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WMW«« 4», dov Vokkdzer^nnq^ Von, 7. April irnßß- Aus Stadt und Land. —* Heute, Freitag, abend 148 Uhr findet im VereinS- hanse die große Wohltätigkejtsveranstaltung deS unter dem Vorsitze des Herrn Oberbürgermeisters Ge- beimrat Beutler bestehenden hiesigen deutsch-russischen Hilfsausschusscs statt. AuS dem Programm sei besonders der hochinteressante Lichtbildervortrag des Barons von Rau- tenfeld hervorgehobcn. Eintrittskarten werden auch an der Abendkasse verkauft. —' Bekanntlich ist vom europäischen Postverkehr der- suchAveise gestattet, die linke Hälfte der Vorderseite von Ansichtspostkarten zu Mitteilungen zu benutzen. Bon zuständiger Seite werden wir ersucht, darauf aufmerk, sam zu machen, daß sich diese Vergünstigung nur auf An- sichtspostkarten erstreckt, daß jedoch gewöhnliche Postkarten auf der Vorderseite nicht beschrieben werden dürfen. Solche Karten werden als unzulässig von der Beförderung ausge- schlossen und den Absendern, sofern sie zu ermitteln sind, zurllckgegeben. Bkochlitz, 4. April. Der hiesige Königlich sächsische Miii- tärverein erhielt heute die ersten zwei Empfangsanzeigen über die am 8. Januar an die in Südwestafrika kämpfenden Aochlitzer abgegangenen elf Kistchen mit Liebesgaben. Die Rteiter Göttert und Weidelt erhielten ihre Sendungen in Windhuk am 26. Februar. Chemnitz, 3. April. Heute hat sich in der Schloßvor- stadt ein 26 jähriger Handarbeiter mit einem Revolver er schossen. Gestern abend sprang ein 46 jähriger Handar- beiter in den Chemnitzfluß, konnte jedoch» noch lebend ge rettet werden. Einem 66 jährigen Arbeiter wurde im Zeißigwalde in dem Augenblicke, als er einen Revolver auf sich abdrücken wollte, die Waffe durch einen hinzukommen- den Schutzmann entrissen. Einem Maschinenschlosser gelang es, ebenfalls am Montag, einen 63 jährigen Maler, der sich an einer Bauplanke erhängen wollte, noch rechtzeitig am Selbstmord zu hindern. Es scheint eine Selbstmordmani.- zu herrschen. Döbeln, 4. April. Als Brandstifter, der das Bauern gut der Frau verw. Kühne in Mochau gestern angezündet lxit, wurde der Pferdejunge Neichelt ermittelt. Er hat cingestanden, das Verbrechen aus Rache verübt zu haben. Das Wohnhaus konnte noch erhalten bleiben. Plauen i. B., 4. April. Der Lohnschiffchenmaschinen besitzerverein hat in seiner Generalversammlung die Grün dung einer Garneinkaufsgcnossenschaft beschlossen. Es sollen 600 Anteilscheine zu je 100 Mark ausgegeben werden. Als erster Direktor wurde Herr Sehrig, als Kassierer Herr Wolfram gewählt. — Bei einem Weihnachtsbesuche, den der Zeichner Schaarschrmdt und dessen Ehefrau den Eltern der letzteren, Altwarenhändler Facius im nahen Pausa ab!- statteten, entwendete die junge Frau ihren Eltern aus einer Truhe 300 Mark und gab sie ihrem Manne. Dieser sandte dann durch die Post von dem gestohlenen Gclde 100 Mark zurück. Das hiesige Landgericht verurteilte ihn jedoch gestern wegen Hehlerei zu vier Monaten, die Frau wegen Dieb stahls zu einem Monat Gefängnis. Kirchlicher Wochenkalender. Palms« «»tag. . Kafktrche r Somttag hl. Messe 6. 7, »/^. 8 Uhr Schulgottes dienst. */«v itur Palmen«ve>he, »,«10 Uhr hl. M.ssi. 10 Uhr Predigt, '/,11 Uhr Hochamt mit Passion, 4 Uhr Vesper und Fastenpredigt. Sonnabend vorher abends 8 Uhr Beichte. Montag, D»en lag und Miuwoch HU Messe 6, 7. »/,8 und S Uhr. Mittwoch nachm. 