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Nr. 47. Dienstag» den 27. Februar LVO«. S. Jahrgang. er. er- »rlchernt tSakt« »»««. «U «uInnLme der «omr-u. Iesttaae > >-_ - . » . — . —^ ll»abdil«giger ksgedlan s. wsdrdeu. fteckl u. ^reidett. M> dav'->n» Vk-W^mder >» Nd» ' F»sera»« werden dl» «geldatt. PettrzrNe oder deren Raum mtt LS Pf. berechnet, des Wiederholung bedeuicnder Rabatt. «»n,dr-,^«rri. i^edaktt»« Mid t»eschiis1»ft«lle, ükeedde«. K»'1ut„r Dtraf-e IR. Rer ilvr ch>^ «r. VM«i. g höchst einfa chi.'^ öllltl!« Magen schlecht zieht sich ohne iche gesunäe Kralle. »iese ihn- >eS Resultat! ir verordnele» R»r >v n! denn schon elne hn!>- nehnren Härten mcü:c denen ich tväl>rcl!d en und d> rethnl!» i>ii los konsultirrt Halle »ch bis rum Iicutigc» hrt! Nor allem hahe ich Tti»l)lg«irrg !>ekaininen n gesunden Appetit, 5 c wie nie zuvor, an > Mj «rpe» gewicht einige Alle rncine Leiden rz: die Wirkung der orzngliche. (1)olsici»), den ,o. Juni ,905. !» Rielrrstr. Nr. 7. Armenb.zirk XXXHl. Th. paulsen. geworden! ordnete Rur tat schon ?>»nehmrn ihre gttle 'licher Stahlaang ein. »nd eine ltnriierrge rnzen Kiiäu, ln i.st abginqen. Jetzt suhl! chl. den ,9. Juni >905. haffner der R. S. S N : I. s^olizei-Nevier, gez. Leu. len Mresre mit rto 20 Pfg. l?. V » V V V » Zur silbernen Horvzeit des Kaiserpaares. Die Feierlickckeiten aus Anlaß der Silbernen Hochzeit des Kaiserpaarcs und der Vermählung der Herzogin Sopbie Charlotte von Oldenburg mit dem Prinzen Eitel Friedrich von Preußen begannen am Sonnabend abend mit einer Fest- Vorstellung im Königlichen Opernhause. Ter Reichskanzler, die Botschafter, das diplomatische Korps, die Vdinister, Gene räle, Ritter des Schwarzen Adlerordens mit ihren Damen wohnten der Vorstellung bei. Rechts vom Kaiser nahmen an der Logenbrüstung Platz: die Großherzogin von Hessen, der Kronprinz, Prinzessin Friedrich L-eopold, Prinz Eitel Friedrich, links neben der Kaiserin der Großherzog von Hessen, Prinzessin Heinrich, die Großl-erzogin zu Schleswig- .Holstein und Prinz Heinrich. Gegeben wurde der zweite Teil von Glucks „Orpheus und Eurydike". Am Sonntag traf die Großherzogin von Baden ein. Rach dem Gottesdienst im Dom empfing das Kaiserpaar anläßlich seiner silbernen Hochzeit die Glückwnnschdepnta- tionen ans dem Lande und der frcmdherrlicl-cn Militärcib- ordnungcn. Zuerst erschien das Staatsministerium. Reichs kanzler Fürst Bülow hielt folgende Ansprache: „Ew. Kaiser lichen und Königlichen Majestät wollen nur gestatten, im Namen des Staatsministerinms herzliche und treue Glück wünsche zu dem Tage darzubringen, wo vor einem Viertel- salirhnndert Ew. Majestäten ein reich gesegnetes Ehebünd- nis geschlossen haben. Minister der ruhmvollen preußischen Krone sind wir stolz darauf, daß wir unsere Aemter ans königlichem Vertrauen führen, und daß uns mit unserem Herrn und König ein persönliches Band verknüpft. So nehmen wir auch persönlichen Anteil an allein, ivas das Wohl und Wehe des Königlichen Hauses berührt. Wenn eine Dynastie, die über ein großes Volk herrscht, ,vahrhast volkstümlich sein soll, muß sie diejenigen Eigenschaften be sitzen, die