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Sächsische Volkszeitung : 01.09.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190609019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19060901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19060901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-09
- Tag 1906-09-01
-
Monat
1906-09
-
Jahr
1906
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 01.09.1906
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rakteristischer ist folgende Mittcilung: .Herr Rose ist ver schiedentlich in» Außendienst beschäftigt worden; er war nicht nur Neichskoinmifsär in Neuguinea, sondern auch eine Zeitlang Generalkonsul i» Samoa und zwar zu der Zeit, als Herr Dr. Raffel Munizipalpräsidcnt von Samoa war. Samoa war damals noch nicht ausgeteilt, sondern erfreute sich der gemeinsamen Negierung durch Deutschland. Eng land und dis Vereinigten Staaten. Wir glauben nun gut unterrichtet zu sein, wenn wir behaupten, daß das Zu sammenwirken des deutschen Geiieralkonluls Rose und drs deutschen Munizipalpräsidenten Dr. Raffel ein sehr schlechtes war, und daß Dr. Ruffel die schwersten Borwürfe gegen Rose wegen dessen Amtsführung nach Berlin gerichtet hat. DaS deutsche Auswärtige Amt hätte daraus unbedingt . Veranlassung nehmen müssen, nach genauer Prüfung der Anschuldigungen entweder gegen den ungerecht denunzieren den Dr. Raffel oder den schuldigen Rose einzuschreiten. Aber seltsamerweise geschah k-ineS von beiden. Dafür aber passierte etwas, waö zuin mindestens den Reiz der Eigen- heit für sich hat: Als Dr. Raffel nach Auflösung deS samoa- nischeu MunizipalratS nach Deutschland zurückkam. wurde ihm der Eintritt in die Kolvnialalabteilung, in die in zwischen Herr Rose bereits zurückgekehrt war. verschlossen, lieber vier Jahre wurde er vom Dienst in der Kolonial abteilung frrngehalteu. Dabei erhielt er aber da» volle Gehalt ansgezahlt. eS wurde ihm sogar innerhalb dieser vier Jahre eine Gehaltserhöhung zugebilligt. Dieses ganz seltsame Gebaren ist nur so gut zu erklären, daß man Herrn Rose nicht .zumute»' wollte, in derselben Abteilung mit seinem Gegner Dr. Raffel zu arbeiten. Da» wäre noch allenfalls verständlich gewesen, wenn man die Vor würfe Dr. RaffelS gegen Rose für unbegründet hielt. Glaubte mau aber an die Unschuld Roses, so lag nichts näher als die Eiuleitun, eines Verfahrens gegen Raffel. Daran aber dachte man auch jetzt noch nicht, sondern stellte lediglich an Dr. Raffel das Ansinnen, die Anschuldi gungen gegen Rose zu revoziereu. Sobald dies geschehen sei, sollte er in den Dienst der Kolonialabteilung einberufen werden — es war sogar für Herrn Dr. Raffel bereits ein Dienstraum reserviert. Tr. Raffel aber blieb fest und so blieb es beim Alten. Und seine schweren Anschuldigungen blieben selbst dann unberücksichtigt, nachdem er sich an den Reichskanzler und sogar an den Kaiser gewandt hatte. Kein Wunder! denn alle Eingaben Ruffels gelangten stets an den Kolonialdirektor Stirbel (merkwürdig: bei fast allen diesen Affären stößt man auf den Namen Ctübel!) und an den Persoualreferenten v. König, die beide Ruffels Angelegenheiten und Beschwerden in die Akten versenkte». Daß Lr. Raffel als Mumzipalprasident in Samoa korrekt gehandelt hat. ist — nebenbei gesagt — von dein König von Schweden, der bekanntlich als Schiedsrichter in der Samoacmgelegenheit fungierte, in vollein Maße anerkannt worden. Herr Dr. Raffel ist nach Ablauf von -t Jahren in die Preußische Verwaltung eiugetreten und hat sich, so viel wir wissen, nach kurzer Zeit pensionieren lassen; Geh. Rat Rose aber nimmt weiterhin in der Kolonialobteilung eine hervorragende Stellung eilt. — Obwohl nunmehr gegen Dr. Rose eine ganze Reihe sehr schwerer Anschuldi gungen erhoben worden ist, so hört man nichts von einer Untersuchung gegen denselben; im Gegenteil, er wurde init der Stellvertretung des Kolonialpniizen betraut. Kanu