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Sächsische Volkszeitung : 14.08.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190608147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19060814
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19060814
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-08
- Tag 1906-08-14
-
Monat
1906-08
-
Jahr
1906
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reichlichen Gewinn sichert, olat". fügte der alte Vecpasiau, als er NoruS Kloake» besteuerte, und ,kion olot,^ sagen auch die vom Ltaat begünstigten Monopol- firmen. Wie ein F mal leuchtet drr Fall Fsäer—v Tipprls- t cch in die Monopolwirtschast der Kolor ialvernaltung. Wir wollen der Hoffnung Ausdruck verleihen, baß unter dem T rucke der öffentlichen Meinung nunmehr Abhilfe ge staffelt uitü die Lieferungen für die Kolo, ia'behörveu dem u'lgemeinen Wettbewerb freigegeben werden." Wir wollen es auch hoffen, selbst wenn geichcislsgrwandte Minister- fcauen keine Extragewinne mehr in die Tasche stecken können! Als Heinde des Liberalismus bezeichnet das natio- »alliberale „Leipz. Tagebl." die Sozialdemokratie, die Kau- fervativcn und daS Zentrum. Aber gegen drei Heinde zu gleich scheint der Kampf dem Liberalismus aussichtslos, deshalb hübsch einen nach dem anderen und jeden mit Hilfe der anderen! Wo ist also in diesem Augenblicke der .Hauptfeind? Konservative und Zentrum sckzaltet das Blatt zunächst aus. Für die Erneuerung des Kulturkampfes gegen das Zentrum, so sagt es unter anderem, erscheine die heutige Zeit nicht günstig. Man merke sich dies recht ge nau! Der Kampf gegen die Konservativen um die Agrar frage werde auf dem märkischn Sande (warum gerade nur da?) geschlagen werden müssen, aber für die nächste Legis- laturperiode spiele die Agrarfrage, ob die an einer Erhöhung der Miuimaluutzung des Ackerbodens Interessierten ihren Willen der konsumierenden Mehrheit auf die Dauer aus zwingen dürfe», keine ausschlaggebende Nolle. Es bleibt also für das Blatt nur die Sozialdemokratie übrig, die sich dem Liberalismus immer gefährliche gezeigt hat, so ge fährlich, das; sie nach dem Zeugnisse des „Leipz. Tagebl." ihn bereits fast totgeschlagen hat. Als die schwerere Auf gabe für die Sozialdemokratie nach der Ueberwindung des Liberalismus wird dann diese Selbsterkenntnis ehrt -- der Kampf gegen die „Reaktion" bezeichnet. Zu deren Ueberwindung ist die Sozialdemokratie allein nicht stark ge nug, deshalb mns; - das ist der für das „Leipz. Tagebl.' charakteristische M'weggrnnd zu einem zeitweiligen Bünd nisse mit de» Konservativen der Liberalismus mit Hilfe der Negierung und der Konservativen wieder auf die Beine gebracht werden. Aber die Konservative» sollen hieraus ja keinen Vorteil ziehe» dürfen, sondern der Liberalismus allein soll die Wahlknh in den Stall ziehen. Hören wir das liberale Blatt hierüber: „Selbstverständlich darf auch nicht vorübergehend die Reaktion durch die Schuld der Liberalen die geringste Stärkung erfahren . . . Auch bei dem Kar- tell der Septenatswahl von 1887 ist der gesamte Mandats zuwachs dem linken Flügel der Kartellparteien, also den Nationalliberalen zu gute gekommen . . . Werden irgend wo konsertxitive Kompromißkandidaturen beliebt, so bleiben immer Uebergangsschichten zurück, welche sich