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Präsident, Frhr. v. Schorlemer, sich so ausgelassen hat, darf geschlossen werden, daß man an höchster Stelle eine neue Flottennorlage sehr dringend wünscht. Es mehren sich auch wieder in eingeweihten Kreisen jene Stimmen, die mit dem baldigen Rücktritt des Staatssekretär» von Tirpitz rechnen. Jedenfalls wird in kürzester Zeit die Sache geklärt sein. — Der sozialdemokratische Parteitag findet vom 23. September ab in Mannheim statt; zuerst war als Lokal der herrliche »Rosengarten" vorgesehen, in welchem im Jahre 1002 der Katholikentag zum ersten Male sich versammelte. Nun will der Grobherzog in diesen Tagen nach Mannheim kommen und deshalb mutzten die Genossen auSziehen; sie haben als ganz richtigen Ort daS „Apollo- Iheater" gewählt; da kann die Komödie sich richtig voll ziehen! Im übrigen ist es sonderbar, daß ein solches Ausweichen sich vollzieht; wenn in Baden der «rote Vize" zu Hofe geht, könnte man sich auch in Mannheim vertragen. Die Tagesordnung ist sehr reichhaltig; den parlamentarischen Bericht erstattet der Abg. Schöpflin, über den Massenstreik spricht Bebel, über die Volkserziehung Klara Zetkin und Schulz; über Strafrecht. Strafprozeß und Strafvollzug der Abgeordnete Haase. — Auch die Genossinnen tagen in Mannheim; sie unterhalten sich über das Frauenstimmrecht, die Agitation unter den Landar- betterinnen und die Dienstbotenbewegrina. — In der in Nürnberg unter dein Vorsitze Geheimral Dr. Nordikers tagenden Hauptversammlung des inter- nationalen Verbandes zum Studium der Verhältnisse des Mittelstandes imt dein Sitz in Brüssel nahmen teil der Prä sident der preußischen Zentralgenossenschaftskasse in Heiligen- stadt, ferner Vertreter der österreichischen, der belgischen und der holländischen Negierung. Aus den Verhandlungen wird mitgeteilt, daß bereits mehrere Negierungen und andere Amtsstellen ansehnliche Beihilfen bewilligt oder in Allssicht gestellt l-aben. Zum Ort der näckstten Versamm lung, die im Jahre 1907 stattfinden soll, wurde Wien ge wählt, zum Präsidenten Sektionschef Exner-Wien, zum Vizepräsidenten Regierungsrat Professor Schwiedland-Wien und Julien Koch-Antwerpen. Ferner wurde der Beschluß gefaßt, ein mit 1000 Mark dotiertes Preisausschreiben über die Frage „Was ist bisher zur Stärkung des einzelnen Handlverkes durch Venvaltuug und Selbsthilfe geschehen?" zu erlassen. Den Hauptgegenstand der Tagesordnung des nächsten Kongresses soll die Kreditfrage bilden. Neben dem bisher erschienenen französischen Verbandsbulletin sollen auch deutsche Verbandsmitteilungen monatlich erscheinen. — Im Gegensätze zu den anderen zwischen Abessinien und europäischen Staaten abgeschlossenem Handelsverträgen fehlt dem deutschen die unangenehme Klausel, daß deutsche Reichsangehörige den abessinischen Gerichten unterworfen sind, was angesicksts der unzulänglichen abessinischen G-- richtsverhältnisse von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist. Als ein deutscher Reichsangehöriger kürzlich bei dem deutschen diplomatischen Vertreter in Abessinien über den Diftriktscli-ef Beschwerde führte, wurde dieser auf Anordnung des Negus abgesetzt, was bei den Franzosen in Adis Abeba großes Staunen erregte. — „Gesunde politische Einsicht" verlangt die „Münchn. Allgem. Ztg." von den Zentrumswählern im Wahlkreise Hagen, wenn sie schreibt: „Es fragt sich nun, ob in der Zwischenzeit die gesunde Politische Einsicht über persönliche Gereiztheit und Verstimmtheit gesiegt hat." Die „Ver stimmtheit" über das schöne Verhalten des Freisinns in Altena nämlich. Vom Zentrum wird also „politische Ein sicht" verlangt, die