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Ruh«. In den Städten dringt die konstitutionell-demo kratische, auf dem flachen Lande die konservative Partei durch. Erfreulich ist das Anwachsen der katholischen Be- wegung in Polen. Die unter dem Vorsitz des Bischofs von Wilna, Baron Rogg, stehende katholisch - konstitutionelle Partei WestrußlandS hat sich fast alle Wahlmänner des Gouvernements Wilna gesichert. In Wilna selbst wurde Bischof Baron Rogg mit drei Geistlichen und einem Adeligen, in anderen Orten Geistliche und Bauern gewählt. — Die Juden sind eifrig bemüht, möglichst viele Vertreter in di« Duma zu bringen. Sie haben bis jetzt 59 Dahl männer durchgesetzt und sich dadurch mindestens fünf Abge ordnete in der Reichsduma gesichert. Sie bringen den letzten Raun an die Wahlurne. — ES wird behauptet, Graf Witte habe abermals seine Entlassung eingereicht, die vom Zaren nur deshalb zurück- gewiesen worden sei, weil man keinen geeigneten Nachfolger gefunden hat. Der Duma will man einen politisch uner fahrenen Regierungschef keinesfalls gegenüberstellen. An gesichts der Garung, die die neuen Maßregeln hervorgerufen hoben, beschloß die russische Regierung eine friedliche Blockade Finnlands. Eine gleichfalls antirussische Aeuße- ruirg liegt, wie aus Riga gemeldet wird, vom livländischen Landtag vor, welcher beschloß, in Birkenruhe bei Wenden ein klassisches Gymnasium mit deutscher Unterrichtssprache zu errichten. Sächsischer L««vtag. Dresden, den 6. «pril 1906. Erste Kammer. In der gestrigen Sitzung er- ledigte die Kammer die wegen Errichtung von Amts gerichten eingegangenen Petitionen. Angenommen wurde der Etat, Technische Staatslehranstalten zu Chemnitz, und -er Entwurf zu einem Gesetze, die Umgestaltung des Landeskulturrates betreffend. Bewilligt wurde ferner die für Herstellung einer schmalspurigen Nebenbahn Wilsdruff— Gadewitz—Döbeln erforderliche Summe, der Etat für Finanzielles Verhältnis Sachsens zum Reiche, für Dota tionen (Drucksache Nr. 233), die Beseitigung von Straßen- Übergängen, ferner Beseitigung des Schienenüberganges der Dresden-Tharandtcr Straße unter Hochlegung der Dresden—Werdauer Linie. Zweite Kammer. Heute, vormittags 11 Uhr, fand eine Sitzung der Zweiten Ständekammer statt. — Im Vereinigungsverfahren hat sich die Erste Kammer bszügl. des Gesetzes über den Landeskulturrat einverstanden erklärt, dem Beschlüsse der Zweiten Kammer beizutreten (Berichterstatter Abg. Frenzel). In Bezug auf die Feuer- bestattung haben sich ebenfalls beide Kammern dahin ge einigt, daß die Erste Kammer den Beschlüssen der Zweiten Kammer beitritt, wenn dieselbe sich zu einer kleinen Aenderung erklärt (Berichterstatter Abg. Hartmann). Letzteres wird beschlossen. Zu Mitgliedern des Staats- gerichtShofeS werden mittels Zuruf gewählt: Landgerichts- direktorOberjustizrat Tr. Schill, Landgerichtssenatspräsident Bierbach, als Rechtsanwalt Oberjustizrat Opitz, als Stellvertreter Rechtsanwalt Dr. Rudolf und Rechtsanwalt Justizrat Dr. Stöckel. — ES folgt sodann die Wahl in die Zwischen-Deputation zur Vorberatung des Wassergesetz- entwürfe-. Diese wird mittels Stimmzettel vorgenommen. Gewählt wurden: Präsident Dr. Mehnert. die Vize präsidenten Dr. Schill und Opitz, die Abgg. Förster, Gleisberg, Greulich. Grumbt, Hähnel, Kretzschmar, Dr. Kühlmorgen, Langhammer, Merkel-Mylau, v. Ouersurth. Schubart und Dr. Spieß als Mitglieder, die Abgg. Andrä, Ehrat und Nudelt als Stellvertreter. Die Sitzung dauert fort. Arr- Stadt »rrd Laad. Dresden, den 6 April ISO«. TaaeSkalender für den 7. April. 