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Beilage z« Rr. 128 -er „Sächsische« Volkszeitung" vom 7. Juni IVOS. rssävu-^ Hl. kinir»r. sie?. ev-KmIM ituosen 33 , vler«!»». l.siprlg l-msn: l Flasche ^1.55 . ^«1.40 Kirsch . -«3 00 ter - 1.30 Krug ^3.00.3.00 !4) Krug 1.10 it. Fl.-«2 00. 1.10 X). 5 00,6.-?». 10.00 ). 3.00. 4 00, 6 00 1. 8.',0. .', 00 vergüte ich für estlichkeiten 7,o iss. o :i se Ir. 25 Sorten, Baum- leiS, Pückler. ek. insen. ahmungen i Entwürfen eldet. ustraße 7L ökne t«>-.. ^ Ir. 7 2U Uosb- i I Nil«! SI» chittg trs^e 79. : Qualität die en abzugeben: «en» n re. -— «frei. 4« Bellopo Die Mischeheuftatiftik «r,d ihre Lehren. 1'. Krose 8. ck. hat nachgewiesen, daß die Zahl der Ka- tholiken im deutschen Reich die der Protestanten erreichen oder doch bald erreichen müßte, iveil einerseits die Geburten bei den Katholiken zahlreicher als bei den Protestanten sind und andererseits mehr Katholiken nach Deutschland ein wandern (besonders Italiener und Oesterreicher) als Prote stanten, während unter den Auswanderern aus Deutschland die Protestanten zahlreicher sind als die Katholiken. Die Uebertritte vom Katholizismus zum Protestantismus und umgekehrt dürften sich numerisch ungefähr gleich bleiben. Wenn dennoch die Katholiken hinter den Protestanten an Zahl immer mehr Zurückbleiben, so könne dies seinen Grund nur in den Mischehen haben, weil die meisten Kinder ans diesen Ehen Protestantisch werden. Das geht auch aus einer Aufstellung hervor, die wir in der „Frankfurter Zeitung" finden, wo sie allerdings nach einer anderen Richtung, zur Bekämpfung der konfessionellen Schule, ausgebeutet wird. Die Aufstellung erstreckt sich auf die katholisch-protestan tischen Mischehen im Königreich Preußen. Es heißt da: Jede elfte Ehe, welche in den letzten Jahren in Preu ßen geschlossen wurde, ist eine Mischehe. Im Jahre 1904 wurden 294 732 Ehen überhaupt eingegangen, davon 25 573 — 8,7 v. H. evangelisch-katholische Mischehen. Im Jahr fünft 1876-1880 betrug deren Zahl nur 14 358 — 6,8 v. H. der Eheschließungen. In allen preußischen Provinzen ist die Zahl der evangelisch-katholischen Mischehen gestiegen. Nur in Posen, West- und Ostpreußen ist eine Abnahme festzu- srellen. Es ist naheliegend, daß für diese Erscheinung reli giös-politische Gründe mitgclvirkt haben. Die meisten Mischehen werden da geschlossen, wo die Konfessionen keine abgeschlossenen Gebiete mehr beherrschen, z. B. in der Stadt Berlin und in den Provinzen Schlesien und Hessen-Nassau, wo jede siebente Eheschließung kon fessionell gemischt ist. -- Obwohl Preußen ungefähr nur halb so viel Katholiken als Protestanten zählt, gehen doch die katholischen Männer im Vergleich zu den evangelischen absolut und relativ mehr Mischehen ein. So wurden im Zeitraum 1896-1900 im Jahresmittel 12 501 Mischehen zwischen katholischen Männern und evangelischen Frauen und nur 11 246 Misch ehen zwischen evangelischen Männern und katholischen Frauen geschlossen. Es erklärt sich dies daraus, daß im allgemeinen die konfessionelle Minderheit mehr Misch ehen eingeht, als die konfessionelle Mehrheit. Es zeigt sich dies besonders, wenn nun: die einzelnen Provinzen berück sichtigt. Es gibt mehrere Provinzen, wo die katholischen Männer öfter evangelische Frauen heiraten. Es sind das die Provinzen Schleswig-Holstein, Brandenburg, Pom mern und die Stadt Berlin. Dagegen nahmen im Jahre 1903 in der Rheinprovinz nur 6 Prozent der eheschließen- den katholischen Männer evangelische Frauen, während 20 Prozent der evangelischen Männer katholische Frauen wählten. Was die bestehenden konfessionellen Mischehen anlangt, ' so wurden bei der Volkszählung im Jahre 1885 104 961 Mischehen zwischen evangelischen Männern und katholischen Frauen gezählt gegen 148 608 im Jahre 1900, ferner im Jahre 1885 126 086 Mischehen zwischen katholischen Männern und evangelischen Frauen gegen 172 665 im Jahre 1900. Der Anteil der