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Sächsische Volkszeitung : 08.09.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190609086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19060908
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19060908
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-09
- Tag 1906-09-08
-
Monat
1906-09
-
Jahr
1906
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 08.09.1906
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sislorialrat O. DibeliuS. Ueber Kirche und Kunst hielt Professor Dr. Clemen-Bonn einen interessanten und fesseln den Vortrag, der insbesondere für Fachleute Interesse haben wird. (:) Der Gesamtvorsland der Verbandes sächsischer Industrieller trat am 5. d. M. zu einer Sitzung zu sammen. Bet dieser Gelegenheit wurden wieder um 93 Firmen und Fabrikbetriebe als Mitglieder des Verbandes ausgenommen. Die Verhandlungen betrafen u. a. die «Stellungnahme zu den Anträgen einiger wirtschaftlicher Korporationen an den Bundesrat, welche sich gegen die von den Abgeordneten Bassermann angeregte und vom Reichstage genehmigte Aenderung des 8 63 des Handels- Gesetzbuches richten, wonach dem 1. Absatz des genannten Paragraphen betreffend die Fortzahlung des Gehaltes bei Krankheit von Handelsangestellten zwingendes Recht der- liehen werden soll. Der Gesamtvorstand konnte sich den in den genannten Eingaben erhobenen Bedenken gegen den Antrag nicht anschließen, und beschloß daher einstimmig, von einer Unterstützung der diesbezüglichen Eingabe abzu sehen. Die Anträge zweier Mitgliedsfirmen betreffend die Unterstützung einer Eingabe an das Ministerium des Innern wegen völlig mangelnden Schutzes der Arbeitswilligen bei letzthin stattgefundenen großen Streiks werden zur Kenntnis genommen und beschlossen, zunächst die Entscheidung des Ministeriums auf die eingereichten Beschwerden abzuwarten, falls jedoch auch diese Beschwerden erfolglos bleiben, diese Angelegenheit zur Verbandssache zu machen. Die weiteren Beschlüsse und Verhandlungen entziehen sich vorläufig der öffentlichen Bekanntgabe. Die Entschädigungsgesellschaft bei Arbeitseinstellungen ist fortgesetzt im Wachsen begriffen —* Einen köstlichen Schatz besitzen wir in den Denk mälern der älteren deutschen Literatur, namentlich in den lebendigen, kernigen, echt volkstümlichen Schöpfungen -es 15. und 16. Jahrhunderts, jener Zeit, da die Städte aufblühten und sich in den Vürgerkreisen, eine gesunde, nationale, reiche Kultur zu entwickeln begann. In der Dresdener Lesehalle ist jedem die beste Gelegenheit geboten, sich an diesen gemütvollen und launigen Schöpfungen unserer deutschen Vergangenheit zu ergötzen und zu erfrischen. Die dort ausgestellte, allen zugängliche Bibliothek enthält auch die älteren deutschen Dichtungen, die meisten in den vortrefflichen mit ausgezeichneten Einsüh rungen und Kommentaren versehenen Ausgaben der Kürschner schen Nationalliteratur. Der Eintritt in die Volkslesehalle des Erdgeschosses ist für jedermann vollkommen frei. —* Ein aufregender Vorfall ereignete sich am Donnerstag in der König!. Oper. Am Schluß der Oper „Carmen" schoß sich im ersten Rang ein jüngerer Mann mittelst Revolver eine Kugel durch den Kopf und war so fort tot. Die Identität konnte nicht festgestellt werden, da der Betreffende keinerlei Papiere bei sich