man da noch an den Ernst der Untersuchung glauben? — Tic Entlassung des Ministers von Podbielski ist nur eine Frage der Zeit. Die „Deutsche Tageszeitg." hatte es sehr stark bestritten, daß Podbielski sein Eutlassungsgesuch eingereicht habe, nunmehr aber schreibt das dem Minister nahestehende Blatt: „Ein Zwang, sie (die Erklärung) zu widerlege», lag nicht vor. Hielt man es aber für nötig, da von Mitteilung zu machen, daß der Landwirtschaftsminister in seinem Schreiben an den Reichskanzler diesen ersucht lxrtte, seinen Wunsch nach Entlassung dem Kaiser zu unter breite», so konnte mau mit der Veröffentlichung ivarteu bis zum 20. August" usw. Am 25. August wandte sich daun die „Deutsche TageSzeitg." nochmals gegen die wiederholte Ve- lumptuug, der Kaiser habe Herrn von Podbielski zur Ein reichung seines Abschiedsgesuches aufgefordert, und schrieb dazu „zur tatsächlichen Feststellung" folgendes: ,.Vermutlich liegt eine Verwechselung mit dem Schreiben des Reichskanz lers an den Laiidwirtsckxrftsmiiiister vor, in dem dieser frei lich weder zur Rechenschaft noch zur Einreichung eines Ent- lassuugsgesuches aufgefordert, sondern lediglich ersucht wurde, dem Fürsten Bülow Material zur Verfügung zu stellen, auf griiud dessen er die Haltlosigkeit der gegen Herrn von Podbielski in der Presse erhobenen Vorwürfe belveiseu könnte. Daraufhin bat allerdings der Landwirtschaftsmini- ster gebeten, seinen Wunsch nach Entlassung dem Kaiser zu unterbreiten. ES hat wahrlxistig keinen Zweck, diesen Sach verhalt, der nunmelir so gut wie festgestellt ist, zu verdun keln" Hierzu schreibt die „Köln. Zeitg." mit Recht: „Da mit ist auch nach unserer Meinung „so gut tvie festgestellt," 1) das; der Land>virtsck>aftsiiiinister in seinem Schreiben an den Reich-Kanzler diesen tatsächlich gebeten hat, dem Kaiser seinen Wunsch nach Entlassung zu unterbreiten, 2) daß die deiuentsprecheiide Erklärung der „Nordd. Allg. Ztg." vom 18. Anglist nach Forni wie Inhalt vollauf berechtigt lvar, 0) daß die Erklärung Podbielstis im „Bert. Lokalanz." vom 19. August die öffentliche Meinung irreggeführt hat und führe» mußte. Würdiger und wirkimgsvoller als diese wich tige Richtigstellung in Nebensätzen der „Deutschen Tages- zcitg." zu verstecken, wäre es gewesen, wenn .Herr von Pod bielski alsbald seine irreführende Behauptung im „Lokal- anzeiger" berichtigt und nicht geduldet hätte, daß sich im Vertrauen auf seine Worte Ansckxmungcn festsetzten, die, wi: er wußte, den tatsächlichen Vorgängen nicht entsprachen." — Der Thüringer Katholikentag fand am Sonntag, den 20. Anglist, bei Gelegenheit des 10. Stiftungsfestes des katholischen Mäniiervereiiis in Jena statt. Er verlief äußerst glänzend. Nach Beendigung des Nachmittags- gottesdienstes marschierten die Vereine, die zum Teil in sehr starken Abordnungen ans den katholischen Nachbar- gemeinden Erfurt, Weimar, Apolda. Weide, Neustadt a. O., Pößneck, Saatfeld, Rudolstadt und Göscktzvitz erschienen waren, zum „Engel", wo die Jenaer Stadttapelle konzer- tierte. Nach einer Delegiertcnversamiiilniig der Thüringer katholischen Arbeitervereine, woran sich auch einige Mit glieder des in Jena neugegründeten Vereins erwerbs tätiger katholischer Frauen und Mädchen beteiligten, fand die Hauptversammlung im dichtbesetzten Theatersaale statt. Nack>dein Herr Pfarrer Ley das Hoch auf Papst, Kaiser und Großherzog ausgebracht hatte, behandelte Herr Professor Tr. Schreiber aus Fulda das Theiiia: Gottesglaube, Wissenschaft und Menschenglück. Der zweite Redner, Herr Verbaiidssekretär Clad der aus Berlin, zeigte in an- sck>aulicher Weise die Ursack>en des sozialen Elendes in der heutigen Zeit und forderte dringend auf zur Rückkehr zum Glauben an Jesus Christus, in dem allein die Menschheit wieder gesunden könne. — Möge diese so schön verlaufene Versammlung für die Thüringer Katholiken ein neuer An sporn sein, trotz der hier bestehenden schwierigen