Liberalen selbst brauchen sie — siehe Altena — nicht zu haben. — Kohleunot. Schon wieder sollen wir vor einer Erhöhung der Kohlenpreise stehen, obwohl doch erst am 1. April eine solche eintrat; in den Reihen des Syndi kats sucht man diese Erhöhung mit der bestehenden Kohlen not zu rechtfertigen. Wir können aber an eine solche gar nicht glauben, so lange noch so viele Kohle aüsgeführt wiro: Wenn das Syndikat jrht tatsächlich wegen der an geblichen Kohlennot eine Preiserhöhung einführen will, so wird sich in: kommenden Herbste der Reichstag zu Über legen haben, ob er nicht einen Ausfuhrzoll auf die Kohlen legen soll, um diese Ausfuhr einzuschränken; dann besteht keine Kohlennot mehr. Das Hemd liegt uns näher äls der Rock und ehe wir auf die Ausfuhr bedacht sein können. Oder: Machen die Ameis zu Anna groß' Haus, So folgt ein strenger Winter drouf. Es gibt noch eine ganze Anzahl von Annenreimen, doch mögen an dieser Stelle die angeführten Beispiele ge nügen. Dafür möchten wir aber denn doch noch eines jener lieblichen Kinderliedchen zitieren, die, freilich im Lause der Zeit stark verändert, sich dennoch ganz unverkennbar auf den St. Aimeiitag beziehen. Eines dieser Liedchen lautet okstt: ^ äliÜ Guten Abend, Aennele, Zu essen hüben wir wennele, Zu trinken hüben wir unfein Bach: Hüben wir nit die beste Sach ? Und wenn wir dann beisammen sind, Wo kriegen wir ein Haus? So nehmen wir 'neu Hiihnerkorb Und gucken oben heraus. Und so gibt es eine stattliche Anzahl von Reminis zenzen, die uns daran erinnern, ein wie liebliches Fest der einst im Mittelalter der St. Annentag gewesen sein muß. Auch heute ist ja sein Poetischer Reiz noch lange nicht er- loschen. Wir brauchen uns nur einmal in den Bergländern -Oesterreichs, Deutsch-Ungarns, der Schweiz und Süddeutsch- lands umzutun. Wir werden dann sicherlich mit der Ueber- zeugung nach Hause koinmen, daß die Feier des Annentages noch lange nicht im Erlöschen begriffen ist, und daß der Spruch seine volle Berechtigung hat, der da singt: St. Anna fein Sollst willkommen sein! Wir grüßen dich in deinem Glanz. Wir grüßen di» mit Sang und Tanzl , Du Mutter unsrer Jungfrau zart Wir grüßen dich auf eig ne Art! St. Anna fein Komm' nur herein: Sollst unS gern willkommen sein! müssen wir danach sehen, daß daS Inland keine Not leidet. Die Kohlenpreise aber sind in den letzten Jahren ganz enorm gestiegen und verteuern so überhaupt die Produktionskosten der Industrie. Wir warnen daS Syn dikat sehr, den Bogen zu überspannen. — Die sozialdemokratische Dienstboteubewegnng soll auf dem sozialdemokratischen Frauenkongreß verhandelt werden, der im Anschluß an den Parteitag in Mannheim tagen wird. Von großen Erfolgen unter den Dienstboten werden die Führerinnen der Bewegung nicht berichten können. Wohl ist in Nürnberg, in München, in Breslau die Agitation ausgenommen, aber bis jetzt ist daS Er gebnis überall ziemlich dürftig. In Berlin ist, wie die „Tägl. R." hervorhebt, so gut wie nichts geschehen. Hier wurde die Dionstbotenagitalion durch eine große Versamm lung, in der Stadthagen seine ganze Lungenkraft aufbot. „eingeleitet". Bei dieser Einleirung ist es aber auch ge blieben. Man hat von einer Versammlung oder von sonstiger Propaganda unter den Dienstboten nichts gehört. Oesterreich-Unqarn. — Das Prager Blatt „Narodni Listy" weiß aus Wien zu melden, daß der Wahlreformausschuß am 12. September, das Plenum des Abgeordnetenhauses am 18. September zur letzten Kampagne sich wieder versammeln werden. Im Wahlreformausschuß werde zuerst die Wahlkreiseinteilung für Böhmen und Mähren im Detail beendet werden und dann erst die allgemeinen