zwisch» den Buridanschen Heubüudel» nicht zu unterscheiden verstehen und den Plan des Angriffes beeinträchtigen. Nicht von Kandidaturen der „mittleren Linie" darf die Rede sein, wie Miguel wollte, dem immer der Prosit seiner lieben Agra rier am Herzen lag, sondern unter dem Zeichen der Greuz- linienkandidatnren m»s; der Sieg errungen werden." Was es mit diese» Kandidaturen für eine Bewandtnis hat. geht am beste» aus den weiteren Mitteilungen des liberalen Blattes hervor! Tie biiiiduisschließeuden Parteien sollen sich ihren gegenwärtigen Besitzstand garantieren und in allen jeht sozialdemokratisch vertretenen Wahlkreisen liuksuatio- nalliberale Kandidaten, eben jene „Greuzliuieukandidateu", durchznbringen suchen. Aus diese Meise soll das Bündnis die Liberalen regierungsfähig mach». Ta die Negierung sich angeblich bereits sehnt, von der Herrschaft der reaktio nären Parteien befreit zu werden, und sie gleichzeitig so stark werden lassen, das; sie der geschwächten Sozialdemo kratie wieder bündniswürdig erscheinen zu dem Zwecke, um die Rechte zu schmälern. Ein hübscher Plan! Nur »ins; man seine Absichten nicht so an die große (Blocke hängen, weil sonst die „Parteiesel", die den liberalen Karren auf den Berg ziehen sollen, unwillkürlich stutzig werden müssen. Ter Liberalismus glaubt überhaupt, er sei dazu da, das; andere Leute für ihn das Haus bauen sollen, in dein er dann wohnen und herrsch» will. — Ein besonders krasser Hall von Tnellunfng hat sich in Halle ereignet. Es wird drr „Brrl. PolkSztg." darüber von dort berichtet: Aus Inas für Gründen ein Jünger der Rechtswisse »sch st zur Pistole griff, darüber belehrte ein' vor drr Strafkammer stattgehabte illerhandlnng gegen den 20 jährigen Referendar Alfred Welsch und den 20 jährigen Agronomen Bruno Hanfs. Beide von hier waren wegen Zweikampfes mit tödlichen Massen angcklagt. Welsch hatte den Hanfs im Monat März gebeten, ihm 300 Mark zu bor gen. Hanfs tnar gutwillig und borgte dem Welsch sogar 500 Mark, und znxir unter der Bedingung, das; die erste -Hälfte an, l. Mai. die zweite Hälfte am l. Juni zurückzu- .zahlen sei. In drr Nacht vom 2. zum 3. Mai .zahlte Welsch die erste Rate zurück. Als aber -Hanfs am 0. Juni die zweite Rate nicht erhalten hatte, schrieb er an Welsch einen Mahn brief, in dem er unter anderem sagte, er halte Welsch im Gegeuiatze zu anderen Herren, die ihn angepumpt hätten, für einen Ehrenmann: Welsch möge deshalb seiner Ver pflichtung Nachkommen, da er. Hanfs, augenblicklich in Ver legenheit sei. Welsch fühlte sich durch de» Mahnbrief be leidigt. Er antwortete dem -Hanfs, er solle revozieren und um Rückzahlung der zuzeiten Rate bitten, da vereinbart wor den sei. das; die Rate nicht am I. Juni, sondern am t. Juli zurückzuzahlen sei. Hanfs cnrtwortete darauf, Welsch glaube Wohl selbst nicht, das; er. -Hanfs, um Zurückzahlung des (Gel des auch noch bitten werde. Taraus forderte Welsch den Hanfs ans Pistolen. Tas „Ehrengericht" verlangte von Hanfs dann eine Erklärung, ob der 1. Juni oder der l. Juli als Zahlungstermin vereinbart worden sei. Als Hanfs auf Ehrenwort den l. Juni als den Zahlungstermin bezeichnete, sagte Welsch, das Ehrenwort sei falsch. Nunmehr glaubt.' Hanfs zur Horderung schreiten zu sollen. Da er aber wusste, das; Welsch ein guter Schütze ist, der