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rich IV. Benno gewogen und wandte ihm und seinem Bis- lume mehrfach Gnnstbezengungen zu. Der Tod Bennos fällt zweifellos in die Jahre 1105 bis 1107, die Ueberlief'« rung nimmt an, daß er am 10. Juni erfolgte. Das ist die Wahrheit über den heiligen Benno nach dem strengen Zeugnisse der Geschichte. Was die Tradition der Meißner Kirche über ihn berichtet, lassen wir unberührt; wir Pflichten aber dem Prälaten Klein bei, tvenn er schreibt: „Für den Hagiographen ist auch die Tradition vom Wert, besonders dann, wenn sie sich durch Jahrhunderte „ s o lebendig erhalten hat" wie beim heiligen Benno es in der Tat der Fall gewesen zu sein scheint ", tvas selbst Langer zugibt.*) *) Längrr ist ein sächsischer Historiker, der in den Mit. teiluiigen des Vereins für Geschichte der Stadt Meißen 1884 bis 1887 Arbeiten über Benno veröffentlichte, die anerkennens wert sind. Neues bietet der Verfasser zwar nicht und seiue mit jugendlichem Temperament vorgetragene Kritik ist in manchen Vunkten sehr anfechtbar, wie aus dem Buche von Klein zu er» s:hen ist. Bei dieser Gelegenheit sei auch erwähnt, daß das .Neue Sächsische Kirchenblatt" da« Lebensbild des heiligen Benno in unserem diesjährigen Bennokalender „bei weitem nüchterner und richtiger als das von Klein" findet. In Wirklichkeit wurde dieses Lebensbild genau nach dem Buche des Prälaten Klein bearbeitet und zwar von dem Verfasser selbst. Die Redaktion. Politische Rundschau Dresden, den 16. Juni 1W6. Dem Vernehmen nach ist für den Austausch der .Ratifikationen des neuen deutsch-schwedischen Handelsver trages, der in beiden Ländern von den Parlamenten ange nommen ist, der 23. Juni in Anssiclst genommen und dem gemäß das Inkrafttreten des Vertrages am 21. Juni zu er nteten. Dem Generalleutnant z. D. v. Trotha, bishe- Kommandenr der Schntztrnppe in Südwestafrika, ist der Note Adlerorden 1. Klasse mit Eichenlaub und Schwertern ani Ringe verliehen worden. Ter „Neichsanzriger" veröffentlicht das Gesetz, be treffend die Ordnung des NeichShanshalts und die Tilgung der Neichsschuld. Die Landwirtschaftliche Ausstellung in Schönrberg wurde am Donnerstag nachmittag durch den Kronprinzen i» Gegeiinmrt zahlreicher Ehrengäste feierlich eröffnet. Der Kronprinz hielt hierbei eine Ansprache, die er mit einem Hoch auf den Kaiser schloß. Darnach brachte Minister v. Podbielski das Hoch ans den Präsidenten der Gesellsclzaft. den Kronprinzen, ans. Herr v. Arnim-Güterberg, Vor sitzender der Laiidwirtschaftst'ammer, sprach auf die deutsche Landwirtsäxrstsgesellschast, der Bürgermeister von Schöne berg. Wilde, ans das Gedeihen des landwirtschaftlichen Ge werbes und Herr Arnim-Eriewen, als Vertreter der deutschen Laiidnnrtschaftsgesellsckzast ans die Städte Berlin und Schöneberg. Gegen 1 Uhr nachmittags trafen der Kaiser und die Kaiserin, sowie Prinzessin Viktoria Luise. Großfürst Wladimir von Rußland und Gefolge ein. Die Majestäten wurden vom Kronprinzen und dem Vorstand der Landwirtschaftlichen Gesellsclzast, sowie dem Landwirtsckzafts- n»d .Kriegsminister empfangen und von den Ausstellung?" besnchern stürmisch begrüßt. Sie begaben sich zunächst nach der großen Arena. Es wurden dort Rinder und Pferde vorgeführt, zuletzt auch Pferde ans staatlichen Gestüten Die Majestäten unternahmen sodann eine Rundfahrt durch die Ausstellung. - Der preußische Landwirtschastsininister v. Pod- biclski gab einem Mitarbeiter des „Verl. Lokal-Anz." inter essante Aufschlüsse über die Bedeutung der landwirtschaft lichen Ausstellung. Er sagte unter anderem: „Ich halte für meine hervorragendste Ausgabe, in möglichst vollkommen'r Weise für die Alimentation unserer Bevölkerung zu sorgen und ich weise die