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Ahnen, der heiligen Hedwig und Heinrich I.. einmal besuchen müsse. Mit sichtbarem Interesse folgte er den ausführlich'» Erklärungen, welche Pfarrer Reichet über die Kunstwerle rmd Altertümer der Lurche gab. (yanz besonderes Interesse erregten die .Kanzel, das am Hoci-altar ausgelegte Anti- peiidilim und das aus dem Jahre UM) stammende kunstvolle Weihrauchfas!. In der Sakristei bewunderte der .Kaiser di.' auSgelegte» herrlich» Paramente, Gold- und Silbersachen. Zum Schlus; ivurde dem Eäeilienverein der Auftrag zuteil, ein Lied vorzutragen. Ter Kaiser schnkte hm Gesänge volle Anfmerlsamleit und winkte nach Beendigung desselben dem Dirigenten und den Sängern in liebevoller Weise zu. ck) Minuten verweilte der Kaiser in der Lurche. Sodann besichtigte er das Liloster, besonders die Lirankensäle und Zimmer, in denen der Kaiser in leutseligster Weise den .Kranke» die Hand reichte »nd sich mit ihnen unterhielt. Der Kaiser sprach der Assistentin LI. Agathonia, welche ihn durch die »veiten Räume geleitet hatte ldie Frau Generaloberin N>ar verreist), seine hohe Anerkennung über die vorzüglichen Einrichtungen des Klosters aus. Als der .Kaiser im .Kloster sein Bild in einem herrlichen Blumenarrangement ans' gestellt sah, sagte er: „Dürfen Sie in diesen Räumen auch solch weltliche Bilder haben?" Im Ltlvstergarten hatten Schülerinnen der Hanshaltiingsschnle Ausstellung ge< nominell, welche dem .Kaiser huldigten, als er durch ihre Reihen, schritt. Um >/-5 Uhr verlies; der Kaiser das Kloster, sich änderst liebenswürdig von der Frau Assistentin, Herrn Pfarrer Reichel nnd Herrn Geistlichen RatFörsler verabschiedend. Ter nusirrvrdkiitliche Landtag des Herzogtums Braiiiischwcig, der sich mit der Regentschastssrage zu be fassen hat, ivurde am LI. d. M. durch eine vom Präsidenten des RegentschaslsrateS, Staatsminister Tr. v. Otto, ver lesene Rede eröffnet, in der zunächst dem Schmerz und der tiefen Trauer um den Heimgegangenen Regenten, den Prin zen Albrecht van Preuße», und dem Tank des Landes für seine LI Jahr" mit nie ermüdendem Pflichtgefühl geführte Regierung An >drncl gegeben wird. Treu zu .Kaiser und Reich haltend, habe er, auf dem nie verlassenen Grunde der Bersassling stehend, die Förderung der Wohlfahrt deS Landes in echt braunschweigischem Sinne sich stets angelegen sein lassen. Als Se. Königlich Hoheit am Ll. Oktober IKK5 ans Schlaf; EailN'iiz die brannscliweigische Abordnung empfing, die ihm die Wahl zur Regentiä-ast deS Landes antrng, habe der Prinz der Hossnnng Aimdriicl gegeben, das; Gott ihm Kraft verleihen inerde, des Herzogtums Regierung im Geiste des verstorbenen Herzogs Wilhelm znm Segen des Landes zu führen. Tie feierliche Zusage, welche diele Worte brachten, habe er bis znm lehten Atemzuge treu erfüllt. Dann Hecht es inciter: Das Herzogtum ist durch das tief- beklagte Ablebm, scineS Regenten, ohne das; in der Sache und Rechtslage, der das Besiehe» der Regentsctxist ent sprang. eine Aendcrnng eingetreten wäre, wiederum ver waist. Rach dem BersassnngSgeseh vom 10. Februar lK70 hat das herzogliche Staatsministerinm zunächst die Mit glieder des RegenlschastSraleS berufen, welche sich ein stimmig für dessen .Konstituierung erklärt haben. Dem (be sehe geiiläs; jst die Konstitniernng deS Regentscl>astsrateS und die Uebernahme der provisoiUchen Regierung seitens desselben am ll!. d. M. bekannt gegeben. Die Landesver- sammlniig ist »ach H li jenes Gesetzes behniS verfassiingS- inäf'.iger Mitinii iliilg bezüglich der durch die obwaltenden Umstände etwa ineiter gebotenen Schritte einbernsen wor den. Ter Rils hat Sie, meine geehrten Herren, hier zu- sammengesühi't; mit