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Eisenbahnnetzes finden wir unter den europäischen Staaten in Norwegen mit 0,8 und in Rußland mit 0,9 Kilometer. Die Anlagekosten aller Eisenbahnen der Erde berechnen sich nach einer Schätzung auf rund 178 Milliarden Mark, wovon auf Europa 90 Milliarden und auf die übrigen Erdteils 88 Milliarden entfallen. v Auch ein Mittel gegen die Seekrank heit. Eine junge Daine machte zusammen mit vielen anderen Reisenden auf einem Schnelldampfer die Fahrt von Frankreich nach England. Sie hatte sich auf eine einsame Bank geflückflet; ihr hübsches, jetzt kreidebleiches Gesicht ver riet nur zu deutlich, wie bitter sie von der Seekrankheit ge quält lvar. Oft stieß sie Angstruse aus, und teilnehmend sahen die Mitreisenden auf sie, wiewohl diese selber sich elend genug fühlten. Plötzlich trat ein vornehmer Herr auf die junge Tanie zn und sagte höflich: „Gnädige Frau, Sie lei den wohl fnrchtbar; bitte, nehmen Sie ein paar von diesen Pastillen, sie helfen ganz sicher." Damit reichte er der sehr unschlüssigen Dame eine SchaclKel und bat wieder: „Nehmen Sie nur getrost; ich bin der Erfinder dieser Pastillen und gehe jetzt nach England, um sie auf den Markt zu bringen." Zögernd nahm die Dame einige Pastillen an und aß sie. Sckx»i nach kurzer Zeit rief sie erfreut aus: „Wunderbar, ganz wunderbar: mir ist jetzt ganz wohl. Haben Sie vielen Tank. Ich habe richtigen Hunger und werde jetzt essen gehen." Tie Mitreisenden, die der Szene zngesehen hatten, wiinscbten natürlich nun auch ihrerseits eine Schachtel voll der schönen Pastillen zu besitzen. Sie waren ztvar teuer, 10 Franks die Schachtel, aber was tut man nicht, um di ; entsetzlicl-e Seekrankheit zu beseitigen! Ter Fremde ver kaufte eine Menge Schichtelcl>en. In Tover verließen alle Reisenden das Schiff, um auf der Eisenbahn nach London weiterznsahren. Nur ein Ehepaar blieb zurück und kehrte mit dem nächsten Dampfer nach Frankreich heim: Der Er finder der Pastillen und dessen Frau, die Seekranke. Sie hatten nach Abzug von 110 Franks für die Fahrkarten noch 875 Franks verdient, die Pastillen waren Pfefferminzkuchen und kosteten die Schachtel 15 Pfennig. Wieviel Schwindel gibt es doch! Aber „die Welt will beWvindelt sein, also wird sie beschwindelt", so sagten sclMi die Alten. Vergnügungen. I Jiu-Jitsu im Zirkus Sarrasani. Der russisch japanische Krieg hat zu einem eingehenderen Studium des japa nischen Volkes geführt und uns die Kunde von vielen Dingen gebracht, die dem Europäer bis dahin fremd waren. Dazu ge hört auch duS japanische Verteidigungssystem Jiu>Jitsu. dos von Montag an allabendlich von zwei Mitgliedern der Jokodatruppe im Zirtus Sarrasani gezeigt werden soll. Herr Hayaschi lehrte es an einer höberen Mädchenschule in Tokio, während Herx Aamamoto dis Sch ilrr einer christlichen Anstalt in Osaka in diesem System, das ja auch bereits in Amerika und England Eingang gefunden bat, unterrichtete. Jiu-Jitsu hat mit Boren, Fechten, Turnen, Ringen usw- nichts gemein, sondern nimmt eine voll ständige Sonderstellung ein und gibt die sichere Gewähr, daß im Falls einer Gefahr ein üb-rlegener Gegner mit einem einzigen Griff besiegt und kampfunfähig gemacht werden kann. Selbst eine Frau kann mit einem einzigen Griff des Jiu-Jitsu einen Dieb oder Angreifer solange festhalten, bis auf ihre Hilferufe Polizei oder Nachbarn berbeieilen. Jtu-J'tsu ist für den Ernstfall im Krieg und im Frieden berechnet. In Japan must jeder Student, jeder Soldat einen gründlichen Kursus im Jiu Jiti'u durchmachen. I Damit