sich schon wochenlang vorher in der Heide eingeübt htte, forderte er Welsch auf Säbel. Tas „Ehrengericht" entschied aber für die Pistolen- sorderungl! Bedingung nxir: Zehn Schritt Distanz, drei- maliger Kugelnx'chsel. -Hanfs wurde bei dem ersten (hange niedergeknallt. Ter Schuf; traf die Lunge und streifte den -Herzbeutel. Trotzdem ist er wieder hergestellt worden. Nach dem (hschhuis htte Hauff gesagt: „Erst pumpt der Lump mich an, und dann schießt er mich mehr." Daraus ent wickelte sich eine weitere Horderung des Welsch gegen einen Rechtsamvalt in Halle. Das Gericht brachte in der Urteils begründung zum Ausdruck, daß das „Ehrengericht" den Zweikampf nntversclzaildet hbe, und bestrafte Welsch, dessen Tun als frivol bezeichnet wurde, mit allst Monaten und -Hauff mit sechs Monaten Festungshaft. — Der vielgenannte Peters lzat sich auch wieder einmal über die Kolonialpolitik vernehmen lassen; er meinte: Süd afrika werde im wesentlichen Minenland sein und bleiben. Der Ackerbau hat keine Zukunft. Was Deutsch-Ostafrika anbetreffe, so bekämen seine Voraussagen leider mehr und mehr recht. Die Buren, die am Kilimandscharo angesiedelt wären, seien zu drei Vierteln wieder fortgezogen auf briti sches Gebiet am Berge Elgon. Ein Bur habe ihm selbst gesagt: „Mit den verdammten Deutschen kann man nicht leben, sie regieren zu viel." Ein ebenso entschiedener Miß griff sei die Aussendung von Russen aus dem Kaukasus ge wesen. Die Leute seien in keiner Beziehung den Verhält nissen in Mittelafrika gewachsen, und auch dieses Experiment müsse mit einem Hiasko enden. Schlimmer aber als all dieses sei das Breittreten der sogenannten Kolonialskandale in der deutschen Presse. Das bringe unser Volk vor allen fünf Erdteilen in Mißkredit. Engländer hielten die deutsche Kolonialpolitik bereits für erledigt. Ein hervorragender Engländer habe ihn vor kurzen gefragt, ob Deutschland noch bereit sein würde, seine afrikanischen Kolonien für Cypern und die freie Hand in Kleinasien abzutretcn. Ter letzteren Ansicht sind wir nicht, gewiß bringen uns die Kolonial- skandale keine Ehre, aber sie zeigen, daß das deutsche Volk die Kraft hat, diese Eiterbeule zu entfernen und für Ge sundung zu sorgen. Wer wie Peters selbst Stoff zu unlieb- samen Erörterungen liefert, will hiervon nichts wissen. — Zum Anschluß drr i» drr Schirmbranche tätigen Heimarbeiterinnen an die christliche Hkimarbeiterinnenbe- wegnng fordert „Die Heimarbeiterin" (Nr. 0) auf. Der so zialdemokratische Sllstrmarbeiterverband hatte nach der Ab rechnung des Vorstandes am Jahresschlüsse 1005 ganze 352 Mitglieder! Schon aus der Kleinheit des Verbandes sei für jeden sozialpolitisch Einsichtigen seine Leistungsunfähigkeit klar erkenntlich. Allen in der Schirnibranche tätigen Heim- arbeiterinnen könne deshlb nur der Anschluß an den „Ge- »»erkverein der Heimarbeiterinnen Deutschlands" mit seiner zehnmak so großen Mitgliederzahl und seinen guten Kassen- verhältnisseu dringend empfohlen werden." - Wer fing mit dem Schutzzoll an? Diese Hrage ist eine der vielumstrittenen aus de» so heftigen Zolldebatten: die Freihändler haben stets behauptet, das; Bismarck im Jahre 1070 den Stein ins Rollen gebracht habe. Da ist es denn besonders wertvoll. Aeußerungen des Auslandes selbst über diese Hrage zu vernehmen, namentlich