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lus unter Ignorierung des Trennungsgesetzes für möglich und der Sozialistenführer Jaurbs vertritt diese Meinung gleichfalls, wie aus seiner neuerlich» sckiarfcn Preßfehde gegen den Minister Briand hervorgeht. Tas Gesetz kommt aber zweifellos dem Parlament und dem Gerichte zu. Der Monat Oktober wird im Palais Bourbon die nötige Klä rung bringen. Nufjland. — Nach einer Meldung der Virschewija Wjedomosti" aus Warschau beträgt die Zahl der Tote» u»d Verwun deten in Sicdlce etwa 500. DaS Telegraphenamt in Siedlce hat die Annahme von Depeschen eingestellt. Es finden noch fortwährend Brandstiftungen statt. Den Juden ist das Verlassen, der Stadt verboten. Die Christen erhallen Durchlaßkarten. ES wird behauptet, dem Bomben- attentat auf den Polizeimeister sei ein Progrom vorauf gegangen. — Am l l. September überfielen in dem Flecken Bjelajazerkow mehrere bewaffnete Männer die Filiale der Diskontobank, raubten trotz der Anwesenheit mehrerer Personen 80 000 Rubel und töteten einen der Anwesenden. Einer der Täter beging ans Furcht, festgenommen zu werden, Selbstmord. —In Warschau erfolgte am l l.Sep- tember, abends 8 Uhr, ein Zusammenstoß zwischen Zivil personen und einer Militärpatrouille, wobei über 20 Per sonen verwundet wurden. Im Jndenviertel mißhandelten Soldaten Passanten, wobei sechs Personen schwer verletzt wurden. Gegen 10 Uhr herrschte Ruhe. — Abends 0 Uhr wurden in Zyrardow Bomben geworfen. Eine explodierte auf dem Markte, eine zweite in einem Fabrikgebäude. Neun Polizeibeanrte wurden verletzt. Das Militär gab darauf Gewehrsalven ab. durch die 40 Personen getötet oder verwundet wurden. — In Odessa drang am ll.Sep- tember eine mit Revolvern bewaffnete Bande in einen Saal ein, in dem eine Hochzeitsfeier abgehalten wurde, und verlangte von dem Brautpaar und den Gästen Geld. Die herbeigeeilte Polizei verhaftete von den Tätern 18 Mann. Einige entkamen. — In Riga schoß am 1l. September eine Gruppe unbekannter Personen ans Schutzleute. Diese erwiderten das Feuer. 5 Personen wurden verwundet und mehrere der Angreifer verhaftet. — Zu dem Raube in der Filiale der Diskontobank in Bjelajazerkow wird weiter gemeldet, daß 12 bis 14 be waffnete Männer in die Bank eindrangen, alle Eingänge besetzten und alle Kassen durchsuchten. Es fielen ihnen aber nicht 80000 Rubel in die Hände, wie gemeldet wurde, sondern 43 565 Rubel. Erst als der letzte Räuber das Bankgebäude verlassen hatte, wurde Alarm geschlagen und die Verfolgung ausgenommen. Balkan. — Entgegen den aus Sofia verbreiteten Nachrichten. Nedjib Pascha Melhame sei mit seiner Mission nach Marien- Lad znm Fürsten Ferdinand vollständig gescheitert und mit seinem Wunsche nach einer Erklärung über vie bulgarischen Truppenbewegungen nach der türkischen Grenze abgewiesen worden, wird in Konstantinopel an maßgebender Stelle energisch daran sestgchalten. daß Nedjib Pascha einen voll ständigen Erfolg gehabt habe. Fürst Ferdinand habe nicht nur versprochen, alle türkenseindlichen Truppenbewegungen einzustellen, sondern auch fest zugesagt, das Ministerium Petrow zu entlassen und an dessen Stelle znm Beweise seiner Ergebenheit und Friedensliebe gegenüber dem Sultan ein durchaus türkenfremidliches Ministerium zu ernennen. Inzwischen setzt die Türkei ihre Rüstungen in den west lichen Provinzen fort. Aus den deutscken Kvlonien — Die Rcbcllcnführer Kibassera und Mdossc, sowie Matschinsche, der Mörder des Dolmetschers Osmann, sind am 10. d. M. in Dar-es-Salacun zum Tode durch den Strang verurteilt worden. Nach einer Meldung aus Luknlivo ist der gefangene Nebellenführer Jumbe Amiri bei einem Fluchtversuch erschossen worden. Gtadr m;d Land« Dresden, den 12. September 1^06. Tageskalender für den 13. September. 