nun recht vielen die Gelegenheit geboten ist. die einzelnen Griffe kennen zu lernen, hat sich die Direktion entschlossen, in der I heutigen Nachmittags-Vorstellung jedem Erwachsenen zu gestatten, ein Kind unter vierzehn Jahren frei einzuführeu, alle wetteren Kinder bis zu diesem Alter zahlen halbe Preise. Eport. Radrennen zu Halle a. S.. 22. Juli. Der aus Leipzig« Lindenau stammende Rennfahrer Richard Huhndorff kam bei dem Dauerrennrn um daS kleine goldene Rad zu Fall und zog sich so schwere Verletzungen zu. daß er infolge eines Schädelbruches ver starb. Da- grotze goldene Rad von Halle wurde von Willy Arend gewonnen, den zweiten Platz besetzte der Reger Hedspeatb vor Puhlmann. Auch im großen Laale-PreiS siegte Willy «read. Radrennen zu München, 22. Juli. DaS Match Eon« tenet-Demke über 100 Kilometer wurde von dem Franzosen Con- tenet gewonnen Radrennen zu Paris, 22. Juli. Auf der Vuffalo-Vahn fand ein Match über 10 und 30 Kilometer zwischen Rat Butler und Darragon statt. Ueber 10 Kilometer siegle Larrogon in 8 Min 9,4 Sek. Ueber 80 Kilometer ging Butler in 25 Min. 2,1 Sek. als Erster durchs Ziel. Butler siegte mit 4 Punkten vor Darragon mit 5 Punkten. «iicherttsch. „Germania i« Ausland. Ungemütliche Wahrheiten", nennt Karl Böttcher, der bekannte Globetrotter und Reiseschrift steller, wrlcher jetzt in Wiesbaden sein Zelt aufgeschlagen hat, seine neueste im Verlage von Paul Stötzner in Gera erschienene Broschüre, mit der er die stattliche Reihe seiner opora um ein neues opuooülum von 80 Seiten vermehrt. Auf dielen hat ev alles ausgeschüttet, was sein gut deutsche-, etwa- kosmopolitisch gefärbtes freisinniges Herz bedrückt. Hier spricht er in seiner amüsanten feuilletonistischen, immer fesselnden Art von der deutschen Uneinigkeit und dem deutschen .Suff" im Ausland und Inland, schildert deutsches Wesen in den Kolonien und die Wirkung offizieller Reden und Denkmalsenthüllungen auf das Ausland, räsoniert in seiner frischen burschikosen Weise auf — sein Steckenpferd! — die Polizeizensur (siehe »Ausgewiesen"1 und die schnauzende Polizei, auf die vielen Verbote, die Bureaukratie und den Byzantinismus, sogar die Geschichte seiner Frau, die in Zürich um ihre Manuskripte kam, muh wieder herbei. Das alles liest sich lustig und humorvoll, wie der fröhliche Autor eben selbst ist. Er hinterlätzt freilich keine tiefere Wirkung und sicher wird keine der gerügten deutschen Unarten, die zum Teil im germani schen Wesen begründet sind, in Folge dieses Schriftchens ver schwinden. Aber immerhin des gemütlichen Verfassers ungemüt» iche Wahrheiten sollte leien, wer es irgend ermöglichen kann. Dr. Mx. Ob». Rundschau in der Alkoholfrage. Red von vr. ror. xolit Franz Keller zu Heimbach (Baden). Erscheint monatlich. (Mk 1,40 jährlich ) Freiburg i. Br., Charitasverband. Inhalt von Nr. 9/10: Von der Warte: Prinz Max von Sachsen, Präsident des Pciesterabstinentenbundes. Ravensburger Belehrungskarken. Die neue Monatsschrift .Die Kreuzritter". Guttemplerorden. Internationale Vereinigung gegen den Mißbrauch geistiger Ge tränke. Bekämpfung des Alkoholismus in Oesterreich. Ein Alkoholgegnerverein in Laibach. Gleichgültigkeit der Pastoren. — Die Mäßigkeit (von Bischof Aug. Egger). — Akademischer Tcinkzwang. — Alkoholismus an Mittelschulen. — Die tieferen Irsachen der Trunksucht. — Predigten. — Praktische Arbeit. — Die Ravensburger Belehrungskarten von Monsignore A. Hauser). Das österreichische Kreuzbündnis. — Bedeutung der Presse und der Organisation im Kampfe gegen den Alkoholi«muS. — Vereinsangelegenheiten. — Vom