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hat sie 1600 Prozent verdient. Jetzt wird beabsichtigt, zur Ausbeutung einer größeren Anzahl der von der Internatio nalen Bohrgesellschaft in Lothringen aufgeschlossenen Kohlen- selber eine Aktiengesellschaft zu bilden, an der sich auch fron- zösischcs Kapital in starkem Umfange beteiligen wird. Die Aktiengesellschaft selbst wird ihren Sitz in Deutschland haben und unter deutschem Rechte stehen. Die Führung des Ge schäftes liegt in den Händen des A. Schaaffhausenschen Bankvereins, und an der Bildung der Gesellschaft werden sich mehrere unserer ersten deutschen Banken ebenfalls be teiligen. Die in Rede stehenden Kohlenfelder gehören zu einem großen Kohlenlager, von dem die Geologen annehmen, -aß es mit dem rheinisch-westfälischen Kohlengebiete zu sammenhängt. Zum größten Teile sind diese Felder in Französisch-Lothringen gelegen, sie reichen jedoch auch über die deutsche Grenze herüber. Der Mittelpunkt des Gebietes liegt in der Gegend, wo die französische, deutsche, luxem burgische und belgische Grenze aufeinander stoßen bezw. ein ander nahe kommen. Die betreffenden Kohlenfelder sind noch unverritzt; ihr Abbau war bisher nicht möglich, da die in der dortigen Gegend sehr starken Wassereinbrüche erst seit kurzem von der fortgeschrittenen Technik überwältigt werden können. Von besonderer Wichtigkeit ist, daß die Kohlen- selber in unmittelbarer Nähe des Minettegebietes liegen, so daß ihre Erschießung der dortigen Montanindustrie den großen und seltenen Vorteil sickert, zugleich Kohle und Erz beisammen zu l>aben. Ter geographischen Lage der dortigen Erz- und Kohlonindustrie entsprecl-end trägt die lothringische Montanindustrie einen internationalen Charakter. Einige der bereits bestehenden dortigen Unternehmungen, wie das von I.cm ix-iit« kilu <w haben sowohl in Fran zösisch- wie Deutsch-Lothringen Etablissements, so daß man von ihnen gesagt hat, sie „säßen, rittlings auf der Grenze". — Aus diesen! Umstande erklärt sich dann auch bei der vor liegenden Trans der Internationalen Bohrgesellscl>aft die Tatsache, daß französisches und belgisches Kapital an ihr beteiligt sind. Ter Landesansschusr der sozialdemokratisch» Partei im Großherzogtum Sachsen Weimar ist nach der Auslösung einer Versammlung gelegentlich der Landtagswahlen in Ilmenau ersucht worden, in Sachsen-Weimar eine Demon stration für das gleiche, allgemeine, geheime und direkte Wahlrecht in die Wege zu leiten und mit der vom inter nationalen sozialistisch!! Bureau für den 22. Januar be schlossenen Kundgebung in Verbindung zu bringen. — Die „Wartburg" vor Gericht. Das Organ des „Evangelischen Bundes", die in München erscheinende und von den Herren Kirchenrat I) Meyer in Zwickau und Dr. Eisenkolb in Aussig hernnZgegebene Wochenschrift „Die Wartburg" hatte gegen den verantwortlichen Redakteur des „Neuen Münchener Tageblatts", Freiherr» von der Tann, eine Beleidigungsklage angestrengt. Ter durch seine oberflächliche und falsche Geschichtsdarstellung in einen gewissen Geruch gekommene Gustav Mir hatte in der Artikelserie „Aus dem Schuldbnch des Jesuitenordens" in Nr. 15 am 8. April 19! >4 behauptet, die Jesuiten hätten die Londoner Pulöerverschwörung vom Jahre 1605 augezettelt und den Plan mit Rat, Tat und Geld unter stützt. Auf diese längst als Unwahrheit auch von den protestantischen Geschichtsforschern erkam te Darstellung antwortete das „N. M. Tagbl." und nannte die „Wart burg" oas „durch und durch verlogene Organ voraus- setzunghloser Geschichtsfülschung". Tie oben genannten Herausgeber klagten. Das „N. M. Tagebl." erhob Gegenklage, weil die „Wartburg" gesagt harte, das „N. M. Tgbl." „scheint seine Eine darin zu setzen, den untersten Schlamin und Lügenpfnhl der