Volltext Seite (XML)
Nummer 258 — 25. Jahrgang gmal wöch. Bezugspreis flir Novbr. 3,00 .tt einschl. Sestellgelo «nzeigenpreise: Die Igesp. Petitzeile 30-Z. Stellengesuche SO L. Die Petitreklamezetle. 98 Milli meter breit, 1 Offertengebühren für Selbstabholer 80 L. bei UebersenSung surch die Post autzcröem Portozuschlag. Einzel-Nr. 10 Sonntags-Nr. 15 4. Geschäft!. Teil: Friedrich Nieser in Dresden. SiickMke Sonnabend, 13. November 1926 Im Falle höherer Gewalt erlischt jebe Verpflichtung aus Lieferung sowie Erfüllung v Anzeigenausträgen u. Leistung o Schadenersah. Für unüeutl. u. S. Fern ruf übcrmitt. Anzeigen übernehmen wir keine Ver antwortung Unverlangt eingcsandle u. m Rückporto nicht versehene Manuskripte iverd. nicht ausbewahrt H Sprechstunde oer Redaktion 2—3 Uhr nachmittags, Hauptschriftleit.: Dr. Joseph Albert. Dresden. volfsmümg riliril'I'INllSU» KvKI vresclen StruvvUravv 7 Oeste tzustitZten diieürißiste Preise ins vertag: Saroina Luchdruckerei l-imvv« ».lesden-ei. >. PoUerlirake 17. .^ernrn» 21VI2. Poil'ckeckkomo Dresden 14797 Bankkonto: Dresdner Bank, Dresden Für christliche Politik und Kultur Linoleum 1 Isppieks c. ainckMr ./> i'N.'I . " , -1 ' ^ ' ' > I I MMI ' . > / AI '»'I I > l I ' ^ I I ' ' ' -"'/I ' ! I I Brief aus Dänemark Kopenhagen, Anfang Novbr. 1926. Die beiden großen Ansgarfeste, das katholische und das protestantische, sind nun vorüber. Obwohl iin Früh jahr. als inan beiderseits den Entschluß faßte, die Ankunft des hl. Ansgar, des Apostels des Nordens, vor 1100 Jah ren festlich zu begehen, nicht gerade zarte Worte gegen die Katholiken gefallen sind, sind beide Feste in der größten Ruhe und ohne gegenseitige Kampfesrufe verlaufen. Das katholische Ansgarfest wurde am 1. August iin großen Schloßhofe des katholischen Grafen Holstein- Ledreborg unweit Roskilde in Gegenwart der Bischöfe von Dänemark, Schweden und Finnland und eines Ver treters des norwegischen Bischofs, der gerade auf Spitz bergen weilte, und 3000 Gläubigen durch ein Pontisikal- hochamt und Predigt des dänischen Bischofs gefeiert. Da seit langem mit dem gedruckten und gesprochenen Wort von protestantischer Seite nach berühmten Plustern Ver suche gemacht wurden, den hl. Ansgar, der ein ebenso treuer Sohn der Kirche wie der hl. Bonisatius war, zu einem Protestanten s!) oder zumindest zu einem Vorläufer Luthers (!) zu stempeln, wies der Bischof an Hand der ge schichtlichen Tatsachen nach, daß der hl. Ansgar unser ist, und daß die edelsten kirchlichen Gebäude Dänemarks, die Kathedralen von Aarhus, Odense. Nibe, Noskilde auch heute noch stumme Zeugen des einstigen blühenden rö misch-katholischen Lebens sind. Der Nachmittag fand noch mehr Gläubige — ca. 4000 Personen — in dem zum Be sitztum des Grafen Ledreborg gehörenden lieblichen Her- thadal zu einer großen dänischen Katholikenversammluiig vereinigt. Auf alle Teilnehmer machte die Morgen- und Nachmittagsfeier einen unauslöschlichen Eindruck, und die vielen, die unter großen Mühen aus der weiten Diaspora gekommen waren, gingen heim, gestärkt in der Treue zu ihrem heiligen katholischen Glauben. Das evangelische Ansgarfest wurde in Gegen wart der königlichen Familie, acht evangelischen Bischöfen — der neunte war erkrankt — und einer Schar von 10 000 Gläubigen, am 8. September, dem Feste Mariä Geburt, in der altehrwürdigen Bischofsstadt Ribe zwischen Es- bjerg und Tondern abgehalten. Zum Lobe der bischöf lichen Redner sei gesagt, daß sie sich von jedem Angriff aus die katholische Kirche fernhielten. Trotzdem mußte es auf jeden historisch Geschulten, ja selbst auf jeden denken den Protestanten einen merkwürdigen Eindruck machen, wenn die historischen Tatsachen so