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benvjahr. Der Zufall fügte eS, daß er Liesen Festtag in unserer Gemeinde feiern kann, in der er 17 Jahre lang bis zrna Beginn seines nunmehrigen wohlverdienten Ruhestan- des gewirkt hat. A. Deutschnrann wurde am 27.Februar 1836 in Basankwitz bei Bautzen als Sohn eines Gutsbesitzers ge-' boven. Als Kind besuchte er die Domschule in Bautzen; seine Gymnasialstudien machte er im Gymnasium und auf -er Präpavande des» katholischen Lehrerseminars zu Bautzen und vollendete sie in Prag als Zögling des wendischen Se minars am deutschen Gymnasium der Kleinseite. 1857 bis 1861 lag er der, philosophischen und theologischen Studien ob in Prag und zuletzt in Köln a. N. Die niederen Weihen empfing er im September 1860 durch die Hände des Hochw. Herrn Bischofs Forwerk. Ta Priestermangel eingetreten war. mußte A. Deutschmann mit seinem Studienfreund, dem 1898 gestorbenen Herrn Rat Anton Buk als Mnorist in Bautzen aushelfen-, am 16. August 1861 wurde er in Bautzen ordiniert. Nach kurzer Tätigkeit in Bautzen wurde A.Deutsch- mann am 21. November 1861 nach Nadibor als Kaplan be rufen. Mit einer kurzen Unterbrechung im Jahre 1865, in dem er die Pfarrstelle Ostro administrierte, blieb er bi3 1875 Kaplan in Radibor, von 1875 bis 1886 wirkte er nr Radibor als Pfarrer. Im April 1886 kam er als erster .<kaplan rrach Leipzig und blieb hier als „unser Pfarrer Teutschmann" bis zum.1. Dezember 1902. In Leipzig danken ihm vor allem der katholisch Arbeiter- und der Lehr lingsverein sein Entstehen; dem Gesellenverein gehörte er als Vrzepräfes an. Auch die Orte Markranstädt, Grimma. Wurzen und Waldheim wissen sein Wirken zu rühmen. AIS feit 1901 schrvere Krankheit über ihn kam, ging er 1902 in Pension. Seitdem weilt er in Deuben bei Dresden, von ^sseit zu Zeit an den verschiedensten Orten kranken Kon fratres aushelfend. A. Deutschmann ht auch viel in schrift- stellerischer Weise sich bestätigt; in der wendischn Literatur ro-rr- fein Name stets einen guten Klang behalten. So kann A. Deutschmann auf eine reiche Tätigkeit zurückblicken. Möge ihm Gott noch einen recht gesegneten Lebensabend bescheren. Das ist der aufrichtige Wunsch seiner Leipziger, die sich stets gefreut haben und sich freuen tverden, wenn er uns besucht multo» anno»! Freunde des Jubilars finden sich zu gemütlichem ungezwungenen Beisammensein ein am Diens tag, den 27. d. M. abends 6 Uhr im Restaurant zum Pil sener, Nikolaistraße, 1 Treppe. Sonntag, den 18. März, abends V^9 Uhr, findet im Saale des Gesellenvercins eins kleine bescheidene Feier von seiten des Gesellen- und Arbei tervereins statt. —a. ! Leipzig, 25. Febnrar. In der Alberthalle des hiesi gen Kristallpalastes, dem 3000 Personen fassenden größten Versammlungslokal unserer Stadt, fand heute vormittag eine sozialdemokratische Versammlung statt, in der Genosse Stadthagen-Berlin über „Klassenjustiz und Sozialdemo kratie" sprechen wollte. Man war in der überfüllten Halle auf eine der bekannten Tauerreden Stadthagens gefaßt, aber — es kam anders. Schon nach kurzer Zeit, als Stadt- lwgen die Unparteilichkeit unserer Richter als ein „Märchen" bezeichnet?, entzog ihm der überwachende Polizeiinspektor das Wort, und als Genosse Stadthagen trotzdem unentwegt weiter sprach, löste der Beamte die Versammlung auf, die dann unter großem Tumult auseinanderging. Zn Aus- schrertungen ist es aber nicht gekommen. — Zu Ehren des in das Ministerium des Innern berufenen Herrn Amtshaupt- manns .Heink fand gestern in der Harmonie ein Festmahl statt, an dem sich über 100 Personen beteiligten. Vertreten nxrren die Spitzen der hiesigen Behörden und die Städte, Gemeinden und Rittergntsherrschaften des amtshuptmann- schaftlichen