Verhält nisse dock) treu zum alten Glauben zu halten! — Die Ao>.'sipolia1e«tsHeiduuii i« Folie Cesar hat den evangelischen Hillkgelülichen Pfarrer Gravemann 'in Dorstfeld veranlaßt, sein Amt nieverzulcgen. Falls der Oberkirchenrat in Sachen Cäsar der Entscheidung des west fälischen Konsistoriums beipflichten sollte, wollen noch andere liberale Geistliche Westfalens den gleichen Schritt wir Gravemann tun. — DaS soll wohl zunächst eine Drohung sein. Die liberalen Geistlichen, die nicht glauben, wak sie von Amts wegen zu lehren verpflichtet sind, müßten schon aus WewiffenSgründen ihr Amt niederlegen. — Die 12 Antrö>e zu« svjialdcmvkrotischen Parteitage in Mannheim veröffentlicht der „Vorwärts". Au eine ernsthafte Durchberatung dieser Masse ist um sa weniger zu denken, als man sicher wieder die meiste Zeit zu Zänkereien gebrauchen wird. Verschiedene Antragsteller sind mit der Tagesordnung de» Parteitages nicht zufrieden. So wird von den einen verlangt, daß „Die russische Devolution und die deutsche Arbeiterbewegung", van andern, daß die Frage „Partei und Gewerkschaften" auf die Tages- ordnung gesetzt werde. Eine Reihe von Genossen verlangt, daß die Zänkereien in der Parteipresse „auS der Welt ge schafft" werden, weil sie die Agitation erschwerten. Sehr zahlreich sind die Anträge zur Frage des Massenstreiks, der allgemein befürwortet wird. Der Versuch des Partei vorstandes in den Verhandlungen mit den Gewerkschafts führern, sich an dem Streik vorbeizudrücken, hat. wie aus den Anträgen hervorgeht, vielfach stark verstimmt. Genossen in Heidelberg wünschen, daß die Agitation für die Trennung von Staat und Kirche energischer betrieben werde. Die Genossen in Kaufbeuren wollen, daß auf dem nächsten internationalen Kongresse die Anstrebung einer Weltsprache beantragt werde. Als solche soll die am meisten ge sprochene Sprache gelten, und diese fall in den Schulen aller Länder neben Ser Muttersprache obligatorisch singe- führt werden. Oesterreich-Ungarn. — Der Geweinderat von »gra« hat beschlossen, an den Kaiser Franz Joseph, sobald er in Trebinje den Boden Bosniens betreten wird, eine Abordnung zu entsenden, die ihm die Bitte unterbreiten soll, daß Bosnien und die Herzegowina mit Kroatien vereinigt werden. Der Agramer Gemeiuderat hat auch die kroatischen Städte ansgefordert, einen ebensolchen Beschluß zu fassen. — Diese Be- strebungen der Starcevtc - Partei sind begreifliche und berühren in Oesterreich gar nicht unsympathisch. Aber allererste Voraussetzung der Verwirklichung dieser kroatischen Pläne ist daS Ende des Dualismus, völlige Trennung des Königreiches Kroatien von Ungarn. Ueber eine Ver- einigurig von Kroatien. Slavonien. Dalmatien, Bosnien Herzegowina zu einem einheitlichen staatsrechtlichen Gebilde innerhalb der Monarchie läßt sich gewiß reden, aber eine Einverleibung Dalmatiens und des Okkupationsgebietes an die andere Hälfte der Monarchie wäre für Oesterreich nie mals auch nur diskutierbar. Die in der Politik Kroatiens zur Zeit maßgebenden Fiumaner Resolution fußt leider auf einem Boden, den man in Oesterreich niemals ak zeptieren kann und auf dem die Forderung des Agramer Gemeinderatcs daher nicht zu verwnktichen ist. Kroatien als Teil der ungarischen NeichShälfte kann, wie die Weg nahme des kroatischen Litorale zeigt, höchstens kleiner, nie- mals aber größer werden. — lieber die Ursachen des Todes des vor einigen Tagen gestorbenen früheren österreichisch-ungarischen Neichs- kriegsministers von Krieghammer erhält jetzt der Pesti Hirlap angeblich von einer in Hoskreisen bekannten Per- sönlichkeit ans Ischl die Aufsehen erregende Mitteilung, Krieghammer sei nicht an Altersschwäche gestorben, wie es hieß, sondern infolge einer Kugel, die er bei einer Hof jagd vom Prinzen Georg von Bayern, einem Enkel des Kaisers Franz Joseph, aus Versehen in die Seite geschossen erhielt. — Der IV. dentsch-bShm. Kathvlikcntag in Eger am 