dem Regentschastsrat, der Ihnen die durch die Sachlage gebotene» Mitteilungen sobald als mög lich zngehen lassen wird, siehe» Sie vor ernster Ent scheidung. Möge, was ans den, beginnenden außerordent liche» Landtage beschlossen wird, mit Gotles Hilfe dem Lande znm Iegen gereiche». Ter Minister erklärte hieraus im Rainen deS Regentscliast-.lales für das Herzogtiilll Bralillschil'eig den aicherordentlichen Lalidtag für eröisnet. Wie verlautet, wird die gewählte staatsrechtliche Kom- inission i>l d,'r Antwort ans die Thronrede dem Regent- scliastsrat )'0> icl^lagen, ans deili Proviporinm ein Tesini' livnilt zu machen. Der Größt,erzog nnd die Grvßhcrzogin von Baden cmpsingen am Ll. d. M. die Militnrabordnnngen nnd Ab ordnungen der grofg'ii Städte des Landes. Sodann wurden die Bertreter der drei Hochschulen »nd der Akademie der bildenden Künste, eine Abordnung der Altkatholiken und schließlich die Studierende» der drei Hochschulen empfangen. mit Bimmkuren »iw. ab,mähen und zufrieden sind, nach monale und jahrelanger Behandlung die Intensität der An fälle gemindert zu sehen oline Gmonlie, den intellektuellen Bersall ansgehalten zu haben. Weil» dieser Knabe also ein Epileptiker war, so war die Heilung rille aicherordentliche." Bon, Anssah Hecht es: „Wir nässen heutzutage viel mehr von der Lepra (Anssahi, als die Inden, aber wir könne» kaum mehr da gegen tun. Lie »löbliche Heilung eines vorgeschrittenen Falles würde uns mindestens ebenso erstaunen. Was ist das für ein Arzt, der so bedeutend mehr vermag als seine Zeit Mid die Jahrhunderte nach ihm?" iS. bl.) Bei Besprechung der heute so beliebten Ausrede mit der Hvpnose erinnert die Persasierin an das Wort Lieber meisters: „Es ist leichter, durch die Hhpnose einen gesnnden Menschen bm'terisch z,, maclx'ii, als dadurch eine Hl>sterie zu dauernder Heilung z,, bringen" und kommt iS. 7l) dann nach Poriührnng verschiedener Kranlheit bilder der Hhsterie zu dem Schlüsse: „Auch die »ärtsamste Hypnose ist im Per- gleich zu de» .Kranlheitsheilnngen des Evangeliums eine Art Läckx'rlichteil." Tas Resultat der Untersuchung saßt die Schrift (S. 71) unter anderem dahin zusammen: „I. Ebrisins heilt Krankheiten ans nngewöhnliclx' Art. L. Er heilt solche, die nur nicht heilen. 0. Er heilt ans einen Schlag solche, die wjr nur langsam nnd mühsam heilen resp bessern. >. Er ß-ht sich über das ganze hergebrachte medi zinische Persahren einsach hinweg." Es mag über trieben klingen, aber für den ansmerksanien betrachtenden Arzt sind die Krankenheilungen Ebristi derart wnnderlxir, daß von diese» bis zu den Totenerweckungr» nur ein kleiner Schritt ist. Man steht gleicl>er>veise unter dem Eindrücke: „Hier ist der Herr über Leben und Tod." — Die Amnestie, die der Großherzog von Baden anläßlich seines Ehejubiläums verfügte, ist sehr umfang reich. Unter den Begnadigten befinden sich zwei seinerzeit wegen Mordes zum Tode Verurteilte, die daun zu lebenS- länglichem Zuchthaus begnadigt wurden. — Es ist vielfach in den Zeitungen behauptet worden, daß der Herzog von Eumbrrland kein Beileidstelegramm an die Söhne des Prinzen Albrecht gesandt habe. Der Berichterstatter der „T. N." kann auf das Bestimmteste Mitteilen, daß der Herzog von Eumberland aus die Nach richt von dein Ableben des Prinzen Albrecht hin ein längeres, in herzliche» Worten gehaltenes Beileidstelegramm an den ältesten Sohn des Prinzen nach Eameuz geschickt hat. — Kolonialdirektor Dernburg wird, wie die Zentral- Korrespondenz meldet, eine längere Informationsreise in die deutschen Kolonien autreteu. Ec wartet nur noch den Beginn der ReichstagSsession ab. um dort sein Programm zu entwickeln, und wird unmittelbar darauf die Reise an- treten, die