1905. Gefecht bei Auruda» in Deutsch-Südwestafrika. — 1874. -f Wilhelm v. Kaul- bach zu München, berühmter Maler. — 1820 * Georg Klapka zu TemeSvär, Heerführer der Ungarn im Jahre 1849. — 1789. ck Abdul Hamid l.. Sultan der OSmanen. — 1727. * Michael Adaason, sranz. N rturforscher, entdeckte zuerst die Identität der Wirkung de» Blitze» mit der Elektrizität. — 1629. * Don Juan d'ßlnftria der Jüngere. — 1494. f-«arl VIll., König von Frankreich. —* Wetterprognose de» König!. Sächs. meteoro logische« Institut» zu Dresden für den 7. April: Witterung: Unsicher. Temperatur: normal. Wiudursprung: Süd- west. Luftdruck: mittel. —* Der hochwürdigste Apostolische Vikar im Königreich Sachsen, Professor Dr. Aloys Scharfer, traf heute, von Straßburg kommend, um 10 Uhr 20 Minuten vormittags mit dem Schnellzuge auf dem hiesigen Hauptbahnhofe ein. Zu seinem Empfange hatten sich auf dem Perron die beiden VikariatSräte, der hochwürdigste Herr Kanonikus Superior Fischer und Herr Geheimer Hofrat Lufft, eingefunden. Der Apollo- ltfche Vikar wurde von ihnen ehrfurchtsvoll begrüßt und mittelst Wagen in seine Wohnung geleitet. Heute sind es genau 47 Jahre, daß der spätere Bischof Dr Wahl in Dres den eintraf, um die Stelle als Hofkaplan bei Sr. König lichen Hoheit den damaligen Prinzen Georg zu übernehmen. —* Se. Majestät der König wohnte heute vor mittag von 8sH Uhr ab den Kompagnie-Besichtigungen beim zweiten Bataillon des 1. (Leib-) Grenadier-RegimentS Nr. 100 auf dem Garnison-Uebungsplatze bei. Ins Schloß zurückgekehrt, nahm Allerhöchstderselbe militärische Mel dungen entgegen und hörte die Vorträge der Herren Staats- minister und des Königs. Kabinetts-Sekretärs. —* Ihre Majestät die K ö n i gi n - W i t w e ist gestern von Lugano wieder in Dresden eingetroffen. —* Die silberne Lebensrettungsmedaille am weißen Bande für die Errettung vom Tode des Ertrinkens ist dem Tischlergehilfen Max Kaufmann in Dresden und dem Postasststenten Max Hugo Scharnhorst in Dresden ver liehen worden. —* In einer neulich hier adgebaltenen Sitzung des sächsischen LandeSverein» de» .Evangelischen Bundes* wurde bekannt gegeben, daß man mit der Generalversamm lung der Vündler in diesem Jahre Danzig und Graudenz .beglücken* w«L«. Gewünfcht wurde, daß die Zweig vereine im Winter gegen den Toleranzanlrag weiter Hetzen sollen. Auch teilte Pastor Blanckmeister mit, daß der Dresdner Zweigverein dem Chemnitzer seine Sympathie für die Angriffe aus die Grauen Schwestern bei ihren Sammlungen ausgesprochen habe und ferner den Wunsch ausdrückte, daß solche hetzerische Agitatoren, wie der Post- assistent Löffler, in ihrer edlen Tätigkeit im Bunde nicht gehindert werden möchten! — Wenn diese .evangelische* Hetzerei nicht so traurig wäre, könnte man darüber lachen! .... odr. X* Der Kampf der Metallarbeiter. Die Aus- sperrung, welche Vonseiten de» Metallindustriellen-Ver- bände» der Kreishauptmannschaft Dresden über etwa 12 000 Metallarbeiter verhängt worden ist, hat auch unter den Holzarbeitern mächtige Aufregung verursacht, und die Verbandsleitung der letzteren veranlaßt, für Donnerstag abend eine große Versammlung tm Trianon einzuberufen die sich außerordentlichen Zuspruches erfreute. Nach Be-, leuchtung der Ursachen der Aussperrung und des bisherigen Ganges der Verhandlungen erklärte die Verbandsleitung, daß der Metallarbeiterverband eine Solidaritätserklärung Vonseiten der Holzarbeiter durch Proklamierung des Aus- standes in diesem Augenblicke nicht für ratsam halte und nicht wünsche. ES kam zu lebhaften Debatten für und wider und schließlich wurde gegen wenige Stimmen in einer