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Seiner Majestät Für diese Fest- Prograinni sieht Fahne nnd den Schichenzelt ein 10. Juli, wird Marienberq. (Schützenfest.) Marienber^ die alte Berffsladt droben iin Eczoebiroe, in einer der schönsten Gegenden des Gebirges an einem sanft anfsteigenden Hiigel gelegen, llinraiischt von duftenden Wäldern nnd umgeben von saftigen, grünen Auen, die die Belxmptung vom „sächsi'chen Sibirien" als ein lächerlich Märchen erscheinen lassen ist im Laufe dieses Sommers der Sckxniplatz grünerer Festlichkeiten. Tie privilegierte Schiihengilde zu Marieuberg begeht iu der Zeit vom 7. bis 15. Juli d. I. das 375,jährige Jubiläum ihres Bestehens und in Ver bindung damit die Weihe einer neuen, von den König hnldvollst verliehenen Fahne, lichkeiten werden umfassende Vorbereitungen getroffen, so das; eS an guter Unterhaltung nnd an entsprechender Zer streuung nicht fehlen wird. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, werde» die Festtage eine zahlreiche Schützensck-ar nach Marienberg bringen. Es werden also alte, kameradsckzasl- liche Bande ausgefrischt und neue, liebiveicke Bekanntscliaften mit Kameraden geschlossen werden können. Tas Fest- fiir Sonnlag, den d!. Juli, die Weihe der Jubiläumsfestakt vor. Abends wird im Kommers veranstaltet. TienStag, den bei Eintritt der Dunkelheit ein großes Feuerwerk abgebrannt. Tonnerstag, den 12. Juli, findet eine große Abendnuterhaltnng statt. Sonntag, den l5>. Jnlt, werden die Hauptpreise verteilt. Abends 7 Uhr finden die Festlicst.steite» mit dem feierlichen Einzug in die Stadt ihren Abschluß. Preisschießen findet tvährend der Festwoche täg lich sratt. Natürlich wird durch zahlreiche Konzerte, durch Ballmnsik auf allen Sälen und durch andere Veranstal tungen für reiche, abwechselnde Unterlzaltniic, gesorgt wer den. Tie Anmeldungen sind bis nllerspätestenS I. Juli zu bewirten. Suartiere vermittelt der Wohiininzsailsschnß (Vorsitzender: Herr Kiipferschmiedeineister«Paul .Hübler in Marienberg). Neben einer großen Anzahl Freignartiere sind Gastbossgnartiere znm Preise von 2 Mk. (mit Früh stück) vorhanden. Ten sich am Preisschießen beteiligenden Schüben winken hohe Ehrenpreise, von denen bereits eine Anzahl gestiftet worden ist und zahlreiche weitere noch in Allssicht flehen. Ans die zur Ausgabe gelangende Festzeitnng werden alle Besucher des Schützenfestes besonders aufmerk sam gemacht. Für so manche, denen Marienberg eine liebe Heimat war, oder die die Ttadt mit ihrer Umgebung bei früheren Besuchen liebgewonnen haben, aber auch für so manch', die gern das Erzgebirge mit seinen vielen eigen artigen Natnrreizen und landschaftlichen Schönheiten kennen lernen möchten, dürften die Marienberger Schühenfesttage willkommene» Anlaß zu einer Neise dorthin bieten. Tie alte Heimat wird die früheren Söhne nnd Bewohner deS Erzgebirges, nicht minder aber auch die fremden Besucher herzlich willkommen heißen, nnd die Bürgerschaft Marien bergs wird alles tun, was in ihren Kräften liegt, um den lieben Gästen, seien eS nun Schlitzen oder frühere Ange hörige und Bürger oder Freunde der Stadt, den Aufenthalt in der alten Bergsladt ,zn einem recht angenehmen nnd ein drucksvollen zu gestalten. Möge allen Festlichkeiten ein recht guter Verlaus nnd namentlich auch günstiges Wetter be- schied.'n