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vrbeiter sei cs notwendig, daß sic in den Wintennonaten zu Hause durch Unterrichtsknrse, durch den Volksverein oder durch Arbeiter- und Gesellenvereine aufgeklärt werden. Die Vereine mögen sich bemühen, insbesondere die Zuwandern den als Mitglieder zu gewinnen: eine Organisation der Fürsorge für die vom Lande Abwandernden wird dringend empfohlen. Don großer Bedeutung erscheint ferner ein Be- schluß der Kommission, der Grundzüge für eine planmäßige kommunale Sozialpolitik aufstellt und die Bildung sozialer Kommissionen seitens der Gemeindeverwaltungen fordert. Tie zweite geschlossene Generalversammlung beriet heute Anträge der Ausschüsse für die Freiheit der Kircl>e und für die christlich Charitas. Beschlossen wurde dann, daß der übernächste Katholikentag in Düsseldorf stattfinden soll. Um die Versammlung im Jahre 1009 be- ivarb sich Münster. — Angenommen wurden unter anderen noch Anträge zu Gunsten der Errichtung von Seehcimen und Gottesdienst auf den Seeschiffen und betreffend die Austvanderung. Große Begeisterung weckte das Auftreten des Neu yorker Nechtsamvaltes Kölble, der über die Bestrebungen der Nordamerikauer berichtete, den Brüdern, die in das Land als Einwanderer kamen, den Religionsunterricht in der Muttersprache zu sichern. Ihr habt wahrhaft Großes geleistet, rief er den deutschen Katholiken zu. Aber die Ka tholiken Amerikas sind würdige Mitbrüder. 90 Bistümer, 12 000 Gemeinde», 0000 Schulen mit einer Million Kin- dern haben wir geschaffen, ohne daß der Staat uns einen einzigen Groschen dazu bewilligt hat. Aber wir erkennen doch die Bereckstigung des Wortes „Oermnniu cknec-t" an. Tie zweite öffentliche Generalversammlung war trotz des unbeständigen Wetters gut besucht. Sie iibcr- traf alle Versammlungen, die bisher auf Katholikentagen stattfanden. 15 000 Personen nahmen an ihr teil. Bischof Hermann von Münster nahm heute an der Versammlung teil: ebenso der Weihbischof von Köln. Zunächst sprach Ober landesgerichtsrat Abgeordneter Bur läge über die löunsche Frage. (Wir werden diese Rede, die von seltener (Gründlichkeit ist, später zum Abdruck bringen. D. N.) Tie Resolution, welche angenommen wurde, hat folgenden In halt: „Die 53. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands sendet, wie alle ihre Vorgängerinnen, dein heiligen Vater in Nom, Papst Pius X., den Ausdruck ihrec innigsten Verehrung und kindlichen Treue. Die deutsch n Katholiken müssen mit den Katholiken der ganzen Welt nach wie vor den Anspruch aufrecht erhalten, daß ihr höchstes kirchlickx's Oberhaupt, der Papst, eine volle und wirkliche Unabhängigkeit und Freiheit genieße, welche die Vorbe dingung für die Freiheit und Unabhängigkeit der kath. Kirche ist und können diese Freiheit und Unabhängigkeit erst dann als verbürgt ansehen, wenn ein Zustand hergestellt sein wird, dem auch der Papst selbst seine Zustimmung hat geben können. Inzwischen werden sie sortfahren, den Bedürf nissen des heiligen Stuhles ihre volle Teilnahme zuzu- wenden. Angesichts der sich mehrenden Schwierigkeit der finanziellen Lage des heiligen Stuhles, bittet die General versammlung alle deutschen Katholiken um nachhaltige und reichliche Unterstützung des Peterspfennigs, damit der hei lige Vater in der Lage ist, den Bedürfnissen der Kirche in möglichster Unabhängigkeit und in vollem Umfang gerecht werden zu können." Uuiversitätsprofessor Tr. Zahn aus Straßburg sprach sodann über „die Erziehung zur Kunst". Auf katholischer Seite findet der Ruf: „Erziehung durch die Kirnst" offene Aufnahme. Die Pflege der Kunst muß sich in das Ganze der Bildnngsarbeit einglicdern, um segensreich zu wirken. In der Schule und Kirche muß sie gepflegt