ganzen klerikalen Presse auf Zwecken". — Auf beiden Seiten wurden Sach- Versländigeu-Gntuchten abgegeben. Hierzu waren per- sönlich erschienen: Univeifitälsprosessor Dr. Kolde Erlangen und Universitäten!ofessor Dr. Nippold Jena für die Klags- Partei. und Univeisiiäisprofessor Dr. Knöpfler München und Privatgelehrter Tr. Viktor Naumann- (Pilatus) München für den Privatbcklagleu. Am 3. und 4. fanden die Verhandlungen vor dem Schöffengericht in München statt. Wie zu ei warten stand, hat sich die Klage der „Wartburg" in einen Prozeß gegen die „Wartburg" mn- gewaudelt; es wurde ibr koufessioushetzeiiscbes Treiben Gegenstand einer umfassende» Beweisaufnahme. Wir werden in der morgigen Nummer näher darauf entgehen. Es kam schließlich, wie meist bei allen wichen Prozessen, ein Vergleich ziislmide, in dcm eS heißt: Der Privat beklagte erklärt, daß er mit dem Vorwurf, „die Wartburg sei ein durch und durch verlogenes Organ der Gesch'ichtL- fälschung" nicht b e w ußte Unwahrheiten, sondern lediglich eine einseitige »»richtige Darsteltmigswe'se im Auge ge habt habe. Beide Parteien erklären, daß sie durch die stieitgegenstäudigeii beiderseitigen Ausstellungen keinerlei persönlich beleidigende Behauptungen anfstelten wollten. Jede Partei trägt die Hälfte der Gerichtskosten. Badische Kuriosa teilt die kouservative „Kreuz- zeituug" mit und sie verdienen, im ganzen deutschen Reich bekannt zn werden: „Zur Wabl des Präsidiums in der Zwei ten Kammer behauptet das Zentrmiisblatt „Pfälzer Bote", daß von seiten zweier Minister der Versuch gemacht worden sei, das Zentrum dazu zu bewegen, ans sein Recht, als stärkste Partei den ersten Präsidenten zu stellen, zn Gunsten der Nationglliberalen zn verzichten, wogegen es -mm die beiden Vizevräsidentenstellen besetzen solle. Die Regierung wünschte sonach offenbar, daß nicht ein Sozialdemokrat in das Prä sidium komme. Man hat sich aber nachher, als das Zen trum ans seinein Recht bestand, der „Block" ihm dies ver weigerte und den Sozialdemokraten, indem er ihn von der „Rcpräsentationspflicht" entband, wählte, auch mit diesem Resultat zufricdeu gegeben. (Die hessische,! Nationallibcralen haben bekanntlich das Gegenteil getan, und die badischen nicht wenig beschämt.) Wenn nun der liberale Black konse quent wäre und auch die Rücksicht ans das dritte Präsidial- Mitglied nähme, etiva das Hoch auf den Großberzog weg- znlasscn — da würde sich die großberzogliche Regierung halt konseguenterweise auch fügen müssen. Die Schwäche, welche die großberzogliche Regierung darin zeigte, daß sie zu Gun sten der uationalliberaleu Partei das Zentrum zum Verzicht auf sein usuelles Recht zn bestimmen versuchte, hat ihr also nichts Gutes eingetragen. Diese Schwäche von oben ist charakteristisch für unsere ganze Lage. Bon unten wird sie gehörig auszunutzen gesucht.-- Ein bezeichnendes Beispiel des maßlosen „liberalen" Geistes gab das größte Blatt der nattonalliberalen Partei, die „Badische Landeszeitung" im November vorigen Jahres. Zum feierlichen Gottesdienste bei Eröffnung der Landtagssession in der katholischen Stefanskirche erhielten die Ministranten keine Befreiung von der Schule. (!) Natürlich nrachte die Zentrumspresse diesen merkwürdigen Vorfall zum Gegenstände der Be sprechung. Dabei gab die „Badische Landeszeitung" ihr Votum dahin ab: „Eine flagrante Verletzung des Gesetzes erblicken wir auch darin, daß jugendliche Ministranten schon früh um 6 Uhr gottesdienstlick)e Arbeiten verrichten. <Äit einem Jahre besteht das Neichsgesetz zum Schutze der Kinder . . . Wir möchten die Aufmerksamkeit des Gr. Be- zirksamtes . . . auf diese Mißachtung der gesetzlichen Vor schriften hiulenkeni." Das liberale Blatt mußte ja seine sinnlose Behauptung widerrufen (weil das Neichsgesetz