typisch sind für die von ihr geleitete Nation. Ter Deutsche bat es mit dem Familiensinn immer ernst genom men seit den ersten Anfängen unserer Geschichte. Mit dem preußischen und dein deutschen Volle, das an dein heutigen Jubeltage Ew. Majestäten in reiner Befriedigung ansblickt zu dein Verbilde echtdeutschen Familienlebens und Familien- glückes ans dem Kaiserthrone, vereinigen wir uns in dem Wunsche, cs möge Ew. Majestät durch Gottes Gnade ver gönnt sein, in abermals 25 Jahren das Fest der goldenen Hochzeit glücklich zu begel-en, znm Heil Preußens, znm Heil unseres deutschen Vaterlandes." -- Der Kaiser erwiderte: „Ich sage Meinen herzlichsten Tank für die Worte, die Ew. Durchlaucht soeben im Namen des Staatsministerinms an Uns gerichtet haben. Das Staatsministcrium hat in, Lause seiner Arbeiten wiederholt die Freude gehabt, Einwirkungen Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin nack>geben und sie ausführen zu können, und so hoffe Ich, daß die Herren auch in fernerer Zukunft ihre Arbeiten mit Mir gemeinsam ans- sühren und stets in, Auge behalten werden und nicht ver gessen, daß die erste Frau Deutschlands, die Königin von Preußen, wie alle deutschen Frauen, mäßigend und leitend auch auf Ihre Gedanken cinwirken soll. So hoffe Ich, daß Gott auch in den nächsten Jahren unsere Arbeit segnen möge." — Ter bayrische Gesandte Graf Lerchenfeld brachte im Namen des Bnndesrates Glückwünsche dar. Tie deut schen Fürsten und die gesamte deutsche Nation feiern diesen Tag mit innigem Tante gegen die Vorsehung. Ten, Bnn- desrat sei es vergönnt gewesen, in besonderem Maße dein Wirken des erhabenen Herrscherpaares ans der höchsten und darum verantwortungsvollsten Stelle in, Reiche zu folgen. Er sei Zeuge gewesen, mit welch hohem Sinn und welcher Kraft der Kaiser die Macht des Reickzes nach außen wahre, und in, Verein mit seinen Verbündeten unter gewissenliafter Achtung ihrer Rechte in, Innern des kaiserlichen Amtes walte und überall fördernd wirke. Ter Bnndesrat wisse aber auch, daß dem Kaiser eine crlmbene Gattin znr Seite stehe in Treue und Hingebung, den, edelsten Berufe des Herrschers folgend, Schmerzen zu lindern, Tränen zu trock- nen. —Der Kaiser entgcgnete: „Ich spreche dem Bundes,ate von ganzen, Herzen Meinen wärmsten Tank ans für die Wünsche, die Ew. Erzellenz soeben ausgesprochen haben, und bitte Sie, Dolmetsch Unseres Dankes zu sein bei Ihren Her ren für das Interesse, was sie an den, Feste in Unserem -Hanse genominen laben. Es ist Mir eine Freude, vernom- inen zu haben, daß der Bnndesrat in der Loge gewesen ist, sich zu überzeugen, mit welche», Fleiße und tvelchcr Hin gebung Arbeiten und Pflichten von Ihrer Majestät anfge- saßt tverden. Sie können versichert sein, daß wir Unsere Arbeit auch fernerhin mit unermüdlichem Pflichteifer tun werden, und vor allem in inniger Vereinbarung mit Unsc- rcn hohen Verbündeten wirken werden." — Graf Vallestrcn, überbrachtc den Glückwunsch des Reichstages. Er dankte in, Namen des deutschen Volkes den Majestäten dafür, daß diese während 25 Jahren den, deutschen Volke ein so hehres Beispiel einer wahrhaft christlichen und