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pital; daß cs aber die reichen Rittergutsbesitzer nicht leer ausgehen lassen kann, ist selbstverständlich, aber ebenso auch, daß man den eigenartigen Verhältnissen der Landwirtschaft Rechnung trägt. — Ter neue Kulturkampf nimnit schon cttvas mehr Gestalt an; Baden scheint sich berufen zu fühlen, den Spich wieder voranzutragen. Der badische Kultusminister v. Dasch hat wenigstens dieser Tage in der badischen zweiten Kammer recht interessante Mitteilungen gemacht: er teilte mit: „Zur Wahlagitation der Geistlichen möchte er bemerken, daß schon das Derlialten vieler Geistlicher bei den letzten Reichstags wahlen dazu hätte führen können, gegen diese auf Grund des 8 des Kirchengesetzes vorzugehen. Tie Regierung habe sich damals in dieser Angelegenheit an die Freiburger Kurie gewandt, ohne von derselben einer Antwort ge würdigt worden zu sein. Diese sei vielmehr 7 Monat - später erfolgt und zn>ar in der Gestalt des Wahlrund- schreibens des Zentralkomitees der Zentrnmspartei an die Geistlichen, in welchem diese direkt aufgefordert wurden, als Wahlagitatoren in den Wahlkampf einzntreten." Berliner- Blätter jubeln ob dieser „knragierten Regierung": gewiß besitzt diese einen seltsamen Mut. Sie fordert, daß der Geistliche in der Wahlbewegung zu Hanse bleiben müsse, während der liberale Beamte selbst mit Sozialdemokraten herausziehen darf. Sie fordert weiter, daß die Vorgesetzte geistliche Behörde sich dazu hergeben soll, den Geistlichen ihre politischen Rechte zu entziehen und beWvert sich noch, wenn sie die verdiente, d. h. gar keine Antwort erhält! Sie bernst sich auch noch ans irgend ein Kulturkampfs- gcsetz für ihr Vorgehen. Berliner Blätter sind ganz ent zückt ob dieses Vorgehens; sie nennen es ein „politisches hochbedentsames Ereignis". Wenn wir es auch so ein- schitzci» wollen, so müssen wir hierin das drohende Anzeichen eines neuen Kulturkampfes erblicken. Man kann gespannt sein, wie sich die Tinge in Baden weiter entwickeln werden. Ter sozialdemokratische Vizepräsident Geck hat eS dieser Tage offen ausgesprochen, daß er zum Großherzog gehen wolle, und die Großherzogin hat kürzlich den Wunsch ge äußert. Frau Geck kennen zu lernen! ES geschehen immer noch „Zeichen" im Mnsterlande Baden. Bei dem Festmahle des Tcutschen Landwirtschastö- ratcü hielt der Reichskanzler eine Ansprache. Er betonte seine Kameradschaft mit der Landwirtscl-ast, besprach den eben durchlebten Sturm, die Fleischtenernng, und dankte für die Anerkennung seiner Haltung in dieser Frage, womit er glaube, nicht nur der Landwirtschaft, sondern auch dem Lande gedient zu haben. An Tadel habe es nicht gefehlt von allen Seiten, aber, wer empfindsame Nerven habe, tauge nicht znm Minister. Wohl habe sich die Fleischtenernng in verschiedenen Gegenden drückend fühlbar gemacht und mache sich znm Teil noch fühlbar, allein es sei unmöglich, solche Nnrtschatflichc Konjunkturen durch schleunige Maßnahmen zu beheben. Tas gepriesene Heilmittel, die Oeffnung der Grenzen, schließe Gefahren ein. Soweit die Vieheinfuhr ohne die Gefahr einer Senchen-Einschleppnng möglich, sei sie zngelassen und könne sie zngelassen werden. Versagen wir aber dem Viehbestände den nötigen veterinär-polizei lichen Schutz, so setzen »vir auch die Konsumenten schweren Gefahren ans. Eine wirkliche Fleischnot wäre die unaus bleibliche Folge. Es hieße den Teufel durch Beelzebub aus- treiben, und deshalb müssen »vir strebe»», uns vom Auslande unabhängig zu machen und den Viehbestand möglichst zu heben. Wir schützen die Bauern, nicht die Großgrundbesitzer. Er betrachte die Kräftigung des Bauernstandes als die vor nehmste Ausgabe der Regierung auch ans sozialpolitischen