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Sächsische Volkszeitung : 13.09.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190609139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19060913
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19060913
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-09
- Tag 1906-09-13
-
Monat
1906-09
-
Jahr
1906
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 13.09.1906
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— Prinz Albrccht von Prcuszt», der Regent von Brann- schlveig, wurde an: 10. d. M. von einem Schlaganfall be troffen. Tas aintlick)e Mott erhielt folgenden Krankheits- bericht: Le. Königliche Hoheit hoben oin 10. September einen leichten Schlaganfall ,„it teiltveiser Lähmung der rech ten Körperseite gehabt. Los Bewußtsein ist heute morgen 8 Uhr ziiriickgekehrt, seit 11 Uhr vormittogs indessen wieder ousgehoben. Tie rechte Gesichts- und Zungenhülfte, sowie die Sprache sind gelähmt. Dem Erbprinzen z» Hohcnlohc-Langciiburg wurden die Brillanten zum Noten Adlerorden erster Klasse verliehen. — Noch einer Hamburger Meldung ist der Tampser „Bürgermeister" von der Dentsch-Ostafrikanischen Linie mit' den Neichstagsobgeordneten an Bord heute früh in Suez eiugctroffen. — Dos Deutsche Reich wird auf der am 17. Sep- temkn-r in Bern beginnenden D plomotenkaiifereu.z für in ternationalen Arbcitcrschnh durch de» deutschen Gesandten von Vülow-Bern. de» Direktor im Reichs.»:» des Innern Caspar, den Geh. Oberregierungsrat Fnck und Wirkt. Le- gotionSrat Dr. Echardt vertreten sein. — Anläßlich der Verleihung des Schwarzen Adler- ordens an Kardinal Dr. K«pp in Breslan bemerkten mir, daß uns wenigstens kein anderer deutscher Kirchenfürst be kannt sei. der diesen hohen Orden erhalten hätte. Ein Freund unseres Blattes weist uns auf die Tatsache hi», daß König Friedrich Wilhelm I V. am 0. Oktober 1855 gelegentlich der Einfügung der Kreuzblume auf der Spitze des vollendeten Südportals an: Kölner Dom, mit eigener Hand dem Kardinal-Erzbischöfe Johannes von Geißel den Schwarzen Adlerorden überreicht Hot. (Kölnische Kirchen geschichte von Konr. Albr. Ley. Köln. Bei lag von Albert Ahn 1883. Seite 090.) — Der Parteitag der nationalliberalen Jngcndvereine ist vorüber und die Alten sind sehr froh, daß es noch so glücklich ablief. Und doch hat jedermann gesehen, daß ein tieffr Riß in der Partei besteht, daß die Fraktion in der schlimmsten Weise Spießruten laufen mußte, so daß selbst der alte Abg. Dr. Paasche ausrief, er müsse sich eigentlich schämen, ein Abgeordneter zu sein. Dos notionalliberale Zentralorgan in Berlin meinte nicht mit Unrecht: „Daß auch einige bittere Wahrheiten für die Jugendbewegung abfielen, wird sie — die auf scharfe und offene Kritik so großen Wert legt. — ganz gewiß nicht verschnupft haben, die empfindlichste dieser Wahrheiten ist jedenfalls die, daß das Wachstum der Jugendbewegung in keinen: rechten Ver hältnis mehr steht zu den: Maß an Einfluß, das ihre ! rücksichtslosesten Dränger für sich verlangen. Es könnte f der Bewegung selbst verhängnisvoll werden, wenn sie sich I darüber täuscht. Es scheint doch fast, daß über den: Eifer l in Ausarbeitung von Programmen. Richtlinien und Neso- ! lutionen stellenweise die mühsame Werbetätigkeit im Kleinen i notgelitten habe. Die theoretische Gedankenarbeit mag den j akademischen .Kreisen, die vielfach die Führung der Vereine zu ! haben scheinen, besonders irr: Magen liegen; wenn dadurch aber ! die praktischeKleinarbeitznrückgedrängt wird, so ist zu fürchten, ! die ganze Bewegung werde bald auf einen: toten Punkt nngelangt sein und der Stagnation verfallen. Man hüte sich vor den Spuren der Nationalsozialei:. Die hatten Programme ein ganzes Schock, und entbehrten doch der werbenden Kraft." In anderen nationalliberalen Blättern kommt ein ähnlicher Mißmut zum Ausdruck. Ter Jung- liberaliSmus wird dem Alten noch viel zu