trug. ! Leipzig, 6. September. In der am 18. September beginnenden fünften Schwurgerichtsperiode dieses Jahres wird u. a. auch der Raubmörder, oder besser gesagt, der Einbrecher und Mörder Köhler abgeurteilt werden, der auf der Flucht nach einem Einbruch in den Laden des Fleischer meisters Nietzschmann den Schutzmann Tag erschoß. Nach seiner Aburteilung in Leipzig, wird Köhler noch bei ver- fchiedenen anderen Gerichten Gastrollen zu geben haben, da er sehr viel auf dem Kerbholz hat. — Der Rat der Stadt Leipzig hat nach Anhörung sämtlicher in Frage kommenden Behörden und Personen nunmehr beschlossen, bei der König!. Kreishauptmannschaft die Einführung des Achtuhrladcnschlusses für alle Branchen zu beantragen. Es ist nicht zu bezweifeln, daß die König!. Kreishauptmann schaft dem Antrag stattgeben wird, sodah der Achtuhrladen- fchluß eventuell schon am 1. Oktober d. IS. eintreten wird. An den Vorabenden von Sonn- und Feiertagen bleibt der Neunuhrladenschluß bestehen, desgleichen au den 14 Tagen vor Weihnachten und an den 8 Tagen vor Ostern und Pfingsten. — Heute wurde hier unter großer Anteilnahme der Handels- und Bankierkreise unserer Stadt der im 81. Lebensjahre verstorbene Rauchwarenhändler Joseph Ullmann beerdigt, der am hiesigen Platze an der Spitze eines der ersten Nauchmarenhäuser stand, dessen Verbindungen nach allen Erdteilen reichten. Reichenbach i. V. Ekn Unglücksfall mit tödlichem Ausgang ereignete sich am Mittwoch abend auf hiesigem oberen Bahnhof. Der mit dem Zuge 7 Uhr 25 Min. abends von Plauen angekommene, auf der Reise nach Amerika begriffene 25 Jahre alte Arbeiter Johann Cihal aus Hustopetsch in Mähren war beim Halten des Zuges auf der verkehrten Seite ausgestiegen und dadurch zwischen die Geleise geraten, die mit Postwagen besetzt waren. Als der Mann keinen Ausweg sah, versuchte er unter den Eisenbahn-Postwagen durchzukriccheu. In diesem Augen blick wurden aber die Wagen durch eine Lokomotive vor- wärtS gezogen, der Mann geriet mit dem Kopfe unter die Räder und wurde sofort getötet. Die Leiche wurde nach erfolgter polizeilicher Aufhebung in die Leichenhalle des hiesigen städtischen Friedhofes gebracht. Plaueu i. V.. 6. September. Der Andrang zur Be sichtigung unserer Talsperre ist so stark, daß der Rat be schlossen hat, für die Führung und den Besuch des im Bau mehr und mehr fortschreitenden gewaltiges Werkes besondere Gebühren zu erheben, die zum Teil verunglückten Arbeitern zugute kommen sollen. — Das vierjährige Töchterchen des Barbiers Pfeifer, das einem brennenden Spirituskocher zu nahe gekommen und von den Flammen er- griffen worden war, ist seinen schrecklichen Brandwunden erlegen. Breslau, 6. September. Zum Empfang des Kaisers und der Kaiserin ist die Stadt Breslau reich geschmückt. Der Magistrat hat eine besondere Feststraße einheitlich Her richten lassen. Diese führt vom Bahnhof über den Taucnzien- Platz zum Kaiscr-Wilhelm-Deukmal, wo die städtischen Be hörden den Kaiser begrüßen werden. In der Nähe des königlichen Schlosses sind fortlaufend Pylonen und Flaggen masten errichtet, welche durch Girlanden verbunden sind Auf dem Tauenzienplatz erhebt sich ein größerer Triumph- bogen. Um 6 Uhr traf der Kaiser und die Kaiserin, Prinz und Prinzessin Eitel Friedrich, Prinz Angriff Wilhelm und Prinz Oskar mit dem Sonderzug auf deni Hauptbahnhof