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Sächsische Volkszeitung : 19.06.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192706192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270619
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270619
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-06
- Tag 1927-06-19
-
Monat
1927-06
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.06.1927
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„Ist Turnen unsittlich?" Das Niveau der grössten mttleldeuiskhen Ieikung „Am dcn Kampf der bayrischen Bischöfe »egen das Frauen- jturnen zu verstehe», muß man weit zurückgehen, bis in die Anfänge des Christentums. . . . Das ganze irdische Leben war, der ur- fchristlichen Lehre zufolge, nur eine Vorbereitung auf das Leben im Jenseits, und wer sein Herz an irdische (Mer hing, gefährdete damit den Eingang in die ewig« Seligkeit. Nicht zu trennen von dieser Weltanschauung ist die zuversichtliche Erwartung, daß die Wieder kehr Christi, „zu richten die Lebendigen- und die Toten", unmittelbar bcvorstcbe. Als diese Erwartung sich nicht erfüllte, schloß Kas Christentum, dessen Reich nicht von dieser Welt sein sollte, ein Kompromiß in Gestalt der Kirche, Das Reich der Kirche war sehr von dieser Welt. Tic Kirche sammelte masscnyast Schätze, die die Motten und der Rost fressen. Tie Kirche entwickelte für sich eine eigene Herrenmoral, kraft deren sie sich die Vorherrschaft über Kaiser und Könige zusprach. Tas ciusachc und klare Verbot, wonach der Christ sein Herz nicht nck irdische Güter hängen solle, wurde zugunsten der Kirche umgebogen. Zu den Gütern, woran der Christ ursprünglich sein Herz nicht hängen dürste, gehörte in allererster Linie der eigene Leib mit seinen natürliche» Bedürfnissen. Das Fleisch „abzutöten", war eine Haupt- sorderung, die an die ersten Christen gestellt wurde, eine Forderung, die sich vielfach bis zum Haß gegen den Körper steigerte. Alb das Christentum sein Kompromiß mit dem „irdischen Jäm- mcrtalc" schloß und in die Lebensform der Kirche cinging, mußte cs wohl oder übel auch auf dem Gebiete der Körperpflege Zugeständ nisse machen. Die Kirche dachte aber nicht daran, dem einzelnen die Verfügung über seinen Körper sreizugeben. Sic hielt daran fest, daß alles Natürliche sündhaft sei von Anbeginn. Die Frau schaut aus den gesunden und kräftigen Mann, der Mann schaut auf die schöne Frau. Tas — so lehrt die Kirche — ist die Sünde, womit jeder geboren wird, erblich belastet ist, und zu ertragen ist dieser Zustau-d nur. wenn er von der Kirche sozusagen rationiert wird. Die Kirche allein bat zu bestimmen, wie weit Männlein und Wciblein ihren natürlichen Trieben folgen dürfen. Aber das Ziel der Entwicklung, wie cs in den führenden Kul- kurstaaten inzwischen erreicht ist, war doch dies: Die Beziehungen von Manu und Weib, soweit sie im öffentlichen Jntcrsie der Rege lung bedürfen regelt nicht mehr die Kirche, sondern der Staat. Die Kirche hat im Verlauf der Jahrhunderte auf manches Ver bot verzichten müsse», das sie einst für unentbehrlich hielt. So aus da-- Vorrat,k, eine Lehre, die ihr nicht paßte, „ohne Blut zu ver gießen" auszuroitcn, indem sic die Ketzer, die ihr anhingen, mit Feuer verbrennen ließ. Wer