Volltext Seite (XML)
wissen seiner FcaktionLkollegen begab sich daraufhin der Adg. Dr. JadzeivSki zum Kriegsminister, traf aber nur einen seiner Kommissare. dem er von der Absicht der Polen, in dieser Angelegenheit eine Interpellation einzureichen. Mitteilung machte. Der Kommissar antwortete darauf: «Die Sache ist schon erledigt; General Holtz ist schon rekri- fiziert." Als der genannte Abgeordnete daraufhin in der Fraktionssitzung die Interpellation für gegenstandslos er- klärte, wurden ihm Vonseiten der Mehrheit der Fraktion heftige Vorwürfe wegen seines eigenmächtigen Vorgehens, seines „Kuhhandels" mit der Negierung gemacht. Die Fraktion beschloß, trotz der Erklärung des Abg. Tr. Iad- zewski, die Interpellation von dem Abg. Slychel und Ge nossen einrcichen zu lassen. Beschlossen wurde ferner, falls das Zentrum die Interpellation nicht nnterslützen würde, sich an die Freisinnigen und Sozialdemokraten zu wenden. Die Annahme dieses Antrages suchten die Abgg. Fürst Radz'iwill und De. IrdzewSki durch die Erklärung, das; sie auf keinen Fall ihren Namen neben der Unterschrift von Sozialisten dulden würden, vergeblich zu verhindern. Die Zentnnnösraklion hat bei Unterzeichnung der Inter pellation von diesem Vorfälle keine Kenntnis gehabt; sie stellte aber die erforderlichen Unterschriften zur Verfügung, weil es sich hier um eine Verletzung des Beichtgeheimnisses handelt. — Pfaffellwirtslhaft — Tropenkoller. Ec ist oft sonder bar. welche Ausdrücke im Parlament zulässig sein sollen und welche nicht. Als der Abg. Goller den Ausdruck ..Psasfenwirtjchasl" gebrauchte, ist er nicht gerügt worden; dieses Wort aber enthält nicht nur eine Bcleidnng unserer Missionäre und Geistlichen, sondern noch eine besondere Beleidigung der geistlichen NerchStagsabgeordneten. Aber trotzdem ist das Wort ungehindert passiert. Ganz selbst verständlich war es, das; das Zentrum dre Antwort nicht schuldig bleiben konnte, nach dein Satze: „Ans einen groben Klotz gehört ein grober Keil", hat ihm diese ein Laie aus dem Zentrum erteilt, der Abg. Erzbergcr. Derselbe be tonte eigens, das; der Abg. Goller den Beweis geliefert habe, daß er sich in ilnknltwierten Ländern anfgehallen habe, ja man könnte fast meinen, ec leide jetzt noch am Trovenkoller. was dann den Ausdruck mildere. Nun meinte der Präsident, das; der Ausdruck „Tropenkoller" parlamen tarisch nicht zulässig sei. Man hat darüber in weiten Kreisen des Hauses den Kopf geschüttelt. Wenn ein Ab- geordneter den schwersten Angriff ans einen ganzen Stand erheben darf und hierbei noch einen sehr verpönten und verächtlich machenden Ausdruck gebraucht, geht dies durch; erfolgt aber die Erwiderung auch nur halbwegs ent'prechend. so wird es gerügt! Dabei hat der Zentrnmso.hgeordncte doch nur eine Art Krankheit genannt, die für sehr viele Koloiiialbeamte und ihre Mißgriffe seither im Reichstage als mildernder Umstand geltend gemacht worden ist. Es ist jedenfalls bemerkenswert, wie hier mit zweierlei Maß gerechnet worden ist. — Ter Weizen der Scharfmacher blüht. Ein sich nicht nennendes Herrenhanswirglied publiziert in der „Krenz- zcilnng" einen Artikel mit direkten Apostropheil an die lei tenden Staatsmänner, um ganz entschieden den Kampf gegen die Sozialdemokratie niitzninacheii. Dieses alte und neue Programm wird folgendermaßen festgelegt: „Ter Kampf würde und dürste nur den Elementen des Umsturzes gelten, welche sich selbst außer unserer Staats- und Gesell schaftsordnung und deren friedlicher Entwickelung stelleil. die sich deshalb auch nicht wundern und beklagen können, wenn sie strengen Ausnahmegesetzen unterworfen werden. Daneben müßte trotz aller Enttäuschungen, welche wir dabei bereits erlebt, trotz der schweren Lasten, die wir bereits zu tragen baben, soweit es mit den allgemeinen