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—Z Zs — »IS 2 ^ n; >» ' Z- ^ « — - L. v § ssL <r WWWWWW Das Jubelpaar. Am 27. Februar 1881 war es, als der älteste Sohn des damaligen jpronprinzen von Preußen, des späteren Kaisers Friedrich III., Prinz Wilhelm, in Berlin unter glänzenden Festlichkeiten seine Vermählung feierte mit der Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderbnrg-Au- gustenburg. 25 Jahre sind seit jenem denkwürdigen Lage dahingerauscht, und in diesem Jahre ist es dem hohen Paare, das seit dem unvergeßlick>en Junitage des Jahres 1888, als Kaiser Friedrich lll. nach kurzer Regierung seine müden Augen für immer geschlossen, die deutsche Kaiser krone trägt, vergönnt, in körperlicher und geistiger Frische, umjubelt von Millionen treuer Untertanen, das Fest seiner Silbernen Hochzeit zu feiern. Ta dürfte ein kurzer Rückblick auf den Lebensgang des geliebten Herrscherpaares für unsere Leser nicht ohne Interesse sein. Am 27. Januar 1859 verkündeten 101 Kanonenschüsse den Einwohnern von Berlin, daß dem damaligen Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen der erste Sohn, unser jetzi ger Kaiser, geschenkt worden nxir. Er erhielt bei der am 5. März vollzogenen Laufe, bei der Kaiser Wilhelm die erste Patenstelle vertrat, die Namen Friedrich Wilhelm Viktor Albert. Bis zur Vollendung seines sechsten Lebensjahres log die Erziehung des Prinzen Wilhelm in tveiblichen Händen. Von da ab wurde sie Männern anvertraut. Nach dem Wunsche seiner erlauchten Eltern sollte der Prinz in jeder Beziehung eine tüchtige Ausbildung erlxstten. Kräftig sollte der Körper, klar der Oieist, tvarm das Herz und fest der Wille werden. Ten ersten Unterricht, den ihm ein junger Volksschullebrer, der jetzige Seminarlehrer Professor Tr. Fechner in Berlin, erteilte, überwachte sein Vater selbst, während seine Mntter, die hockgebildete Kronprinzessin Vik toria, mehr den Schönheits- und Geschmackssinn des Sohnes zu pflegen sich bemühte, indem sie den Zeichenunterricht überwachte und des Sohnes Spiele leitete. Als Zivilgou verneur wurde dem Prinzen der jetzige Geheimrat Tr. Hinz- peter.und als Militärgouverneur der Generalmajor von Gottberg beigegeben. Unter der Leitung dieser beiden Männer erhielt er eine tüchtige wissenschaftliche und mili tärische Ausbildung. Wohlvorbereitet trat er im Jahre 187-1 mit seinem nm drei Jahre jüngeren Bruder Heinrich in das Glnnnasinin in Kassel ein, woselbst er nach dem ausdrück lichen Wunsche seines Vaters wie jeder andere Schüler be handelt wurde. Hier lernte er mit Leuten ans dem Volke leben und umgehen, füllte sich seinen Mitgliedern gleich und nahm teil an ihren Bestrebungen, Spielen und Scher zen. Willig unterwarf er sich der bestehenden Schulordnung in allen Tingen und arbeitete sich mit treuem Fleiß und größter Pflichttreue von Klasse zu Klane empor. Im Ja nuar 1877 bestand Prinz Wilhelm die Abgangs-Prüfung und erhielt „wegen seines gleichmäßigen und andauernden Flei ßes" eine der drei Denkmünzen, die alljährlich an die besten Schüler verteilt werden. Bewegt reichte der Prinz dem Tirektor die .Hand und sagte: „Sie können nickt denken, welche Freude mir durch die Verleihung dieser Medaille be- , reitet wird. Ick weiß nämlich, daß ick sie verdient habe. Ich habe redlich getan, was in meinen Kräften stand." Kurze Zeit darauf trat Prinz Wilhelm, der bereits mit Vollendung feines zehnten Lebensjahres — der alten Sitte des Hobenzollernbanses gemäß — zum Leutnant im ersten Garderegiment zu Fuß ernannt worden war, in den prakti schen Dienst des Heeres ein und tat täglich seinen Tienü, wie jeder andere Leutnant. Gleichzeitig erhielt er Unter richt in den verschiedenen Fächern der Militär- und Kriegs- wisseinck'aft. Im Herbst 1877 bezog Prinz Wilhelm die Universität zu Bonn und widmete sich zwei Jahre lang mit angestreng testem Fleiß den verschiedensten Studien, fand aber auch Zeit und Gelegenheit, das frische, fröhliche Stndentenleben zu genießen und durch kleinere Reisen in der herrlichen Wein gegend seinen Gesichtskreis zu erweitern und sein