sich der'Kirchcnzucht nicht fügen will, den muß die Kirche hcnie — wenn anders cs ein ganzer Mann ist — unbehelligt ziehen lassen. Der erste, dcn die mittelalterliche Kirche ziehen lassen mußte, weil er ein ganzer Mann war, ist der Doktor Martinus Luther ge wesen. Die Kirche weiß, daß cs um ihre Herrschaft getan ist, wenn sie die Herrschaft über die Frau verliert. Darum wehrt sich die Kirche zäh und unerbittlich gegen alles, was darauf hinausläust, die Frau als selbständig und gleichberechtigt neben den Man» treten zu lassen. Dem Manne kann die Kirche manches durchgehen lassen, die Frau nmß sie fest in der Hand behalten, wenn sic die Grundlagen ihres mittelalterlichen Imperiums nicht prcisgebcn will. ' .Hier liegen die tieferen Ursachen des Kampfes der bayerischen Bischöfe gegen das öffentliche Frauenturnen. Tie bayerischen Bi schöfe müssen es für unsittlich erklären, denn Bayern ist durch das .Konkordat zum Bollwerk eines mittelalterlichen Kirchenregiments in Deutschland geworden. Unbefangenheit in Ansehung der Körperpflege kann die Kirche unmöglich dulden, wenn sie das älteste und wirksamste Instrument »littclaltcrlichcr Kirchcnzucht nicht preisgeben will. Sb der bayerische Turnerkmud sich darüber klar ist, gegen welche Machi er dcn Kampf ausgenommen hat, als er seine Gegenerklärung gegen das Verbot der Bischöfe erließ? Es ist eine der ältesten Mächte der Welt, gegen die er in dcn Ring tritt, und da das im Lande Bayern geschieht, kann der AuSgang eigentlich kaum zweifelhaft sein. Tie „bayerische StaatSpcrsönlichkcit", vertreten durch den Minister präsidenten Held, wird sich schließlich wohl damit einverstanden erklä ren müssen, daß Frauenturnen unsittlich sei. Wir anderen im deut schen „Ausland" freilich werden cs uns nicht nehmen lassen, über dieses Stück Mittelalter mehr oder minder freundlich zu lächeln." » Das ist nicht etwa das Produkt eines sehr schlechten Witz- oder Ckandalblattes. Nein, das sind die Hauptstellcn aus einem Leit artikel des „größten Blattes Mitteldeutschlands", der „Leipziger Neuesten Nachrichten". Tie Stellen, die wir hier wicdergcgeben, ge nügen vollständig, um sowohl dem Katholiken wie auch objektiv urtei lenden Andersgläubigen einen Einblick in das Niveau des Hs.- Lcitartikels der „Leipziger Neuesten Nachrichten" zu geben. Der zitierte Ariikcl ist so schlecht und so oberflächlich, daß jeder Kommen tar überflüssig erscheint. Wie derartige Produkte, die einer Zeitung i von, Rufe der „Leipziger Neuesten Nachrichten" durchaus unwürdig I sind, auf katholische Leser wirken, davon gibt folgende Zuschrift aus unserem Leipziger Leserkreise Kenntnis, der wir gern der Klar heit wegen Raum gewähren: „DaS Fronleichnamsfest weckt in jedem gut katholischen Her zen einr Feierstimmung ganz besonderer Art, einmal um der Bedeu tung des Festes selbst willen und dann um der Feierlichkeit wegen, mit der dieses Fest begangen wird, in- und außerhalb der Dome und Kirchen unserer heiligen Religion. Ist cs schon überaus lebhaft zu bedauern, daß eS so manchem Katholiken nicht möglich ist,, an diesem Tage bcrusssrci zu sein, so ist cs weiter bedauerlich, daß es uns hier in Sachsen nicht vergönnt ist, die Feier so zu gestalten, wie es in rein katholischen Gegenden an diesen« Tage