2. und 3. September verspricht eine bedeutsame Kund gebung des katholischen Volkes und zu einem wahren katho lischen Volkstage für Westböhmen zu werden. Weit über 8000 katholische Männer haben sich angemeldet, während für die Festversammlimg der katholischen Frauen am Schlüsse des Katholikentages auf etwa 1500 bis 2000 Teilnehmerinnen gerechnet wird. Einen regen Anteil an der Katholikenvcrsammlung in Eger nimmt diesmal auch der katholische Adel in Westböhmen. Es haben sich u. a. angcmeldet Fürst Alfred von Windischgrätz. Präsident des österreichischen Herrenhausc-, samt Frau Fi'ustln, Erbprinz von Löwenstein. Erbgraf Trcuitmannsdcnf, Fürst Ferdi nand Zdenko Lobkowitz, Graf Schiniessing - Kerßenbrock. Baron Zehner und mehrere andere Herren und Damen vom Adel, ferner die Aebte von Tepl und Hohenfurth, Kanonikus Manlik-Prag als Vertreter des Kardinals Fürst- erzbtschof Frhrn. v. SkrebenSky. Etwa 70 bis 80 Vereine mit etwa 30 Fahnen werden im Festzug vertreten sein. Die Auffohrt der katholischen deutschen Studentenverbin dungen und ihre Teilnahme in Wichs am Festzug wurde von der k. k. Bezirkshauptmannschaft in Rücksicht auf die alldeutschen Studenten verboten. Ein Aufruf «n die Be- völkerunß zur Beflaggung wurde nicht erlaffen, die Massen beteiligung des kath. Volkes soll die schönste Signatur des Katholikentage» in Eger sein, dessen Besucherzahl noch von keinem der deutschböhmischen Katholikentage erreicht wurde. Da auch aus Bayern und Sachsen eine stattliche Anzahl Teilnehmer am Kathol kentage in Eger sich einfinden wird. findet für dieselben eine spezielle Versammlung im Gast- Haus zur Neustadt (Junkerstraße) am Sonntag, den 2. September, abend» 8 Uhr, während des Festkommerses stacl, in der u. a. Msgr. Prälat Mehler ans Negentburg sprechen wird. — Tschechische Politiker und Fabrikanten trefsin Mitte September in Budapest ein. um das von einigen Mit gliedern der Kcssuth-Partei angeregre WirtschaftSschutz- büvdui» zwischen Ungarn und Tschechen gegen dieJudustris Oesterreichs und Deutschlands ins Leben zu rufen. Kroatien werden die Tschechen auch besuche» und es in das Schutz bündnis einzubeziehcn suchen. Frankreich. — Vor der neuen Bischofskvufrrerrz soll die vorbereitende Kommission, welche aus 17 Vertretern der 17 kirchlichen Provinzen zusammengesetzt ist, zu mehreren Sitzungen zu- sammentrcten. Wie der Kultus nach dem gemeinen Recht organisiert werden soll, darüber ist man sich noch nicht klar. Mehrere Bischöfe kündigen an, daß sie die Kultus- Handlungen nach wie vor in den Kirchen vornebmen und nur der Gewalt weichen werden. Einige Juristen betzanpten, daß man (entgegen dem Trennungsgcscy) die Möglichkeit besitze, den Kultus öffentlich anSzuüben. Diese Behauptung wird indessen noch zu erweisen sein. — Ter „Osservatore Romano" befaßt sich mit den „Enthüllungen" Pariser Blätter über die Poriser Bischof- k»ufrre«z. Er weist vor allem entschieden die Behauptung zurück, der Papst habe die Abstimmung dieser Versammlung geändert Es waren 2 Fragen dem französischen Ep skopat vor-elrgt worden. Tie eine war. ob man die Kultus- gesell sch asten, so wie sie sich im Trennungsgefftze fänden, «mnehme., könne. Auf diese Frage lautete die fast ein mütige Antwort verneinend. Aber an die eiste Frage schloß sich die zweite an: Wie können die KultnSgesell- schasten ersetzt werden? Von dieser spricht der Papst in seiner Enzyklika nicht, wie jetzt auch der „Osservatore Romano" feststellt. Tie Bischöfe schlugen hier verschiedene Lösungen als Berater vor. der Papst fällte den Entscheid. Die Blockpresse hat ein neues Mittel gesunden, um die Niederlage der Negierung zu verdecken. Deni Vatikan soll eine Schlappe dadurch bereitet werden, daß die Bischöfe Zugeständnisse von der Regierung erhalten. Tie Blindheit der Blocards übersteigt alle Grenzen, denn eL liegt ja wieder ganz an der Entscheidung des Papstes, ob diese Konzessionen genügen. Es läßt