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Ser LSwenprozetz in Rom. > (Von unserem Korrespondenten.) - ^ Wien. 15. Juni. Ansang' Juli wird vor dem römischen Gerichtshof ein cigen- »rtiger Prozeß zur Verhandlung kommen. Vor drei Jahren wurde in Rom der Film Vuvvaclis, aus der Zeit der Lhristcnverfolgung gedreht. Wie es der bekannte Roman er forderte, wurde dabei in einem eigens erbauten Zirkus, der das Kolosseum darstellte, eine Gruppe gefangener Christen den wilden Tieren vorgeworfcn. Wobei Nero seine Nerven durch das blutige Schauspiel anzuregcn hoffte. Zu diesem Zweck hatte die Filindirektion 18 Löwen und Löwinnen aus dem Zoologischen Garten von Rom engagiert, die von zwei deutschen Bändigern des Gartens, Schneider und Mertz. unauffällig untcr- gebracht waren. Aber dadurch wurde das Unglück nicht verhütet. Eine der Löwinnen, die erst seit kurzer Zeit in Gefangenschaft war, vermocht« es nämlich mit ihrem tierischen Intellekt nicht zu erfassen, wie die Menschen solche blutigen Dinge nur zum Schein vorführen konnten, oder waren in ihr dunkle satavistische Erinnerungen an die gut« alt« Zeit erwacht, in der ihre Ahnen lebten: möglicherweiise spürte sie enfach Hunger, was sich aber schwerlich Nachweisen lassen wird, da die Leiden Dompteure cs energisch in Abrede stellen. Jedenfalls nahm sie ihre Rolle der blutrünstigen Bestie völlig ernst, legte aber dabei mehr Gerech tigkeitssinn als Ecschichtskcnntnis an den Tag, denn statt die schutzlosen Christen anzugreifen, kletterte sie Uber die Brüstung der kaiserlichen Loge, wo sich Nero, von seinen Höflingen und Vertrauten umgeben.durch seinen historischen Smaragd am Anblick der Szene weidete und das Nahender Löwin übersah. Sie fiel über den armen Cäsar her und begann ihn kunstgerecht zu verspeisen. Der Hofstaat machte sich schleunigst davon. Die Löwin ging so energisch zu Werke, daß. bevor die Bändiger hinzucilten, Nero nicht nur angefressen, sondern bis zur Unkenntlichkeit zerfleischt und bereits tot war. Es war der weitbekannte Filmschauspieler August Palombi. Daraufhin haben die Angehörigen des Verunglückten all« diejenigen zur gerichtlichen Verantwortung gezogen, denen sie den Tod des Schauspielers zur Last legen. Es sind dies di« beiden deutschen Bändiger, die der Trägheit und Fahrlässigkeit be schuldigt werden, ferner die Inhaber des Filmunternehmens, Baratollo und Ambrosia und schließlich der Direktor und künst lerische Leiter, der niemand anderer ist, als Gabriel d' A n - nunzio. Das Gerichtsverfahren hätte schon anfangs dieses Monats eingeleitet werden sollen, da aber ein wichtiger Zeuge sich zu diesem Zeitpunkt nicht in Rom «infinden konnte, wurde es auf den 6. Juli vertagt. Ursprünglich sollte auch die eigent liche Verbrecherin. die Löwin, vor das Tribunal geladen werden, aber nach einigem Ueberlegen. zog man es vor. auf ihr persön liches Erscheinen zu verzichten, möglicherweise aus Furcht, daß die Tragödie ein ebenso blutiges Nachspiel haben könnte. Sebastian Snelppr 30. Tabeslag. Am 17. Juni vollenden sich drei Jahrzehnte, dasScbastian Kneipp, der Schöpfer der zeitgenössischen Hydrotherapie, der hilfreich« Priesterarzt, der edle Menschenfreund von uns ge gangen ist. Wie unscheinbar war Sebastian Kneipps erste Lebenszeit. Schon als Knabe von 11 Jahren zwang ihn di« Armut der Eltern zu harter Arbeit. Täglich mußte er in den Keller, um dort am Webstuhl von nroraens bis abends zu arbeiten, um täglich, wie er selbst erzählt hat, 5—« Ellen Leinwand zu weben. Aber das Webevhandwerk war nicht nach seinem Sinn. Ein unstillbares Sehnen drängle ihn noch dem Priesterberuf. Doch Jahr «m Jahr entschwand, ohne daß es ihm glückte, das er-, ehnt« Studium antreten zu können. Ergreifend schildert er in einen Erinnerungen, wie er "auch während der endlich ermög- ichten Studienzeit mit Hindernissen aller Art zu kämpfen »att«, wie ihn dann — mitten im Studium — die Schrvind- «iht an den Rand de» Grabes bracht«. Und dach sollt« gerade liefe Erkrankung den entscheidenden Wendepunkt <n seinem Le- b«r herketkübren. . Du-it-» kalte-Walt»» »ei« LL ixli-is und oreseisn-A. Nsr Iksslsr für Mlsk dlur noclr dis biontsg: LMrenkilm der Ooskino-Produlrtion Dienstag: vrlllsntsn XriminLldrama in b /rieten 0«g»nn: «. V.1S, 8,30 Ukrr >V»i5«»>>»u«- OfSüklSIH - /T V»rnLcn>i,u,- iUslle id Dreltax Hai-v)' f.ieätke und Xenia vesni Deutscblsnäs beliebteste pilmciai steiler spielen die Hauptrollen in dem lustigen Dla-Lilm Ler §»Ick»1 iler jilsne biaek der gleiebnamigen Operette von Deo Ziselier Regie: Rrick Lckönkelder Weiters tlauptclarsteller: Slegkrleck ärno, Orlt Italck, klllcke ätarokk» blargarete Kupker, Teckck> 81», Non» ^Idsr» Lonn- und wochentags 4, SIS unet S SS Dbr V.I e/r/i rr r/8.8 t r-. 