der Fall ist. Was aber noch mehr zu bedauern ist, das st de Tatsache, daß sich die größte Leipziger Presse, die „Leipziger Neuesten Nachrichten", dazu veran laßt scben, just an diesem Tage den Katholiken eine Schmähschrift in ihrem Leitartikel zu bieten, die immerhin ein starkes Stück bedeutet. Vorweg sei genommen, daß die „Leipziger Neuesten Nachrichten" zu ihren Abonnenten gewiß ciee ganz Reihe Katholik« zählen .wor auf allein schon aus Geschäftsinteresse Rücksicht zu nehmen geboten erschiene, ganz zu schweigen von dcn katholischen Inserenten, die ihr, wie dein Schreiber dieser Zeile» bekannt, eine ganz respektable Uin- satzguotc verschaffen. Mäßigung bei der Herausgabe von kritischen Artikeln über die katholisch eKirche und den Katholizismus ist den „L. N. N." unbedingt vonnöten. Wenn man eine» derartigen Arti kel von einer linkSradikaleu Presse vorgcsetzt bekommt, weiß man, woher der Wind pfeift und mit wessen Geistes Kinder««- man zu tun hat; bei der Bedeutung, die die „Leipziger Neuesten Nachrichten" aber einnehmen wollen, dürfte man mehr Sachlichkeit und Objektivität erwarten. Wenn die bayerischen Bischöfe eine Verordnung erlassen, dann wird das wohl seine tiefere Begründung haben als die „Leip ziger Neuesten Nachrichten" so obcnher annehincn. Was es mit den Schätzen der Kirche auf sich hat, weiß jeder Katholik und auch man cher Nichtkatholik. Fragen wir uns: Woher kamen ehedem die Schätze, welchem Zweck hat der Geber sie zugedacht und wie wurden sic verwandt? Abgesehen von etwa durch einzelne hervorgcrufcnen Mißbrauch, sehen wir den Zweck der Kirchcnschätze geradezu greifbar vor uns stehen. Hat sich der Artikclschreiber von drüben einmal die Kulturgüter der katholischen Kirche näher angesehen? Die katho lische Kirche war seit Jahrhunderten Kulturträgcrin ersten Ranges, vergaß aber bei aller Außen-Kultur nicht, ihrer Bestimmung gerecht zu bleiben, nämlich Heilsanstalt gemäß göttlicher Sendung zu sein und zu bleiben für alle, die sich ihr anschlossen. Wohin denkt der Ar tikelschreiber der „Leipziger Neueste««- Nachrichten", daß der Weg geht, wenn wir, bar aller Bindung auf dein uferlosen Wasser der Unmoral einhertrcibc». Was verschlägt es, daß die Kirche ein Konkordat ab- schließcn will mit der deutschen Regierung? Wozu die Angst? Klare Abmachungen sind doch in jede,» Falle den vertragschließenden Ju- tanzen Quelle der Sicherheit. Man muß sich wundern, daß gerade die römisch-katholische Kirche immer und immer wieder Gegenstand der Anfeindung ist, gibt es doch so viele Rcligionsgenicinschasten und Sekten, deren An schauungen und Lehren zweifellos ein weiteres Feld bieten, um Zei tungsartikel darüber loszulassen. Tic „Leipziger Neuesten Nachrichten" sollten cs wissen: Je stärker die Anfeindungen, desto stärker und enger der Zusammenschluß. Der Haß-Artikel der „Leipziger Neuesten Nachrichten" lasse be sonders die Leipziger Katholiken erkennen, wie notwendig es ist, ein Verteidigungsmittel gegenüber derartigen Anwürfcn zu besitzen. Da gibt cs nur ein Mittel: Presse gegen Presse. Leipziger- Katholiken, die als Abonnenten der „Sächsischen Volkszeitung", durch irgendwelche Umstände verstimmt, ihrer einzigen katholischen Inter essenvertretung durch daS geschriebene Wort den Rücken gekehrt haben, mögen die obigen Ausführungen Veranlassung geben, sich auf eine heilige Pslicht zurückzubesiunen. vrere!