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Alle diese Verbesserungen lassen sich aber nur allmählich durchführen. denn die Wagen können selbstverständlich nur nach und nach in die Werkstätten gebrallst werden. Meißen. Tie schon früher erwähnte Zitterkraukheit ist noch imnler nicht beseitigt. Zur Zeit müssen noch immer 43 Schulkinder dem Unterricht serubleibcn. Geringewalde. Eine Versammlung von .Holzarbeitern besllrloß, in den Streik zu treten. Ihr Turchschnittslohn be trägt 22 Mark. Sie fordern höheren Lohn bei neun stündiger Arbeit. Ltlvnitz tz E. Ans einem Steinkohlenwerke kam ein Bergarbeiter in der Grube mit der elektrischen Leitung in Berührung, die seinen augenblicklichen Tod herbeisührte. Plaurn i. V. In der Hanptkirche St. Johannes wurde am Sonntag während des Hanptgottesdienstes ein junges Mädchen von religiösem Wahnsinn ergriffen. Tie Be- danernswerte lief plötzlich nach dem Altar und stürzte sich dort unter lauten Rufen ans die Linie nieder. WaS sie sprach nxir unverständlich. Tie Unglückliche wurde zunächst nach der Sakristei gebracht und später, nachdem sie etivaS ruhiger geworden war. nach dem Krankenhaus befördert. Meerane. Tie Arbeiter der Schuhfabrik von (hebender Lichtenstei» haben am Montag die Arbeit niedergelegt. Tie von den Inlxibern unterbreiteten Vorschläge wurden zwar als annehmbar anerkannt, jedoch die erfolgte Abstimmung lautete ans Ausbruch des Streiks. Tie Herren haben wahr- sll>euilich recht viel erspar t. Skbnit>. Ter Kassierer des sozialdemokratischen Kon sumvereins „Eintracht" und Führer der Sozialdemokraten in Lehnitz, Paul Vieweg, ist verhaftet worden wegen Ver lachtes der Unterschlagung. Zschortau. Eine 5)7 jährige Iran, die sich seit längerer Zeit nicht wohl fühlte und Tropfen einnehmen wollte, er griff in der Tnnkelheit eine Fla-che mit Salzsäure und trank. Am Sonntag vormittag verschied die Unglückliche unter großen Schmerzen. Ncschivil'. In Toberschütz brannten Wohnhaus, Scheune und Schuppen eines Steinarbeiters nieder, während er mit seiner Familie in Noienthal beim ((lottesdienst weilte. Klcindehsa, 12. Februar. In der vergangenen Nacht brach ans dem Herrn Kammerherrn von Earlowitz gehörigen Rittergut, ans dem bereits gerade vor acht Tagen zu der selben Zeit eine Scheune mit Viehstall und Schuppen ab brannten, abermals Jener in dem etwa 7>1 Meter langen massiven Schennengebände anS, das mit der gesamten Ernte vollständig vernichtet wurde. Obervdcrwiir. Ans der fiskalischen St ratze beschäftigte Steinschläger fanden vorgestern früh viele Würste ans ihrer Arbeitsstätte. Tb Tiebstahl oder Wohltat vorliegt, scheint noch nicht llar zu sein. Reichenau. Tie Bergarbeiterbewegnng nimmt immer schärfere Formen an. Tie Arbeiter der meisten Brannkohlen- werke mit Ausnahme zweier Gruben legten die Arbeit nieder. Mariaschcin. Das Unterrichtsministerium hat der ersten bis siebenten .Klasse des bischöflichen Privat Gyinna- sinmS am .Knabenseminar in Mariaschein riicksichtlich der als öffentliche Schüler eingeschriebenen internen Zöglinge dieser Anstalt das OessentlichkeitSrellst verliehen. Tie Lehrer an dieser ausgezeichnet geleiteten Anstalt sind Jesuiten. Berei«-nachrichte«. § Dresden. Am 10. Februar hielt der hiesige Katho- lische Lchrcrverein seine erste ordentlill-e Sitzung im neuen Vercinsjahre ab. Der Vorsitzende widmete den» verstorbenen hollstvürdigsten Herrn Bischof Dr. Wuschanski. dem treusorgenden Vater seiner Diözesen, dem liebens würdigen Lehrerfreunde, einen warmen Nachruf. Zwei neue Mitglieder wurden in den Verein ausgenommen. In packender Weise machte Herr Direktor Bergmann die Ver sammlung mit den „Strömungen auf dem Gebiete des biblischen Geschichtsunterrichtes" bekannt. I'. 