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V-»«ae ,n «r. VS der „Sä^igschen BoNS,eitt>na- »an. U«. März I»«« W Der Katholik im öffentliche» Lehen der Gegenwart Das weichen Kreisen liebgewordene Büchlein „Der Christ im Weltleben und seine Unvollkommenheiten" von I. Pesch 8. ll. verläßt in 16. Auflage die Presse (Verlag Bachem-Köln), wiederum im Geiste des Verfassers um einige Kapitel vermehrt. Mit Recht wurde in der Neubearbeitung Wert darauf gelegt, den Katholiken beim Auftreten im öffentlichen Leben das Rückgrat zu stärken, aber dieselben auch für die charitativen und sozialen Zwecke besonders zu erwännen. So heißt es denn in Kapitel 20 „die Zaghaftigkeit im öffentlichen Leben" (S. 186—187): „Von der Zaghaftigkeit gegeniiber dem öffentlichen Auftreten und Wirken ist mancher sonst treffliche Mann außerhalb der vier Pfähle seines Heims nicht frei zu sprechen. Der Katholik betet regelmäßig für die Erhöhung seiner heiligen Kirche auf Erden. Er ist in seinem Gewissen verpflichtet, für dieselbe mit allen Kräften einzutreten, so weit Stand und Verhältnisse es ermöglichen. Das kann er aber in der heutigen Zeit nur vermittels der politischen Organisation. Dieselbe ist eine unbedingte Nottvendigkeit rrnd kann allein Hilfe bringen in dein gegen Christentum und katholische Kirche gerichteten Kampfe, weil derselbe in unserem Berfassungsstaate vornehmlich auf dem Boden der Parlamente ausgefochten wird und daher auch vornehmlich nur durch das Mittel der Volksvertretung gekämpft werden kann. Dies begründet die Notwendigkeit der politischen Parteibildung. Und da brauche ich kein Wort darüber zu verlieren, daß der Katholik iin deutschen Reiche politisch in die Zentrumspartei gehört, welche die Vertretung seiner Interessen und die seiner Kirche auf ihre Fahne geschrieben hat. Ihre parlamentarische Vertretung in Berlin, die Zen trums fraftion, tritt als politische, nicht konfessionelle Frak tion für die verfassungsmäßigen Rechte des deutschen Volkes ohne Unterschied der Konfession ein." Mit Recht nrahnt dann der Verfasser die deutschen Ka tholiken, bei ihrer anerkennenswerten großen Opferwillig- keft für alle charitativen und religiösen Zwecke doch auch der praktisch-sozialen Arbeit eingedenk zu sein. „Die Katholiken Deutschlands . . . sind freigebig in Spenden für den Bau und die Ausschmückung von Kirchen und Kapellen, für die vielseitigen charitativen Einrichtungen und Veranstaltungen, für die Missionen in fernen Heiden- kärrdern usw. Aber bedauernswert ist es, daß es noch zu viele unter ihnen aus Mangel an Verständnis für die Auf gaben des öffentlichen Lebens gibt, die ihre Opferwilligkeit nur auf solche, an sich gewiß sehr lobenswerte Zwecke be- schürften. Ms ob es nicht mich ein Werk der werktätigen Nächtenliebe und in vielen Fällen ein viel wirksameres wäre, neben den charitativen auch die praktischsozialen Be strebungen der Gegenwart zu unterstützen." (S. 62—63.) Aber auch auf wirtschaftlichem Gebiete herrscht ein ge wisses Schllafmützentum, das bei nronchen Katholiken Platz gegriffen hat und am Ende auch noch) gerechtfertigt wird mit Berufung auf ganz und gar mißverstandene Bibelstellen oder eine ganz und gar falsche Auffassung des Begriffs „Reli gion" und „Religiosität" oder aus falscher übertriebener moralischer Bedenklichkeit oder einem falschen Konservatis mus. Dagegen schreibt der Verfasser: „Die Kultur hat auf wirtschaftlichem Gebiete solche Fortschritte gemacht und macht sie fortwährend, daß konser vativ sein hier so viel heißt als jede Bedeutung verlieren, ins Hintertreffen geraten. Der Handwerker wie der Kauf mann, der Landwirt wie der Fabrikbesitzer, jeder muß sich alle neuen Errungenschaften seines Faches zu Nutzen machen und in seinem Geschäft im guten Sinne modern sein . . . Wo Fehler