ein. Auf dem Bahnsteig fand großer militärischer Empfang statt. König Friedrich August von Sachsen, Erzherzog Friedrich von Oesterreich, sowie der Herzog von Connaught sind inr Laufe des Nachmittags hier eingctroffen. Am Kaiser-Wilhelm-Dcnkmal hielt der Oberbürgermeister eine Ansprache. Ter Kaiser erwiderte dankend. Hierauf über reichte die Tochter des Oberbürgermeisters der Kaiserin einen Blumenstrauß und sprach ein Festgedicht. Die Kaiserin dankte. Sodann brachte der Oberbürgermeister ein drei faches Hoch auf den Kaiser und die Kaiserin ans, in das die Festversammlung und das Publikum begeistert einstinnnten. Die Majestäten setzten darauf ihren Weg zum Schlosse fort, wo sie Wohnung nahmen. Teplitz. Die hier abgehaltene BergwerkSbesttzer-Konfer L' lehnte die hauptsächlichsten Arbeiterforderungen ab. Die Streikbewegung in den Bergrevieren Dux. Brüx schreitet fort. Die Arbeiterunion beruft einen Delegiertentag auf Sonntag nach Teplitz ein. Elbenberg. Schwer gestraft sür seinen jugendlichen Uebermut wurde hier der 20 Jahre alte Arbeiter Sonntag aus Hartha». Er kehrte am Montag früh mit einem gleichaltrigen Freunde aus dem Wirtshause heim. Im Scherz stieg er auf den Zaun eines hiesigen Hausbesitzers, um von den herabhängenden Aesten eines Birnbaumes einige Birnen zu nehmen. Hierbei glitt er aber ab, und die Spitze einer der Holzlatten drang ihm in den Ober schenkel ein. Er erlitt dadurch eine so schwere Verletzung, daß er infolge Verblutung starb. BeretnSrrachrtrhren. 8 Leipzig. Gesellenverein. Sonntag den 9. Septem ber beteiligt sich der Verein an der Jubelseier der Katho lischen Gemeinde zu Weißeufels a. S.und ladet zu zahlreicher Teilnahme ein. Abfahrt Th. Bahnhof 9 Ehr 45 Min. Montag, den 10. September, erster religiös-apologetischer Vortrag. Alle Mitglieder und Ehrenmitglieder sind ebenso dringend wie herzlichst eingeladen. 8 Leipzig. Volksverein. Freitag, den 14. Sept., abends ^/„9 Nhr, Versammlung im Saale des Gesellen hauses. 1. „Die Essener Katholiken-Versammlung," Herr Kpl. Kl esse: 2. „Kathol. Presse und Kolportage," Herr Neichsbankbuchhalter Arnold. Zahlreiches Erscheinen er- wünscht. Auch Frauen haben Zutritt. — Im Oktober sind Versammlungen in Leipzig-Nord und -West, im November ist die allgemeine große Versammlung. Alle Mitglieder haben bis 15. September die Hefte 1—6 in den Händen; Versäumnisse im Austragen der Hefte sind der Geschäfts stelle mitzuteilen. § Chemnitz. Der Katholische Jünglingöverein feiert am Sonntag, den 16. September, abends 8 Uhr, im Hotel „Preuß. Hof", Brauhausstraße, sein 10. Stiftungs- fest, bestehend in Theateraufführung. Alle Freunde und Gönner des Vereins werden um zahlreiches Erscheinen gebeten. Der Reinertrag wird für bedürftige Mitglieder verwendet. 8 Reichenbach. (Katholische Lchrcrveremiguug „Vogt land".) Nächste Versammlung findet Mittwoch, den 12. September, nachmittags 3^ Uhr in Reicheubach statt. In teressanter Vortrag, wünscht. AllseitigeS Erscheinen dringend er- Crefeld, 6. September. In der holländischen Grenz stadt Venlo an der Maas wurde ein großes Lager von Getreide, Mais und Mehl, das von einer Bande Hollands scher Schiffsräuber zusammengestohlen war, aufgefunden. Zahlreiche Mitglieder der weitverzweigten Bande, die es auf nach Deutschland fahrende Schiffe abgesehen hatte, wurden verhaftet. Frankfurt a. M., 6. September. Wie der „Frank furter Zeitung" aus Montreal gemeldet wird, entdeckten Landmesser der Negierung im Gebiete des Keace River in der Nähe des Fort St. John (Britisch-Columbia) sehr aus gedehnte reichhaltige Goldlager. Breslau, 6. September. 