glücklichen Ehe ge geben hätten: das sei auch an den Familien des deutschen Volkes nicht spurlos vorübcrgegangen. — Fürst zu Inn- und Knyphansen sprach inr Namen deS preußischen Herren- Hauses, von Kröcher im Namen deS preußischen Abgeord netenhauses. — Dein, Empfang der Generalfeldnrarschälle, Generalobersten und des Groszadmirals sprach Prinz Albrecht seine Glückwünsche aus. — Der Präsident deS Evangelischen Oberkirchenrats Voigts sprach in, Namen der Landeskirche. — Kardinal Kopp überbrachtc die SegcnS- und Glückwünsche des Episkopats zur Silbernen Hochzeit und zu dem anderen hohen Feste, bei dem ein Kaisersohn einer Fürstentochter aus altehrwürdigcn, Tynastengeschlecht die Hand zum Lebensbunde reiche. . Möge das Reis, das in die Erde gesenkt wird, wachsen und sich entfalten zu einem mächtigen Bann,, um die Hoffnung des Volkes, des Vater landes und des Herrsclzcrhanses zu erfüllen. — Der Kaiser sagte in der Erwiderung, er hoffe, daß es ihm auch ferner gelingen möge, in, Verein mit den, Episkopat für die katho- lisck>e Bevölkerung zu sorgen. — Es folgten nun die Ab ordnungen der Provinzen, der Landesnniversitäten, der Teckmischen Hochschulen, verschiedener Vereine und fremde Mlitärabordnnngen. Erst nach 1 Uhr endete der Empfang. An diesen sck>loß sich eine Familienfrühstückstafel. Ci«e gehässige Kampfweise. Ein Zentrninsabgeordneter schreibt uns: Die Großbranereien dürfen das Verdienst für sich be anspruchen, eine neue Art von politischer Kainpfcsweise er funden zu haben, allerdings eine Kampsesweise, über welche nur ein Urteil herrscht und bei welcher der Schuß gar leicht nach hinten losgchen kann. Die Steuerkommission des Reichstages hat bekanntlich die Erhöhung der Bierstener abgelehnt und nur den, Snrrogatverbot und der Staffeln»'' der Steuer zngestimmt. Während der heutige Steuersatz für alle Brauereien ck Mark pro Doppelzentner ist, schlug die Negierung eine Erhöhung auf 7 bis 12 Mart je nach der Größe des Betriebes vcr. Die Kommission lehnte diese wesentliche Erhöhung ab, stimmte aber der Staf felung von -1 bis 7,50 Mark z». Dieser Beschluß bat zur Folge, daß fünf Sechstel aller Brauereien die seitherige Steuer zu bezahlen haben, daß aber das letzte Sechstel der Großbranereien viel stärker herangezogen wird. Das Zen trum hat diese», Steuersatz um so lieber zngestimmt, als ihm die Vertreter der Großbranereien wiederholt versichert haben, daß bei einer solchen Staffelung es ganz ausge schlossen sei, die erhöhte Steuer ans den Bierpreis abzn- wälzen: sie trifft also lediglich das in den Großbranereien niedergelegte Kapital. We.o tun nun die Großbrauereien? Sie näylen ein höchst eigenartiges Mittel, nin der drohenden Steuer zu ent gehen. Daß sie sich wehren, nimmt ihnen niemand übel, aber die Wahl des Kampfmittels ruft allgemeines Kops- schiitteln hervor. Für diese Staffelung der Bierstener l-aben bekanntlich die Kommissionsnritglieder des Zentrums, der Konsenmtiven und Nationalliberalen gestimmt. Nun soll eil, Kesseltreiben gegen diese Konimissionsmitglieder begin nen, das wir allerdings durch diese Zeilen im Keime zu er sticken hoffen. Vor uns liegt