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6. Jahrgang Nr. 135. Sonnabend, den 16. Juni 1866. »rslyemt »«ch». «it «u.nahml- d«r «rx'N. u ^-tttaüe »«»»<,«»»»!» , »i.rteli. »««.»«»»., f.Oeslerr. «8rSSK vefteoäeld). Bct all. and. Po ftanIiaUenU. Zeitung-r, »" ->« R-darnsn*.«vre vttunde: 11 IS Nh» Wl 0»rd»r>slgti csgediLtt l. WsMett. «rcdl«. sreidett. I «"den die «gespail. PekitzeNe oder deren Raum l 8 ^, Reklame m, SU ^ die Zeile, bareLn.. Wiedrch. bedeul.Hada tt «,n,oe»ik«»r,, «»dakttsu ..ud tzkelchaktSftell«; De»»».» ^'illnilree kkeod« - ^ernidrech-^ l»üq. 2ur SVOjslirigen Zudslseier ües keil. Senno, Skeliosr ru Men. Wenn so mit ihrer ganzen Wonne, In ihres Glanzes voller Pracht Aus Aethersblau die Frühlingssonne Hinein in's schöne Sachsen lacht, Jn's Sachsenland mit seinen Triften, Mit seinen Wässern, Wäldern, Höh n, Und Thälern, Gründen, Felsenklüsten, So lieb und reizend, hold und schön, Denk' ich: So hat Sich's Gott gedacht, Als Ec dies Stücklein Welt gemacht. Ein menschenfreundlich Fleckchen Erde Wie dies sollt' aus dem Nichts ersteh'n, Als Er sein mächtiges: Es werde! Gesprochen einst auS Himmelshöh'n, Nicht jene Wildnis, die sich legte Jahrtausende aus dieses Land, Wo Molch und Ungetüm sich regte Und Stürme tobten wutentbrannt. So ward's erst, als des Schöpfers Fluch Erging aus Satans Lug und Trug. Mühselig nur gelang «, zu dringen Jn's wüste Dickicht und Gestein, Der Wildnis Boden abzuringen, Dem Boden Wachstum und Gedeih'n, Bis dann vom Liebreiz grüner Fluren Besiegt des Woldgestrüppes Macht Und von des Menschenfleißes Spuren Verdrängt der Wildnis öde Nach«, Und Burgen man sich sah erheben Und Dorf und Stadt zu regem Leben. Doch war des Himmels Fluch gewichen Noch nicht aus unsrem schönen Land, Des Satans Macht noch nicht erblichen. Der Götzen-Gr uel nickt verbannt. Des Segens Strom, durch den entkräftet Vor mehr als tausend Jahren schon Den alten Fluch — an s Kreuz gehesiet In seinem Blut — der Gottessohn, Er könnt' nur langsam vorwärts dringen, Der Menschen Herzen zu bezwingen. In diese Vorzeit uns rer Lande, Da richtet heut' sich unser Blick, Wir schau'n im festlichen Gewände Ans acht Jahrhunderte zurück. Sankt Benno seh'n von Ort zu Orte Umher in Gottes Geist wir zieh'n, Und ein in Sachsens gold'ne Pforte Tritt unser Fürstenhaus Wettin, Um fort und fort seit jenen Tagen Des Landes Szepter nun zu tragen. * Wenn hent' zn uns hecniedcrstiege Sankt Benno in das Sachsenland, Er, der einst an der Fücstenwiege Des Wettin'schen Geschlechtes stand, Welch' schmerzliche Gefühle würden Wohl da berühr'n den treuen Hirten! Und doch — auch ungetrübte Freuden, Die er vielleicht sich nicht versprach', Wücd' ihm ein Ging durchs Land bereiten, Nicht trüb nur wär' sein Bischofsweg. Nur Eines wäre ihm nicht neu: Das Fürstenhaus aus WettinS Stamme, Umstrahlt von alter Sachsentreu Und von der Liebe hehrer Flamme; Wettin hat Alles überdauert. An ihm ist Nichts, was er betrauert. Und war's nicht Wettins Frömmigkeit, Die sich geregt für Bennos Ehre, Bis daß trotz aller Spötter Neid Erhoben er auf die Altäre?! Und dieser echte, fromme Sinn. Der Wettins Haus stets hat geehrt, Ec blüht noch heut', ist nicht dahin Hat sich in Freud und Leid bewährt. O