wenn sie schon nach ihrer äußeren Herkunft so unverdächtig sind wie die des österreichischen Nationalökonomen Dr. Grunzel in der soeben erschienenen zweiten Auflage seines „Systems der Handelspolitik" (Leipzig, Temcker und Hnmblot). Wie Dr. Grunzel anerkennt, lag nach den Erfahrungen der meisten Länder mit dem Freihandel die Schutzzollbewegung seiner Zeit gewissermaßen in der Luft und machte sie sich Ende der siebziger Jahre in den europäischen Staaten ziemlich gleichzeitig bemertbar. „In Teutsllstand traten seit dem Jahre 1877 deutliche Bestrebungen auf Herbeiführung eines Schutzes für die Industrie hervor . . . Tie Umkehr von der frei händlerischen Tendenz erfolgte durch den Zolltarif vom 15. Juli 1870 . . . Oesterreich-Ungarn änderte seine Zollpolitik im Sinne eines ausgiebigen Schutzes der heimi- scheu Produktion durch den Zolltarif vom 27. Juni 1878 .." Also mehr als ein Jahr früher als Deutschland. Noch früher in Italien: „Tort wurde der Uebergaug zu einem konse- guenten System des Iudustrieschutzes durch die Industrie- enguete vom Jahre 1874 vorbereitet und in den Zolltarifen vom 30. Mai 1878 und vom 14. Juli 1887 sukzessive ver wirklicht." In Frankreich etnxis später: Dieses „vollführte die entscheidende Wendung zum Schutzzollsystem durch den Generaltarif vom 7. Mai 1881 . . In Spanien da gegen wurde schoil „in dem Tarif vom I I. Juli 1877, dem ersten Minimal- und Marimaltaris in der -Handelspolitik, ein starker Zollschutz für industrielle Erzcmgnisse geschaffen." In Rußland „bezeichnet die im Jahre 1870 verfügte Zah lung sämtlicher Zölle in Gold . . . den Anfang einer neuen schutzzöllnerischen Strömung . . ." usw. Auf ebenso schuxlcheu Füße» steht die ebenso beliebte Belzauptung unse rer Freihändler, Deutschland habe unerhört hohe Getreide zölle. Hören wir wiederum Dr. Grunzel: „Die höchsten Getreidezölle weisen Portugal und Spanien aus. In Por tugal ist die Einfuhr von Weizen nach dem Gesetze vom 14. Juli 1800 lediglich zortugiesischen Müllern und Landwirten, letztere» nur als Saatgut bis zu einem Marimalguantum gestattet, dessen Höhe und Zollpflicht jährlich von der Ne gierung festgesetzt wird: anderes Getreide zahlt 10 Reis für das Kilogramm. Spanien hat einen Weizenzoll von 8 Pe setas für 100 Kilogramm ... In nällstter Linie kommen Italien, Griechenland und Frankreich. Frankreich hat sei nen Weizenzoll von 7 Frank - 1801 und 1808 — vorüber gehend ausgehoben." In Deutschland beträgt der Minimal- zoll für Weizen 5,50, für Roggen 5 Mark. „Auch Oester reich Ungarn ht die Getreidezölle etnxis erhöht, nämlich auf 0 Kronen (Minimalzoll) für 100 Kilogramm für Weizen und Roggen. Geringere Getreidezölle finden wir in Schwe- den (3,70 Kronen), Serbien, Nonvegen und der Schweiz." In diese» Ländern bestehen aber ganz andere Verhältnisse als bei uns. — Ueber die Berliner Arbeiterverhältnisse bringen die neuesten Gewerbetnsp"ktionSberichte sehr interessante Mit teilungen. Danach sind in Berlin 13 040 Fabriken, in welchem 285 215 Arbeiter beschäftigt sind. Die tägliche Arbeitszeit hat in Berlin wiederum in zahlreichen Betrieben eine Verkürzung auf 8 bis 0 Stunden erfahren. Ein zweischichtiger Betrieb mit je Ostündiger Schichtdauer ist in einem Messingwerk eingerichtet worden. Die erste Schicht arbeitet von 0 bis