ein vertrauliches Schreiben, das vom Verband der Großbranereien ansgeht: ii, diesem Schreiben ist die Absicht ausgesprochen, allen jenen Zeitun gen, welche im Wahlkreise der Stenertoiiimissionsmitglieder erscheinen, ein Flugblatt beiznlegcn, das sich gegen d,e ge samte Staffelung ansspricht. Bereits ist auch eine Liste dieser Zeitungen ausgestellt: sie soll jetzt noch ergänzt wer den. Ans diese Weise sucht man gegen die betreffenden Ab geordneten persönlich vorzngehen und ihre Wähler gegen sie anszureizen. Tie Furcht vor den Wählern soll die innere lleberzengung ersticken. Es findet sich kein Wort, das scharf genug ist, um ein solches Verhalten zu ck-aratterisieren! Das Markanteste aber ist, daß der Jnl-alt dieses Flug blattes, das uns vorliegt, nicht nur große Uebertreibnngen enthält, sondern auch Unwahrheiten. Wie ehrlich die Groß branereien den Kamps führen, ist auch noch ans folgendem Umstande ersichtlich: In dem Flugblatte wird ansgerechnet, wie hoch die Belast,ing des Vieres durch den Kommissions- antrag wird: man sucht also das Gespenst der Biervcrtene- rnng in diesen Kreisen zu wecken. Nun gntl Dann wolle«, wir jetzt auch mitteilen, wo die eigentlichen Biervertenerer zu suchen sind. Als die Stenerkommission über die Bier stener beriet, da wäre«« sehr diele Vertreter der Großbrane reien im Reichstage. Diese erklärten allesamt den einzelnen Abgeordneten, daß die Annahme des Antrages der Staffe- lnng von 1 bis 7,50 Mark keine Verteuerung des Bieres im Gefolge hätte; diese Steuer könnten die Großbranereien nicht abivälzen. Aber iveiter: Vertreter der Großbranereien sagten ganz offen zu den einzelnen Abgeordneten: Wenn schon das Bier einmal höher besteuert werden soll, dann lie ber die Regierungsvorlage: sic wird zwar de«, Bierpreis erhöhen, aber diese Erhöhung können Nur ans die Biertrinker abwälzen I Vertreter der Großbranereien ivaren es also, die direkt die Abgeordneten dazu ansgefordert l-aben, für die sehr hohe Bierstener der Regierungsvorlage zu stimmen! Da merkte man kein Wort des Bedenkens über die Steigerung der Bierpreise, nur die eigenen Taschen soll ten nicht getroffen tverden. Die Mehrheit der Kommission ging aber ans diese recht volksfrenndlichen Anträge nicht ein. sie lehnte die Bierstener- erhöhung ab und nahm nur die Staffelung an. Jetzt aber kommen dieselben Vertreter der Großbranereien und klagen die Konimissionsmitglieder der Vierverteucrung an, sie ver schweigen aber, daß sie selbst den Ratschlag erteilt haben, noch »vcit höhere Sätze zu genehmigen. Diese Mitteilung dürfte genügen, um die Ehrlichkeit des Kampfes der Groß branereien zu charakterisieren. Die Wähler in den Wahl- kreisen, welchen jetzt das Flugblatt k?r Großbranereien Prä- sentiert tverden wird, sind so klug, daß sie ein solches Mannövcr durchschauen und mit Entrüstung die Zumutung von sich weisen werden, dein Großkapital und den Groß branereien zu liebe sich als Sturmbock gegen die bewährten Abgeordneten mißbrauchen zu lassen. Darauf soll ja die gesamte Aktion hincnüSlaufcn! Aber noch ein anderes Wort! Die Großbranereien müssen sehr viel Geld übrig haben, daß sie eine