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weigerten sich die Geistlichen, die Türen der Kirchen zu öff nen. In Bannes war vor der Kathedrale eine überaus grotze Menschenmenge angesammelt, die Kirchenlieder sang. Der Domherr verlas einen Protest. Auch sonst legten fast überall die Pfarrer und Kirchenvorstände schriftlich und mündlich Verwahrung gegen die Maßnahme ein. In ein zelnen Orten wurde die Amtshandlung der Finanzbeamten inflüge der Weigerung des Pfarrers unmöglich gemacht. In Dijon, Tours und Bourges fanden heftige Auftritte statt. Epame«. — Die Konferenz in Algeriens. Von der Marokkokon ferenz ist wesentlich neues nicht zu melden. Man arbeitet weiter in den Kommissionen, um die Steuerfragen auf durchführbare Grundlage zu bringen. Schwierigkeiten urachen die undurchführbaren Vorschläge der Marokkaner. Ob diese Vorschläge wirklich marokkanische sind oder franzö sische Quertreibereien, läßt sich von hier aus nicht beur- teilen. Sind sic nur marokkanisch, so sind sie von minderer Bedeutung. Leider ist aber zu fürchten, daß dies nicht der Fall ist. Offiziös wird geschrieben. Es mehren sich die Zeichen dafür, daß auch in der Frage einer Neuordnung des marokkanischen Polizeiwesens die Klippe, an der die Kon ferenz hätte scheitern können, umschifft werden dürfte. Der Anspruch Frankreichs auf ein allgemeines Mandat zur Aus übung oder Uebcrtvachung der öffentlichen Sicherheitspflcge auch außerhalb der Grenzbezirke gegen Algerien wird ver- mutlich überhaupt nicht Gegenstand förmlicher Beratungen werden. Man scheint angesichts des aus allen Seiten herr schenden Entgegenkommens zur Ausscheidung von Kon- sliktsstoffen stillschweigend davon abschen zu wollen. In diesem versöhnlichen Sinne haben für die Lösung der Po- tizeifrage Vorbesprechungen vertraulicher Art schon einen Weg gebahnt; bindende Anträge aber sind noch von keiner Macht ausgegangen. — Die „Agence Havas" meldet ans Tanger, daß der schwedische Dampfer „Helene", der in Mohammedia Waffen und Schießbedarf für den Prätenden ten gelandet hatte, direkt von Antwerpen gekommen sei und Oran niemals angelaufen habe. Nach einer Meldung aus Tanger landete der schwedische Dampfer „Helene" zwei Cockorill-Schuellfcuergeschühe, 1000 Mausergewehre und Munition auf Rechnung belgischer Unternehmer. Nuhland. — Aus Reval wird berichtet, daß zwei englische Matro sen am Dienstag auf der Straße von russischen Soldaten erschossen worden seien, lveil sie die Aufforderung, stehen zu bleiben, nicht verstanden hätten. — In Riga wollten bei der Ueberführnng aus dem Bureau der Sicherheitspolizei nach dem Zentralgefängnis mehrere Gefangene entfliehen. Zwei wurden durch die Begleitmannschaften getötet, einem dritten gelang es, zu entkommen. Aus Petersburg wird ge meldet, in Riga sei ein Komplott entdeckt worden, das be zwecke, alle höheren Beamten zu ermorden. — Der „Voss. Zeitg." wird ans Paris gemeldet: In einer Versammlung der französischen Hochfinanz, die beim „Credit Lyonnais" stattfand, wurde die Notwendigkeit anerkannt, Rußland mit einer neuen Anleihe bcizustehen, die mindestens zwei Mil liarden Frank betragen müßte und die, mit fünf Prozent verzinslich, zu 90 Frank außer der Kommission für die Banken ausgegcben werden könnte. Die Anleihe sei aber nur möglich, wenn die Reichsduma ehestens einberufen und Liese die effektive Kontrolle über die russischen Finanzen ausllben, sowie alle bisherigen Anleihen Rußlands aner kennen würde. Sächsischer Landtag. Dresden, 91. Januar Erste Kammer. In ihrer heutigen Sitzung nahm die Erste Ständekammer die Etatkapitel Domänen, Jntraden und Kalkwerke (Berichterstatter Waentig), staatliches Fernheizwerk und Elektrizitätswerk zu Dresden (Bericht erstatter Dr. Tröndlin), Gendarmerieanstalt, Polizei- Lirektion zu Dresden und Sicherheitspolizei, sowie Aufficht iiber Gewerbe- und Dampfkesselanlagen (Berichterstatter v. Trützschler) in Uebereinstimmung mit den Be schlüssen der Zweiten Kammer an. Zum ersten Punkte spricht v. Schönberg über die Verpachtung von Staats gütern und empfiehlt der Regierung, eine Art von Ver pachtung in Erwägung zu ziehen, bei der