geschildert wurde», als ob überhaupt keine „Reformation" bzw. ein Bruch mit -er alten Mutterkirche stattgefunden hätte. Dieserhalb ist die Feier auch späterhin von seiten der dänischen „Inne ren Mission" stark getadelt worden, die eben doch gern aus der Feier heraus Kampfesrufe gegen „das Bordrin gen der römischen Kirche" gehört hätte. Plan kann das verstehen, denn die Predigt des Bischofs Olesen von Ribe über den hl. Ansgar hätte ebensogut in einer katholischen Kirche gehalten werden können. Vergleicht man die Feste der beiden Konfessionen mit einander, so muß man sagen, daß das katholische die eigentliche Frucht bringen wird, weil es eben innerlich wahrhaftiger war. Alan kann nicht das evangelische Volk dadurch für seine Religion begeistern, daß man mehr und mehr äußerlich katholische Formen annimmt. Es find dann eben nur Formen,' die nicht hinwegtäuschen können über den verschwommenen Kern. So wird die religiöse Begeisterung, soweit sie zutage trat, bald wieder abklingen und die innerliche Leerheit eines solchen Festes wird nur noch mehr dazu beitragen. Geistliche und Volk aus der Staatskirche zu drängen, zum Schaden für das Christentum überhaupt, da die meisten ja nur radi kaler bzw. glaubensloser werden. Es ist traurig, wenn ein für den protestantischen Glauben begeisterter Mann sei nen Eindruck über das protestantische Ansgarfest folgen dermaßen zusammenfatzt: „Das Ansgarfest hat uns nicht weitergebracht, als die andern großen evangelischen Zu sammenkünfte der Gegenwart. Es wurden viel Worte gemacht, aber die Tat fehlte. Wir hatten viel von diesem Feste erwartet, aber wir sind enttäuscht wieder heimge gangen. Trotz aller echter Andacht und des besten Wil lens konnte man nur den Ton vollständiger Ohnmacht heraushören." „Ser L«s -es «OM Ms- Der amerikanische Präsident Coolidge mahnt Europa zum Frieden, indem er auf Amerikas m lilärische und finanzielle Stärke hinweist Ncuyorli, 12, November. Eine I), a öeoentsame Rede Ptt oer Präsident See Vereinig ten Staaten. Calvin Coolidge. anläßlich des Waffen stiitstanüs- tages bei einer Denkmalseiiüveihung in Kansas City gehalten. Coolidge sagte: Amerika hat nicht das Bedürfnis, Nachforschungen Sarüder anzustellen, wie jener Krieg begonnen hat. Das Blutvergießen ist nun einmal geschehe». Man bann cs anderen überlassen, darüber zu diskutieren, wer im Krieg« Sieger gewesen ist. Für Amerika genüge es, zu wissen, daß die Seite siegreich gewesen ist. aus der die Amerikaner gedämpft haben. Amerika hat niemals danach gestrebt, eine Militärmacht zn sein. Es hegt keine imperialistischen Absichten, ist nicht von der Vision der Weltherrschaft geblendet, ist zufrieden innerhalb des eigenen Territoriums. Aber wir vergegenwärtigen »ns durchaus, daß uns niemand schützt, wenn wir uns nicht sechs! schützen. Der Friede daheim und die internativnale Sicherheit gehören zu de» erste» Dinge», die jede Regierung suchen mutz. Wir uuierlTnlte». um lins diese notwendigen Bedingungen zu sichern, ein zur Grütze unseres Territoriums sehr bescheidenes st e h e n d e s H e e r. Es ist eine Gefahr für niemanden, ausgenommen siir UebcUäter. Wenn auch die amerikanische Regierung vollkommen auf eine Politik des dauernden internationalen Friedens eiugesleiit ist und jede vernünftige Anstrengung in dieser Richtung gemacht hat. wird sie doch weiterhin eitle Politik der ansreichenüen nationalen Verteidigung verfolgen, Amerika hat in den letzte» sechs Fahren vier Milliarden Dollar für Heer und Flotte bewilligt. Es gibt keine kessere Flotte in der Welt als die amerikanische. Die ge samten Land- und Seestreitkräste Amerikas belaufen sich auf !