werden, die Ver mittelung religiöser Ideen und sittlicher Ideale wider spricht nicht der modernen Kunst. Tie einseitige Pflege des Nackten ist nicht die höchste Vollendung der Kunst, sondern ein Zeugnis der Armut der künstlerische» Konzeption. Die unbegründete Getvandlosigkeit ist Unkunst, denn sie ist Un natur. Es gibt Fälle, Ivo der Anstoß an Kunstwerken nicht dem Künstler, sondern dem Beschauer zur Last fällt, aber unbedingt verwerflich sind jene künstlerischen und lite rarischen Produkte, die dm-ch schändlichen Mißbrauch der Kunst und der Vervielsältigungstechnik in den Dienst der nackten Siunenlnst gestellt werden. Gegen diesen Schmutz zu kämpfen, bedeutet keine Knebelung der Knust, sondern die Verhütung des Selbstmords der Kunst. Lassen Sie uns durch hochherzige Förderung die wahre Kunst und gute Literatur wecken und pflegen aus Liebe zur Kunst, zum Volke und zur Jugend. Weiter sprachen Seminarpräses Lausbcrg über die Fraueufrage und Ritter v. Kralik aus Wien über Volks- bilduugsbestrebungen. Wie soeben bekannt wird, ist der Ab geordnete de Witt, der am Donnerstag sprechen sollte, er- krankt. In der Generalversammlung der akademischen Bonifatiusvereine wurde mitgetcilt, daß der Vorstand des Vorortes auf dem Wege schriftlicher Abstimmung auf ein Jabr 3000 Mark für Anstellung eines Studentenpsarrer?. in Berlin bewilligt hat. Die Idee stieß auf vielfache Be- denken. Politische Rundschau. Dresden, den 22. August IVOS. — Dke große Mauöverflottc trifft am 3. September in der Nordsee ein. Mit dem Morgen deS 3. September erfolgt die kriegsmäßige Besetzung sämtlicher Signalstationen. Bi« zum 12. September finden Hochseeangriffe statt. Vom 12. eventuell vom 13. September ab befinden sich die Garnisonen Helgoland und Cuxhaven im vollen Kriegszu stand. Der Seekrieg beginnt sich mehr und mehr nach der Elbmündung hin zu konzentrieren und der Kaiser trifft, von den Armeemanövern in Schlesien kommend, auf dem Seekriegsschauplatze ein. Am 13. und 14. September werden sich die Hauptmanöver zwischen der Insel Helgoland und der Elbmündung bis zur Cuxhcwener Reede abspielen. ES sind da 8l KciegSfahrzenge im Gefecht. Wie. die Zahl der Kriegsschiffe noch bei keinem anderen Flottenmanöver annähernd so groß gewesen ist. so haben in der deutschen Kriegsmarine bisher auch noch keine Manöver stattgefundeu. die an Bedeutung und kriegsmäßiger Ausführung den Manövern des 13. und 14. September glcichkommcu. — Dem ReichSschatzsekretLr Freiherr» l». Stengel ist das Grobkreuz des bayerischen Verdienstordens vom heiligen Michael, das Ehrengroßkreuz des Großherzoglich olden- burgischen Haus- und Verdienstordens, des Herzog Peter Friedrich Ludwig- und die erste Klaffe des österreichischen Leopold-Ordens verliehen worden. — Im «mtlichcn „Deutschen Kolonialblatt" war ein Artikel von „überaus gehässiger und unanständigster Ton art". wie die „Freis. Ztg." selbst sagte, enthalten, welcher den Herrn Abgeordneten Erz borg er, die kath. Kirche und scyließlich den Reichstag in höchst unfeiner Weise be leidigt und angreist. Wir brachten in Nr. 189 am 21. August eine Erwiderung darauf, welche Herr Abgeord neter Erzberger uns zur Veröffentlichung zugesandt hatte. Das Vorgehen des genannten Herren und besonders die Ankündigung, daß er in Zukunst im Reichstage rücksichts loser gegen die in Kolonialsachen herrschenden Mißstände Vorgehen werde, um sie auszumerzen, hat an leitender Stelle Eindruck gemacht. Deshalb beeilt man sich in der offiziösen „Nordd. Allg. Zeitung" die Sache wieder ins Gleichgewicht zu bringen und erteilt dem „Deutschen Kolonialblatt" folgende Lektion: „In der am 15. August erschienenen Nummer des (amtlichen) „Deutschen Kolonial blattes" ist unter dem Abschnitt: „Deutsch-Ostafrika" ein Artikel der Usambarapost Polemischen Inhalts ausgenommen. Die Kolonialabteilung macht die in diesem Artikel, der ohne Wissen seitens der Zeitung durch ein bedauerliches Versehen in dem Amtsblatt zum Abdruck gelangte, ver- tretenen Anschauungen keineswegs zu den ihrigen. Es ist Vorsorge getroffen, daß das Deutsche Kolonialblatt in Zu- kunft wie bisher nur streng objektiv gehaltene Berichte aus den Schutzgebieten bringt und der Abdruck polemischer Artikel sich nicht wiederholt." — Interessant ist der Stil in dieser Notiz. Der Artikel soll ohne Wißen seitens der Zeitung durch ein bedauerliches Versehen in dem Amts- blatt zum Abdruck gelangt sein. Das soll wohl heißen, daß die Redaktion davon nichts wußte, sondern der Artikel direkt durch ein „bedauerliches Versehen" in die Hände des Setzers gelangte und ohne Korrektur und Revision gedruckt wurde. Wer hat denn die Hände im Spiele ge- habt, daß das „bedauerliche Versehen" entstand? — Oui bono? — Die Finanz-, Sozial- und Handelspolitik des Grafen Posadowsky. Eines der wichtigsten Vermächtnisse, das wir ans der großen Wilhelminischen Zeit übernommen haben, ist die Sozialpolitik, aufgebaut auf der kaiserlichen Bot schaft vom 17. November 1881. Ihre Pflege und ihr Aus bau ist seit dem Jahre 1897 einem Manne anvertraut, der das ganze weite Gebiet bis in die kleinsten Verzweigungen hinein mit hervorragendem Wissen beherrscht und mit uner müdlichem Eifer fördert: dem Staatssekretär Grafen Posa dowsky. Ebenso bedeutungsvoll aber wie für die Sozial politik ist sein Wirken auch für die Handelspolitik des dentsä-en Reiches, und hierbei kommt ihm seine genaue Kenntnis der deutschen Finanzvcrhältnisse in hohem Maße zu statten, die er in seiner mehrjährigen Tätigkeit als Reichssckxitzsekretär erworben hat. In den wichtigsten Fra gen steht Graf Posadowsky aus dem Boden der Bismarckschen Wirtschaftspolitik, die Deutschland in sehr kritischer Zeit auch innerlich groß und stark gemacht hat. Unzweifelhaft wird des Grafen Tätigkeit »och für lange Jahre von grund legender Bedeutung bleiben. Für das Verständnis der wirtschaftlichen und sozialen Entwickelung Deutschlands während der letzten 12 Jahre ist die Kenntnis seiner Reden unerläßlich, denn sie bilden den zuverlässigsten Kommentar für Entstehung, Inhalt und Ausführung der Gesetzgebung und den sichersten Wegweiser für ihre Ziele. Aber dicw Reden sind in den stenographischen Berichten der Parla mente t>erstreiit und daher nicht überall und leicht zugäng lich. Ihre Ivcsenlliche Ergänzung finden die parlamen tarischen Reden in dem zum großen Teil sehr wichtigen Protokollarischen Erklärungen aus den Kommissions beratungen und iu einer größeren Anzahl von nichtparla mentarischen Reden, die auf Handelstagen!, Kongressen und bei festlichen Gelegenheiten von dem Staatssekretär ge halten worden sind. Um dieses ganze wertvolle Material allgemein und leicht benutzbar zu gestalten, hat die Verlags buchhandlung von I. I. Weber zu einer Sammlung der Reden des Grafen Posadowsky sich entschlossen. In dieser sind auch die protokollarischen Erklärungen und die außer parlamentarischen Reden des Staatsmannes vollständig wiedergegeben. Das Werk wird vier Bände von ungefähr je 50 Bogen umfassen: der 1. Band wird im Herbste des Jahres 1900, die anderen werden voraussichtlich im Jahre 1907 erscheinen. Ein genaues Register wird ermöglichen, jede Einzelfrage der Finanz-, Sozial- und .Handelspolitik des Reiches in allen Stadien der Behandlung zu verfolgen. — Das Taxwesen bei Grundstücksbeleihungen ist ein höchst wunder Punkt in unserem Hypothekenwesen. Der neueste Jahresbericht des Anfsichtsamtes für Privatvec- sicherung gibt eine Anzahl höchst beachtenswerter