Büchertische. — Loza-Schwindel. Unsere praktischen Hausfrauen wissen längst den Wert der iekannten Maggi-Würze als treffliches Verbesierungsmittcl für chwache Suppen, Saucen, Gemüse usw. zu schätzen, namentlich iei den heutigen Fleischpreisen. Wir können es deshalb nur be grüßen. datz die Maggi-Gesellschaft ihre Würze neuerdings auch n Fläschchen zu 10 Pf. in den Handel bringt. Damit ist auch der bescheidenste Haushalt in der Lage, einen Versuch zu machen, der sicher befriedigt. Naturgemäß stellt sich der Inhalt größerer Flaschen verhältnismäßig noch billiger. Pr»v«ttert-Srse. AreAde«, 23. Juli. Pr,k»tte»pre1se in Dresde«. »eltar Trübe. Stimmung: Rähig. Weizen, weißer, neuer 184—189, brauner, neuer (72—76 KM 177—185, do. do. («8—71 kx) 16S—176, russischer, rot ISS bis 200, do. weißer 199—204 amerikanischer KansaS und argen tinischer 193—199. Roggen, sächsischer, neuer (72—74 KM 160—164, do. do.(70—71 KM t56-159 preußischer 161-165, russischer 163 bis 164. Gerste, sächsische , schlesische . Posener , böhm. , mährische . Kuttergerste 120—140 Hafer, sächsischer, neuer IvS—176, russischer alter und neuer 174—183, schlchtscher und Posener 169—178. Mais, Einquantine 155—163, La Plata, gelber 136—140. amenkamscher mixed, alter , do. do. neuer 139—142. Erbsen, Futterware: 170—180. Wicken, sächsische 16V—175. Buchweizen, inländischer und fremder 160—175. Leinsaat, feine 255-266, mittlere 240—250, La Plata 225—280, Bombay 246—250. Rüböl, pro 100 Kp netto mit Faß, raffiniertes 61.00. Rapskuchen, pro 100 kz- (Dresdner Marken), lang- 13,00, runde 13,00. Leinkuchen, pro 100 k^ (Dresdner Marlen), 1. 18^90, II. 17,00. Weizenmehl, I. Marken, pro 100 kx netto ohne Sack (Dresd. Marken): Kaiserauszug 30,50—31,00. GrieslerauSzug 2S.S0 bis 29.60, Semmelmehl 28,00—28,50, Bäckermundmehl 26,50 —27,00, GrieSlermundmehl 21,00—21,50, Pohlmehl 18,00—18,50. Roggen- mehl pro 100 k§ netto ohne Sack (Dresdner Marken): Nr. 0 25.60—26.00. Nr. 0/1 24.50-25.00, Nr. 1 23.50-24.00. Nr. S 21.00—22,00. Nr. 318,59—19.00. Futtermehl 13.20—13,40. Weizen- kleie grobe 10,00—16,20, feine 9.60—9.80. Roggenkleie Il.OO HD 11,40. Die für Artikel pro 100 kk notierten Preise verstehen sich für Geschäfte unter 5000 kx. Alle andern Notierungen gelten für Geschäfte von mindestens 10000 kx. Feinste Ware über Natiz. Mehlpreise verstehen sich exklusive der städtischen Abgabe. * Gchlachtvtehpretse auf dem vtehhofe zu Dresde» am 23. Juli 1906 nach amtlicher Feststellung. Marktpreis für Der- Gattung Auf. trieb Bezeichnung bv t-e Lebend-ISchI«ht- «ewtcht Stück Mt. > Mk. Ochse» . . . 214 1. ». Bollsletschige, auSgemältele höchsten Schlachtwertes bis zu 6 Jahren . . i>. Oesterreicher desgleichen 78—86 8 42-45 45-48 82—85 74-78 2. Junge fleischige, nicht ausgemästete, — altere auSaemästete 3. Müßig genährte junge, — gut genährte 40-42 ältere 36-38 6»—72 4. Bering genährte jede» Alters .... 1. Bollsletschige, ausgemästete Kalben höch sten SchlachtwerteS 3»—AI «2-66 Kalben und Kühe . . . 156 40-42 70—74 2. Vollfleischtae, auSgemüstete Kühe höch sten SchlachtwerteS bis zu 7 Jahren . 8. Aeltere ausgemüstete Kühe und wenig gut entwickelt« jüngere Kühe und Kalbe» 38—40 61-70 34—37 63^-66 4. Müßig genährte Kühe und Kalben . . 5. Bering genährte Kühe und Kalben . . 32-B3 56—62 54-16 Bullen. . . . 182 1. Vollfleischige höchsten SchlachtwerteS . 43—45 75—7» 1» 2. Mäßig genährte jüngere und gut ge nährte altere 4»—42 72—74 «Aber ... 284 5. Bering genährte 1. Feinste Mast- (Bollmilchmasl) und beste 36-33 »6—70 » Saugkälber 2. Mittlere Mast- und gute Saugkälber . 