>ötl 000 Mann, Das ist die größte Stärke, die Amerika jemals in Friedcnszeilen unterhalten hat. Kürzlich ist ein fünsjähriges Programm ausgestellt morden zur Verbesserung des Lnsldienstes. Amerika hält trotzdem fest daran, daß ein Dtettrüslen vermieden werden mutz und ist bereit, dafür vernünftige Opfer zu bringen. Im Falle eines neuen Krieges beabsichtigt die Regierung eine allgemeine Konskription nicht nur der Menschen, sonderm auch der Vermögen einzusiihre». Es steht nicht im Einklänge mit unsere» Gerechtigkcitsideale». das; einige den Gefahren des Schlachtfeldes «usgesetzl werde», während die anderen große Ge winne erzielen, daß der eine zum Opser und der andere zum Nutznießer wird. Oft ist gesagt worden, daß Amerika durch den Weltkrieg profitiert habe. Aber es hat sich nicht im Kriege bereichert, son dern >m Gegenteil verloren. (?) Der Krieg hat auch Amerikas Schulden stark anivachsen lassen, ungerechnet die Verpflichtungen gegenüber den Veteranen. Coolidge pries dann den Frieden als höchstes Menschheits ideal. Man solle jedem nationalen 'Mißtrauen und Hatz anderer 'Nationen gegenüber ans dem Wege gehen. Die alte Welt habe Generationen hindurch sich diesem Luxus hin gegeben. Das Ergebnis sei vernichtend gewesen. Amerika wün sche sreundsclxistliä-e Beziehungen zu allen anderen Völkern. Man erzähle, Amerika sei in Europa unbeliebt. Solche Berichte seien aufgcbauscht, und man nieste ihnen zu viel Bedeutung zu. Ame rika sei eine G'äubigernation, es gehe ihm besser als einige,, an deren. Das habe dazu geführt, das; seine Interessen in den euro päische» Kreis hineingezogen worden seien, wo Mißtrauen und Argwohn nur zu sehr Allgemeingut geworden seien. Die Ameri kaner sollten die Leiden und Opfer der Angehörigen der anderen Nationen anerkennen, ihnen gegenüber stets ihre Geduld und Sympathie zeigen und die Hilfe erweisen, die »ach ihrer 'Meinung genüge, um ihnen wieder zu gesunden und glücklichen Verhält, nisscn zu verhelfen. Es sei Tatsache, daß die Position Amerikas stark, seine Finanzen stabil, sein Handel weitreichend sei. E s' habe schon der ganzen Welt geholfen. Diejenigen, die Kredite brauchten, sollten nicht Klagen, sondern froh darüber sein, daß ein« Bank vorhanden sei. die ihre Bedürfnisse erfüllen könne. Amerika wünsche nicht oder strebe »ichi oauach. sich anf- ,zudrängen, sondern gebe seine» Nai »nd Beistand nur. wenn es darum gebeten werde. Zur Frage der K r i e g s s ch u l o e u äußerte Coolidge: „Mäßigung ist «ine gegenseitige internationale Pflicht. Wir sind gegen eine Politik der Crpressung oder Uuterdrüchnng. Amerika ha! aber stets eine Polin» der Anerkennung der Heiligkeit der internationalen Verpflichtungen getrieben. Ich glaube incht. daß die Welt eine andere sichere Grundlage finden nanu," Zum Schluß äußerte sich Coolidge über das Haager S ch i ed sg e r i ch t. dem 'Amerika bekanntlich nur unter gewis sen Vvrbehalien beitrete» will. ..Ich hege nicht sie 'Absicht." er klärte er. ..den Senat zu ersuchen, daß er seine Haltung modifi ziere. Ich glaube auch nicht, daß der Senat einen solchen Vor schlag günstig ausuehmcu würde und sehe keine Möglichkeit, sür unser Land den, Weltgericht beizulreteu. es stü denn, das; die Voraussetzungen, die in dem Seualsoeschiuß eutkulten sind, von den anderen interessierten Nationen erfüllt werden," Diese Friede»srede ist in wehr als einer Beziehung bemer kenswert. Sie kennzeichnet zunächst die Stellung der Bereinig ten Staate» zur A b r n st n n g s f r a g e. Tie sehr höflichen Worte des nmerikanischen Präsidenten, die an die nnropäischen Staatsmänner viel mehr gerichiel sind als an seine Hörer in Kansas Ciln. enthalte» eine Haine Wahiheil: Amerika liegt nichts am Rüsten, aöer wen» es