schassen machen. — Eine ganz berechtigte Frage ist auf dem jung- liberalen Parteitage in Hmnovcr aufgewolfen worden. Rechtsanwalt Tr. M.uivitz Berlin führte aus: ..Der Schul- kompromiß war die Wurzel alles Nabels. Dr. Schisser hat z» schön gefärbt. Mit den Erklärungen Busselmanus und Schiffers ist die Mißstimmung der Wähler nicht aus der Welt geschasst. Wann kritisiert die Fraktion einmal unsere liniere Verwaltung, wann erhebt sie ihre Stimme in Sachen der ansrvärligen Politik? Weshalb mußten wir die Aufdeckung der Kolvaialschädei: versäumen? lLebh. Beifall.)' Ir, weshalb? Die naüonalliberale Presse ist eö ja gewesen, die an: gemeinsten gegen jene vorgegangen ist. die die Aufdeckung der Kolonialschäden unternommen haben. Daher ist diese Frage der Enttäuschte!: doppelt lehrreich. Freiheit, die ich meine. In Breslan liegen sich die sozialdemokratischen Gcwer!sck»aftei: in den Haaren. Eine Anzahl Mitglieder des „freien" Banhilfsarbeitervcrbandes hat diesem den Nucken gekehrt und eine neue, „lokalHtische" Organisation, die „Freie Vereinigung", gegründet. Darob fliegt nun ein nxrhrer Steinhagel zwischen den zwei feind- lickxm Brüdern hin und her. Wie das gewöhnlich so geht, wenn zivei in Streit geraten und das Blut zu Kopfe steigt: Sie machen aus ihrem Herzen keine Mördergrube mehr, so,:- deru werfen sich die geheimsten Sünden gegenseitig au den Kopf. Tie „Freie Vereinigung" behauptete, der alte Ver- band hätte Tausende von Mitgliedern, die nur ztvaugsweis- der Organisation augehörteu. Tarauf spielt nun der alte Verband den gleichen Trumpf aus und sagt: Was ihr sagt, das stimmt, aber alle, die ihr uns weggeschnappt habt, »raren gerade selche faule Zlvaugsmitglieder. Wörtlich heißt es in der Kuudgebung des Bauhilfsarbeitervcrbaudes: „Betreffs der Bek-anptnng, daß die Mitglieder der Freien Vereinigung in: Innern besser organisiert sind als Tausende Zwangsmit- glieder der Zeiit.ralorganisatioueu, hätten wir zu bemerken, daß alle Bauarbeiter, die sich jetzt der Freien Vereinigung angeschlosseu haben, bei uns nur Zwangsmitglieder waren, und wir begründen das damit, daß diese Leute ja durch unsere Baudelegierten zwangsweise drei- oder viermal in die Organisation hiueiugetrieben worden sind. Ferner l>aben wir die Ueberzeugung, daß alle diejenigen Mitglieder der Freien Vereinigung, die in der sozialdemokratischen Partei Mitglieder sein sollten, ebenfalls nur aus Zwang dort organisiert, aber niemals aus Ueberzeugung Sozial demokraten sind." Tas ist ja immer nur Zwang und aber- mals Zwang. Tas ist in der Tat nicht sehr weit entfernt von Geineingefälirlichkeit. Es geht doch in Wahrheit nichts über sozialdemotratiscke Freiheit! Vorgänge, wie die hier gekennzeichneten, empfehlen wir zur besonderen Beachtung namentlich den Herren „nach links hinunter", die in ihrer Verblendung noch iinmer in der Sozialdemokratie die Auf erstehung der eigentlichen Freiheitsgöttin envarten. — Die sozialdemokratischen Parteibeiträge sind im August wieder sehr zahlreich geflossen. Der Millionär Arons gah lOO Mk . de, Millionär Sinrer »0 Mk, der Millionär Bebel 50 Mk, Bauarbeiter an: Reichskanzlerpalais spen deten — wohl zum Hohn — 3.) Mk. Auffallend ist, wie oft die Spendung von Geld unter dem Titel „Bier- vrozente" wiederkehrt. Wenn sich die Genossen für ihre Parteikasse selbst das Vier verteuern können sie doch ob der neuen Bisrsteuer des Reichs nicht klagen. TcstcrreirL-Nngarn. — Der Kardinal Fürsterzbischof von Prag, Freiherr von SkrbenSkh, wendet sich in einem Aufsehen erregenden Hirtenbrief, der an: 9. d. M von den Kanzeln verlesen wurde, gegen die Ziele der „Freien Schule". In dem Hirtenbriefe heißt es :: a.: „Betreffs der Schulsrage sehe ich mich heute genöüat. Euch ans die neue Gefahr auf merksam zu machen, durch welche in unsere::: Staate die Feinde der katholischen Kirche den Glauben bedrohen, indem sie dafür agitieren, daß aus der Schule der christliche