46-48 73—76 4t-45 70-72 3. Beringe Saugkälber 38-42 66-69 Schafe. . . 4. Aeltere gering genährte (Fresser). . . — S82 1. Mastiämmcr 45—46 * 2. Jüngere Masthammel 41-45 84—86 3. Aeltere Masthammel 42-33 82--8S 4. Mäßig genährte. Hammel und Schafe (Märzschasel - - . - . Schweine . . 1072 1. ». Boufleischige der feineren Rassen und deren Kreuzungen im Alter bis zu * einuiideinviertel Jahren ..... 58-53 76-87 d. Fcttschwetne 58-53 76—77 " Ueber- 2. Fleischige 3. Gering entwickelte, sowie Sauen - - . 56-57 48-52 74—75 67—70 ständer. 4. Ausländische ........ zusammen I 2830 Ausnahmepreise über Notiz. — Geschäftsgang: Bei Ochsen, Kalben, Kühen und Bullen mittel, bei Kälbern langsam, bet Schaken und Schweinen flott. — Von dem Austriebe sind 89 Rinder österreichisch-ungarischer Herkunft. — 94 — „Nun leb Wohl, mein Trantliebcr —" „Was benir — wie denn?" rief da Lothar. „Wohin willst du denn?" „Nun, nach Hanse zurück, damit die Meinigen —" „O, du irrst dich, Herzensjnnge, Frau Mechthild hat gar keine Angst um dich. Aber wenn du fürclflest, man könnte uns zwei einzelne auf dem Rückwege überfallen, so reite heim, Herzlein." „Was fällt dir ein? Wer hat denn dabon geredet? Und daß ick gerade kein Feigling bin —" „Hat niemand gesagt, Friedel, sei nicht herb. Um dir aber die Tapfer keit nicht also sauer zu machen, ich trage ein Schuppengeivand unter dein Wams —" „Nun, da können wir uns die Hände reichen. Wenn das der starke Lothar tut, der Eisenfresser, so brauche ich mich des auch nicht zu Wimen." Alle lackflen. „Ein Schuppengen>and auf der Frischlingsjagd!" rief Lothar laut lachend, „das muß ich sagen!" „Ich wollt doch hier pürschen — an der Mark gegen den Rödcrischcn — und dann dem Egbert Abschied sagen." „Nun laßt ab vom Scherz, meine Teuren!" sagte da Egbert. „Ta Hinte» sehe ich ein Häusel mit rotem, zertrümmerten Dach." „Hast recht, das ist es! Da müssen wir Abschied nehmen, denn weiter zn reiten, iväre Frevel! also seien wir ernsthaft, wenn es möglich ist." „Nim denn. Ihr Freunde," begann Egbert, „hier nehme ich Urlaub von Euch. Gebt Euch keinen Befürchtungen hin. Ich bin der frohen Zuver sicht, daß ich Euch in nicht zn langer Zeit froh und gesund Wiedersehen werde. Lotlxir, rickfle deinem Vater und deinen Schwestern noch einmal ein Behüt Gott und einen Gruß ans, sage ihnen auch meinen herzlichsten Dank für die 0)astfreniidsck>ast, so sie mir erwiesen. Du aber, mein Gottfried, lebe mir recht wohl, empfiehl mich deinen lieben Eltern und sage ihnen, ich würde ihnen ewig dankbar sein für die schönen Tage, so ich unter ihrem Dache im schönen Nürnberg verbringen durfte, das seien die angenehmsten: und sckiönsten ge- wesen, die ich bisher erlebt. Und grüß mir Waltraud viel tausend, tausend mal, und sie möchte ein wenig meiner gedenken, auch nicht vergessen, mich ständig in ihr fromm Gebet einzuschließen, dann — des sei ich in bester Zuver sicht — werde mir nie ein.Unglück widerfahren. Dies aber gib ibr, es wird bei ihr wohl sicherer sein als bei nur, im Kampfgewicht möchte ich's verlieren. Es ist ein Ringelest: meiner Mutter, Waltraud möchte es tragen, und tvenn ich wiederkäme, so würde ich niir's wiederholen von ihr, und sie möchte als dann der Worte gedenken, die sie nur beim Abschiede gesagt —" „Amen!" siel Lotlxir lachend ein. „Diese schöne Rede hätte ich jetzt an Gottfried halten können, tvenn du, Trantlieber, mir nicht aus deinen nor dischen Wäldern dawischen gekommen tvärest. Doch nun, Ihr Freunde, schaut, da ist das Häusel. Zertrümmert liegt es tvahrhaftig