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Sächsische Volkszeitung : 09.06.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190606097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19060609
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19060609
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-06
- Tag 1906-06-09
-
Monat
1906-06
-
Jahr
1906
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.06.1906
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In diesem Sinne erteile ich Ihnen von ganzen: Herzen mei nen bisck-öflick-ei: Segen." Darauf verlas die Vorsitzende das Autworttelegramm der Kaiserin. Zum Schluß sprach Universitätsprofessor Zahn über „Grundsätze der Frauen bildung". — Die AuSführungsbeslimmuiigen für die Erhebung der Fahkkartcusteuer werden in einigen Tagen veröffent licht werden. Die Besürch'.ung, dah bei den zusammen- stellbaren R.iuüreiseyeften jeder Abschnitt mit einem be sonderen Stempel belegt werden muß. dürste sich als grundlos erweisen, und zwar schon aus dem rechtlichen Grunde, weil ein solcher Abschnitt für sich allein noch keinen gültigen Fahrschein darslellt. Größeren Schwierig keiten begegnet die Frage, wie die Steuer für ein Rund- reiseheft zu bemessen sei. das Abschnitte verschiedener Klassen enthält. — I i der heutigen Festsitzung der Hauptversammlung des Vereins deutscher (5hcmikcr in Nürnberg sprach Pro fessor Rudolf v. Bayer-München über Anilinfarben. Dem greisen Gelehrten, dein von der Versammlung begeisterte Kundgebungen bereitet wurden, widmete Professor-Duis burg - Elberfeld im Namen der deutschen Teerfarben- industrie warme Worte der Dankbarkeit. — Zn denr Antrag Ulrich und Genossen betreffend Errichtung von Arbriterkammcrn sprach sich die Negierung dahin aus. daß sie nach wie vor den Standpunkt ver trete. daß die Angelegenheit duich Neichsges-tz geregelt roerden würde. Ministerpräsident Braun wies darauf hin, daß ohnehin im Reicht tage eine Vorlage über die Rechtsfähigkeit der Bernfsvereinc in Anssicht stehe. Er persönlich sei für Arbeiterkammern, man solle aber die reichsgesetzliche Regelung abwarten. — Graf Hoensbroech wird jetzt sogar von seinen besten Freunden abgeschüttelt. Zn der Nachricht, daß Graf Hoensbroech sein neuestes Brich „Moderner Staat und römische Kirche" dem i1ieichr-kan;ler übersandt habe mit dem bekannten bescheidenen Bealeüschreiben. bemerkt der „Schwäbische Merkur" in Rr. 250: „Dieses Schreiben ist von so grotesker Geschmacklosigkeit, daß vorläufig noch Zweifel an seiner richtigen Wiedergabe gestattet sein mii'se r." Der liberale ...Hamburger Korrespondent" schreibt: „Ist dieser Brief authentisch, so gibt es kaum eine Par- lamentarische Bezeichnung für ihn. wenn man ihn nicht pathologisch nehmen will." -- So urteilen Ge sinnungsgenossen über den Mann, der sich als Kron zeugen g->gen die katholische Kirche anfivielt. Ter deutsche Lchrertag in München wurde nach den „Münch. Neuest. Nachr." also begrüßt: „Schule und Libe ralismus berühren sich nicht nur, sondern decken sich." Das sagt der Lehrersührer Pantsch-Berlin, der noch hinznfügt: ..ttnsere Ausgaben sind Fleisch und Blut vom Geiste des Liberalismus." So war der deutsche Lehrerlag in München eine liberale Veranstaltung. Die Zeck>e für diese hat der bayrisck>e Liberalismus .zu tragen, dein ein