und prinzipiellen Para graphen, welche die Abschaffung der Kurien, die Frage der Seßhaftigkeit, die Wahlpflicht, die qualifizierte Majorität usw. betreffen, entschieden werden. Die Regierung beab sichtige, dem Abgeordnetenhaus« sofort nach dessen Zu sammentritt das außerordentliche Budget per 1907 vorzu legen. Eine Hauptaufgabe der Herbstkampagne wird die Erledigung des Apothekergesetzcs sein. «»rn. — Vom „Terrorismus im Vatikan" fabelt wieder ein mal im „Verl. Tagebl." (Nr. 358) dessen römischer Post horn-Korrespondent. Es sind keine eigenen Weisen, die Herr Dr. Barth hier bläst, sondern er hat sie dem Herrn Carrys aus dem „Corriere della Sera" abgeguckt. Dieser hat uäinilich folgendes entdeckt: „Die Beweise, daß der Papst immer niehr unter die Herrschaft der intransigent- jesuitischen Richtung fällt, häufen sich. Die neueste Betäti gung dieser Elemente ist der Feldzug gegen den aus dem Jesuitenorden ausgeschiedenen Pater Tyrrel, einen der geist vollsten Köpfe der Gesellschaft Jesu. Pater Tyrrel hatte unter dein Titel „Lettres coufidentielles" -eine leider nur allzu treffende Abhandlung über die Mißstände im heutigen Katholizismus geschrieben und hatte daraufhin den Orden verlassen müssen. Der römische Korrespondent des „Berl. Tagebl." kennt die Schrift I'. Tyrrels gar nicht, denn sie be handelt -gar nicht „Mißstände im heutigen Katholizismus", sondern stellt direkt rationalistische Theorien auf. Daß Tyrrel aus dem -Orden scheiden mußte und auch das Zele- bret verlor, ist hiernach ganz begreiflich, wenigstens für jeden Katholiken. Nun soll, dem „Corriere" zufolge, aist das Gesuch Tyrrels, tvenigstens das Recht zum Messelesen behalten zu dürfen, der Vatikan erwidert haben: „Tyrrel solle sich erst verpflichten, nicht allein seine künftigen Schrif ten, sondern auch. . . seine Privatkorrespondenz der bi- schöflicken Zensur zu unterbreiten." Im Anschluß daran sagt das „Bert. Tagebl.", Inder und Inquisition genügten also den heutigen Machthabern nicht mehr. Wir wissen nicht, ob an 1'. Tyrrel eine solche Aufforderung ergangen ist. Für einen Ordensmann und Geistlichen erscheint die Erfüllung der Bedingung schon aus der Art seiner Korrespondenz nicht so schwer, wie sie den: Korrespondenten des „Berk. Tagebl." fallen würde. Aber aus den noch übrigen Leistungen des Posthorn-Korrespondenten zu schließen, ist die Privatkorre- spondenzgeschichte reckst uiiwahrsckßnnlich. Höre man nur. was er noch den gläubigen jüdischem Lesen: auftischt: „Das Schönste aber, so sagt er, ist, daß die vatikanischen Eiferer unter der Aegide Merry del Vals nun auch dem aufgeklärt ten Kardinal Newman — vielleicht dem feinsinnigsten und edel liberalsten Geiste des heiligen Kollegiums, ja der heu tigen Kirche überhaupt — zu Leibe wollen." Dem Korre spondenten hat die römische Sommerglut das Gedächtnis geraubt. Kardinal Newman ist vor 16 Jahren gestorben! Und seinen Werken will kein Mensch etwas anhaben. Alle Folgerungen aus dem angeblichen Vorgehen gegen Kardinal Newman, alle Folgerungen aus der Maßregelung des Ra tionalisten Tyrrel, die das judenliberale Blatt gezogen hat, und die in der Feststellung bestehen, daß „der Vatikan terro ristisch, intransigent usw." sei, sind daher dummes jüdisches Kaffee ha u sg «schwätz. Italien. — Der „Avanti", ein sozialdemokratisches italienisches Blatt, teilt seinen Lesern mit, aus den christlichen Gewerk- schäften Deutschlands seien 16 000 Arbeiter ausgetreten, nm sich den sozialdemokratischen sogenannten freien Ge werkschaften anzinschließen. Die Nachricht ist eine der vielen Lügen des sozialdemokratischen römischen Blattes. Sie wnrde von ausländischen