Resolution abwartende Stellungnahme beschlossen. —* Apostaten bilden häufig eine „Zugnummer" für den Evangelischen Bund. So stellte sich der Bürger- fchullehrer M. Bayer auf einem Familienabend des Ev m- gelischen Bundes zu Ni edcrwürschnitz (8. März) als früheren katholischen Geistlichen vor und gab die Ge- schichte seines Abfalles zum Besten. Der „Lokalanz." (Stol- borg im Erzgebirge Nr. 58) berichtet darüber: „Was waren nun die tatsächlichen Gründe seines Uebertrittes? Redner griff auf seine Jugendzeit zurück; selbst katholisch, von frei- katholischen (!) Eltern zu freiem (!) Katholizismus erzogen, erfüllte er den Herzenswunsch seiner von ihm hochverehrten Mutter und wurde, zumal nian ihm nur immer den Prie sterstand in schönstem Lichte gezeigte hatte, Priester. Schon tvenige Wochen nach seiner Aufnahme in das Priestersemi nar zu Prag kam bittere Enttäuschung. Er bat inständig den Vater um Entfernung ans der Anstalt; dieser sprach je doch nur tröstend auf bessere Zeiten ein, und der Sohn blieb, blieb ganze vier Jahre. Mit 22 Jahren bekam er die Prie sterweihe und wurde auf ein kleines Dörfchen versetzt." — Nun teilt der Direktor des fürsterzbischöflichen Priester- seminars in Prag der Zentralauskunstsstelle mit, daß der in Frage stehende Apostat sich nie im dortigen Priestersemi nar befand und überhaupt in Prag nicht ausgeweiht lvurde Hat Herr Bayer die Unwahrheit gesagt? Großluga. Bei AusschachtungSarbeiten im Gute des Herrn K. wurden gegen 60 gut erhaltene Silbermünzen aus den Jahren 1670—90 gefunden. Darunter befindet sich auch eine sogenannte Marienbrosche. ! Leipzig, 5. April. In der gestrigen Stadtverord netensitzung wurde beschlossen, an Einkommensteuer für das Jahr 1906 135 Prozent des Normalsteuersatzes zu er- heben. Der Rat hatte 140 Prozent beantragt. — In der Theatersrage hat der Rat an die Stadtverordneten ein längeres Schreiben gerichtet, in dem er sie ersucht, falls sie von ihrem Beschlüsse, die Verpachtung deS Thea ters auszuschreiben, nicht abstehen, die Verpachtung bis zum 30. Juni 1914 auszuschreiben, dem künftigen Pächter die bekannten Erleichterungen 50 000 Mk. zu gewähren und ihm zur Pflicht zu machen, die mit den jetzigen An gestellten abgeschlossenen Verträge einzuhaltcn. Frau Staegemann soll nach Uebernahme der städtischen Theater durch den neuen Pächter aus dem Vertrage entlassen werden. — Die am 4. Januar 1906 in Leipzig ver- storbene Frau verw. Beuth, geb. Küster, hat der Stadt Leipzig 25000 Mt. zu „wohltätigen, gemeinnützigen und künstlerischen Zwecken", dem Stadtkrankenhause 30 000 Mk., der Penstonsanstatt der städtischen Theater 20 000 Mk. und der Bienerschen Blindenanstalt 6000 Mk. vermacht. — Der Rat wird am Dresdner Bahnhof, am Eingang der Peteröstraße und auf denk Augustusplatz je einen Zeitungskiosk ausstellen, der auch eine Schreibkabine und einen Telephonraum enthalten soll. Plaue«, 5. April. Der erst 25jährige Gutsbesitzer Paul Albin Müller aus Unterpirk bei Pausa verwendete zur Heilung einer kleinen Wunde am Bein Pferdeschmicre. Der Unvorsichtige zog sich dadurch eine Blutvergiftung zu, an der er jetzt nach kaum dreiwöchentlicher Ehe ver- starben ist. Bautzen. Programm der Musikprüfungs-Aufführung am katholischen Seminar, 3. April 1906: 1. I'riUuciinin aus der E-Lloil-Sonate für Orgel von I. Rheinberger. (Vorgetiwgen von einem Schüler der II. Klasse.) — 2. a) Oruckuais vom Gründonnerstag, gregorianischer Choral. II. III. b) ^Anu3 für einstimmigen Männerchor und Orgel von A. Bergmann. II. III. — 3. ^rio „Er weidet seine Herde", einstimmiger Violinchor und