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Lcr akademische Senat der Universität Leipzig eine von sämtlichen Senatsmitgliedern Unterzeichnete Dankadresse folgenden Wortlautes: „Das Scheiden Ew. Exzellenz aus dem hohen Staatsamte hat unter den Lehrern unserer Hoch schule schmerzliches Bedauern erregt und das lebhafte Be dürfnis gezeitigt, den Gefühlen der Dankbarkeit und Ver- chrung Ausdruck zu verleihen, mit denen die Universität sich Ew. Exzellenz verbunden fühlt. Während Ew. Exzellenz leitenden Wirksamkeit sind große Wandlungen in unserem Universitätsleben erfolgt: die Zahl der Studierenden stiez auf 5000, die prächtigen Räume der neuen Universitätsge bäude wurden bezogen, staatliche wissenschaftliche Institute begründet. Ew. Exzellenz haben mit warmem Herzen und mit tiefem Verständnis für die hohe Bedeutung der Univer sitäten im Kulturleben das Wohl unserer Hochschule stets ge fördert, mit unermüdlicher Tatkraft und mit nie versagen- der Sorge die Befriedigung ihrer tvachsenden Bedürfnisse ermöglicht. Der Blick auf den blühenden Zustand der Lau- desuniversität mag Ew. Erzellen mit der stolzen Befriedi gung erfüllen, die den Erfolg eigenen Schaffens bringt. Wir aber rufen Ew. Exzellenz ein inniges Wort des Abschiedes zu und die Versicherung unwandelbarer Dankbarkeit." — Der ncuernannte 5kultusininister Herr von Schlieben weilte am Sonnabend in Leipzig und stattete bei dieser Gelegenheit auch der Universität einen Besuch ab. Er besichtigte unter Führung des Rector magnificus der Universität Herrn Pro fessor Tr. Seeliger die Aula und verschiedene andere Ein richtungen der Universität. —* Mit Bezug auf den gemeldeten Austritt des Herrn Grafen Wolf von Baudissin aus dem Dresdner Schrift- stellervcrein „Die Feder" versendet der zweite Vor sitzende desselben folgende Erklärung: „Herr Graf von Baudissin hat cs für angemessen erachtet, seinen Austritt aus unserem Verein durch offene Postkarte nicht nur unseren Mitgliedern, sondern auch unseren Gästen mitzutcilen. Wir sehen in dieser Kundgebung des Herrn Grafen einen der Be- deutung seines Austritts nicht entsprechenden Akt. So sehr wir uns einer Kritik der Handlungsweise des Herrn Grafen enthalten, müssen wir doch ausdrücklich darauf Hinweisen, daß der Verein weder hinsichtlich seiner Zukunft noch beson ders seiner gesellschaftlichen Position durch den Austritt des Herrn Grafen berührt wird." —* In deni Orgel Konzert, welches Herr Organist Walde von der katholischen Garnisonkirche am 1. April im VereinShause veranstaltet, kommen größere Orgelwerke von Bach. Rheinberger, Tinel und Merkel zum Vortrag. Die Opern-, Konzert- und Oratoriensängerin Fräulein Anny Hartmann (Sopran) wird in demselben Mitwirken. Karten bei F. Ries und Ad. Brauer, sowie Heinrich Trümper, Ecke Sporer- und Schössergasse, Paul Schmidt, Viktoria straße 12, Heinrich Posselt, Moritzstraße 8. —* Dritte internationale Gartenbau ausstellung zu Dresden 1 907. In Dresden be- reitet man für das Jahr 1907 wieder eines jener groß artigen Blumenfeste vor, welche aller zehn Jahre ins Leben gerufen werden, um den Gartenfreunden und Berufsgärt nern den jeweiligen Fortschritt in der Pflanzenproduktion nach solchen längeren Perioden zu demonstrieren und den Vergleich der Leistungsfähigkeit der Dresdner Spezialkul- turcn in Winterblühern mit derjenigen der ausländischen Konkurrenten (Belgien) zu ermöglichen. Von Alters her haben die Fürsten Sachsens die Leistungs- und Entwicke- lungsfähigkeit des heimischen Gartenbaues gewürdigt und unterstützt und in diesen! Sinne errichtete der selige König Albert eine reiche Stiftung, welche die Abhaltung inter- naionaler Ausstellungen als wertvolles Reklame- und För- dernngsmittel ermöglichen sollte. Der Fonds