Geist ansgewiesen werde. Bis jetzt ist dem Religionsunterricht in der Schule ein. wenn auch geringer Platz eingeräumt worden, jetzt aber will inan ihn überhaupt ans der Schule beseitigen, damit sie irreligiös werde. Man sagt wohl, das; es sich nur darum handelt, daß der „Klerikalisnrns" aus der Schule ausgeschlossen werde. Diese Behauptung ist aber hinterlistig. Wer sind denn die „Klerikalen" in der Schule? Damit sind die Priester gemeint, weil sie Eure Kinder ^ in der Religion unterrichten. Die katholischen Eltern sollen sich gegen jeden Angriff in dieser Richtung wehren, llnter dein Namen „Freie Schule" entstand ein Verein, welcher die Schule von dein religiösen Unterricht emanzipieren will. Es ist traurig, daß inan in den Mitgliederverzeichnissen der „Freien Schule" auch die Namen von Männern der Wissenschaft. Pädagogen und jener Man er findet, welche doch das Fundament der staatlichen Gesellschaft befestigen sollten. Vielleicht sehen viele von ihnen nicht das Ende dieser unterwühleiiden Arbeit. Man kann sich doch nicht denken, wie dieselben dazu als Helfer dienen wollen, da.- mit ein Oieschlecht erwachse, welches Gott nicht kennt, nicht fürchtet und nicht liebt, welches ein Spielball der Leiden- schaff und ein Opfer der Verführer sein wird, ei» Geschhcht. welches die Schande und den Verfall der Kirche und des Staates bedeutet. Seid also ans der Hut gegen die Be strebungen jener, welche die Schule dem christlichen Geiste entfremden wollen. Ihr sollt nicht als Mitglieder der „Freien Schule" angchören, ihre Petitionen nicht unter- schreiben, im Gegenteile, leset jene Zeit»'gen und Bücher. > in denen christliche Kindererziehnng empfohlen wird, ml mr teil an solchen Versammlungen und gebt Euere Stimme bei den Wahlen in die legislativen Körperichaflen nur jenen Kandidaten, welche die religiös christliche Erziehung der Kinder befördern wollen. Habt Vertrauen zu Eueren Seelsorgern, schicket Euere Kinder fleißig in d:e Schule und in die Kirche, unterstützet die priesterliche Arbeit mit gutem Beispiele zu Hanse." Schweiz. — In den Tagen vom 22. bis 25. September findet in Freibnrg der diesjährige Schweizer Katholikentag statt. Das Prograin»: sieht für den 22. September vormittags eine Telegiertenveriammlnng des katholischen Mädchenschutzver- eins vor: nachmittags unter Vorsitz von Dr. Pestalozzi (Zü rich) Delegiertenversammlung des katholischen Volksvereins: anschließend Versammlung der angegliederten Vereine (Er- ziehniigsverein, Jünglingsvereine, Vincentius-Vereine). Sonntag. 23. September: Sitzungen der Inländischen Mis sion, der Sektion für Geschichte und der natnrwissenschaft- lichei: Sektion: Gottesdienst und Predigt für die Teilneh mer deutscher und französischer Zunge: nach den: Festzuge Generalversammlungen für die Teutschsprechenden und Französisch'prechenden unter freiem Himmel. Die erstere wird präsidiert von: Zentralpräsidenten Dr. Pestalozzi, die letztere vom Vizepräsidenten G. von Montenack. Die wich tigsten Tagcsfragen, das religiöse und nationale Programm der schweizerischen Katholiken, werden von ersten Rednern behandelt werden. Auch bekannte Katholikensnhrer ans Deutschland, Oesterreich und Belgien haben Ansprachen in Aussicht gestellt. Montag, 24. September: Hochamt, nachher Sektionsversammlnngen: nachmittags Fortsetzung der Ge neralversammlungen des schnxnzerischeu katholischen Volks vereins, abends Stndentenkomniers. Dienstag, 25, Sep tember: Sektionsversammlnngen, hernach gemeinsames Ge bet an: Grabe des seligen Petrus Canisius und Fahrt nach dem Mnrtener Schlachtfelde mit patriotischer Schlußfeier. Mit der Generalversammlung ist auch eine Ausstellung reli giöser Kunst verbunden. Frankreich. — Der konservative Deputierte Delafosse kündigte die Absicht an. bei der Wiedereröffnung der Kammer die Re gierung wegen des Abbruchs der Beziehungen zum Vatikan zu interpellieren, mit der Begründung, daß die durch den