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soll das Bollwerk des deutschen Liedes, der Deutsche Sänger bund, zur Ehre und zum Nutzen unseres Volkes und zur Ver herrlichung deutscher Liederperlen immer fester gefügt und gekrästigt werden. Tie Gesangsvorträge eröffnet«: ein Massenchor (etlva MO Sänger) von Pleyer: „Ich grüße dich herrlicl-er Elbestrand". Die Wirkung des Chores tvar eine sehr günstige, wie überhaupt der Gesamterfolg des Sänger- Konzertes ein glänzender «var. Vortrefflich wurde der ge mischte Chor von Gade „Sonnenuntergang" mit Orchester vom Leitmeritzer Musik- und Gesangverein gesungen. Ter Männergesangverein Aussig überraschte durch einen gesang lich schweren Chor: „Schlastvandel" von Hegar und durch das herzige „Volksliedckxm" von Kienzl (gemischter Chor). An weiteren Massencl^ren kamen noch zum Dortrag: „Ritters Abschied" von Kinkel, „Tankgebet" von K-remser und „Ger manenzug" von Bruckner (Männerchor), der von wuchtiger Wirkung «var. Ter gastgebende Tetschener Verein sang den Mar'ch und Chor aus „Tannhäuser": der Bodenbacher Ver ein erzielte mit dem Männerck>ore „Teutsche Sprache" von Mai einen bemerkenswerten Erfolg. Abends schloss mit einem Kommers das Fest. Dux, 18. Juni. In dem nahen Poratsch fand ein auf geweckter armer Junge für die bevorstehende Firmung keinen Paten und da setzte er sich hin und schrieb mit dem Aufgebote seiner ganzen kalligraphischen Kunst einen langen Brief an den Kaiser, ihn in herzlicher Weise mn Uebernahme der Patenstelle ersuchend. Nach längerer Zeit erhielt er auch aus der Kabinettskanzlei ein Schreiben, in den« ihm mitge teilt wurde, das; der Kaiser geruht habe, ausnahmsweise die Patenstelle zu übernehmen. Ta der Kaiser aber leider ver hindert ist, am 10. d. M. persönlich nach Poratsch zu kommen, so bestellte er einen Stellvertreter in der Person des k. k. Be- zirkohauptmanns in Dur, der nun dem unternehmungs lustigen Jungen auch ein wertvolles kaiserliches Paten- gescheuk überreichen wird. Karlsbad, >8. Juni. Tie „Vereinigung Karlsbader Aerzte" hat in einer Eingabe an den Stadtrat von Karlsbad die Anregung gegeben, in Karlsbad ein Kurhaus zu grün den, in dem Aerzte aller Länder unentgeltliche Wohnung und Verpflegung erl-alten sollen. Tie Aerzte aller Staaten finden hier Aufnahme, wenn sie der Karlsbader Kur be dürfen, und zwar soll die Zahl jener Aerzte, die in einem Jahre aufgenonimen werden, in einen« bestimmten Verhält- nis stehen zu der Anzahl der Kurgäste, die das betreffende Land im Vorjahre nach Karlsbad entsendet hat. Im gan ze«« sollen jährlich IM Aerzte ausgenommen werden. Da durch würde» viele Aerzte die Heilquellen .Karlsbads aus eigener Anschauung kennen lerne», n«as bisher viele,« un möglich N'ar, wodurch andererseits aber auch der Kurort noch viel gewinnen könnte. Vermischtes. V Woraus Trunksuchtsmittel bestehen, zeigte eine Gerichtsveiha« dlnng in Fi eibnrg <Breies an) vom 20. Mai. Ein früherer Kellner Heintz von Nach,! hatte in Leopold-Shöb und Basel ein Geschäft rriickiel, von d«n« cr in etwa 0-">0 Zeitungen unter d»r Stick marke „Heili ng der Trunksucht" Kenntnis gab. S»in von ihm versandtes Mittel mit „durchschlagender Wirkung" hatte einen Wert von 2—25 Psg. bestand aus !! Substanzen, unter denen I sich Aalschleim befand und wurde mit 10 Mk. abgegeben. > In kurzer Zeit hatte er 5470 Mark eingenommen. 