Gemüt zu bilden. Zur weiteren militärischen Ausbildung nach Pots dam znrückgekehrt und zum Hauptmann ernannt, wußte er sich durch eine freundliche, von väterlichem Wohlwollen zeu gende Behandlung seiner Untergebenen in hohem Maße die Liebe derselben zu erwerben. Gelegentlich eines Jagdaussluges im Jahre 1879 hatte der Prinz auf Schloß Primkenau bei Sprottau in Schlesien die anmutige Lochter des Herzogs Friedrich von Schleswig- Holstein-Sonderburg-Angustenburg kennen gelernt und in sein Herz geschlossen. Im Frühjahre 1880 verlobte er sich mit ihr, und am 27. Februar 1881 fand, nachdem die hohe Braut am Lage vorher an der Seite ihrer Schwiegermutter, der damaligen Kronprinzessin, unter lautem Jubel der Be völkerung ihren feierlichen Einzug in die deutsche Haupt stadt gehalten hatte, die Vermählung statt. Tas hohe Paar führt ein wahrhaft glückliches, echt deutsches und christliches Familienleben, das allen Ständen als Muster dienen kann. Eine blühende Kinderschar bildet die Freude und das Glück der Eltern. Von den sechs Prin zen hat der älteste, der am 6. Mai 1882 geborene Kronprinz Friedrich Wilhelm, am 0. Juni vorigen Jahres bereits den Bund fürs Leben geschlossen, indem er sich mit der Herzogin Eecilie von Mecklenburg-Schwerin vermählte, während der zweite, Prinz Eitel Friedrich, sich einige Wochen später mit der Herzogin Sophie Ebarlotte von Oldenburg verlobte und heute unter den Segens- und Glückwünschen des ganzen deutschen Volkes in den Stand der heiligen Ehe eintritt. Tie einzige Lochter, die Prinzessin Viktoria Luise, steht im 11. Lebensjahre. „Seine Familie ist für Kaiser Wilhelm ll.", schreibt Ge- beimrat Hinzpeter, „die unentbehrliche Grundlage seines Le bens." Und von der Kaiserin sagt ein Augenzeuge: „Wer je die innigen Blicke beobachten durfte, mit denen die hohe Frau auf ihre Kinder zu schauen pflegt, der weiß, daß es- im ganzen Lande keine glücklichere Mutter gibt als unsere Kaiserin." Sie kann von sich sag^'ii, was einst die Königin Luise schrieb: „Auch auf Thronen kennt mau häusliches Glück." Aber auch alle Pflichten seines königlichen Berufes er füllt das Hobe Paar mit der größten Gewissenhaftigkeit. Was das Wirten des Kaisers anlaugt, so läßt sich dasselbe kurz in die Worte znsaiumeufassen, die Wilhelm ll. kurz nach seinem Regierungsantritt an sein Volk richtete, dem er gelobte, „ein gerechter und milder Fürst zu sein, den Frie den zu schirmen, die Wohlfahrt des Landes zu fördern, den Armen und Bedrängten ein Helier, dem Rechte ein treuer Wächter zu sein." La es der lebenden Generation bekannt ist, uns Kaiser Wilhelm in dieser Beziehung getan hat und nock tut, so be schränken wir uns darauf, zum Schlüsse noch kurz das stille Wirken der Kaiserin zu schildern. In der Reibe verehrungswürdiger Frauen nimmt un sere Kaiserin eine hervorragende Stellung ein. Ihr Pflich tenkreis ist außerordentlich groß. Eine Samariterin auf dem Lbron, widmet sie den Vereinen vom Roten Kreuz, den Vaterländischen Franeuvereinen. den Vereinen zur Linde rung kirchlicher. Notstände, für innere Mission, den Waisen kindern, den Armen und Notleidenden ihre herzliche Teil nahme. und wenn sie ihren hohen Oiemahl auf Reisen be gleitet. unterläßt sie es nie, die Stätte werktätiger Men- schenliebe, die Krankenhäuser, Kinderbewahranstalten usw., auszusuchen, und Rat. Trost und Hilfe zu spenden. So ist sie in jeder Beziehung ein Vorbild für jede deutsche Frau und Jungfrau. Möge der allgütige Gott unser Kaiserf'aar und sein Glück noch reckst lange erhalten, und mögen alle deutschen Frauen von ihrer Kaiserin christlich und deutsch denken, fühlen und walten lernen! LruS: Saxonta-Buchdruckerei. Verlag des kattz. PreßsereinS, Dresden, Pillnttzerftr. 4L. — Derant». Redakteur Philipp Lraden. LL stzvatzrafts "OH, -LI ^ fl. » l 1 <5* Sr «2 ^ r- 3 a» " * ne r-1 § Sr 2 2S3 rs ^2 ^ ^'22 07 Z- - — ^ ^ O Z 3 -- o 2 Q o ^ ^ ^ o-nLLsvE'ZZZ T'Z.s ? 