wurde der Königlichen Gartenbaugesellschaft Flora zu Dresden zur Verwaltung übergeben mit der Bedingung, daß die groß artigen Schaustellungen aller zehn Jahre zu kommen hätten. Man hat in Dresden neben den tüchtigen Züchtern der Massenware auch immer bedeutende Gartenkünstler aufzu- wcisen gehabt, welche das herrliche Blütenmccr in immer neuen Formen zu zeigen und gewaltige Zugmittel für das große Publikum zu schaffen verstanden. Namen wie Bouchö, Seidel, Bertram garantieren dafür, das; auch dieses Mal die Dresdner Floralien vom 4. bis 11. Mai 1907 etwas unver gleichlich Schönes und Großartiges sein werden. Unser schöner Ausstellungspalast, der 1896 in der denkbar schönsten Weise niit einer Gartenbauausstellung eröffnet und einge- weiht wurde, wird das in idealer Weise ermöglichen, zuinal die seitdem entstandenen Erweiterungsbauten für unsere Zwecke ausgezeichnet geeignet sind. Wcisjig. Großer Schaden wurde durch den heftigen Sturm der letzten Tage angerichtet. Das Dach eines GärrnereihauseS wurde abgehoben und heruntergeschleudert, desgleichen wurde das Ziegeldach einer Scheune teilweise abgedeckt, Hofeinfricdigungen wurden eingerissen und die Strohfeimen auf den Feldern zerstreut. Gottleuba. Das im oberen Gottleubatale gelegene Jägerhaus ist am Freitag nachts uiedergebranut. Leipzig. Sächsische Regierungspresse. Außer dem schon gemeldeten Plan einer Umgestaltung des „DreSd. Journals" zu einem „Königlich Sächsischen Staatsanzeiger" wird beabsichtigt, aus Ersparnisrücksichten auch bei der „Leipziger Zeitung" eine Aenderung eintreten zu lasten. Die „Wissenschaftliche Beilage" des genannten Blattes, die bish r dreimal wöchentlich erschien, wird künftig nur einmal wöchentlich erscheinen, was eine Ersparnis von jährlich 10000 Mk. bedeuten soll. Leipzig. Die am Speditionsgewerbe beschäftigten Arbeiter sind in eine Lohnbewegung eingetreten. In Betracht kommen 30 Geschäfte mit etwa 600 Arbeitern. Waldheim. Am 17. März wird Se. Majestät der König unserer Stadt einen Besuch abstatten. Nach den vorläufig getroffenen Festsetzungen wird der König vorm. */z10 Uhr im Rathanse die Begrüßung der städt. Kollegien entgegen nehmen, nach etwa ^„stündiaem Aufenthalt zunächst der Königl. LandeSanstalt einen ^stündigen Besuch abstatten amd sich dann zu einer Besichtigung der Fabrikanlagen der Firma Kühbler L Niethammer nach Kriebenau begeben. Nachm. 1 Uhr 40 Min. wird der König sodann mittels HofzuqeS die Reise nach Colditz antreten. Zwick««, S. März. Im hiesigen Landgericht spielte sich bei der D-rhandlung gegen den Gürtler Uhlig au» Neustädte! eine aufregende Szene ab. Uhlig beschimpfte öffentlich gröblich den Staatsanwalt und sprang nach der UrtetlLverkündigung au» der Anklagebank heraus und wollte unter schweren Schimpf- und Drohworten auf ihn etndringen. Ein GerichtSdtener und ein Gendarm erfaßten und fesselten ihn nach hartem Kampfe und brachten ihn tnS Gefängnis. Er ist wegen RücksallSdiebstahls zu 3 Jahren 1 Monat Gefängnis verurteilt worden. Plauen i. B. Vorgestern nachmittag ^4 Uhr ent gleisten auf dem Bahnhose Barthmühle die letzten zwei Wagen eines Güterzuges, der von Weischlitz nach Gera ging. Von den entgleisten Wagen war einer mit Langholz beladen, der andere leer. Die Entgleisung hatte eine Verkehrsstörung von einigen Stunden zur Folge. Der Personenverkehr konnte nur durch Umsteigen aufrecht er- halten werden, doch war schon abends in der 9. Stunde der Verkehr wieder regelrecht. Der entstandene Material- schaden ist unbedeutend. Klingcnthal. In hiesiger Flur wurde ein Arbeiter erfroren aufgefunden. Ruppersdorf, 9. März. Ein Waldbrand entstand ans bisher unaufgeklärte Weise am Donnerstag nachmittag im oberen Ruppersdorfer Revier. Vernichtet wurden etwa 9 Scheffel 12—15jähriger Fichtenbestand. Laußnitz b. Königsbrück. Ein Forstgehilfe fand vor einigen Tagen hier ein Steinbeil. Interessant ist es, daß der Genannte schon vor vier Jahren im Forstrevier Langss- holz beim Kultivieren eine Lanzenspitze fand. VereinSnachrichteii. 