Bezirkes. Namens des Bezirksausschusses feierte Herr Landtagsabgcordneter Bürgermeister Ahnert-Zwenkau den scheidenden Amtshauptmann, der nach fünfjähriger er sprießlicher Tätigkeit sich ein ehrendes Andenken gesichert habe. — Der Privatdozent Tr. med. Heinr. Futh in Leipzig ist «ls Professor an die medizinische Akademie für Gynäko logie und Geburtshilfe in Köln a. N. berufen worden und hat den Nlif angenommen. — In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend starb im Alter von 52 Jahren der Pfarrer Christian Lohse in Leipzig-Kleinzschocher. Ehrcnfriedersdorf, 21. Februar. Tic Greifensteinc, jene 20 bis 30 Meter hohen, merkwürdig grotesken Felsge bilde. welche von der Sage vielfach umwoben sind, üben eine zunehmende Anziehungskraft auf Fremde aus. Wie stark sie jetzt schon ist, zeigen die über den Verkehr vorliegenden Aufzeichnungen, nach denen innerhalb des verflossenen Som- mers 12 072 Personen Karten für den Aussichtsfelscn ver- langt haben. Fast die gleiche Zahl Karten wurde in der selben Zeit an Schulkinder verkauft. Auf die Pfingstfeier- tage allein entfallen gegen 1000 Besucher. Johanngcorgenstadt, 21. Februar. In der Stadt und Umgegend Nmrden die Ställe infolge einer zahlreich auf- trcteirden Pferdekrankheit auf Veranlassung des Bezirks- arztes geschlossen. Bautzen. Der auf Doberschau am 21. d. M. verstorbene Generalmajor a. D. von Trosky k)at nahezu sein ganzes Ver- mögen der Stadt Bautzen, und zwar zum besten der dorti ger, Armen, vermacht. Die Höhe der Zuwendungen wird je nach dem Ergebnis des Verkaufes des Rittergutes auf 80 000 bis 100 000 Mark geschätzt. Schirgiswalde. Ter Ortsdiencr Türiug, der einen Streit zwischen Arbeitern schlichten wollte, wurde von den Streitenden gemeinsam überfallen und derartig mit Schau- selschlägen mißhandelt, daß er blutüberströmt zusammen brach. Die Täter wurden verhaftet. Kamenz. Diejenigen, welckrc immer noch an der Schuld de» sechsfachen Mörders Linke zweifelten, dürften Lurch einen neuen Beweis eines besseren belehrt worden fein. Vor einigen Tagen kaufte sich, nach dem „K. T.", eine Frau ouS dem Linkcschen Nachlasse eine kleine Kommode, worin sie eine Bluse und Schürze Linkes mit deutlichen Blutspurcn fand. Die Schürze ließ erkennen, daß der Mörder daran die blutbefleckten Hände abgewischt haben müsse. Von dem Funde ist die Königliche Staatsanwaltschaft Bautzen in Kenntnis gesetzt worden, welche sich die Gegenstände über- Mitteln ließ. UebrigenS hat das Linkeschc Hausgrundstück schneller, als nrarr erwartet, in einem hiesigen Bewohner einen Kärrfcr gefunden. Die Spuren des scheußlichen Ver- brechenS. daS seinerzeit weithin das größte Aufsehen erregte, durften daher durch einen Renovationsbau des durch die Brandlegung vielfach mitgenommenen Gebäudes in nicht zu ferner Zeit gänzlich) verschwinden. Oppach bei Löbau. (Das Kleinbahntempo.) Einen: Herrn aus Löbau, der mit der Sekundärbahn fuhr und auf der Plattform draußen stand, blies der Wind hinter Oppach den Hut vom Kopfe und wehte ihn in lustigem Spiele hin über auf eine Wiese. Schnell entschlossen sprang der Fahr gast seiner entführten Kopfbedeckung nach und erjagte sie auch glücklich auf der Wiese wieder. Nun aber trabte er zum Jubel der Zugsinsassen dem Zügele nach, vermochte es aber auf der Station Oberoppach noch nicht zu erreichen, sondern mußte seinen Dauerlauf bis zur nächsten Station Beyersdorf fortsetzen. Dort aber gelang es dem Kühnen, wieder ins Zügele zu kommen. Man kann sich denken, in welchem Tempo das Zügele gefahren sein muß. Görlitz. Der „Niederschl. Ztg. zufolge soll der Ueber- schuß der hier im vergangenen Sommer abgehaltenen „Nie- dcrschlesischen Gewerbe- und Industrieausstellung" 15 000 Mark gegen 10 000 Mark, wie anfänglich behauptet wurde, betragen. Es dürste jedoch auch der heute angegebene Ueberschuß kaum in dieser Höhe verbleiben, da noch mehrere die Ausstellung betreffende Prozesse unentschieden sind. BereinSnachrichten. 