Blättern wiedergcgeben, die deutsche sozialdemokratische Presse ist auf Liesen Leim nicht gegangen, weil die Sache zu leicht kontrollierbar war. im. Frankreich. — Lepiue, der Polizeipräsekt von Paris, sah sich veranlaßt, gegen daS in Bildung begriffene Syndikat der Pariser Polizeibeamten und Schutzmänner energisch Stel lung zu nehmen. Die 2000 Mitglieder, die das provisorische Statut angenommen haben, bestehen auf ihrem Rechte sich zu vereinigen und beschlossen die Einberufung einer Versammlung, in welcher der Achtstundentag und die Sonn tagSruhe als erste Forderung ausgestellt.werden sollen. Niederlande. — Der Gesundheitszustand der Königin ist sehr zu friedenstellend, so daß ihre Wiederherstellung in nächster Zeit zu erwarten ist. Die Königinmutter, die der Königin einen Besuch machte, ist gestern nachmittag nach ihrem Schloß Soestdyk zurückgereist. Auch Dr. Rossingh. der seinen Urlaub in der Nähe von Loo verbringt, wird nach seinem Wohnsitz zurückkehren. Grotzbritannie«. — Oberbaus. Bei der allgemeinen Besprechung der vom Kriegsminister Haldano am 12. d. M. im Unterhaus gemachten Vorschläge über die Reorganisation des Heeres spricht sich der frühere Unterstaatssekretär des KriegsamteS. Donoughmore entschieden gegen die Vorschläge aus. Ebenso erklärt Lord Roberts, die in den Vorschlägen enthaltene Verminderung der Heeresstärke erfülle ihn mit Besorgnis, besonders angesichts der gegenwärtigen- Lage rn Egypten und Natal. Die englische Armee habe vor allen Dingen den Zweck, den» Laube Sicherheit zu gewähren, aber die Vor schläge des Kriegsministers würden keine nationale Streit macht schaffen, sondern eine Armee, die sich für Kriegs zwecke nicht eignet. Der Untorstaatssekretär des Krieges, Earl of Portsniouth erwidert, die Negierung habe die wahr scheinlichen Erfordernisse der auswärtigen Angelegenheiten und die Lage der Finanzen zu berücksichtigen gehabt. Das Landesverteidigungskomrtee habe sich dahin ausgesprochen, daß gewisse Aenderungen in der Landesverteidigung sehe wohl gemacht werden könnten und der Generalstab habe die geeignetsten Mittel und Wege hierfür ausgearbeitet. Außer dem habe die vorgeschlagene Neuorganisation den ein stimmigen Beifall des Heeresrates gesunden. — Interparlamentarische Friedenskonferenz. Der am 24. d. M. von Bryan eingebrachte Antrag lag der heutigen Beratung in folgender abgeänderter Fassung zu Grunde: Wenn ein Streitfall zwischen Vertragsstaaten entstehen sollte, der nicht derart ist, daß er einem Schiedsgericht vor zulegen wäre, so sollen die Staaten nicht zu irgendwelchen Feindseligkeiten schreiten, sondern zuvor einzeln oder ge meinsam, je nachdem es der Fall erfordert, um die Bildung einer internationalen Untersuchuygskommission oder um die Vermittelung seitens einer oder mehrerer befreundeter Mächte nachsuchen. Ein solches Ersuchen soll gegebenenfalls gemäß Artikel 8 der Haager Konvention für die friedlich': Regelung internationaler Streitigkeiten erfolgen. Nach dem Freiherr v. Plener (Oesterreich) die Debatte ein geleitet mid Bryan seinen Antrag in einer längeren, mit großem Beifall aufgenommenen Rede begründet hatte, Nmrde der Autrag -einstimmig angenommen. — Die „Morniug-Post" veröffentlicht folgende Mit teilung: Der deutsche Ehrgeiz nach Beherrschung des per sischen Golfes nimmt allmählich greifbare Gestalt an. Ein sehr bezeichnender Schritt in dieser Richtung ist soeben durch die Einrichtung einer direkten Schiffsverbindung zwischen Hamburg und anderen deutschen Häfen einerseits und dem Golfgebiet andererseits gemacht worden, und zwar von seiten der Hamburg-Amerika-Linie mit nachdrücklicher Unterstützung