Mischehen an der Zahl der stehenden Ehen ist von 6 Prozent im Jahre 1885 auf 5,6 Prozent im Jahre 1900 gestiegen. Ob die protestantische oder die katholische Kirche den Hauptvorteil von den Mischehen hat, läßt sich erst er messen, wenn man die konfessionelle Erziehung der Kinder aus den Mischehen untersucht. Auch hierüber gibt die preu ßische Statistik Auskunft. Bei der Volkszählung im Jahre 1900 wurden 115 838 Mischehen zwischen evangelischen Männern und katholischen Frauen gezählt, in denen Kinder im Haushalt ihrer Eltern lebten, und zwar 315 189 an der Zahl. Von diesen Kindern waren der Religion ihres (evangelischen) Vaters gefolgt 174 994 — 56 Prozent, und der Religion ihrer (katholischen) Mutter nur 140 196 — 44 Prozent. Sehr bemerkenswert sind die Ergebnisse für die 134 806 Mischehen zwischen katholischen Männern und evangelischen Frauen mit anwesenden Kindern. Hier waren nur 154 409 — 43 Prozent der Kinder der Religion ihres (katholischen) Vaters gefolgt rmd 206 959 — 57 Prozent Müder der Religion der (evangelischen) Mutter. Also einerlei, ob in den Mischehen der Vater oder die Mutter evangelisch ist, immer hat die evangelische Kirche den Vor teil, indem in beiden Fällen 56 bis 67 Prozent der Kinder der evangelischen Konfession zugeführt werden. Die Stati stik beweist also, daß in den evangelisch-katholiscku'n Misch ehen die Kinder nicht je zur Hälfte den beiden Konfessionen zu Gute kamen, daß vielmehr ein Teil der Kinder stets der katholischen Kirche verloren geht. Diese nachteilige Lage hat also die katholische Kirche trotz ihrer strengen Bestimmungen, welche sie den konfessionell gemischten Eheleuten bei der Trauung auserlegt, nicht zu verhindern vernlocht. Die Ver hältnisse haben sich in neuerer Zeit bei den Misckxche» zwischen katholischen Männern und evangelischen Frauen gegen früher für die katholische Kirche noch verschlechtert. Denn im Jahre 1885 waren nur 53 Proz. der Kinder der evangelischen Mutter gefolgt, im Jahre 1900 dagegen 57 Prozent. Die Statistik der Mischehen lehrt, das; diese Ehen in steter Zunahme begriffen sind. Die offizielle preußische Ver öffentlichung hebt deshalb mit Recht hervor, „daß das ver schiedene Religionsbekenntnis als Ehehinderungsgrnnd mehr und mehr in Wegfall kommt". Nu» Studt «uv Lund. — * Den sechsten volkswirtschaftlichen Kursus mit dem Zwecke, Arbeiter zu erfolgreicher prak tischer Tätigkeit als Vorstandsmitglieder, Schriftführer, Vortragsreduer, Diskussionsredner, als Mitarbeiter an der Arbeiterpresse, als Leiter von Zahlstellen, Genossenschaften. Kranken, und Sterbekassen, als Beisitzer von Gewerbegerich ten, eventuell auch als freigestellte Arbeiter- und Gewerk- ' schaftsfekretäre auszubildeu, veranstaltet die Zentralstelle des Volksvereins in den Tagen vom 6. August bis 13. Okto ber in M.-Gladbach. Derselbe wird folgende Gegenstände behandeln: Die wichtigsten gesetzlichen Bestimnmngen, Or ganisation und Aufgaben der Versicherungs- nnd Arbeiter- schutzgesetzgebung. Die Entwickelung der Volkswirtschaft im allgemeinen und der deutschen Volkswirtschaft im besoirde- ren. Entwickelung und Grundzüge der Arbeiterfrage und die Bestrebungen zu ihrer Lösung. Die Organisation der Unternehmer. Grundsätze der Handlverkerfrage. Grund sätze der Agrarfrage. Die Verfassung des deutschen Reiches und der wichtigsten Einzelstaaten; das Wichtigste aus der Steuerlehre. Wohnungsfrage, koimimnale Sozialpolitik. Gebühren werden für die Teilnehmer am Kursus nicht er hoben. Dagegen haben die Teilnehmer die durch die Aus gaben für Kost und Logis, Lehrbücher usw. entsteheichen Kosten (75 bis 80 Mark monatlich) selbst bezw. die entsen dende Organisation zu tragen. Die Teilnehmer müssen eine gute Schulbildung, sowie eine natürliche Redegabe besitzen. Sie müssen ferner bisl>er schon in der Arbeiterbewegung irgendwie tätig gewesen sein «ls Kassen- oder Rechnungs führer, Schriftführer von Vereinen, als Vortragsredner. Diskussionsredner in Arbeiter- oder Gewerkvereinen und eine gewisse soziale Vorbildung aufweisen. Anmeldungen zum Kursus möge man spätestens bis zum 20. Juni an Ge neraldirektor Dr. August Pieper, M.