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es denn endlich einmal mit dieser unglaublichen Gleich gültigkeit ein Ende haben? — Herzog Georg von Meiningen verbringt nach dem „Bert. Tagebl." den Tag seines 40 jährigen Regierungs- jubiläums in seinem bescl>eidenen Landhause auf der zwischen Königsee und Obersee gelegenen Salletalpe. Mit Rücksicht auf die zahllosen Ehrungen und Glückwünsche, die ihm an seinen« 80. (Geburtstage, den er erst vor kurzen« ge feiert l>at. zuteil geworden sind, l«at sich der Herzog alle Be glückwünschungen zu seinem jetzigen Jubiläum verbeten. Auf diesen seinen ausdrücklichen Wunsch nehmen auch alle amtlichen und halbamtlichen .(Kundgebungen Rücksicht. — Tie „Deutscl)e Tagesztg." kündigt als ihr nächstes Ziel in der Börsengrsetzgebung die Hinzufllgung der bis herigen fehlenden Strafbestiminungen und die Einführung des Teklarationszwanges an. Sollte ein derartiger Ver such. so schreibt das Blatt, zu unserem Bedauern mißlingen, so «vürden wir es allerdings als unsere Pflicht ansehen müssen, alles mögliche zu tun, um die Erledigung des Ge setzes zu hindern. — Ter „Korrespondenz Woth" wird von angeblich gut unterrichteter Seite versichert, daß Verhandlungen einge leitet worden sind, um das Oberkommando der Schutz- truppen von der Kolonialabteilnng abzutrennen, daß aber diese Verhandlmlgen noch nicht zum Abschluß gebracht wer den konnten, obwohl Grund zu der Annahme vorliegt, daß sie iioch zu einen« günstigen Ergebnisse führen werden. — Die angesehenste Vertretung der Berliner Grund stücksmakler erklärt im heutigen Wochenbericht, daß im Berliner Hhpothekengeschift Verhältnisse Platz gegriffen hätten, welche die Situation in dem Pommernbankkrach noch in Schotten stellen. Der „Franks. Ztg." wird geschrieben: „Ein nettes Gegenstück zu den hohen Preisen, deren sich die Firm. Tippelskirch beim Kolonialamt erfreute, bilden die Liefe- rungsbedingunge:«. die neuerdings «ninder beglückt.'«« Sterblichen zugemutet worden sind. Tas Oberkommando der Schutztruppe in Südlvestafrika verlangt zur Kranken pflege für Unteroffiziere lind Mannsck>afteil deutschen Rot wein, der wegen seinen Tanningehaltes für sanitäre Zwecke bevorzugt wird, unter (Garantie der Tropensick-erheit. Nach einen« Nnndschreiben, das an die Winzervereine versandt wurde, sollen derartige Weine frei Schiff .Hambnrg in See- Verpackung von je zwölf Flasclien auf eine Kiste zum hor renden Preis von — 80 Pfg. geliefert werde». Die Un kosten für Flasck>e, Kork, Kapsel, Pasteurisierung, Etikette, Einwickellxipier und Strohhülse, Abfüllen und Verlust, See kiste, Fracht bis .Hamburg und dort Uebertvachung beiin Verladen stellen sich »ach einer uns vorliegenden fachmänni- sck-en Berechnung auf durchschnittlich 00 Pfennig, so daß also für den Wein selbst (U Liter) der getvaltige Betrag von 18 Psennig pro Flasche übrig bliebe, und überdies müsseii die Liefernden de» Wein ein Jahr lang zur Verfügung lxiltenl Es ist klar, daß dabei von einer Deckung der Selbst kosten, geschweige denn von eiisen, Verdienst der Prob»- zenten nicht die Rede sein kann. Nicht einmal Aepfelwein würde das Schntzkommando zu solcl>en Bedingungen er halten können." — Es «st eine Ironie auf die Bemühungen „staatserhaltender" Kreise, die nach Schuh für den in der Tat vielfach notleidenden Kleinwiiizerstalid rufen. — Zum Z»sammr»schl»ß der Koiiscssionei« gegen den Unglauben l>at bekanntlich der Kaiser in Breslau aufge- rusen. Düs Wiener politische Korrespondenz „Jnsor- mation" bemerkt nun zu den« ablehnenden Verhalten der liberalen Presse: „Das ist natürlich den politischen Par teien, welche meistens indirekt für den Unglauben sich enga gieren, heftig auf die