Mit- teilnngcn hierüber. Das Anssichtsamt betont, der Ver gleich der Kaufpreise der durch Versicherungsgesellschaften beliehcnen Grundstücke, mit den Taren, auf denen die Be leihung basiert, l)abe bei den öffentlichen Taxen eine große Uebereinstimmiing mit den erzielten Kaufpreisen ergeben. Die Mehrzahl der privaten Taxen sei aber erheblich iiber die erzielten Kaufpreise hinansgegangen. Die in Frage kommenden Beleihungen beruhten im Jahre 1905 in 1259 Fällen ans privaten, in 272 Fällen aus öffentlichen Taxen (Württemberg, Baden, Hessen nsw.) Die Kaufpreise betrugen vom Hundert der Laxen Nnzabl der fkälle bei privaten öffentlichen Taren über ION Proz. 235 178 90-100 . 276 «8 80— SO 4b7 S2 70- 80 . 222 L «0— 70 . 64 1 unter 60 » 11 1 »usammen 125V 272 Diese Zahlen zeigen in der Tat deutlich, daß die öffentlichen Taren weit häufiger die richtigen Werte der belieheneu Grundstücke getroffen haben als die privaten. Man wird es daher verstehen können, wenn das Aufsichtscrnst zu einer abfälligen Beurteilung des privaten Tarwesens kommt. Im Originalbericht schreibt das Aussichtsamt darüber unter anderem folgendes: „Besondere Vorsicht ist nach den seit- herigen Erfahrungen in solchen Orten geboten, in denen nur Privattaxen erhoben werden können. Nicht immer wird die den Taratoren zusallende Aufgabe von diesen rich- tig gewürdigt. Bezeichnend hierfür ist ein Schreiben eines Tarators an seine Gesellschaft, in welchem dieser ausführt, daß dem Ermessen des Sachverständigen im Wesentlichen nur die Festsetzung des Wertes des Grund und Bodens über lassen bliebe, während er im übrigen sich gegebenen Zahlen, nämlich beim Ertragswerte den Mieten, beim Bauwerte der Jeuerkasse (seiner Sozietät) anschließen müsse. Das Auf- sichtsamt kann diesen Standpunkt nicht teilen. Die Auf gabe des Tarators muß vielniehr auch darin erblickt werden, den Gebändewert nach eigenem Ermessen, unabhängig von der Feuerkasse, festzustellen und ferner nach seinen Er fahrungen bei ähnlichen Grundstücken den nachhaltig von jedem Besitzer zu erzielenden Ertrag zu begutachten. Es sind weniger bei großen Gesellschaften als bei solchen mitt- leren und kleineren Umfanges Bedenken gegen die Höhe der Beleihungen hervorgetreten. Bisweilen war die Erklärung hierfür in dem Streben nach erhöhter Rentabilität zu er blicken, nicht selten jedoch ist die Beobachtung, daß hoho Be leihungen und verhältnismäßig niedrige Verzinsung Hand in Hand gehen. Diese Erscheinung dürste sich regelmäßig durch den Mangel an geeigneter Organisation erklären. Anstalten, denen große Beträge für die Anlegung nicht zur Verfügung stehen, können Hypothekenvermittlern wenig häufig Geschäfte zuführen, so daß letztere öfter bestrebt sein werden, sich bei den einzelnen Geschäften einen höheren Ge- winn zu sichern. Ist doch dem Aufsichtsamt ein Fall aus dem Jahre 1904 mitgeteilt worden, in dem der Darlehns suchende außer der an die Gesellschaft zu zahlenden Provi sion (1 Prozent) dem Vermittler noch eine solche von 2H^ Prozent des Darlehens bewilligen mußte. Es liegt auf der Hand, daß der Schuldner sich durch hohe Beleihung und niedrigen Zinsfuß schadlos zu halten sucht." Die Bedenken gegen das private Taxwesen sind gerechtfertigt: sie sind mich nicht neu. Anläßlich des Hypothekenbankkraches (Spiel hagen — und Pommernbanken) sind die Mißstände des Tarwesens klar zutage getreten, und der Ausspruch, den ein Sachverständiger damals vor Gericht tat: „In Berlin kann man jede Taxe haben" enthielt nicht viel Uebertreibung. Die damaligen Vorkommnisse gaben auch den Anstoß zu einer Bewegung, die auf die Reform des Tarwesens für den städtischen Grundbesitz abzielte. Es wurde daran gedacht, öffentliche Taxäniter, wie sie schon in einigen