nachmittags 2 Uhr, und die andere von da ob bis abends 10 Uhr. Betriebsleitung und Arbeiterschaft st«d mit Ae"d r"-a alKch frieden. Acbeiterausschnsse sind iin ganzen 181 ermittelt worden. Sie fehlen fast ganz in den Betrieben mit vor wiegend weiblichen Aibeitc kräftl N, so vower-U ch in der Konfektionsindustrie. In einem Falle wurde bekannt, daß der seit 10 Ja wen bestehende Ausschuß in der ganzen Zeit auch nicht einmal znsainmengetreten ist. Die Arbeiter bringen den Ausschüssen meist nur dort ei» lebhaftes In- tecesse entgegen, wo sie selbst zum größten Teil einer Fachorganisation angehören. „Entsprechend der überaus günstigen Geschäftslage" kam es 1005 in Berlin zu einer großen Zahl von Äusständea und Aussperrungen. Im ganzen sind in 1027 Betrieben Ausnände. an denen 27 457 Arbeiter beteiligt waren, und in 1200 Betrieben Aussperrungen bekannt geworden, an denen 12 513 Aibei'er beteiligt waren. Qefterreich'Ungarn. — Der österreichisch-ungarische Botschafter v. Szvgyeny begibt sich am 17. d. M. nach Wilhlmshöhe, um auf Einladung des deutsche» Kaisers wie schn in den letzten Jahren auch diesmal an dem Hofdiner anläßlich des Ge- burtstageS des Kaisers Franz Joseph teilznnehinen. — Ein katholischer Bauernbund in Salzburg, lieber 70 000 deutsche Bauern Oesterreichs sind schon auf christlicher Basis in Tirol, Oberösterreich, Steiermark und Nieder österreich organisiert. Nun wird der ..Reichspost" ge schrieben: Für das Land Salzburg wurde nach einer heftigen Debatte bei der letzten Generalversammlung des katholisch politischen Volksvereins dieser in den katholischen Bauern bund umgewandelt. Tie Statuten wurden wanuigfach ge ändert und die ganze Organisation auf eine breitere, der Zeit entsprechendere Grundlage gestellt. Für die Gewerbe- treibenden ist die Sll-affuug einer eigenen Organisation geplant. Möge ehestens auch die deutsche, katholische Bauern schaft Böhmens, Mährens, Schlesiens und Kärntens sich auf christlicher Basis organisieren, um nicht weiterhin anti christlichen und dabei auch jedesmal antibäuerlichen poli tischen Parteien zum Spielball zu dienen. — Die Ernte in Oesterrrich-Ungarn ist so ziemlich in Sicherheit gebracht; sie ht ganz überraschend günstige Re sultate gehabt. Das Gesamtergebnis übcrtrifft den Durch schnitt der letzten fünf Jahre. Einzig an Roggen ist der Er trag ein wenig gegen das vorige Jahr zurückgeblieben, doch fällt diese Tatsache kaum ins Gewicht, da im vorigen Jahre gerade in diesem Artikel eine Rekordernte zu verzeichnen war. Selbst bei einem Ausfall von 2 bis 3 Millionen Meter- zentnern iväre das Ergebnis noch immer günstiger als seit einer Reihe von Jahren. Ucberraschnd sind auch die Re sultate in Ungarn. Dort beträgt der Ertrag an Weizen 40,8 Millionen Doppelzentner gegen 42,8 im Vorjahre, wo bei auch die Qualität sehr gut geraten ist. Die Noggenernte wird ans 13,1 Millionen tariert gegen 13,7 Millionen im Jahre 1005: die Gcrstencrnte auf 13,0 Millionen Doppel zentner, das lvärc gleich hoch, wie im vorigen Jahre. Auch die Hafcrernte ht sich auf der vorjährigen Höhe erhalten; für Mais wird ein Mehrertrag von 5,4 Millionen Doppel zentner taxiert. Eine namhafte Ausfuhr wird Oesterreich Ungarn gleich wie im vorigen Jahre nur in Gerste haben, wobei zu berücksichtigen bleibt, daß die Gerstenernte