noch von meinem Stein wurf. Der Block liegt auch noch da. — Schau, merkst dn's nicht, kein einziger hat vermocht, ihn trx'gzutragen!" Er lachte herzhaft, sprang vom Pferd und stieß mit einem Fußtritt die tvackelige Haustür ein, die ganz morsch in ihren rostigen Angeln hing. — 95 — In: .Häuschen sah man ein seltenes Bild von Verwüstung, wie nun: es iwrher durch das zertrümmerte Dach nicht so deutlich hatte sehen können. Ans dem zertrümmerten Lehmfußboden wucherten Brennesser und Unkraut, zwischen ihnen hindurch hastete eine aufgescheuchte Blindschleiche und zischend hob eine junge Kreuzotter ihr schwarz und weiß gezeichnetes Haupt. „Ei, du Satansvieh!" rief Lothar aus, und dröhnend fiel sein schwer besohlter Fuß dem giftiger: Reptiel aufs Haupt, daß es zerquetscht liegen blieb. „Sieh, Freund," fuhr er dann zu Egbert fort, „nun ist mir's doch ge- lungeu, an diese,:: Orte etwas gutes zu tun, da mir die beste Tat mißlungen ohne eigene Schuld. O Egbert, vielgeliebter Trautgeselle, könnte ich mit einem Tritt so allen: giftigen Gewürm das Haupt zertreten, das dich bedroht und dir von rückwärts in die Ferse stechen möchte!" „Dem giftigen Gewürm solcher Art habe i ch den Kopf zertreten," sprach Gottfried voller Stolz bei sich. „Ich, das Gottfriedle, den du immer so der- lacht hast!" Laut sagte er aber nichts, sondern sprang vom Pferd ab, da Egbert das gleiche tat. Auch den Knechten gönnte der Wynnecker eine kurze Rost, dann umarmte er Gottfried und Lothar, schwang sich aufs Roß, ivinkte den Kneclflen. und bald trabte der Reiterzug die Straße entlang. Gottfried und Lothar sahen ihn: nach, bis die Straße eine Biegung machte. Tort wandte sich auch Egbert noch einmal im Sattel um und winkte mit der Hand, dann verschwand er mit seinen Knechten hinter der: Waldbäumen. „Es ist doch- ein eigen Ding," sagte Gottfried nachdenklich, „wie nmn einen Menschen so lieb gewinnen kann, den man kann: eine Woche lang gekannt." „Ja, das ist es — weiß Gott! Und frage mal bei Weibsen, die Wissens noch weit besser als wir," erividerte Lothar. „Doch nun komm, Dichtersmanu und Weidmann. Wollen nach HauS, damit dein Frischling nicht verdirbt. Er muß ausgeweidet und an die Luft gehängt werden." Sie schwangen sich auf die Rosse und setzten diese in mäßigen Trab. Dazu sang Lothar sein einziges Lied, das er jemals gedichtet und gesungen, und wieder so laut und so schmetternd, daß die Vögel von den Sträuchern aufflogen und Gottfrieds Pferd einen großen Satz vorwärts tat. Fast die neunte Stunde zeigte die Sonnenuhr an: Hauptgebäude der Burg, als sie dort ankamen. Dort war nran eben nicht freudig gestimmt, denn der Abschied von Egbert hatte sowohl den Amibachern als den Hohenlindenern wehe getan. Waltraud hielt nur uiit Mühe die Tränen zurück, die drei Alten Manen schweig sam, und Adelheid lief ruhelos in der ganzen Burg umher und tyrannisierte das Gesinde. Als die beiden Reiter in den Hof einritten, trat gerade die kleine Hilde gard ans den: Halstitportal heraus. Mit einem Freudenruf stürzte sie aus ihren Gottfried zu und schloß ihn in die Arme, sobald er wieder festen Boden unter der: Füßen verspürte. Aber als sie das Blut an seinen: Gewände ge wahrte, schrie sie laut auf. Er hatte sich nämlich mit dem Schweiße des Frischlings besudelt, als er diesen auf sein Pferd hob, und nachher seinen Mantel darüber gebreitet hatte. Der Kleinen, die der nächtliche Ansbruch ihres Liebsten und sein langes Ansbleibe:: schon mit banger Furcht erfüllt hakt", schwamm es nur: beim Anblick des Blnics vor den Augen. Sie hatte ihn