Landwirte immer wieder darauf hin, daß sie mit dem Schutze, der ihnen seitens des Staates durch Schutzzölle, durch Sicherung der Grenzen gegen Senchen- einschleppnng und anderweit gewährt wird, auch größere Pflichte» bekommen haben. Gerade die Ausstellung gibt ei» interessantes Bild davon, wie unsere Rinder ganz anders geworden sind, als sie früher waren. Sie haben ein ganz anderes Gewicht, einen ganz anderen Wert bekommen, als sie vor etwa 20 bis 25 Jabren hatten. Die kleinen Bauern hatten damals Rinder in ihrem Stalle im Werte von 200 Mark, heute haben sie solche von >100 Mark. Daß die Ein fuhr vom Anslande her wesentlich zur Befriedigung bei tragen sott, will der Minister nicht gelte» lassen. Die vor jährige Erregung über dir Fleischnot sei wesentlich politisch gewesen. Herr v. Podbielski bemerkt hierzu: Tie Vor kommnisse in Ehirago waren unS sehr wohl bekannt. Wi'- tonnte» uns dazu nicht öffentlich äußern, sondern mußt n unsere Bevölkerung zu schützen suchen. Täglich inerden dort etwa 25 000 Stück Vieh verarbeitet. Zahlreiche Tiere kommen bereits verendet zur Schlachtbank. Zur Unter snchnng von täglich 25 000 Schweinen sind nur drei Tier ärzte angestellt. Bei uns darf ein Tierarzt oder Fleisch- beschaner täglich nie mehr als 20 Stück untersuchen " Zum Tode des Professors Schell schreiben die „Vossiscbe Zeitung", „Rheinische Zeitung" (8. Juni) und andere Blätter: „Schells schärfster und gefährlichster Geg ner war Bischof Kornm in Trier, der nach der eigenen An sicht von Professor Schell die römische Jnderkongregation auf die Schriften des Würzburger Theologieprofessors auf merksam machte mit dem Erfolg, daß der Raine des katho lischen Professors der Apologetik auf den Inder gesetzt wurde." Wie die „Zentral - Ansknnftsstelle" ans erster Quelle erfährt, beruht die ganze Mitteilung auf Erfindung. Bischof Dr. Kornm hat bezüglich der Werke Schells und deren Verurteilung durch die römischen Behörden keinerlei Schritte getan. Die RcichstagScrsatiwahl in Bcnthrn-Tarnvwitr bat mit dem Siege des Radikalpolen Napieralski geendigt; dieser erhielt 23 201, Berginspektor Mnsschallik (Zentrum) 3801, Bergrat Reutti ldentschnational) 7309, Arbeiter sekretär Scholtvssek (sozial) 0903 Stimmen. Napieralski ist somit gewählt. Bei der Wahl vom 10. Juni 1903 fielen auf den polnischen Zentrumskandidaten Krolik 20 115 Stimmen, auf einen deutschen ZentrnmSkandidaten 7920 Stimmen. Tie Sozialdemokratie erhielt 10 200, die Polen 0851 nnd und die Freisinnigen 1285 Stimmen. In der Stichwahl siegte dann Krolik niit 28175 gegen 12121 Stimmen. Der Wahlkreis war seit 1871 immer vom Zentrum vertreten; setzt ist er an die Polen verloren gegangen. Der Abge ordnete Krolik hat bekanntlich infolge des Drängens der Radikalpolen sein Mandat niedergelgt; sein Nachfolger ist ein Mann, der früher jahrelang mit dem Zentrum gegangen ist. Das Zentrum selbst hat rund 20 000 Stimmen ver loren, die alle auf den Polen übcrgegangen sind. Damit ver- liert das Zentrum das zweite Mandat in Oberschlesien: wir haben schon früher gesagt, daß das Zentrum noch mehrere Mandate verlieren wird; bei der nächsten Neichstagswahl werden ihm inindestens noch zwei schlesiscl-e Mandate ver loren gehen, da die polnischen Wähler allesamt den Radikal- Polen Zuströmen. Tie Ursache dieses Abfalles ist die Preu ßische Polenpolitik; das Zentrum hat bisher immer im Reichstage mit der Negierung die Geschäfte des Reiches ge führt; der Tank der Negierung ist ein solcher, daß es in Oberschlesien alle seine Polin ickzen Mandate verliert. Wir hoffen, daß die Fraktion des Zentrums hierzu Stellung nimmt und sich überlegt, in welcher Weise sie der preußischen Negierung die Antwort gibt für diese Art des Ausspannens der