-Gladbach, richten. Der Anmeldung ist beizufügen: Ein kurzer, selbstverfaßtec und selbstgeschriebener Lebenslauf: darin ist besonders an zugeben, in welchen Berufen und wo man tätig gewesen, seit nxinn und in welcher Gewerkschaft inan organisiert ist, in rvelchen katholischen Vereinen man Mitglied :oar und wie man sich in der organisatorischen und agitatorischen Klein arbeit betätigt hat: ein ärztliches Gesundheitsattest: ferner sind solche Personen namhaft zu machen, bei denen die Zen tralstelle über Charakter und Fähigkeit der sich Meldenden Erkundigungen einziehen kann, und cndl'ch ist der Nachweis zu erbringen, daß die notwendigen Mittel zur Deckimg der entstehenden Unkosten vorhanden sind. Ten Teilnehmern am Kursus können seitens der Zentralstelle des Volksvereins durchaus keine Aussichten oder Zusagen bezüglich sofortiger oder späterer Anstellung als Arbeitersekretäre gemacht wer den. Demgemäß ist zu beachten bei der Auswahl der Teil nehmer, daß dieselben nach Beendigung des Kursus sofort wieder eine Arbeitsstelle finden. —* Wie bereits mitgeteilt, genehmigte der Rat 15 669 813 Mark für die Eirichtung eines städtischen Schlacht- und Vieh Hof es. Die Gesamtanlage ist für eine Bevölkerungsziffer von 600 000 Einwohner und unter der Annahme geplant, daß der Fleischbedarf für den Kopf der Bevölkerung dem jetzigen gleich bleibt oder sich mir um weniges steigert, sie kann aber unter derselben Annahme ohne weiteres für eine Bevölkerungsziffer von 1 000 000 erweitert werden. —* Auf das Preisausschreiben der „Allge meinen Fleischer-Zeitung", das 1000 Mark für die besten Beantwortungen der Frage: „Wie wird Fleisch am v orteil- lichtesten für den bürgerlichen Tisch zubereitet?" aussetzte, sind nicht iveniger als 523 zumeist auf gründlicher Sach» künde und Erfahrung beruhende Bewerbungsschriften ein- — 84 — lxrbe seine Braut ihrem Schutze anvertaut, und nur auf seinen Wunsch würde sie ihre Schutzbefohlene aus ihrem Hause entlassen und sie nach Rom, dem sie bei Nacht heimlich entflohen, zurückschicken. Dolores kocht innerlich vor Zorn. Wer als Mist Harrison und Brundhilde spät abends bei strömenden: Regen und dickem Nebel in die finstere Nacht hinausfahren — da gibt sie sich schnell zufrieden und wickelt sich behaglich in ihre warme Bettdecke, um sofort einzuschlafen. io. In der „Villa Remus" draußen vor der Porta Pia in Rom herrscht die ungemütlichste Stimmung. Seit Miß Harrison die „Villa Nomulus" nebenan verlassen hat — heim lich, ohne der Dienerschaft ihr Reiseziel mitzuteilen, fast ebenso heimlich, wie vorher Dolores Arevallo — seitdem bekommen Ninella und Marietta von ihrem Vater kein gutes Wort mehr zu hören. Nur Beppino als einziger Sohn erfreut sich! hier und da noch eines freundlichen Blickes. Marietta fügt sich nach wie vor stillschtveigend all den Wünschen ihres Vaters — wenn sie oft auch vor Angst bebt bei seinen Schmähungen. Ninella jedoch opponiert ihm jetzt ganz offen, während sie sich früher mit leisen spöttischen Bemerkungen oder verächtlichen: Achselzucken begnügte. Be- sonders, wenn Bernardo Rosso auf Miß Harrison schinchft, so nimmt das Mädchen sie stets in Schutz. Ueberhaupt ist mit Ninella eine eigentümliche Wandlung vor sich ge gangen. Sie erscheint älter, gereifter: selbst ihr ehedem erschreckend mageres Gesicht beginnt, sich zu runden. Auch zeigt sie plötzlich eine besondere Vorliebe für die Malerei und auch darin wieder hauptsächlich für jene Bilder, die Pro fessor Wallhoff kopiert. Stundenlang streift sie oft in den Museen und Gale- rien umher, bloß um einen Blick auf die Leinwand zu werfen, auf welche er in verkleinertem Maßstabe ein berühmtes Meisterwerk Tizians oder Raffaels