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eü notlvendig, daß die katholischen Arbeiter sich auch in ka tholischen Arbeitervereinen mit beruflichen Fachabteilungen zusammenschließen und so Mitarbeiten an dem Ideale des heiligen Vaters Pius X., sowie seines großen Vorgängers Leo Xlll. Wie der Redner mit seinen Worten auch dw< Richtige getroffen und die Pirnaischen katholischen Arbeiter treu -um Berliner Verbände stehen, bewies der reiche Bei fall, den der Redner erntete, sowie die Entrüstung, mit wel cher dem im stillen gemachten Versuch, ..die Arbeiter in eine andere Richtung zu bringen", cntgegengetretcn wurde. 13 neue Mitglieder wurden ausgenommen und weitere elf mel deten sich zur Aufnahme, so daß das erste Hundert bald er reicht ist. Allch in die Fachabteilungen meldeten sich alle Ncuaufgenonrmcnen. — Am 1. April soll eine Versammlung der Fachabteilung stattsinden, zu welä-er auch) diejenige» Mitglieder geladen werden, welche noch nicht der Fachabtei- luNg angehören. 8 Chemnitz. Sonntag, den L5. März, hielt der Volks verein für das katholisckx' Tentsckstand im Saale des Hand- werkervereinshauscs einen Vortrags- und Familicnabend ab. Eine besondere Ehre wurde dem Volksverein zuteil, indem Herr Vikariatsrat Kanonikus Sup. Fischer aus Dresden die Güte lxitte. den Dortrag zu übernehmen. Auch hatte sick der Faniilienabend der Mitwirkung des katho lischen Kirckx'iichors „Eäcilia" zu erfreuen. Nach Begrüßung durch den Gesck)ä ft s sichrer, Herrn tikvplan Schindler, leitete „Eäcilia" den Abend durch Vortrag der Lieder: „Mein Her; tu' dich aus" von Lange und „AuS der Jugendzeit" von Nadecke, ein. Nachdem Herr Prokurist Eduard Hart mann den Toast auf Papst, Kaiser und König ausgebracht batte und hierauf das Lied „Heiliger Vater dir" stehend ge sungen tvorden war, nahm der Herr Vikariatsrat, mit Entbusiasmus begrüßt, das Wort zum Vortrag. Es waren überzeugende, tiefergreifende Worte, welche der hochw. Herr in zündender Weise den still lauschenden Zuhörern über „Tie Ideale des religiösen Lebens" vortrug. Nur einnial wurde die Stille durch freudigen Beifall unter- brocken, als der Vortragende auf die heilige Euclxrristie zu sprechen kam und dabei den Willen kund gab, über dieses Thema vor denselben Zuhörern einen Vortrag zu lxiltcn. Nickst endeuwollenden Beifall zollten die Anwesenden dem Redner am Schlüsse seiner einstündigen Ausführungen und hekundeten dadurch treffend, wie nxlhr Herr Hartinann ge- sproch'ii, als er beim Toast aus die drei Gewalten vorbe merkte: Wir Chemnitzer sind durch hohen Besuch aus Dres den nicht verwöhnt, aber wenn sich einmal ein hoher Herr nach Chemnitz verirrt, so wissen wir das zn sckstitzen und sind ihm dankbar. In besonderer Weise zollte der Herr Ge schäftsführer dem Herrn Vitäriatsrat Worte des Tankes und begeistert stimmten die Anwesenden in das auf den bockM. Herrn ausgebrachte Hoch ein. Ter zweite Teil des Abends wurde wiederum vom Kirchenchor „Cacilia" ein geleitet. Zrvei Lieder: „Nun sangen die Weiden zu blühen an" (Volkslveise) und „Gutem Abend, gut' Nacht" von Brahms, kamen zum Vortrag. Es folgte sodann ein Melo dram „Im Tom zu Köln" von Josef Wetzl, gesprochen von Herrn Jelste und begleitet von Herrn Lehrer Vogt. Tas Nachfolgende, „Ter goldene