4 Uhr Tauer-netien. Berchistuhl von nachmittag« 9 Uhr an und abends von 8 Uhr an. Moatag abend kein Fastingottesdienst. Pfarrkirche »er NeuSao» Mverrplaz 2>: 7 Uhr heil. Messe. 9 Uhr Palmrnweihe und hl. Messe, '/«II Uhr SchulgotteSdienst. 4 Uhr nachm. III. O-. abendS g Uhr Predigt, Ro'enkranz und hl. Segen. Montag, Dienstag und Mtttwoch 7 und 9 Uhr h!. Messen. Ker)-Ae(u - Kirche »« -re»oen-Zt»y«an0nvi: '^8 Uhr heil. Messe, 9 Uhr sqntgotteSdienst, um 10 Uhr hl. Messe mit Predig«, abends 6 Uhr SegenSaudacht, Taufen um 3 Uhr nachmittags. Grlegenhcil zur heil. Beicht an den Tagen vor Sonn- und Feier tagen von 6 Uhr abends an. An Werktagen um 7 Uhr hl. Messe. M-ri,«Kapelle Dresden-Striesen (Wittenberger Slratzc): Vorm. 9 Uhr hl. Messe und Predigt. Pfarrkirche der Krtedrtchüadt iFriedrichstratze 50): An Sonn- u. Festtagen hl. Messe vorm. 7 Uhr. mit AusnahmedeSzwriten Sonn tags im Monat, an welchem Gottesdienst im Stadlkran kenhuaS gehalten wird. Vorm. 9 Uhr hl. Messe, Predigt und hl. Segen Nachmittags 2 Uhr Andacht mit hl. Segen. Wochentags hl. Messe vorm. »/«8 Uhr. Gelegenheit zum Beichten an den Tagen vor Sonn- und Festtagen nackm. 4 Uhr, an diesen selbst vorm. 6 Uhr, an den Wochentagen vorm. »/,7 Uhr. AasephtuenSiftskirche (groge Plauenscve Straße 16, 1. Etage): Hl. Messe um »/,9 Uhr. — Abends 6 Uhr Fastenprcdigt mit Herz-Zesu-Andacht und Segen. charnisoaktrch«: vorm. 9 Uhr Gottesdienst. St. Zosrph - Kapelle Dresden-Liesch,« (Leisnigrrstr. 76): 8 Uhr bl. Messe, »/,10 Uhr Palmenweibe und hl. Messe, nachm. 3 Uhr Taascn, abends 0 Uhr Fastenpredigt und hl. Segen. Wochentags hl. Messe um »/j.8 Uhr. yeuöe«: 9 Uhr vorm. Palmenweihe, darauf Hochamt mit Passion, l/z3 Uhr nachm. Kreuzweg. Kotta iTurnhalle der alten Schule): Jeden dritten Sonntag im Monat Gottesdienst um 9 Uhr. St. Laarentinsktrch« z» Padeklerg: Irden Freitag der Fastenzeit abends V-8 Uhr Fastenpredigt. Sonnabend abends von 7 Uhr hl. Osterbeichte (2 Beichtväter). Sonntag Uhr Palmcn- tveihe, 9 Uhr Predigt, hl. Messe, Gencralkommunion des Kali;. Kasinos. >/,3 Uhr Kreuzweg. Mügekn. Jeden ersten Sonntag im Monat: »/«IO Uhr Gottesdienst in der Turnhalle der Schule, BiSmalckstrasze. Nach dem Gottesdienst Taufen. Pfarrkirche zn Hkirna: Früh von 7 Uhr an Gelegenheit zu hl. Beichte, 9 Uhr Predigt und Hochamt. Abends 6 Uhr Andacht. St. Aennokirche »u Meitze« (Wcltinerstr.): Jeden Sonnabend abend von 7—8 Uhr u. Sonnrag früh von »,'»7 Uhr an Gelegenheit zur Ablegung der hl. Beichte. Sonntag 7>/«Uhr Frühmesse. 9 Uhr Predigt und hl. Messe (gemeinsame Kommunion des I inglingsvereins), 6 Uhr Kreuzwegandachr. St. Hrinitatiskirche zu Leipzig: ',^7 Uhr hl. Messe. 8 Uhr SchulgotteSdierist, >,^9 Uhr Palmenweihe, 9 Ubc Pndigt und Hochamt. 11 Uhr hl. Messe, 6 Uhr Fastenpredigt. Mittwoch nachm. 5 Uhr Andacht. Sl. Lanrentinekkrche z» Leipzig-A,ul»ulk: 7 Uhr hl. Messe, 9 Uhr Predigt und Hochamr. nachm. 3 Uhr Andacht. — Freitag > z8 Uhr abends Kreuzwegandacht. Kath. Kirche Markranstädt, Krakauerstratze: 1» Uhr vorm. Gottesdienst. Kapelle Leipzig-^kagwih-Liudenan (katholische Bürgerschule, Friedrich Augutr-Straße 14). 7 Uhr hl. Messe, 9 Uhr Haupt gottesdienst mit Predigt. 