solche teure Agitation unternehmen können. Vielleicht ist dies für die Stenerkommission ein Wink, um die Staffeln«,g für die ganz großen Brauereien noch höher zu nehmen und vielleicht statt mit 7,50 Mark mit 9 Mark aufzuhören. Diese erhöhte Staffelung wäre die beste Antwort auf dieses Manöver. Sie bewiese auch, daß die Abgeordneten nach ihrer festen Ueber- zengnng abstiiinnen und sich durch künstlich hervorgerufene Agitation nicht irre machen lassen. Es gibt Fälle, tvo ein solcher Gegcnschlag die einzig richtige Antwort ist, hier scheint uns ein solcher Fall vorznliegen. Deutscher Reichstag. k. Berlin. 51. Sitzung am 24. Februar 1900. Die Beratung de« Etats des Neichsj nutz amteS wird fortgesctz:. Mg. D 0 ve (Freist Ver.) ist für die Erweiterung der Kompetenz der Schwurgerichte für alle Protcstdelilte. Man sollte dieEchwur- gerichte beibehailen und nicht große Schöffengerichte hierfür geben. Die Reform des Wechselprotestes wünschen auch wir. ebenso Tage gelder von Schöffen und Geschworenen. Eine neue Ivx Heinzc ist nicht nötig, man darf nur die bestehende» Bestimmungen gegen die Schamlosigkeit scharf anwenden. — Staatsselreiär Dr. Nievcr- ding teilt mit, daß die Negierungen die Strnsprozetzreform so zeitig borlegen, als eS möglich ist.—Abg. S ta d t hagen (Sor.k: Die Justiz hat zu richten, nicht zu rächen. Die Justiz har die Koalitionsfreiheit zu schützen, sie hat sie vernichtet, ich erinnere nur a» das Vorgehen gegen das Streikposunsteken. Der Schutz mann ist der höchste in Preußen, er befiehl, selbst dem Knrvmer- ger icht. Wo Polizei ist, entsteht Tumult (Heiterkeit-, ohne dos Hinzukomnren der Polizei entstchcn leine Unruhe». La« böse Geivissen nur spricht a»S den Urteilen der bürgerlichen Gelickte gegen die Arbeiter; die Urteile gegen die Arbeiter stehen schon vor der Verhandlung fest. Die IlnsievschofOichcn Juristen seien die unwissenschaftlichsten Leute der Welt. Ter juristische Verstand ist ein Vehikel, hinter dem sich alle Gewalt verbirgt. (Heiterkeit.) Der Oberstaatsanwalt Böhme hat seine Stellung nußbrauchl. (Präsident Graf Ballest, ei» ruft den Redner wegen dieser Be leidigung eines höheren Justizbeamlen zur Ordnung.) Nicht ich beleidige. Hennig mag raubmorden, er ble bt unbehelligt, Arbeiter bestrait inan wegen Kleinigkeiten! Redner bespricht des länscrcn den Prozeß dcü Herzoge Ernst Günther von Schleswig-Holstein gegen die Kammerfrau von dessen Tante. Tie Unabhängigkeit der Rechtsanwälte sucht man anzulasien und zu beseitigen; namentlich gegen sozialdemokratische Ren tranwälie gebt man vor. Pi»> Teufel über eine solche Justiz. (Beifull links.) — Staatssekretär Nieberdiug: Ucber cinen schwebenden Prozeß rede ich nicht: es entspricht nicht der Uebung i» diesem hohen Hause. Ter preußische Fiisriznnnister will keinen Einfluß auf die Rechtsvrechuno ausübe»: ein Einfluß au die Staatsanwälte ist durch das Gesetz zulässig. — Abg. Dr Müller-Meiningen (Freist Vpt.) spricht sich für Diäten an Schössen und Geschwo rene aus. Eine neue lax Heinze halteich für überflüssig. Freilich gebe ich zu, daß in Deutschland vicl Schmutz in Won und Bild verbreitet wird: für