8 Dresden. Am 4. März hielt der kath. Arbeiter verein St. Joseph seine Versammlung ab. Nach Er ledigung einiger geschäftlicher Angelegenheiten nahm der Vorsitzende Herr Asch das Wort zu seinem Vorträge über die Entwicklung der Arbeiterorganisation, insbesondere der Gewerkschaften in England. In anschaulicher Weise ent wickelte der Redner, wie in England nach mannigfaltigen Kämpfen Gewerkschaften entstanden seien, die den deutschen vorbildlich wurden, und hob hervor, daß in England nur ein geringer Prozentsatz der Gewerkschaften sozialdemokratisch sei. Sodann wies der Redner auf die sozialdemokratischen Vereine hin, deren Führer vielfach Juden seien und deren Presse meist von Juden geleitet werde. Der Vorsitzende beschloß seine Ausführungen mit der Mahnung zur rast losen Agitationstätigkeit, um möglichst viele Arbeiter in den Fachabteilungen zu vereinigen. Reicher Beifall be lohnte die sehr interessanten l^-stündigen Ausführungen. § Leipzig. Der Afrika-Verein deutscher Katholiken hält Mittwoch, den 14. März, abends ^,9 Uhr, im Saale des Katholischen Gesellenhanscs (Wiesenstr. 23) eine Versammlung ab. in welcher Herr Reichsbankbuchhalter Arnold einen Vortrag halten wird. Um regen Besuch bittet Der Vorstand. 8 ! Leipzig, 11. März. Zu der heutigen großen Volks versammlung des Volksvereius für das katholische Deutsch land in Leipzig hatte sich eine große Zuhörerschaft eingefun- den, die den Festsaal des Zentralthcaters bis auf den letzten Platz füllte. Auf der Galerie wohnten viele Damen der Versammlung bei. Herr Kaplan Klesse, der den Vorsitz führte, begrüßte die Erschienenen und wies mit kurzen Worten aus die Bestrebungen des Volksvereins, die soziale Reform auf dein Boden des Christentums zu erstreben, hin. Er schloß mit einem Hoch auf den heiligen Vater, den Kaiser und König Friedrich August. Sodann nahm Herr Tr. theol. P. Nentschka das Wort, uni sich in etiva 1^ stündiger Rede über den Zukunftsstaat zu verbreiten. Soviel Menschen es gäbe, führte der Redner in leblrafter, bilderreicher Rede aus, so viel Ideale vom Zukunstsstaat werde cs auch geben. Heute wolle er nur zwei von diesen Idealen betrachten, das antichristliche, materialistische Ideal und das christliche. Grundlage des materialistischen Ideals vom Staate seien die Weltordnrmg und das Naturgesetz. Das scheine für uns Christen zunächst unannehmbar, aber es werde auch für die Christen aliiiehnibar, wenn man sich vergegenwärtig.', daß auch im Sitten- und Naturgesetz der'göttliche Wille zum Ausdruck komme. Dieser Wille verbinde alles zu schönster Harmonie und kulminiere in der Forderung: „Dienet ein ander in der Furcht Gottes." Redner beleuchtete dann ein- gehend die Schranken, die die Nasse und das Heimatsgefübl gegen die „allgemeine Gleichheit", die von gewisser Seite gepredigt werden, errichten, schilderte die Bedeutung des Eigentums als Frucht der Arbeit, die jedem Menschen aus erlegt sei, die De-cutiing der Ehe, die Bestrebungen der ka tholischen Kirche, das Volk vom Tanzen um das goldene Kalb abzuhalten und zeigte, wie gerade in Deutschland in den letzten Jahrzehnten außerordentlich viel getan worden sei, um die Lebenshaltung der unteren Klassen zu heben. Dazu habe das Zentrum — inan denke nur an die Arbeiter- Versicherung — nicht unwesentlich beigetragen. Redner er mahnte schließlich zur Menschenliebe und zur Achtung der Arbeit anderer. Folge man dieser Mahnung, dann werde man zur Verwirklichung des Ideals vom christlichen Zu- kuiiftsstaatc