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Sächsische Volkszeitung : 16.06.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192706164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270616
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270616
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-06
- Tag 1927-06-16
-
Monat
1927-06
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 16.06.1927
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, i» Vrrrrlrn unel Umgebung Bezirksausfchuhsltzting Dresden. IS. Juni. 'Der Bezirksausschuß hielt gestern unter dem Vor sitz des Amtshauplmannes Dr. Schulze eine öffentliche Sitzung ab. Man stimmte u. a. der Verteilung der Ueberland- Automobilspritzen zu, deren Kaufsumme zum Teil in den Haus- holtplan des Bezirksverbandes eingestellt sind. In der Mit gliedschaft beim Kanalbauverein soll vorläufig keine Aenderung eintreten, obwohl die Baupläne für den Elbe—Oder—'Kanal ab geändert worden seien. Die Erhöhung des Gesellschaftsanteiles des Bezirkes an der Dresdner Baugemein sck-a ft wurde nach lebhafter Aussprache genehmigt. Die Gemeindewahl in Gohlis wurde für ungültig erklärt, muß also wiederholt werden. Zur Errichtung der Stauanlage der hi)droelektrischen Speicheranlage bei Niederwartha wurde die Genehmigung er teilt. Darüber hinaus wurde noch eine Neihe weiterer Punkte erledigt und eine geheime Sitzung angefchlossen. Die Ban-erolenfittschungen Dresden. 18. Juni. Zu den Banderolensälschunge», über die bereits mehrfach berichtet wurde, teilen die Morgenblätter u. a. mit: Die An gelegenheit ist von den Dresdner Behörden größtenteils auf geklärt worden. Es wurde sestgestellt, daß ein großer Teil der in Dresden, Berlin, Hamburg und Köln verwendeten gefälschten Tabaksleuerzeichen von dem Photographen und Steindrucker Köhler aus Bautzen hergestellt wurden. Köhler, der 1928 aus der Strafhaft wegen Krankheit entlassen wurde und seit her flüchtig ist, hatte in der Tschechoslowakei eine neue Fälscher werkstatt eingerichtet Die gefälschten Tabaksteuerzeichen ver kaufte Köhler an zwei bekannte Bonderolenschieber. Bis auf die auswärtige» Aufkäufer der gefälschten Steuerzeichen wurden in Dresden sämtliche beteiligten Personen verhaftet. Die Staatsanwaltschaft Dresden Hot bereits die Anklage erhoben. Der Hauptschuldige Köhler ist entkommen. Am die Aufhebung -er Difapflichl Letschen, 15. Juni. Ende Juni oder Anfang Juli werden, wie die „Sudetcndcutsche Tageszeit uiz" niittcilt, die Verhandlungen über die Auf hebung d,r Vifapslicht zwischen der Tschechoslowakei und T e n!' l a n d fortgesetzt werde». Die Verhandlungen wer de: n',.e>cei',n in Berlin stattfiudc». Was die Verhandlungen mit O-.sterrciü» beirisst, wurde ihr bisheriges Resultat von den zuständigen Wnnunen geprüft. 'Die Handclskainmerzcntralc hat den maßgeben den Ministerien den Antrag unterbreitet, mit allen Staate» wegen Aushebung der Visapslicht in Verhandlungen zu trete» und zu die sem Zweck eine besondere intcr ministerielle Konferenz einzubernsc». An amtlichen Stellen ist man jedoch der Meinung, daß eine generelle Lösung dieser Frage gegenwärtig unmöglich sei, »aß vielmehr mit jedem einzelnen Staate verhandelt werden müsse, so wie cs nun mit Deutschland und Oesterreich geschieht. wurden erheblich, einige angrenzend« Privatschuppen gering beschä digt. Leider wurde auch ein Eisenbahnbedienstrter schwer verletzt. Verurteilte Diebe. DaS erweiterte Schöffengericht Frci- bcrg