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1. Beilage zu Nr. »8 der «Sächsischen BolkSzeitnng- Nom II. März Ivvv. A«S Stadt und Land. —* Der Direktor des Dresdner Fleischbeschauamtes, Herr Obertierarzt Angermann äußert sich über die voraussichtliche Bedeutung der Schweineeinfuhr aus Oesterreich wie folgt: Er sei der Meinung, daß die Einfuhr in Bodenbach abgeschlachteter Schweine für Dresden wenig zu bedeuten habe. Es handle sich dabei um das ungewöhn lich fette, durchschnittlich etwa an vier Zentner scl>were Bako- nyerschwein. Für diese Ware sei Dresden kein Absatzgebiet, es müßte denn der Preis wesentlich billiger gestellt werden können. Das sei aber bei den gegemvärtigen Fleischprei sen in Oesterreich nicht zu erwarten. Auch am Anfänge der Woche sei noch kein „Oestcrreichisch Fleisch" auf dem Dresd ner Schlachtviehhose eingetrofsen. Wenn der Umsatz in Dresden etwa 30 Stück wöchentlich erreichen würde, so sei Las schon viel. Was bedeute das aber bei einem Bedarf von 3000 Stück wöchentlich? In Dresden mache man sich eben nichts aus diesem fetten Fleische. Dagegen sei dafür das Erzgebirge nach früheren Erfahrungen ein günstiges Absatzgebiet. Es sei deshalb zu erwarten, daß die Ausfuhr nach Chemnitz viel bedeutender sein werde als nach Dres den. Vorläufig aber sei der geringe Preisunterschied Mi schen dem sächsischen und österreichischen Schweinefleisch das Haupthindernis für die Ausfuhr. - Eine besondere Er schwerung der Einfuhr durch eine übertrieben peinliche Nachuntersuchung des eingeführten Schweinefleisches sei nicht zu befürchten, da damit gerechnet werden könnte, daß das eingeführte Fleisch von sächsischen Tierärzten untersucht und zugelassen worden sei. Auch nach diesen fachmännischen Aeußerungen dürfte eine Herabsetzung der Fleischpreise nur von einer Steigerung der einheimischen Vieherzeugung zu erwarten sein. Meißen. Herr Dr. Phil. Kautzsch, Pastor an der Re formierten Kirche in Dresden, sprach im hiesigen Zweigver ein des Evangelischen Bundes über die verschiedenen Me thoden der Schriftauslegung. Daß die katholische Methode ihm nicht zusagt, kann nicht Wunder nehmen. Eigentümlich berührt aber folgendes, das wir dem Berichte des „Meißner Tageblattes" entnehmen: „In der kurzen Debatte, welche sich an den Vortrag anschloß, wurde von einer Seite eine Bemerkung des Referenten angegriffen, wonach Jesus sich auch geirrt habe, zum Beispiel über den Zeitpunkt seiner Wiederkunft, die er nach den Berichten der Evangelisten, wie auch Paulus, als nahe bevorstehend sich gedacht hat. Pastor Kautzsch verteidigte diese seine Ansicht, die vor allein der rechten religiösen Auffassung der Persönlichkeit Jesu keinen Abbruch tue." Merkwürdige Ansicht eines refor mierten Pastors. Wir dachten immer: wenn Jesus sich ge irrt hat, dann kann er nicht Gottes Sohn sein. Wenn er aber nicht Gottes Sohn war, dann war er, der immer sich Gottes Sohn im eigentlichen Sinne des Wortes nannte, ein Betrüger des Volkes oder ein Selbstbetrügcr, ein Wahn sinniger. Wenn er aber betrog oder betrogen lvar, dann brauchen wir überhaupt nicht mehr auf seine Wiederkunft zu warten, dann darf aber auch niemand als Pastor, das heißt Hirt, seine Schäflein für die Lehre Christi, für die christliche Lehre zu gewinnen und in derselben zu erhalten suchen. Dann muß das Amt der Pastoren aufgehoben lvcrden, und zwar durch niemand anders als durch die Pastoren, die an die Gottheit Christi nicht glauben und im übrigen logisch denkende Männer von Ehrlichkeit sind. Christen, welche nicht an die Gottheit Christi glauben, sollen sich schämen, solchen Namen, von einem Betrüger oder Betrogenen hergeleitet, zu tragen. Das ist unsere katholische Auffassung von der „rechten religiösen Persönlichkeit Jesu" und — der Logik. Leipzig. Von