heit'ger Benno, so erbitte Uns huldvoll denn bei Gottes Sohn, Daß Du auch in der ärmsten Hütte Geehrt seist wie auf Wettins Thron, Ja, eine wie vor Zeiten wieder Des Sachsenlands getrennte Brüder! Die historische Wahrheit über den hl. Benno. Das in Dresden bei Franz Sturm erschienene Büchlein: „Die Wahrheit über Bischof Benno, zum 16. Juni 1906" ist wirklich eine herzlich unbedeutende Schrift und ihr süß licher Predigertou macht sie nicht geschmackvoller. Redens arten wie „Liebe katholische Brüder und Schwestern" — „Mit christlichem Brudergrnß" und andere stehen in« selt samem Widerspruche mit dein, tvas der Verfasser eigentlich durch sein Schriftchen bezweckt, und das ist nichts anderes, als die Katholiken abwendig zn machen von Lehren ihres Glaubens, zu denen auch die gehört, daß es recht und heil sam ist, die Heiligen zu verehren und anzurnfcn. Es wird darin in klaren Worten die Logik des Evangelischen Bundes vorgctragen" Wir mögen den Ultramontanismus be kämpfen und den Katholizismus, das römische Lehr- shstem ablehnen, euch Katholiken befehden wir nicht." (S. 4.) In Wirklichkeit heißt das: wir Nxihreu uns daS Recht, alles das zu beschimpfen, was euch heilig ist, woran ihr mit Liebe und Ehrfurcht hängt, aber glaubt nur, euch wollen wir nicht wehe damit tun. Ein Heller Sinn und ein aufrichtiges Gemüt wendet sich mit Abscheu von solchen Redensarten ab und darum wird auch der Verfasser des Büchleins bei seinem versuchten Gimpelfänge wenig Glück haben. Ebenso wenig ehrlich verfährt der Verfasser in dem historischen Teile seines Schriftchens. Zunächst bietet er das Lebensbild des heiligen Benno nach der 1887 erschienenen Schrift des früheren Dresdner Superiors Will, wiewohl er wissen könnte, daß man längst ans katholischer Seite aner kannt hat, daß dieses wohlgemeinte Büchlein den Legenden ballast weiterschleppt, der um die Person des heiligen Benno sich gelagert hat. Es ist nicht jedermanns Sache, kritische Geschichte zn schreiben, und Will fußt im besten Glauben auf Einser, den er fiir eine unverfängliche Quelle ansah. Den« neuesten katholischen Biographen Bennos, dem Prälaten Klein, muß der Verfasser es nachrühmcn, daß er erliste Kritik geübt und das Unhaltbare der Legende über den Meißner Bischof nicht in dessen Lebensbeschreibung ausgenommen hat. Es wäre darum auch loyal gewesen, wenn er die kurze Lebensskizze Bennos nach der Darlegung voii Klein vorgeführt hätte. Es ist fernerhin durckxms unstatthaft, wenn der Ver fasser die „lieben katholischen Brüder und Schwestern", an die er seine salbungsvolle Epistel richtet, glauben machen will, Prälat Klein habe „die Wunder, die er (Benno) bei Lebzeiten und nach seinem Tode verrichtet haben soll . . . als bloße Sagen und Dichtungen anerkannt" (S. 14). Wir lesen vielmehr in dem Buche des Dresdner Prälaten auf S. 17 folgendes: „Noch ein Wort über die Wunder, die ja in dem Leben der Heiligen oft eine so große Nolle spielen. Ihnen ganz aus dem Wege zu gehen, wäre unzulässig, weil es einer Leugnung des Zusammenhanges der natür lichen mit der übernatürlichen Welt glcichkäme .... Die Konstatierung von Wundern bei der Kanonisation ist Sache der kirchliche:: Autorität; der Bericht über dieselbe gehört aber