gemacht wurden, wird der Katholik es als seine dringende Aufgabe betrachten müssen, mit allen erlaubten Mitteln eifrig in den Wettbewerb mit Andersgläubigen im wirtschaftlichen Leben einzutreten, alle seine Kräfte dabei einzusetzen und sowohl auf wissenschaftlichem Gebiet wie im geschäftlichen Leben ... das beste zu leisten." (S. 109.) So ist das Büchlein durchaus „modern" im besten Sinne und trägt den Anforderungen, welche das nwderne Leben an den Katholiken stellt, volle Rechnung. Dadurch hebt es sich sehr vorteilhaft ab von jenem leider nicht kleinen Haufen sonstiger Literatur, die unter der Marke „christliche Standesunterweisungen" und ähnlich lautender Titel als religiöse Berater der Männerwelt sich anbieten, aber bei näherem Zusehen jeden ernst denkenden uird die Nöte der Zeit vorstehenden Katholiken mit gerechtem Unwillen er füllen. Das um so mehr, als an solcher „Erbauungs literatur" höchstens Männer ü In Müller-Meiningen ihr Wohlgefallen haben, weil sie hier für ihre Art Bekämpfung der Kirche ergiebige Jagdgründe finden, wo sie Jagd nrachen können auf die Torheiten verschrobener Köpfe, die sie dann der Kirche selbst ankreiden I Möge das BückLein von Pesch die soeben gekenn- zeichnete Literatur zurückdrängen helfen und zu den alten sich neue Freunde erwerben. Aus Sradt und Land. —* Aus dem goldnen Stipendienfonds können in diesem Jahre neun Stipendien an Studierende der Universität zu Leipzig sächsischer Staatsangehörigkeit ver- liehen werden. Diejenigen, welche gesonnen sind, sich um Verleihung eines dieser Stipendien zu bewerben, haben ihre Gesuche unter Berücksichtigung der in der StiftungL- urkunde vom 14. Februar 1873 vargeschriebenen Bedin gungen schriftlich bis zum 15. Mai d. I, bei dem Mini- sterium des Königlichen Hanfes einzureichen. —* Patente. Beinahe jeder dritte Gegenstand, den man in die Hand nimmt, trägt ein Zeichen, daß cr patent- aintl'ch geschützt ist. Liest man aber in der für jeden Gegenstand bestehenden Patentschrift nach, was an dem jeweiligen Artikel patentiert ist und was nicht, so wird mann häufig finden, daß das Patent oft nur für das un- wesentlichste Teilchen an jenem Gegenstände besteht und daS wesentlichste nicht patentiert ist. Wer solchen Fragrn Interesse entgegen bringt, kann seinen Wissensdurst voll ständig kostenfrei und sebr bequem in der Dresdner Lese halle. Waisenhausstraße 9, in der eine komplette Sammlung aller Patentschriften vom Kaiserlichen Patentamt zur Be- Nutzung des Dresdner Publikums niederoelegt ist. stillen. Köuigftein. Dos Erholungsheim auf der Festung Kö- nigstein, das vom Königlich Sächsischen Militärvereinsbund eingerichtet worden ist, wird am 1. Mai eröffnet und ztvor für die Zeit bis Ende September. Aufgenonrmen werden nur gesunde Mtglieder des Bundes, die sich in reiner, ge sunder Luft einige Zeit erholen tvollen. Erhoben wird an Wohnungsgeld für den Tag 40 Pfennig. Verpflegung wird zu nräßigen Preisen gewährt. Freiberg. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft tvurde die Tischlersehefrau Strcller verhaftet, weil sie angeblich ihre Stieftockster systematisch verhungern lassen wollte. Plauen, 27. März. Der Rentier Gustav Steinhäuser, der sich durch die Einführung der Handstickmaschine in Plauen große Verdienste um unsere Industrie erworben und hervorragende Ehrenämter bekleidet hat, ist iin Alter von 85 Jahren gestorben. Er war Ritter des Albrechts- ordens erster Klasse. Adorf. Am Sonntag wurden durch ein mächtiges Feuer in Unterwürschnitz fünf Gebäude zerstört. Das Feuer ent stand in der Gasthofsscheune. Pegau. Auf unerklärliche Weise explodierte in der Pompelschen Glaserei der Benzinmotor. Dadurch wurde der Motor sowohl als auch der Motorraum stark beschädigt. Zur Zeit der Explosion »var glücklichenneise niemand im Motorraum anwesend. Zittau, 27. März. Ein Schneidermeister aus Geiten dorf kam auf seinen: Fahrrade mit einem Fahrzeuge zun: Zusammenstoß und kan: unter die Räder eines Lastwagens. Der Kopf wurde ihn: vollständig zerdrückt, so daß der Tod auf der Stelle eintrat. BeretnSrrartzpjchren. 