vom 30. März 1903 die „gewerbliche Arbeit" betrifft und sich nicht auf Verrichtungen im Gottesdienst bezieht) — aber, der Gedanke, den Ministrantendienst durch Kinder — polizeilich verhindern und die betreffenden Eltern zur poli zeilichen! Bestrafung denunzieren zu wollen, ist doch so klar zu tage getreten, daß man sich ein ungefähres Bild von dem Grade der Gehässigkeit machen kann, welche diese „Liberalen" beseelt. Und doch und trotz alledem Vorgefallenen kann sich die Negierung von dieser Partei nicht trennen." Es er übrigt für uns, noch ein Wort hinzuzufügen', wir wollen die Auslassungen des konservativen Blattes durch sich selbst wirken lassen. — Ter Wert der deutschen Handelsflotte ist nach den vom Reichs - Marineamt angestellten Untersuchungen im Laufe des letzten Jahrzehntes von 327 Millionen Mark aus 810 Millionen Mark gestiegen. In der gleichen Zeit hat sich die Tonnage von 1 387 000 Netto-Negister-Tons auf 2 353 000 Nctto-Negister-Tons vermehrt. Während also der unter deutscher Handelsflagge fahrende Schiffraum um nahezu 70 v. H. gewachsen ist, hat sich der Wert um mehr als das Zweieinhalbfache, mn rund 150 v. H. vergrößert. Der Wert der Dampfer hat sich von 253 Millionen Mark im Jahre 1895 auf 753 Millionen Mark gehoben, sich also nahe zu verdreifacht, während der Wert der Segler gleichzeitig von 74 Millionen Mark auf 57 Millionew Mark zurllck- gegangen ist. Der bedeutendste Anteil an, Aufschwung ist Hamburg zugefallen. Ter Wert seiner Dampfer belief sich 1895 aus 125 Millionen Mark, 1905 auf 400 Millionen Mark, ist also um 275 Millionen Mark oder 220 v. H. ge stiegen. Ter Wert seiner Segler ist für 1895 wie für 1905 mit 25 Millionen Mark angegeben. Mit ihrem Gesamtwert von 425 Millionen Mark repräsentiert Hamburgs Flotte gegenwärtig inehr als die Hälfte (62 v. H.,) des Wertes der deutschen Handelsflotte. In den Bremer Schiffen steckt gegenwärtig ungefähr ein Drittel des Wertes der deutschen Handelsflotte. Bei sämtlichen anderen deutschen Häfen be läuft sich die Wertstcigerung ans 65 Mill. Mk. oder 171 v. H. Lefterrcith-Ungarn. — Die ungarische Krise. Am 4. d. M. kan, es in Debreczin, wo der Regierliiigskominissar Boda umsichtig und taktvoll seines Amtes waltet, zu einer Ruhestörung. Eine HusareN'Eskadrou und die berittene Gendarmerie führte eine Attake gegen die Menge mit flucker Klinge aus, wobei zwei Personen verletzt wurden. — Obcrgespau Kovacs erklärte, daß er seine Demission als null und nichtig be trachte, da seine Unterschrift erpreßt worden sei. Er über lasse es dein Minister des Innern, darüber zn entscheiden, ob er den Posten in Debreczin antreten solle oder nicht. Bei dein Ueberfall wurden dem Lbergeipan Brieftasche. Uhr, Hut, Stock und Handschuhe abgenommeu. In der Brieftasche befand sich viel Geld. ArantreirK — Senatswahlcn. Nach den bis Sonntag 4 Uhr nach mittags bekannt gewordenen Ergebnissen sind die ineisten der ausscheidenden Mitglieder wieder gewählt worden, darunter Falliäres, Chaiiliii6 und Bourgeois. Unter den neu in den Senat Gewählten befinden sich der Haudelsministec Trouillot und der Generalresident in Tunis, Pichon. Spanien. — Die Herrichtung des Saales im Rathanse von Algeciras, wo die Konferenz zusammen!,'tr. ist beendet. Drei Telegrafenämter sind eingericbtet: ein direklcr Diaht verbindet Algeriens mit Paris. Die Stadtvertretnng hat mit der Ausschmückung der Stadt begonnen mn die fi emden Vertreter würdig zu empfangen. Tnrk-i. — Infolge neuerlicher Intervention Englands und Rußlands in der Frage des türkisch-persischen GrenUonfliltes beschloß der Ministerrat. die Truppen von den vier strittigen Punkten znrückzuziehen. Die Sanktion des Sultans zn diesem Beschlüsse wird erwartet. Rußland. — Ein Vertreter der Petersburger Telegraphen