95 wegen des Kraivallcs am Striegauer Platze in Breslau zur Untersuchung Ge zogene erhielten gestern den Beschluß des Landgerichtes zu geschickt, wegen Unzulänglichkeit des Belastungsmateriales sei das Verfahren gegen sie eingestellt. 88 von ihnen, dar unter bine Arbeitersfrau, und der bekannte Arbeiter Bie- Nxild „mit der abgehackten Hand" waren nach d r „Brest. Zeitung" des Aufruhrs beschuldigt gewesen, 7 anderen Nxiren Nötigung, Beleidigung und Streikterrorismus zur Last gelegt. Solingen, 6. September. Eine Versammlung der Solinger Wirte beschloß die Gründung einer MereinkaufZ- geuosseuschaft. Die Brauerei Beckmann in Solingen hat sich heute bereit erklärt, den Mitgliedern der Genossenschaft da'« Bier zum alten Preise, jedoch unter Ausschluß der unent geltlichen Eislieferuug, weiter zu liefern, wenn ein Jahres konsum von 3000 Hektoliter zugesichert wird. Ter Vorstand soll mit dieser und anderen Brauereien verhandeln. Frankfurta. M., 6. September. Wie die „Franks. Zeitg." aus Konstanza (Rumänien) meldet, bestiegen ein Leutnant und dreizehn Matrosen von der Kriegsmarine einen reguiricrtcn Kahn, der mit einem zu kurzem Strick an einen Schlepper angebunden wurde. Ter Kahn schlug um und alle Insassen ertranken. Breslau, 7. September. Ter .Kaiser begab sich heute morgen gleich nach 8 Uhr im Automobil nach dem Pa radefelde auf dem Olandauer Exerzierplätze zur Abhaltung der großen Parade über das manövermäßig verstärkte sechste Armeekorps. Tie Kaiserin fuhr im Wagen 8 Uhr 20 Minu ten dorthin, begleitet von einer Eskadron der Schill-Husa ren. Beide Majestäten wurden auf dem ganzen Wege mit brausenden Hochrufen begrüßt. Das Wetter ist heiter, wenn auch sehr windig. Berlin, 6. September. .Halbamtlich wird gemeldet: Die chinesische Negierung teilt mit, daß Autung und Ta- tungkon für den fremden Handel geöffnet sind und daß das Zollamt für beide Plätze in Antung eingerickfiet wurde. Stettin, 6. September. Die dreitägigen Eiuiguugs- Verhandlungen sind heute gescheitert, da die .Hafenarbeiter an einigen von den Reedern als unannehmbar erklärten Forderungen fcsthieltcn. Diese Forderungen bestanden in einzelnen Aenderungen des Tarifs, sowie darin, daß alle Leute wieder eingestellt werden und den für die Ausständi gen angestelltcn Arbeitern auf der Stelle gekündigt werden sollte. Beide Parteien haben sich weitere Erklärungen bis Sonnabend Vorbehalten. Haag, 6. September. In Gegenwart des Prinzen Heinrich der Niederlande wurde heute unter dem Vorsitz von Professor Frenkel-Berlin im Parlamentsgebäude die 5. In ternationale Tuberkulosekoufereuz feierlich eröffnet. Nach einer Gedächtnisfeier sür den verstorbenen Präsidenten Brouardel wurde der französische Minister L^ourgeois zum Präsidenten der Vereinigung geMihlt. Inr weiteren Ver lause der internationalen Tuberkulose-Konferenz wurde auf Antrag des Vizepräsidenten Professor Frenkel-Berlin be schlossen. dem zum Präsidenten ernannten Minister Bour geois ein Glückwunschtelegramm zu übersenden. Sodann spachen Professor Calmette-Lille und Professor Flügge- Breslau über den Schutz des