Nerven gefallen, und man klagt den Kaiser an, er habe den politischen Konsessionalismns damit proklamiert. Aber politisch hat der Kaiser das gar nicht gemeint. Er wollte nur sagen, daß alle Konfessionen ein gemeinsames Interesse hätten, das der Bekämpfung des Unglaubens, und dazu zusamnienhalten sollten, statt sich gegenseitig z» zerfleischen. Daß dann naturgemäß dieser Zusammenhalt der Konfessionen ans religiösem Gebiete zu einer Allianz auch auf politischem Gebiete führe«« muß und wird, ist sicher, und diese Allianz wird sich allerdings gegen die Parteien richten, «velchc die Interessen des Unglaubens vertreten: vor allem gegen die Sozialdemokratie, aber auch gegen den Liberalismus, den Pionier der Sozialdenw' krntie. Jnsosern hat die Rede des .Kaisers auch indirekt politische Bedentnng, geradeso wie der Katholikentag in Essen, der den Protestanten weit die Friedenshand der Ka tholiken entgegengereicht hat. Man kann die Breslauer Kaiserrede getrost als Antwort auf die Essener Katholiken tags-Kundgebung anssassen. Auch der Kaiser will statt des konfessionellen Haders alle christlichen Elemente zun« Kampfe gegen de» Unglauben, aber auch zum .Kampfe gegen die Sozialdemokratie und alle ihre vertvandtei« Ziele sammeln." Drr sozinldrmokrntischk Partritag in Mannheim macht dem „Vonvärts" sehr viel zu schössen: so schreibt er an« Donnerstag: „Eine gewisse Eligue scheint cs nach einem neuen Dresden zu gelüsten. Der klägliche und kläglich ge- sck>eiterte Ueberfall gegen Mehring, der in Dresden zu den peinlichsten Szenen führte, scheint diesmal in einer nicht minder kläglichen Attacke gegen den „Vonvärts" eine Wiederholung finden zu sollen. Nachdem die sattsam be kannten Angriffe gegen den Parteivorstand und die Ber liner Genossen an der gesunden Einsicht der übergroßen Mehrheit der Partei zu sckxmden geworden sind, nnter- nimnit man jetzt, unmittell>ar.por dem Parteitag, ein Kessel treiben gegen den „Vorwärts". Und wiederum, wie in Dresden, ist Heinrich Braun der Feldherr dieses jämmer lichen Feldzuges. Seine „nnglanblichen Ungeschicklichkeiten" in Dresden, um ein Wort Ouarks zn zitieren, sollen wo möglich auch den Mannheimer Parteitag entwürdigen. Es besteht ja die ernstlickx' Gefahr, daß in Mannheim statt einer blöden persönlichen Rauferei nach dem Geschmack Heinrich Brauns eine ernste fruckstbringende Debatte über die Fragen der proletarisch«« Taktik stattsiirdetl" Und nun nimmt der „Vonvärts" nochmals einen nnangenehmcn Ge nossen furchtbar am Ohr und „vernichtet" diesen ganz. — Tie Mitteilung des Rcnterschn BnreauS über die Angelegt,«hrit des Dampfers „Meteor" lautet wörtlich. Mit Bezug auf die Gerüchte über den Mangel an Zuvor kommenheit auf englischer Seite gegenüber dem Tampfcr „Meteor" erklären die Seebehörden Portsmouths, daß der Tanipfer an« Dienstag morgen in den Hafen einlief, ohn: dazu die Erlaubnis erbeten zu haben. Er machte an der Adnnralsboje fest. Ta dies nicht gestattet ist, wurde der „Meteor" angewiesen, loszuwerfen. Er verließ bald darauf den Hafen, ohne einen Befehl erhalten zu haben, dies zu tun. — Allerlei koloniale Gründungen werden jetzt eben wied.r versucht: für den kleinen Mann sind solche Unter nehmungen keine gesickerte Geldanlage und er lasse sich auch durch die schönsten Versprechungen nicht täuschen. lU/s. Proz. vom Reich oder den Einzelstaaten sind sicherer als 10 und niehr Prozente, tvelch auf solchen Prospekten angeboten werden. Tas Großkapital kann solche Geldanlagen machen, der kleine Mann nicht: sein Spargroschen muß ihm hierzu zu wertvoll sein. So macht jetzt die deutsche Kautschuk- Akt'engesellsckxist sehr viel Propaganda und schreibt in ihrem Prospekt auch: „In