Hochzeitsmorgen". ein Duett und eine Soloszene, welckx's von Herrn und Frau Hetz, sowie von Herrn Jehle und Herrn Niefke dargeboten wmrde, ivar dem Humor gewidmet. Der Sonntag „Lätare" (Freue dich) und der hohe Feiertag Mariä Verkündigung gestatte ten, wie der Geschäftsführer bei seiner Begrüßungsansprache bedeutete, daß man den Humor nicht ganz auszuschalten brauche. Mit dem Wunsche, daß der Familienabend die besten Früchte zeitigen möge und dem Verein viele neue Mitglieder zuführe, sowie mit herzlichen Worten des Tan- kes an alle Damen und Herren, welche sich wieder in den Dienst des Volksvereins gestellt, und mit der Ankündigung, daß am 20. April ein Vortragsabend mit den Themen „To leranz und Intoleranz" und «Der Sozialismus der Gegen- ivart" stattfinden wird, sckstoß der Geschäftsführer die Ver sammlung. ei. 8 Görlitz, 26. März. Die Reorganisation der hiesigen Zentrumspartei wurde heute abend durch eine im katho- tischen Verein-Hause stattgehabte gutbesuchte Versammlung eingeleitet. Herr Oberkaplan Winkler, der die Versamm lung namens des erkrankten EczpriesterS Herrn geistl. Rats Ucbanncck begrüßte, hielt eine längere Ansprache, in der er u. a. auösührte, daß auf Anregung des Herrn Justizrats Dr. Porsch Breslau die heutige Versammlung einberufen worden sei. Es sei beabsichtigt, ein ständiges Wahlkomitee zu errichten, und zwar für den Kreis wie für die Stadt. Zweck des Wahlkomitees werde sein, die Menge über die Bestrebungen der ZenrrumSpartei auf- zuklären durch Versammlungen, Flugblätter usw. und die Vorarbeit für die Wahl zu leisten, damit das Zentrunr auf die definitive Nominierung des Kandidaten im Wahl kreise einen entsprechenden Einfluß bekomme. Die im Wahlkreise lebenden 20 000 Katholiken stellen eine Macht dar. mit der gerechnet werden müsse. ES wurden sodann 18 Herren in das KceiSwahlkomitee bezw. als Stell vertreter gewählt. Die gewählten Herren haben einen Vertreter in das Diözesanwahlkomitee zu wählen und ihn zu der am 10. April in Breslau stallfindenden Konferenz zu delegieren. Aus der Versammlung wurde ein Wunsch nach Bildung eines ZeulrumSvereirS wach, der dann nach lebhafter Diskussion dahin umgcändert wurde, daß die Einführung des Volksvereins für dar kath. Deutschland beschlossen wurde. Vermischte-. V Wegen eines Schinkenbrötchens ist im Jahre 1888 der jetzige Minister des Innern in Poris, Clä- nu'uccau, nicht zum Präsidenten der Kammer gewählt wor den. Moliue und Clämeuceau erhielten damals gleich viel Stimmen, der erstere galt als gekvählt, weil er der ältere ivar. Hätte Eloiueiiceou die Stimme des Deputierten Micl)ou bekommen, so l)ättc er zwei Stimmen Mehrheit ge habt. Aber Michail stimmte aus persönlichen Gründen nicht für ihn. weil Clöiiieiicean einmal ein Schinkenbrötchen aus der Tasche Michous entfernt oder noch einer anderen Ver sion statt deS Schiukenbelags einen roten Lappen zwischen die Brötchen gelegt l-atte. «üch-rtifk»,. „Frühling zieht jetzt ein in alle Herzen!" Frühling»« Kleidung ist jetzt die Parole liebender Müiter, und eine ganz be sondere Freude ist e« diesen, ihren Kindern die Kleidchen und Hütchen selbst anzufertigen. Da vibt rS nickt- besseres, als ein Abonnement auf da« einzig dastehende MonatsdlaN ...K i n d e r. garderode". Verlag John Henry Schwerin. 