redlich beitragen. Der Vortrag wurde mit gro ßem Beifall ausgenommen und die Versammelten erhoben sich zum Tank für den Redner von ihren Sitzen. Nach einer kurzen Pause ermahnte sodann der Vorsitzende des katho lischen Preßvereins der Ortsgruppe Leipzig, Herr Reichs- bankbuchhalter Arnold, die Anwesenden, die katholische Presse zu unterstützen und berief sich zur Erl)ärtuiig seiner Mahnung auf Worte des Bischofs Dr. Fritzen und des hoch seligen Papstes Leo XIII. Die Presse dringe oft dahin vor wohin es dein Seelsorger nicht möglich sei, zu gelangen. Des halb sei es die Pflicht jedes sächsischen Katholiken, auf die einzige katholischer Tageszeitung Sachsens, die „Sächsische Volkszeitnng", zu abonnieren. Herr Kaplan Klesse forderte zum Schluß zum Beitritt in den katholischen Volksvercin auf und machte die Versammlung auf das anfliegendc Flug, blatt „Die Sozialdemokratie als billiger Jakob" anf- merksam. Netzte- »Mm Taste. 3000 Mark Belohnung auf HennigS Kopf. Der Regierungspräsident hat auf die Wiederergrei fung des Raubmörders Hennig eine Belohnung von 3000 Mark ausgesetzt. ZudemräuberischenUeberfall im Schnell- zuge lvird noch gemeldet, daß es dem überfallenen Kammer- Herrn von Zitzewitz fortdauernd gut geht. In »veiteren Mitteilungen über das Attentat äußerte Baron von Zitze- Nsttz, daß der Räuber beim Eintritt in das Coupee auf ihn gleich den Eindruck gemacht habe, als ob er nicht in die erste Wagenklasse gehöre. Wahrscheinlich hat er den Zug auch nur mit einer Bahnsteigkarte bestiegen. Beim Ringen hat Herr von Zitzewitz nach dem ersten Schießen den Räuber am Handgelenk festzuhalten versucht, um ihn zu verhindern, noch weiter zu schießen. Der Kerl habe jedoch seine Hand frei bekommen, die letzten Patronen noch verschossen und ihm dann niit dem Revolver auf den Kopf geschlagen. Der Versuch eines im Nebenabteil sitzenden Fahrgastes, die ver riegelte Klosettür zu öffnen, habe den Täter stutzig gemacht. Dadurch habe der Ueberfallene Zeit gewonnen, die Abteiltür zu öffnen und das Trittbrett zu gewinnen. Der Bursche versuchte umsonst, ihn von dem Brett mit dein Fuß hinunter- zustoßen, und hockte dann ans dein Tritt, bis der Zug so langsam fuhr, daß er abspriugeii konnte. Kammerherr Wil helm von Zitzewitz, 1838 geboren, gilt als einer der reichsten und begütertsten Großgrundbesitzer von Hinterpommern und hat daher im Volksninnde den Beinamen „Der Kassu- benkönig" erhalten. E i n g r o ß e s G r u b e n n n g l ü ck. In den Kohlen milien von Eourridres (Departeinent Pas de Calais) ist ein Brand ansgebrochen. Drei Gruben bilden ein wal/res Flammenmeer. Tic Flammen schlugen aus dem Ein fahrtsschachte heraus. Es ist nicht möglich, die Zahl der -Opfer auch nur annähernd anzilgeben. Am Ntorgen sind 1796 Bergleute in die.Gruben eingefahrcn. Das Gruben unglück wird auf sckstagcnde Wetter in Slliacht 4 und 11 zu rückgeführt, die durch einen Brand, der seit mehreren Tagen in Schacht 3 wütete, veranlaßt sein dürsten und nach Schacht 2 Übergriffen. Durch die schlagenden Wetter wur den alle Stützgerüste in den Galerien weggerissen. An vie len Stellen erfolgten Einstürze. Die sofort cingeleitete Hilfsaktion wird durch ailsströmende Gase sehr erschwert. Bis Mittag hatte man auf Slliacht 11 120 Bergleute lebend gerettet, ans Schacht 3 erst einen. Ta die Stollen einge stürzt sind, scheiterten bisher die Bergungsversuche; man sinnt jedoch auf Mittel, den im Schachte eingeschlossenen Ar beitern Hilfe zu bringen. Es ist leider sicher daß 1204 von den Bergarbeitern, die früh eingefahren sind, ums Leben kamen. 