8 Dresden. (Katholischer Gesellenverein.) Am Mon tag, den 12. d. M.. hielt Herr Lehrer Nauck, Leiter des Turnklnbs im Gesellenvereine, einen Vortrag über „Tur nen". Ausgehend von der Geschichte der Gymnastik refe- rierte der Vortragende über das Pentathlon der Griell-c-n über die Kampfi'piele zu -Olympia, Delphi-, Eorinth und Kadmea: daran schlotz sich die Tarlegung der Gymnastik bei den Römern, bei den Germanen, wo des Schwerttanzcs, des Turnens, der Bancrnspicle, des Fechtturnens gedallst wurde. Anssührlicher wurden die Bestrebungen von GntSmnth, Adolf Spietz' und Vater Jahns geboten. Tie Vorteile des Turnens wurden dargelegt. Der Vortrag endete in eine»;» begeisterten Appell zur Beteiligung an den turnerischen. Nebnngen des Vereins. Herr Vjzepräsell Schulleiter Tünnebier knüpfte daran in längerer Ansprache seine reichen persönlichen Erfahrungen mit dem Turnen. Als dann folgten eine Reihe turnerischer Tarbietnngen von einer Gruppe des Turnklnbs unter der musikalischen Be gleitung des Herrn Vizepräses, die mit anerkennenswerter Erattbeit verliefen. Möge das Wort von GntSmnth sich auch für den Tnrnklnb des Vereins bewahrheiten: „Turnen ist Arbeit im Gewände jugendlicher Frendel" — Mittwoch, den I I. d. M., feiert der Mnsikklnb sein Stiftungsfest. Be ginn ps.t» Uhr. — Donnerstag, um 4 Uhr: Versammlung der Bäcker. — Freitag, um 0 Uhr: Ordnersitznng. Ter Orchcstcrvcrriil „Philharmonie" in Dresden der sich gegenwärtig anS 78 Mitgliedern znsammensetzt, veran staltet am Freitag, den 16. d. M., abends 8s/. Uhr, unter solistischee Mitwirkung des Herrn Königl. Kammermnsikns Walter Schilling (Violoncello) und unter Leitung des Herrn .Karl Vornschein den dritten AussührnngSabend im Saal' des VereinShanses (Zinzendorsstratze). Das Programm enthält: Ouvertüre znm Singspiel „Heimkehr ans der Fremde" von F. Mendelssohn-Vartholdy', Mennetto und Marcia alla fram-ese anS dem Tivertimento Nr. 1 l (I>-dnr), für Streichorchester, Oboe und zwei Hörner, von W. A. Mozart: Konzert in I>dnr für Violoncello und Orchester, von I. Haydn: AnS meiner Wiener Mnsikmappe. Suite I: Ans dein Künstlerfest, von H. Schulz Benthe»: Abendruhe ans „Musikalische Torsgeschichten", von Edm. Kretschmer und Ouvertüre zur Operette „Ter Wahrheitsmnnd", von H. Platzbecker. — Eintrittskarten können nutzer an den be kannten Stellei» entnommen werden in Altstadt bei F. Ries, Königl. Hos Musikalienhandlung (Kaufhaus), in Neustadt bei Ad. Brauer, Königl. Hof-Musikalienhandlung (F. Plöt- ner) Hanptstratze, von 0—1, 3—6 Uhr. — Mittwoch, den 21. März, ist der Gesellschaftsabend im Saale des Gewerbe- banies (Osira-Allee), gegen besondere Karten. BSch-rttsck. fSr v,»U»tit«ltche Apologetik, Herausgeber Ernst H. Mey. Verla,, von Feredrich Alber, Ravensburg. Jährl. 