sehr schlechter Gefallen erwiese» wurde, ein Jahr vor den Landtagswahlen in stHyern de» deutschen Lehrerverein einzniaden, in Mün chen eine Tagung abziihalte». Ter Liberalismus will den Schultanips in die nächsten Wahlen hineintragen. Worin» es sich darin handelt, wird dein gläubigen katholischen und protestantischen Volke, das die erdrückende Mehrheit in Bayern bildet, mit erschreckender Deutlichkeit durch den deut schen Lehrertag in München gezeigt. Am ersten Tage der Verhandlungen lxcben wir erst Begrüßungsreden und eine Festrede gehört und die Verhandlungen über die Lehre- rinnensrage. Und schon steht die volle Charakteristik fest. Universitälsprofessor Tr. Ziegler-Skraßbiug hielt die Fest rede. Er hat in seiner Rede die Notwendigkeit vertreten, ixrß in unserer Zeit der Demokratie und des Sozialismus dieser nicht als Partei, sondern als soziale Bewegung für gleiches Recht in Politischer und wirtschaftlicher -Hinsicht ge dacht die Schule sich dem nicht entziehe, daß aber mit ihnen der Jnöimdnalisn'.us vereinigt werden müsse, dem gegenüber die Volksschule mit ihrem Massenbetrieb in einer besonders schwierigen Lage sei. Gelöst hat auch Ziegler die Frage nicht, außer durch schöne Phrasen. Wie ein roter Faden ging durch Zieglers Rede die Feindseligkeit gegen das positive Christentum, den Ofsenbaningsglanben. „Unser Gott ist kein Gott der Unordnung und des Wunders, son dern der Ordnung," sagte Ziegler, unser Leben ist als kos- miselbes Kunstwerk eingerichtet. Tie Religion reklamiert Ziegler als Schulfache. sie kan» nicht weggestrichen werden ans dein Unterricht, sie darf nicht den Geistlichen allein überlassen werden. Aber der konfessionelle Unterricht darf nicht geduldet norden, der muß überwunden werden; der „Riß zwischen Glauben und Wissen, zwischen Dogma imd Gewissen", darf durch den Lehrer den Kindern nicht ver schwiegen »ich verschleiert Norden, erklärte Ziegler, soweit es das Kind ertragen kann. Wie das zu verstehen ist, weiß man. Es ist die Ausweisung des Positiven Christentums ans der Schule. In der Lehrerinnenfrage zeigte sich eine ansgesprockx'iie Feindseligkeit des Gros des Lehrertages. Mau stellte sich ans den nirgends vertretenen Standpunkt, die Lehrerin beanspruche die ganze Mädchenschule für sich und schlug daraus los. Tie Lehrerinnen und männlichen Vertreter ihrer Sache wollte man gar nicht anhören. Lehrer Lütgemeier Haiden trat mit Gedankenschärse und Ueberzeu- gungstrene trotz des fortgesetzten Widerspruches der Ver sammlung für die konfessionelle Volksschule ein. Ihm ant worteten die Bremer und Hamburger Lehrer, welche jeden Religionsunterricht ans der Schule ausgeschlossen wissen wollen. Lehrer H o l z in e i e r Bremen gestand ganz offen: „Die Volk-ssclmle soll nichtchristlich sein, niemand soll das Recht haben, im Namen des Christentums in ihre freie Genxilt einzngreisen." Schließlich trat er für einen „kon fessionslosen Religionsunterricht" ein, an denr auch eil' jüdisches Kind teilnehinen könne. Ans den Reden ist klar ersichtlich, daß es schrittweise von den Sinrnltairschule zrrr religionslosen Schule gehen sott. Dazu haben aber die christ- lrclsen Eltern noch ein gewichtiges Wörtlein rnitzriredeii. Ans dem Gci'chästsbericht des Verbandes der katho lischen Arbeitervereine (Sitz Berlins entnebnierr wir außer den bereits