Interessen mir irgend vereinbar ist und soweit die Leistungsfähigkeit der übrigen Enveibsstände, namentlich auch im Mittelstände es gestattet, in der Fürsorge für die Arbeiter nicht nachgelassen »neiden. Wir »rollen ihnen durch zweckentsprechende wirt- schwtliche Maßregeln Arbeit mit einem möglichst lohnenden Verdienst verscba'sen. »vir »vollen ihnen die Sorge auch um ihre Hinterbliebenen abnehnwn, »vir »vollen ihnen die er forderliche Ruhe in ilwer leiblichen und geistigen Erholung und Fortbildung sichern, »vir wollen ihnen auch in der be rechtigten Abwehr gegen die Uebermacht ungesunder Kapi- talsbüdnngen zur Seile stehen, aber, was wir nicht wollen, was »vir niemals ertragen und dulden können, das ist die ausschließliche .Herrschast des Arbeiterstandes mit all den» namenlosen Unglück und den» Schreckensregiinent, welches sie uns bringen würde. Um nun dieser drohenden Gefahr rechtzeitig zu begegnen, wiederholen »vir die ernste Mahnung und die dringende Bitte: vnb anl «'oimn!«w." Wir haben leider genügend Veranlassung anzilnehinen, daß solche Rnse in den leitenden Kreisen nicht nngehört verhallen. Bis jetzt ick es der Staatssekretär des Inneren, Graf v. Posadowski. der den Gelüsten der Scharfmacher widerstand: gegen iln» arbeiten auch manche Kreise mit Hochdruck. Desto mehr wird es Ausgabe des Reichstages sein, diesem Staatsmanne keine Schwierigieiten zu bereiten und ihn selbst da zu stützen, wo es nicht jedermanns Geschmack ist. gewisse Positionen anzn- i'.ehmen. — Tcr Kampf »m der „akademische Freiheit". Tie Hetzer gegen die katholischen Stndentenkorporationen rücken nun allmählich deutlicher mit der Sprache heraus, so ein deutig, daß auch der Vertrauensseligste erkennen inns;, wo hin der Hase eigentlich läuft. Tem Katholizismus als festestem Bollwerk des positiven Ehristentnms gilt der Kampf, nicht den farbigen Bändern und Mützen der katho lischen Studenten; die Unterdrückung jedes öffentlichen Andentagtreteiis katholischer Ueberzengnng haben sich die Kämpfer nin die ..akademische Freibeit" znm Ziele gesetzt. Wir haben in der Sonnabend-nmnier bereits von dein Auf ruf Leipziger Studenten berichtet. Wir bringen heute ans dein Wortlaut des Flugblattes, das an verschiedenen Uni versitäten. so in Berlin und Leipzig, verbreitet wurde, einige Stellen; es beißt darin: „Tie schwer erkämpfte Freiheit des deutsche» Geistes ist in Gefahr. Keinen offenen Vorstoß wagen die Gegner. Sie führen einen stillen, schleichenden Angriff Wider die Selbstbestimmung der Persönlichkeit, die sie wie im Mittelalter unter feste Normen bringen wollen, lind nur allzu schnxich ist die Widerstandskraft der zur Ab wehr berufenen Männer, immer kleinmütiger und schüchter ner wird ihr Protest. . . . Professoren und Studenten meiden jede entschiedene Stellungnahme in dem großen Kampfe, von dessen Ausgang die geistige Zukunft unseres Volkes abhängt. . . . Wir halten die Zugehörigkeit zu einer Konfession, welcher Art diese auch sei, für völlig un vereinbar mit der Würde eines akademischen Bürgers. Die akademische Freiheit bedeutet die schkechtsinnige Unabhängig- keit jedes einzelnen in allen geistigen Fragen, die religiösen Fragen als die wichtigsten mit eingcschlossen. Deshalb kann ein Akademiker niemals aufrichtig einer Konfession ange hören. Tatsächlich fühlen sich auch schon längst Professoren nild Studenten in überwältigender Mehrheit von jeder kon fessionellen Bindung innerlich frei. Die Zugehörigkeit zu einer Konfession ist bei der Mehrzahl der Akademiker nur noch ein äußerer Schein. So bitten wir denn alle akademi- scheu Mitbürger, Professoren und Studenten, endlich die Maske fallen zu lassen, offen und mit höchster Aktivität Stel- lniig zu nehmen und jeder Konfession abznsagen. . . . Darum bitten wir die Professoren