Orgel, von G. F. Händel. III. V. — 4. Kirchenlied „O Haupt voll Blut und Wunden", für Orgel, von H. L. HaSlcr u. P. Piel. Vorspiel hierzu von I. S. Bach. Nachspiel von P. Piel. H. — 5. a) Rssponsorimn VII. vom Grün donnerstag für gemischten Ehor von L. Viadana. II. III. VI. d) R^ris für Männerchor von I. Quasten. II. III. VI. — 6. Unrein; militairv in 6-Dur für Klavier zu vier Händen von F. Schubert. IV. — 7. n) Satz in ^-UoII für drei Violinen von A. Bergmann. VI. 5) ^«tor, aila Uarurkv. für Violine und Klavier von I. W. v. WasielewSki. VI.— 8. Gesänge für eine Stimme und Klavier: n) Der Tod und da» Mädchen von F. Schubert. II. b) Gebet von F. Hiller. II. — 9. I^uxo in k^-vur für Orgel von I. E. Rembt. II. — 10. Stücke für Klavier: n) Ltucko in H.-Vur von A. Jensen. II. d) Frühling» Erwachen, poetische Studie von E. Haberbier. III. — 11. n) Der brave ReiterSmann für Männerchor, Volkslied. II. III. VI. d) Heimkehr für gemischten Thor von I. Heim. II. III. VI. — 12. Usoustt in v-vur für Streichquartett von E. Kistler. IV. — 13. Jaqdlied aus den Wakdfzenen für Klavier von R.Schu- mann. IV. — 14. Chor Nr. 6 au» ^atixono für Männer- (Dovvel-) Thor und Klavier von F. MendelSsohn-Bartholdy. H. III. VI. — 15. in O-Oar für Orgel vop E. Engler. IV. Reichrnberg, 4. April. Dom Mai bis Oktober diese» Jahres findet in Rcichcnberg, der „Metropole Deutsch- böhmens", die „Dcutschböhmische Ausstellung Reichender« 1906" statt. Mit einem Kostenaufwande von mehr als zwei Millionen Kronen geschaffen, soll sie ein umfassende» Bild deutscher Arbeit in Böhmen geben und den Besucher durch den Augenschein überzeugen, daß Deutschböhmen für sich allein schon eine wirtschaftliche Macht ist. Ter reizvoll ge legene Ausstellungsplatz umfaßt 400 000 Geviertnieter mit einem See von 80 000 Geviertmetern. Der Jndustriepalaft weist eine überbaute Fläche von 22 000 Geviertmetern auf.- Außerdem sind zahlreiche und zum Teil sehr große Bauten für die Land- und Forstwirtschaft, die Kunst, die Hygiene, das Kunstgeiverbe, die Schule usw. vorgesehen. Ungefähr 50 Sonderbauten für Gastwirtschaften, Vergnügungs stätten , Einzelausstellungen usw. vervollständigen dar reizvolle Gesamtbild. Auf dem See finden die bestbekamrteu ..Marineschauspiele", sowie Ruder- und Segelbootsfahrten statt. Abends wird die Ausstellung durch 350 Bogen- uniß 7000 Glühlampen erleuchtet. Von überallher sind Massen besuche, Tagungen, Kongresse, Festlick)keiten und sonstige Veranstaltungen angcmcldet. Bereinsnachrichteir. § DreSde«. Die Mitglieder der Fachabtrilung der Metallarbeiter werden hierdurch auf die heute Abend 9 Uhr im Gesellenhause stattfindende außerordentliche Mitglieder versammlung aufmerksam gemacht. In derselben wird über die „Metallarbeiteraussperrung und unsere Stellungnahme* referiert werden. Alle Kollegen werden dringend ersucht zu erscheinen, unorganisierte Kollegen sind mitzubringen. § Dre-deu-Löbtan. Ter kathol. Arbeiterverein hält Sonnabend, den 7. d. M., abends *^9 Uhr, im „Drei kaiserhof". seine MonatSvcrsammlung ab. Erscheinen der Mitglieder ist notwendig, Glaubensgenossen herzlich will kommen. 