2 Xuitur-Orovfilm-^Voctien 1. Wocbs, vom 17. dis 23. duni Dine Dilmreisein eines der s cbönsten und gekeimnisvollsten Oebiete der Drde, in das Oebiet cies grööten Ltromes derWelt dielet Ihnen der grolle Kulturlilm der Ola König Amaronsb Rin Dilm von Wundern des ^mvronenstromes und (len Qekeimnissen des Inlcalanäes. — Die Expedition stand unter der Deitung des bekannten englischen Forschers Dr. W>Iii»m käc. Oovern 2. VVocke, vom 24. bis 30. duni Die Lckicirsalsgeschickte eines persischen blomadsnstammes dugendllclre rugelasseo Lonntags und Wochentags 4, 6.15, 8.30 Idbr wurde von Da an der begeiftertstc Anhänger der Kaltwasserkur, die er zu einem gewaltigen System ausbaut, das heute viele Hunderttausend« von Anhängern zählt. Die heutige Generation macht sich keinen Begriff mehr, welch beispiellos« Popularität Sebastian Kneipp speziell tu seinen letzten Lebensjahren genoß. Der verstorbene Dr. Baum garten schrieb 189«. als Kneipp in voller Rüstigkeit seinen 75. Geburtstag feierte: „Daß heute Eeb. Kneipp der popu lärste Mann der ganzen Welt ist, kann keiner leugnen: denn ob man in Rom oder Berlin. Paris oder Petersburg weilt, über all ist der Name Kneipp in aller Munde, seine wohlwollenden Gesichtszüge sind in Palast und Hütten durchaus bekannt." Schon 1«92 schrieb der damalige preußische Stabsarzt Dr. Dis- que: „Noch niemals, so lange die Welt steht, ist ein Mann so populär geworden hat ein Mann so segensreich gewirkt für das Volk, wie Sebastian Kneipp. ... Kl, selbst halt« Kneipp nicht nur für den größten Äolksmann und Hygieniker, son dern überhaupt für den größten Mann des IS. Jahrhunderts." Es ist angebracht, aus Anlaß seines 3V. Todestages di« Bedeu tung deix Persönlichkeit Kneipps sich vor Augen zu führen und sich ln dem grauen Alltagsleben zu erwärmen, zu begeistern an dieser seltenen Größe, an der Art und dem Wesen dieses selbst lose» Priesterorztes. Die Kneippsache ist unterdessen ein Kulturproblem ge worden, nicht eine rein medizinische Angelegenheit. Seb. Kneipp acht««« der berufenen Kreise werk ist. Daran mögen heute, " " re nach feinem Tod«, auch diejenigen evlnnert sein, die wort: rk- „Es kann dt, Spur von meinen Erbentage« Nicht in Aeorien unkerMn." ! Grotzfeuer in einer Glashütte. ^ Prag. 17. Juni. H In einem Glashüttenwerk in Hostiwitz brqch heut« nacht ein Grotzfeuer aus, das in kurzer Zeit mehrere Gebäude «inäschert«. Zahlreiche wertvolle Maschinen sind vernichtet. Das Feuer ist durch Ausstichen von flüssigem Glas entstanden. — Ehelich währt am längst. Aus der Amtsstait Rastatt in Baden wird berichtet: Es lebt dort ein ehrsamer Schuster, der ungeachtet seiner 70 Jahre noch tagaus, lagcin von früh bis spät auf seinem Schemel sitzt und fleißig schasst. An Sparsamkeit ist der Mann gewöhnt, in beiden, seine Frau ihm gleich. Aber Frauen haben, und wenn sie noch.so alt geworden sind, hin und wieder das Bedürfnis nach einem neuen Kleid. Die gute Schuh machersfrau hat ein volles Jahr stch's am Haushaltsgeld adge- zwackt bis es zum Stoff und für di« Arbeit der Näherin reicht. Der Mann weiß nichts davon, darf es nicht wissen. Die Näherin ist unterrichtet, und als der Mann aus der Werkstatt in die Stube kommt, wo sie schneidert, und verwundert fragt, was sie mache, erhält er die Antwort: „Ein Kleid für ihre Frau." — „Ja, ow hat sie denn den Stoff her?" Verabredungsgemaß eru klärt di« Näherin: „Den hat Ihre Frau am „Schwalbcnrain" gesunden." Der Mann schüttelt den Kopf: „Jetzt bin ich so alt geworden und habe in meinem ganzen Leben noch nie Unrecht getan. Das gim's nicht. Wenn meine Frau etwas findet, dann muß es aufs Fundbüro zur Polizei!" Der Mann trägt den Stofs selbst hin. Die Frau berät mit der Näherin und kommt zu dem Entschluß, M Polizei zu gehen und sie über den Sach, verhalt aufzukläre». Als die Frau aber das Polizcibüro be- tritt, sieht sie sich einigen Beamte» gegenüber, die sie kennt. Da ergreift sie Scham, dost sie ihre» Mann belogen, und rot wie ei« junges Mädchen, sagt sic auch hier, sie Hab« den Stoff an» Schwalbenrai» gefunden. Darauf der Polizist: „Da ist nichts z- machen: kommen Sie nach einem Jahr wieder. Wenn sich bri dahin der Verlierer nicht gemeldet hat, gehört der Stoff tx ' Finder, also Ihnen " Klopfenden Herzens hört di« AM, haß nun noch ein Jahr warten mutz, bis sie ihr neues^llei» "