«» un<! Umg«dun9 Der Kampf -es Einzelhandels um seiy Nechk Dresden, 18. Juni. Die vor fünf Jahren gegründete Sächsische Ei»zclHän de l s g c m c i n s ch a f 1 trat heutc vormittag zu einer Vcrtretertagung im Landtagsgebäude zusammen. Professor Dr. Kästner wandte sich in seinen Ausführungen zunächst gegen die Versuche der öffent lichen Hand, sich wirtschaftlich zu betätigen, gegen die Gewährung von Sondcrvortcilcn an besonders gelagerte cinzelhandelsähnlichc Unternehmungen und gegen das Eindringen berufsfremder und un geeigneter Elemente. Wenn die Eisenbahn sich grundsätzlich bereit er klärt habe, den B a h n h o f sh an oc l auf das unumgänglich nötige Maß zu beschränke««, so sei das dem Vorstoß des Einzelhandels zu danken. Auch die unter rein fiskalische Gesichtspunkte gestellte Re klame w i r t sch a s t sei zu bekämpfen. Lasse die Tarispolitik der Eisenbahn viel zu wünschen übrig, so stehe es mit dcn drohenden Ta riferhöhungen der Post noch viel schlimmer. Tisec seien un kauf männisch und unsozial, widersprächen in ihrer Begründung allen kaufmännischen Grundsätzen und legten der Ocffcntlichkcit eine Steuer auf, die mit über 600 Millionen iin Jahre berechnet werde. Tic eigenen Wirtschastsuntcrnchinungen der öffentlichen Hand seien, I weil unrentabel, im Rückgang; auch die Berufsorganisationen rückte«, ' von eigene» Versorgungen „«ehr und mehr ab. Der Straßcnhandel und das Wandergewerbe müßten in den notwendigen Grenzen Ar- Halten und steuerlich angemessen erfaßt werden. Es sei klug gewesen, daß man sich in Sachsen- von der Konstnii-Finanzierung serngchaltcn habe. Der Redner forderte, daß der Einzelhandel bei der Regelung von Z o ll v e r 1 rä g c n mit hcrangezogcn wird. Nach den Entwür fen des vorläufigen FinanzauSgleichsgcsctzcs zu urteilen, lasse sich für absehbare Zeit nach der Erklärung der Regierung in Sachsen der 8 4a nicht durchführen; die Rahmengesetze zur Gewerbe- und Grund steuer bedeuteten für die sächsischen Verhältnisse eine wesentliche Ver schlechterung. Oberrcgicrungsrat Tr. Tiburtius sprach über Konj u n k- t u r b e o b a ch t u n g c n im Einzelhandel; er erläuterte die Ausgabe der Konjunkturforschung unter besonderer Betonung der Voraus- bcstimmung künftiger Absatzcntwicklung aus Grund der für die Kauf kraft, dcn Bedarf und die Produktionskosten maßgebenden Tatsachen. In seinem Referat über das A r ü e i t s z c i t n o 1 g e s c tz berührte Dr. Hilpert lLeipzig) die wicktigsteu Bestimmungen dieses Ge setzes, soweit sie für den Einzelhandel von besonderem Interesse sind. Er betonte insbesondere, daß die im Gesetz vorgesehenen Ucbcrschrei- tungsmöglichkciten nicht im entferntesten dcn Ersordernissen des Etn- zclhandelsbctriebes gerecht würden. Mit Dankcsworten schloß der Vorsitzende Heinrich die Tagung. Das Lan-Heim Hellerau Dresden, den 18. Juni. Oben in Helle rau, dem „Höhenkurort" des geistigen Dresdens, bahnt sich langsam eine neue Entwickelung an. In der ehemaligen Bildungsanstalt Jacques Dalcroze, die seit Jah ren verwaist daliegt, ist ein katholisches Landheim ge- gegründet worden, ein Erziehungsheim für Schüler höherer