3246 Mark aber standen noch a««s. Der Gerichtshof verurteilte ihn wegen Betrugs zu 1 Jahr GefSngni». Noch immer finden sich in Deutschland trotz der rühriger« Tätigkeit deS „Allgemeinen Deutschen Zentralverbaudis zur Belämpsuug des Alkoholismus". Zeitungen, die z. B. das berüchtigte Coza-Pulver anzeigen. das sowohl gegen Trunksucht wie gegen Fettleibigkeit angepriesen wird und im westnllichen nur aus doppelkohlensaurem Natron besteht. Es gibt eben nur ein Mittel gegen die Trunksucht, nicht mehr trinken, und das gewährt der Anschluß an eine Enthaltsamkeit-- Vereinigung. vAus unserem Leserkreise wird uns geschrie ben: Jedem sächsischen Katholiken, der noch nicht Leser der „Sächsischen Volkszeitung" ist, sollte man zur Warnung vor der christentnnrsfeindlichen Presse und zur Begeisterung für die katholische Presse nicht bloß ins Stammbuch schreiben, sondern ins Herz hinein folgendes Poem drucken können, rvelches der Einsender irgendwo gelesen: Die Presse führt das Publikum Gewöhnlich an der Nas' herum, Rum, rum! Die Loge führt hinwiederum Die Presse rum und 's Publikum Bum, bunr! Und Loge, Presse, Publikum, Wird 'rumgeführt vom Judentum. Rum, rum! Drum, hochgeehrtes Publikum, Sieh dich um Ehristenpresse um! Um, uni! Krmst, Wissenschaft nnd Literatur. > Sächsische Kunstausstellung Dresden 1906. Auf der Sächsische!, KunstuuSitellunz Dresden 1916, Brühlsche Teeraste, find die folgenden Kunstwerke aus der graphischen Abteilung durch Verkauf in Privatbesitz übrrgegarpen: die Rodirttnigin »Landschaft', ,Datz Mut' von Karl Hentichel, »Jahrmarkt', .Dresden vom Waldschlößchen aus' von Walter Zeistng die Aqrtinla .Lickter am Wasser' von K. KrabbeS und der Holz schnitt .Ein Blatt aus dem Zyklus das Modell' von E. L. Kirchner. Büchertifch. Die menschliche Willensfreiheit. Van Dr A Beck (7. Heft der Sammlung .Glaube und Wissen") Münchener BolkSschiistenverlag. Preis 50 Psg. — Die Schrift Zeichnet sich dadurch ans. daß ihr Verfasser das an sich schwierige Problim in auschaulicher, durch eine Fl>lle von Beispielen erläuternder Wette behandelt, daß er seine Gegner nickt umgeht, ihre Einwände nickt verkleinert und entstellt, sie voll zu Worte kommen letzt, um die erhobenen Tinwürie dann zu widerlegen. Mild« Made». F, d»r Srkttstei der Hofkirche gingen ein: Für den Kirchen- bau in Pieschen: von Ungenannt 2 von N. N, 2 ^5, — Für Großenhain: Heil. Georg bitte kür uns 9 X 65 H. — Für die Herz Fesu-Kirche, hier, von N. N. 5 — Für Mügeln: Fasten almosen von Ungenannt 1 ! Tchlachtviehpreife nach Lebendgewicht a ,f Grund amtlicher Marktberichte zusammengestellt unv bearbeitet von der Zeutralstelle für Biehverwertung der Preußischen Landwirt- schaftSkammrra. «2 c- L- L- <2- DreS- de» am 18. 6. Lcipzia ain 18. 6 Lhem- «itz am 18. 6. Zwickau am 18. 0. Plaue» i.«. am 18. 6. S Rinder . . 916 514 463 307 73 8 «ustrikb: N: : : 627 1000 361 065 135 548 100 268 147 183 o Schweine . 1636 1641 1627 843 stangs. 409 Rinder . . längs. mittel längs. -s « 7? Tendenz: ^ ^ längs. «nittel längs. mittel längs. längs. längs. längs. Schweine . längs. längs. längs. längs. Ochsen. Mk. Mk. Mk. Mk. Mk. 61 n) vollfleisch, (mindestens 12 Z«r. Lebendgewicht) 41-46 49 46-48 45-47 46 54 K) junge fleischige, u. aus- 68-40 gern. u. alt. auSgem. . 40 69 40 38-39 39-40 50 o) mäßig genährte junge u. gut genährte ältere . 64-60 64 64-60 33 34-35 46 <1) gering aen. jed. Alters 60-62 28 30—31 — — Bullen. >0 n) vollst.höchst.Schlachtw. 56 (iv. 15 Ztr. Lebendg.) . b) oollfleischige, jüngere . 69 41 43 67—43 4l 38-44 48 o) mäßig genährte jüngere u. gut genährte ältere . 66 38 38 62 -33 82 33 -34 43 <1) gering genährte . . . 63 -35 26 28 L7 28-29 Färsen nnd Kühe 56 a) vollst., aus.,ein. Färsen höchst.Schlachtw.swenig- stens 11 Zir. Lebendg.) 