11 Uhr Schukmesse mit Altarrrde, um 4 Uhr Taufen, abends 6 Uhr Fastenpredigt und öcil. Segen — In der heil. Fastenzeit ist jeden Freitag, abends »/«8 Uhr. Kceuzwegandacht in der Kapelle im Pfarrhaus. Rach der 7 Uhr-Mesie am Mittwoch und Freilag ist Litanei vom bitteren Leiden Jesu und hl Segen. — In der Fastenzeit ist di-e Versammlung des Maria - Nolbargavereins bereits um 3 Uhr. und zwar am 1. und 3. Sonntag des Monats. Die Rach- miltagsaudacht fällt aus. Dafür ist aber au jedem Fastensoantage, abends v Uhr. Predigt mit Andacht. Mnrzen: '/«9 Uhr hl. Beichte, 9 Uhr Aspcrges. Predigt und Hochamt. Mittwoch und Freitag nach der 7 Uhr-Messe.Fasten- andachl; Freitag abends »,8 Uhr Kreuzwegandacht. chrimma: Vormittage kein Gottesdienst. Nachm. » «3 Uhr Kreuztw'gandackt. Areiverg: 9 Uhr Palmenwcihe und hl. Messe. 6 Uhr abend» Kreniwegandacttt. Rrand (Schützenhaussaal.) 1l Uhr Predigt und heilige Messe. Kath. Pfarrkirche ßyemnih kr Hl. Messe 7 Uhr. 8 Uhr Schmgottesdtenst mit Exhorre, '/«lO Uh, Predigt, dann Hochamt, nachm. 2 Uhr Rosenkranz-Andacht. An den Wochentagen sind die hl. Missen um >/,7' '/«8, 8 Uhr. Kath. Vsarramt Hhemnttz ll (Turnhalle der katb. Schul«, Amauenstraße): 7 Uhr hl. Messe. 9 Uhr Hochamt mit Predigt, nach mittags 0.3 Uhr Andacht. — An den Wochentagen Montags und Mittwoch »/«9 Uhr Schulmesse, Dienstag, Donnerstag und Freitag um 7 Uhr, Sonnabend 8 Uhr hl. Messe. Mittweida. Vorm. 8 Uhr hl. Messe Erstkommunion der Kinder. Vorher Gelegenheit zur hl. Beichte. Kdorf: Vorm. 0-10 llhr Hochamt, nachmittags »/,3 Uhr Andacht. In der Wocve Montag vorm. 8 Uhr hl. Messe für die Schulkinder, sonst täglich früh 7 Uhr hl. Messe. Freitag abends »/,8 Uhr Kreuzwegandacht. Sugerlusöurg, kath Kirche: Vorm. 9 Uhr Gottesdienst. Helsnitz i. ^rzgcv.: Sonn- und Feiertags von». 7 Uhr AuSspendung der hl. Kommunion, vorm. 9 Uhr Hochamt nttl Predigt, nachm. 2 Uhr Andacht mit Segen. Wochentags hl. Messe nm 7 Uhr früh, Donnerstag um 7 Uhr Schulmesse. Sonnabend ebenfalls um 7 Uhr im St. Joseph-stist hl. Messe. Beichl- ge legenheit Sonnabends abend und Sonntag früh um Ü Uhr. In der hl. Fastenzeit Mittwoch und Freitag nach der hl. Meise Faste», andacht, Freitag abend 0,8 Uhr Kreiizweg-Aridackt. Knnaöerg: Sonntags und Festtags vorm.'/zlO Uhr: Hochamt mit Predigt; nachm. 3 Uhr Taittgelegenheit, abends 0 Uhr Andacht mit Segen. Wochentag« früh '/r^ Uhr hl. Messe, Dienstags und Freitags Schulmesse (in der bl. Fastenzeit mit kurzer Fastenandacht: ebenso Freitag abend 8 Uhr Fastenandacht) Schkotzkapelle Glauchau. »^1(1 Predigt und hl. Messe, Werktags 0,9 Uhr hl. Messe. Wechselvurgrr Schkotzkirche. '/? 10 Uhr Predigt und Hochamt, Werktags 8 Uhr hl. Messe. ReichenKach: Vorm. '/-IO Uhr Predigt und hl. Messe, nachm. l/,3 llhr Segensandacht. — An Wochentagen früh 7 llhr hl. Messe Predigt und abends 6 Uhr Litanei mit hl. Segen. Schkotzkapelle Mirsdruts: Täglich vorm. »/,9 Uhr Gottesdienst. Pfarrei Werdau: Vorm. Gottesdienst für Werdau früh ^,7 Uhr im Gastdofe zu Leubnip, Beichtaelegerheit am Vorabend in der HauSkapelle; ebendort nachm. 4 Uhr Segensandacht für die männliche Schuljugend mit Fastenbetrachlung desgleichen abends 6 Uhr für die Erwachsenen. Montag. Dienstag, Mittwoch Gottesdienst früh '/r? Uhr. Meerane. Vorm. '/-IO Uhr Gottesdienst. Marienverg: Vorm. '.