Lehranstalten, die in Dresden die Schule besuchen und hier in Hellerau unter geistlicher Leitung eine moderner Anschauung entsprechende katholische Lebensgemeinschaft bilden. Am Fron leichnamsfeste hatte der Leiter des Landheimes. Hochw. Dr. Baum, die Akademikervereinigung, zu einer schlichten Feier eingeladen. In der in einem Nebenraume der Bildungsanstalt eingerichteten Kapelle fand in den Abendstunden eine Sakra mentsandacht statt zu Ehren des allerheiligsten Gutes, das mit Liesen« Fronleichnamstage Einzug in die neue Kapelle gehalten hat. Die Kapellknaben der Hofkirche verschönten die Feier durch ihren Gesang. Die Kapelle «st in ihren strengen Formen und den abgestimmten Farben ein würdiges Gotteshaus. Eine beachtliche Gemeinde hatte sich auch anschließend in einem der Vortragssüle der Anstalt eingefunden. Hochw. Dr. Baum sprach hier in einem weitausholenden, große Perspek tiven aufzeigenden Bortrage über die Idee des Er ziehungsheimes und seine Verlegung gerade nach Helle rau. Wir werden auf diese Ausführungen näher zu rückkommen, da uns heute der Raum mangelt. Jedenfalls hat der Fronleichnamstag gezeigt, daß in unseren Katholischen Krei sen lebhaftes Interesse für den pädagogischen Versuch vorhan den ist, den man in Hellerau in die Wege geleitet hat. Gefängnis für Ban-erolenfälfchung Dresden, 18. Juni. Wegen Vergehens gegen das Tabaksteuergeseß und Fäl schung von Tabaksteucrzeichen standen gestern der 40 Jahre alte Zigarrenhändler Franke und der 25 Jahre alte kaufmännische Vertreter Klunker vor dem gemeinsamen Schöffengericht unter Anklage. Franke hatte als Inhaber einer Zigarrenhandlung insgesamt 95 430 Zigarren unbanderoliert oder mit gefälschten Steuerzeichen versehen, umgesetzt und dadurch 5835 Mark Steuer hinterzogen. Klunker hatte von Franke einen Posten Zigarren erworben und an hiesige Gaststätten verkauft. Tas Hauptzoll amt Dresden hatte sich dem Verfahren als Nebenkläger ange schlossen. Beide Angeklagte waren geständig. Das Gericht kam nach kurzer Beweisaufnahme zur Verurteilung wegen Tabaks st euer Hinterziehung und Fälschung von Ta bakssteuerzeichen und warf für Franke sechs Monate, für Klunker vier Monate Gefängnisstrafe aus. Relchsverban- -er Eisenbahnverelne Dresden, 18. Juni. Anläßlich der dreitägigen Tagung des Rcichsverbandes der Eiscnbahnvcreinc fand gestern abend im Gewerbehaus ein Bcgrll- ßungsabend statt. Nach einer kurzen Ansprache des Neichsoberratcs Professor Dr.'Bloß hieß Reichsbahnauitmaun Zille als erster Vorsitzender des Dresdner Vczirksvcrbandes die Ehrengäste und die auS dem ganzen Reich zusannnengekonniicnen Eiscubahncr herzlich willkommen. Präsident Kluge sprach im Namen seiner sächsischen Kollegen Begrüßungsworte, woraus Präsident Martin (Kassel) die Stadt Dresden feierte. Dres-ner Lichtspiele Prinzeß-Theater. „2 d» mein Heimatland." Jeder, der noch Sin» für Poesie, Romamik, Märchcnstimmuug und Hcimatzau- ber hat, wird an dem schönen Film, der vom Verein Deutscher H c imai schütz hergestellt worden ist, hellste Freude haben. Abcr auch jeder, der in dieser schönen Sommerszeit voin Alltag in dcr Großstadt sestgedalten wird, wird, wenigstens für Stunden, sich los gelöst säble,« und die ganze malerische Schönheit Deutschlands ge nießen