vielfach durch Negenwetter gestört worden ist. Die Qualität der Gerste ist darum in diesem Jahre nicht so gleichmäßig wie in früheren Jahren. Neben ausgezeichneten Sorten kommen auch schlechte Qualitäten vor, auf welch letztere das Ausland nicht reflektiert. Die besten Qualitäten verzeichnet Böhmen. Es sind deshalb in «Prag auch die relativ größten Abschlüsse bisher mit den auf dem Markt erschienenen deutschen Käu fern vereinbart worden. Die Qualität aller Zerealieu in Oesterreich sowohl wie in Ungarn ist weit über mittel. An gesichts dieses Ernteausfalles ist es doppelt notwendig, daß unsere Regierung darauf sieht, daß nicht die bessere Brau gerste zum Sclzaden der deutschen Gerstenbauer als Futtcr- gerste eingefnhrt wird, wie es zweifelsohne in den letzten Monaten geschah. Die letzten -Handelsnachweisnngen sprachen dies ganz deutlich aus; danach ist im März bis Juni dieses Jahres unter dem neuen Handelsvertrag eingeführt wor den: Malzgerste mit 4 Mark Zoll 20 330 Doppelzentner, andere Gerste mit 1,30 Mark Zoll 4 580 333 Doppelzentner. Mit anderen Worten: fast alle Gerste ist znm niedrigen Zoll von l.30 Mark eingeführt worden und es ist jo gut lvie sicher, daß unter dieser sich sehr viel Malzgerste befindet. Im bayerischen Landtage hat das Zentrum deshlb schon eine Interpellation eingebracht und die Negierung an ihr Ver sprechen bei der Beratung der -Handelsverträge erinnert. Siuftüan». — Die Sitzungen de« Kriegsgerichts zur Aburteilung der Meuterer in Sweaborq haben gestern begonnen. In erster Reihe wird über acht Haupträdelsführer abaenrlcilt werden. Die in Sweaborg und Skatuden verhafteten Zivilpersonen sind dem Zivilgericht überwiesen worden. Die Untersuchung wurde unter Leitung des Kommissars Allen geführt. Die Zmgen erklären, daß die Agitation in Skatuden von langer Hand vorbereitet war. — DaS Kriegsgericht hat die wegen der Meuterei in^ Sweaborg angeklagten Leutnants Emeljancw und Kocka- nowsky und 5 Soldaten zum Tode verurteilt. DaS Todesurteil ist bereits vollstreckt Warden. Tie Partei der friedlichen Erneuerung versandte an ihre Wähler nachfolgenden Aufruf: Bei den Mitgliedern der Nrichöduma, welch sich der von der Partei der Volksfrei- heit verfolgten Richtung nicht angeschlosseu, eNvachte das Be wußtsein. sich auf der Grundlage eines allgemeinen Pro gramms zu vereinigen, um gemeinsam in der Duma ihre Anschnuiigen durchzusühren, ivobei das -Hauptziel ist. einen koustitlitionell-monarchischen Staat zu schffen. Eine starke »lonarchische Gelvalt, eine Volksvertretung, eine auf dein Rechte fußende Freiheit und Gleichheit aller vor dem Gesetz bilden die Bedingung der Erneuerung Rußlands. Alle Na tionalitäten Rußlands müssen gleiche politisch Bürgerrechte genieße». Die höchste Gewalt muß eine starke, gesetzmäßige Regierung schffen. welch, ohne Willkür, aber unbeugsam ber v. I. verkündeten Freiheiten verwirklichen muß. Der- anUvortliche Minister bilden die Bürgschst für eine einhit- liche Gesetzgebung und ausübende Gewalt. Hinsichtlich der Agrarfrage findet die Gruppe es notnendig, nicht vor dev Znxmgsexpropriation der erforderlichen Menge des Privat- besitz's stebeu zu bleiben, um ein dauerndes Bauernland zu schassen. Tie Reichödumagruppe nennt sich Erneuerung und
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