kurz nritgeteilten Ziffern noch folgende Einzel- beiten: Die Zahl der Verbandsmitglieder beträgt zur Stunde 92 000. die Zcrlll der Vereine 680. Dem Verbände gehöre» Vereine au aus den Diözesen Ermland, Breslau, Kulm, Olruütz, Prag, Vikariat Sachsen, Hildesheim, Pader born, Würzburg, Fulda, Trier, Metz, Speier. Die Ge- samtarrflage des „Arbeiter" und in polnischer Sprache des „Robotnik" beträgt zirka 93 000. Die vier Kassen des Verbandes hatten im Berichtsjahre 1906 folgende Ein nahmen und Ausgaben: 1. Tie Verbandskasse hatte eine Einnahme von 156 023,04 Mk. und eine Ausgabe von 152 087,77 Mk. 2. Die Mänirersterbekasse hatte eine Ein nahme von 151 272,25 Mk., welcher eine Ausgabe von 53 910.96 Mk. gegenübersteht. 3. Die Frauen- und Witwen- sterbekasse l-atte 60 440,50 Mk. Einnahmen und 34 099,84 Mark Ausgaben. 4. Tie gewerkschaftlichen Kassen hatten im Jahre 1905 eine Einnahme von 97 411,06 Rtk. und eine Ausgabe von 56 970,63 Mk. Tie Gesairrterirrrahmm im Jahre 1905 des Verbandes betrugen also 465 146,85 Mark, die Gesamtausgaben („Arbeiter", „Nobotrrik", Volks- burc-an, Neichsarbeitersekretariat, Drucksachen, Reisen, Burean, Gehälter, Sterbegeld, Gewerksclxrftsunterstützung. Krankengeld, Reiseuirter-stützuirg, Arbeitslosenunterstützung, Umzugsuiiterstützuirg usw.) 297 069,20 Mk. Der lieber- schuß beträgt 168,077,65 Mk. Es sind rm Jahre 1905 gestorben 984 Männer und 700 Frauen und Witrven, zu sammen also 1684. Es wurden au Sterbegeldern ausgc- zahlt 76 294,25 Mk. lieber die Fachabteilungen sagt der Gesckxiftsbe: ickst weiter: „Aber nicht auf das Sterben und das Sterbegeld l)aberr unsere Vereine ihr Hauptaugenmerk gerichtet. Nein, als lebensvolle -Organisation sucht der Verband besonders die berufliclren Interessen aller Mit glieder zu vertreten. Tie mit jugendlicher Kraft frisch anf- blühenden beruflick-en Fack-abteilungen innerhalb der Ver- bandsvereine fördern ebenso erfolgreich als entschieden die Berufsinteressen unserer Mitglieder: sie stehen denselben schlitzend bei irr allen Bedrängnissen und Fragen ihres Ar- beitsverlrältnisses: sie haben Arbeitsnachweise zu errichten begonnen: durch Kassen für Arbeitslosigkeit, für Reise und Umzug, für Krankheitstage Helsen sie ihren Berufskollegen über die Tage der Not hinweg. Tie Werbekrast unseres so erfreulich wachsenden Arbeiterverbandes liegt außer der alles beherrschenden katholischen Idee vor allem in der durch die Fachabteilungen geleisteten Vertretung der beruflichen Interessen der Verbandsmitglieder." Entsprechend den Beschlüssen des vorjährigen Telegiertentages ist der Ver band in 21 Bezirke gegliedert: diese Bezirke sind: Ermland mit rund 9000 Mitgliedern, Breslau 5000, Natibor 3000, Oppeln 2500, Glatz 3200, Benthen 7500, Kätscher 5200, Waldenburg -1700, NeichenbachSchweidnitz 1200, Nieder schlesien-Lansitz 3200, Neisse 1100, Königreich Sackten 1400. Halle-Erfurt l.300, Magdeburg 1700, Eichsseld 400»), Ber lin 7000, Sieg 630, Koblenz 2300. Mayen 2200, Trier 6100, Lothringen 6lK), Saar 18 000. Tie gleichfalls von: letzten Delegiertentag beschlossene Errichtung der Arbeiter sekretariate im Hanptainte ist durch die von der hierzu be auftragten Bezirkspräsideskonferenz am 14. Februar d. I. für sämtliche Bezirke erfolgt. Das Neickstarbeitersekretariat zur Vertretung aller Nentenangelegenheiten der katholischen Arbeiter hat auch in diesem Jahre sich wieder als eine der hervorragendsten Wohlsahrtseinrichtimgen des Verbände bewährt. 