Agentur hatte mit dein Grafen Witte eine Unterredung, in deren Verlaufe er den Grafen fragte, ob dieser Kompli kationen wegen der Marokkofrage befürchte. Der Graf er widerte. er sei überzeugt, daß alle Behauptungen, daß der Deutsche Kaiser die Absicht hege, gelegentlich der Konferenz von Algeriens eine aggressive Politik einzuschlagcn, der Be gründung entbehren, denn unter der in jeder Beziehung her vorragenden Regierung Kaiser Wilhelms II. lxcke Deutsch- land eine ausschließlich friedliche Politik befolgt und er — Graf Witte — sei überzeugt, daß die deutsche Politik immer eine solche bleiben werde nmid daß die Marokko-Konferenz ohne Zwischenfall, besonders zwischen Deutschland und Frankreich, zn Ende gehen werde. Der Graf erklärte weiter, er wisse nickt, wer ein Interesse daran habe, derartige be unruhigende Gerückte zu verbreiten. Vielleicht geschehe es im Interesse gewisser Baissespekulationen an> der Börse, er sei aber erstaunt, daß die Gesellschaft und die Presse darauf hineinfallen könnten. Eine ähnliche Spekulation werde gegenüber Rußland betrieben. Graf Witte sprach dann, von der erregten Lage in Rußland und sagte, wenn alles, was täglich in der auswärtigen Presse in den letzten Jahren be züglich der russischen Angelegenheiten geschrieben worden sei, wahr wäre, so würde Rußland seit langer Zeit nicht mehr existieren. Trotzdem bestehe Rußland und werde auch weiter bestehen, domi trotz des Ernstes der Krise werde es aus ihr neu geboren hervorgehen. Der Psychologische Zustand einer- großen Teiles der europäischen Gesellschaft verlange nach sensationellen Neuigkeiten und die Korrespondenten der aus- wärtigen Zeitungen sendeten aus Rußland solche Nach richten, ohne sie zu prüfen und um einer Modelaune zu ge nügen. Uebrigons, fügte Graf Witte hinzu, kennen die Re gierungen der fremden Mächte vollkommen den Stand der Dinge in Rußland und insbesondere die Negierung des be freundeten und verbündeten Frankreich. Er halte sich für verpflichtet zu erklären, daß die französische Regierung sich gegen Rußland niit demselbeni Gefühle der Freundschaft un tres Wohlwollens verhalte wie vorher, und das beruhe auf Gegenseitigkeit. — Der Heilige Synod ordnete an, die Geistlichen, ivelche während der Unruhen die Regierungsmaßnahmeu ihren Gemeindemitgliedern gegenüber in gesetzwidriger Weise beleuchteten, aus dem Amte zu entfernen und gericht lich zu vrfolgen. Nach Moskauer Meldungen ist festgestellt worden, daß sich einige Geistliche an der revolutionären Be- wegnntz der Fabrik- und Bahnarbeiter direkt beteiligt haben. — Zehn Kilorneter von Wenden in Livland brennt der Landsitz des Oberhofnieisters Grafen Sievers. Die dorthin entsandte Kosakenaüteilung mußte unverrichteter Sache zurückkehren, weil ihr eine nach Tausenden zählende be waffnete Bande ini Walde den Weg verlegte. Marokko. — Die bevorstehende Konferenz in Algeciras beginnt immer mehr die Gcsamtlage zu beherrschen und wird bald selbst die Vorgänge in Rußland in den Hintergrund drängen. Nicht bloß Europa, sogar ganze Weltteile treffen ihre Vor- bereitungen. — Einen etwas bedenklichen Eindruck tonnten die Meldungen von allerhand Flottenbewegungen und Zu- rüstungen Hervorrufen. So erhielt das englische Mittel meergeschwader Befehl, sich für den 20. Januar zum Besuch mehrerer italienischer und französischer Häfen bereit zu halten. Das französische Panzerschiff „Gaulois" wird sich znm 8. Januar zur Fahrt nach Tanger bereit halten. Die wnndersamlichste Nolle spielen aber doch nach wie vor die Vereinigten Staaten. Wir erwähnten schon, daß man in Washington beschlossen habe, während der Konferenz ein Geschtvader vor Tanger kreuzen zu lassen. Auf die An zapfung von Paris aus erklärte die Negierung die Fahrt des Geschwaders des