1905. Nieder lage der Witbois bei Heruchas. — 1903. s Prälat Dr. Brugier in Konstanz, Literaturhistoriker. — 1982. König Georg von Sachsen in Potsdam zum Besuch. — 1892. * Prinzeß Viktoria Luise von Preußen, Tochter des deutschen Kaiscrpaarer. — 1*30. * Marie von Ebner-Eschenbach in Wien, hervorragende Schriftstellerin. — 1598. s Philipp II. von Spanien. — 81. f Titus, römischer Kaiser, der Zerstörer Jerusalems. —* Werterprogno,r oe» König!. Sächs. meteoro logischen Instituts zu Dresden für den 13. September: Wind und Bewölkung: schwache nördliche Winde, vorwiegend beiter. Niederschlag und Temperatur: trocken, nachts kühler, tags wärmer als am Vortage —* Volkswirtschaftslehre und Gcsetzesknnde in der Volks- und Fortbildungsschule. Auf dem VI. Sächsischen Fortbildungsschultage, dcr'.am 29. und 30. Sep tember in Zwickau stattfindet, gelaugt auch das wichtige Thema der Volkswirtschaftslehre und GesetzeSknnde in der Volks- und Fortbildungsschule mit zur Verhandlung. Herr FortbildnngSschnldirektor Zeißig - Zwickau hat für seinen diesbezüglichen Vortrag nachstehende Leitsätze aufgestellt: Man soll dem Volks-, insbesondere aber dem Fortbildungs- schulunterrichte einen veränderten Charakter geben und dem Lehrplane volkswirtschaftliche und gesetzesknndliche Be- lehrnngen einstigen. Die Lehrstoffe sollen sich als un- gesuchte und naturgemäße Ergänzung mit den vorhandenen Lehrstoffen verflechten lassen, dem Auffassung-- und An- schauungSkreise der Schüler entsprechen und in den Forde rungen des staatlichen, bürgerlichen und beruflichen Leben» ihre Berechtigung finden. Obwohl der WirtschaftS- und GesetzeSknnde in der Volksschule die selbständige Stellung versagt ist, so bieten doch Religionsunterricht, Deutsch, Rechnen und besonders die realistischen Fächer in reichem Maße Gelegenheit, ja nicht selten zwingende Veranlassung, derartige Belehrungen in den Unterricht einzufügen. In einfachen Fortbildungsschulen können — wie in der Volksschule — wirtschaftliche Lehren nur im Anschluß und als Ergänzung zu den Hauptfächern gegeben werden. In erweiterten Fortbildungsschulen nehmen Wirtschaftslehre und Gesetzeskunde eine mehr selbständige Stellung ein; doch gilt auch hier in allererster Linie der Grundsatz: „Der Unterricht hat sich auf unentbehrliches, wahrhaft bildendes zu beschränken und nur Sätze von besonders praktischer Bedeutung zu geben." —' Im Telegrapheu-Betriebsdienst wird am 1. Ok- tober eine neue Dienstanweisung eingesührt, die zahl reiche Neuerungen bringt. Eingehende Telegramme, die offenbar entstellt sind, dürfen künftig nicht zurückgehalten werden, ausgenommen, wenn die Berichtigung ohne wesent lichen Zeitverlust geschehen kann. Solche Telegramme werden ohne Verzug zugestellt oder weiter befördert. Sie erhalten lediglich einen dienstlichen Zusatz, der auf die nachfolgende Berichtigung hinweist. Bei lange dauernden Störungen kann mit Genehmigung der Ober-Postdirektion der Verzögerungsvcrmerk in der Ausfertigung des Tele gramms für den Empfänger wegbleiben, wenn das Publi kum ans die Verzögerungen durch Anshang im Annahme- ztmmer oder sonst aufmerksam gemacht ist. Mitteilungen über umfangreiche Störungen, welche die Leitung und Beförderung der Telegramme wesentlich beeinflussen, werden künftig von den Telegraphcnanstalten unmittelbar an das Haupt-Telegraphenamt in Berlin gerichtet. Stimmt die Zahl der wirklichen Wörter mit der der Taxwörter nicht überein, so werden beide Zahlen im Kopfe der Telegramme angegeben. Als wirkliche Wörter gelten künftig auch Klammer, Unterstreichungs- und Anführungszeichen. In Dienst- und Staatstelegrammen wird nur die Zahl der wirklichen Wörter angegeben. —* Eine wichtige Erfindung bei dem Auto mobilsport hat der Ingenieur Ernst