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Die sächsische Diaspora in Zahlen Wieviel Katholiken zSH« der Freistaal Sachsen? — Die ersten religionsstalistischen Ergebnisse -er Volkszählung von 1925 Sachsen hatte bisher die religionsstatistischen Ergebnisse der ersten grossen Volkszählung nach dein Kriege vom Jahre 1925 noch nicht veröffentlicht. Der weite und inhaltsreiche Zeit raum, der zwischen dieser und der letzten Vorkriegszählung im Jahre 191» lag, lässt es begreiflich erscheinen, das; die ermittelten Hahlen des Jahres 1925 in der Oesfcntlichkeit dem grössten Interesse begegnen. In besonderem Matze gilt dies naturgemäß sür die Ergebnisse der Religionszählung. Wir sind in der Lage, nachstehend die ersten authentischen Ergebnisse zu veröffentlichen, die über die Verschiebungen in der religiös kirchlichen Schichtung der sächsischen Bevölke- r u n g Aufschluß geben. Es ist bekannt, dass die Gesa m tbevölkerung des Freistaates Sachsen seit 1919 eine schwache Zunahme erfahren hat, nämlich vom «898 861 im Jahre 191g auf 4 992 829 im Jahre 1925. Aus den ersten Bück mag es vielen daher vielleicht überraschend kommen, wenn sich ergibt, das; die Zahl der Katholiken in Sachse» nicht nur nicht zugenommen, sondern im Gegenteil um mehr a l s 5 0 0 tt 0 S e e l e n « bgenoinmen hat, also um annähernd 28,2 v. H. des Standes von 191». Die Katho- likenzahl Sachsens ist von 233 872 im Jahre 191» aus 179 549 im Jahre 1925 gesunken. Das ist ein zahlenmässtger Stand, wie er von 1990 schon überschritten worden ist, wie sich aus folgender Zusammenstellung ergibt: Sachsens davon Gejamtdevölkerung Katholiken 1895: 3 787 688 140 285 1900: 4 202 216 197 005 1905: 4 508 601 218 033 1910: 4 806 661 233 872 1925: 4 992 320 179 549 ans: Austritte aus der katholischen Kirche in Sachsen 1921: 423» 1922: 2119 1923: 1241 1924: 1882 >925: 2207 1926: 2968 Demgegenüber ist die Zahl der Protestanten nur ganz schwach zurückgegangen, von 4 591 510 im Jahre 1919 auf 4 170 174 im Jahre 1925, also nur um 0,7 Prozent. Womit soll man sich diesen unverhältnismätzig starken Rückgang der sächsischen Katholikenzahl erklären? Leider ver sagt das statistische Zahlenmaterial sofort, wenn man dieser Frage »achzugehen und die Gründe für den zahlenmäßigen Rückgang der katholischen Bevölkerung nachzusvüren sucht. Aber einzelne zuverlässige Anhaltspunkte sind doch vorhanden. So ist es insbesondere möglich, mit annähernder Zuverlässigkeit den Umfang -er Kirchenauskrlttsbewegung sestzustellen, den man naturgemätz gemeinhin zur Erklärung in erster Linie heranholen wird. Und cs ist auch bekannt und nie geleugnet worden, das; die katholische Diaspora in dieser Hin sicht schwere Verluste zu buchen hatte, weil gerade hier das Band der Zugehörigkeit vieler Glaubensgenossen zu ihrer Kirche gelockert worden war, vielfach durch die kümmerlichen und un zureichenden Seelsorgsverhältnisse in der Diaspora. Aber keines wegs ist cs so. das; man den gesamten Rückgang der Kalholiken- zahl auf dieses Konto „Kirchenaustritte" zu setzen hätte. Die kirchliche Statistik gibt in dieser Hinsicht wertvolle Auskunft. Seit 1921 sfür die früheren Jahre konnten wir uns die authen tischen Zahlen leider nicht beschaffen, — die Austrittsbewegung seht auch in stärkerem Matze erst nach dem Kriege «ins belaufen sich die Also insgesamt 14 514 Austritte denen jedoch über 13 00 Rücktritte und lieber tritte zur katholischen Kirche gegenüberstehen. Wenn man die fast belanglosen Austrittszahlen der