Zentrumswähler. — Ein Erfolg des Zentrums. Der „Neichsanzeiger" publiziert das Gesetz über einige Aendernngen des Reichs- stempelgesetzes; es handelt sich hier in erster Linie um die Besteuerung der nngeborenen Aktien der Familienaktien gesellschaften, welches Heuer dem Reiche 15—20 Millionen Mark eiuträgt. Es sind insgesamt über 1 Milliarde Mark Aktienkapital in dieser Form ausgegeben. Die Zentrums abgeordneten Müller-Fulda und Speck sind es besonders ge wesen. die seit Jahren auf die Besteuerung dieser Aktien ge drungen haben; man kann nur gratulieren, daß jetzt dieses Gesetz publiziert worden ist. So zieht das Zentrum das Großkapital zu den Lasten des Reiches heran; die Firma Krupp muß z. B. allein 3,2 Millionen Mark Stempelsteuer bezahlen. — Unser handelspolitisches Verhältnis zu den Ver- einigten Staaten steht immer noch auf dem alten Fleck. Al?- nur den Amerikanern die allgemeine Meistbegünstigung bis 1. Juli 1907 einränmten, hat die deutsche Regierung be sonders darauf hingewiesen, daß die amerikanische Ne gierung gewisse Milderungen, des die deutsche Einfuhr außerordentlich behindernden Zollverwaltungsgesetzes in Aussicht gestellt habe. Nachdem nun seit dem Inkrafttreten des Provisoriums mehr als drei Monate verflossen sind, ist aber, wie die „Freist Korresp." hervorhebt, die Einlösung des Versprechens, abgesehen von einigen im Verwaltungs wege getroffenen Anordnungen immer noch nicht erfolgt. Der Staatssekretär Noot trat bereits im März dieses Jahres dem Nepräsentantenhanse Gesetzentwürfe vorgelegt, in denen verschiedene der als Gegenleistung für die von Deutschland bewilligte Gleichstellung der Vereinigten Staaten mit den hauptsächlichste» Tarisvertragsstaaten zu gewährenden Aendernngen im amerikanischen Zollverfahren enthalten sind. Durch die Beschlüsse des Nevennekomitees des Neprä- sendantenhauses, das jetzt endlich die Beratung der Bill be endet bat, werden aber die Hoffnungen der deutschen Im porteure gründlich getäuscht. Eine ihrer Hauptforderungen Nxir, daß die Strafgelder, die zu zahlen nxiren, wenn die Differenz zwischen den von dem Importeur über den Wert der eingeführten Waren gemachten Angaben und dem von den amerikanischen Zollbehörden ermittelten Schätzungs inerte mehr als fünf Prozent des Wertes betrug, für solche Fälle abgeschafft würden, in denen sich eine Unterwertung bis zu 10 Prozent ergibt. Nach den Beschlüssen des Nevenne komitees bleibt es bei der fünfprozentigen Unterwertnngs- grenze. Zur Aendernng der Wertangabe soll nur der im portierende Selbstkäufer, nicht jedoch, wie von den deutschen Interessenten verlangt wurde, auch der Kommissionär und der Agent befugt sein. Obendrein ist es zweifelhaft ge worden, ob in dieser Session die Bill überhaupt noch zur Annahme kommen wird. Die Folge würde sein, daß wir bis zu dem am 30. Juni 1907 eintretenden Ende des Provi soriums irgendeine nennenswerte Gegenleistung von Nord amerika nicht erhielten. Daun aber muß man erwarten, daß unsere Regierung die Konsequenzen zieht, selbst auf die Gefahr bin, daß ein Zollkrieg entsteht. Wir haben nicht nötig, uns von den Amerikanern ans der Nase herumtanzen zu lassen. Haftpflichtige Bankiers. Das „Bank-Archiv" teilt eine neuere Entscheidung des Reichsgerichtes mit. welche einen Bankier zur Leistung von Schadenersatz an seinen Kunden verurteilt, weil er die Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmannes nicht beobachtet und dadurch den Verlust, den der Kunde erlitt, herbeigesübrt habe. Er hatte diesem die Aktie» der Preußische» Hvpothekenbank lSpielbagen) noch im Mai 1900, also kurz vor dem Zusammenbruch der Bank empfohlen und verkauft, wobei er eine Bonifikation von 2 Prozent, die er für den Vertrieb der Aktien von der dein