können. Fast jede größere Stadt Deutschlands, ob im Sü den, Osten. Westen oder Norden, ist in reizvollen Bildern festgehal ten. Einzig in seiner Art ist die Symbolik, mit der die Reise durch das Heimatland vcrknllpsi ist. Das Märchen, die Seele der Heimat, eine zarte Mädchenblütc (Evelyn Holt), kämpft mit Frau Welt (Vi- viau Gibsou), die der Gier nach Reichtum, Genuß und Wohlleben verfallen ist, um den Besitz eines Menschen Das Märchen siegt in der Walpurgisnacht über Frau Welt und erschließt dem jungen Men schen die Heimm wieder. Es ist zu wünschen, daß diese Art Filine, die dem deutschen Hciniatgedankcn in idealster Weise dienen, recht viele Förderer finden. Tic Kapelle wartet z» dem Spiel mit einem Kranz schöner deutscher Volkslieder aut. U. T.-Lichtspiele: „König Amazonas". Das U. T. hat sich diesmal in den Dienst eines ganz hervorragenden Kulturfilmes gestellt. Mit der Filmkamera zieht die Expedition Covern- Dc Silva den Amazonenstrom, das größte Stromgebilde der Welt aufwärts, «nit dem Ozeandampfer bis »ach der brasiliani schen Großstadt Manaos. von da mit dem Raddampfer bis zur letzten Missionsstalion „Sao Gabriele" am Rio Ncgro. Nach teierliämm Empfang durch die katholischen Missionare gehl es im Motorboot weiter, dann durch den Urwald zurück zum Hauptarm des Amazonas, dessen Stromschncllen im Ruderboot, oft im Wasser watend, bezwungen werden müssen. Der brasi lianische Führer de Silva findet dabei den Tod. Auf Maul tieren erklimmt nian dann an den Quellen des Amazonas die Lordiilieren und lernt die Geheimnisse des Inkalandes Peru ebenso vortrefflich kennen, wie vorher die Sitten und Gebräuche der Ainazonasindianer. Der Film ist so vortrefflich und kurz weilig gedreht, und so überaus lehrreich, daß man ihin stets mit Spannung folgt. Wir srcuen uns über solche Kulturfilme, die uns mühelos eine neue Welt erschließen. Usa-Palast. „Der Soldat der Marie." Harry Licdtke, der incistbcschästigte Filmschauspielcr Deutschlands^ bat hier eine seiner typischen Rollen zu spielen: einen Herzog, der sich in seiner Verliebtheit als Lakai und als Soldat verkleidet und schließ lich ein einfaches Mädchen vom Lande heiratet. Rcnia DcSni leiht diesem Mädchen das gewiß nötige hübsche Gesicht und ihr bur schikoses Wesen. Im übrigen merkt man dem Film — der sich durch gute Photographie auSzcichuet — an, daß seine Handlung einer Operette entnommen ist. — Das Beiprogramm zeigt eine Posse, dte selbst für ihren amerikanische» Ursprung reichlich blöd ist, und hübsche Naturaufnahmen „In den Ferien", außerdem die Ilsa-Äochc niit den neuesten Pariser Modeschöpsungcn. , Kulturfilmgenicuide Dresden. Donnerstag, dcn 23. Juni, Künstlcrhaus 615 und 8.15 Uhr abends aus vielseitigen Wunsch der entzückende Usafilm „Der Geiger von Florenz" mit Elisabeth Bcrg- ncr und Conrad Verdi, Grete Moosheini, Walter Rilla. Vorher ein Kulturfilm „Allerlei Feinkost auf dem Meeresgründe", ausgenom men mit Unterstützung des Institutes für Mccrcsbiologie in Rivogno. M.-S.