Vorkriegszeit und Kriegsjahre schätzungsweise in Rechnung stellt, so kommt aus die Austritts bewegung im Höchstfälle ein Verlustanteil von 29 900 Seelen. Wir wollen mit dieser Feststellung unseren Verlust m keiner Weise beschönigen und als wenig beklagenswert hinstellen im Gegenteil sehen mir darin eine sehr ernste Illustrierung zu dem Begriff „Diaspora" —: wir wollen damit nur zum Ausdruck bringen, datz die Kirchenaustrittsbewegung sür sich allein den Rüchgang der Katholikenzahl i» Sachsen nicht restlos begrün den kann. Wenn man ein ganz normales Wachstum der katho lische» Bevölkerung mit der Landesbevölkerung zugrunde legt, so müßte die Katholikcnzahl heute über 240 000 betragen. Be rücksichtigt man dazu die 20 000 Kirchenaustritte, so bleibt immer noch ein Weniger von 40 000 Katholiken zu erklären. Es müssen also noch andere schwerwiegende Gründe mitsprechen. Tatsächlich liegen diese Gründe nicht allzu fern. Wir haben zunächst einmal in Rechnung zu stellen den wirtschaft lich e n Tiefstand der letzten Jahre, der die sächsische In dustrie in besonders starkem Matze betrossen hat. Die Erfahrun gen bestätigen es, daß die Zuwanderung aus katholischen Ge bieten seit dem Kriege fast ganz aufgehört hat. Die Wohnungs not mit ihrer fast völligen Beseitigung der, Freizügigkeit hat das ihre zu diesem Ergebnis beigetragen. DiesemHLersiegen der Zu wanderung entspricht aber auf der anderen Seite eine nicht zu unterschätzende Abwanderung gerade katholischer Bevölkerungs kreise. Man mutz bedenken, daß vor dem Kriege in der säch sischen Industrie und Landwirtschaft eine große Anzahl pol - n ische r und böhmischer Katholiken Beschäftigung fand, die zum größten Teil infolge der Zerrüttung der politischen und wirtschaftlichen Lage heute ausscheiden. Iu dieser Tatsache wird man in allererster Linie eine Erklärung für den Rückgang der Katholikenzahl in Sachsen suche». Dazu kommt vielleicht noch die Möglichkeit, datz auch nach dein Reichsi^biet eine stär kere Abwanderung sächsischer Katholiken erfolgt ist. Die einzelnen Kreishauplmannfchaflen Am geringsten ist der Rückgang der Katholikenzahl in der Lausitz, die in der Wendei, in Schirgiswalde und in der Südlausitz bekanntlich noch katholischen Mutterboden hat. In den Erb landen ist der Rückgang bedeutend stärker, wie aus folgender Uebersickst hervorgeht: Kathol. Rückg. Kreishplm, Bautzen 1910: 1925: 45 739 43 083 5.8 Kreishptm. Dresden 1910: >925: 76 630 57 463 25,076 Kreishptm. Chemnitz 1910: 1925: 31 733 25 285 20,27» Kreishptm. Leipzig 1910: 1925: 45 414 32 230 26,876 Kreishptm. Zwickau 1910: 1925: 34 3-56 20 488 40.47L In der Stadt Dresden ist die Katholiken,;«!)! seit 1910 von44 309 auf 3 4 4 82 zurückgegangen, also um 22,2 Prozent, obwohl sich die Gesamtbevölkerung in der gleichen Zeit von 548 308 aus 619157 erhöht hat. In derStadt Leipzig ist der Rückgang stärker. Er beträgt rund 3 0 Prozent, von 26 220 <1910, aus 18 351 <1925,. Während also die Katholiken 1910 in Dresden 8,1 v. H. der Bevölkerung ausmachten, sind es 1920 nur mehr 5,6 v. H.. In Leipzig statt 4,4. v. H. nur mehr 2.7 v. H. Hier hören die Zahlen qm „nüchtern" oder „trocken" zu sei». Sie gewinnen Leben und^edeutung. Sie geben uns feste, unverrückbare Auskunft darüber, was wir tagaus tagein in un serer Arbeit verspürten, wie schwierig die Lage gerade u n s r e r sächsischen Diaspora i» Wahrheit ist. Die Klagen und Sorgen gewinne» plastische Gestalt. Sie treten in ihrer ganzen drückenden Schwere hervor. Betrachten