Gründen. (Bravo!) Tie Sozialdemokratie kämpfe mit Vor liebe gegen den Bauernstand und »volle den Bauer ge winnen, indem sie ihn überzeuge, daß er als Besitzer keine Zukunft habe. Zunächst »volle die Sozialdemokratie den Be sitz des Bauernstandes zertrümmern und dann kann der Bauer die Ehre haben, sich der Sozialdemokratie anzn- schließen. Um so mehr haben die Negierungen und der Reichskanzler die Pflicht, den ^Bauernstand als eines der festeste«» Fundamente des »»»onarchischen Staates zu schützen und zu sichern. Dieser Pflicht werde er genügen, so lange er an leitender Stelle stehe. Hierzu erbitte er die Unter stützung aller bürgerlichen Parteien. So lange der deutsche Bauer ans seiner Scholle sitzt und ein erträgliches Dasein bat, wird die Sozialdemokratie nicht herrschen ztvischen -Ost see und Alpen. Der Reichskanzler schloß mit einem Hoch ans die deutsche Landwirtschaft und den Landwirtschaftsrat. Nach den» Reichskanzler sprachen noch Präsident Graf v. L^allestrem und Landwirtsckiaftsminister v. Podbielski. — Der bekannte Oberst a. D. de« „Berliner Tage blatts", Gaedke, ist, »vie berichtet, wegen unbefugter Führung des Titels „Oberst" freigesprochen worden. Bis- her stand das deutsche Offizierskorps seinem obersten Kriegs- Herrn tin Geist der altgermanischen Mannentrene gegenüber. Man schalt vielleicht, aber man gehorchte. ES dürste das erste Mal sein, und hoffentlich auch das letzte, daß ein hoher Offizier sich seinem Könige gegenüber auf eine Lücke im Gesetz: stützt. Der alte Geist der Königstreue im deutschen Offizierkorps darf nicht dem Geist des „Berliner Tageblatts" weichen. Ob „Oberst" Gaedke stolz ans einen Offizierstitel ist, den ihm sein König aberkennen mußte? — Goldene Worte sprach am Dienstag der Staatssekre tär des Innern Graf von Posadolvsky-Wehner im Reichs tage gegenüber den Verlästerern der christlich-nationalen Gewerkschaftsbewegung: „Gestern war auch von den christ lichen Gewerksckxnten die Rede. Ein Arbeitgeber soll er klärt haben, sie seien noch schlimmer als die Sozialdem»- kratie. Wenn man von der Ansicht jener Kreise andgeht. die sich der Hoffnung hingcben, daß trotz der industriellen Entwickelung Deutschlands die Arbeiterbelvegiing gänzlich wieder beseitigt werden könne, wer glaubt, daß in unserer modernen Zeit die Bestrebungen der Arbeiter, ihre Lebens lage zu verbessern und sich an den öffentlichen Angelegen heiten zn beteiligen, ein Ende nehmen könnten, der befindet sich in einem großen Irrtum. (Sehr richtig! bei den So- zialdemokraten.) Jene Ansicht kann nur derjenige haben, der diese Frage nicht vom richtigen Standpunkte anS be- irrtcilt. Es ist ja ein Unterschieb zwischen der berechtigten Arbeiterbewegung und der unberechtigten. Die Sozial demokratie stellt Forderungen im Interesse der Arbeiter, die weder im Gegenivartsstaat noch im Zukunftsstaat, noch in irgend einem anderen Staate der Welt ausgeführt werden können. Denn die Erfüllung dieser Forderungen würde zum Zusammenbruch der wirtschaftlichen Verhältnisse unse- rer Staaten führen, der bestehende Staat mühte beseitigt werden. Davon, wie der Zukunftsstaat aussehen soll, habe ich wenigstens keinen Begriff. Ta muß man es doch be- grüßen, wenn eine Arbeiterbewegung entsteht und sich ent wickelt, die erklärt: daß die materielle Lage der Arbeiter entsprechend dein »vachsenden Wohlstand der Gesamtbevölkc- rung verbessert wird, verlangen auch wir, ebenso daß die Arbeiter an den öffentlichen Angelegenheiten teilnchmen. Aber »vir »vollen dieses Ziel verfolgen in dem bestehenden monarchischen Staat, innerhalb der bürgerlichen Gesell schaft. Wir wollen dieses Ziel erreichen dadurch, daß wir eine Arbeiterpartei schaffen, die innerhalb des gegebenen