8 Dresden. Wie wir bereits mitteilten, veranstaltet der Volksvercin für das katholische Deutschland auch Heuer am Passionssonntage, das ist nächsten Sonntag, den l. Arpil, eine große Männervcrsammlung in: Kcglerheim. Bei der großen Bedeutung, die der Volksverein für alle katholisck-cn Männer lat, ohne Unterschied des Standes und Berufes, da er kämpft für Gott und seine heilige Kirche, für König und Vaterland, für die christliche Familie und den eigenen läuslichen Herd, ist es wohl Pflicht eines jeden katholischen Mannes, an dieser Versammlung teilzunehmen. Zwei tüchtige Redner sind für diesen Abend gewonnen wor- den: Herr Landtagsabgeordneter Landgerichtsrat Marx aus Köln und Herr Pfarrer Lange aus Wurzen. Darum aus zur Volksvereinsversammlung! tz Pirna. Der katholische Arbeiterverein zu Pirna (Verband Berlin) hielt am 23. März seine regelmäßige Mit- gliederverammlung ab. Herr Lehrer Rolle hielt eine:: Vortrag über „Die soziale Tätigkeit der katholischen Kirche". Der Herr Redner schilderte den immer mehr überhand nehmenden Unglauben in allen Volksschichten und wie sich die katholische Kirche stets bemüht habe, dagegen anzukämp fen und daß sie sich vor allem der Annen angenommen hat. So wie in friiherer Zeit, so geschehe es noch heute, daß die Kirche sich stets bemühe, die sozialen Schäden der heutigen materialistischen Welt zu lindern, sowie auf religiöser Grundlage den sozialen Frieden auszubanen. Deshalb sei H ,,'kO § ? — 124 — Ein gellender Aufschrei entrang sich der Brust der Frau', sie drohte uw- zusinken. Schlitz, der in nächster Nähe stand, hielt mit Irma die Wankende auf. Ter General stand ein paar Augenblicke hochaufgerichtet da; dann aber packte eS ihn wie Schüttelfrost und er hielt sich z:tlen:d an der Stuhl lehne fest. „Der Vater ist es? Georg . . . Georg lebt wirklich?" kam es endlich keuchend von seinen Lippen. Frau Hartfeld aber riß sich plötzlich von Schütz und Irma los und tau melte der Scitcntüre zu, die sie hastig aufschlug. Berger stand in voller Uniform mit dem glänzenden Kreuz des Max- Joses-Ordens geschinückt, in der Mitte des matt erleuchteten Zimmers. Seine Lippen zuckten und die ans dem Säbelgriffe ruhende Linke zitterte, als die blasse dunkelgekleidete Frau uifter der Türe erschien. Bei seinem Anblicke schwankte Frau Hartfeld wieder und tastete nach einen: Stützpunkte, und geisterhaft starr hafteten ihre Augen auf seinem Gesichte. Einige Augenblicke standen sich die beiden wie gebannt gegenüber; kein Laut kam von ihren Lippen. Endlich trat Berger mit unsicherem Schritte seiner Frau entgegen und schloß sie in die Arme. „Marie ... ich bin's . . . liebe Marie!" sprach er tief erschüttert. Seine Stimme löste den Bann von der Frau. „Georg, du lebst . . . du bist es wirtlich?" rief sie in tvahnsinniger Freude und wie verzückt in seine Augen sehend. „Ja, Marie, ich bin's," sprach Berger stark bewegt, „— der geächtete und von allen verlassene Prokurist Georg Hartfcld. Das Grab in Kelheim hat sich aufgetan . . . Der Tote darf wieder zurückkehrcn." „Georg, Georg . . . bist du cs denn wirklich?" rief Marie wieder unter Freudentränen. „Marie, du Haft unsere Kinder, die heute vor siebzehn Jahren spielend auf dem Zimmerboden saßen, und die nach kurzer Zeit die Erinnerung an ihren unglücklichen Vater verloren haben, zu edlen, guten Menschen erzogen. Die Trennungszeit von dir und meinen Kindern erschien mir endlos lange, und was ich gelitten habe, das weiß nur Gott. Der Bannfluch, der mich einst Hinaustrieb in die