einer Wohltäterin, die nicht genannt sein will, ist durch letztwillige Verfügung unter dem Namen Johann-Bertha-Stiftung mit einem Stammkapitale von 200 000 Mark eine auf Wunsch der Erblasserin mit Rechts fähigkeit ausgestattete Stiftung begründet worden, deren Zweck es ist, solchen armen, würdigen, im Königreiche Sach sen heimatsangchörigen Personen ohne Unterschied des Glaubensbekenntnisses ans dem Stiftungserträgnis Unter stützungen zu gewähren, die infolge überkommenen Augen leidens oder durch Operation das Augenlicht ganz verloren haben, oder denen der Augenarzt eine Kur verordnet, bez. nach einer Operation oder aus sonst einem Grunde kürzere oder längere Schonung der Augen empfohlen hat. Indem das bestimmungsgemäß mit der Verwaltung der Stiftung betraute Ministerium des Innern der hochherzigen Stifterin hierfür öffentlichen Tank ansspricht, bringt cs die Errich tung und Genehmigung mit der Bemerkung zur allgemei- ! nen Kenntnis, daß das Nähere darüber, wo und wann Unterstützungsgesuche einzureichen sind und in welcher Weise die Stiftungswohltaten über das ganze Land verteilt wer- den sollen, in den einzelnen Regierungsbezirken noch beson ders bekannt gegeben wird. Leipzig. Dem Völkerschlachtdenkmal gegenüber soll ein neuer Stadtteil entstehen. 300 000 Geviertmeter hat die Leipziger Jmmobiliengesellschaft zu dem Zwecke erstanden. I Breite bepflanzte Straßen, große Parkanlagen, schöne freie Plätze, Anschluß an die städtische Gas- und Wasserleitung ^ und eine bequeme Verbindung mit der Stadt durch mehrere ! Straßenbahnlinien sind Vorzüge, die Wohl zu der Annahme ! berechtigen, daß hier binnen kurzem ein neuer schöner Stadt teil sich erheben wird. Aus dem Vogtlande. Eine ganz entsetzliche Angst muß sich des oder der Artikelschreiber des „Vogtländischen Ai»- zcigers" bemächtigt haben, als ihnen die Nachricht unter die Augen gekommen ist, daß der Papst Pius X. in doui^nitata Knnetilati« 8ur:a, aus Gnaden Seiner Heiligkeit und nicht mehr wie früher auf Vorschlag des Präsidenten der Republik am 21. Februar französische Bischöfe ernannt habe und einzig und allein durch des Papstes Wort und Willen die Wiederbesctzung einer ganzen Reihe französischer Bischofs sitze erfolgt sei. Wer den Artikel liest, muß es seinem Ver fasser nachfühlen, wie sich ihm das Herz zusainmcnschnürt und wie er sich Luft machen muß, da er fürchtet, daß Deutsch land von jenem Föhnwinde, der über die Alpen weht, be rührt werde, weil dann alles deutschprotestantische Selbstbe wußtsein schmelzen und ein ultramontaner Lenz entstehen könnte. Um seine Beklemmung zu rechtfertigen, weist er auf den von ihm sattsam beleuchteten Fall Dachstein hin und er wähnt Herrn Postassistcnten Löfsler-Lützcn, den er wohl aus übergroßer Furcht deshalb schnell nach Leipzig versetzt, um ihn in Sachsen zu haben und seine Entrüstung zu vermehren, daß auf sächsischem Boden das Unerhörte geschehen sei. Wenn den Lesern des „V. A." auch berichtet worden wäre, daß der Herr Postassistent Löffler in Lützen als Vorstandsmitglied des Evangelischen Bundes Broschüren habe drucken lassen, in denen er ohne Grund katholische Geschäftsleute ange griffen habe und daß er eine ganze Reihe von gemeinen Flugblättern, in welchen die Einrichtungen der katholischen Kirche beschimpft werden, in sämtlichen katholischen Familien hat verteilen lassen mit dem Bemerken: Einen schönen Gruß vom Herrn Postassistenten Löffler, dann würde die Ent rüstung vielleicht einen anderen Erfolg gcl)abt haben. Die un glaublichsten Beschimpfungen des Protestantismus findet der Artikelschreiber des „Vogtl. Anz." in einem neuen Katechis mus von Papst Pius X. Schon vor Monaten haben die „L. N. N." und andere Zeitungen diesen Katechismus zum Anlässe von Hetzartikeln genommen. Man