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Gratis«Probe nummern durch erstere und den Verlag John Henry Schwerin, Berlin ;v. 36 AuS der Geschäftswelt. Die Wäsche ist für die Hausfrau eine der wichtigsten ke- sorgungen, von deren sorgfältiger Behandlung sehr viel, sowohl in Bezug aut den Geldbeutel, wie auch das Aussehen der Wäsche abhängt. ES muß daher befremden, daß sich noch recht viele Hausfrauen sehr wenig darum kümmern, womit ihre Wäsche gc- lvrich-n wird, die sich nachher aver wundern, wenn die Wäsch« gelb ist. schlecht riecht und sehr rasch verschleißt. Da« Haupt« reinigungSmittel ist eine gute Seife, deren Waschkraft aber zum Entfernen von Flecken und zum Erzielen einer frisch riechendrn weißen Wäsche nicht auSreicht und greif» man mir Rrchl gerne zu Hilfsmitteln, wobei jedcch die Anwendung stark ätzender Sub stanzen wie Thlorkalk. Bleiwasser usw. absolut zu verwerfen find. N-ben anderen Hilfsmitteln zur Reinigung der Wäsche ist die über 30 Jahre b währte Henkels Bleichsoda, die frei von ollrn ätzenden Bestondteilrn ist. weit rnd tncil bekannt. Tiesrlle ist mit guter Seife angewandt, das beste und billigste Waschpulver, welches der Wäsche nicht nur eine blendende Weiße, sondern auch ohne Bleiche einen angenehmen frischen Geruch p'bt. Henkel« Bleich-Soda in Paketen, in allen einschlägigen Geschäften käuflich, wird schon beim Einweichen und Kochen der Wäsche vorteilhaft verwandt, weil dadurch der der Wäsche anhaftende Schmutz voll ständig gelöst wird und man ein leichte« Sutwaschrn hat, wotuich bedeutend an Zeit gespart wird. Mtlde ««de». Eingegangcne Gaben für den Kirchenbau in Königstein (Schluß): B. P Ehrang 3 ^5. Pf. Br. in H. 5 ^45. Pf. H. in Spa. 10 ^45, S. K. in W- 3 ^5. K. B in GeiS. 2 ^45. Pf. H. in St. 8 ^5. Pf. K in K. 1 ^5, Kapl. I. in Darnp. 1 ^45, E. Hartl rc. 2 ^45 60 Dr. Sp. in KünigSh. 3 >6, Pf. B. in S. 3 ^45, Rekt. Kl. in H. 3 .45. Pf. Dr. D. in Trier 6 ^5. L. in Wesel 1 ^5 10 Pf. Heit in B. 6 ^45. 2. in Rath 2 .45, Pfarramt Olsen 3 ^45. Pf. Geller in Kr. 6 .45. Pf. St. in Halb. 6 ^5. Propst Br. in A. 6 ^5. Pf. Br. in W. 3 ^5. Pf. B- in W. 1 ^45. A. M. Kpl. in B. 3 .45 KO « R. A. Fr. in P. 2 ^5. Dr- I. in P. 2 ^45. Pf. Schr. in B. 2 ^5. Pf. «. Schm, in A. 1 ^45. E. S. in W. 1 -6. A. «. in St. 4 ^ 30 Pf. Karg in Z. 10 .45. Pk. Schr. in H 5 ^5. L. in Amberg 2 ^45. B. in Olsen 3 ^5. Dech. N. in M. 11 »6, L. Sch. Lamm, in W. 2 .45. I. R. in Eckheim 6 Kpl. C. in W. 1 ^5, A Kirsch in Dr. '2 ^5. Sem -Oberl. Semank 6 ^45, Past. Linn in H. 2 .45, Kpl. Sasse in M 3 ^5, Ps. Sch. in M. 10 ^5. P. L. in M. 10 .45. V Pr. in C. 5 .45. Dr. Schw. in R. 2 .45. Dir. Bürgen in H. 2 ^45. Pc. v. Arenberg in E- 10 .45, Comm. Uhlrmetzer in W. 5 ^45, A D. E. in H.-M. 1 ^45, Pf. Sch in Kl. 5 ^45. C. Sch. Pf. in Tr. 2 ^5. F 2. Schw. in Heil. 8 ^45. Pf. St. in N 1 -4t. Bauer S in Gr 3 ^5, ch in Bacharach 50 Pf. P. in B. 6 ^5. Pf. G. W. in S. 1 ^45. X. in Paderborn 1 Pf. Schn, in Schw. 1 60 P. Hilgen in S. 2 Generalm. v. Görtz 10 .2, Buchh. Schnutt in Kassel 1 ^5. Pf. Wolf in Fr. 2 .45, Pf. Baumann i. A. 2 Pf. Schn- in P. 6 ^5, Ben. Witl« mann 3 ^5. D. Lütgenau in D. 3 ^5. Pf. K. in O. 2 .45. Ben. Weigl, in B. 2 ^5. Pf. G in U. 1 .45 60 Dr. G. in Z. 1 ^5. Pf. Thielen 75 H, Fron Hagins in C 3 ^5, Pf. Müller in B. A. Bätz in N. 9 ^5. I N. in Auerbach 6 ^45. W. Pf. in R 2 ^5. Dech. I. P in Str. 2 .45. Pf Bäck in H 2 ^5. Pf. DrieS in Ob. 3 ch. Kpl. Orl. in H. 1 ^5. W. Sickb. in O.