eigentlich nicht mehr in das Leben des betreffenden Heiligen." Das lautet dock) ganz anders. Der Verfasser wiederholt über den ersten Biographen Bennos Einser die alte Anklage, daß seine Angaben „er dichtet und ersonnen .... ein Erzeugnis der Phantasie und der bewußten Fälschung" seien. Diese Anklage ist un gerecht im höchsten Maße; das Nichtige in dieser Frage trifft der bekannte protestantische Kirchenhistorit'er Professor Dr. Kaweran in Breslau, wenn er über Einser schreibt: „Daß er nm dieser Arbeit (das heißt das Leben Bennos) willen den Vorwurf bewußter Fälschung verdiene, läßt sich bezweifeln, jedenfalls ist sie als unkritisch und Phantastisch zn bezeich nen." Tie historische Kritik ist überhaupt erst ein Kind der neueren Zeit; man darf Einser keinen Vorwurf daraus machen, wenn er in naivem Glauben manches hinnahm, iuas die spätere Forschung als unhaltbar erwies. Er schreibt eben zn Ansang des 16. Jahxhunderts und nicht des 20., nicht besser, aber auch nicht schlechter als seine Zeitgenossen. Ter Verfasser der Schrift „Die Wahrheit über Bischof Benno" versichert, er habe „so ziemlich alles gelesen, uxis alte und neue Schriftsteller, Katholiken und Protestanten, über Benno geschrieben haben, von Hieronymus Einser bis auf Machatschek und Eberhard Klein, von Seyffarth bis Langer und Hauck, Benz und Blanckmeister". Das klingt fehl vertrauenerweckend, aber trotzdem können wir seine Stu dien über Benno nicht als besonders gründliche ausprechen. Er könnte sonst nicht schreiben: „Als 1073 die Sachsen sich gegen den Kaiser (Heinrich IV.) erhoben, da schloß sich Benno der Verschwörung an." Benz (Tie sächsischen Bischöfe im Jnvestitnrstreit — eine Leipziger Toktordissertation) dagegen schreibt: „Wir können demnach feststellen, daß Benno an den Anfängen des sächsischen Aufstandes nicht be teiligt nnr" (S. 3). Der Verfasser schreibt ferner: „Als Heinrich die Ausständigen bei Hohenburg 1075 besiegt hatte, nahm er unter anderen auch Benno gefangen; das )var die Strafe für seinen Hochverrat. Nachdem Benno dem Kaiser Treue geschworen, nxtrd er entlassen. Gehalten lwt Benno diesen Eidschwur nicht. Er gehörte zn denen, die 1077 auf dem Fürstentage zn Forchheim die Absetzung des vom Papste gebannten Kaisers aussprachen und Rudolf von Schnoben znm Gegenkönig wählten. Im Jahre darauf ward Benno znm zweiten Male von Heinrich gefangen genommen und drei Jahre in Haft behalten." Wahrheit nun ist folgende?: Trotz der strengen Neu tralität, welche Benno an dem Streite der Sachsen mit dem deutschen Könige beobachtet hatte, nahm Heinrich IV. 1075 Benno gefangen, eben weil er nicht Hilfstruppen ihm ge sandt hatte. Der Chronist Lambert von Hersseld bezeug: aber, daß Benno wegen seiner den Kirchcngesetzen entspre- chenden Armut dazu nicht im stände gewesen sei. Ans dieser ungerechten .Haft entfloh Benno mit anderen sächsischen Gro ßen, als sie znm Reichstage in Mainz 1076 vor dem Könige erscheinen mußten. So berichtet der sächsische Chronist Bruno, dessen Angaben nach dem Urteile des Protestanten Meyer von Knonau „ohne Zweifel glaubwürdiger" sind als die Erzählung Lamberts von Hersseld, nach welcher der König die Gefangenen selbst entlassen habe, nachdem sie ibm Treue