beschäftigte sich am Montag mit neuerlichen Edclmetalldicb- stählen in den staatlichen Hüttenwerken in Halsbrücke. Der Hütten- aufscher Heidemann aus Großschirma hatte in der Inflationszeit und im März 1927 in den Hüttenwerken Edelmetall gestohlen und an Dresdner Hehler verkauft. Der Dieb Heidemann erhielt zwei Jahre Gefängnis, die Hehler Zuchthausstrafen von rin bis zwei Jahren. Der Kraftwagensührer Koltwitz wurde Ivcgen gewerbsmäßiger Hehle rei zu einem Jahr Zuchthaus, der Dekorationsmaler Lehmann zu einem Jahr sechs Monaten Zuchthaus und der Trödler Mendel Goldbcrg zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. : Schirgiswaldcr Landsmannschaft. Sonnabend, de» 18. Juni Ausflug nach Meißen zuin Landsmann Schimmeck „Buschbad". Ab fahrt mit SonntagSsahrkarte ab Hauptbahnhof 19.35 (7.35) Uhr, ab Neustadt 19.47 (7.47) Uhr mit Sondcrwagen und Musik bei jeder Witterung. Alle Landsleute willkommen. — Der für Sonntag, den 19. Juni angcsetzte Ausflug fällt aus. : Katholisch« Studentenschaft im A. B. V. Donnerstag, den 16. Juni (Fronleichnam) in der Bildungsanstalt Hcllerau Vor trag des StudentenseclsorgerS Dr. Baum: „Pädagogische Bestre bungen in Hcllerau in Vergangenheit und Gegenwart." — Die Bil dungsanstalt Hellerau ist am besten zu erreichen mit der Straßenbahn linie 7 bis Rähnitz, Heidcweg. — Heute Mittwoch abend 7.30 Uhr im Jugendheim, Schloßstraß« 32, religiöser Ausspracheabend. : Fronleichnamsprozession in Kipsdorf. Auf das Inserat betr. Fronlcichmunsprozcssion in Kipsdorf am nächsten Sonntag, den 19. Juni wird hingcwiesen. Bezugnehmend auf das Eingesandt in Nummer 130 wird auch zu den Prozessionen in Freital und Wils druff herzlich cingcladen. Die Dresdner Teilnehmer wollen Sonn tagskarte nach Tharandt (70 Pfennig) nehmen und in Hains- bcrg, wo sie aussteigcn, beim Festausschuß im Bahnhofe Hainsberg die Soimtagskarten, welche für den Sonderzug gelten, entnehmen. Also nicht gleich in Dresden »ach Kipsdorf lösen! Der Sonderzug geht 7.15 Uhr in Hainsberg ab, und kan» man auch bis HainSbcrg die Elektrische 22 benützen. Fahrzeit von Postplatz bis Bahnhof HainSbcrg zirka Stunde. : Gefallenengedenkfeier. Um das Andenken unserer Gefallenen in würdiger Weise zu wahren, hat sich im Jahre 1924 ein Aus schuß für die Ausschmückung des Ehrenhains ans dem Garnisonfried- hof in Dresden gebildet. Dadurch wurde es möglich, — in aller Stille — Blumenrabatten nnzulegen, die Bcctstrcifcn zu bepflanzen und di« gärtnerischen Anlagen instand zu halten. Jetzt ruft dieser Ehrenhain-Ausschuß zu einer Heldengedenkfeier für die Gefallenen der Dresdner Garnison ans. In den letzte» Abendstunden des 24. Juni, in der Stille des Ehrcnhaines soll die Feier vor sich gehen. : Autounfall eines Dresdners. Geblendet von einem ihm ent gegenkommenden Kraftwagen, fuhr aus der Hofer Straße bei Mittelbach der i» Dresden auf der Feldherrcnstraße wohnhafte Vertreter Max Krause mit seinem Kraftwagen gegen einen Straßen- baum, wobei der Vorderteil des Wagens zertrümmert wurde, so daß der Wagen abgeschleppt werden mußte. Krause erlitt Schnittwunden im Gesicht und an den Händen. Zur AberslMung »er Hochschulen Entschließung d«r Tagung der Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft in Kiel. Die Wirtschaftshilfe der Deutschen Studen tenschaft hat sich auf ihrer Tagung in Kiel eingehend mit den Fragen der Ueberfüllung der akademischen Studien und Berufe besaßt. Sie hat festgestellt, daß der Ueberblick über dieses Gebiet durch das Fehlen objektiven und einheitlichen Zahlenmaterials sehr erschwert ist. Zweifellos be steht in einzelnen Studienfächern und Berufen eine starke Ueberfüllung, die in den nächsten Jahre» »och steigen wird, während in anderen Fächern sogar der dringendste Bedarf noch nicht gedeckt ist. Angesichts dieser Sachlage weist sie mit neuem Nacydr..