Poldrack in Klotzsche-Königswald bei Dresden gemacht. Er hat einen mit Zentrisugalwirknng arbeitenden Geschwindigkeitsmesser erfunden, der dem tatsächlich vorhandenen Mangel an einem guten und zuverlässig arbeitenden Geschwindigkeits anzeiger für Automobile abhelsen dürfte. Der Apparat ist nicht sehr groß und läßt sich sehr leicht an jedem Kraft- Wagen beliebiger Konstruktion anbringen. Der Apparat ist von der mechanisch - technischen Versuchsanstalt an der König!. Technischen Hochschule zu Dresden geprüft worden und funktioniert nach dem Ergebnisse dieser Prüfung ganz ausgezeichnet. Meißen. Am 30. September wird der hochwürdigste Herr Bischof in unserer Stadt daS hl. Sakrament der Fir- mung spenden. Zwickau. Tie kürzlich hier verstorbene Frau verw. Mühlenbesitzer March hat der Stadtgemeinde Zwickau 10 000 Mark zur Errichtung eines Freibettes für Arme im Stadtkrcmkenhauje vermacht. Chemnitz. 11. September. Am Son'-Iag nachmittag hat sich ein in der Westvorstadt wohnhafter Privatmann, zweifellos in geistesgestörtem Zustande, in einem in der Schloßvorstadt gelegenem Mietsgarten mit einem Beile die linke Hand völlig abgehackt. Der Mann wurde noch rechtzeitig von einem Arzte verbunden und im Stadt krankenhaus untergebracht. ^ Colditz, 11. September. Von -liier Lokomotive des hier ^2 Uhr einlanfenden Personenzuges wurde gestern nachmittag die im 61. Jahre stehende Ehefrau deS Bahn wärters Rnhland oberhalb oes hiesigen Bahnhofes beim Ueberschreiten des Gleises gestreift und gegen dort befind liche Signaldrähte geworfen. Die Frau erlag kurz darauf den Verletzungen. Leipzig, 11. September. In Sachen der BierpreiL- erhöhung fand heute nachmittag eine Besprechung der Vertreter des Brauereivereins, der Leipziger Gastwirts- vereirigungen und des sozialdemokratischen Agitaiions- komitees statt. Nach langen Verhandlungen wurde die Sitzung vertagt. Die Brauereien sollen wenig Neigung zur Herabsetzung der Biervreise haben. Plauen i. V. Am 23. September wird der hoch würdige Herr Bischof Dr. Schaeser das heilige Sakrament der Firmung spenden. VereinsttaHrichren. Z Dresden. Der katholische JünzlingSverein Dresden-Ä. begeht am Sonntag den 23. September das 25 jährige Stiftungsfest. Zugleich mit dieser Feier ist die Fahnen weihe des katholischen Jüiiglingsvereins Dresden-Johann- stadt verbunden. Die gemeinschaftliche Feier findet abends 7 Uhr im Saale des Gcsellenl-auses (Känfferstraße 4) statt. 8 Dresden. Kathol. Gesellenverein. Den Vor trag — diesmal aus dem juristischen Gebiete — a n 11. September hatte Herr Vizepräses Schulleiter Dünne bier übernommen. Ec sprach über die Begriffe der Reichs- angehörigkeit, Staatsangehörigkeit, Freizügigkeit und über den Begriff „uiiterstützungswohnsitzberechttgt". Die trockene Materie wußte der Vortragende durch Einflechtung zahl reicher persönlicher Erfahrungen als Schulmann und als Armenpsleger der Stadt Dresden sehr zu beleben, sodaß ihm großer Beifall von der Versammlung gespendet wurde. — 4 neue KolpingSsöhne wurden in den Verein ausge nommen. lichen Bewohner der Städte San Josa und La Sojas sind gleichfalls zu den Rebellen iibergcgaiigen. An der Börse zu Habana trat heute ein Kurssturz ein. Berlin, 11. September. Hclmrich Middendorf, einer der westsälisck>en Netter von Courridres, wurde heute vom Präfekten Lepine in Paris empfangen, um ihm siir die da- mals in Conrrn'rcs mit tätig gewesenen Deutschen Pariser Feuerwehrmedaillen zu überreichen, die am Bande in deut schen und französischen Farben zu tragen sind. Nürnberg, 11. September. In Anwesenheit des Ministerpräsidenten Freiherr« von Podewils »nd zahlreicher Ehrengäste fand heute mittag die feierliche Preisverteilnng in der Landesausstellung statt. 385 Aussteller erhielten goldene, 516 silberne und 497 bronzene Medaillen. 