Abbruch entstandenen Schwierigkeiten nur durch Wieder aufnahme der Beziehungen beseitigt werden könnten. Es heißt, daß die Regierung in der Kammer beantragen wolle, die über die kirchenpolitischen Angelegenheiten, wie z. B. über da? Rundschreiben deS Ministers Briand an die Präfekten Angebrachten Interpellationen bis nach dem l l. Dezember zu vertagen. Der Ministerrat wird über diesen Punkt Beschluß fassen. — Die zweite Bischofsvcrsammlnng, welche am 4. Sep tember in Paris tagte und nach acht Sitzungen am Nach Mittage des 7, September schloß, nimmt bedeutend höheres Interesse in Anspruch. In der: letzten Sitzungen vxrrcn die 84 Bischöfe bis ans zwei Diözesanvorsteber vollzählig erschie nen, die jedoch ihre Vertreter gesandt hatten. Das an die Präfekten erlassene Zirkular des Kultusministers Briand. welches dem öffentlichen Kultus den Knltvcreinen als «'Oiiclikic, »in«> c,nn NNII unterliegt, scheint schwer auf den Gemütern zu lasten. Der Bischofsversannnlnng oblag es, die Todesart der Parochialfabriken, welche unter dem Kon kordat tätig gewesen sind und an: 12. Dezember ohne Zwev fel eingehe:: müssen, zu bestimmen. Niemand weiß, wodurch sie ersetzt werden sollen, was mit den Seniinarien und dein Charitasfonds zu geschehen habe, dessen lleberweisung ge gebenen Falls an die öffentlichen Wohltätigkeitsanstalten vorgesehen ist. Die Einbringung des Beitrages für den Kultus innß, da die Einnahrnc- und Ansgabeguellen ver schiedener Diözesen so bedeutend von einander abweichen, durch lokale Maßnabmen geregelt werden. Tas .Haupt gewicht der gesamten Plenarversammlung betraf jedoch die Frage der Knltnsorganisationen. Es muß hier öffentlicher oder PrNxrtknltns gewählt werden. Der letztere bedeutete in den: religiös vielfach indifferenten Frankreich für die ka tholische Religion eine Niederlage. Man sucht diesem ge fährlichen Pfade auch sicherlich ausznweichcn. Der Episkopat hält an: öffentlichen Kultus in seiner überwiegenden Mehr heit fest. Tas ist ganz selbstverständlich. Er hat kein In teresse daran, der Loge in die Hände zu arbeiten. Eine Reihe katholischer Nechtsgelehrter hält den öffentlichen Kul- neues Feld, das da begangen werden muß. Bei der Vernfs- Nnhl für die Knaben stehen alte Erfahrungen in Menge zu Gebote. Aber wenn es beißt: Mas soll das Mädchen wer den? so ist oft guter Rat teuer. Als Nothelfer für alles werden da vielfach »nieder die Geistliche» in Anspruch ge nommen. TaS ist schön und gut: aber den geistlichen Herren erirachsei: unter den verwickelten modernen Verhältnissen iinmer neue Sorgen und Aufgaben. Sie sollen allen alles sein und müssen deshalb auch in allen geistlichen und welt lichen, sozialen und wirtschaftlichen Tinge» Bescheid wissen: Wohl »ns, daß »vir i» Deutschland Priester haben, die voll und ganz in die Welt sxrssen. Nur darf man ihnen allein nicht alles anfhalsen »volle»». Ich glaube, gerade in diesem Punkte, als Beirat für vernünftige Töchtererziehnng, könn ten erfahrene Männer und Frauen in der Gemeinde sich hilf reich verdient machen. Ueber die Franenbernfe und die Wege znr Ausbildnng liegt schon rin »veitschichtigcs Material vor, namentlich in den Nachweisungen der verschiedenen Franenverbände und der zugehörigen gemeinnützigen Vereine. Es koinint nur darauf an, dein einzelnen Vater, der nach Informationen sucht, das Material leicht zugänglich zu machen und ihm, so wie der Mutter bei der Verwertnng desselben nötigenfalls zu helfen. Rechtzeitige Belehrung der Eltern — das ist ein sehr wichtiger Punkt, ans dem gewiß der katholische Frauen bund in Verbindung mit den verschiedenen örtlicln'i: Frauen vereinen beharrlich seine Sorgfalt richten wird. Wir können gar nicht genug Ausknnftsstellei: für all die neuzeitlichen Fragen und über all die verschlungenen Verhältnisse des modernen Lebens einrichten. Es wäre auch gewiß gut, wenn die Volksbibliotheken und natürlich auch unsere Borromäusbibliotlreken immer