der nichttheologischen Fakultäten, in Korpore ans den verschiedenen Kirchen,, zu denen sie jetzt — »nr äußerlich — noch gehören, anszutreten und bei der Negierung dahin vorstellig zu werden, daß die theologische Fakultät als dem atadeinischen Geiste wider sprechend aufgehoben werde. . . . Löset euch ohne Aus nahme von den hemmenden Fesseln der überlebten Konfes- sionen los!" Wer Augen hat zu sehen, der sehe. Diese Emm- tiation wirkt wie grelles Blitzlicht und zeigt in schärfsten Umrissen die ivahre Gestalt deS Kampfes gegen die katho lischen Stndeiiteiikorporationen. — Tcr christliche Banarbeiterblind hat eine Eingabe an den Reichstag gerichtet, in welcher er fordert, daß die Rege lung des Banarbeiterschntzes nnter allen Umständen für das ganze Reich einheitlich erfolgen soll, da das jetzige System der lokalei» Banpolizeiordnniig unhaltbar sei. Tie Rege lung sei eine dringend notwendige, da die Zahl der in» Bau gewerbe beschäftigten Personen sich zur Zeit ans weit über 1'ch Millionen belanfe, die Zahl der durch Unfall hervor- gernfenen Todesfälle am Baugewerbe betrage aber mehr als ein Fünftel aller im gewerblichen Leben überhaupt durch Unfall herbeigefnhrten Todesfälle. Um eine einheitliche Regelung des Banarbeiterschntzes, sei eS durch Neichsgesetz oder durch eine Bniidesratsverordnnng, herbeiznsühren, for dert die Petition 1) eine Verschärfung und Erweiterung der Unsallverlnitnngsvorschriften und der sanitären und sitt lichen Anforderungen für Bauten und Bauplätze; 2) die Ueberwachnng der Baubetriebe und Bauplätze ist den Ge- werbeinspektoren zu übertragen und sind für diese lieber- wachnng Bauarbeiter in geeigneter Weise init heranzn- ziehen; 3) Tie Beschäftigung von weiblichen Personen ans Bauten und Bauplätzen ist z» untersagen; 4) in den Lehr plänen der Bangeweccsw,-wn und der geiverblichen Fort bildungsschulen ist der Banarbeiterschntz als Unterrichts- gegensland ansznnehmen, jedenfalls aber hier Vorträge über denselben zu halten. Das Zentrum hat schon im Jahre 1003 Anträge in derselben Richtung gestellt. — Tie KricgSgcrüchte, welche während der letzten Woche in Elsaß-Lothringen im Umlauf waren, haben zu den phantastischsten Kombinationen und in ihrer Zügellosigkeit zu manchen nachteiligen Verwicklungen geführt, nnter welchen vor allem Banthänser und Sparkassen zu leiden hatten. Ihren Höhepunkt erreichten die haarstraubenden KriegSgerüchte mit einem Inserat, das von der kaiserlichen Fortinkation Straßbnrg ansging und in der „Rastatter Zeitung" erschien. Laut diesen» Inserat wurden seitens der Fyrtisitation sofort 250 Aufseher, 8000 Erdarbeiter, 600 Zimnwrlente, je 200 Maurer und Eisenarbeiter zu überaus hohen Löhnen gesucht. Man kann sich denken, das; angesichts dieses Inserates auch Leute mit sonst kühler Tenknngsart stutzig werden und den Moment des Losschlagens von Frank- reich und Tentschland für gekommen hielten. Tie Auf- Uärnng der mysteriösen Angelegenheit ließ nicht lange ans sich warte». Das Inserat war für den Fall bestimmt, daß es wirtlich einmal zu einer Mobilmachung wegen Kriegs not kommen sollte, hatte aber mit dem gegenwärtigen Stand der Tinge gar nichts zu tun. Ter unvorsichtige Schreiber gab das im tiefsten Friedensznstaiid harmlose Mobil- niachnngsschrifLstück an die Expedition der „Nastatter Zei tung", die es denn auch veröffentlichte. Es hat die Wirkung nicht verfehlt: Stärkere Trupps von besck)äftignngslosen Handwerkern und Arbeitern trafen ans dem Festnngs- Schirrbos in Straßbnrg eil», wo sie von den» sehr erstaunten Wallmeisler, der keine Ahnnng hatte, wieder nach Hanse ge schickt wurden. Oesterreich-Ungarn. — Im Organ der Volkspartei „Alkotmany" wird Graf Npponyi ziemlich scharf wegen cincr Rede in MiSkolcz angegiisfen. Das Blatt bemerkt u. a.: „DaS Volk ist