181 Streitsachen wurden durch nnsc're Verbands- sekreläre vor dem Neichsversicheriingsainte anhängig ge macht: von diesen schweben zur Stunde noch 38. In 244 Fällen, das heißt in 55 Prozent aller Fälle, wurde ein ob siegendes Urteil erstritten. Mehr als 16 000 Vereins- und FachabteilnngSsitzungen liaben im Laufe des Berichtsjahres außer den Vorstands- und Vertranensmännersitznngen statt- gesunden. Ucbcr dir Trotztvpf-Politik der Kviiscrvntivcn und Nativnallibrrnlrn schreibt die „Fr. deutsche Presse" fol- n'ndrs: „142 Abgeordnete stimmten gegen die Errichtung eines neuen selbständigen Kolonialamtes mit einem Staats sekretär an der Spitze, nur 119 waren dafür, 9 enthielt'» sich der Abstimmung. Für die Errichtung des Koloniol- mntes traten die Konservativen, Freikonservativen, Antise miten, Notivnalliberale», Freisinnigen und die deutsche Volks Partei ein. Nicht weniger als 26 Konservative und 10 Nationalliberale fehlten bei dieser Abstimmung ob»«' Entschuldigung. Diese Parteien tragen also die Schuld daran, daß Zentrum und Sozialdemokraten imstande tvaren eine Mehrheit gegen die Errichtung eines Reichs-kolonial- amtes zu bilden. Um so nnbegreislicher ist es, daß, nachdem durch ihr Verschulden die BeNstllignng des Gehaltes für den nenen Staatssekretär gescheitert war, Konservative und Nationalliberale plötzlich nach Trotzkopfmanier sich in den Schmollwinkel stellten und bei der Abstimmung über den ZentrnmSaittrag, ob, wie bisher an der Spitze einer vom Staatssekretär des Auswärtigen ressortierenden Kolonial- abteilung ein Kolonialdirektor stehen soll, durch Ctnnnien- eiith-altuiig bekunden: Jetzt spielen wir nicht mehr mit, nun gerade nicht, mag's kommen wie es will." — Ganz zu treffend! Auch die dein Zentrum ganz fernstehende Ber liner Wochenschrift „Tie Wahrheit" schreibt: „Die Bahn Kubnb —Keetmannshoop ist abgelehnt, das Neichskolonial- aint gefallen. Das bedeutet einen Sieg der ZentrumStaktil und ein klägliches Fiasko für die Negierung und die Kolonialparteien. Die Sckmld daran, daß es so gekommen ist, trägt die Regierung, tragen eben jene Parteien. Einmal mußte die große Abrechnung kommen, mußte der Negierung die Nt'chiuing für eine jahrelange koloniale Schlamperei präsentiert werden. Die Gelegenheit tvar günstig, und trenn das Zentrum sie nickst Vorbeigehen ließ, ohne alt.' Schulden einzykassieren, so ist das nickst anders denn als „Rmlvolitik" anznspreck-en, die getrieben zu haben, ihm nickst verdacht werden kann. Die Taktik hat am letzten Sonn abend und am Montag im Reichstag gesiegt; nicht der hoh^ Ton. der ans die Phrase hincmsläuft. Das sollte eine Lehre für die Zukunft sein; aber es wird, wie eS scheint, keine wer den. Es hieße ja auch die Rechnung ohne die UnklugheU, ohne den phantastischen Ueberschwang machen, die sich im st taut pi-ix-kolonialen Lager seit Jahren schon üppig breit machen, wollte man ernsthaft an eine Umkehr glauben. Die Leute sind nickst zn knisteren, wollen nickst lernen. Darum bedauern wir es auch nicht, daß ihnen eine gründliche Doiiche von Zeit zn Zeit verabreicht wird." — Ein Erfolg des Zentrums zu gunsten des Mittel- standes wird soeben bekannt. Im Jahre 1904 hat