ihn aller Voraussicht nach länger als ein Jahr von Berlin fernhalteu wird. — Bei den BrzirkStagSwahlen in Elsaß Lothringen wurden Ll) Zi-ntruniS- oder vom Zentrum nntersiützte Kandidaten, L Sozialdemokraten und 4 Parteilose gewählt. Nachwahlen haben am LL. September 5 stattzufinden, von denen L den Sozialdemokraten günstig, die übrigen zweifel haft sind, da bis zur Stunde jede Nachwahlsparole noch fehlt. Der liberal-dtiiivkraiische Block hat einen vollständigen Mißerfolg erlitten. Nach der „Täglichen Nundschau" ist man in maß gebenden Kreisen z» dem Entschluß gekommen, die Verwirk lichung des Baues der Südbahn in Ostasnka zu betreiben. — Die nationalliberale Partei hat einen schweren Verlust erlitten. Graf Paul Hoensbrocch ist aus der Partei ausgeschiedeu, indem er seine schon vor längerer Zeit an- gekündigte Drohung bewahrheitet und aus dem national liberale» Verein in Groß-Lichterselde ausgetreten ist. Auf dem in Stuttgart tagenden Kongreß deutscher Naturforscher und Aerztc wurden am Mittwoch der Ehe- iniker Professor Tr. E. von Mayer, sowie der Direktor der Dresdner Franenliiiiit Leopold zu Geschäftsführern gewühlt. Zinn eisten Vorsitzenden wnrde Professor Tr. Wanepe iRladen Fladen), zu dessen (Stellpertretern Professor Tr. Wettslein von Westersheini-Wien und Professor Rub- ner-Berlin gewählt. Z» Vorstandsmitgliedern wurden Professor Tr. Haider-Innsbruck, Professor Tr. von Frey- Wiiizblirg, Professor Tr. Krehl-Straßbnrg genxihlt. In dir natnrwissenichaftliche Hanpigriippe wurden gewählt die Professoren Tr. Mar Delbrück Berlin, Tr. .Klirtbanni-Ehar- loitenlnirg, Tr. Ostwald Leipzig, Tr. Krazew-Karlsrnh..', Tr. Kninse-Tresden, Tr. T> ude-Tresden. lieber die G e - iiictslarre sprach Professor Weslenhöser-Berlin, der bei der letzten Epidemie in Schlesien dort Studien gemacht hatte. Er betonte zurrst die Verdienste des Wiener Pro fessors Weichselbaiini, der IKK7 den MitrokotknS entdeckt und als erster voll einer epidemisch anstretenden Gehirn- hantentzündnng gesprochen hatte. Tann erzählte der Vor tragende seine Wahrnehmungen: Nicht die Nase, sondern die Racheiniiandel und die Hintere Rachenwand ertränkten ini ersten Stadium. Tie Frage, warum sich an sporadisch', vereinzelte Fälle von Genickstarre Epidemien nicht anschlie- ßen und warum manchmal so schwere Epidemien anftreten, läßt sich vorläufig nicht heanlworten. In Dentschland haben in den .Kohlengriibrnreviereii stets die Epidemien Neigung gezeigt, größeren Umfang cmziinehmen, am meisten freilich im vergangenen Jahre. Man kann zur Erklärung hierfür an die dauernde Verunreinigung der Lust denken, an die Lebensweise der Bergleute. Es ist kein Zweifel, daß d'e .Kottenträger es sind, welche den .Krankheitskeim überallhin ansstrenen. Tie übertragbare Genickstarre ist eine Ltinder- rantheit. 00 Prozent der Erkrankien in Oberschlesien waren .Kinder unter >5 Jahren. Das erklärt sich »ach Wesienhöser sehr einiach dadurch, das; Kinder eine wvhlauS- gebildete, i» vielen Zöllen vergrößerte Rachenmandel haben, wübrend diese beim Erwachsenen sehle. Wesienhöser fand aber, daß die von ihm sezierten Erwachsenen meistens eben falls deutliche Rachenmandeln hatten, in dieser Beziehung also einen kindlichen Habitus darboten. Tas; natürlich die Insellion nmsv leichlcr hastet, je größer die Rachenmandel ist leicht einznsehen. Wie die Meningokokken vom Rachen ins Gehn» gelangen, ist schwer nnd vielleicht üverhauvt nicht zu entscheiden. Es ist sowohl der direkte Weg ans den Lymphbahnen de» Nerven entlang oder durch Verinitlelmig des inneren Ohres oder an der inneren.Hals schlagader entlang möglich als auch das direkte Eindringen der Keime in die Blntbahn. Ter letztere Weg