die neuesten praktischen Schriften über Bcrufsivahl vorrätig hielten und ihr Pnblitnn: ganz besonders ans solche Nach schlagewerke für den Bedarfsfall aufmerksam machten. Ilmsicht ist das erste Erfordernis für die Eltern, die eine BernfsNxchl für ihre Kinder zu treffen haben. Dazu muß kommen die Einsicht in die Fähigkeiten und Neigungen des Sprösslings. Aber ehrlich und unbefangen »ruß die Be fähigung abgewogen werden: mit der elterlichen Eitelkeit, die für ihre Wunderkinder das beste kann: für gut genug hält, ist nichts Gescheites zu erreichen. Ebenso gefährlich ist das Bestreben, die Töchter um jede»: Preis in die „fein sten" und „vornehmsten" Bernfsstelluiigen hinaufschieben zu »vollen, ohne zu bedenken, daß in den höheren Regionen der Wettbewerb erst recht schwierig ist und überhaupt an den nobelsten Rosen die schärfsten Dornen sitzen. Arbeit schändet nicht, das »miß die Parole der Eltern sein und innß von Kindesbeinen an den Sprößlingei: beigebracht werden. Was ^ kann es Helsen, Luftschlösser eines hohen Bernfes zu bauen? Tie Hanptsachc ist, daß das Mädchen für den Fall der Not einen aiiskändigen und zuverlässigen Broterlverb hat, so daß es auch bei Nichtverhciratnng ans eigenen Füßen sicher durch das Leben n>aiidelil kann. Alle Fächer sind gut, wenn nur die körperlichen und geistigen Kräfte ansreichcn, »in ctwas Tüchtiges darin zu leisten. Der Posten muß voll und ganz ansgesiillt werden, und daraus ergibt sich schon, daß man dem heraiinxnlffeiiden Menschenkind» nicht Lasten auflegen soll, für die seine Schultern zu sckjNxnh sind. Bei den Mäd- cln'i: ist iioch sorgfältiger wie bei den Knaben die körperliche Entwickclnng mit in Betracht zu ziehen. Wenn das immer geschähe, so würden nicht so viel bleichsüchtige Mädchen zu Bücherstanb und Stubenhockerci verurteilt, sondern lieber praktischen Bernsen mit gesunder Bewegung zngeführt werden. Aber nun gehört zu alldem noch ein Zusatz, der wenig stens dreimal unterstrichen werden muß: Was auch das Töch terlein werden soll, sei es eine wissensckxfftliche Lehrerin ersten Ranges oder eine bescheidene (aber bei Tüchtigkeit recht wohl gestellte) Schneiderin, sie muß die Hauswirt- s cha f t lernen, und zNmr gründlich und praktisch lernen, die ganze.HanSwirlsckxift vom Kartosfelsck»äleil bis zum Kuchen- backen, vom Anfwischen bis znr Kinderpflege. Sie »nuß alles gelernt l»aben und alles tonnen, was sie im Falle der Heirat als Frau und Mutter nötig hat. Denn die Ehe bleibt, wie Dr. Strehler sehr richtig sagt, der erste und na türliche Berns des Mädchens, und für diesen wichtigen Be rns innß sie ansgebildet sein. Sollte sie nicht unter die Haube koinnien, so sclx»det ihr die hauswirtschaftliche Aus bildung ans keinen Fall. Im Gegenteil, sie nützt ihr immer in hohen: Grade. Die berufstätige Frau, die ihre Einsiedel- wirisckxrft nicht in Ordnung zu halten vermag, entbehrt viel; ihr gehen Geld- und Gemütswerte verloren. Eine allein stehende Frau, die lmnswirtschastlich tüchtig ist, findet auch eher Anschluß an das Familienleben, was über manche innere und äußere Schwierigkeit hinweghilft. Und schon die Ausbildnng in der Hauswirtschaft bringt ein heilsames Gegengelvicht gegen die einseitige Berufsarbeit, eine Er- guickling für Körper und Gemüt, die nmso mehr ins Ge- wicht fällt, als die Nerven beim »veiblichcn Geschlecht eine noch größere Rolle spielen, als wie bei den Männern. Schließlich noch eine Mahnung an all die Mädchen, die sich eine eigene Bernfsstellung errungen haben: Werdet nicht hochmütig gegenüber braven Freiern! Bildet euch niht ein, ihr könntet nun auf einen Prinzen oder einen .Krösus Nnrten. Nein, wenn ein tüchtiger Mann bei euch anklopft, der den guten Willen und die Fähigkeit hat, euch ein warmcS Nest zu scl-affen, so greift zu, auch wenn er keinen Titel un keine vornehme Vcrwandtsck)aft und keine Glacehand schuhe hat.
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