modernen Staates, innerhalb der bestehenden wirtschaft lichen Grenzen ihre Wünsche verfolgt. Da haben wir doch allen dringenden Grund, eine solche Arbeiterbewegung, wie die christliche, zu unterstützen. Diese Richtung, die dahin- geht, diese Bewegung sei viel unangenehmer »vie die Sozial demokratie, vertritt einen Standpunkt, den nur derjenige hegen kann, dem jede Arbeiterbewegung unshnipathisch ist (Sehr richtig! links und in der Mitte), ebenso unsympa thisch, wie einem Minister eines absoluten Staates die Ar beit eines Ministers im konstitutionellen Staate sein würde." — Im deutschen Landwirtschaftsrat in Berlin sprach am 8. d. M. Geh. Rat Behring über die Bekämpfung der Tuberkulose beim Rindvieh und über hygienische Milch erzeugung. Er sagte u. a.: „Nach meiner Ueberzeugnng stehen der Schutzimpfung von Kinder»» mit Hilfe eines Impfstoffes, der von vermehrungsfähigen Tuberkelbazillen frei ist, und der im Tiererperiment sich auch wirksam er weist, »venu man ihn unter die Haut einspritzt, keine grund sätzlichen Bedenken entgegen." Behring führt im »rwiteren ans, zu der Zeit, als er in Paris seinen Vortrag hilft, habe er in dem damals erwähnten T('^Präparat ein Mittel in Händen gehabt, welches der Gefahr des Ueberganges von l-bensfähigen Tuberkelbazillen in die Milch ans dem Wege geht, »veil cs frei ist von lebendein Virus, und welches trotz dem lmmnnsiercnde Wirkung für Rinder besitzt. „Aber auch dieses Präparat muß in die Vlntbahn eingespritzt werden, und seine Gewinnnng ist ferner so nmständlich und kost spielig, seine Haltbarkeit in gebranchsfähigem Zustande so gering, daß die ll't>-Verivertnng in der Praris zweifellos ans sehr große Schwierigkeiten gestoßen »väre." — Die „Allgemeine Rundschau", Wochenschrift für Po litik und Knltnr (Herausgeber und Verleger Dr. Armin Kausen in München), führt in der soeben erschienenen Nr. 0 die Artikelserie „Massenvergiftnng des deutschen Volkes" zu Ende. Man kam» diesen „Trntzbriefen eines Unver antwortlichen", welche sich auch auf andere Gebiete erstrecken werden, nur die weiteste Verbreitung wünschen. Dr. -Otto von Erlbach nimmt keil» Blatt vor den Mund. Er nennt die Dinge dein» rechten Namen und findet auch kräftige Töne der Entrüstung, ohne jedoch jemals gewisse vornehme Grenzei» zn überschreiten. Seine im letzten Trutzbriese vor- geiiommene gründliche Anseinandersetznng mit den in mehrfacher Hinsicht skandalösen Begleiterscheinungen des Prozesses Thoma („Simplizissimns") ist sehr lesenswert. Mit unerbittlicher Logik wird das Auftreten der Partci- eideshelfer, die man „Sachverständige" nannte, die selbst verschuldete hilflose Lage des Stciatsan»valtes und das ganze verunglückte Prozeßverfehren beleuchtet. Auch auf die Answahl der Geschworenen fallen bemerkenswerte Streiflichter. Der Verfasser tritt für die Erhaltung der Zuständigkeit der Schwurgerichte bei Preßvergehen unter der Voranssetznng ein, daß ei»» genügender Schutz für die volle Unparteilichkeit und Ulibefangenheit und gegen jede Einschüchternng gewährleistet wird. Sehr pikant ist die Feststellung, daß mehrere „Sachverständige" des Prozesses Thoma gerade jetzt mit ihre»» Unterschriften unter den» Auf rufe des neuen „Monisten" (lies: Atheistcn)-Bundes her vortreten, welcher den offenen Krieg gegen jede übernatür liche Religion und Moral proklamiert. — Freisinnige Jugendvercine, nach den» Vorbilde der Windthorstbnnde, sollen in Deutschland, zunächst ii» Berlin, ins Lebe»» gernsen werden, um der freisinnigen Volkspartei einen größeren Einslnß ans die Heranwachsende Jugend zu sicher»», das politische Interesse bei den jungen Leuten wach^ znrnfcn und für einen freisinnigen Nachwuchs zu sorgen. Ter Bezirksverein des Köpenicker