der Ab geordnete Gröber den Antrag eingebracht, eine Reform des , Subnnssionswesens im Reiche durchzuführen: der Retchs- ! tag stimnste dem zu, nunmehr hat zunächst das Neichspost- ! amt neue Submissionsvorschriften erlassen, die sehr gut zu sein sck>einen, es wird nämlich hier unter anderen bestimmt: Die Grenze des überschläglichen Wertes der Gegenstände, welche freihändig vergeben werden können, ist von 1000 auf 3000 Mark erhöht worden, ebenso die Wertgrenze, innerhalb deren von einem scknststlichen Vertrage abgesehen werden darf; die Grenze der Vertragssumme, bis zu der auf Sicher heitsleistung verzichtet werden darf, ist von 5000 auf 10 000 Mark und diejenige für Sicherheiten, die durch Einbehal tung der Abschlagszahlungen eingezogen werden dürfen, von 300 ans 1000 Mark erhöht. Das Verfahren des Ab- bietens nach Prozenten des Kostenanschlags, sowie die Ver dingung in einer Pauschsninme ist nur ausnahmsweise und nnt Genehmigung des Ncichspostamtes zulässig. Der Zu schlag darf nickst ohne weiteres auf ein Mindestangebo-t, son dern nur auf ein in jeder Beziehung annehmbares, die tiich- tige und rechtzeitige Nusführimg gewährendes Gebot erteilt werden. Angebote, deren Preisforderung in offenen: Miß- verlstiltnis zu der Leistung usw. steht, bleiben unberücksich tigt. Es sind nur Bewerber zu berücksichtigen, tvelche die erforderlick-e Sicherheit für bedingnngsmäßige Ausführung und für Erfüllung ihrer Pflichten bieten; über die L-ei- stungsfähigkeit unbekannter Bewerber ist daher erforder lichenfalls Auskunft bei den Jnteressentenvertretungen (Handwerks-, Handels- oder Lcnchwirtschaftskammern) ein zuholen. Bei gleicher Preisstellnng sind die im -Orte der Ausführung wohnenden Gewerbetreibenden vorzugstveise zn berücksichtigen und bei gleichwertigen Angeboten diejeni gen Handwerker, welche den Meistertitel zn führen berechtigt sind. Für den Fall von Meinungsverschiedenheiten muß die Anrufung eines Schiedsgerichtes in allen Fällen vertrag lich vereinbart werden. Der Unternehmer hat die Hälfte der eineiigen Notariats- usw. Gebühren zu tragen. Der Name des Bewerbers, an den Verdingungsunterlagen ver abfolgt sind, darf nicht bekannt gegeben werden, ebenso Ver den die zu den Verdingungsanschlägen eingereichten Ent würfe geheim gehalten und auf Verlangen zurückgegeben — Wenn nach diesen Anweisungen immer und überall verfah ren wird, dann ist eine Gesundung des unerquicklichen Ver hältnisses zwischen Behörden und Gewerbetreibenden zu er- tvarten. Oesterreich-Ungarn. - Der Depeschenwechsel zwischen Wien und Rom spricht deutlicher als irgend ein bisher zu verzeichnendes Ereignis als Tatsache. Das Zwei-Kaiser-Telegramm liatte, das scheint klar an: Tage zn liegen, den Ztveck, von den: König von Italien eine bestimmte Aeußerung über seine Stellung zum Dreibunde, die in Algeciras so überaus zrveideutig ge wesen n>ar, zn erl-alten, gewissermaßen eine Erklärung seiner Absicksten. Deshalb wählten die Kaiser, wenn auch das herz liche „Tn" umgangen wurde, die wärmsten Morste für ihre Kundgebung. Aber die Erwiderung, die König Viktor Emanuel sandte, geht über den Nahmen des streng höfisch persönlichen nickst hinaus. Man folgt gewiß nur den Zwang notwendiger Vorsickst, wenn man nach den Erfahrungen von Akgeeiras die Tepesck>e des Königs ans jedes Wort hin prüft. Und