Konzern der genannten Bank angebörenden, nachher ver krachten deutschen Grnndschnldbank bezog, für sich behalten hatte. Das Reichsgericht nahm an, daß die Gewährung dieser hoben Vergütung den Bankier hätte stutzig machen nnd zur Einziehung genauerer Erkundigungen veranlassen müssen; es erblickt darin, daß dies nicht gesclxch, eine fahr lässige Verletzung der dem Bankier obliegenden Verpflich tungen. Würde er sich in Berlin in angemessener Weise erkundigt haben, so hätte er — nach Ueberzengnng des Ge richtes — damals erfahren haben, daß daselbst schon lange vor jener Zeit ein Mißtrauen gegen die Bank bestand. — Das Urteil entspricht einem früheren, welches wir seinerzeit mitteilten, wodurch eine kleine Bank zur Rücknahme von Aktien der Mecklenbnrg-Strelitzschen Hypothekenbank ver urteilt wurde, für deren Unterbringung sie eine Vergütung von 5 Prozent bezogen hatte. Hierbei hatte die Entscheidung noch hervorgehoben, daß der Bankier, der als Kommissionär handelt, verpflichtet sei, die Bonifikation, die er für den Ver trieb des Papiers erhält, dem Kunden unverkürzt zukommen zu lassen, was im vorliegenden Falle, dem seitherigen Branche gemäß, nicht geschehen ivar. Man wird dem Reichs gericht für diese Entscheidung nur dankbar sein können; es hat hierdurch der Weiterbildung nnd Verfeinerung deS Rechtes einen großen Dienst geleistet. — Der Pfaffenkoller deS „Vorwärts" treibt immer herrlichere Blüten. Eben hat er seinem toleranten Herzen Luft gemacht durch das Kraftwort von der „internationalen schwarzen Bestie", das der Sozialdemokratie nicht vergessen werden soll. Jetzt berichtet er (Nr. 120 vom 2. Inn- 1900) über die französische Bischofs-Konferenz im Mchringi Stil als vom „Pfaffenlage": „Der Kern der bischöflichen Verhandlungen war eine Auseinandersetzung darüber, wie man auf Schleichwegen und durch Hinterpförtchen den Schlingen des Trennungsgcsttzes entschlüpfe. Unter anderem fiel das Wort: Man werde schon dafür sorgen, daß die neuen KnltuSvereinigurgcn — wie früher — von der kirchlichen Autorität abhängen! Natürlich wurde der springende Punkt — der Geldpunkt — nicht vergessen. Wo Pfaffen znsammenkommen, versteht sich das von selbst. Mehrere Bischöfe wiesen denn auch darauf hin, daß man das TrennungSgosttz schon um deswillen nicht ablehncn dürfe, weil ja zur Eirichtung von Privat - Gottesdiensten viele Millionen nötig sein würden! Dieser Grund scheint durchgeschlagen zu haben, denn so gern diese Sippe auch nimmt und nochmals nimmt, vom seligeren Geben mag sie nichts wiffen." Nur so zu! Das freut uns ungemein, daß der „Vorwärts" auch dem schläfrigsten christlichen Arbeiter eine Laterne aufsteckt darüber, wohin die sozial demokratische Reise geht. Oefterreich-Nngarn. — Bei der Verhandlung des Budgets in der öster reichischen Delegation betonen Steiner nnd Sylvester die Notwendigkeit, ein klares und dauerndes Verhältnis mit Ungarn zu schaffen, nnd an Stelle der Delegationen eine zweckentsprechende Organisation zu setzen. Steiner bezeichnet die auswärtige Politik als nicht zielbcwnßt und nicht ein heitlich, und betont, ein Zusammengehen mit Deutschland sei auch in der Balkanpolitik notwendig. Schimborn sprach seine Befriedigung über die Erhaltung des enr päischen Friedens ans, der die Intervention Oesterreich-Ungarns in Algeciras wertvolle Dienste geleistet habe. Auch Sylvester fand ein unerschütterliches Festhalten am Dreibünde, für das der jüngste Besuch Kaiser Wilhelms ein wertvoller Be weis sei, äußerst erfreulich. — Wie selbst die „Nene Freie Presse" zngcsteht, be reitet sich in der ungarischen Delegation eine Aktion gegen den Minister des Aeußeren Grafen Golnchowski vor, dessen Sturz angestrebt wird, da er für den Hauptschuldigen an dem