicher Sturz. Am Mittmochnachmittag ist ein Ktemvncrlehrling im Alter van 17 Jahren bei der Arbeit von einem Balkon im zweiten Stockwerk in den Hof hinabgestürzt. Er mar sofort tot. ) Der neue Leiter der Stadtwerke. In der Sitzung der Leipziger Stadtverordneten wurde Stadtbaurat Zur Rieden aus Barmen in der Stichwahl mit 35 oon 55 gültigen Stimmen als Nachfolger des verstorbenen Stadtbaurats Paul zum Leiter der Stadtwcrkc gewählt. — Die Stadtverordneten bewilligten außerdem 2X Millionen Mark für Notstandsarbeiten beim Bau der Bahnstrecke Leipzig-Zöschen. ) Die Eisenbahnvrrbandlungen. Die Verhandlungen mit der Reichsbahn über die Wetterführung der von der Reichsbahn geplanten Strecke Zöschen nach Leipzig habe zu einem Ergebnis geführt, demzufolge die Bahnstrecke Zöschen—Leipzig von einer K l e i n ba h n - A. - G. gebaut, dann aber von der Reichsbahn übernommen wird. Die Kosten werden auf rund 2;2 Millionen Mark geschätzt. TU irrtet. mslsts Aus Sachjen Mahraun wir- verklagt Dresden» 8. Okt. Der Hochmeister Mahraun des Jnngdeutschen Ordens hatte gegen den aus der sächsischen Landcsleitung dieses Ordens ausgetretenen Freiherrn von T schäm m er und Osten, der mit der von Mahrcntn eingehaltenen politischen Richtung nicht einverstanden war» im Anschluß an diesen Austritt gegen von Tschammer Angriffe gerichtet, die diesen nunmehr veranlaßt haben, die B e le i d i g u ngs k lag e gegen Mahraun anzustrengen. Kriegsgräberfürsvrge Das soeben erschienene Oktoberheft der monatlich erschei nenden Zeitschrift des Bolksbundes Deutsche Kriegsgräbersür- sorgo, e. V. „Kriegergrübersürsorge" bringt eine Fülle von Be richten über den Besuch an Kriegsgrübern im Ausland. Zahl- reiche Angehörige haben im Laufe des Sommers Gelegenheit genommen, die ihnen teuren letzten Ruhestätten ihrer auf dem Felde der Ehre gefallenen Lieben zu besuchen. In liebens würdiger Weise haben sie dem Volksbunde ihre Reisceindrücks zur Veröffentlichung in der „Kriegergrübersürsorge" zur Ver fügung gestellt. Besonders waren es Friedhöfe in Belgien, denen der Besuch unserer Mitglieder galt. Auch Frankreich. Polen, Lettland und Rumänien waren das Ziel einzelner Ange höriger. Weiter bringt das Oktoberhest Berichte über Kricger- friedhöfe in Schweden. Afrika und Honolulu (Hawaii-Inseln), die uns Kommandanten von Kriegsschiffen zur Verfügung gestellt haben. Den Marineangehörigen gebührt ganz besonder Dank des deutschen Volkes, weil sie überall da, wo ihre Schisse an- legen, und wo sich deutsche Friedhöfe befinden, es sich nicht nehmen lassen, diese auszusuchcn und mit Blumen zu schmücken. Der Berichte waren so viele, daß sie in diesem Heft nicht alle Platz finden konnten. Weitere Berichte folgen in den nächsten Nummern. Dann gibt das Heft Auskunft über die Arbeit des Volksbundes, vor allem über die ausgedehnte Reise seines Gar tenarchitekten durch Polen. Galizien und Rumänien. Zahl reiche Friedhöfe hat er bei dieser Gelegenheit besichtigt, um fest- zustellen, in weichem Zustand sie sich befinden, und wie sie mit nicht allzu hohen Mitteln nach deutschem Empfinden hergerichtet werden können. Die von ihm gemachten Vorschläge werden nun war, die tobende Menge zu beruhigen. Doch war sie nicht sicher; es mochte vielleicht Einbildung sein. Die Volksmenge tobte vielleicht auch jetzt noch, ohne daß ihr Ohr es ver nahm: aber, beinahe außer sich, wie von tödlicher Angst befallen, bemerkte sie, daß auch das Stimmengewirr inner halb der Abtei sich gelegt hatte und eine mächtige Woge der Erregung sich über diese lebenden Felder und Abhänge hinwälzte, wie der Wind über den Weizen dahinweht. Einen Moment ipäter stand sic auf und klammerte sich an die Brüstung: ihr Herz hämmerte wie eine unter zu hohem Druck rasende Maschine, ungestüm