welchen« Umfange unsere An schauungen über die zu envartende Prosperität der Gummi- kul.'ir von ähnlichen Gesellschaften geteilt werden, geht aus deren veröffentlichen Berechnungen hervor, worin dieselben Dividenden von 8 Prozent bis zu 35 Prozent und mehr in Aufsicht stellen!" Aber unseres Wissens hat bis jetzt keine Pkantagengesellsckiaft in Kamerun jemals solche Dividenden bezahlt: sie sind immer nur in Aussicht gestellt worden. Die Schnapssiedler allerdings machen solche gute Geschäfte. In den Aufsickstsrat dieser Gesellschaft sollen auch zwei Abge ordnete kommen. Der nationalliberale Neichstagsabge- erdnete Dr. S e in l e r und der konservative Landtagsabge- oidnete v. Bülow. Ob eine solch Ankündigung besonders zugkräftig ist, wissen «vir nicht. Man inacht sich auch sonst allerlei Gedanken von solchen Kolonialgesellschstei«: gar leicht setzt sich ein Abgeordneter, «venn er dann z. B. eine Eisenbahn in dieser Kolonie will, dem Verdachte ans. als handle es sich auch um persönliche Interessen, selbst «venn dies gar nicht der Fall ist. Oesterreick,-Ungarn. — Ter Kaiser hat dein Statthalter von Mähren, Gra fen v. Zieroti», die erbetene Enthebung von« Amte be willigt. — In Triest wiederholten sich in den letzten Tagen in besonders stürmischer Form die Demonstrationen, die dies- mal von der sogenannte» österreichischen Patriotcnpartei ausgingen und gegen die Italiener gerichtet «varen. Tw Patrioten durchzogen nachts die Straße«« mit schtvarzgelben Fahnen. In den Cafäs und Restaurants fanden blutige Kämpfe statt, wobei die Polizei gegen die Italiener ein- schitt. Ter Vizcbürgermeister Venezia«« erhob Beschverde bei den« Polizeidirektor Manussi wegen der Beschimpfung der italienisch» Bürgerschaft und der Stadtvertretung. Der italienische Generalkonsul Freiherr Sguitti legte bei dem Statthltereivizepräsidenten Grafen Schffgotsch Protest ein, daß die Patrioten bei ihren Deinonstrationen Schniäh- rufe gegen Italien und das italienische Königshaus aus stoßen. Sguitti erklärte, er könne nicht dulden, daß die von ihm vertretene Nation und Tynastie ungestraft beschimpft werde und müsse eine gerichtlich Bestrafung der Täter ver langen. Schffgotsch sagte diese zu. — Tie gegenwärtig in Wien stattfindenden Ausgleichsverhandlungen lassen die Hoffnung aufkomnieii. daß, obztvar die Gegensätze noch groß sind, doch eine Einigung erfolgen dürfte. Belgien. — Tas in Gent zusannnengetreteiie Internationale Institut für Völkerrecht behndelte unter dem Vorsitze No- lins in geschlossener Sitzung die Fragen der Kriegs erklärung, Rechte und Pflichten der Neutralen, internatio nale Vorschisten über Anwendnng von Minen und Unter- seeNxiffen, ständiger Schiedsgerichte, der internationalen Regelung der Telegraphie ohne Draht, sowie eine Reihe Probleme des internationalen Privatrechts und dessen Kodi fikation. Frankreich. — Tie handelspolitischen Verhandlungen der fran- zösisch-spanischen Kommission gestalten sich schwierig. Die spanischen Vertreter hben Weisung, nur dann Zugeständ nisse zu machen, «nenn die französische Negierung eine Zoll- ermäßigung auf Wein, Früchte und Konserven bewilligt. Die französischen Vertreter dagegen weigern sich, die be treffenden Zollsätze zu ändern. — Ter „Große Freimanrerkonvent", d. h. die General versammlung der Delegierten der Logen Frankreichs unk) der Kolonie«« tagte am 18. und 10. d. M. In dem Aufruf des Konvents heißt es: „Wir glauben ankündigen zu könne», daß die Generalversammlung angesichts der reli giösen Situation außerordentliche Bedeutung haben «vird. Es «««erden Beschlüsse von großer politischer Trag weite gefaßt werden." Das Interesse der Freimaurer, die den« Ausruf des „Grand Orient" Folge