dazu gezwungen wird, wird es d's Wettrüsten an'-hatien. Die Versieh.rung Coolidzes. ,, ,i strebe nicht danach, eine Militärmacht zu iem. kün > e würdig angepchls oer Taiwan'. daß i» 0 Jahren , - den Dollar, also säst 17 Mikiarden Mork von A n." na , r N,nu i s- zivecke ansgcgeben worden und. Daß die La»>»:r,n, - jämwch ist. besagt weich; — penn woher hol die Union e.ne W'.oromn'z ans den, Fcstlande z» fürchten'! Die Flotte aber ist die . Me der Welt, sagt der Präsident, und die Luftflotte wird mit Gewalt ausgerüstet. Wahrhastig, dieser Frieüensenge! hat statt der Palme ein beträchtlich großes Schwert i» der Hand! Zur Frage der K r i e g s s ch n I d e n Hai Coolidge sich mit allgemeinen Wendungen geäußert. Statt einer klaren Aus lassung über dieses bedeutungsvolle Problem findet sich in der Rede die 'Versichern»;;. das; Amerika alle vernünftigen Maßnahmen ergreifen werde, um das Wettrüsten hinlanznhatten. Die vornehmste dieser Maßnakmeii oder ist nach früheren Reden des Präsidenten Sie Weigerung, die Kriegsschulden der stark ge rüsteten Staaten zu streichen. In der gleichen Rüstung liegt die Aeußernng. daß ja auch Amerika durch den Krieg Schaden er litten habe. Eine Bemerkung, die sehr stark an den bekannten Ausspruch von Hugo Stinnes erinnert, niemand habe durch die Inflation so viel verloren wie er. Im Widerspruch zu der Wendung von den Kriegsverlnsten Amerikas steht die Feststel lung. das; Amerika heule ein Glänvigcrsiaat sei. Bor dem Kriege war es das nicht. Die Stellungnahme des Präsidenten zun, Haager Schiedsgericht ist klar: Wenn Amerikas Vorbehalte »ich, anerkannt werden, verzichtet es ans den Beitritt, Diese Erklä rung ist- um so bemerkenswerter, als Coolidge sich seit seinem Amtsantritt für einen Beitritt znm Schiedsgericht iin.Haag ein gesetzt hat. „Amerika hat schon aller Welt gehalsen." In diesem Satze ist die ganze Rede des Präsidenten zusammengefaßt. Amerika dranch! niemanden, aber die ander» brauchen Ame rika. Eine Feststellung, deren Richtigkeit niemand in Europa bestreiten kann. Daß der amerikanische Präsident diese Tat sache als eine Selbstverständlichkeit ansspreche» kann, beweist, wie weit die Abbängigkeit Europas, das heute znm Balkan der Erde geworden ist. von Amerika bereiis gediehen ist. Hoöeiii lieh bewegt diese Brandmark»»;; vor der Weltöffentlichkeit die europäische!, Kabinette da,;», mit größerer Energie die Wege zu beschrciten. an! denen diese Anhängigkeit der alten Wett von der neuen erträglich gestaltet werden kann. ' I . M'.-.ei o. Mf Im dänischen Reichstag nimmt die N e u - regeln ng der kirchi: che »Angelegenheiten einen breiten Raum in den Verhandlungen ein. Was aus der dänischen Staats-(Bolks-)Kirche werden wird, ist noch völlig ungewiß. Die Radikalen bringen folgende Anträge ein: 1. Das Recht, Geistliche einzustellen oder zu verabschieden, kommt ohne Einschränkung den einzelnen Gemeinden zu. 2. Männer und Frauen können gleich berechtigt zu Geistlichen gewühlt werden. 3. Eine Ver pflichtung auf Dogmen oder ein bestimmtes Ritual findet nicht statt. 4. Das Bischofsamt wird abgeschafst. Nun zum Schluß noch etwas vom deutschen Evan gelischen Bund! Nicht genug damit, daß Doehring und seiner Kollegen Hetzreden und Versammlungen den s deutschen 'Namen auch unter Protestanten des Auslandes» beschmutzen, ziehen auch die vom Evangelischen Bunde in-ij spirierten deutschen Blätter im Auslande auf ihre be-^ kannte Art gegen den Katholizismus zu Felde und scl>a-,, den damit unmittelbar dem Deutschtum des Aus- i landes. Zum ersten Male wurde in diesem Jahre von der katholischen Gemeinde Hadersleben, die zum größten Teile aus Deutschen besteht, eine öffentliche Fronleich»