1L Hefte. Pret« ^ 3.20. Inhalt de« 10. Heftes (4. Javrg.): Heraus mit der Religion aus der Schule? (Zemmer) — LessingS Lebens- und Religion-Philosoph ». lWalther.) — Fort nnt dem Schmutz. (Doergens.) — Moderne Elnwände gegen die kaiholiiche Morel (Kaeib.) Schild »ich Sperr zu Trutz und Wehr. — Wie grtogen wird. — BerleuwdangSfeldzug. — EpliUcr und kpäne. Die moderne Frauenbewegung redet sih heute noch ünm»r auf da» Sklao-nleben der Frau au«, wenn es gilt. Gründe für die S:cech iqu-rg ihrer maich-nrl unglaublichen Bestrebungen belzubringen. Wie e» nun in Wirklichkeit mit dem .Sklavtnlcbrn der Frau" bestellt ist. zeigt uns Theophil in dem gleichnamigen Artikel, der in Nr. 3 der „Katholischen Feoucnzetton«." er schienen ist. Einen sehr wer wollen und beachtenswerten Beitrag aus der Feder eines alten Praktikers bietet die gleiche Nummer, den besonders die Eltern beach'ca sollten, wenn ibnen da» Wohl ihrer «,adec w rküch a n H:rzea liegt: Darf die Jagend geistige Getränke genießen? Datz in diesem Punkte noch viel zu viel ge- sünvigt wird, ist bekannt, und darum ist da eine richtige Auf- k.ärung für alle eine zwingende Notwendigkeit. Tie geistreiche Studie »der moralische Einflutz der Frau auf das Sluvium der männlichen Jugend", sowie die beiden hübschen Erzählungen »l'uolla Zur--»!- u id dev »Gemlls konservierungskur»" weiden auch in der evenfills vorliegenden 4. Nummer fortgesetzt. Als weitere Beiträge nennen wir hiernach: »Die Frau in der BereinStäligkeit" und »Ein Tag auf einem Diensiboien-Burcau'. Tie jeter Nummer beigegebcnen »Mitteilungen des i'chweiz. kaiholischen Frauenbundes" orientieren in aufkläiender Weile über Wesen und Tätigkeit der verschiedensten Vereine. Hieraus ersehen unsere Leserinnen zur Genüge, datz sie es mK einem Organ zu tun haben, dos ihre Interessen in jeder Hinsicht zu wahren sucht, das stets auf eine anregende und gesunde Unierhnltunqvleklüre Wert legt und das ibnen in zweifelhafte» Fällen auf alle die Frauenwelt nur irgend wie berührenden Fragen genügenden und zuvorläisigen Ausschluß gibt. Die .Hathol,scke Fraurnieitung" ist bereits ein unentbehr licher Freund unzähliger Familien und wir wünschen, datz alle Familien sie kennen lernen, wenn sie sie einmal kennen, werden sie dieselbe nichi m-!rr entbehren wollen. Am heimischen Herd sitzt es sich gerade in diesen Tagen recht angenehm. Wir empfiiden dann so ^echt die Wohltat, ein trauies Heim z» besitzen, und wenn wir nicht gerade enragierte Gcsellsch ifiSinenschen sind, die jeden Abend, den sie daheim ver bringen sollen, als einen verlorenen betrachten, so wirken wir die I-tzlzeit gern dazu benutzen, nach des TageS Hasten und Lasten die behagliche Poesie der eigenen vier Pstihle auf un« wirken zu lassen und das Familienleben zu genie'zen. Dann greift der Bnter »ach einem guten Buch während Mutter und Töchter den glän zenden Leidenfndcn durch die Sticke,ei ziehen, um dci drr Lcrrpe Schein sich ihren geliebten Handarbeiten zu widmen. Geeignete Vocla »en für Dieselben bringt stets im reichsten Matze das beliebte und seil Jahre» bewährte Hnndarbeitsblali »Musirivoilagen iür weibliche Handarbeiten in natürlichrr Grütze", von welchem das weile H.