-,» darauf hin, daß das Hochschulstudium nur den wirklich Befähigten und Tüchtigen die Möglichkeit befriedigender Berufsarbeit eröffnet; sie warnt in ollen anderen Fällen drin, gend vor dem Studium, selbst wenn auf Grund der Vermögens lage der Eltern die schweren finanziellen Lasten des Studium» ohne fremde Hilfe aufgebracht werden können. Wirtscliastliche Unterstützungen sind nur in beschränktem Maße für besonders begabte und tüchtige, sorgfältig ausgewählte Studierende zu erwarten. Es sollte sich deshalb niemand in leichtfertiger Hoff nung wirtschaftlicher Hilfe von dritter Seite zum Hochschul studium entschließen. Die Wirtschaftshilfe der Deutschen Studen tenschaft bittet den Verband der Deutschen Hochschulen, den lieberfüllungs- und Bernfsfragen ganz besondere Aufmerksam, keit zuzuwenden und Maßixchmen zu treffen, um diese Pro- bleme soweit wie irgend möglich der Klärung zuzuführen und die Gefahren zu mildern. InÄiesondere bittet sie den Hochschul, verband, dafür einzutreten, daß die Hochschuldozenten den Wirt- schaftskörpern durch Ausstellung von Besähigungszeugnissen auf Grund sorgfältigster und schärfster Beobachtung der Studieren- den die Möglichkeit individueller Auswahl und Unterstützung gebe». Eine genaue Prüfung der Sachlage wird ziveifellos er- geben, daß die Ueberfüllung im letzten Grunde kein beson deres Problem des akademischen Berufsweges ist, sondern lediglich eine Teilerscheinung der Folgen der Deutschland auferlegten unerträglichen Belastungen und Ein engungen, die de» Lebensraum Deutschlands so verkürzen, daß alle Berufswege gerade für tüchtige, aufwärtsstrebende junge Menschen aller Schichten gefahrdrohend überfüllt sind. Die Wirtschaftshilfe weist die R e i ch s r eg i e r u n g, von der die ganzen studentischen Wirtschastssrogen so nachdrücklich und verständnisvoll gefördert werden, mit größtem Ernst aus diesen Notstand hin und bittet, bei allen außenpolitischen Ver handlungen, die die Schaffung des für dos deutsche Volk not- ivendigen Lebensraumes und die die Erleichterung der Deuisch- land auferlegten Lasten zum Aiel haben, diese unerträgliche und wachsende Einengung der pingen aufstrebende» Generation Deutschlands nachdrücklich ins Feld zu führe». Unfug mik Dauerkarten -er Jahresschau Die Papierausstellung lzat kaum ihre Pforten geöffnet und schon werden wieder Unregelmäßigkeiten mit Dauerkarten ge meldet. Die Leitung der Iahresschou hat sich deshalb bereits setzt veranlaßt gesehen, alle Fälle, bei denen offensichtlicher Be trug sestgestellt worden ist, zur Anzeige zu dringen. Die Betref fenden hoben also strafrechtliche Verfolgung zu «rivarten. Auch in Zukunft werden solche Fälle ausnahmslos der Polizei über wiesen. Es wird nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß alle Iohresschau-Tauerkarlen streng persönlich, also nicht übertrag bar, sind. Inhabern etwa verloren gegangener Dauerkarten wird empfohlen, den Verlust sofort der Kartenausgabestelle der Iahresschou, Lennestraße 3, zu melden, da anzunehmen ist, daß solche Karlen mißbraucht werden. Da auch noch Meinungsverschiedenheiten Uber de» Ein