wir noch den „Ge samtbarometerstand" unserer Diaspora, das M i s ch u n g s v e r - König Albert Zu seinem 25. Todestage am 19. Juni. Das Haus Wettin ist an menschlich stnnpathische» Gestalten so reich wie kaum ein anderes der ehemals in Deutschland regierenden Fürstenhäuser. Das Verhältnis zwischen Fürst und Volk trug in Sachsen — ähnlich wie in Süddeutschland einen etivas patriarchalischen Charakter, desszn freundliche Züge auch heute noch — trotz der von keiner Seite mehr ernsthaft an gefochtenen Veränderung der Verhältnisse — der Erinnerung wert sind. König Albert von Sachsen, dessen Todestag sich in diesem Monat zum 25. Male jährt <er ist am 19. Juni 1902 aus Schloß Sibyllenort gestorben, ist eine der prächtigsten Herrscher gestalten auf dem sächsischen Throne gewesen. Urteilskraft, untrügliches Gedächtnis und Unerschrockenheit haben ihn schon in jungen Jahren ausgezeichnet. Seine militärische Laufbahn war glänzend. Als junger Offizier hatte er 1849 im dichten Kugelregen stehend, die Düppeler Schanzen mit stürmen helfen. Im böhmischen Feldzuge 1866 hatte er bei Problus, in der für den österreichischen Bundesgenossen und seinen alten Freund, den Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, so verhängnisvoll ausgehenden welthistorischen Schlacht non Königsgrätz, in echter Sachsentreue ausharrend, den Rückzug des österreichisch ungarischen Heeres decken helfen. Als Führer, erst sächsischer und später großdeutscher Heersäulen im deutsch-französischen Kriege, durfte er schließlich mit dem Feldmarschallstab in Dres den einziehen. Der Sieger von Beaumont, als de» die Kriegsgeschichte den König Albert kennt, liebte es bis i» seine späten Jahre hinein schlicht und prunklos zu leben. Er wohnte am liebsten in der königlichen Villa in Strehlen bei Dresden, obwohl deren feuchte Lage Sen Gesundheitszustand seiner Gemahlin, der Königin Carola, nicht zuträglich war. Nach Pillnitz zog es König Albert wenig, mehr im Mai schon »ach dem vom letzten Herzog von Braunschweig geerbten stattlichen Schloß Sibyl lenort. jedoch im heißen Sommer am meisten nach dem stille» erzgebirgischeu Jagdhaus Rehe seid, einem persönlichen Ge schenke seiner Gemahlin . . . Oft streifte König Albert nicht nur in den ausgedehnten dortigen Bergwüldern. sondern auch von seinem Strehlcner Villensitz aus in zeitigen Morgenstunden im Großen Garten in Lodenjoppe und steirischem Hütchen mit einem Jagdhund an der Leine umher und pflegte auf seinen Morgenspaziergängen namentlich einfache, ihm begegnende Leute anzusprechen. Die Jagd war seine Erholung: König Albert liebte das Weidwerk über alles. Auch war der König selber ein guter Anekdotenerzühler und nach so manchem Iagdfrühstück erhei terte er den Kreis seiner Gäste durch namentlich in sächsischer Mundart wiedergegebene Jagd-Anekdoten. Ein paar solcher Anekdoten sollen hier Platz finden. » Nach einer langen Treibjagd in Eibenstock. Der König sitzt skatspielend mit seinem Bruder, den Prinzen Georg, dem Oberforstmeister des dortigen Reviers und einem alten biederen Oberförster zusammen, den der König einmal wegen seiner kernigen Rede, dann aber auch wegen seines meisterhaften Skatspielcns hochschützt. Man ist eifrig beim Spiel. Die hohen Herren haben Gewinnchancen,' die des Oberförsters verringern sich zusehends. Da reißt dieser alle Kraft zusammen, bekommt plötzlich Grand ouvert mit Bieren und wirft seine Karte mit dem dröhnenden Ruf: „So — jetzt Hab ich euch! Schwarz mißt Ihr warn. Ihr Ludersch!" auf de» Tisch. Antwort: Brausendes Gelächter der Verlierer. In Tirol nach der Gemsjagd. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich und seine hohen Iagdgüste. König Albert von Sach sen und Prinzregent Luitpold von Bayern, in bester Laune zu Fuß auf dem Heimweg. Unweit von Igels kommt ein biederes Bäuerlein mit seinem Wagen gezottelt. Franz Joseph fragt im besten Inntaler Dialekt: „Kam' wer aufi sitze?" „Der Bauer nickt und hält an. Die Herren steigen auf, man kommt in Un terhaltung. fragt nach dem woher und wohin. Der Bauer: „Noe, wör' seid's eigentli?" „Ich bin der Kaiser von Oesterreich, der da ist der König von Sachsen und der dritte vertritt den König von Bayern". Dem Bauer füllt — man weiß nickst vor Schreck oder vor Zorn — die kaltgewordene Stummelpfeife aus dem zahnlückenreichen M»i«d. „Ausver schämte seid's Ihr drei Hallodri Ihr! Das; ich Eichs' sag! Und ivan'st Ihr wisse wollt, wöer i bin? I bin — der Kennst»; min Igels!" hältnis, in dem wir Katholiken hier unter den Anders gläubigen vertreten sind, so ergibt sich, daß 1910 in ganz Sach sen 4,8 v. H. der Bevölkerung aus Angehörige der katholischen Kirche entfielen, 1925 dagegen nur noch 3,6 v. H. Welche Stela lung nimmt danach der Freistaat Sachsen unker den übrigen Diaspora- Gebieken ein? Auf diese Frage gibt nachstehende Tabelle Auskunft, die den prozentualen Anteil der Katholiken und Protestanten an der Gesamtbevölkerung erkennen läßt: Katholiken: Protestanten: Bayern 70 v. H. 28,6 v. H. Baden 58,4 v. H. 39.8 v. H. Württemberg 30.9 v. H. 66,8 v. H. Hessen 30,8 v. H. l>5,8 v. H. Oldenburg 22,7 v. H. 76.3 v. H. Ostpreußen 1-5,1 v. H. 83,4 v. H. Hamburg 5,2 v. H. 86,1 v. H. Mecklenburg-Schwerin 5,2 v. H. 94.1 v. H. Anhalt 4.0 v. H. 91,4 v. .H. Sachsen 3.6 v. H. 89,6 v. H. Schanmburg-Lippe 1.3 v. H. 97,8 v. H. Diese Uebersickst zeigt, wenn sie auch keinen Anspruch > Vollzähligkeit der Gebiete mache» kann, datz Sachsen zu den schwierigsten Diasporagebieten ganz Deutschlands gehört. Die Zahlen dieser Religionsstatistik werden den Bonifaliusverein. sowie kommende Katholikentag«, die sich mit der Diasporafrage befassen, sehr intensiv beschaf» tigen müssen. Es ist in vieler Hinsicht sehr gut. daß jetzt end lich nach lange» entscheidungsvolle» Jahren diese zuverlässigen Zahlen vorliegen, da man ivohl sagen darf, das; andere Merk male der Entwickelung unserer sächsischen Diaspora nach außen und nach innen falsche Schlüsse leicht haben aufkommen lasse». Es ist notwendig, daß wir den Schwierigkeiten offen ins Auge sehen und uns keinerlei Selbsttäuschungen und keinen falschen Illusionen hingeben. In voller Klarheit müssen wir unsere Lage erkennen. Nur dann werden wir nach den richtigen Mit teln greifen können, die unsere Arbeit, die religiöse Betreuung unserer Glaubensgenossen hier in der „Zerstreuung", in befrie digender Weise vorwärtsbringen. Die Zahlen müssen aber auch nach außen Klarheit schaffen. Sie müssen endlich den Kreisen, die bisher scheel und mißgünstig auf unsere kirchliche Arbeit sahen, restlos die Augen dafür öffnen, worauf unsere Arbeit gerichtet ist und allein ge richtet sein kann: aus die Er halt ring unseres religiösen Kulturgutes unter den D i a s p o r a k a t h o l i k c n. Was vom Katholizismus abfällt, geht dom Christentum überhaupt ver loren. Das sollten Andersgläubige nie vergessen. Unter dem Zahlenmaterial, das wir hier vermitteln konnten, fällt dar Gerede gewisser einseitiger Kreise von einer „Gegenrefor mation" in Sachsen wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Sollte dieses Märckzen in Zukunft trotzalledem noch nicht aus der öffentlichen Diskussion verschwinden, so wird es von jetzt ab bei allen ernst urteilenden Leuten noch stärker mit der»' Stempel der Lächerlichkeit behaftet sein als seither. Insofern ist die zahlenmäßige Rechnungslegung, wie sie die Volkszählung mit sich gebracht hat, nur zu begrüßen. Ge rade heute, ivo inan so gern aus dunklen Zusammenhängen sehr zweifelhaftes Kapital zu schlagen versucht, kann die Beweis kraft der Zahlen manche nutzlose und sinnlose Auseinander setzung ersparen. Wir wollen hoffen, das; in erster Linie die Katholiken Sachsens aus dieser Statistik siveitere Ein zelheiten sollen noch folgen) die nötige» praktischen Schlußfolgerungen ziehen werde». So insbesonoere aus dem Gebiete ihrer Presse, die noch viel stärker als bisher ein kulturelles Bollwerk gegenüber den zersetzenden Gefahren der Diaspora werden muh. So auf dem wichtigen Gebiete der Erziehung und der Schule, so iu der Frage des La i e n ap o st o l a t e s. und wie die großen Aufgaben der Gegemvart «Ile heihen. An jeden Einzelnen treten diese nackten und zum Teil erschütternden Zahlen mahnend und be schwörend heran: Die Diaspora ruft dich! Wirst du ihre eindringliche Stimme hören? M. D. Eines Tages erschien bei dem König eine Abordnung Dresdner Bürger, die sich bei ihrem Landesherrn gleichsam dafür entschuldigen zu müssen glaubte, daß Dresden bei der kurz vorher stattgefundene» Reichstagswahl auf beiden Seiten der Elbe den sozialdemokratischen Kandidaten gewählt hatte. „Aber meine Herren", meinte der König „warum wundern Sie sich hierüber! Mir erscheint das nicht absonderlich, wissen Sie denn nicht, daß in Dresden die Dümmsten wohnen? Aber ich bitte, meine Herren, mich davon nicht auszunehmen." Zwei Tage vor seinem Ende raste ein Iunigewittorsiurm Uber Schloß Sibyllenort hin und zerriß die auf dem Dachsirst gehißte Königsstandarte. Die Umgebung wußte, daß der König in zweimal 24 Stunden ausgelitten haben würde. Doch in dem Kranken lebten noch einmal süße Hoffnungen auf Wiedergene sung auf. Er hatte mit Appetit gegessen und »erlangte eine der prachtvollen Virginias, die ihm sein alter Freund, der Kaiser Franz Joseph, alljährlich zum Geschenk machte. Dann wollte der König Zeitungen lesen. Man brachte sie ihm, doch plötzlich schob er die aufgeschlagenen Blätter beiseite, verlangte Schreib zeug und sagte zu dem ihn pflegenden Dr. Hoffman»: „Es könnte doch sein, datz ich morgen um diese Stunde vor einem Höheren stehe, der mein Richter ist: darum will ich doch gleich jetzt noch alle Begnadigungsgesuche erledigen: das ist ivohl das Allerwichtigste." In der Tat erledigte der König noch sämtliche in einer Mappe verschlossenen Begnadigungsgesuche. Es war die Vorahnung des ToDes gewesen, der am nächsten Tage schnell und schmerzlos eintrat. Der Z,lsi,»ii»enschlusi. Politische Monatsschrift zur Pflege der deut schen Eintracht. Herausgeber Friedrich Thimme und Eduard Hciiiiuerle. Verlag Haus Schneller G. in. b. H, Berlin SW. 68. Aus dem Inhalt de? Heft 3: Italien und Deutschland. (Kurt Wnltcmath.) — der grotzdeutsche Staat. <Dr. W. Haengcr.) — Wachsender Wille zum Ausannncnschluß iu Oesterreich und Tscheche flowakei. (Pfarrer L!z. Dr. Hartman,,.) - Bernssbeamtentum und Volk. (Tb. Klein, Ncichsbalm Oberinspektor.) — Die staatspoliiä sche Bedeutung der WolnenngSnot als Serunlproblci». (Victor Naack.) — Kritische Untersuchung. (Fritz Matthai.)