8 Pirua. Nächsten Sonntag, den 8. d. M.. abends 8 Uhr. Versammlung vom Volkkverein im Gasthof zum „Hirsch", Dresdener Straße. Ein sehr beliebter Redner aus Dresden wird sprechen. Erscheinen aller Mitglieder dringend nötig. Gäste willkommen. Posen, 2. April. Tie katholische Kirche in Wieß- zyczin ist niedcrgebrannt. Hamburg, 5. April. Heute irachmittag gegen 6 Uhr stürzte ein Baugerüst des im Bau befindlichen Zentralbahn. Hofes ein. Mehrere Menschen wurden unter dem zu- sammenstürzcndeir Gerüst begraben. Zwei Mann fanden den Tod, einer wurde schwer verletzt. Hannover, 5. April. Zur Aussperrung der Metallarbeiter wird berichtet, daß zur Zeit in der Metall industrie 1630 Streikende und 3050 Ausgesperrte sind. Für Sonnabend ist eine weitere Aussperrung von 1850 Manu in Aussicht genommen, und wenn, wie man ertvartet, in allen Betrieben die Arbeit eingestellt wird, so werden im ganzen etwa 7000 Arbeiter davon betroffen. Einsturz eines Gast Hofes. Nagold (Schwarz- trxrld), 5. April. Heute nachmittag gegen 1 Uhr stürzte der Gasthof „Zum Hirsch" ein, während zahlreich Gäste (die Angaben schwanken zwischen 100 und 300) an der Metzel- suppo teilnahmen. Um 6 Uhr waren 50 Leichen und unge fähr 30 ScHververletzte geborgen. Viele befinden sich noch unter den Trümmern, an deren Beseitigung mit der größten Anstrengung gearbeitet wird. Aerztlichc Hilfe ist in aus reichendem Maße vorbanden. Das Unglück dürste auf das Nichteinhalten der notwendigen Vorsichtsmaßregeln zurück- zusllhren sein. Tor Gasthof war erst im Laufe des Vor mittags gehoben worden, aus ivelchem Anlaß eine Feier ab- gebalten werden sollte. ES soll getanzt worden sein, was bei der Ueberfüllung des .Hauses zum Einsturz beigetragon lxiben dürfte. Viele liegen noch unter den Trümmern, mit deren Aufräumung man abends fertig zu werden hoffte. Die Toten sind sämtlich im Rathause aufgebahrt. Aus der Umgegend findet ein kolossaler Mcnschenzustrom statt. Nagold, 6. April. Die Zahl der Getöteten ist nun aus 49 festgestellt worden, die der Schwerverletzten beträgt zirka 50, von denen viele in Lebensgefahr schweben. Die Aufräunmngsarbeiten wurden im Laufe der Nacht vollendet. Der König hat noch im Laufe der Nacht sein Beileid aus gedrückt und sich Bericht erstatten lassen. Neapel, 5. April. Der Lavastrom, der sich aus dem neuen Krater aus der Seite nach Pompeji zu ergießt, hat be reits das Restaurant „Fiorcnza" ans dem Gebiet von BoSco- trecase überschritten und den Reitn>eg, der zum Krater führt, teillveise zerstört. Der Direktor des neuen Observatoriums auf dem Vesuv, der sich an dem Orte des neuen Ausbruches befunden hat, telegraphiert, daß die Lava die Privatbesitze von Boscotrecase und Torri del Greco zu vernichten droht. Der Lavastrom hat bis jetzt 2 Kilometer durchlaufen. Ncuyork, 5. April. Die Konferenz der Anthracit- grubenbesitzer und Bergarbeiter ist auf den 9. April ver tagt worden. Die Bergarbeiter haben die Beilegung der Schwierigkeiten durch ein Schiedsgericht vorgeschlagen. Tie Antrvort der Grubenbesitzer wird für Montag erlvartet. Telegramme. Berlin, 6. April 10 Uhr vormittags. Der Reichs- kanzler Fürst Bülow befindet sich nach einer sehr gut ver brachten Nacht frisch und bei vollstem Bewußtsein. Die ihn behandelnden Aerzte sind mit seinem Zustande durchaus zufrieden. Metz, 6. Avril. Zur Teilnahme an der morgen statt- findenden Feier der Enthüllung des Gedenksteines für den in der Sckflacht bei St. Privat am 18. August 1870 ge fallenen Königl. Sächs. Generalmajor v. Craushaar sind die Herren Generalleutnant z. D. v. Schmaltz, Major v. Craus- liaar und der Portier Schmeißky hier eingetroffcn und im Hotel de l'Europe abgesticgcn. Schmeißky war seinerzeit Stabsordonanz des Gefallenen. Im Laufe des Vormittags trifft noch der Enkel des Gefallenen, Oberleutnant v. Craus haar, in Metz ein. Petersburg, 6. April. Das Ministerium deL Inneren empfängt fortwährend amtliche Berichte der Gou verneure und Präfekten betr. die Anzeichen, die von ihnen über die Möglichkeit von gegen die Juden gerichteten Un-