sich übrigen« nicht leugnen, daß das Argument der Enzyklika, eine loyale Trennung, etwa wie in Brasilien oder in den Vereintsten Staaten, könne angenommen werden, seine Wirkung auch nicht bei den BloeardS verfehlt. Es sind mehrere da. die eine solche Trennung lieber sehen würden; sie fürchten sich aber vor den Freimaurer-Häuptlingen. Epanieu. — Eine strenge Zensur ist über die Telegramme ans Santauder r»ud Bilba», wo der Ausstand erheblich zuge- nominen hat. verhängt worden. Aus allen benachbarten Provinzen sind Truppen zugezoge» worden. Die Militär behörde hat energische Maßnahmen getroffen, um jede revolutionäre Bewegung zu unterdrücken. In Bilbao kommt das GcschäftSleben allmählich wieder in Gang. Die Hochöfen in Viscaya scheinen von dem Ausstand n'cht über mäßig in Mitleidenschaft gezogen zu sein. Rußland. — Die fremden Konsulate in Gefahr? Londoner Zei tungen, sowie die Reuter-Korrespondenz berichten aus Odessa die Absicht der russischen Anarchisten, alle ausländi schen Konsulate anzugreifen, um auf diese Weise der Re gierung Schwierigkeiten in ihren Beziehungen zu dein Aus lände zu sckxiffeii. Ein Mitglied der Politischen Polizei er klärte, diesem Plan sei zlvar keine besondere Glaubwürdig keit beiznmcssen, aber es sei andererseits in den augenblick lichen Verhältnissen alles möglich. Der äußerste Flügel der sozialistisck-en Aufständischen sei zu allem fähig und der Plan sei vermutlich von deutschen Anarchisten ausgegcmgen. Falls sich diese Ansicht bestätige und falls man wirklich an die Durchführung des Planes dächte, werde man daniit zu rech nen haben, daß die deutschen Konsulate zuerst angegriffen werden würden. Die Konsulate in Odessa haben Polizei- wack>en erhalten. — Ein kaiserlicher Ukas verlängert die Wirkung der bestehenden Gesetze, betreffend den Schutz der öffentlichen Sicherheit und den verstärkten außerordentlichen Schutz auf die Dauer eines Jahres. Ein zweiter Ukas be vollmächtigt den Finanzminister, zur Deckung der Ausgaben für die Unterstützung der von Mißernte betroffenen Bezirke eine vierprozentige Rente im normalen Betrage von 50 Millionen Rubel auszugeben. — Es hat sich eine neue natio nale Partei gebildet, die nach ihrem Programm eine Mittel stellung zwischen dem Zentrum und der Rechten einnimmr und die gesetzgeberischen Rechte der Volksvertretung aner kennt. Sie verwirft die Gleichberechtigung der Nationali täten und fordert die Einschränkung der politischen Rechte der Inden und Ersetzung der Wehrpflicht der Juden durch eine Steuer. — Von 8 Mill. Dessjätinen Land, das dem Apanagenressort gehört, darunter 5 Millionen Dessjätinen Wald, werden nach einem Utas vom 25. d. M. zum Verkauf an Bauern durch Vermittelung der Banernagrarbank über 1 800 000, größtenteils in den Gouvernements Ssamara, Ssa^atow und Ssimbirsk gelegen, angewiesen. — Der Mi nisterrat hat beschlossen, das; die Ministerien und die ver- schiedenen Departements ihre EtaiS der Duma und dem Neichsrat zum 5. März 1907, der Finanzminister zu dem selben Termin auch das Staatsbudget vorlegen sollen. Bis zur Bewilligung des neuen Budgets soll dasjenige für 1906 Geltung behalten. Den verschiedenen Departements werden provisorische Kredite angewiesen werden. — Gestern hat Stolypin zum ersten Male nach der Katastrophe -cm Zaren einen stundenlangen Vortrag gehalten, wobei er ihm die Zwecklosigkeit einer Militärdiktatur und die Notwendigkeit sofortiger liberaler Reformen dargetan haben soll. Aller dings hat Stolypin zugleich den Wunsch nach baldigem Rück tritt geäußert, was beim Zaren ans Widerstand gestoßen sein soll. Immerhin rechnen sonst gut unterrichtete Kreise mit dem Rücktritt Stolypins. In diesem Falle, heißt cs. werde der Nckerbanminister Wassiltschikow zum Ministerpräsidenten und der jetzige Ministcrgchilsc Makarow zum Minister des Innern ernannt werden. — In einem Bombcnlager in Riga
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