Körpers gegen Tuberkulose. Kunst, Wissenschaft und Literatur. In der Marienkirche zu Dresden-Cotta befinden sich die großen Gemälde „Der gute Hirte" und „Christus am Kreuz", welche als die neuesten Werke Simouson-Castellis unser besonderes Interesse erwecken. Die Darstellung Christi hat wohl schon manchen Künstler besck-äftigt. Schon in den Gemälden der Katakomben findet sich „Der gute Hirt". Einen bestimmten Christustypus l>at es damals noch nicht gegeben. Im achten Jahrhundert tvard der Hei land mit kurzem Barte, langem in der Mitte gescheiteltem Haar und edlen Gesichtszügen dargestellt. Giotto und Fie- sole liaben diesen Typus verschönt. Lionardo da Vinci brachte ihn zur Vollendung. Nach ihm suchte jeder Künst ler (ausgenommen der moderne Realismus u. a.) bei der Darstellung des Herrn ein Ideal der Schönheit und Heilig- keit zu verkörpern. Von diesem Streben zeugt auch Sirnon» son-Castellis religiöse Kunst. Er gab dem „guten Hirten" bei aller Würde und Schönheit auch etivas Schlichtes. Wie Christus— in der einen Hand den .Hirtenstab, im rechten Arm das Lamm — dahinschreitet, wie er mit seinen träumeri schen, blauen, seelenvollen Augen vor sich schaut, das alles macht einen hochsympathischen, ja unverlöschlichen Eindruck. Tie farbenfrohe, landsckiaftlichc Natur steht zu dem lebens vollen Bilde in rechter .Harmonie. Das Gemälde „Christus am Kreuz" ist von einer bedeutenden monumentalen Wir kung. Der Vordergrund ist in düstere Schattenschleier ge hüllt. Alle irdische Farbenpracht ist unterdrückt, als sollte die Kreuzesstätte, die Stätte des tiefsten Schmerzes sich nimmermehr zu blühendem Leben erheben. Zu Füßen des Erlösers — zilsammengebrocheu in unsäglichem Leide — kniet Maria Magdalena. Im Hintergründe sind Gestalten, welche gesenkten Hauptes der Stadt Jerusalem entgegcu- N>andern. In der weiteren Ferne sieht man Höhenzüg.'. Klar und von großer Wirkung ist die Verkörperung des toten Erlösers, die eine eindringliche, getvaltige Sprache redet. Die Eigenart der Komposition, die großzügige Durchführung, die überzeugende Anschaulichkeit dieser Kunstwerke verdienen ganz besonders gerühmt zu werden. Professor Simonson-Castelli hat in diesen neuesten Gemäl den (die übrigens in Bruckmanns Verlag vervielfältigt wur den) kirchliche Malereien geschaffen, die wir mit Recht als ein künstlerisches Ereignis betrachten. Theater «nd MrrM. jKönigl. Schauspielhaus. „Der reiche Jüng ling', ein Trauerspiel von Karl Rößler, erlebte gestern abend im Königl. Schauspielhaus«: zu Dresden seine Erstaufführung und erzielte einen starken äußeren Eriolg, Der Autor bat sich s. Zt. schon in der Reichshauptstadt mit seinem Erstlingswerk, dem Lust spiel „Das LebenSfest' mit Glück auf der Bühne versucht und kan» auch in Dresden mit seinem Erfolge zufrieden sein „Der reiche Jüngling' spielt zur Zeit Ehrisn am Tee Aene-arcth. Hei land wandelt aus Erden, heilt Kranke, macht Blinde sehend und speist Hungrige! Der reiche Asarja, ein gefühlloser Wucherer, der seinen Bruder um sein Hab und Gut gebracht hat und der trotz seiner gestillten Kornkammern das Bolk hungern läßt, wird von dem Betrogenen durch einen Steinwurs beinahe getötet. Doch Asarja ist durch diese Lektion nicht gebessert. Sein einziger Sohn Nathaniel ist vom HerzcnSunfrieden erfüllt. Ueberoll sieht er Not und Elend, und sein mitleidiges