691 Mann sind lebend geborgen worden. Der Grubenbraiid, der zu der verhängnisvollen Explosion führte, ivar schon vor einigen Tagen entstanden, aber erst letzte Nacht im Slliachte 3 voll zum Ausbruch gekommen. In der Nacht war ein Ingenieur hinabgefahren, um die Arbeiten zur Eindämmung des Feuers zu leiten. Gegen 7 Uhr früh erfolgte in drei Schächten mit furchtbarem Knall eine Explo- sion. Ein Bergmann, welcher sich retten konnte, erzählte, unmittelbar nach der Explosion sei die Luft von giftigen Dämpfen erfüllt gewesen. Er habe sich instinktiv dem Aus gange des Schachtes 2 zngcwandt. Als er aber mehrere Kameraden autraf, die halb bewußtlos lvarcn und seine Hilfe erboten, habe er sie trotz seines eigenen Zustandes auf einen Wagen gepackt und bis zum Schallst 10 geschoben. Die Minister Tubief und Gauthicr, der Direktor im Arbeits- miiiisteriuiu Lafond und der Ordonnanzoffizier des Prä- sideuteil Fallidres trcifen au der Unglücksstelle ein. Die Staatsanwaltschaft soll sestgestellt haben, daß der Brand schon vor ungefähr einem Monat ausgebrocheii war. Jeden falls batten die Ingenieure der Gesellschaft schon vor mehre- reu Tagen Besorgnisse wegen der Ausdehnung des Bran des gehegt und mehrere Schächte einer eingehenden Be sichtigung unterzogen: es heißt aber, daß nichts Außerge wöhnliches bemerkt worden sei. Die Bergleute machen die Gesellschaft für die Katastrophe verantwortlich und beschuldi gen die Ingenieure der Sorglosigkeit, da inan, nachdem das Feuer die Holzverschalung ergriffen hatte, die Einfahrt hätte cinstellen sollen. Tie Aufregung, welche unter den Bergleuten herrscht, läßt ernste Vorkommnisse befürchten. Tie Minister und der Vertreter des Präsidenten Fallidres haben dem Präfekten 10 000 Frank zur ersten Hilfeleistung überwiesen. Alle Festlichkeiten sind abgesagt. Ueberall weben Trauerfahnen. Don den Nettiingsinannsllxiftcn haben mehrere, die zu tollkühn vorgingcn, den Tod gefunden. Die Zlltagesördernng der Leichen, von denen viele gänzlich ent stellt sind, verursacht fortwährend schreckliche Szenen. Der Sonntag ist ruhig verlaufen. Tic Augchörigen der Opfer haben Widerspruch dagegen erhoben, das; ihnen der Weg versperrt wurde, nin die geborgenen Leichen zu besichtigen. Tie Menge hielt die geschlossenen Wagen, in denen sich die Leichen befanden, an und verlangte von den Wagenführern, das; die Namen der Opfer genannt und die Wagenschlägc geöffnet würden. Aus Schacht 2, 4 und 10 wurden noch einige Leichen hinansbcfördert. Nach den letzten Meldungen sollen nur 60 Leicheu geborgen sein, von denen nur die Halste rekognosziert wurde. Viele von den Rettungsmann schaften haben leichte Verletzungen davongetragcn. Die Auf bahrung der Leichen l>at beute begonnen: die Bestattung ist auf Dienstag angcsetzt. Tie Wiedcrcrkanntcn sollen ihren Familien übergeben werden. Man scheint noch nicht alle Hoffnung aufgegeben zu haben, noch einige der Verunglück ten am Leben zu finden, da einige Arbeiter, die heute abend wieder ans einem Sllxillste nach oben gekommen sind, erzäh len, noch zn>ei lebendige Pferde angetroffen zu haben. Ein ganzes Dorf in Flammen. Das ganze Dorf Trobonilrzany bei Stanislan steht samt einer Hefe fabrik nach einer Meldung ans Lemberg in Flammen. Der Schaden ist bedeutend. Brest, 11. März. Ter englische Dampfer ..Nelson'' mit einer Ladung von 3000 Tonnen Koble »nd einer Be satzung von 21 Mann ist in der Passage du Tromveur, an der Ostküste der französischen Insel Ouessant, gesunken. Die Bemannung wurde gerettet. Labore, 10. März. (Meldung des Renterschen Bu reaus.) Der Eingcborenenstaat Bascbar in den Simla- bergen ist neuerdings von einem heftigen Erdbeben heurige- sucht worden. In der Stadt Rampur sind zwei Personen getötet und 24 verletzt: in Karkoola an der Straße von Hindostan nach Tibet sind sechs Personen getötet und zwei verwundet, das Gerichtsgebäude, das Postamt und die Po- lizcistation find zerstört.