-sl des laufenden I »hrgangcS soeben zur AnSgabe gelangt ist und welches Vorlagen zu allen nur erdenklichen Techniken drS weiten Gebietes der Handarbeiten biriei. Die bui tfc» bipe Gratis beilage bringt diesmal eine Bordüre mit Erkbildung und Streifen für Malerei und leichte Stickerei. Jede Tome suche auf diese» bekannte Hand-ArbeiiSblcNt zu obvnniercn. Der Verlag von W. Bvbach L Co.» LKpzig-R-, ist gegen Portovergütung von 2> Pfennigen in Brieininrken zur Versendung von Probenun-mern gern bereit. Abonnements nehmen alle Buchhandlungen und Post anstalten de» In« und Aislandes entgegen. Milde Waben. Für den Kirch-nbau in Marie nberg gingen ein: Fränl. Seifert in Zittau 2 G. Wisch 0 N. N. 2 >0 Kesterniist- Köln b ^6. PK. Krause 4 Mons. Juhr-Leipzig 5 Frau O. ia M. 3 >16, C:nPero>Dresden 5 .et, Oertel in Meitze» 5, durch H.'rcn IkDtei Weider aus Zittau Ol Äeschw. Weiß k Rekior Goldberg 4 Frl. Morche undMickel 5 .kt, Lehrer Plotz in Ziltan 0 ^t. J,h. Benda 5, ^t. Gruiten 1 ^t, Fam. Sckolze- Ostro 3 ^tt. PK. Garbonski 3 ^5. K iihar. Bauer durch Psr. Rothe 3./tt. V-eg-lt'-s Gott mit weiterer Bitte Knrschk, Exp. Vorschein. Wie konnte man nnr einen Augenblick über den Täter in Zwei fel seil». Lorenz ersnbr daS Gelwimitis dnrcb einen befreundeten Geschäftsmann. Er war wie vom Tonner gerührt und mit Schmerz und Entrüstung lehnte er sich dagegen ans: allein — daS Gift satz in» Blute. Von dein entsetzlichen Verdachte hatten, wie es in der Regel zu gehen pflegt, die zunächst Beteiligten keine Ahnung. Hartfeld grübelte Tag und Nacht über den Vorfall, und da die Untersuchung auch nach einer weiteren Wollte nickst den geringste» Anhaltspunkt zu Tage gefördert hatte, befiel ihn nach und nach eine nervöse Unruhe, die ihn fast arbeitsunfähig machte. Eines Ab.mds erschien ein Polizeibeamter in seiner Wohnung und kündigte ilnn in höflicher Form seine Verhaftung an. Ter unglückliche Mann, der mit seiner Familie gerade beim Abendessen satz, »vor momentan wie ge- lälnnt. Seine Fra» stietz einen Schrei ans und drohte Pom Stuhle zu sinken, und der Beamte eilte ihr, gleichzeitig mit Hartseld, zu Hilfe. „Tas ist ja ein nichtüwiirdiger Verdacht!" rief Hartseld, seine Fassung wieder gewinnend, mit flammender Stirne. „Herr Lorenz kann un möglich —" „Ich erfülle lediglich meinen Anstrag," unterbrach ihn der Beamte ruhig: „wünsche aber aufrichtig, datz ein Mitzgrisf vorliegen möchte." Oberst p. Seeberg trat in diesen» Augenblicke ein. Ans den erstell Blick batte er die Situation erkannt. Er war ein paar Augenblicke sprachlos vor Entsetzen, und sein Gesicht schien um Jahre gealtert. „Fasse dich, Marie." sagte er zu seiner Tochter, die völlig gebrochen in einem Lehnstuhle lag. Seine Stimme zitterte. „Wie ist dieser Vorgang möglich?" N'andte er sich streng an seinen Schwiegersohn. Durchbohrend ruhte sein Blick ans dem jungen Manne. „Ich weitz es nicht, Vater!" „Warum wird »lein Schwiegersohn verhaftet. Herr Offiziant?" „Diese Frage, Herr Oberst, bitte ich an den Herrn Untersuchungsrichter zu richte». Ich bin beauftragt, den Prokuristen Georg Hartseld nach eingc- brochener Tnnkelheit zu verhaften." „Kommt in meine Wohnung. Kinderl" rief der Oberst, indem er das zweijährige Mädlle», ein herziges Älondkvpschen, ans den Arm nahm. Er würdigte seinen Cll-wiegcrsohn keines Blickes mehr und verließ nach einer leichten Verbeugung gegen den Offizianten rasch das Zimmer. In Hartfeldü Gesillst schotz eine Blntwelle: seine Lippen bebten. Marie hatte sich langsam erhöbet, und schwankte gleichfalls der Türe zu. Der dreijährige Knabe blieb am Tisll>c sitzen und blickte mit den großen dunklen Augen unveNvandt ans den fremden Mann. „Beruhige dich, Marie." wandte sich Hartseld, seine eigene Aufregung bemeisternd. an seine Frau: „es liegt ein Irrtum vor. Hoffentlich komme ich heute abend noch zurück." „Oh — cs ist alles aus!" entgcgnetc