trittspreis für die diesjährige Iahresschou bestehen, seien diese hier nochmals angegeben. Der Preis beträgt für die Herren karte 15 Mark, sür die Damenkarte 12 Mark, für Jugendliche bis zu 20 Jahren 6 Mark, sür Kinder dis zu 14 Jahren 4 Mark. Der Tageseintrittspreis beträgt für Erivachsene bis abends 6 Uhr 1,50 Mark, für Studenten, Schwerkriegsbeschädigte (gegen Ausweis) und Kinder dis zu 14 Icchren 1 Mark, ab 6 Uhr abends allgemein 50 Pfg., Kinder unter drei Jahren sind frei. : Zu dem bereits gemeldeten Rangierunfall aus dem Abstcll- bahnhvs teilt die Reichsbahndirektion noch folgendes mit: Aus dem Gütcrbahnhos Drcsdcn-N., Ladestelle Pieschen, wurde abends 21 Uhr 10 Minuten der aus dem Vcrbindungsglcisc zur Ladestelle liegende Gleisvorlcgcr von einer Rangierabtcilung überfahren, wodurch vier leere Güterwagen entgleisten und einer umstürzte. Die Bahnanlagen l-eiprig un«i Umgebung ) Erhöhung der Habrnzinscn im Bankgewerbe. Die Mitglieder der Vereinigung Leipziger Banken und Bankiers haben die Haben- Zinssätze nm je ein Prozent wie folgt erhöht: Für Gelder mit täg licher Verfügung auf 3,5 Prozent, für Gelder mit einmonatiger Kün digungsfrist oder aus einen Monat fest aus 5 Prozent, sür Gelder mit dreimonatiger Kündigungsfrist oder ans drei Monate fest auf 5,5 Prozent je jährlich. ) Raubübersall. Ein frecher Raubübersall am Hellen Tage wurde auf der von Kühren nach Luppa führenden Landstraße verübt. Ein auf Wanderschaft befindlicher Hausdiener wurde von Geben Sie -ie gelesene Zeitung L-ren Zreun-en und Verwandten! Helfen Sie -ie kathol. Presse in Sachsen ausbreiten und vorwärtsbringen! einem anderen Wanderburschen von hinten überfallen, wobei ihm mehrere heftige Schläge mit einem Knüppel versetzt wurden. Dann schleppte ihn der Täter in den nahen Wald, wo er ihn am Halse würgte und Fußtritte versetzte. Als andere Fußgänger nahten, ließ der Gauner von seinem Opfer ab und ergriff ans seinem Fahrrad die Flucht ) Verworfene Berufung. Die 5. Strafkammer des Landgerich tes beschäftigte sich heute mit der Berufung des Wurstfabrikanten Gustav Rudloff aus Leipzig, der am 22. Februar wegen schwerer Nahrungsmittelfälschung, Paragraph 10 des Nahrungsmittelgesetzes, zu 800 Mark Geldstrafe und wegen Vergehens nach Paragraph 12 des Nahrungsmittelgesctzcs zu acht Monaten Gefängnis, 1000 Mark Geldstrafe und 3 Jahren Ehrenrcchtsverlust verurteilt worden war. Die Berufung wurde verworfen unter Auferlegung der Kosten des Verfahrens auf den Angeklagten. Gleichzeitig wurde dem Angeklag ten der Handel mit Fleisch- und Wnrstwaren untersagt. ) Von einem Lastwagen überfahren. Dienstag nachmittag in der 17. Stunde wurde Eck« Taucha- und Eiscnbahnstraßc ein Rad fahrer von einem Lastauto tödlich überfahren. Der Radfahrer, ein Mann in mittleren Jahren, wurde zehn Meter weit fortgcschleist. Er wurde von der vorderen und Hinteren Achse überfahren. Die Schuld srage ist noch nicht geklärt. ) Liebrstragödie. Eine noch nicht völlig geklärte Licbestragv- die spielte sich in der Nacht zum Montag in Grimma ab. Ein Leip ziger Tischler war am Sonntag mit einer verheirateten Frau nach Grimma gekommen, wo die beiden den Tag verbrachten. Am Abend gingen sic nach dem Bahnhof; dort war aber der Zug angeblich schon sortgesahre». Sie mieteten am Muldeufer «in Boot und fuhren auf de» Fluß. Plötzlich war nach de» Angaben des jungen Mannes die Frau, die vorher schon einen Slbschiedsbrief an ihren Mann ge schrieben haben soll, am Rande