Stadtviertels, der unter Leitung des Landtagsabgeordneten und Stadtverordneten Nosenow steht, will als erster den Versuch machen, eine Iugendabteilung zu schaffen. In der stattgefnndencn Ver sammlung des Vereins »vnrde darüber Klage geführt, daß die Jugend sich von den freisinnigen Grundsätzen abwende, ei»» Teil schwenkc ans Strebertum nach rechts, ein anderer aus mißverstalidenem Idealismus, doch auch ans materiellen Gründen »»ach links zu den Sozialdemokraten ab. Hierin müsse Wandel geschaffen werden. Man sicht hieraus wiederum, wie notwendig die Windthorstvereine auf unserer Seite sind. Oefterreich-Ungarir. — Zur Krise in Ungarn. Zwei Meldungen ans Ofen- Pest verdienen einiges Interesse. Die eine besagt, daß die Negierung nun wirklich gesonnen sei, mit der Auflösung des Hauses vorzugehen und zwar soll diese zwischen 20. und 23. d. M. erfolgen; die zwcite Meldung betrifft die Haltung Baron Banffys. Er erklärte in der Sitzung des leitenden Allsschusses, er sei mit der Antwort, die auf die königliche Botschaft von Andrassy »»ach Wien überbracht wurde, nicht einverstanden: der zweiten Sitzung des Komitees habe er nicht beigewohnt, aber in der ersten Sitzung sei eine weniger schroffe Form beschlossen worden. Im Zusammenhänge damit »vird berichtet, Baron Banffy arbeite an einem neuen Entwirrungsvlan. — Die für Sonnabend einberufene gemeinsame Ko«« ferevz aller ungarischen Parteien wurde abgesagt, weil man ernstere Zusammenstöße befürchtet.. Zttalten. — Da» neue Kabinett ist gebildet und folgendermaßen zusammenoefeht: Sonnino Borsitz und Innere-, Gnstcirdtni Auswärtige«. Sacchi Jisti», Luzatti Schah, Salandra Finanzen. General Mainoni d'Jntignano Krieg. LdmiraL Mirabello Marine. Oselli Unterricht, Larmino Oeffentliche Arbeiten, Pantano Landwirtschaft, Alfred Bcrcelli Post und Telegraphen. Frankreich. — Der Generalsuperior der Eudisten, Pater Le Dor6, hatte unlängst die Akten über die von den fünf französischen Kardinälen abgehaltene Konferenz dem heil. Vater zu übr- bringen. Nunmehr soll er Vertretern der Presse gegen über sich geäußert haben, der Papst habe nicht zu sprechen gewagt, aus Furcht, daß man ihm nicht gehorchen werde. Der Oservatore Romano ist nun zu der Erklärung er mächtigt, daß der heil. Vater niemanden seine Absichten über diese Dinge zu erkennen gegeben hat, und daß alle anderweitigen Versicherungen falsch sind. — Anläßlich der gestrigen Inventar-Aufnahme dev Kirchen kam es zn weiteren Zwischenfällen. In Auch hatten sich mehrere tausend Personen eingesunken, um eine Kund- gebnng zu veranstalten. In der Kirche hatten sich zahlreiche Personen eingeschlvssen. Die Türen mußten erbrochen »vcrden. In Agde versuchten 2000 Personen in das Innere der Kirche einzudringen. Truppen mnßten einschreiten, viele Personen wurden verhaftet. In Evreux konnte die Jnven- taraufnahmc nickt vorgenommen werden wegen der drohen den Haltung der Menge. In Mezicn waren zahlreiche Per sonen in die Kirche eingedrungen und sangen die „Inter nationale", während die Katholiken Kirchenlieder sangen. Ter Priester hielt von der Kanzel herab eine Ansprache. In Lille wurden die Türen der Peter-Paulskirche eingeschlagen. In der Kirche wurden die Behörden beschimpft. Die ehe- malige serbische Königin Natalie, der der Zutritt zur Kirche verweigert »vurde, ermutigte die Katholiken fortwährend zu neuen Gewalttätigkeiten. — Weitere Ruhestörungen »»»erden gemeldet aus Ame-ly les Bains, Annonay und Grenoble. Niederlande. — Bei Beratung des Kononialetats in der Ersten Kammer führte van Wassenaer van Nossandi aus, im deut schen Reichstage habe der Abgeordnete Paasche ausgeführt, daß die holländischen Zivilbeamten in den Kolonien sich auf Kosten der Staatskasse