68 40 43 11- 43 44—41 4l 52 K) vollst., auSgem. Küh- höchst. Schlachtw., bis zu 7 Jahren, von mtnd. 12 Ztr. Lebendgewicht 35—37 38 35 37 35-36 37 50 o) ältere auSgem. Kühe u. iveirig gut entwickelte jüngere Kühe u. Färsen 62-34 36 60—36 30—32 34-35 44 ck) «näß.gen.Kühe ».Färsen 28 60 26 26-28 22 29 42 o) gcr. gen. Kühe u. Färsen 52 — 54 21 — — — Kälber. — ir> Doppellender.... — — — 05 >,) feinste Mast- (Vollmilch- mast) «« beste Saugkälber snünd 220 Pfd. Lbdg.) 52—54 56 54—55 50 53 58- 59 60 <:) mittlereMastkälberund gute Saugkälber . . 48-50 52 19-53 48 55-57 54 <1) geringere Saugkälber. 44—10 42 14-48 44 52—54 44 o) älteres gering genährte? Jungvieh (Fresser) . . — — — — — Schafe. 50 a) Mastlämmer u.j.Masth. von mind.95 Pfd. Lbdg. 41-42 40 10-42 4l 40-42 48 b) ältere Masthammel . 68-40 38 37—39 38 37-39 42 o) mäßig gen. Hammel u. Schafe (Märzschafe) . 65—37 35 64-36 — — — ck) Holsteiner Niedcrungs- schafe und Lämmer . — — — — — Schweine. — a) vollst. der fein. Nassen und deren Kreuzungen bis zu '/« Jahren . . 08-00 6«; 70 68 69-70 — v) Käser 69 — — — — — <-) fleischige 04-66 66 ,8—69 65 66-68 — >1) gering entwickelte . . 58-00 61 65—67 69 03-65 — o) Sauen 53-60 58 65-67 69 63 - 65 Vorstehende Preise verstehen sich für 100 Pfd. Lebendgewicht. Die Preise in Chemnitz gelten für Schlachtgewicht unter Ausschluß des SchmeercS. — 6 — den Stensen gewann, die jugendliche Frische seines Wesens, das übt anch ans sie keilten Zauber. „Ter Knabe" nennt ihn der Vater, und «««eine gute Mutter spricht's ibm ««ach. Meine Gesinnung kennt Ihr, und Waltraud, meine Scliwester, die ist ganz von Friedrich bezaubert. Ich scherze oft mit ihr und frage sie, ob es ihr wohl erginge, wie der Bllrgiindelijuugfrau zu Worms, die den herrlichen Siegfried minnete - - ganz heiinlich und tief im Herzen, da sie ihn eii« einziges Mal erschaute von dem Feilster ihrer Kemenate aus. Daun wird sie rot. schilt mich auch und gibt mir a««ch wohl einen Backeustreich." „Und," nnterbrgch ihn Egbert, von dem allen augenschemltch höchst unangenehm berührt, „Herr Gottsricd von Hohenlinden, wie stellt er sich zu diese«« Dingen?" „Dvr der ist natürlich auf Seite» der Waiblinger." „Natürlich!" seufzte Egbert. „O, fürchtet nicht," erwiderte Gottfried heiter, „das; Ihr zu Hause darunter werdet zu leiden haben, denn mein Pate ist ein froher, lustiger Herr und mit »irinein Vater eng befreundet, wenn sie schon in dieser Hinsicht Gegner sind. Aber anch sein Sohn, der Heinrich, «st ein trunkfester Geselle, und wenn Ihr gelegentlich einen Becher Weines nicht verschmäht —" „Dns nicht doch weis; ich nicht —" „Nun, Ihr werdet es ja sehen! Auch ist er im Waffenhandwerk geübt, nie in der Kunst des Gesanges und wie Herr Walter von der Vogelwciöe trägt er seine dreieckige Harfe ans dem Rücken." „Das scheint mir nicht wunderlich," sagte Egbert gleickigiiltig, „denn bei Euch im Süden gehört ja zur feimu Litte, Verse zu machen und sie ««ach eigener Weise zu singen." „Ihr sprecht davon, als verachtet Ihr die Kuust des Gesäuges, und ich mus; Euch gestehen, das würde ich nicht gern hören." „Nichts liegt mir ferner als das," sagte Egbert ii« seiner bedächtigen Weise. „Im Gegenteil, ich höre eine schölte Weise für mein Leben gern; nur ich selber bin i» dieser Kunst nicht geübt. Aber ich habe die Lieder der fahrenden Leute immer sehr gern gehört, anch die voi« Euch Oberdeutschen, obwohl ich sie nicht leicht verstehen konnte." „Wer edle Liederknnst liebt, dein sollte es doch anch nickst schwer falle««, selbst ein Liedchen zu dichte««, und Jbr, ich glaube sicher — Ihr würdet es anch lernen." „Ich glaube es nicht. Mir fehlt, wie Ihr wohl sckxm gemerkt liabt, auch im (lnigang des gemeinen Lebens die Kunst gewandter Rede. Die Gedanken gehen bei uns langsamer