der Reichsregi-erung. Dadurch wird das per sische Golfmonopol, das die englische Schiffahrt bisher be saß, ernstlich bedroht. Die unmittelbare Folge wird ver mutlich ein Tarifkrieg zwischen den deutschen und englischen Schiffahrtsgesellschaften sein. Die große Bedeutung der Sache liegt jedoch auf politischem Gebiete und wird vom auswärtigen Amte hoffentlich im Auge behalten werden. Dänemark. — Der König hat dem Vorschlag deS Ministers de» Aeutzeren, betr. die Einsetzung einer Kommission zur Aus- arbeitung eines Entwurfes zeitentsprcchender Reformen für die Organisation des Ministeriums des Aeußeren, sowie der diplomatischen und konsularen Vertretungen feine Zustimmung erteilt. Rustland. — Der dritte Tag nach der Auflösung der ReichS- dnma ist ruhig verlaufen. Weder in Petersburg noch in Moskau oder in Provinzstädten haben sich irgendwelche Unruhen oder Aufstände ereignet, die mit der Auflösung der Dmna im Zusammenhang stehen. — In dem Hose des Hauses, in dem sich die Räume des sozial-politischen Klubs befinden, ist Polizei ausgestellt. Auf Anordnung des Stadthauptmanns werden keinerlei Versammlungen zugelassen. Auch der Zentralklub der Kadetten ist ge schlossen. — 65 Mitglieder des Bezirks- und OrtskomiteeS der sozial-revolutionären Partei in Moskau sind verhaftet worden. Unter ihnen befinden sich die Hauptorganisotoren des AnSstandeS. Sozialdemokratische Versammlungen haben sich gegen die Veranstaltung eines Ausstandes in der gegenwärtigen Zeit ausgesprochsn. — In Odessa er neuerten sich Dienstag nachmittag die Unruhen, trotzdem die Behörden sehr scharfe Maßregeln gegen Ausschreitungen aetroffen hatten. Bet einem Zusammenstöße zwischen Kosaken und Juden gab es Tote und Verwundete. — Mit Ausnahme der Nowoje Wremja, Rossija und PeterSburgSkija Wjedomosti sind Dienstag alle hiesigen großen politischen Tageszeitungen konfisziert worden. — Der Präsident des Ministerrates und Minister des Hmieren, Stolypin, hat unter dem 24. Juli an die General- gouverneure, Gouverneure, Präfekten und an den Kaiser lichen Statthalter des Kaukasus folgendes Telegramm ge richtet: „Gemäß den vom Kaiser erteilten Weisungen und zum Zwecke der vollen Vereinheitlichung der Tätigkeit der öffentlichen Behörden mache ich Ihnen die Mitteilung, daß die Regierung von Ihnen eine unverzügliche und bestimmt.'! Unterweisung der Ihnen unterstellten Behörden verlangt, damit die Ordnung schnell, sicher und ohne Mißgriffe wieder hergestcllt wird. Ruhestörungen müssen unterdrückt und revolutionäre Anwandlun-gen mit allen Mitteln nieder gehalten werden. Die gesetzlichen Maßnahmen, die Si: ergreifen, sind genau zu erwägen. Der Kampf richtet sich gegen die Feinde der Gesellschaft und nicht gegen die Gesell- schaft selbst. Infolgedessen sind Unterdrllckungsmaßnahmen in großem Stile nicht zu billigen. Ungesetzliche und unkluge Handlungen, die Unzufriedenheit statt Beruhigung schaffen, dürfen nickst geduldet werden. Die Absichten des Kaisers sind unerschütterlich. Tie Regierung ist fest entschlossen, durch die Beseitigung und Aenderung der alten, ihrem Zwecke- nickst mehr entsprechenden Gesetze auf gesetzlichem Wege Hilfe zu schaffen. Das alt-e Regime wird ein-e Ver jüngung erfahren. Doch muß die Ordnung vollständig auf reckst erhalten werden. Sie müssen aber in dieser Hinsicht eigene Initiative zeigen, da auf Ihnen die Verantwortung ruht. Ein entschiedener und energischer Wille, der sich in dieser Weise betätigt, wird von dem besseren Teile der Ge sellschaft zweifellos unterstützt werden." Türkei. — Gegenüber dem Dementi aus Cetinje wird die Meldung vom 18. Juli über da» Eindringen von Mon«