8 DreSden-Neustadt. Der Volksverein für das katholische Deutschland hält Donnerstag den 1. März abends */z9 Uhr eine Versammlung im Neustädter Kasino, Königstraße, ab. Herr Schuldirektor Rößler wird einen Vortrag über daS äußerst interessante Gebiet der „Tiefsee forschung" kalten. ES sei deshalb an dieser Stelle nochmals herzlichst eingeladen mit der Bitte, recht zahlreich zu erscheinen. 8 Dresden. Kath. Gesellenverein. Montag, den 26. Februar Vortrag deS Herrn Kreilos, Mitglied des Gesellenvercins; „Das kath. Kreuzbündnis." ^ 8 Meißen. Der kath. Gesellenverein veranstaltet wie jedes Jahr üblich, am Dienstag, den 27. d. M., im Gesellenhaus eine humoristische FastnachtSfeicr, wozu alle Mitglieder und Freunde deS Vereins freundlichst eingeladen werden. 8 Chemnitz. Ter hiesige katholische Gesellenverein hielt am Sonntag, den 18. d. M., im Hotel „Preußischer Hof" seinen diesjährigen Faschingsabcnd ab. Das Programm wurde von der Vereinskapelle mit einem Musikstück eröffnet. Diesem folgten sodann humoristische Darbietungen in bun ter Reihenfolge, io daß die Lachmuskeln der Anwesenden fortgesetzt in Tätigkeit »varen. In einer Pause ergriff so- dann Herr Präses Pfarrer Katzschmann das Wort, um alle Erschienenen zu begrüßen, besonders herzlich willkommen hieß er die aus der Ferne erschienenen geistlichen Herren. Wie alljährlich, so entstand auch diesmal unter der Redaktion des Ehrenmitgliedes Herrn Jehle eine Faschings- zeitung, welche allgemeine Anerkennung fand. Ein Zwei akter, betitelt „Der entartete Iranarienvogel", wurde eben falls mit reichem Beifall belohnt. Herr Lehrer Voat hatte sich der dankenswerten Aufgabe unterzogen, die Klavier- begleitung zu übernehmen, während die Vereinskapelle die Pausen mit schön gespielten Musikstücken ansfüllte. Allen, welche den Abend durch ihr Mitwirken verschönen halsen, und zu dessen Gelingen beigetragen haben, sei hierdurch noch . herzlich gedankt. 8 Chemnitz. Der kath. Arbeiterverein (Verbands- Verein Berlin) hält ain 1. März, nachm. 3 Uhr im Vereinslokal „Pceuß. Hof". Bcanhattsstraße 13, seine übliche MonatSvecsammlung ab. Die Tagesordnung ist folgende; Als 1. Punkt Verschiedenes. Beratung eventl. Anträge zum Bezirksdelegiertentag. Wahl der Delegierten, Ernennung einer Kommission, welche die Anträge zum VerbandsdelegiertenLag beraten soll. Definitiver Beschluß betr. Gründung einer Zahlstelle deS Verbandes erwerbs- tätiger Frauen Deutschlands. Vortrag des Herrn Kaplan Schindler: Zentrum und kath. Arbeitervereine; Vortrag des Herrn Leber: Aphorismen übcr die soziale Frage. Die geehrten Vereiasmitgliedec werden höflichst ersucht, recht zahlreich zu erscheinen und nach Kräften zu agitieren (auch unter der Jugend). Vercinsbeiträge und Wochen- beitrüge für die Fachabteilungen werden schon von '/„3 Uhr an entgegengenommen. ' LM» 8 SchirgiSwalde. In der letzthin abgehaltencn gut besuchten Mitgliederversammlung der hiesigen Ortsgruppe des christlichen Tertilarüeiterverbandes wurde in außer- ordentlich klarer und sachlicher Weise über die Bedeutung, die Notwendigkeit und die Aufgaben der christlichen Ge werkschaften referiert. In lebhafter Debatte zeigte sich das rege gewordene Interesse hiesiger Tcrtilarbetter. Mögen die neu in den Verband Eingetretenen noch recht viele Nachfolger finden. Vermischtes. V Wie Berlins Vororte wachsen. Wilmersdorf, der westliche Vorort, ist das größte Dorf Deutschlands, es zählt jetzt 63 000 Einwohner, hat zwei Gymnasien, zwei höhere Töchterschulen