-B. 2 Pf. Hilpert in P. 5 ^45, Pf Steffen« in D. I .45. Gott segne die edlen Geber und kübre nnS noch manche Barmkeruae zu. Ber sock. — 122 — „Von Georg soll icl> viele Grüße ciusrichten," sagte Irma', or hat mick vor 1-! Tagen in Orleans bestickst, konnte sich aber nickst lauge cruflxüten. In Gedanken wird er heute den ganzen Abend bei uns nxüleu. Wie hübsch wäre es. wenn er ailch dalu'iiu sein könnte." „Bald lstittc ich darauf vergessen — für Sie ist ein Brief augekominen. Herr Leutnant," sagte Frau Hartfeld, während sie auf den Sckweibtisch zugiirg. ..Er ist vom Kriegsschauplätze." „Da bin ich begierig," sagte Schütz, während er die Schrift auf dein Kuvert flüchtig besah und daun den Brief öffnete. „Vom Mick>el!" rief er gleich darauf angenehm überrasckst. „Was, von dem guten, tivuen Bursck>eii?" fragte Irma lebl>aft. „Was schreibt er denn?" „Geliebter Herr Leutnant Sckstitz!" begann Sckstitz. „Entschuldigen Herr Leutnant geborsamst, indem daß ich eimiial schreibe, wie es mit unserem Baiailioii in Frankreich zugeth seit sie leider Gottes so sckiwehr verwundet worden sind in Va^iles was mir Fürchterlich schmerzlich gewesen ist indem daß ich meinen guten Herrn verloren liab wis kein Zweiten mehr gibt. Wir haben jetzt eilte grimige Kalt alle Tag und wird weh Daheim auch so sein. Die Fiis bab ich auch sck>ou verfroren indem daß ich in Orlean 4 Tag im Krankeukiauc'. gemessen und wieder eium-al etivas Warms zum essen. Am 10. Dezember sind lül) Manu ersaz kommen und ist jetzt wieder stärker als forlwr. Bei Kuliuie -18 Manu am 0. November und bei Wi-lbiou am 1. Dezember <1 Offizier und 117, Manu von Nachmittag halb st bis 7, Uhr verloren. Da l>ab ich die silberne Medaile kriegt, Herr Leutiiant. Alle Herr Hauptum»» und Oberleutnant sind verwundet, und in der Schlackst bei Bogausi lxü vom 8. bis 10. Dezember dauert 3 Tag sind die Kompxrgiiieii voll denen Herrn Leutiiant gfürt worden. Herr Leutiiant Hartfeld lxrt mir gesagt daß in der Heiligen Nackst ein tckstiues Fest ist bei ihnen Daheim indem daß sich Herr Leutnant verloben mit der Schwester vom Herrn Leutnant .Aartfeld die aber auch so schön und braf ist wie sie mein guter Herr Leutnant Schütz verdient. Wie ich in Bazailes gement liab sie sind Tod und liabeii sie gesucht in der Finsteren Nackst und den Herrn Major M'rger an demselbigen Bach bei Monwill da l>ab ich sck>on geinerk daß sie ilmen arg gern hat ich lmb mich aber nicht reckst auskent indem daß sie eine Klosterfrau gewesten ist. Ich wünsch Herrn Leutnant geborsamst und der erwirdigen Schlvestcr ein reckst schönes Weibnachtsfest und daß alle Zwei reckst glücklich werden in» Nenn Jabr wenn ibr Heirat und der Frieden kommt und wieder Heimkeren in die liebe Heimat. Ich hgb immer Heimweh nach dem Herrn Leutnant und verbleibe mit den schönsten Grüßen gchorsamst ihr gölicbter hockkgeschähtcr Michael Meier." Ter Brief bewirkte eine fast heitere Stimmung unter den Zulstirern. „Der gute Michel hat sick) jedenfalls sehr angestrengt," sagte Schütz erfreut. „Ich werde ihm seine Treue und