sie mit matter Stimme und den Blick zu Boden gesenkt. „Marie, du glaubst doch nicht . . ." „Mir ist der Kopf ganz wirr, ich kann nicht mehr denken ... ich weiß nur, daß unser Leben vernilliiet ist, daß . . . nein, nein — ich will nicht sehen, wie du abgesührt wirst! . . . Komm, Kind, du auch nicht! Komm, fort, fort!" In die gebrochene Gestalt lvar mit einem Male Leben gekommen. Als ob sie ihn vom Flammentode erretten wollte, stürzte sie auf den Kleinen zu, schloß ihn in die Arme und eilte hastig mit ihm hinaus. Ter unglückliche Mann stand wie vernichtet I Sein Gesicht lvar leichen blaß. Mellxuiisch griff er endlich nach Hut und Mantel und verbeugte sich, die Türe ös'neiid, gegen den Offizianten. „Ich bin bereit," sagte er tonlos. Am 23. Tezember 18.73 fand am Bezirksgericht Aill>ach, zu dem das Landgericht Ingolstadt damals gehörte, die Verhandlung Hartfelds statt. Es tvar der letzte Termin vor den Weihnnchtsfcrien. Der stattliche Mann erregte in» Gerichtssaal allgemeine Teilnahme. Seine ausdrucksvollen Augen waren leicht umschleiert, und um die Mund winkel lag ein herber, schmerzlillxw Zug. Ein brauner Dollbart umrahmte sein edles, männlichichönes Gesicht, das, wie nach langer Krankheit, bleich und eingefallen w'ar. Der in Schnitt und Stoff den Mann der guten Gesellschaft kennzeichnende Anzug lvar infolge einer dreimonatlichen Untersuchungshaft stark heruntergekommen und bildete einen peinlich wirkenden Gegensatz zu seinem Träger. Das Gerücht, daS Hartfeld zum .Hazardspieler stempelte, und den Hanptbeweggrund zu seiner Vcrl-astnng bildete, hatte sich bei der weiteren Untersuchung als unbegründet erwiesen. Kaufmann Lorenz sprach mit großer Wärme zu Gunsten des Angeklagten, und die freimütigen ruhigen Dar legungen Hartfelds wirkten überzeugend auf die Richter. Die Verhandlung nahm nur kurze Zeit in Anspruch und endete wegen Mangels an Beweisen für die Schuld des Angeklagten mit dessen Freisprechung. Der Diebstahl blieb jedoch unaufgeklärt, und Hartfeld verhehlte sich nicht, datz der einmal gefaßte Verdacht trotz des richterlichen Spruches nicht ans der Welt zu bannen sein und ein Fluch auf ihm lasten werde, so lange der Täter nnentdeckt blieb. Und doch beschlich ihn ein wonniges Gefühl, als er das Gerichtsgcbäude verließ und die mit Glatteis bedeckte Straße betrat. Er faßte den Entschluß, den etwa 10 Poststunden betragenden Weg von Aill-ach bis Ingolstadt zu Fuß zurückzulegen, um bekannten Gesichtern aus- znweichen, die ihm bei einer Fahrt im Postwagen tvohl begegnet sein würden. Die Nacht znm Marsche verwendet, mußte er sein Ziel in den Morgenstunden erreichen. Es war gegen drei Uhr nachmittags, als er daS kleine Städtchen im Rücken hatte. Außer einem von Zeit zu Zeit sllMierfallig einherkrcischenden Frachtfuhrw'agcn kam ihm auf seiner Wanderung selten ctlaaS zu Gesicht. Es stürmte und regnete ziemlich stark. Die Felder und Wiesen auf den beiden Seiten der Landstraße waren größtenteils überschwemmt, und die aus eid- kristallenem Grunde sich schaukelnden hellgrünen Fluten bedeckten in leichter Brandung die Straßcnoberfläche. Spät am Abend erreichte Hartfeld das Städtchen Schrobenhausen. Längst war ihm die Uebcrzeugung gekommen, daß ein Weitcrwandcrn bei der Nacht in der überschwemmten Gegend mit großen Schwierigkeiten verknüpft sein würde. Dazu lvar er vollständig durchnäßt und hungrig. Tr hatte erst dm