den» bei Euch, und nur Ohr und Auge sind uns ge übt. Tenn in »««seren Wäldern Hansen wohl Wolf und Mir wie zu Zeiten der Altvordern, und meine Jugend floß dahin in Jagd und Krieg und wenig in Gesellschaft schöner Frauen." „Nl«n — und jetzt — wie lange wird Eure Sendung dauern?" „Ich habe ans unbestimmte Zeit Urlaub genommen von meinem Vater. Ich werde acht Tage etwa in Nünberg bleiben und denke dann gen Augsburg »n fahren, um all die Freunde des Vaters zu besuchen und ihnen Botschaft anszurichten." „Ei. das finde ich lustig genug. Ihr werdet dabei anch nickst verfehlen, Euch Land und Leute genau anzusehen." „Verlaßt Euch darauf, ich werde meine Zeit nicht nilgenutzt entfliehen lassen. Und sollte ich irgend einen guten Gesellen finden, der meines Armes bedarf, nun, so soll er an mir eilten trauten Genossen haben!" „Seht — als ein fahrender Ritter wie in den Mären und Aventiuren," rief Gottfried frohlockend. „Ach nein, mit einem solchen Habenichts möchte ich doch nicht verwechselt werde««. Tenn groß ist meines Vaters Land, viele Knechte gehorchen ihm, und eine große An.zahl Bauern sind ihm leibeigen oder wenigstens lehnspflichtig. Tie vier, die Ihr da seht, die sind nur ein winzig kleiner Teil von denen, so meinem Vater folgen." „Ja, Ihr ziehet stattlich daher, iiiit Knappe, Vnbe und vier Knechten." „Die ich aber in der Herberge niiterbriilgen werde, denn nur ich selbst werde Eure Gastfrenndsck-aft ii« Anspruch nehmen." „Das müßt Ihr mit meinem Vater ansmachen, aber ich sage Euch gleich, Ihr werdet dainit bei ihm wenig Glück l-aben." „Nun, wir werde«« das ja sehen. Und sodann — zu einem richtigen fahreitdei« Ritter gehört dock; auch, wie ich mir liabe sage«« lassen, der Minne- dienst. Und da muß ich Euch dem« sagen, daß ich noch keiner Frau Bild im Herzen trage. Manche habe ich ersck>ant ans meinen Fahrten, die meinen Augen wohlgefiel, und welches Mannes Auge wäre nicht gerührt von Weibes- schöne." „Ach ja," seufzte da der junge Patrizier. „Allein, »vis die Sänger so als Merkzeichen erblühender Minne be singen — das raschere Schlagen aller Pulse und das Umfassen der geliebten Frau mit allen Gedanken und Sinne«« — dergleichen habe ich iioch bei keiner verspürt und werde es kaum je erfahren." „Oho, saget das nicht! Wem« Ihr je ein Weib als Hausfran heiniführen wollet, dann werdet Jhr's schon lernen." „Das scheint mir nicht so, Herr Gottfried," sagte der Brannschweiger gleichmütig, „denn das ist für mich so ziemlich abgetan." „Wie?" fragte der andere erstaunt. „Wollt Ihr etwa ein Mönch werden oder in einen Ritterorden eintreten?" „Das iiicht," sagte Egbert bedächtig, „aber «nein Vater hat die Braut für mich bereits gewählt." „Ein Mägdeloin, das Ihr nicht liebt, das Erich wohl gar zuwider ist? O, das wäre ja schrecklich. Dergleichen kommt ja anch bei uns vor. Es er eignet sich, daß die Eltern zweier junger Leute über die Heirat einig werden, aber ineist sagt man das den beiden nickst. Man gibt ihnen Gelegenheit zu sammenzukommen und man gibt fein acht, ob die Herzen einander auch fin den; aber nur ganz hartherzige Eltern zwingen ihre Kinder zun« Ehebunde." „Das will mein Vater ja anch nicht. Nur hat er mir gesagt, daß er es gerne sehen würde, wenn ich Elsbet, die Tochter seines Waffenbruders Carl von Nordheim einmal als Ehegemahl heimfnhren würde. Veliachbart er- heben sich unsere Burgen auf zwei Hügeln aus der Ebene und die weiten Liegenscliaften stoße«« aneinander. Würden sie in einer Hand vereint, so würde der Besitz dem eines Grafen an Umfang nichts nachstehcn. Aber zwingen — nein — zwingen würde er mich nie dazu, wenn sic mir auch zuwider wäre."