sein! Gilienstock, 10. Juni. Ter 15 Ist,re a'tc Prokurist und Gsschä'tsrsisende Tebbe von hier wnrstü am Tonners tag am Rechen des Grünen Grabens tot auf-efunden. Der Verstorbene hatte am Pfingstmontage in Begleitung seines Neffen einen Ausflug unternommen, von welchem er nicht zurückkehrts. Tebbe war unverheiratet und als solid,r Mann bekannt. Die Polizeilichen Erörterungen sind im Gange. Kirchhain, 10. Juni. Bei dem am 30. März d. I. geborenen 7. Sohne des Bäckermeisters N. Hofsm um hat der Kaiser Patenstelle angenommen und genehmigt, daß er als Taufpate in das Kirchenbuch eingetraacn wurde. Aussig, 7. Juni. Der Verkehr auf der Elbe gestaltete sich im Monat Mai ziemlich lebhaft, blieb aber dennoch hinter dein gleichen Monat des Vorjahres zurück. Tas ge samte Umschlagsguanium erreichte die Höhe pou 3,30 Millionen Meterzentner gegen 3/14 Millionen in 1905. Tie Ausfuhr von böhmischen Braunkohlen zeigt ein Minus von rund 300 000 Meterzentner. Bemerkenswert ist die Steigerung des Exportes von Zucker um 117 000 Meter zentner: ferner von Petroleum von 20 000 Meterzentner. Einen großen Aufschwung nahm der Brettererport, der gegen das Porjahr um 20 000 Meterzentner stärker lvar. Auch die Glas-Ausfuhr hat sich gehoben, dagegen ist der Malz-Erport um 14 000 Meterzentner zurückgegaugen. kirchlicher LHochenkalender. Fronleichnamsfest. G»ttr»-ienst«rön«ntz. 'Nsarrtlirche oer ArtedrirLNadt iFnernchgraße 50): An F-c nleichnaniS'est ist diel. h!. Messe ooim. 6 Uhr, um 8 U.,r Pre digt und feierliches Hochamt, nachmittags 4 Uhr Aickrchr n.ir hl. Deg.cn. Am F eitrig beginnt die Nivene zu Thren des h il. Benno; sie wird Wochentags nachm. 5 Uhr, cm Sonntag nachm. 2 Uhr gehalten. Warzen: Vorm. 9 Uhr Predigt, Hochamt mit 'Aussetzung Prozession, Teden >. Lrinma: «ein Gattes dienst. flauen t. 2»-: Vocin. '/,7 Uhr hl. Messe, 9 Uhr Predigt »ad Hochamt und Fronlerctinmiisprozisswn, abends 8 st!hr Seg, ns- andakn «an !l lecaeiligsten A'tacssakramcnr. Ätaköih: An Sonn- und Festtagen frkch Uhr hl. Messe und 8 Uhr Hochamt und Predigt, 2 Uhr nactm. Vesper; an Mnebentaa n ä-nb o U!ir hl. Messe. BttckerMrh. Leickte, allen verständliche Musik in die kne ten Sckiä ten des Voiles z» bringen, ist eure Musik-Zeitschrift benifcn, welche sei! der wen« ljährOchen Zeit ihres Bestehens tei Arm und »reich, ver Hoch und Niedrig Tausende von Z-ieunden gefunden hat, >v,r meinen die „Mnstk-Ma pe". Ihre großen Ei folge Hut sie in erster Lilie ihrrm eigenartig originellen Prog-.nmm zu ver danken; den i sie will keine M nik-Z;it>chcifr für Bei rfemusiker sei», soad.-rn eine m iukalisch: Untechaltungs-ZeiOchriil sur - ie Familie. Diker hat si: auch inhaluich eine bieder wenig cm- gewendete Teilung eiugesubrt. indem sie im t. i?.ii.n talc h> st (mit rotem Umschlag) L «der. im 2. Q lartalshest Gut grünem Um schlag) Tänze und im dritten Q mrtalshest tmil gelbem Umschlag) Sckonstncke zur Veröffentlichung bringt. Alle Musikstücke sind Originnlsack-'n und bisher nock nie zur Veröffentlichung gelangt. In dem soeben erschienen Heit 4 (Lieder) der »Musik-Mappe* wird allen Musikfreunden das reizende Lied „Nachts* pan Vstlor Hollaeudcr besandci s gefallen, welches als selbständig»S Musikstück bezogen, wohl schon das drei- od«r vierfache kosten wü-de. wie ein eiizelnes Hut der genannten Zeitschrift. Auch dos Volkslied ..Der traurige Vaa*, bearbeitet von Felix Lederrr-Prira. tv'id sicher viel-' neue Frunde finden und besonders loird die r-ne Beigabe ..An; der Jugendzeit" viel Beifall -rnirn. Tic.Mnfik- Mapvr" ist bei ollen Buchhandlungen und Postarstalt-n isir den Preis von 1.20 ^ pro Oniartal zu bezirken. Wir möchten akcn si^ennd-'n g iter M 'iik ein Abonnement durchaus ans Herz leg,n. Pr»v«kte«bSrse. Dresden, 1t. Juni. Prodnkleupreise in TreSdr«. Wetter' Regen. Stimmung: Ruhig. Weizen, weiß'.r, neuer 182—187, brauner, neuer (72—76 Kx) 172—180 -4- 2 do do. (68—71 161 — 170 -st- 2 russischer, rot 191 — 191, do. weißer 197—202 amerikanischer Kansas und argentinischer 191—197. Roggen, sächsischer, neuer <72—74 1^) 160—164 -i- 2 do. do. <70—71 1:x) 154-157 -st- 2 preußischer '.6t—165-j-2^, russischer 167—170 Gerste, sächsische . schlesische . Poserwr . böhmische , mährische , Futtergerste 120-140 Hafer, sächsischer, neuer 1-5—172, russischer aller und neuer 172—183, schlesischer und Posener 165—175. Mais, Cinquantine 165—175, La Plaea, gelber 141—141. amerikanischer mixed, alter , do. do. neuer 138—112. Erbsen, Futterware: 175—185. Wicken, sächsische 160—185. Buchweizen, in.ändischer und fremder 160—175. Leinsaat, feine 255-265. mittlere 210—250, Lu Pwta 230—235, Bombay 255—260. Nüböl. pro 100 kx netto mit Faß, raffiniertes 58,00. Rapskuchen, pro 100 kp; (Dresdner Marken), lang: 14,00, runde 13,50. Leinkuchen, pro 100 kg; (Dresdner Mailen), 1. 18,00, kl. 17,00. Weizenmehl, 1. Marken, pro 100 kg; netto ohne Sack lDresd. Marken): Kaisrrauszug 30,50—3t,00, Grieslerauszug 29.00 bis 29,50, Semmelmehl 28,00—28,50, Bäckermundmehl 26,50—27,00, Grieslermundmehl 2t,00—2t,50, Pohlmehl 18,00—18.50. Roggen- mebl pro 100 netto ohne Sack lDresdner Marken): Skr. 0 25.50—26.00 Nr. 0/1 24.50-25,00, Nr. 1 23.50-24.00, Nr. 3 21,(0-22 00, Nr. 3 18,50—19.00. Futtermehl 13.40—13,60. Weizen- kleie grobe 10,40—10,60, feine 10,20—10,40. Noggenkleie 11,20 viA 11,60. Die für Artikel pro 100 kr; notierten Preise verstehen sich für Geschäfte unter 5000 kp;. Alle andern Notierungen gelten für Geschäfte von mindestens 10000 k^. Feinste Ware über Notiz. Mehrpreise verstehen sich exklusive der städtischen Abgabe. * Ltchlachtviehpreise auf dem rvtehtzofc zu Dresden am I I. Juni 1906 nach amtlicher Feststellung. Ti?r- »attuna Auf tru-d Stück Bezeichnung Marktpreis sür 5«> Ir" Lebend- sSchlacht- Gewicht Mk. s Mk. Lchg» . . . I. u.. BotNlenchige, nuSgemiiitere hüchs:e» 4' Swluchlwerled bi; zn 6 Inhreu . . 45-4«! 89-82 1>. Oesi.ncenüer dergleichen 4«! - 4k 82-83 2. I'iirge fleischige, »ichl ciurgemlisiete, — ülrcee cuiSgemüuete 42-43 77-78 3. Müßig gcnührle junge, — gut genährte ältere .'lg—-ch 72-71 4. «Hering genährte jeden Alters .... 33—35 L5-68 aalk>7ii und l. Vollficischige. ansgemäsieteKalben hüch- tiüüe . . . I§5 sie» SchiachtwerteS ll—43 73-76 4' 2. Vallsieischtge, anSgemästete Kühe hüch. slen SchiachtwerieS vis zu 7 Jahren . 38—39 70-72 3. Nettere ansqeinäfiele Kühe und wenig giit entwickelte jüngere Kühe und Kalben 31—36 66 -64 4. Mäßig genährte Kühe und Kalben . . 39—32 60 -62 5>. Genug genährte Kühe und Kaloen . . 56—58 Bull«"« ... rcü I. Bolltleischige hüchileii Lchlachtmerles . 