und wird am 1. April 1907 Stadt. Im Jahre 1887 kam der Vorort noch mit dein bescheidenen Etat von 39112 Mark aus, heute, nach 19 Jahren, benötigt Wilmersdorf des Betrages von 8 118 305 Mark zur Be wältigung seiner Verwaltung; in diesem Zeiträume hat der Etat also nahezu um das 206 fache zugenommen. Außer ordentliche Einnahmen und Ausgaben treten zum ersten Male im Jahre 1893 auf, wo hierfür 172 500 Mark in den Etat eingestellt werden mußten. Ein Millionenetat wurde 1899 erreicht, er betrug 1 265 000 Mark. Im Jahre 1902 stieg der Etat an auf 3130 000 Mark, im folgenden Jahre auf nicht ganz 9 Millionen, im Jahre 1901 auf 11^/j Mil lionen und 1905 ans etwas über lisch Millionen Mark, um jetzt nach Abnahme seines Extraordinariums mit dem immer noch recht stattlichen Betrage von über 8 Millionen Mark aufzutreten. Die Steuerleistung ist hier auch sehr stark ge stiegen; in allen Vororten wird 100 Prozent Zuschlag er- hoben, in Wilmersdorf aber nur 90 Prozent, Nxis zur Folge hat, daß gerade die reichsten Leute sich hier ansiedeln. v Ueber die japanischen V-crluste im letzten Kriege mit Rußland machte der Chefarzt der' japa nischen Armee, Generalarzt Koike, in der Medizinischen Vereinigung zu Tokio interessante statistische Mitteilungen, die in der dcntsch-japanischcn Monatsschrift Ost-Asien ver- öffentlicht werden. Naturgemäß handelt es sich vorderhand nur um statistische Schätzungen mit möglichen, aber geringen Fehlerquellen. Die genaue Verarbeitung und Publizierung des gesamten Dkrterials dürste noch 7—8 Jahre auf sich warten lassen. In dem 1 Jahr 8 Monate währenden Krieg mit Rußland betrugen die Verluste der japanischen Armee, an Mannschaften im Gefecht: 201973. Davon sind ge fallen 13 219 Mann, verwundet 153 673, vermißt 5081. Die relativ hohe Zahl der Vermißten wird durch die kriegs- gefangenen Japaner in Rußland erklärt. Zu dieser Ber- lustziffer kommen noch 16156 „Gaisho", d. h. durch Unfall oder Fahrlässigkeit Getötete. Der Gcsamtverlust der im Gefechte befindlichen japanischen Armee steigt somit auf 218129 Mann. Die Zahl erkrankter Mannschaften belief sich auf 221 136. Rechnet man diese Ziffer zum Gesamtver lust der kämpfenden Armee, so wurden etwa 110 000 japa nische Soldaten im Laufe des Krieges kampfunfähig. 281 587 Mann mußten in die Heimat zurückgesandt werden, der Nest erlangte bald wieder Gefchtsfähigkeit. In den japanischen Hospitälern wurden bis zum 31. August 1905 137 610 Mann geheilt. Nur 3601 Mann erlagen in Hospitalbehandlung ihren Leiden — ein sehr erfreuliches Resultat. Die Gesundheitsverhältnisse der Armee waren nach Chefarzt Koike dauernd sehr günstig. Telegramme. Berlin, 26. Februar. Die Gesamtsumme der Humanitären Stiftungen zur silbernen Hochzeit, welche die Deputationen am Sonntag vormittag im Schlosse dem Kaiserpaar überreichten, beträgt etwa 2*/„ Millionen Mark. Berlin, 26. Februar. Gestern Abend fand im kgl. Schlosse Galatafel statt, wozu außer den Fürstlichkeiten auch die Herren und Damen der am Vormittag empfangenen Deputationen sowie die fremdländischen Militärabordnungen geladen waren. London. 25. Februar. Wie Sir Fr. Lugard vom 23. d. M. telegraphiert, bestätigt der englische Minister- resident in Sokoto, daß drei britische Offiziere und 25 englische Soldaten den Tod gefunden haben. Die britische Garnison ist in Sicherheit. Die lokalen Häuptlinge be teiligen sich in loyalster Weise an der Unterdrückung der Erhebung. Eine Verstärkung von 150 Mann dürste am 28. in Sokoto eintreffen. Warschau. 