und ohne Unterlaß jagte das Blut durch die Adern, dien» wie eine sich erhebende Welle, begleitet von einem Seufzen, das selbst die triumphie renden Orgelklänge durchdrang, hatte die riesige Versamm lung sich auf die Füße erhoben. In der wohlgeordneten Prozession schien Verwirrung ansznbrcchen. Sie iah Mrs. Francis rasch nach vorn eilen und wie einen Konstuktor gestikulieren und dann ans seinen Wink die lange Reihe sich wieder boranbewcgcn, sich zer teilen und zurückweichen: dann ichob sie sich schnell wieder voran und zerfiel in zwanzig Teile, die sich die Sitze entlang bewegten und sie in einem Augenblicke füllten. Menschen rannten und stießen, Schürzen flatterten, Hände winkten, alles ohne Zusammenhang und wortlos. Man hörte Fußgetrampel, den Krach eines um- geworfencn Stuhles und dann, als ob ein Gott ruhe- gcbictend seine Hand erhoben hätte, brach die Musik Plötzlich ab und hintevlicß ein wildes Echo, das im gleichen Augen blicke znsanimensank und erstarb. Das tiefe Seufzen nur hielt an, und in dem vielfarbigen Sonnenlichte, das die ganze ungeheure Länge des nun von Osten bis Westen freien Mittclgangcs überflutete, sah man weit unten am Ende des Schiffes eine einzelne Gestalt hexanschreiten. Was Mabel an diesem ersten Morgen des neuen Jahres von elf bis halb -ein Uhr sah, hörte und fühlt«, dessen konnte sie sich niemals auch nur annähernd er innern. Während dieses Zeitraumes hatte sie jedes Sülbst- bewuhtsein, hatte sie jedes Reflektionsvermögen verloren, so sehr fühlte sie sich von dem vorangegangenen Kampfe geschwächt. Von dem Prozesse, Ereignisse aufzunehmen, zu sichten und sich dieselben wieder zu vergegenwärtigen. war bei ihr leine Rede mehr; sie war nicht mehr als ein Wesen, das in einem einzigen andauernden, von -in unregelmäßigen Intervallen wiederkehrenden Erwägungen durchkreuzten Akte Beobachtungen anstellt. Auge und Öhr schienen ihre einzigen Funktionen zu sein und in un mittelbarer Verbindung mit ihrem lodernden Herzen zu stehen. und sie verfolgte ihn, als er unter lautloser Stille ent schlossen über den mit rotem Teppich belegten Gang herauf kam, allein die wenigen Stufen, die zum Chvrraum empor- führten, Hinaufstieg und jetzt an ihr vorbeischritt. Seine Kleidung war die bei englischen Richtern übliche, Scharlach und Rot, was sie aber kaum bemerkte. Für sie existierte nichts anderes mehr, als er; die Riesenversammlung war verschwunden, hinabgesunken und in eine einzige bebende Atmosphäre ungeheurer menschlicher Erregung umgewandelt. Es gab niemand mehr als Julian Felsenburgh, und Licht und Friede strömten von ihm aus und umgaben ihn wie mit einem Glorienschein. Nachdem er vorübeegieschritten, verdeckte ihn einen Moment die Redncrbühne und wenige Sekunden später war er wieder sichtbar, die Treppe zu derselben hinauf- stcigeiid. Nun hatte er seinen Platz erreicht — sic konnte sein Profil sehen, ein wenig zur Linken unterhalb ihres Platzes, sein und scharf wie die Klinge eines Messers und darüber das weihe Haar. Er hob den mit weißem Besatz gezierten Arm, machte eine kurze Bewegung und mit einem, dem Brausen einer Meereswoge ähnlichen Geräusch ließen sich die Zehntausend auf ihre Plätze nieder. Wieder ein Wink, und mit Gedonner hatten sie sich von neuem erhoben. Nun war es wieder still. Er stand, vollkommen regungslos, die Hände nebeneinander auf die Brüstung gelegt, den Blick gerade vor sich hingerichtet; es schien, als warte er, der aller Angen auf sich vereinigt und jeden Ton zum Schweigen gebracht, bis die alles beherrschende Wirkung seiner Person vollständig geworden und es dann nur einen Willen, ein Sehnen gäbe, und dies lag in Hand vereinigt. Dann begann er zu sprechen. ... Fortsetzung solgt.)
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