2 -> s 'S 2 Beilage zur „Sächsischen Volkszeitung". Hest-Blatt Zur Albernen hocbrelt <Ie; veutteben Wrerpssrer MN 27. Februar M6. Heil dem Deutschen Aaiserpaare! Zun, frohen Fest im Silberkranz Dem hohen Brautpaar Ruhm und Glanz, Das wir so oft bewundert, Das treu vereint mit frohem Blick Gelebt in: holden Eheglück Ein Viertel vom Jahrhundert! Euch beiden auf dem Tiaiserthron Heut wird zuteil Euch Dank lind (olu, Des Volks, dem Eure (iebe Ihr schenktet treu, unwandelbar! Glück aus, Du liebes Aaiserpaar! Vichts Deine Zukunft trübe! Ein ganzes Volk naht Euch sich heut, Das seinen schlichten Glückwunsch beut: Daß Gott noch viele Jahre Die gnadet,reiche Hand streck' aus Mb unserm deutschen Vaterhaus, Mb unserm Aaiserpaare! Mir wünschen Frieden uns und Euch Dein Vaterland, dem Deutschen Reich, Daß es sich weite, dehne! Daß alle wir uns stolz und gut Bekennen laut als deutsches Blut, Als Deutschlands echte Söhne! Mir wünschen Freude Euch und Glück, Daß leuchtend Euer Heller Blick Ins (and der Zukunft schaue! Daß er am Schönen, Edlen nur, Das antrifft er in Stadt und Flur, Sich labe und erbaue! Das deutsche Volk steht vor Euch heut, Und seinen Glückwunsch froh Euch beut Sein Herz, das treue, wahre! Und Heller als des Thrones Glanz, Blickt heute Euer Silberkranz! Heil unfern, Uaiserpaare! H^elche Freude herrscht in jedem Hanse, wenn die silberne Hochzeit des Eltcrnpaares naht! Mag die Familie noch so weit zerstreut seilt, an diesem Tage sammeln sich in Freude und Liebe alle Kinder um die Ellern. Verwandle und Bekannte feiern das Fest mit, nnd der Jubel ist um so größer! wenn die Ehe eine glückliche war und tüchtige Kinder dies Jubelpaar als kostbare Okeschenke des Himmels umgeben. Unser geliebtes Kaiserpaar begeht heute die silberne Hochzeit und feiert zugleich die Vermählung des Zweit ältesten Sohnes Prinz Eitel Friedrich mit der Herzogin Sophie Charlotte von D Idenburg. Ein Familienfest wird dieser bedeutungsvolle Tag sein, an dem sich das ganze deutsche Volk erfreut und erbaut — es ist des deutschen Volkes Familienfest! Fürstenehen sind nicht inul,er glücklich: gar zu oft schließt nur die Diplomatie und andere Rücksichten de» Herzensbnnd. Als der jugendliche Enkel des greisen Heldenkaisers sich mit der bis dahin fast unbekannten holsteinischen Prinzessin Auguste Viktoria verlobte, da hieß es ganz allgemein: Tiefe Ehe soll das Band der Aussöhnung zwischen den Häusern Hohenzollern und Holstein sein. Gewiß ist sie das geworden! Aber noch mehr. Sie ist eine glückliche Ehe geworden, und eine Mustersamilie in jeder Hinsicht ziert den deutschen Kaiser thron. Wenn der Deutsche auf etwas stolz ist, so steht seine Kaiiersainilie wahrlich nicht in letzter Linie. Wo immer das geliebte Herrscherpaar sich sehen läßt, jubeln ihm die Herzen entgegen. Der Familienvater freut sich, in dein in Ehrfurcht geliebten Kaiser das Vorbild ge treuer Pflichterfüllung zu sehen. Tie Familiemnutter findet in der Kaiserin die stille Zurückgezogenheit, den Sinn für Wohltätigkeit und die bekannte Frömmigkeit nachahmenswert und die kaiserlichen Kinder belehren die Kinder jeder Familie, daß nicht Geburt und äußerer Glanz den Wert des Menschen ansmachen, sondern stille ernste Arbeit zur Vorbereitung ans die spätere Lebens stellung. Es ist ja allgemein bekannt, welch wohltuende Strenge in dieser Hinsicht das erlauchte Herrscherpaar ausübt. Was diesem Jubelfeste erhöhten Glanz verleiht, ist die Tatsache, daß das Kaiserpaar ein wahrhaft christ liches Familienleben geführt hat. Darin liegt der höchste, unvergängliche Ruin», der einst mit der ewigen .Krone ausgezeichnet wird. Gerade nur deutschen Katholiken blicken deshalb mit besonderer FreudezumKaiserpaareempor. Alle Festgeschenke lehnte das hohe Paar ab: >>" Kreise seiner Familie nur will es den Tag begehen. Aber zu einem Okeschenke sind wir alle verpflichtet, zum innigen, frommen Gebet für die gesauste kaiserliche Familie: Gott schütze und segne das kaiserliche Paar und seine Kinder. Er sei ihm noch für die kommenden. 25 Jahre Schirmherr, damit einstens das deutsche Volk mit erhöhter Freude das goldene Hochzeitsfest seines Herrscherpaares feiern kann. Das ist unser Wunsch, das ist der Wunsch von Millionen! elender.