des Bootes niedcrgckniet, so daß das ii ü s s lieh scheinbar härteren Geschicke» — für das Kind bedeutet diese Trennung einen unersetzlichen Verlust und somit eine große Einsamkeit und Sehnsucht für dos Leben auch unter günstigen Daseinsbedingungen. Aber es gibt heute viele Mütter, die zu ihren Kindern die ursprüngliche Beziehung, deren Grundlage das Vertrauen ist, nicht mehr haben. Mütter, die sagen: „Mein Kind ist mir so fremd geworden". Kinder, die sagen: „Meine Mutter versteht mich nicht". Wenn ich den Gründen dieses Auseinanderlebens nach- spüre, so stoße ich aus mannigfache Erklärungen. Wir stehen noch dem großen Kriege an einem jähen Wendepunkt der Zeit. Die neu« Jugend wächst unter ganz anderen Voraussetzungen innerer und äußerer Art heran. Die Mütter sind unter anderen Traditionen gereist. Wohl auch frühere Generationen sind ge wachsen unter dem ewigen Gegensatz von Jugend und Alter, und die Rcdeiveise: „In meiner Jugend war es anders, „wird wohl zu allen Zeiten wiederkehren, da wir einer fortwährenden Ent wicklung leben, aber heute ist das Leben schneller geworden und überraschungsreicher als früher, und darum wird uns der Ge gensatz fühlbarer. Insbesondere wurzelt die Denkungsweise von heute in einer Selbständigkeit, die sich in der Jugend in den mannigfachsten Formen zur Ablehnung der Autorität zu entwickeln begonnen Hot, und so kann durch die Einflüsse des Außenlebens im Kinde ein« gewisse Feindseligkeit zum Elter». Haus heranreiscn. Aber die wesentlichste Erklärung sür die Entfremdung von Mutter und Kind liegt doch wohl darin, daß die Mütter unter dem Einfluß der Zeitentwicklung ihr ursprüngliches und nie unmodern werdendes Muttertum nicht zu wahren wußten. Materialistischer Egoismus züchtet« unter dem Motto des Sich- auslcbenmüssen eine Atmosphäre gegen das Kind, lind das Kind spürt diese Atmoshüre, und auch das zu Hause wohl ge borgene bleibt von ihr nicht unberührt. Alle Lebensströmungen beeinflussen uns in seelischer Beziehung so stark wie das^Klima den Körper. Darum versündigen sich Mütter, die nm eigener Bequemlichkeit willen das Kind nicht wollen, nicht nur an sich IN- ihrer Nachkommenschaft, sondern auch am fremden Kind. Auch eine zu große Triebhaftigkeit der Mutter liebe unterbindet das Vertrauensverhältnis von Mutter und Kind. Seelische, durchgeistigte Liebe spannt das Blickfeld weiter. Die veredelte Liebe macht de» Menschen größer, und je größer der Mensch ist, desto umfassender, w-it-r ikt Win Inneres zur Aufnahme menschlicher Vielseitigkeiten. Desto verzeihen der wird er für den Schwachen, desto anregender sür den Starken. Mütter, die ihre Kinder beständig abkofen und sie ver- iveichlichen, hemmen nicht nur die Entwicklung seiner Höheren Anlagen, sie können im Kinde, das eine gewisse innere Ver gewaltigung spürt, selbst einen Oppositionsgeist ent wickeln, der das Kind von der Mutter fort entwickelt, es ihr enkfremdet. Die edle Vertrauensbasis wird, einmal empfindlich verletzt, nicht so leicht wieder zu erobern sein. Augustinus Mutter! Wenn inan sie am Meeresstronde fleht, mit ihrem Sohn Gewaltiges in einfacher Sprache des Mutterherz'ens redend, — sie, die Jahre lang nm ihren Sohn rang und litt —, dann spürt man, was wahre Muttergröße ist. Die triebhafte Mutterliebe zur edelsten Seelenliebe entfaltet — geistig weit und aufgeschlossen, erhaben über häusliche Pedan terie. Als Mutter dem Heranwachsenden Kinde Freund und Kamerad! Ich glaube, daß in dieser See lenhaltung «in wesentliches Geheimnis des Berstehenkönnens von Mutter und Kind liegt. M. E. Zalhronisalion des Vlfchoss von Votkeuburg. Rottenburg. 