ist der wahr scheinlichere. Tie Behandlung ist bis jetzt fast aussichtslos. .Keines der angepiicsenen Mittel hat sich bewährt, auch nicht die Punktion des Rückenniai'lskcinals zur Entleerung des Eiters nnd Vermindernng deS Hirndrnckes. Ein spezifi sches Heilserum besitzen wir noch nicht. Ob die Versuche der vielen Forscher in dieser Richtung rin befriedigendes Resul tat haben werden, mns; erst nvch abgelvartet werden. Westenhösfer ist bei diesem Stande der Tinge der Meinung, daß die Genickstarre in das Ressort des Ehirnrgen gehört. Tie .Kongreßteilnehmer unternahmen am Mittwoch nach- mitlog einen AnSslng nach Marbach znm Gebiirtshanle Schillers. Nach der Anssassung amtlicher Kreise in Berti» bandelt es sich bei dem „Meteor" Zwischenfall in Ports mouth keinesfalls um eine politische Angelegenheit, für welche die englische Negierung haftbar gemacht Nwrd'N tonnte, sondern höchstens nm einen Vorfall, der die Hafen- Hel,örde Non Portsmouth betrifft: im übrigen sei der Vor fall noch nicht genügend aufgeklärt. Es habe den Anscllei», als ob ans beiden Seite» mit einer gewissen Nervosität per- sahren worden sei. — lieber die seitherigen Prrßzustände in der Kolonial- abteilung schreibt jetzt die liberale „M. Allg. Ztg": „Bei der völligen Desorganisation, die in dieser Verwaltung herrschte, entwickelte sich natürlich auch die beklagte Zügel losigkeit in der Fühlung der Kolonialabtcilung mit der Presse. Jeder Nat in der Kolonialabteilung hatte an scheinend seine besonderen Proteges und nickt immer waren eS iinangefocktene Persönlichkeiten. Die Wirkung hat man in den Preßcrörteningcn gesehen und in der Unsumme von Indiskretionen und Halbwahrheiten, die die Oeffentlichkei sehr beunruhigt und noch mehr'verwirrt und der^kolonialen Sache unendlich geschadet haben." Sehe hübsch gesagt! Als wir über diese Desorganisation schon vor Iihres- frist klagten, da hätte man uns gern gesteinigt! — Die Unstimmigkeiten tm nationalliberalrn Lager gehen fort; der Streit dreht sich im Kern um die Frage, ob die Fraktion ihre volle Unabhängigkeit bewahren soll oder nicht. Die nationalliberale Presse fordert, daß ihr ein erhöhter Einfluß auf die Stellungnahme der Fraktion eingeräumt werde. „Ein erfahrener Partetjournalist, dem man das Schulkompromiß vor der Veröffentlichung vor gelegt hätte, wäre wohl keinen Augenblick darüber im Zweifel gewesen, daß es einen Heidenlärm entfesseln würde. Eine liberale Wählerschaft stellt man nicht unvorbereitet vor das ko.it. «.ovompli eines solchen Abkommens, man mag von seiner Notivendigkeit auch noch so aufrichtig durchdrungen sein. Nicht anders bet der Finanzreform l Den selbstverständlich denkenden Parteijournalisten möchten wir kennen lernen, der nicht von Anfang an davon über zeugt gewesen wäre, daß die Fahrkartensteuer der Partei noch böse Stunden bereiten werde! Wohl drängte die Zeit, wäre aber das Verhältnis der Fraktionen zur Presse so, wie es sein sollte, es wäre wohl noch möglich gewesen, die Parteipresse über das, ivas geplant war. zu verständi gen." Mit anderen Worten: die nationalliberalen Abge ordneten sollen llur noch eine Art Maikäferfreiheit genießen und gerade soweit fliegen dürfen, als die „Köln. Ztg.", «Hann. Kurier" u. a. Blätter es gestatten. Nette Zu stände! In GoSlar kann eS bei der Erörterung dieser Fragen ganz interessant werden. — Tie Anziehung der Fleischpreise ist eine der nnan- genehinsten Erscheinungen der Hochkonjunktur: es ist i,inner noch nicht genügend klar gestellt, woher diese bedauerlich: Erscheinung kommt. Gewiß gönnt jeder einsichtsvolle Städter dem Landwirt seinen Verdienst an der Viehzucht und es sind auch die Viehpreise nicht allein, die diese Höhe herbeisührten. Die freisinnige und sozialdemokratische Presse macht die Viehzölle und Grenzsperre hierfür verantwortlich und will zniii Beweise hierfür folgende Tabelle ansühren: '/r.'M '/r '5 «0. RinM- ch SchtveineslKlch Kalbfleisch l'.lOl NN 6 I ltOl 1005 lOOl 1005 4 -4 .4 -4 F 4 Eharlottenburg . . 