wohl znm gesetzlichen Widerstande bereit, doch wünscht eö eher den Frieden als den krästeverzebrenden Widerstand. Graf ApPonyi hätte daher sagen müssen, um welchen Preis die Koalition znm Frieden geneigt wäre, und das hätte auch eine Wirkung nach oben ansgcübt. Tie hollste Ge fahr ist im Verzüge. Graf Avponyi hätte durch eine solche Aenßcrung der friedlichen Losung viel nützen können." — Sollte in der VolkSpartci bereits eine gewisse Ecnüchternng platzgrciscn? Lnxernbnrg. — Der Großhcrzog von Luxemburg ist nach leichtem Unwohlsein an» vergangenem Montag unter Auftreten neuer Symptome erkrankt. ES trat allmählich zunehmende Er schwerung des Sprachvermögens und Schlnckpormögcns ein mit Neigung zur Schlafsucht, aber ohne Störung deS Bewußtseins. Dabei besteht allgemeine Relaxation der Körperinuskeli», jedoch keine neue Lähmung. Die Herz- tätigkrit hat sich etwas gebessert. Frankreicv. — Gegen Venezuela wird Frankreich, wie zu erwarten war, init Zwangsmaßrezeln Vorgehen. Die Negierung hat das Washingtoner Auswärtige Amt dahin informiert, daß Frankreich Entschuldigung für die Behandlung Taignys verlangen und nach etwaiger Verweigerung unverzüglich zu ZwangSinaßregeln schreiten werde. Nach Meldungen ans Neuyork wird Frankreich Truppen landen. DalzielS Bureau meldet aus Washington, der amerikanische Kreuzer „Teuver" erhielt Befehl, nach den Windward-Jnseln ab zudampfen. um dort die amerikanischen Interessen zu schützen, falls Frankreich Schritte gegen Venezuela ergreife. Aus Neuyork wird ferner telegraphiert, der Herold melde aus Caracas, daß ein Negierungserlaß die Ausweisung der Direktoren Jacoux und Bonrgct von der französischen Telegraphengesellfchafr in La Guayra anbefohlen habe. — Ein neues Staatsoberhaupt. Man darf nicht meinen, daß mit der Stellung eines republikanischen Präsidenten, die eben durch die Wahl des Präsidenten der französischen Republik in den Vordergrund des Interesses gerückt ist, überall die gleiche Fülle von Macht verbunden ist. Während znm Beispiel der Präsident der Vereinigten Staaten ein lvahrhafter Autokrat ist, steht dem Chef des französischen ein sehr beschränkter Wirkungskreis offen. Es ergeht ihm wie dem König, der „herrscht, aber nicht regiert". Er reprä- sentiel-t die französische Republik und hat auch gewisse gesetz liche Vorrechte, aber müßte ein Mann von den ungewöhn lichsten Qualitäten sein, um aus dieser Repräsentanz ein Herrschcraint, ans seinen Befugnissen wirkliche Aktionen zu machen. So steht ihm zum Beispiel gemeinsam mit Senat und Kammer die gesetzgeberische Gewalt zu; kommt aber seine Anschauung mit jener der Parlamentarischen Mehrheit in Kollission, so hat er in einer begründeten Botschaft die Kammern zu einer neuen Beratung aufznfordern oder die Tepntiertent'animer im Einverständnis mit dem Senat vor dem gesetzlichen Ablauf ihres Mandats aufznlösen. Dann müßten binnen drei Monaten neue Wahlen veranlaßt wer- den. Während aber jede amtliche Handlung des Präsiden ten von einem Minister kontrasigniert werden muß, darf der Präsident nicht die Minister nbsetzen, sondern nur seine Unterschrift verweigern. Tut er dies, so läuft er immer Gefahr, vielleicht sein Amt zu verlieren. Er darf in ein zelnen Fällen begnadigen, aber wehe ihm, wenn er gegen den Willen des Parlamentes eine politische Begnadigung vornähme. Er repräsentiert die Republik den Souveränen und Botschaftern gegenüber und ernennt Beamte und Offi ziere, aber er befolgt auch hier nur, »vas der aus den Kam mern hervorgegangene Ministerpräsident ihm aneinpfiehlt. Ter Präsident hat das Palais Elysee in Paris und das Schloß St. Elond zur Wohnung und bezieht ein Gehalt von 1 200 000 Franken und 700 000 Franken Ncpräsentations- beikrag. NrMand. — Ans Moskau wird berichtet, die Arbeiter erklärten die