43—45 76—7l> 1» 2. Mäßig genährte jüngere und gut ge- nährte allere -S-41 71-72 3. Gering genährte 36—88 «6—79 Nnidl-r. . . . LI18 !. geinsie Must- fLollmilchuiast) und beste Saugkälber 55-57 87—88 2. Mittlere Mast- und gute Saugkälber . 53-54 83-81 3. Geringe Saugkälber 51-52 81—!c2 4. Sleltere gering genährte (Fresser). . . Sch,Ne. . . 7!>I I. Masllninuier 42-43 82—83 2. Jüngere Masihamme! 39-41 79-8» 3. Nettere Mnswnminel 38—39 76-78 4. Mägtg genährte Hammel nnd Schafe 75 Schweine. . 1. n. Vallfteiichiqe der feineren Aassen und 7«' deren Kren-inigen im Nlter bis zu cimindeiiwicrtel Jahren . . 51—52 69 - 70 d Hellichweine 52 69-70 2. z-ieischige 49—59 60- «7 ' Ni-k»-r. 3. Stecina entwickelte, sowie . . 46—17 «0- i»L stdnder. t. Nu-Käudiiche . . . . , Mammen ^ 36, 8 ^ Ansnahmepreise über Notiz. — Erschäflsgong: Bei Ockiscn, Kalben und Kühen. Bullen. Kälbern und Schaken gut. bei Schweinen mitnl — Von dem Austrieb sind 67 Rinder und 105 Schafe öste-'reichisch - «maurischer Herkunft- etwas mit wir bespreche». Als ich wieder «Xis Krankenzimmer betrat, fand ich weinen Vater -- tvt. Blein Schwerz lvar grenzenlos. Ich statte nur Sorge und Milbe mit dein Kranken gehabt - aber er lvar doch wein Vater, das einzige, tvas ich ans der Welt besaß. „Als ich weinend neben der Leiche kniete, berührte wich jemand an der Schulter. Ich solle anssleheii und nicht Trauer heucheln. Ich verstand den Sinn der Worte nicht. Ta reichte wir Bernardo Nosso mit teuslicheni Lächeln ein Fläschchen: es war Morphium, von dein ich östors ein paar Tropfen nahm, uw wich ansziirasfen, wenn weine schwache» Kräfte bei der Pflege erlahmen wollten. Ter Schreckliche sagte wir ins Gesicht, ich hätte meinem Vater eine große TosiS Morphium gegeben, nw ihn rascher ins Jenseits zu befördern und Erbin seines großen Vermögens zn sein. Zuerst war icb empört . . . dann angstvoll erregt . . . weine Nerven statten durch die lange Pflege Tag und Nacht, sowie durch den Morphiuin- gcniiß ohnehin erheblich gelitten . . . Ter Mensch behauptete mit voller Be stimmtheit, ich hätte die Flaschen verwechselt, daß ich schließlich kaum mehr wußte, was wahr nar, waS nicht. Es gab Augenblicke, in denen ich wirklich glaubte, ich hätte die beiden Flaschen verwechselt — natürlich nicht absichtlich, wie Bernardv Nosso behauptete - sondern in unverzeihlicher Zerfahrenheit. Jetzt, da ich ruhiger bin, weiß ich ganz genau, daß ich meinem Vater die richtige Medizin gegeben hatte. Aber damals beging ich die Torheit, in einem Mo ment der Schwäche, Bernardo Nosso fußfällig anznslehen, mich zu schonen, mich zn schonen, mich nicht noch unglücklicher z» machen, als ich es ohnehin schon sei. Mit dieser Minute singen meine Leiden an. Bernardo Nosso ist mein Peiniger geworden, der sich meinem Willen völlig unterjocht hat, der über niein Vermögen verfügt, als wäre eS sein eigenes. Und wenn ich wirklich einmal eine seiner nnver'cksämten Erpressungen znrückznweisen will, so droht er mir sofort, mich als Giftmischerin dem Gericht z» übergeben. Ich suchte zn vergessen. Ich stürzte mich in einen Taumel von Ver gnügungen. Ich hemühte mich ans jede Weise, wieder Geschmack am Leben zn finden; ich wollte gefallen. Vergebens. Nichts freut wich wehr. Nicht meine Schönheit, nicht mein Vermögen nichts, nichts. Tas Leben ist für mich eine L.nal geworden. Ueberall sehe ich das eingesunkene Gesicht meines toten Vaters, fühle ich seine todesstarre kalte Hand, höre