muß sich beim Lesen solck)er Artikel unwillkürlich daran erinnern, wie vor einigen Jahren ein falschverstandenes Wort wochenlang Stoff zu Hetzartikeln abgegeben hat, bis zuletzt zugestanden wurde, daß man sich geirrt lxrben könnte. Was aber der „Vogtl. Anz." leistet, übersteigt allen Begriff. In Nr. 50 vom 2. März 1906 Seite 2 schreibt er: „2. Kann irgend einer selig werden, der der katholischen Kirche nicht anoe- hört? Antwort: Nein, außerhalb der katholischen, römi schen Kirche kann niemand selig werden. So lehrt d'r Papst die Katholiken. Der Jesuit (?) Schachlcitcr(seit lvann ist der Benediktinerpater Alban Schachlcitcr eigentlich Jesuit? D. N.) schreibt dagegen (Bonifatiusblatt II, Nr. 9): „Die Kirche allein ist seligmachend. Daß damit nicht gesagt ist, alle seien ewig verloren, die nicht zu ihr gehören, wie der Papst behauptet (wo und wann??? D. R.), ist wieder holt in diesen Blättern dargelegt worden." Also redet der Papst die Unwahrheit. So der „Vogtl. Anz.". Es ist wirklich schwer zu entscheiden, ob Dummheit oder Bosheit um die Palme des Sieges hier ringen. Hätte der Schrei ber ein nornzal unterrichtetes katholisches Schulkind gefragt, so würde es ihm Aufschluß gegeben lxchen, und er hätte sich nicht so entsetzlich por jedem Unbefangenen bloßgestellt. In Nr. 52 Pom 4. März 1906 Seite 2 überschreibt der „Vogtl. Anz." einen Artikel „Die Welt im Konvexspiegel". Jeder, der die Berichte lieft über Versammlungen. Proteste und dergleichen, wie die des „Vogtl. Anz.", kann sich de?- Eindruckes nicht erwehren, daß diese Herren die Tinge, vor denen sie sich fürchten und vor denen sie abschreckn wollen, besonders wenn es sich um die katholische Kirche handelt i gleichsam erst in einen: Konvexspiegel betrachten, um daun sich und anderen daS so entstandene bizarre Bild vorzu- zeichven und alle Adamskindcr dadurch gruselig und schau dernd zu machen. Wer kann's ändern, wenn sie selbst es nicht anders wollen? Deshalb babount uidi, sagt der Lateiner. VereinSnachrtchten. 8 Dresden. (Katholischer Gesellenverein.) Montag, den 12. März, 9 Uhr, Generalversammlung mit Neuwahl der Ordnerschaft. Erscheinen aller aktiven und Ehrenmit glieder unbedingt geboten. 8 Zittau. (Katholischer Lehrervcrband im Königreich Sachsen.) Mittwoch, den 7. März, hielt die „Freie Vereini gung katholischer Lehrer in der südlichen Oberlausitz" eine Versammlung in Zittau ab, welck>e von 16 Mitgliedern be- sucht lvar. In derselben bot zunächst Herr Schuldirektor Kurze mit Knaben des siebenten und achten Schuljahres eine praktische Lektion in Formenlehre und zlvar die Berechnung der Fläche des regelmäßigen Vielecks und des Kreises. Die Lektion lvar äußerst interessant, indem sie eine allen An- wesenden neue Art der Beweisführung für die Kreisbcrech- nung brachte, nänllich die Verlvandlung des Kreises in ein Dreieck an der Hand ganz eigenartiger Lehrmittel. Es konnte also nicht fehlen, daß dem Referenten für seine prak tische und bei aller Neuheit doch einfache Darstellung all- seitiger Beifall gezollt wurde. Im weiteren Verlaufe der Tagesordnung kamen die Leitsätze zur Lehrerbildungs- reform zur Beratung, wie selbige auf der Jahresversamm lung des Allgemeinen Sächsisck>en Lehrervcrcins Michaelis 1905 zu Dresden zur Annahme gelangt sind. Im Allgemei nen fanden die dort ausgesprochenen Wünsche den Beifall der Versammlung, nur betreffs der Beibehaltung des La teins und Ausbildung der Kirchschullehrer an den Semina- rien nahm man eine etlvas veränderte Stellung ein. Die Versammlung nahm einen äußerst anregenden Verlauf und zu früh mußten die Verhandlungen geschlossen werden, da mit die Mitglieder noch rechtzeitig die Eisenbahnzüge für die Heimreise erreichten. Für die nächste Versammlung wurde als Ort Neulcutcrsdorf gewählt; in