kopiert. Tagelang kann sie glücklich sein über ein freundliches Wort aus seinem Munde. Bernardo Rossos scharfer Blick hat sehr bald bemerkt, mit welcher Be wunderung seine Tochter zu dem Professor emporsieht: auch ,nit Genugtuung bemerkt, daß der berühmte Mann bei gelegentlichen Begegnungen auf Gesell schaften sich mehr mit Ninella, als mit irgend einer anderen Dame unterhält. Jetzt dagegen hat er keine Zeit, über die Herzensangelegenheiten seiner ältesten Tochter nachzudenken. „Wo ist Miß Harrison? Wo Dolores Arevallo? Dieser Gedanke be schäftigt ihn ganz und gar. Wiederlwlt lxttte er versucht, durch List oder auch durch Brutalität die Adresse von Günters Eltern „droben im kalten Norden" zu erfahren — sowohl von Le rDienerschaft der „Villa Romulus", wie auch von Professor Wallhoff. Vergebens. Der Professor schwieg konsequent, und die Dienerschaft wußte die Adresse wirklich nicht, oder wollte sie Bernardo Rosso gegenüber nicht wissen. Fatal! Ueberaus fatal! Beide Geldquellen plötzlich verstopft. Und keine Aussicht, eine derselben sobald wieder flüssig zu machen. — 81 — Günter ist doppelt glücklich darüber. Nicht nur, daß er dadurch der Vereinigung mit den: geliebten Mädchen bedeutend näher rückt — wie mit Zlllgewalt zieht es ihn auch wieder nach Rom: hin nach der „ewigen Stadt", die schon in seinen Kinderträumen eine so große Rolle spielte: hin nach jenen: Ort, wo er sich dem ersehnten Ziel, ein ttickstiger Maler zu werden, bereits um ein Stückchen näher fühlt. Dieser selbstgewählte Künstlerberuf ist der einzige Wunde Punkt in dem friedlichen Zusammenleben anf „Waldruhe". Die alten Horsts können und wollen den Gedanken nicht aufgeben, ihren Sohn dereinst auf ihrem Gute herumwirtschaftcn zu sehen. Und Dolores? Für sie bedeutet die Kunst überhaupt nichts. Mit einem spöttischem Wort oder einem verächtlichen Achselzucken geht sie jeder Erörterung aus dem Wege. „Pah — Maler! Maler!!" Auch Miß Harrison begreift nickst, wie jemand die ruhige Existenz eines Großgrundbesitzers gegen den unsicheren Künstlerberuf austauschcn kann. Und Ilse und Trndi stehen naturgemäß anf Seiten der Eltern. Nur eine tapfere Fürsprecherin hat Günter, und sie wiegt alle auf — Brunhilde. Das sonst so ruhige, gelassene Mädchen gerät in einen Ivahren Feuer- eifer, sobald das Gespräch auf dieses Thema kommt. Mit einer Begeisterung, einer Beredtsamkeit verteidigt sie die hehre Kunst, daß Günter oft voll Be wunderung in die strahlenden grauen Augensterne blickt. Aber auch voll tiefsten Mitleidens. Ein Mädchen mit einer solchen Feuerseele, mit solch flammender Be geisterung für alles Schöne, soll hier verkommen zwisck>en den Kühen und Hühnern, dem Butterzubereiten und Früchte-Einlegen — in den: ganzen langweiligen Einerlei der Landwirtschaft? Dann Pflegt er wohl innig zu sagen, indem er die sckstanke, wohlgesormte Hand seiner Cousine herzlich drückt: „Wenn ich erst mit Dolores verheiratet bin, dann kommst du zu uns nach Nom. Hilde! Dann sollst du alles das sehen, wonach unbewußt dein Herz schon jetzt verlangt!" Gewöhnlich schlveigt sie auf solche Worte. Nur einmal hatte sie mit ettvas schmerzlichen: Lächeln geantwortet: „Vielleicht wer weiß!" Der Abschied zwischen Günter und Dolores ist kein allzu tränenreicher. Der junge Mann »veiß seine Braut gut aufgehoben in: Hause seiner Eltern. Und Dolores kann, trotz der stets gleich bleibenden, bei jeder Ge- legenheit bewiesenen großen Liebe ihres Bräutigams zu ihr das Gefühl nicht los werden, daß eine, wenn auch nur ganz kleine Entfremdung sich zwischen sie geschlichen hat. Vielleicht, weil alle in „Waldrnhe" ihn besser verstehen, als seine Braut. Am besten Brunhilde. Nicht, daß auch nur ein Fünkchen von Eifersucht in dem Herezn der kleinen Kreolin aufzuckt. Nein, für sic steht das ruhige, große D-ädchen mit der Wal küren gestalt und der stolzen Gelassenheit, so hoch, sie erscheint ihr so ^ „Drunhilde Isenburg." « »' 't 21