langen Widerstande der K-rone gegenüber den magyari schen Forderungen, insbesonders aber an der berühmten Fünfminutenandienz gehalten ivird. Jeder Stein soll ans dein Wege geräumt werden, der die Magyaren in ihren Be strebungen, die Monarchie zu kommandieren, behindert. Ugron erklärt in seinem Organ „A Nap", cs sei die erste Aufgabe der ungarischen Delegation, die beide n Staaten von Golnchowski zu befreien. Man spricht also jenseits der Leitha bereits im Namen beider Neichsbälften. Es ist be zeichnend, daß die ungarische Delegation als Ausgangspunkt für ihre Angriffe gegen Golnchowski dessen Politik gegen über Serbien nehmen will. Das Programm, das Lengyel kürzlich in Belgrad verkündet hat, soll also von der nnga- riscl>en Delegation ratifiziert werden. Die österreichischen Delegierten mögen Acht haben — man möge sonst welch: Einwendungen immer gegen die auswärtige Politik des Grafen Golnchowski haben — wegen seiner Einflnßnalmie im reichscinheiterbaltcnden Sinne darf dieser Mann nicht gestürzt werden, wenn das nicht eine neue Niederlage Oester reichs bedeuten soll. — Tic nngarischcn Minister haben erklärt, daß di? Vorgänge vor der Delegation übertrieben worden seien. Die Sitzung der Delegation sei fast gar nicht gestört worden. Allerdings seien einige Fenster eingeschlagen worden, doch sei es univahr, daß offene Messer in den Saal geschlendert win den. Auch sei es kein Mob gewesen, der auf der Straß? versammelt war. sondern gut gekleidete Leute, unter welchen sich auch besser gestellte Elemente befanden. — Im nngarischcn Abgeordnetenhaus unterbreitete Ministerpräsident Tr. Wekerle den Staatsvoranschlaq, wobei er darlcgt, daß die ordentlichen Einnahmen die ordentlichen Ausgaben nur 38 Millionen Kronen über steigen, jedoch nicht ansreichen, um das Erfordernis für die Investitionen zu decken. Indessen könne man sich auch bei den strengsten Grundsätzen gestatten, einen Teil der Kosten für die Investitionen im Anleihewegc ans die künftige Ge neration überznwälzen. Italien. — Ter Ministerpräsident Giolitti schwenkte in seinen üblichen programmatischen Erklärungen, gleich seinem König, in dem vielbesprochenen Schönbrunner Depeschcn- wechsel, über den Dreibund mit einer ganz allgemeinen Phrase hinüber, ohne itm besonders zu erwähnen. Aller dings nannte er auch keine andere Macht, ließ aber durch leuchten, welch warme Freundschaft Italien zu bcgcn imstande sei. Frankreich. — Der Ministcrrat beschäftigte sich mit dem Plane einer internationalen .Konferenz zur gegenseitigen Unterdrückung von Defraudationen in allen Ländern, in denen eine Ein kommen- nnd Erbschaftssteuer in irgend einer Form besteht. Großbritannien. — Während eines Marsches einer englischen Truppen- abteilnng von Kairo nach Alexandrien betraten fünf Offi ziere ein bei Tanta gelegenes Dorf, nur Tauben zu schießen. Die -Offiziere wurden aber von den Dorfbewohnern ihrer Waffen beraubt und mit Knüppeln tätlich angegriffen. Drei -Offiziere wurden schwer verletzt; von ihnen ist ein Hanpt- mann den erlittenen Verletzungen erlegen. Die Unter suchung ist eingeleitet. — Der Häuptling Sigannnda aus Durban ist mit dem ältesten Sohne in Nkandlstia gefangen genommen und in das englische Lager cingcliefcrt worden. Svanit-n. — Die Negierung bat sich an den schweizerischen Bnndesrat mit einem Gesuche um Verlängerung des Handelsprovisoriums getvandt, aber unter der Bedingung, daß die neuen Zölle vom 1. Juli ab in Kraft treten. Di" Antwort lautete ablehnend. Sollte Spanien auf seinem Standpunkte beharren, so wäre der Zollkrieg unvermeidlich. — Nach amtlichen Erhebungen sind durch das Bomben- attentat in Madrid 31 Menschen getötet worden bezw. ihren Verletzungen erlegen. 9 Verwundete sind noch in Leben'-