-Lichtspiele. („D ie Todesperrk e.") Das ist der Hinrichtungsplatz für Deserteure und Verräter in der Flotte der Wrangel-Armee. Wränge! — man erinnert sich vielleicht — war einer der Generäle, die mit einer „weißen" Armee die Bolschewisten-Herrschast zu stürzen versuchten. Vergeblich. Und dieser Sowjet-Film stellt natürlich die „Weißen" als Ausbund der Verworfenheit und die „Roten" als strahlende Helden dar. Einer der Filme zur Verherrlichung der roten Armee, wie wir ja schon viele über uns haben ergehen lassen müssen. Die Ten denz verursacht uns langsam Brechreiz, wenn auch die Regie und Photographie des Films ganz ausgezeichnet sind. — Das Beiprogramm ist, wie immer in den M.-S.-Lichtspielen, äußerst reichhaltig. Staatsoper. In der ersten Wiederholung von „H owant - sch i na" hörte ich Maria Cedr'ön als „Emma". Die Künst lerin stellte sich weniger auf die Stufe der Heroine, sondern sie löste geschickt die lyrischen Momente der kleinen Partie heraus. — Man hatte, um der Handlung wahrscheinlich mehr Fluß zu geben, das fünfte Bild gestrichen. Die Dauer der Oper «vird zwar dadurch verkürzt, aber die Verständlichkeit des Stoffes wird noch weiter erschwert. Ein wesentlicher Vorteil ist dem nach durch diesen Strich nicht erreicht worden. — Eva Plasch Ke von der Osten setzte in „Carmen" ihre Ab schiedsabende fort. Die scheidende Künstlerin wurde mit Heller Begeisterung geehrt. —Ist- Deranslattuirgen in -er Iahresschau . Sonntag nachmittag 15 Uhr 30 Minuten spricht vom „Sprechenden Turm" Chefredakteur Dr. Josef Räusche«: über „Presse und Rundfunk", Montag, den 20. Juni findet ein »rohes Abendseuerwerk statt. Anläßlich der großen Sonnwend feier am Dienstag, den 21. Juni, sind eine ganze Reihe von Veranstaltungen vorgesehen. So gastiert von abends 7 bis 10 Uhr auf dem Konzertplatz der Gesangverein der Staats- eisendahner zu Dresden (Männer- und Frauenchor unter der Leitung von Musikdirektor Richard Fricke). Um 8 Uhr findet am Musikpavillon die Preisverkündigung des ersten Preis rätsels für Dauerkarteninhaber statt. Aus dem Feftplatz wird dann gegen 10 Uhr ein großes Sonnwendfeuer angebrannt werden. Ein Fackelzug, der sich kurz vor 10 Uhr im Vergnü gungspark zusammensetzt unter Mitwirkung von Trachten gruppen der Vereine der Bayern, Erzgebirger, Sachsen-Alten burger und Vogtländer, wird seinen Weg Uber die Herkules- Allee auf den Festplatz nehmen. Dort werden auf einem eigens errichteten Podium die Trachtenvereine Volkstänze vorführen und der Gesangverein der Staatseisendahnbeamten «vird eben falls noch Mitwirken. Am Mittwoch, den 22. Juni, 8 Uhr abends, findet der dritte Vortrag der Freien Vereinigung Dresdner Schriftsteller statt, diesmal lesen zum erstenmal einheimische Dichter Otto- mar Enking und Will Vesper aus ihren Werken. Der Vor trag findet in den Lichtspielen der Iahresschau statt zu einem Sonüereintrittspreis von 1 Mark. Vorverkaus bei F. Ries, Seestraße und in der Kartenausgabe der Iahresschau, Am Donnerstag, den 23. Juni findet nachmittags 6 Uhr 15 Min. ein Klavierkonzert vom Sprechenden Turm aus statt, für das der bekannt« Pianist Paul Aron, Dresden, ge wonnen wurde. Abends von 7 bis 10 Uhr Elitekonzert auf dem Konzertplatz unter Leitung von Musikdirektor Feiereis, außer diesen SonLerveranstaltunge» täglich von 4—6 Uhr Konzerte auf dem Konzertplatz. In den Lichtspiele» laufen bis 6 Uhr Fach- und Werbefilme, um 1i!7 und 1^9 Uhr abends ein neuer Film „Der schwarze Zyklo""
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