da finden wir, daß mit peinlicher Sorgfalt die Beto nung des Bnndesverhältnisses Italiens vermieden wurde, daß der König nickst von seinem, sondern nur von „den bei den Verbündeten" — ein Ausdruck,« der es freiläßt, das Verhältnis nur auf jenes zwischen -Oesterreich und Deutsch land zu deuten — spricht, während die Kaiser ausdrücklich ihrem dritten treuen Verbündeten ihre Grüße entboten. Es ist kein Zweifel, daß bei der Feinhörigkeit der diplomatischen Kreise dieser Tepescke »Wechsel nickst jene stürmische Naive- tätsbegeisternug erwecken wird, wie die im zarten Alter rosennxuigiger -Offiziosität stehende Presse sie rechnungs mäßig zur Schau trägt. — An der anszeichnenden und be sonders herzlichen Art, die.Kaiser Wilhelm bei seiner Begeg nung mit dein ungarischen Ministerpräsidenten Tw. Weckerle am 6. d. M. an den Tag legte, werden in Wien Politische Kombinationen geknüpft. Man betont, daß der Kaiser sein Zwammentreffen als einen willkommenen Anlaß benutzt habe, nur seine CKsinnnng für Ungarn, die in jüngster Zeit den Gegenstand mißverständlicher Auffassung in Ungarn bildete, als eine sehr freundliche zn bezeichnen. Von einen: Mitarbeiter der „Neuen Freien Presse" befragt, erklärte Dr. Weckerle, er könne nur betonen, daß der Kaiser zn ihn: überaus gnädig New, daß das Gespräch jedock) rein persön licher Natur gewesen sei und eine besondere politische Be deutung keineswegs gehabt habe. An: Donnerstag fuhr Kaiser Wilhelm nach Schloß Krentzenstein. das durch seinen Besitzer Grasen Wilczek nach 30jähriger Arbeit nsteder er baut ist. Ter Monarch besichtigte mit großem Interesse die Sehenswürdigkeiten des Schlosses. Sodann kehrte der Kai ser nach Schönbrunn zurück und abends fand in der grofpn: Galerie des Sckwnbrnnner Schlosses, welck)e herrlick>en Blu men- und Pslanzcnschmnck trug, eine Tafel statt. Derselben wohnte bei: der deutsche Kaiser mit der Erzherzogin Maria Josefa, Kaiser Franz Josef mit der Erzherzogin Maria Annunziata, ferner die Erzherzoge Franz Salvator. Friedrich Josef, Rainer und Karl, die Erzherzoginnen Isabelle, Maria Henriette, Gabriele und Jsabella Maria. In der Mitte der Tafel saßen die beiden Monarchen. Außerdem nahinen teil die obersten .Hofchargen, die Gefolge und der Ehrendienst des deutschen Kaisers, der deutsche Botschafter Grafen Wedel mit dem Personal der Botschaft, der bayrische Gesandte, der sächsische Gesandte, die Minister des Auswär tigeil Graf Golnchowski, der Kriegsminister von Pitreich, der gemeinsame Finanzminister Freiherr von Burrian, die Ministerpräsidenten Freiherr von Beck und Dr. Weckerle. der Statthalter, der Polizeipräsident und der Bürgermeister. Nach der Tafel hielten die Majestäten Cercle. Hierauf brachte der Wiener Männergesangverein in der großen Clalerie eine Serenade dar. —Kaiser Wilhelm trat abends 91/2 Uhr von: Pekinger Bahnhof ans die Rückreise an. Bei der Verabschiedung ans dem Bahnhof küßten sich beide Mo- imrchen dreinral unter herzlichem Händeschütteln. — In: österreichischen Abgeordnetenhanse entwickelte Ministerpräsident Freiherr von Deck das Programm der Re gierung, welche nicht die Regierung einer Partei, auch nicht eine Negierung gegen irgend eine Partei, sondern eine Konzentration von Kräften der Arbeit darstelle und daher
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