leisten, muß auf die gegenwärtigen Ereignisse und zu einem Teil auch den Angriffen der klerikalen Partei auf die Freimaurerei beigemessen werden. Hierzu meint die protestantische „Krenzzeitung": „Es ist sehr sonderbar, daß ein Verein, der sich so ängstlich hütet, einen Blick in seine innere Ge staltung tun zn lassen und dessen Organisation nach der Meinung vieler geradezu gesetzwidrig ist, daß der sich ganz ungeniert in die inneren Angelegenheiten und die Ver fassung einer Institution von der Bedeutung der katho lischen Kirche cinmischei« will, daß er sich Hs Ankläger- und Richteramt gegen die Kirche anniaßt, der trotz aller inneren Gleichültigkeit doch iioch die erdrückende Mehrheit der Franzosen anhängt." — Es ist ja sattsam bekannt, «vie sehr die französisch Politik im Schlepptau der Freimaurerei liegt, und die „Krenzzeitung" sagt deshlb nichts Neues mehr, «venn sie weiter schreibt: „Die Macht der Freimaurer ist groß, und wer sich noch staatsniännische Karriere machen will, vermeidet es gern, die Ungnade der Generalgetvaltigen herausziifordern." Diese Mitteilungen «verden denjenigen vieles erklären, welche die jetzigen Zustände in Frankreich nicht begreifen können. Tponien. — Zur „Herrschaft de« Ultramaatauismu« i« Spanien" schreibt die „Tägliche Rundschau" (28. Aug.): „Man be denke. daß der jetzige, dem liberal-demokratischen Ministerium angehörige Minister de« Aeutzern in San Sebastian der Jubiläumsfeier de« Jesuiten-OrdenS beiwohnte und hernach noch eine Messe besuchte; daß die Königin-Regentin in diesen Tagen von San Sebastian mit dem Jnsanten Don Carlo« (bayerischem Prinzen) und seiner Gemahlin, der Schwester de« König«. Lourde« besuchte, wo nach französischen Berichten die Geistlichkeit sie mit Begeisterung empfing." Nun gibt e« in Spanien 1. keine Königin- Regentin, 2. keinen bayerischen Prinzen namen« Jnsant Don Carlos, und 3. gibt e» in San Sebastian kein Je suttenkloster. auch ist dort von einer „Jubiläumsfeier de« Jesuiten-OrdenS" nichts bekannt. — Also Unwissenheit über Unwissenheit. Aber gehetzt muß eben doch werden! N»rwefle«. — Der König und die Königin werden am 4. Oktober den dänischen Hof besuchen. Der Besuch des Königspaares wird in England wahrscheinlich Ende Oktober, der in Ber lin Mitte Dezember stattfinden. Marokk». — Der jüngste Zwischenfall zeigt, daß in Süd-Marokko Anarchie herrscht und jeden Augenblick an irgend einem Punkte Ereignisse eintreten können, welche Hs Leben und Eigentum der Europäer auch gefährden könne. Der Vize könig von Marakesch, Mulei Haffid, soll alles vorbereiten, um gegebenenfalls sich selbst zun« Sultan ausrufen zn lassen. Im Stammland der Dynastie, der Oase von Tafi- lelt, wo man die Franzosen immer drohender vorrücken sieht, soll alles für einen baldigen Krieg vorbereitet werden. Amerika. — Auf Wunsch amerikanischer Kairfleute schifften die .Kriegsschiffe „Marietta" und „Pirie" 600 Marinesoldaten in Ciensugos aus. General Tunston erhält Len Oberbefehl über die anierikanischen Landungstruppen auf Kuba, falls ein Vergleich zwischen Palma und den Insurgenten unmög lich sein sollte. Tie Generale Barry und Tuval sind von der Regierung angewiesen worden, unter ihm Befehle zu übernehmen. Tie Schlachtschiffe „Virginia", „Louisiana" und „New-Jersey" wurden ««ach Kuba beordert. Gtadt «rrd Land. Dresden, den 21. September ISO« DageSkalender für den 22. September. 