321 Aussteller sind außer Prcisbewerb getreten. Der Prinz- regcnt von Bahern hat eine Reihe von OrdensanszeiclMM- gen verlielwn. Stuttgart. 11. September. Der hier tagende 21. Delegiertentag des Jnnnngsverbandcs deutscher Bange- werksmeister nahm in seiner heutigen Sitzung mit großer Mehrheit eine Resolution an, in der gegen die von der Neichstagskoinmission vorgesehene Zuziehung von Arbeitern zur Baukontrolle Protest erhoben wird. Als Ort für den im näckfften Jahre abznhalteirden Dclcgicrtentag wurde Halle a. S. bestimmt. Habana, 11. Sept. Baldomero Acosta, ein angesehener Bewohner von Habana, ist mit 100 Mann anfgcbroche.n, ' um sich den Insurgenten anznschließen. Sämtliche männ Berlin, II. September. Ter Kanfinann Horst von Tippelskirch. Mitiiilxiber der Firma von Tippelskirch n. Co., hat nach der „N. P. E." heute gegen den Schrift steller Dr. jur Mode, sowie gegen die verantwortlichen Re dakteure, die Trucker und Verleger des „Berliner Lokalan zeigers" und des „Berliner Tageblattes" Strafantrag bei der Königlichen Staatsamvaltsck)ast des Landgerichts I ge stellt, und zivar gegen Dr. Mode ivegen verleumderischer Be leidigung, gegen die übrigen svegen öffentlicher durch die Presse begangener Beleidigungen. Oberstleutnant Qnade l>at Strafantrag gegen Redakteur, Drucker und Verleger der „Tägl. Nnndsch." ivegen Beleidigung durch die Presse gestellt. L i e g n i tz, 12. September. Der Kaiser hat sich heute früh 6^ Uhr im Automobil ins Manövergelände begeben. Ca inenz, 11. September, 7 Uhr abends. Der Zu stand des Prinzen Albrecht von Preußen, Regenten von Braniiscl<weig, ist äußerst bedrohlich, wenn auch gewisse ge ringfügige, mehr iiioineiitane Besserung nach einem Urteile des hinziigezogeiien Professors Kraus und des Leibarztes einen Hoff»»ngsschiininer gewähren. Canienz, 12. September. Das heute früh ansge gebene Bulletin lautet: Seine Königliche Hoheit hat eine schlechte Nackt verbracht. Tas Bewußtsein ist zlvar etwas weiter anfgehelit, aber die cingetretene Herzschlväche und die Unmöglichkeit, Sckffeiin abznsetzen, flößen große Besorg nis ein. Gez. Kraus. Dorendorf. Cainenz, 12. September. Die Kaiserin ist um 9 Uhr 50 Minuten mittels Sonderzuges hier eingetroffen und von dem Prinzen Friedrich Heinrich am Bahnhofe empfangen worden. Stockholm, 1l. September. Zur Galatafcl zu Ehren des heute hier eiiigetroffenen Däncnkönigs brachte König Oskar in herzlichen Worten einen Toast auf König Friedrich aus. In seiner Antwort sagte der Dänenköniz nach Uxirinen Tankesworten, er wolle die Freundschaft, die ihn mit König Oskar vereine, stets stärken und bewahren und diese Gesinnung auch ans seine Kinder übertragen. Er wünsche dem königlichen .Hanse Sckswedens und seinem Volks Glück und Ehre. Petersburg, 11. September. In neun Westgou- verneiiicnts sind jetzt die Verfolgungen und Strafen wegen geheimen Unterrichts aufgehoben worden, die eine Folge des Verbotes der polnischen Sprache beim katholischen Unterricht U>aren. Gegenwärtig ist für den Religionsunterricht dir Blnttersprack-e der Schüler und in den Vorschulen der pol nische Sprachunterricht gestattet. Warschau, 11. September. Heute abend wurde ein Offizier getötet. Beim Vorgehen des Militärs wurden zwei Personen getötet und 13 verwundet. Siedlce, 11. September. Nachdem 24 Stunden lang Ruhe geherrscht hatte, wurden heute iviedcr Salven ab gegeben, 42 Personen wurden vor das Feldgericht gestellt. Mi tau. 11. September. Das Kriegsgericht vernr- teilte acht Teilnehmer an dem Ende vorigen Jahres im Kreise Taljen unternommenen Aufstande zum Tode, 14 wei tere Angeklagte zu Zrixingsarbeit. Kiew, 11. September. Die bei der Beraubung der Filiale der Diskoiitobank in Bjelajazerkow beteiligten Per sonen norden