versprochen. Benno kehrte in sein Bistum zurück und hielt sich wie bisher fern von aller politischen Partei nahme. So beteiligte er sich auch nicht an der Königsrvahl zn Forchheim. Keine Quelle nennt seinen Namen unter den an dieser Staatsaktion Beteiligten. Es ist pure Gs- schichtskonstruktion, die Benno zn einem der Wähler Rudolfs von Schwaben machen will; nicht der geringste Beweis liegt dafür vor. Von einer zweiten Gefa»gensck)aft Bennos, die drei Jahre gedauert haben soll, weiß die Geschichte nichts; es unterliegt keinem Zweifel, daß er bis zum Jahre 1085 ruhig in Meißen seines Hirtenamtes walten konnte. So also ist es mit dem „Trenbrnch" beschaffen, den Benno an geblich gegen den deutschen König begangen haben soll. Während des Jahres, das Benno in der GefangeuschaU verbrachte, entbrannte der gewaltige Streit zwischen Hein rich I V. und Papst Gregor VI l. Für einen Bischof, der sich seiner Pflicht gegen das Oberhaupt der Kirche stets bewußt uxir, wie Benno, tonnte es nicht fraglich sein, auf Nx'ssen Seite er sich zu stellen hatte. Er war überdies ein begeister ter Eiferer für die Reform des vielfach Pflichtvergessenen Klerus und unterstützte darin die Bestrebungen Gre gors Vll. aufs kräftigste. Hier Uxir eine Neutralität nicht möglich, wie in dem politischen Streite, dessen vorher ge dacht wurde. So beteiligte sich denn Benno mit den ande ren sächsischen Bischöfen an der entschiedenen Stellungnahme gegen den erkommunizierten König auf der Synode in Qued linburg 1085. Tie Antwort aus deren Beschlüsse erteilte der damals auf der Höbe seiner Erfolge stehende Hein rich I V. dadurch, daß er die daran beteiligten Bischöfe von ihren Sitzen Vertrieb und schismatische Bischöfe an deren Stelle setzte. So mußte denn Benno aus Meißen fliehen, ungefähr zu derselben Zeit, wo auch Gregor VIl. in der Verbannung starb unter den Worten: „Ich habe die Ge rechtigkeit geliebt und das Unrecht gehaßt, darum sterbe ich in der Verkennung." Zwei Jahre blieb Gregor 5'I I. ohne rechtmäßigen Nach folger, während der Gegenpapst neue Anhänger gewann unter ihnen viele, die sich in der namenlosen Verwickelung der Verhältnisse nicht mehr znrechtsanden und der Täuschung verfielen, jetzt könne Clemens III. wohl als legitimer Papst angesehen werden, da sonst der Stuhl Petri als vernein er scheinen müßte. Unter diesen Getäuschten befand sich auch Benno, der während seines Erils, vermutlich in Italien, mit dem Oiegenpapste in Berührung gekommen «rer. Hein rich IV. ließ nun den von ibm eingesetzten Pseudobischof von Meißen Felir, einen geborenen Böhmen, unbedenklich fallen »nd Benno konnte in seine Diözese znrückt'chren. Wohl ziemlich gleichzeitig mit der Rückkehr Bennos nach Meißen im Jahre 1088 machte Heinrich IV. über die Köpfe des Oiegenpapstes und der von ihm kreierten Bischöfe seinen Frieden mit den rechtmäßigen sächsischen Oberhirten. Er begnügte sich von ihnen in politischen Dingen Gehorsam zu verlangen, während er ihnen in den kirchlichen Fragen volle Freiheit ließ. Sie bewährten sich alle, Benno in erster Linie, als treue Anhänger des legitimen Papstes Urban II. und führten mit nachhaltiger Kraft die Resormideen Gre gors VII. in ihren Diözesen durch. Trotzdem blieb Hein-