14. Juni. Heute vormittag fand im hiesigen Dom in feierlichster Weise die Inthronisation des neugewählten Bischofs Dr. Sproll durch den Erzbischof Dr. Fritz statt. Anwesend waren u. a. die Minister B o l z undBeyerl«, Vertreter des Kultus ministeriums, der Rektor der Universität, mehrere Aebt«, Ver treter auswärtiger Domkapitel, Herzog Philipp Albrecht von Württemberg und Vertreter des kacholischen Hochadels. Nach der Jnthronisationsseier fand die Huldigung an den neuen Bischof statt, worauf der Erzbischof Dr. Fritz über Amt und Lebensführung des Bischofs, sowie über Liebe und Ge horsam der Diözesen sprach. Der Bischof betonte in seiner Er- wiberung, daß er das verantwortungsvoll« Amt übernehme im Vertrauen aus Gott und die Mitarbeit der Geistlichkeit und aus die Treue des katholischen Volkes. Nachher fand im bischös- lichen Valais «in Gratulotionsemvsana statt Vermischtes — Trotz Blindheit sein eigener Werkmeister wuroe der währen- -es Krieges erblindete Dr. phil. E. M. in Anhausen, Bayern. Die Erblindung ritz ihn aus dem technischen Studium heraus: Begeisterung führte ihn aber nach Absolvierung -es Studiums der Philologie wieder zur Technik zurück. Heute leitet dieser tatkräftige Blinde eine eigene kleine Fabrik, in der er die eigenen Erfindungen verwertet und bei komplizierten Maschinen als fein eigener Werkmeister ungelernte Arbeits kräfte trotz völliger Blindheit selbst anlernt. In den Betrach tungen, die dieser Blinde Uber seine Versuch« und Erfolge an stellt (Boyerland, Jahrgang 1826, Nr. 22/23). bezeichnet er rich tigerweise das Kombinationsvermögen als die Gabe, die ihm das fehlende Sehvermögen bis zu einem hohen Grade ersetzt. — Eine Iugendmesse Anton Bruckners. Auf Veranlassung der Deutschen Bruckner-Gemeinde zur Pflege geistlicher Musik e. V. erscheint in einem Münchner Musikverlag die C-Dur-Messe Anton Bruckners, die der begnadete Tondichter als junger Lehrer in Wmdhaag 1841 komponierte. Die von Schuldirektor Schmidinger bearbeitete Messe wurde nunmehr von dem bekann ten Komponisten und Salzburger Domkapellmcister I. Meßner ergänzt und für den praktischen Gebrauch beim Gottesdienst eingerichtet. Im Interesse einer möglichst weiten Verbreitung Brucknerscher Tonkunst hat die Deutsche Bruckner-Gemeinde beim Verlag einen wesentlich verbilligten Bezug der neuen C- Dur-Messe bei Bestellung vor dem 10. Juli d. I. erwirkt. An fragen an die Reichsgeschäftsstelle der Deutschen Bruckner-Ge meinde zur Pflege geistlicher Musik e. V-, Münch?» NW. L Maximiliansplatz 9. Reichstagung der Angestellten der chemischen Industrie. Die Reichssachgruppe „Chemische Industrie" im Gewcrkschaftsbund der Angestellten veranstaltet am 18. und 19. Juni d. I. in Halle a. S. eine Reichstagung. Das Auffichtsratsmitglied der I. G. Farbenindustri« A.-G., Georg Büttner, Frankfurt o. M.. wird über das Thema „Der Angestellte in der chemischen Groß industrie", das Mitglied des Reichswirtschaftsrates Max Ras siger, Berlin, sowie der Reichsfachgruppenieiter Johannes Krempel, Berlin, über „Sozial- und wirtschaftspolitische Fragen sprechen. Ganz besonders wird sich die Reichstogung mit den im Zuge befindlichen Rationalisierungsmatznahmen in der che- misck)«n Industrie und ihre Auswirkunaen auk die Anaeitellten deiasse»
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