Gerüchte von einem am 22. Januar beabsichtigten Aus stande für falsch. In allen Fabriken werde gearbeitet »nei den. — In Lodz sind jetzt über 400 Revolutionäre verliaftet, darunter Rechtsanwalt Engelhardt, einer der Hanptführer der Bewegung. Ferner wurde dort ein Vombenlager ent deckt, wobei iufolge einer Explosion zwei Personen buch stäblich zerrissen wurden. Der Mörder des Stationsvor stehers in Lublin ist dort erschossen »norden. — In Liban wurden 25 Personen wegen Plünderung, Straßenraub und Mordtaten znm Tode verurteilt und erschossen. — Unzu frieden mit der Regierung zogen etnxi 1000 Kanfleute aus Teheran weg nach Schahdullasiina. Der Schah wollte Blut vergießen vermeiden und »villigte ein; eine Vertretung der Geistlichkeit, der Kailsmannschaft und des Grundbesitzes nnter dem Vorsitz des Schahs einznbernfen mit administrativen und legislativen Funktionen. Gleichheit aller vor dem Ge setz wurde verkündet. — Der Gencralgouverncur von Moskau gab bekannt: Tie von den Revolutionären verbreiteten Gerüchte, die Ver waltung und das Militär verübten Willkürakte und jede Nacht würden friedliche Bürger außerhalb Moskaus er barmungslos niedergeschossen, sind nur eine böswillige Er- sindnng, ebenso die Gerüchte über am 22. und 25. Januar bevorstehende Unruhen. Ter Generalgonvernenr verbürgt sich dafür, daß sich Unruhen »licht wiederholen werden. Aus den deutschen Kolonien. — Die Errichtung einer nenen Rcgicrnngsschule in unserer Kolonie Neu-Guinea ist für April 1006 in Aussicht gegommen. Bisher mußten die Kinder der Europäer alle nach Sydney oder Anckland (Australien) zur Schule geschickt werden, dies soll nunmehr in Fortfall kommen. Geplant ist hierzu eine Schule für Eingeborne, die auch Unter weisungen im PslcmznngSgeschäft und im Handwerk geben soll. Der Reichstag hat sich seither mit der Cache noch nicht befaßt; aber soviel wir wissen, ist der Lehrer für diese Schule bereits unterwegs. Es ist ein abgefallener italienischer Geistlicher, der sich in Deutschland vcrbenatrlc! Vor einiger Zeit kain ein katholischer deutscher WcUgeist- licher, der in fast 10 jähriger Tätigkeit in Deutsch - Ost- afrika und Kamerun seine Gabe und Zeit opferte und draußen nicht mehr arbeiten kann, um eine Verwendung in der Kolonialabteilnng ein. Aber für- ibn hat inan keine Arbeit; er ist kein abgefallcner Priester, sondern steht treu zu seiner Kirche. Sächsischer Landtag. Dresden, 22. Januar 1006. Zweite Kam ni e r. Den Bericht der Rechen schafts- Deputation über das Königs. Dekret Nr. 3, den Bericht über die Derirxiltimg und Vermchrnng der königl. Samnilungcn für Kunst und Wissenschaft in den Jahren 1902-1903 und über Kap. 24 des niittels köiiigl. Dekrets Nr. 1 vorgelcgtcn Rechenschaftsberichtes auf die Finanzperiode 1902-1903, dieselben Sammliliigen betreffend, erstattet Abg. Gon- tard. — Ter Bericht gedenkt zunächst des ivarmen, der- stniidnisvolleil Interesses, das der verstorbene ehemaUge Fiiianzminister v. Watzdorf als Leiter der Köiiigl. Direktion dei» seiner Leitung aiivertrauten Kunstsammlungen ge widmet hat, da nnter seiner Amtsdaner vieles geschehen, nur die Sainmlnngen zu ordnen, nutzbar zu machen, durch neue Elwerbnngeii zu vermehren, die uncrsetzlicl>en Sck>ätze gegen Feuerschäden zu sichern, Wie auch die Anlagen der diesem Zwecke dienenden großen Fernheizwerkes recht eigentlich seiner Initiative entsprungen seien. Der Ertrag der Ein tritts- und Führungsgelder zeigt gegen die Vorperiodc eine Zunahme von 0110 Mk. 45 Pf., die Zahl der verkauften Kataloge ist um 3164 gestiegen. Besucht haben die Samm lungen 1 247 994, mithin um 114 534 mehr als in der Vorpcriode. Während die Ausgaben für Vermehrung der Sammlungen in der Vorpcriode 347 996 Mk. 54 Pf. be trugen, betrugen sie in der Bcrichtsperiode nur 200 823 Mk.