1902. s Pros. I. Linnemann zu Frankfurt a- vk., bekannter Glasmaler. — 1835. * Leopold Fürst von Hohenzolleln. — 1826. s Johann Peter Hebel zu Schwetzingen, hervorragender Dialrktdichter. be rühmt durch seine „alemannischen Gedickte". — 1157. Stiftung der Universität Freiburg durch Erzherzog Albrecht VI. von Oesterreich. —* Wetterprognose des Köaigl. Tächl. meteoro logischen Institut« zu Dresden für den 22. September: Wind und Bewölkung: «rähige westliche Winde, abnehmende Be wölkung. Niederschlag und Temperatur: keine erheblichen Nieder schläge. Temperatur nicht erheblich geändert. —* Se. Majestät der König ist heute vormittag von Zittau nach Schloß Pillnitz znrückgekehrt, nachdem die Manöver des 12. Armeekorps des ungünstigen Wetters wegen abgebrochen worden sind. —" Ihre Majestät die König in-Witwe ist gestern nachm. 4 Uhr 53 Minuten in Sibyllenort eingetroffen und dort von Sr. Exzellenz dem General-Adjutanten General der Infanterie von Minckwitz und vom Güterdirektor Ober forstmeister Gringmuth empfangen worden. —* Ihre Majestät die Königin-Witwe sind gestern vormittag 10 Uhr nach Sibyllenort (Schlesien) gereist. —* Erweiterungsbau der Altstädter höheren Töchterschule. In der gestrigen Stadtverordnetensitzung wurde der Bericht des Ausschusses über die Errichtung eines Erweiterungsbaues für die Altstädter höhere Töchterschule angenommen. Die hierfür erforderliche Summe von 271 000 Mk. wurde bewilligt. —' Nahezu 2 Millionen Mark für Armen pflege gibt die Stadt Dresden alljährlich aus. Im Haushaltplane für 1906 sind die Ausgaben des städtischen ArmenainteS zu Dresden mit 1 007 630 Mk. eingestellt, denen eine Einnahme von nyr 375 975 Mk. gegenüber steht. Der Zuschuß der Stadt beziffert sich demnach auf 1 591 655 Mk. Unter den Ausgaben befinden sich 683 000 Mk. für laufende wöchentliche Geldunterstühungen, 90 000 Mk. für einmalige Geldunterstützungen, 75 400MI. für Zahlungen au auswärtige Gemeinden. 61 000 Mk. für offene Krankenpflege. 500 420 Mk. für geschlossene Kranken pflege, 132 800 Mk. bei Verpflegungsaufwand an Er- ziehungS-, Heil- und Pflegeanstalten usw. —* Die Brückenzölle von der Albertbrücke. der Carolabrücke und der Marienbrücke bringen der Stadt Dresden alljährlich eine recht ansehnliche Einnahme, denn sie sind iru Haushaltplane für 1906 mit 169 510 Mk. ein gestellt worden. Hiervon entfallen auf die Albertbrücke 53 770 Mk.. auf die Carolabrücke 36 380 Mk. und auf die Marienbrücke 70 350 Mk. Es ist hierbei bei allen drei Brücken der Durchschnitt der letzten drei Jahre an genommen worden. Da die Gesamtausgaben für die Unterhaltung der drei Brücken mit 66 700 Mk. eingestellt worden sind, so verbleibt immer noch ein Ueberschuß von 102 711 Mk. Der Ertrag der Brückenzollerhebung auf der AugustuSbrücke stießt in den Brückenbaufonds, von dem bekanntlich der demnächst beginnende Neubau der Augustus- brttcke bestritten wird. (:) Daß manche Arbeit doch noch recht gut be zahlt wird, geht aus nachstehendem Fall hervor, den die „Dr. B. Ztg." in ihrer letzten Nummer mitteilt: In einer Villenstraße der Vorstadt Striesen sollten die Hausbesitzer ihre Vorgärten zur Straßenverbreiterung an die Stadt ab- treten. Sie hielten das zur Zeit noch nicht für nötig und versammelten sich bebufs gemeinsamer Abwehr. Zwei Adjazenten brachten einen Rechtsanwalt mit, um die Ver sammelten in dieser Frage zu beraten. Er-beriet auch mit, erklärte sich zur Führung der Sache bereit gegen je 50 Mk. und 3 Mk. Spesen pro Anlieger. Für seinen Vureauvorsteher. der seinen Sonntag-Vormittag opfere, erbat der Rechtsanwalt noch eine Extraentschädigung, die per Hut sammlung eingeholt wurde. Jeder Anlieger mußte sich schließlich verpflichten, 23 Mk. sofort und 30 Mk. nach dem AuSgange der Sache zu zahlen. Achtzehn Mann unterschrieben und zahlten je 23 Mk. Der Rechtsanwalt machte drei Eingaben an den Rat und dieser vertagte die Stratzenverbreiterung auf 10 Jahre. Nunmehr «nutzte jeder Anlieger noch 80 Mk. bezahlen. Jener Sonntag-