ans Verfügung des GeneralgonvernenrS dem Feldgericht überwiesen werden. Washington, 11. September. Kuba nimint dis Aufniertsainteit der Regierung zur Zeit fast völlig in An spruch, wie sie durch die Tätigkeit der Staats-, Armee- und Mariiiedet'arteiiients tiindgibt. Präsident Noosevelt steht mit den betreffenden Behörden in ielegraphisckicr Verbin dung und sendet sogar ins Einzelne gehende Ami*)isi»igci,. Amtlich wird erklärt, daß die Vereinigten Staaten in bezug giis Kulm sehr vorsichtig Vorgehen iverdcn. Ein Eingreifen dürste, wie von berufener Seite erklärt wird, erst erfolgen, wenn die Revolution weitere Ausdehnung aiiniinmt. Theater und Mufik. j Residenztheater. — D-c neue Operette »Tausend und eine Nacht' übt eine große Zugk-aft auf daö Publikum cuS. Die Vorstellungen sind fast jeden Abend ausverkanft. Die Operette verdient auch viel Anerkennung. Sie zeichnet sich durch elegante, farbenglitzerndc Koirümc und eine reiche Ausstattung voll Geschmack aus. WaS die Musik anlangt, so ist die Stronß'sche leichtfüßige Methode bekannt. Sie hat Im Publikum vielen Anhang. Zwischen ihr und der aufdringlichen Posienart mancher moderner Komponisten ist ein gewaltiger Unterschied. Die Musik, mit welcher .Tausend »nd eine Nacht' vertont ist. war ursprünglich für eine Operette namens .Indigo' geschrieben. Aber dieses Libretto war unverdaulich. Netterer ha» nun zur Musik ein Libretto geschrieben, welches entschieden etwa-S mehr dramatisches Element enthält. ES ist auf „Hosmanns Erzählungen' zugcschnitten. Vorspiel, zwei Akte. Nachspiel. Der orientalische Fürst ven Akbar hat mit seinem Vertrauten Eddin eine Europareise gemacht. Er will nun abend ländische Sitte» cinführen und vor allem die Vielweiberei ab schaffen, weil Leila, die er siebt, ibm nnr als alleinige Gattin angeboren will. Da erscheint die verkleidete Leila mit ihrem Oheim- Sie soll wie einst Scheherazade Märchen erzählen. Hierbei schläft der Fürst ein. In den beiden folgenden Alien sehen wir den Traum des Fürsten. Leila hat sich mit dem Fischer Moss» vermählt, Weiler dem Fürsten znm Verwechseln ähnlich steht, und nun erleben wir ein Doppelspiel, wie eS beispielsweise in Giroflä-Tiroflü der Fall ist. Im Nachspiel erwacht de, Fürst, als Leila mit ihrer Erzählung geendet. Sie gibt sich ihm zu erkennen, und nachdem sie dem Fürsten erklärt hat, daß Mossu, den er im Traum als ihren Galten gesehen, in Wirklichkeit gar nicht existiert, werden beide ein glückliches Paar. Die Musik hat schöne melodische Einfälle, auch einige nette Lieder sind eingestreut. Nur einige Längen empfindet man als störend. Zwischen dem Vorspiel und dem ersten Akt zieht sich die Introduktion in« unendliche. Auch wird da» Stück selbst durch viele Episode» noch mehr zerrissen, als not wendig ist, so daß die Handlung unter dem Beiwerk vielfach ver schwindet. Hier wäre eine Kürzung in der Partitur entschieden angezeigt. — Dir Vorstellung muß in jeder Beziehung eine glän zende genannt werden. Besonders haben Herr Kapellmeister Dellingcr und Herr Regisseur Friese das Kunststück fertig gebracht, binnen 8 Tagen das neue Ensemble s« zu drillen, daß da» Zu sammenspiel sehr gut klappte, von den Darstellern sei Herr Rein- hart an erster Stelle genannt. Seine schöne Stimm« batte Wärme und sein Spiel ist abgerundet. Die neue erste Sängerin Fräulein Hansen hatte als Leila eine schwere Stellung, weil ihre Partie sehr hoch geschrieben ist Fräulein Habler ersetzt Fräulein Mar tini in vortrefflicher Weise: sie hat einen schönen Vortrag. Herr Friese schießt natürlich d«, »ogel wieder ob: er hat al» Eddin eine reich mit Komik ausgestaltete Rolle. Die Vorstellung dürfte nach der Aufnahme zu urteilen, die sie beim Publikum erfuhr, noch lange auf dem Repertoire stehen bleiben.