ich, wie Bernardo Nosso mir znrannt: „Sie sind schuld am Tode Ihres Vaters. Sie haben ihn vergiftet, und eine Giftmisck-erin gehört ins Znclfihans!" Erschöpft sinkt die Kranke in die Kissen zurück, ans denen sie sich in ihrer Erregung ein wenig erhoben. Ticke SclMieißtropsen perlen von ihrer Stirn. „Und dabei bin ich unschuldig — ganz unschuldig —" schluchzt sie in sich hinein. „Ich bi» unschuldig, so Nxchr mir Gott lx'lfe!" „Aber natürlich, natürlich, liebste, beste Miß Harrison!" erwidert Brun- bilde tiefbewegt. „Wer würde wohl an Ihrer Unschuld zweifeln! . . . Und nun versuchen Sie zn schlafen! Gute Nacht, liebe Miß.Harrison!" Sie beugt sich nieder nnd lzaucht einen leisen Kuß ans Ediths Stirn. » O B Am näclfften Morgen ganz früh — die Sonne steht noch früh am Himmel und Miß Harrison ruht in erquickendem Schlummer — läutet Brunhilde aber- — 99 — inals nebenan an der „Villa Ncinns". Sie wünsche Herrn Bernardo Nosso zn sprechen. Ter Herr sei gerade bei der Toilette. Tb die Taine nicht die Fräuleins sehen wolle. Nein, den Herrn selber. Sie werde warten. Wenige Minuten später stelzt Bernardo Nosso Brnnhilde gegenüber. Tas Gesicht des Mannes ist granbleich. „Was verschafft mir nochmals die Ehre?" sucht er zu spötteln, obgleich ihm überaus unbehaglich zu Mute ist. „Ich habe ein paar Worte mit Ihnen zn sprechen, Herr Nosso. Sind wir nnbelanscht?" „Ganz nnbelanscht. Doch erlauben Sie mir vorher eine Bemerkung! Wenn Sie wieder in Angelegenheiten der Miß Harrison kommen, so ver weigere ich jede Unterredung. Ich verhandle »nt der Dame nur persönlich nnd verbitte mir jedes fremde Einmischen." Doch das schöne, stolze Mädchenantlih zuckt nicht mit den Wimpern. „Allerdings betrifft mein Besuch bei Ihnen abermals Miß Harrison? Angelegcnheiten," erwidert Brunhilde eisig. „Miß.Harrison hat mir ihr Ver trauen geschenkt. Ich kenne jetzt ihr ganzes Leben, bin auch orientiert über den Tod ihres Vaters. Ich weiß auch, daß Sie, Herr Nosso, seit jener unglück seligen Stunde beständig von ihr Geld erpressen, unter dem Vorwand, sie anderenfalls als Giftmischerin dem Gericht zn überliefern. Ich weiß ferner, daß dies nur eine leere Drohung ist; denn Sie glauben selbst nicht an einen unnatürlichen Tod des damals bereits in den letzten Zügen liegenden alten Mannes." „So —!" „Znm mindesten hätten Sie keine Beweise dafür." „Hm, hm! Meinen Sie?" Etwas näher tritt Brnnhilde an Bernardo Nosso heran. Furchtlos blitzen ihre klaren Augen ihn an. „Ich will Miß Harrison aus Ihrer Gewalt befreien, Herr Nosso." „Ah —I Wie denken Sie sich das, mein scl>önes Fräulein?" „Ich beabsichtige, die ganze Angelegenheit einem Nechtsannxttt zn über geben. Tas weitere wird sich dann finden. Empfehle mich." Und hoch und stolz, wie sie gekommen, verläßt Brnnhilde die „Villa Nemus". „Fräulein Isenburg! Einen Augenblick! So hören Sie doch! Liebes Fräulein —" ruft er hinter ihr her. Doch schon ist Brnnhilde hinter dem Gittertor der „Villa Romnlns" ver schwunden. Langsam, träge, wie eine Schildkröte, schleichen die Tage in „Waldrnhe" dahin. 15. So erscheint es wenigstens Dolores, die, unzufrieden mit sich und der ganzen Welt, den Tag entweder vor sich hinbrütend in ihrem Zimmer ver bringt, oder allein in Wald und Feld um horstreift. Seit der Abreise der beiden Personen, die ihr den Aufenthalt auf dein ULWMWsW»