bereicherten. Hiergegen müsse er, Redner, Einspruch erheben. Holland könne jeden Vergleich mit allen Ländern rühmlich aushaften. Ter Kolonial- minister erklärte, Unbestechlichkeit und Pflichttreue seien charakteristische Tugenden der holländischen Beamten. Der Liberale Vanhouten sagte, in seiner langjährigen parla mentarischen Tätigkeit sei ihn» kein einziger Fall bekannt geworden, daß sich ein Beamter in den Kolonien an frem dem Gelde bereichert habe. In den Kolonien bereichere man sich nur durch Handel und Industriebetrieb. Dänemark. — Episoden aus dem Leben des Königs Christian IX. werden jetzt in Kopenhagener Blättern zahlreich erzählt. Hier seien einige wiedergegeben: Der hervorstechendste Zug im Wesen des Königs »varen Güte und Freundlichkeit. Als er eiiimal, so wird erzählt, vor mehreren Jahren Jütland besuchte, kain er auch in eine Dorfschule. Nachdem er die Kinder betrachtet hatte, sagte der König: „Na, Jungen, könnt ihr mir einige große dänische Könige nennen?" — In einem Atem riefen die Kinder? „Knut der Große, Wal demar der Sieger, Christian der Vierte." Ein Junge, dein der Lehrer etwas zugeflüstert hatte, streckte die Hand in die Höhe. — „Kannst du noch andere nennen?" fragte der König. — „Ja, Christian der Neunte." — „Was hat er denn Großes vollbracht?" fragte der König. — Der Knabe wurde verlegen und stotterte endlich: „Das weiß ich nicht!" — „Tröste dich, mein Junge," sagte der König, „ich weiß cs auch nicht." Auf derselben Reise durch Jütland wurde der König abends in der Stadt Horsens erwartet. Alle Bürger der guten Stadt beschlossen, ihre Häuser zu schmücken und den König mit einer prächtigen Illumination zi» überraschen. Nach langen» Harren fuhr der Königszug in die Halle ein, und gleich bei der Einfahrt in die Stadl wurde der König in der Tat durch eine prachtvolle Dekora tion überrascht, denn in klaren» Lichte strahlten ihm die Worte entgegen: „Willkommen Eure Majestät!" „Was ist das für ein Haus?" fragte der König. „Das ist das Zellerr- gefängnis, Eure Majestät," antwortete der ihn begleitende Amtmann verlegen. Der König lächelte und sagte: „Das ist doch zu viel der Zuvorkommenheit!" Spanien. — In Madrid wurde beschlossen, die Absicht des Königs, sich mit der Prinzessin Ena von Battenberg zu vermählen, amtlich bekanutzugeben.. Die auswärtigen Negierungen werden am 20. Februar benachrichtigt. Die Hochzeit ist wahrscheinlich am 2. Juni. Japan. — Nach einer Meldung der „Daily Tribüne" aus Tschifu soll der Kaiser von Korea sich an die europäischen Mächte, sowie an die Vereinigten Staaten von Amerika mit der Bitte gewendet haben, die gemeinsame Kontrolle über koreanische Angelegenheiten zu übernehmen. Der Kaiser habe erklärt, daß die Japaner seine Minister gezwungen hätten, den Vertrag zu unterzeichnen, welcher Japan die Kontrolle der koreanischen auswärtigen Beziehungen ein- räumt. Dieser Vertrag habe niemals seine, des Kaisers, Unterschrift erholten. Der Vertrag sei zwar mit seinem kaiserlichen Siegel versehen, aber das Siegel sei von japa- nifchen Geheimagenten aus seinem Palast gestohlen und ohne seine Einwilligung und selbst ohne seine Kenntnis dem Vertrag aufgedrückt. Der Kaiser beklagt sich, daß er ein Gefangener in seinem eigenen Palast sei. Japanische Truppen überwachten ihn aufs strengste. U«S den dentschen Kelonien — Oberleutnant Richard Schröder ist am 16. Januar beim Sturm auf die Höhlen Ngutes durch Schuß ins Auge gefallen. Am 1. Februar wurde im Gefecht bei Autos Hauptmann Fedor v. Bosse leicht verwundet, schwer ver wundet wurde -er Gefreite Martin Kröber zu Leipzig, früher im sächsischen Feldartilleric-Regiment Nr. 77, am 28. Januar durch Posten in NarichaS, Schuß: Arm, Achsel- höhle und Rücken.