Bundesstaaten existieren, auch in Preußen einzuführen. Ein anderer Plan ging dahin, Kontrollämter zu schaffen, wieder ein anderer die Haftung der Grundstückstaxatorcn auszudehnen. Aber diese und andere Pläne zeitigten nichts Greifbares: auch eine vom preußischen Landwirtschaftsministcr in die Wege geleitete gntackstlickie Befragung der Provinzialbehörden über eine Verbesserung des TaxwesenS hat, soweit bekannt getvorden, kein praktisches Ergebnis gehabt. Es blieb alles beim alten. Jetzt Ivird man durch die Erfahrungen, die das Aufsichtsamt für Privatversicherung gemacht hat, wieder darauf aufmerksam, daß auch heute noch Mißstände im pri vaten Taxtvcsen nicht selten sind. Das Aufsichtsamt be- schränkt sich aber nicht auf die Konstatierung dieser Tatsache, es spricht sein Bedauern darüber aus, daß seiner Anregung zur Schaffung einer gemeinsamen Organisation für Grund stückstaren bisher von den Versicherungsgesellschaften keine Folge gegeben worden ist. Im Reichstage hat schon vor zwei Jahren ein Zentrumsabgeordneter auf diesen Miß stand hingewiesen: dabei fand er lebhaften Widerspruch bei der: Freisinnigen. Wenn aber das Uebel fortdauert, muß sich die Gesetzgebung hiermit befassen und den tiefen Brunnen des privaten Tarwesens zudccken, ehe Millionen in diesen gefallen sind. — Angenehm hat es berührt, daß das Direktorium der Firma Krupp auf das Ansuchen des Lokalkomitees des Ka tholikentages in Essen an die einzelnen Betriebe einen Er laß hat ergehen lassen, wonach Urlaubsgesuchen von Arbei- tern, welche an den Katholikenversammlungen teilnehmen wollen, weitestgehende Berücksichtigung werden soll. In die sem Erlasse liegt eine Anerkennung der Ziele unserer Ka- tholikenversammluug. Und diese Anerkennung ist gerecht fertigt. denn die aber- und abertausende von Arbeitern, die in diesen Tagen nach Essen kamen, sind keine Feind-, der heutige» Gesellschaftsordnung, sind nickst Umstürz ler von Thron und Altar, sondern Männer, die, treu zu Kaiser und Christentum stehend, die Stätte harter Arbeit verlassen, um sich in ihren Idealen, an denen der feindliche Ansturm bislang abprallte, neu zu stärken und zu beleben. Frankreich. — Das Amtsblatt veröffentlicht den ersten Teil des Verzeichnisses der Kircheugütor, die an Knltnsgemeinden und zwar an protestantische und jüdische überantwortet werden. Die Israeliten haben zurzeit nur im Departe ment Dosges eine Knltusgemeinschaft gebildet. — Ein Rundschreiben deS Ministers des Innern Clömenceau au die Präfekten fordert diese zur beschleunigten und dringenden Berichterstattung über die Privatunterrichts anstalten auf. um dadurch zu verhindern, daß diejenigen kongregationistischen Anstalten, die geschlossen oder unter drückt worden sind, bestehen bleiben oder ungesetzlicher weise neugebildet werden und sortfahren. unerlaubter- weise Unterricht zu erteilen. — Ministerpräsident Sarrien erklärte im Generalrat, die Negierung werde das Trennungsgesetz in vollem Umsang zur Ausführung bringen. — Der unter dem Verdachte der Teilnahme an einem anarchistischen Komplott verhaftete italienische Schuhmacher Cirillo Francisco hat sich bisver geweigert, dem Unter suchungsrichter Auskunft zu geben. Die Polizei ist jetzt der Ansicht, daß daS Attentat nicht gegen den Präsidenten FalliäreS, sondern gegen den König von Italien vor bereitet gewesen sei. Dänemark. — Der Küttig trägt sich mit der Absicht, in der nächsten Zeit seinem Titel den eines Königs von Island hinzuzu fügen. Die Insel wird von einem Gouverneur verwaltet und hat in Kopenhagen einen eigenen Minister. Den Wunsch der Isländer entsprechend, wird sich der König die Krone von Island anss Haupt setzen. Das neue Königreich wird der einzige europäische Staat ohne Armee sein.