Herz möchte gerne helfen. Doch auf der anderen Seite suchen seine genußsüchtige Braut Ruth und die lockere Lebensphilosophie eines Griechen, der vor NO Jahren schon mit seiner verstorbene» Mutter in einem Verhältnis stand, zum Genußmenschen zu bilden, Zur selben Zeit halte sein Battk ihm daS Vermögen übergeben. Av.r Nathaniel schauderte davor zurück, denn, wie sein Vater selbst sagte, ist es erwuchert und durch den Ruin von Ex.stenzen zusammengescharrt. Er will damit die Not lindern, »nd dennoch lastet der Besitz schwer auf ihm. Was soll er tun? Werden die Zreudcn der Welt oder das Wohltun ibm den Frieden bringen? In diesem Kampfe des Herzens kommt Jesus sn die Gegend. Und Nathaniel geht zu ihm, »m den Frieden des Herzens zu erlangen. Auf den AuSspiuch deS Heilandes: „Ver- kaufe, was du hast, gib es den Armen und komm, folge mir nach!' baut der Autor den Konflikt auf. Nathaniel schwankt, ob er den Willen des Herrn erfüllen soll. Die Armen umringen ihn und finden es selbstverständlich, daß er es tue. Er verspricht eS ihnen, durch die Vorstellungen der Braut wird er abgehaltcn, kS gleich zu tun, er folgt ihrem Sirenengesänge und fällt. AVer noch in derselben Nacht packt ihn die Reue und er beschließt, seine Habe in den See z» werfen und dann Jesus zu folgen. Sein Vater aber, der indessen erfahren, daß er nicht seines Blutes ist, läßt ihn ermorden, um dem vorzubeugcn. Der biblische Charakter des reichen Jünglings ist also nicht festgehalten. Den Rat, den Weg der Voll kommenheit zu wandeln und sich von dem Reichtum zu trennen, will Nathaniel erfüllen und im gleichen Moment sinkt er der Sünde in die Arme und vergißt, daß ec soeben dem .Bettler-Rabbi' versichert, er habe die Gebote von Jugend an gehalten. Aber auch den Weg. den ihn der Messias gewiesen, will er nicht wandeln. Statt sein Geld den Armen zu gebe», will er cs in den See ver senken. Der Verfasser schildert auch die Anhänger des Messias in eigentümlicher Weise; cs sind nur Bettler und darbende oder unzu friedene Arbeiter, keiner des Mittelstandes ist darunter. Nur materielle Gründe und die Hoffnung, daß das Schlaraffenland seinen Anfang nimmt, in dem niemand z» arbeiten braucht, der Reiche aber teilen muß, läßt sie Anhänger Christi sein. Der Dichter sieht die Mission des Messias nur in der Hebung des sozialen Elendes. So ist daS Schlußwort des Stückes: .Der Herr ist fort, nur sein Hoffen ist geblieben,' — zugleich dir Tendenz. — Die Lösung des KonsliklcS befriedigt wenig. Die Handlung ist bewegt und geschickt aufgebaut, die Sprache des Stückes ist eine reiche und gewählte. Ausstattung und Darstellung waren unter LewingerS Regie ausgezeichnet. Herr Mehnert stellte den har.herzigen und geldgierigen Asarja mit überzeugender Wobrheit dar. Herr Wiecke spielte den träumerischen und unentschlossenen Nathaniel mit bekannter Meisterschaft und Fräul. Serda bot als Ruth eine hochbedeutsame Leistung voller Temperament und Natürlichkeit. Ein« prächtige, sein herauSgearbcitcic Figur war Herr Stahl als Grieche Splntharo« und Herr Wiens als Rabbi. Auch die übrigen zahlreichen Rollen waren gut besetzt. > DaS Residenztheater eröffnet heute, Sonnabxnd, die Wintersaison mit der vollständig neu ausgestatten Opcretten-Novität „Tausend und eine Nacht' von Johann Strauß. > i
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