Allbetracht der weiten Entfernung des Ortes von den meisten Vereinsmit gliedern und um zugleich einen Besuch des nahen Philipps- dorf zu ermöglichen, findet die Versammlung Donnerstag in den Pfingstferien statt. Vermischtes. vAus derProletaricrküche. In Gotha »lacht man sich luftig über die Kochrezepte, die das sozialdemokra tische „Volksblatt" seinen Lesern bietet: So N>ar da dieser Tage zum Beispiel lesen: „Kalbsohrcn in Krebssaucc", „Lachs mit Rotwein und Krcbsbuttcr", „Spinatpudding". Demnach scheinen die Gothaer Sozialdemokraten keine schlechte Küche zu führen. Einzesemdt. (Ohne Verantwortung der Redaktion.) Wohl in den meisten sächsischen Lokalblättern tvar der Bericht über die haarsträubenden Zustände im Kloster der F r a n z i s k a n e r i n n e n in Mallersdorf (Niederbayern) zu lesen. Weil ich init Recht erwarten durfte, daß die verehrt. Redaktion der „Sächs. Volksztg." die Angelegenheit einer Prüfung unterziehen würde, unter ließ ich es, nach Mallcrsdorf Meldung zu machen, und uni Aufklärung zu bitten. Wie ich vermutete, so ist es unter dessen geschehen. In Nr. 55, Beilage, der „Sächs. Volksztg." habe,: wir eine Widerlegung des Berichtes der nichtkatholi schen Presse in bester Form. Nun aber geht eigentlich die Arbeit für die zielbewußten Abonnenten unserer Zeitung an. Und worin soll diese bestehen? Nach meiner unmaß geblichen Meinung sollte nun ein jeder Abonnent, eventuell auch ein am Orte bestehender katholischer Verein, die Aus gabe für einen kleinen Brief mit der erwähnten Beilage nicht scheuen, und die betreffendeil Lokalredaktioncn höflichst bitten, auch diesem Berichte die Ausnahme in das Lokalblatt nicht zu versagen. Ein anständiges Blatt wird solchem Er sucheil gewiß Rechnung tragen, wenngleich dieses nicht im bekannten Paragraphen des Preßgesetzes, der von Berichti gung handelt, eine Stütze findet. Würden die Katholiken solche kleine Arbeit und Mühe sich regelmäßig machen, dürfte solches Vorgehen gewiß beste -Früchte zeitigen. Auch das gehört zum Eintreten für seine Ueberzeugung, daß man der artige Berichte nicht unwidersprochen durch die Welt gehen läßt. Noch ist es Zeit, auch gegenüber dem Mallcrsdorfer „Klosterständal" das Nötige zu veranlassen, kV X. Xrvur-8lorn> M. Schusters Karlsbader Walkerei esiMlIsSl II. esst. vkkLVLkl, 8tki686N6I-8rk! 12 lelspllvn gsiö. empfiehlt täglich 1V Sorte« frischen Kaffeekuchen, Torten, Baumkuchen, Tee- und Wetngebäck, Frucht-Elö, Püekler. SpirlrlltSt: Xarlsb. Savlrwarsn u. ^wisdavlc, km8er Iwiedaok oknv ttsks »Uli ller vsltdorllliiiits f'rivlfi'ivßgäok'fon Tveisdavlc. frühstück frei in» Van», s (kg Curt MerHsching Vrv8ävu-^., 81rsÜv 7S. ZcbokolM»-, fiM«- cee-ZperialgwclM 0 L«rvI>»rÄt Dr.-Striesen, Wittenberger Straße SO empfiehlt sich einer gütigen Beachtung. 78 Franz Pietsche Schuhmachermeister, v>-e»«Ieir I-iidte»», I1ol»«»»«llvri»«tr>»ü« 14. Anfertigung von Salon-, Reit-. Strapazier', Jagd- und Alvenfvoet-Stiefei«. 2V4 Spezialität vnHiapStillMvI»«« Svl,ul,«»«rlr. Prompte Bedienung. Solide Preise. R pm-"tnr,n — freie Abholung und Zusendung. nllvr ^rt, kiovksiten ln 8»Ioo-, 7'ane- uuä I.ir,«ler- Ilvum,, llam-rrlstlli» «te. empfiehlt S7 Nvinnivk ^0S«vN, vreeii«»-^., Muritzstraße 3, nächst König Jehlum-Straße. Vereaoä oaod »u»"8rt«. liatnlap:« xruti» nn«l kraavv. Sernli. serried, Wer ll, III. empfiehlt sich zum Korrichlen von zpo-nange», MSöetn und Schikdermalen. 1K4 Ein ordentliches Al » ÄeI» e » vom valide »«eilt eine Stelle ale 1d1v»»ntinL«IeI>viib kath Familie mit Familienanschluß. Gefl. Off. erbeten uni. öl. I,. 8S1 an die Geschäft« st. d. Bl. 8W 8 lO'-MMe« distot, luicd «lor bssodoiäoiuNou Rör«o Oologondsit, vioon Vorsuod mit IVIÜ66I^ altbswakrtsr r-.u waodon. Llaii vorlanM an8ärüok- licd nur ü/!^66!b VfUkrtz.