^8 Uhr Ge egendeit zur hl Beichte und Kommunion. 0,10 Uhr hl. Messe und Predigt, 6 Uhr obdS Andacht und hl Segen. Kainitz bei Grotzpostwitz: An Sonn- und Festtagen 0>,8 Uhr Schulmesse mit Erhörte, 9 Uhr Hochamt und Predigt, 0x2 Uhr Nachmittagsandacht mit salr. Segen. 0,3 Ubr Cbrislenlehre in böhm. Sprache und Segen- An Wochentagen '/,8 Uhr hl. Messe. tzrostwih: An Sonn« und Festtagen um v und 9, nachm. 2 Uhr. An Wochentagen hl. Messe um '/«7 Uhr, die SLulmesse ist um ','«8 Uhr am Montag, Mittwoch, Freitag und Sonnabend. Aautzeu. Domkirche: An Sonn- und Festtagen FriNzotteS — 20 — Niels stand mit gesenktem Kopfe da. „Tut es nicht," bat er. „Ich will mit dem Vater reden." „Du?" sagte der Pfarrer ernst, „du? Niels, du weißt doch so gut wie ich, daß er auf dich so wenig hört, wie auf ein altes Weib. Ja — wenn du ein Mann wärst I Aber so — neinl" Er trat in die Hütte, indes Niels, von Scham und Selbstvorwürfen ge quält, nach Hause ging. „Wenn ich ein Mann lväre," dachte er. „T-as sagen sie alle! Mn ich denn keiner? Bin ich ein L^nabe?" — Und als er darüber nachdachte, wie er in vielen Fällen, wo sein Vater roh und ungerecht gelvesen war, hätte han deln müssen, da war es ihm klar, daß er trotz seiner Jahre und trotz seiner stattlichen Gestalt nicht mehr Willen und Selbständigkeit besaß als ein Knabe. Sonst hätte er wenigstens versuchen müssen, seinen Vater auf bessere Wege zu lenken, ihm bei seinen offenbaren Roheiten und Ungerechtigkeiten entgegen, pitreten und ihn an seine Menschen- und Christenpflichten zu mahnen. Aber er hatte es nie gewagt — er war immer der willenlose Knabe ge wesen, der sich davon schlich, wenn ihn sein Vater zornig anfuhr, der lieber ein Unrecht mit ansah und geschehen ließ, als daß er seinen Vater an Pflicht und Gerechtigkeit zu erinnern wagte. Wie viel Unrecht hatte er auf diese Weise mitvcrschuldet! Das brannte ihm jetzt wie Feuer auf der Seele und entfesselte einen Sturm in seiner Brust. Er nahm sich vor, ein anderer zu werden, aber wenn er an den Zorn seines Vaters dachte, sobald er von solchen Dingen zu reden anheben würde, knickte er zusammen. Vor seinem Vater beugten sich alle — er am allermeisten. Vielleicht aber haßten sie ihn innerlich ebenso, wie sie öffentlich vor ihm krochen — und er, Niels Märten — er war einmal der Erbe von seines Vaters Reichtum, aber auch von dem Hasse und den tausend Flüchen, die auf dessen schuldbeladenen.Haupte ruhten. Er stöhnte, als er in der Dunkelheit nach Hause lief; er sah keinen Aus weg, er tvar gezwungen, den Weg zu gehen, den ihm daS Leben und das Schick- sal vorschrieb, er würde einst gerade so werden, wie sein Vater, gerade so! Und davor graute ihm! Es ekelte ihm an, dieses unsinnige Leben seines Vaters, das zwischen zwei häßlichen Polen hin- und herpenbelte: zwischen dem Branntwein — und dem Gelde. „Ich will heraus aus diesem Sumpf," rief er sich selber zu. ..sonst gehe ich zu gründe. Ich will das Unrecht sühnen, das mein Vater begangen hat. Kein Heller Unrechten Gutes soll durch meine Hände gehen, weil kein Segen darauf ruht." Und nachdem er diesen Vorsatz gefaßt hatte, wurde es ruhiger in seiner Seele. Er legte sich zu Bett und überlegte, wie er es angehen müßte, um sich frei zu