manche Witzblätter und'deren Anzeigen habe ich nicht vicl übrig. Es ist kaum zu ahnen, wieviel Schmutz durch sensationelle Prozeßberichtc verbreitet wird: hier kann die Presse sehr viel tun und abhclfcn. Auch auf dem Gebiet der Prostitution nnd des Mädchenhandels können wir mit dem Zentrum znsammen- gehcn. Viel könnte durch die scharfe Anwendung deS 8 184» ge schehen: viel Unsittlichkeit macht sich unter den Augen der Polizei breit und nichts schreitet ei». Aber die muckerische Prüderie leistet auch sehr viel. Bei de» Gerichten fehlt cs nicht, wohl aber bei der Polizei. Da« Mainzer Domkapitel hat Werke der ernsten Knust beanstandet nnd deren Beseitigung aus dem Cchansenstcr eines ihr gehörig n Ladens gefordert. — Abg v. Gerlach (Frs Ver.) bespricht den Zengniszwang der Presse. tx„ er scharf verurteilt. Das Gesinderecht muß endlich reformiert werden. — Staatssekrclär Dr. Nieder ding geht aus einige Einzelfälle ein. die der Vorredner behandelt hat. — Das Hans vertagt sich auf Mittwoch 1 Uhr. Antrag Nießlcr bctr. Vetcranenbeihilfe. — Schluß 6 Uhr. Politische Rundschau. Dresden, den 2<>. Februar 1V0N. - Die Herzogin Sophie Charlotte von Oldenburg, die Braut des Prinzen Eitel Friedrich, traf am Montag um 2 Uhr 5 Minuten ans dem Lehrter Bahnlwse in Berlin ein. Ihr »euer Hofstaat besteht ans der Oherhosmcisterli, Gräfin von Schliesfen, geh. von Lnck, den Hofdamen Freiin von Plettenberg nnd Gräfin Finck von Finckenstein nnd dem Kammerherrn von Heynitz. Prinz Eitel Friedrich hat all überall, wo er bisher, trotz seiner Znriicklmltnng im öffent lichen Leben, repräsentative nnd gesellschaftliche Pflichten« zu erfüllen hatte, einen überaus sympot hi scheu Eindruck er- weckt. Daß es eine deutsche Fürstentochter ist, welche Prinz Eitel Friedrich sich zur Lebensgefährtin erkoren, hat dem Hobe«, Araiits'aare besondere Gunst erworben. Möge Her zogin Sophie Elmrlolte von Oldenburg, die unter dem Zci- ckwn der silbernen Myrthenkrone des .Käisers'aarcs die grüne Myrtlw in das Haar flechtet, in ihrem Ehcbnnde mit dem Prinzen Eitel Friedrich zugleich in einem christ- liehen Eheleben ihr höchstes nnd sckzönstes Glück finden! Ueber die Feierlichkeiten der Abholung und des Einzuges in Berlin, der nachmittags 5 Uhr erfolgt, werden wir morgen berichten. Den Prnnkwagen, in dem sie abgeholt tmrd, hat am bi. Februar 1858 die Großmutter des Prinzen Eitel Friedrich, die spätere Kaiserin Friedrich, benützt. Die AnL- schiiiücknng der Feststraße, durch die der Zug geht, nnd be sonders Unter den Linden, ist sehr geschmackvoll gclmlten. Ans dem Pariser Platz erheben sich zwei Tribünen. Schlei- fen und wallende Fahnenbänder, die abwech'elnd in pren- ßisckwn und oldenbnrgisckwn (bellblan-weiß-rot) Farben ge- halten sind, geben der dekomtiven Ausschmückung einen far benprächtigen Abschluß. Die Illumination heute abend wird sich im wesentlichen ans eine Kcrzenbelenchtung der Straße Unter den Linden beschränken. Die sonstigen ge- troffenen BelenchtungSperanstaltungcn beziehen sich zumeist ans die silberne Hochzeit des Kaiserlmarcs nnd werden nur teilweise und insoweit für Velenchtungözwecke am Ein-