Nacht der Verzweiflung, hat seine Kraft verloren." „Georg — ja, du bist es ... es ist deine Stimme, die ich auf dieser Welt nicht mehr zu hören glaubte. Georg — du kannst mir mein Unrecht, mein in grenzenloser Verblendung begangenes Unrecht . . . Georg — ich bin ja deiner nicht wert ... du kamrst nur verzeihen?" sprach Maria, während sie schluchzend an seinem Halse hing. „Ich bin wieder bei dir, Marie, und die Erinnerung an die lange, düstere Nacht soll keinen Schatten -wischen uns werfen." „Und nnr gegenüber, Georg . . . bleibt auch mir gegenüber kein Schalten zurück?" fragte plötzlich der General, der unter der Tür erschienen war und die letzten Worte gehört hatte. Berger wandte sich inn. „Vater!" Dann umarmte er den Greis. „Nimm vor allem meinen herzlichen Dank für all daS Gute entgegen, Las du in den verflossenen siebzehn Jahren an meinen Kindern getan hast." — 121 — er merkte nichts und schwieg. Tic Waldmännlein und Gnomen, die an den Straßenecken standen und blendend weiße Müllersäcke trugen, belauschten die Glücklichen und blieben treu versckmüegen. Auch den: zierlichen Reh, das vor den: Schlitten durch die Lichtung setzte und dann cm: Waldsanme stehen blieb und nach den: Pärchen äugte, war wohl zu trauen. Eine Schleiereule hob sich von einem schneebeladenen Tannenast empor und schwebte schemenhaft hinweg bevor das Fahrzeug nahte und Tausende von kristallenen, zarten Nadeln stoben von dem leichtbeschwingten Aste wie ein seiner Silberregen nieder. - - Das Märchenreich barg nicht ein einziges Wesen, das den ersten seligen Kuß der Liebenden verraten hätte. Plötzlich öffnete sich der Wald, und vom Monde fast taghell beleuchtet, lag Bickenried vor ibncn. Einige Minuten später hielt der Schlitten im Schloßhofe, und die Liebenden machten sich von den Decken frei, die ihre Füße gefesselt hielten. Oben, in: Schlosse wurde ein Fensterflügel geöffnet und wenige Augenblicke darauf ersäßen Fron Hcuckfeld unter dem Portale und eilte den Ankommenden entgegen. „Mutter, liebe Mutter!" rief Jrum, indem sie der Frau in die Arme eilte. „Grüß dich Gott, Kind!" erwiderte diese freudig bewegt. „Gottlob, daß du wieder da bist. Herr Leutnant, kommen Sie doch!" rief sie dann Schütz zu, der ein kleines Paket unter dein Schlittenbücke hervorgeholt l)atte und nun gleichfalls dem Schlosse zmilte. „Guten Abend, liebe Mutter!" grüßte er, während er Frau Hartseid die Hand küßte. „Das war eine so wunde:bare, so unvergleichliche Cchlitten- partie." Frau Hartfeld lächelte, und beide folgten Irma, die rasch die Treppe hinaiifcilte, auf deren oberster Stufe der General stand, der dem Mädckien die Hände entgegenstreckte. „Tu bist in Uniform, Großpaf>a?" bemerkte Irma, als sie sich umarmt und geküßt hatten, verwunderi. „Ich sehe dich zun: ersten Mole als General." „Ich habe mir die Uniform eurer Verlobung zu Ehren beschafft," er widerte der General, als sie .Hand in Hand dem Wohnzimmer zugingen. „Kind, daß war eine trübe Zeit, während du fortgewesen," fuhr er fort, als alle in dem warnren traulichen Raume beisammen tvaren. „Mir ist, als ob mit deiner Heimkehr der io lang entbehrte Sonnenschein wiederkomme. Du schaust mich ganz verwundert an. Irma. Findest du reich denn so sehr verändert?" „Die Uniform kleidet dich sehr gut, Großpapa." erwiderte Jrnui. „Ich finde -ich viel stattlicher als früher. Du siehst aus wie ein rüstiger Sechziger." „Du bist ein Schmeichelkätzchen," sagte der alte Herr mit wehmütigen: Lächeln. „Mit meiner Rüstigkeit ist cs nicht weit her; der heurige Herbst hat nur stark zugesetzt. Wie die Blätter gefallen sind, habe ich mir gedacht: Jetzt wird's dich auch wcgfegen. Na, wollen wir von was Anderem reden. Ich freue mich, daß ich dich nochmal gesehen habe. Kind. Wenn mir der Georg auch d» wäre." „F:. :?"'proch'n. 81