7l kl 75 KK 70 OL Schöneberg.... OL KO 7:i KO 70 Kl Rixdorf 07 Ol) 7l 7K 01 77 Ober-Schönweide. 75 K5 72 00 75 05 Steglitz 70 00 70 100 K5 100 Weißensee .... 75 KO .KO 100 KO 00 Diese Tabelle beweist aber nnr zwei Tinge : 1. Tas; die Fleischpreise in derselben Großstadt Berlin sehr verschiedene sind: L. das; seit 1001 eine allgemeine Erhöhung derselben cintrat. Aber mehr sagt sie nicht! Gerade die großen Differenzen in ein und derselben Großstadt legen nahe, nach anderen Ursachen sich nmznsehen. In Rirdors kostet das Pfund Fleisch 00 Ps„ j„ Steglitz Ol, Pf. Und doch gelten für beide Orte derselbe Zolltarif und dieselben Be stimmungen der Grenzsperre. Das; aber der Zolltarif nichts aiiSiiinchl, habe ich dieser Tage selbst im eigenen Haushalte erlebt. Eine bekannte Prager Schinkenexportfirma lieferte im Vorjahr den Schinken zu 12,50 Mt'.; erst gestern traf nun ein neues Ossert für den diesjährigen Schinkenbeziig ein nnd die Preise lanteten »nieder ans 12,50 Mk. Am 1. März 1000 aber ist der neue Zolltarif in Kraft getreten: eine Erhöhung der Cchinkenpreise trat nicht rin nnd doch zahlt der Prager Absender den Zoll. Nicht unerheblich zur Erhöhung der Fleischpreise trugen die Ansprüche des Publikums bei; es will nicht nur das beste Fleisch, sondern auch dieses noch ins Hans geliefert haben. Ta muß d'r Fleischer eben den Botenlohn drciiisschlageii. Jedenfalls kann man nicht ans unsere Landwirtscl-ast schimpfe», wenn das Fleisch lener ist. Oesterreich-Ungarn. — Der WahlrcformauSschuß hat am 2l. d. M. die §8 Ui—U! angenommen, welche das Reklamationsver- fahren, die Ausfertigung der Legitimationen, die Stimm zettel. sowie die Zusammensetzung der Wahlkommissiou betreffen. — In Triest kamen am 20. d. M. neue Temonstra- tionen der Italiener lind der sogenannten österreichischen Patrioten vor, obwohl ein starkes Aufgebot die Ordnung cuifrechtcrhalten sollte. Die Polizei schritt gegen beide Demonstrationen ein und verhaftete viele Teilnehmer, worauf Ruhe eintrat. Im ganzen wurden mehrere hun dert Personen verhaftet. Die meisten werden voraus sichtlich wieder eutlasseu werden. — Bei der Prüfung der Papiere von Reservisten in Miikanh im Kreise Malmhst töteten Bauern siebe» Mann der Landpolizei nnd penvuiideten einen Gehilfen des Land- kommissars tödlich, weil die Polizei einen Agitator verhaftet hatte. Italien. — Im Weltfriedenskongresse wurde berichtet über dto Stellung der Arbeiter zur Friedensbewegung. Ueber Deutschland berichtete Alfred H. Fried. ES wurde der Wunsch ausgedrückt, die -Haager Konferenz solle sich nur mit der Einschränkung der Rüstungen beschäftigen. Frankreich. — Courrier Europäer, verzeichnet da« seit einigen Tagen in den inneren Kreisen der französiscken Politiker umlaufende Gerücht, daß Ministerpräsident Sarrirn ent schlossen sei. bei Beginn der Herbsttagmig zrirückzntrcten. Ueber seinen Nachfolger Vermutungen cmzustellen wäre verfrüht, so nahe es auch liege, an Elämcuccau zu denken, Serbien. — Die Regierung ernannte Vertreter zu den Handels- vertragSvcrhandlnngen mit Rußland. Frankreich und Italien, welche zur gleichen Zeit geführt werden. Balkan. — Die Pforte hat neuerdings bet den Schutzmächten von Kreta dagegen vrotcstiert. daß sie. obwohl sie die Bei- behaltung des StatnSguo in Kreta und die SouveränitätS- rechte des Sultans garantieren, durch ihren lehten Beschluß dem König von Griechenland das Recht erteilen, den je-