Admirals Sigsboe sei lange vorher ge plant gewesen, ehe inan in Washington befürchtet habe, daß die Marotkofrage den europäischen Frieden stören könne. Sehr interessant ist auch die Erläuterung der „historischen Vergangenheit" als Grund zur Berechtigung, sich in die Dinge von Algeciras zu mischen. Ja, man will jetzt sogar Prioritätsansprüche geltend machen, und sie stützen sich auf den vier Jahre langen Krieg, den die Union zu Anfang des 19. Jahrhunderts zur Ausrottung des Seeräuberunwesens im Mittelmeer gegen den Bei von Eripolis geführt hat. Das Ergebnis war ein Vertrag Amerikas mit den Berber staaten, welcher nun Plötzlich die historische Grundlage aller seither von anderen Nationen in Nordwestafrika geltend ge machten Meistbegünstigungsansprüche bilden soll! I Was wird denn da aus den Konsequenzen der Losung „Amerika den Amerikanern"! Und eine Ironie des Schicksals will, daß diese Parole gerade jetzt „an Ort und Stelle" eine vertiefte Bedeutung erfährt. In Argentinien nämlich ist, wie auch in den anderen südamerikanischen Staaten, -ie Frage von der Vorherrschaft der nordamerikanischen Union in ganz Amerika brennend geworden. Man wehrt sich in Süd amerika gegen diese Hegemonie mit allein Kräften; und im nächsten Sommer soll sich ein besonderer Kongreß von Ver tretern der beteiligten Staaten mit dieser Frage beschäftigen. Wir nieinen, in Washington sollte man größere Aufmerk samkeit ans diesen Kongreß, als auf die Konferenz in Alge ciras verwenden. Den „Times" wird mitgeteilt, daß Vor- schlüge hinsichtlich der Verwaltung der Polizei, der Finanzen und der Zölle Marokkos der Konferenz von Algeciras unter- breitet werden sollen. Danach würden die Eingeborenen- Polizei und das Heer unter maurischen Offizieren, aber unter Leitung derjenigen europäischen Mächte stehen«, die der Konferenzbeschluß bezeichnet. Blockhäuser sollen von den Küstenstädten aus allmählich eine Verbindung mit den Handelsstädten im Innern Herstellen und die Finanzreform von der Neugestaltung des Zollwesanis abhängig sein. ES wird nämlich eine Erhöhung der Einfuhrzölle und eine Ver minderung der Ausfuhrzölle beabsichtigt. I«Pa« — Der Kaiser hat das neue Kabinett genehmigt. Dis Zusammensetzung ist folgende: Premierminister Marquis Saiayi, Auswärtiges Kalo, Marine Vizeadmiral Hirau Saito, Krieg General Teranchi, Finanzen Aoshiro Sakatni, Unterricht der bisherige Gesandte in Wien, Hakino. Die Politik der Regierung soll unverändert bleiben. Nordamerika. — Die dritte Geschwadcrdivision brst-ckend aus dem Panzerkreuzer Brooklyn und drei ander!» Pnvzrrkreüzern, wird unter dem Befehl des Admirals Sigsbcc dem! äckft nach dcm Mittelländischen Meer abgelnn. Die Schiffe werden yom 12. —15. Januar in Gibraltar, von! 17. bis 19. Januar in Tanger st-in. Danach sollen sie Algier. Villesranche, Livarno. Neapel, den Piräus und Beirut an- laufen und am 12. März in Egypten eintreff, n. Sächsischer Landtag. Dresden, 8. Januar 1^06. Zweite Kammer. In der heute mittags 12 Uhr von der Zweiten Ständekammer abgehobenen Sitzung ge langte der Gesetzentwurf zur Abänderung des staatlichen Schlachtvichversich-rungSgesetzes vom 2. Juni 1898 zur all gemeinen Vorberatung. — Der Präsident eröffnet die Sitzung und spricht den Abgeordneten nochmals die herz lichsten Glückwünsche zum neuen Jahre aus. Nach Er ledigung der Registrande und der eidlichen Verpflichtung des neu eingetretencn Abgeordneten Roch wird in die Tagesordnung eingctreten. Abg. Frenzl sagt, der Ent wurf stelle ein Entgegenkommen gegenüber den Wünschen der Fleischer dar. Im allgemeinen habe sich das Fleisch- versicherungßgesetz bewährt und die einzelnen Beschwerden seien durch dasselbe «uf ein Minimum beschränkt worden. Redner wendet sich gegen einige Bestimmungen in dem