machen von Schuld. Aber er zweifelte an sich selber, ob er wohl den Mut finden werde, mit seincin Vater ein offenes Wort zu reden. Und als er mit sich dariiber nicht ins reine konnnen konnte, so verschob er, wie alle Menschen mit schwachem Charakter, seinen Entschluß auf eine günsti gere Zeit und daclsie nur mehr an Karin, wie es ihr jetzt wohl gehen würde. Mit diesen Gedanken schlief er ein. — 17 — Mutter Bed war nicht sonderlich erfreut über diesen Auftrag; an der schlvarzen Karin lag ihr nichts, aber Niels Geld und die Aussicht auf lveiteren Lohn lockte sie doch. Sie beeilte sich nicht allzu sehr, krankte umständlich Glä ser und BüchSlein in ihre schwarze Ledertasche, die auf der ganzen Insel bc- tannt ivar, schlug sich daS große Wollentuch um den Kopf und inachte sich brummend auf den Weg zu Karins Hütte. Niels, der eine grausige Angst empfand bei dem Gedanken, daß Karin wirklich sterben tonnte, lief auch noch zum Pfarrer, um ihn zu bitten, nach Karin zu sehen und ihr Trost znzusprechcn. Der Pfarrer saß in seiner Stube an dem branngebeizten Tisch, über dem die Hängelampe brannte; ein milder, weißer Lichtschein lag über dein trau lichen Gemach, das mit gebräuntem Kiefernholz vertäfelt lvar. Die große, etwas hagere Gestalt des Pfarrers richtete sich bei Niels Eintritt rasch empor, das bleiche Gesicht schien hart, aber das Auge blickte mild und freundlich und der Mund lächelte. „Was bringst du, Niels?" fragte er und legte die schmale, weiße Hand ans das Buch, in dem er gelesen hatte. „Schlimmes, Herr Pfarrer," sagte Niels und senkte das Auge. „Ich weiß nicht, wie eS — wie es mit der Karin steht. Sie gibt kein Zeichen mehr — nnd — da bin ich hergelaufen —" Der Pfarrer sprang auf. „Karin?" rief er. „Ist ihr etwas geschehen?" „Ja. cs ist ihr was geschehen. Das heißt —" Niels drehte den Süd wester zwischen den Händen und verstummte; das Geständnis, daß sein Vater das Mädchen geschlagen habe, wollte nicht über seine Lippen. „So ist sie krank?" fragte der Pfarrer. „Ja, sie ist krank. Sic hat Schmerzen — ihr Rücken ist wund —" „Ihr Rücken? So ist sie wohl — geschlagen worden?" „Ja — sie ist geschlagen worden — mit einer Nute." „Und wer — wer?" Der Pfarrer hatte bereits seinen Wettermantel angetan und jetzt langte er den Hut vom Nagel. „Wer — Niels?" Niels schwieg und blickte zu Boden. „Es geschah im Zorn," sagte er wie zur Entschuldigung. Nun wußte der Pfarrer gering: es war ja nicht znm ersten Male, daß Aehnliches geschah. Aber immer hatte er cs zu spät erfahren und nie durch Karin selber, sondern durch andere Mädchen oder Frauen, die sich über daS arme Mädchen lustig machten. „Es ist eine Schande," sagte er und blickte Niels vorwurfsvoll an. „Tat cs — dein Vater?" Niels nickte; er hätte vor Scham in die Erde sinken mögen. „Und war niemand da. es zu hindern?" fragte der Pfarrer strepg. Wieder schwieg Niels; der Boden brannte ihm wie Feuer unter den Füßen. „So lvarst du dabei, Niels?" sprach der Pfarrer. „Du hast es mit an- gesehen und hast eS nicht gehindert? Hast du denn kein Mitleid mit dem un- glücklichen Mädchen?" „O — 0," stammelte Niels, „ich — ich hätte mich am liebsten an ihrer Stelle schlagen lassen. Aber ich darf doch nicht die Hand erheben gegen nici- ncn Vater; cS ist ja verboten." M'sbr?nt/