25. Februar. Heute nachmittag dran eine Schar Sozialisten in eine Wählervcrse.mmlung, die in der Vorstadt Braga abgchalten wurde, ein. um die Versammlung zum AuSernandergehen zu zwingen. Es entspann sich eine Rauferei, bei der mehrere Revolverschüsse abgegeben wurden. Eine Person wurde getötet, fünfzehn Personen wurden verletzt. Die Polizei nahm mehrere Verhaftungen vor. Melilla, 25. Februar. Hier geht daS Gerücht, daß bei dem Lager des marokkanischen Prätendenten Schar mützel stattgefunden haben. Neuyork, 26. Februar. (Reuter-Meldung.) Nach einer Meldung aus Willemstad verkündet Castro jetzt, daß er Frankreich demütigen und sich um die Monrocdoktrin nicht kümmern werde. Zunächst wolle er die Franzosen zum Lande hinausjagen, dann würden die Amerikaner, die Engländer und Deutschen an die Reihe kommen, die, wie er erklärte, schlimmer als die Chinesen wären. Die besseren Klassen in Venezuela erklären, daß die Lage im allgemeinen Interesse ein Einschreiten der Vereinigten Staaten erfordere. Castro sei am meisten aufgebracht gegen die Amerikaner, die cs nach seiner Behauptung nach Venezuela gelüstete. Kunst, Wissenschaft rmd Literatur. Ter letzte von der Gehe-Stistung veranstaltete Vor tragsabend fand Sonnabend, den 17. Februar, im Vereins- Hause statt. Professor Lr. Hintze aus Berlin sprach über Staatsverfassiing und Heeresverfassung, um an den Tat- sachen der Geschichte vor allen» der europäisck>en Völker zu zeige»», wie Heeresordnnng und staatliche Ordnung unzer trennlich Verbünde»» waren, wie jeder Krieger und nur die ser volle staatliche Rechte genoß. So zeigt die Geschichte, wie an» Anfang der Entwickelung des Staates der kriege rische Staatstypus stand. Wenn nun Spencer weiter be hauptet, daß mit wachsender Gesittung der kriegerische Staatstypus mehr und mehr den» industriellen weiche, so scheint den» die Geschichte vor allen» unserer Tage zu wider sprechen. Es ist weder in früherer Zeit jemals dieser Ge danke verwirklicht worden, -noch hat er Aussicht darauf, daß nur wirtschaftliche Kämpfe, nicht mehr Kämpfe kriegerischer Art die Entwickelung der Völker bestimmen werden. — Auf diese Zeit der Einheit der Staats- und Heeresverfassung folgte die Periode des Fendalstaates, in dem die Trennung zwischen Nähr- und Wehrstand, Ritter- rmd Bauernstand streng sich dnrchsührt. Mit den» Ende des Fendalstaates im >5. Jahrhundert bricht die Zeit des Militarismus an, zu erst in der Form des Söldnerheeres, mit dessen Hilfe die Landherren die Macht der einzelnen Feudalherren zu brechen wnßten. Tie Idee der Landesmiliz, der allgemeinen Waf- fenpslicht aller Bürger unter Ausschluß des stehenden Hee res kam insbesondere nur in England zur Ausbil dung. Auch Ansänge eines stehenden Heeres zeigen sich früh, zum Beispiel in den Ordonnanzkonipagnien Karls VIII. von Frankreich. Tie an Stelle der Ordonnanz, konüwgiiien tretenden Schweizer Söldnerheere werden spä ter vorbildlich für den Militarismus. Nach diesem Kampfe der Monarchie gegen die Aristokratie im ersten Stadium des Militarismus vollzieht sich eine wichtige Aendening, insofern die Aristokraten immer mehr die Ofsizierstellen im geworbenen Heere des Landesherr»» annehnien. Die Macht des Herrschers ist unwiderstehlich, dem Söldnerheere wendet sich das fast ausschließliche Interesse des Landes herrn zu, das Heer rückt in den Mittelpunkt des Staats- lebend und bildet eine wichtige Grundlage der Einheit für die oft nur lose zusammenhängenden Länder derselben Krone. — Im folgenden zeigte der Redner, wie in Preußen das Werbesystem dahin allmählich geändert wurde, daß jedem Negimente ein bestimmter Werbekreis zugewiescn wurde, woraus sich ein enger Zusammenhang zwischen Heer und Land herausbildete, wodurch ferner die allgemeine Wehr pflicht vorbereitet wurde. Zum Schluß führte der Redner in geistvoller Weise aus, wie diese neuen militärischen Verhält nisse natürlich auch andere neue staatsrechtliche Verhältnisse