Anlstinglichkeit nie vergessen." „Das scheint ein zweiter Josef zu sein," versetzte der General. „Solche Menschen werden immer seltener." „Herr General waren wohl schon lange nickst lnehr in Uniform?" fragte Schütz, als sich alle am Tische niedergelassen hatten. — 123 — „Das ist freilich lange her, mein lieber Herr Leutiiant," erwiderte der General. „Heute sind es gencm 17 Jahre, seit ich des Königs Rock ausge- zogen l-abe: es lvar am 2st. Dezember 1853. Ich war an jenem Tage noch bis gegei» 11 Uhr vormittags im Dienste, und als ich nach Hause kam, traf ich auf dem Gange vor meiner Wohnung Len Kaufmann Lorenz, der mir das Ergebnis der Verhandlung meines Schwiegersohnes mitteilte. Als er fort unr. vertauschte ich den Waffenrock mit der Ziviljoppe, setzte mich hin und schrieb inein Pensionsgesuch." „Oh jener unglückselige Weihnachtsabend," sagte Frau Hartfeld düster. „Ick) glaube, für mich kommt kein ungetrübtes Weihnachten mehr. Ich Un selige — gerade um diese Zeit war es; auf die Stunde sind eS siebzehn Jahre, seit die Türe zum letzten Male hinter ihm zufiel. Und ich l>ab' ihn gehen lassen in seinem Elend!" „Quäle dich nicht länger mit diesen trüben Erinnerungen, liebe Mutter," sagte Irma. „Der Vater hegt nickst den leisesten Groll gegei» dich, und er wird wiedertommen." „Irma — du sprichst so bestimmt ... du weißt mehr," sprach Frau Haltfeld erblassend. „Hat dir der Major Berger ... du hast geschrieben, mich er sei überzeugt, daß der Vater lebt." „Ich weiß alles, Mutter; aber ich darf nichts verraten. Eines aber darf ich heute sagen: Der Vater lebt!" „Er lebt — dein Vater lebt?" rief der General mit bebenden Lippen. „Irma . . . Kind, ist es denn wirklich wahr? Es kann ja nickst —" „Wer hat dir verboten, zu sprechen, Irma?" fiel Frau Hartfeld fieber haft erregt ein. „Der Vater selbst!" erwiderte Irma. „Der Vater?" kam es langsam von den bebenden Lippen der Frau, lind ans ihren weitgeössnctcn starren Augen leuchtete es wie Wahnwitz. Einiage Augenblicke herrschte atemllosc Stille. Dann erhob sich Frau Hartseid, und mit den zitternden Händen an der Lischkante sich festhaltend, fuhr sie hastig fort: „Du kennst den Vater, Irma? Wo ist er . . . Ivo ist der Vater? Ich will zu ihm — heute noch will ich fort . . . fort — ans Ende der Welt reise ich! Irma sprich! Ich will wissen, wo der Vater ist!" Irma wollte eben etwas erwidern, als Josef mit verstörten Gesichts zngen in das Zimmer stürzte und dem General eine Karte überreichte. „Herr General . . . Herr General, i' Hab' g'meint, nri' muß der Schlag treffen . . . i' Hab' g'meint . . ." stammelte er fassungslos. „Ein Besuch heute noch, am Christabend!" sagte der General, indem er sich erhob und erstaunt die Karte betrachtete. „Marie, ich habe mein Augen glas nickst zur .Hand . . . sichre den Besuch ins Empfangszimmer, Josef!" Frau Hartfeld nahm die Karte. „Was ist das?" rief sie im nächsten Augenblicke mit stockenden) Atem, und der jähen Röte im Gesichte folgte tiefe Blässe. „Georg Ritter v. Hartfeld-Berger, Oberstleutnant im König!, b. Gencralquartiermeistcrstabe", las sie mit bebenden Lippen. „Irma — Irma ... ist das . . ." „Mutter, liebste Mutter — fasse dich!" sprach Irma angsterfüllt, während sie die Mutter in ihre Arme schloß. „Es ist unser Baker!"