eine Art Sicher heit hinsichtlich des Pachtpreises gewährt wird. — Finanz- minister Dr. Otto erklärt, daß die Angelegenheit im Sta dium der Prüfung sich befindet und die Regierung werde die Entwickelung im Auge behalten und seinerzeit der Kammer hierüber berichten und Vorschläge machen. — Beim Titel Gcndarmcrieanstalt wünscht der Berichterstatter v. Trützschler, daß der Polizei den ans Anlaß der jüngsten Demonstrationen an Leib und Leben bedrohten Be- amten die Anerkennung ausgedrückt werde, was durch all gemeinen Beifall geschieht. — Nächste Sitzung Dienstag, den 7. Februar. Tagesordnung: Königliches Dekret über die Königlichen Sammlungen. Dresden, 1. Februar 1S06. Zweite Kammer. In der heutigen Sitzung er- stattete Abg. Hofman n namens der Rechenschaftsdeputa- tion über Kapitel 11 des Rechenschaftsberichtes auf die Fi- nanzperiode 1902—1903, fiskalische Hüttenwerke bei Frei- berg betreffend, desgleichen über Kapitel 12 desselben Rechenschaftsberichtes, fiskalische Erzbergwerke bei Frei berg betreffend. Zu erstcrcm wird die nachträgliche Ge nehmigung einer Etatübcrschreitung von 387 092 Mk. 96 Pf., bei letzterem einer solchen von 9684 Mk. 76 Pf. be antragt. Geschieht ohne Debatte einstimmig. — Abg. Gebe erstattet den Bericht der Rechenschaftsdcputation über Kap. 61 des Rechenschaftsberichtes auf die Finanz- Periode 1902-1903 (Hausinspcktion der Medinzinal- gebäude), Kap. 68 (Armenkrankcnpflege und sonstige Aus- gaben im öffentlichen Interesse) und Kap. 60 (landwirt schaftliche, gewerbliche und Handelsschulen sowie allgemeine Ausgaben für Landwirtschaft und Gewerbe), sämtliche das Ministerium des Innern betreffend. Beantragt wird die nachträgliche Genehmigung von Etatsüberschreitungen von 64M1 Mk. 64 Pf., bei ersterem und von 32 064 Mk. 67 Pf., sowie einer außeretatmäßigen sächlichen Ausgabe von 665 Mk. 16 Pf. bei letzterem. Geschieht ebenfalls debatte los. — Abg. Fritzsching berichtet über Kap. 102 (Ministerium des Auswärtigen neLst Kanzlei), Kap. 105 (Reichstagswahlen) und Kap. 106 (Vertretung Sachsens im Bundesrate) des Rechenschaftsberichtes. Beantragt wird die nachträgliche Genehmigung der Etatsüüerschreitungen von 3482 Mk. 29 Pf.. 6839 Mk. 20 Pf. und 64 Mk. 88 Pf. Auch hier erfolgt die einstimmige Genehmigung ohne jede Debatte. — Abg. Gontard berichtet Namens der ersten Abteilung über die Prüfung der am 2. Oktober erfolgten Wahl eines Abgeordneten zur Zweiten Kammer für den 8. städtischen Wahlkreis. Die Abteilung beantragt, den vom Rechtsanwalt Fischer in Riesa eingereichten Protest gegen die Wahl des Wahlmannes Kuhnert in Riesa für un erheblich und die Wahl des Bürgermeisters Dr. Seetzner in Wurzen für gültig zu erklären. Nachdem auch dies ohne Debatte geschehen, war die Tagesordnung erledigt. An- Stadt «nd Land. Dresden, den 1. Februar 1906. Tageskalender für den 2. Februar. 1905. Angriff der Hottentotten auf UkamaS zurückgewiesen. — 1884. Beschickung von Mifiunde durch die Preußen. — 1849. Einrücken der Russen in Siebenbürgen. — 1797. Erstürmung des Brückenkopfes von Hüningen durch die Oesterrelcher. — 1769. -f Papst LlemenS XIII. — 1594. f Giovanni P. da Palestrina za Rom, der bedeutendste katholische Kirchenmusiker. — 962. Erneuerung der Kaiserwürde des heiligen römischen Reiches deutscher Nation. — 962. Otto I. in Rom zum Kaiser gekrönt. —* Wetterprognose des König!. Sachs, meteoro logischen Instituts zu Dresden für den 2. Februar. Witterung: zunehmende Bewölkung. Temperatur: normal. Wind« Ursprung: Nordwest. Luftdruck: mittel. —* Heute nachmittag findet bei Sr. Majestät dem Könige Familientafel statt, an welcher Ihre Majestät die Köuigin-W twe und Ihre König!. Hoheiten der Prinz Johann Georg und die Prinzessin Mathilde milden Damen und Herren vom Dienste teilnehmen werden. —* Die Vorstellung im Residenztheater am gestrigen Nachmittag fand zu Gunsten des Vinzcntius- vereins statt. ES wurde das von uns bereits wiederholt lobend genannte Weihnachtsmärchen „Prinzessin Wunder- schön" von Georg Zimmermann und Karl Witt, Musik von Br. Brenner, in vortrefflicher Weise gegeben. Das HauS erfreute sich eines sehr guten Besuches Vonseiten der Mitglieder und Freunde der Wohltätigkeitsbestrebungen genannten Vereins. Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Mathilde und Ihre Durchlaucht die Prinzessinnen Hermiue und Jda von Neuß ä. L. wohnten mit sicht lichem Interesse der Vorstellung bei. Der geehrten Direktion gebührt die volle Anerkennung für ihren aus geprägten Wohltätigkeitssinn, den sie besonders im Inter esse der armen Kinder und der Notleidenden so oft schon in liberalster Weise zu betätigen Gelegenheit nahm. —* Der Bericht der Rechenschaftsdeputation der Zweiten Kammer bespricht das finanzielle Verhältnis Sachsens zun: Reiche und zeigt, welci)c erschreckende Höhe die Zahlungen an das Reich er reicht haben und daß die Matrikularbeiträge schon jetzt höher sind als der Anteil Sack'sens au den Ueberweisungssteuern. Dieser Umstand hat zur Folge, daß der aus Ueberschüsscn früherer Finanzperioden gebildete Ueberweisungssteuer- fonds beinahe aufgezehrt ist. Der letztere betrug am Schlüsse der Finanzperiode 1902—1903 nur noch 1888 255 Mark 22 Pfennig und wird in der Etatperiode 1904—1905 ziem lich aufgebraucht sein. Die Folge hiervon ist, daß die hohen Ausgaben für ungedeckte Matrikularbeiträge in Zukunft um so nachteiliger auf unsere Staatsfinanzen wirken wer den; ein Umstand, der die unabweisbare Notwendigkeit der Erschließung neuer Einnahmequellen für das Reich sehr deutlich beweist. Infolge der höheren Einnahmen in Titel 1 waren von den bewilligten 3 000 000 Mark aus dem Ucker- weisungssteuerfonds nur 2 419 681 Rtark 89 Pfennig, dem nach 580 318 Mark 11 Pfennig weniger erforderlich. Nach Titel 3 des Rechenschaftsberichtes waren zur Deckung der Matrikularbeiträge 85 344 200 Mark bewilligt. Ter tat sächliche Aufrvand beziffert sich aber auf 85 708 975 Mark, also 364 775 Mark mehr, so daß hier eine Etatüberschrei tung in dieser Höhe cingctrcten ist, die der ständischen Ge nehmigung nachträglich bedarf. - —* Der Bericht über die Königliche Kunstgewerbe- schnle und das Kunstgewerbemuseum für die Jahre 1903- 1904 und 1904-1905 beginnt mit einem Abschiedswort an den verdicnstreichen Direktor Herrn Gehcimrat Hofrat Pro fessor Graff, der Ende September 1905 in den Ruhestand trat. Seit Michaelis 1904 ließ man die Semestereintcilung des Unterrichtes fallen und führte Jahrcskurse ein. Die Schuljahre laufen von Oktober bis Juli. Da die Vollendung des Neubaues nahe bevorsteht, ist der Umzug der Vorschule für Ostern 1906, der Hauptschule für Michaelis geplant. Auch eine Abteilung für Schülerinnen soll eingerichtet wer den. Auch der Neubau des Kunstgewerbemuseums ist nahezu vollendet. Zur Schonung der auszustellenden Gegenstände, um Sck)ädigungen in feuchten Räumen zu verhüten, ist der Museums-Umzug auf den Sommer 1907 festgelegt. —* Wieder ein „Klosterskandal". Eine ungeheuerliche Geschichte erzählte der sozialdemokratische „Pravo Lidu" in Prag (31. Dezember 1905), eines der gemeinsten Skandal- und Lügcnblätter Oesterreichs. Danach sollen die „Barmherzigen Schwestern vom heiligen Karl Borromäus" an den weiblichen Häftlingen der königlichen böhmischen Landcs-Ztvangsarbeits- und Besserungsanstalt zu Kostenblatt (Böhmen) (19 jugendliche und 81 erwachsene) geradezu wahnsinnige Scheußlichkeiten verübt haben. So sollen die Frauen bis zu 200 Hiebe mit einer Karbatsche er- halten haben, angeblich wurden den Häftlingen eiserne Bir nen und Pfeffer in den Mund getan, die Haare wurden ihnen ausgerissen und Kinder sechs Stunden lang in Eisen gelegt (vergl. „Amtl. Anz. für Königstein", 12. Januar). Wie wir der „Apologetischen Rundschau" entnehmen, ver- anlaßte die Zentralauskunftsstelle den Vorstand der königl. böhmischen LandeS-Zwangsarbcits- und Besserungsanstalt, die ganze Sache der k. k. Staatsanwaltschaft in Prag zu übergeben. Diese veranlaßte nun den „Pravo Lidu", die Geschichte „vollständig zu wider- rufen", was auch das sozialdemokratische Blatt in seiner Nummer 22 vom 23. Januar tat. Wir sehen daraus, wie frech gelogen wird. Leider sind die katholischen Ordenspersonen zu nachsichtig mit sol- chcn Verleumdern. Würden die Angegriffenen sofort das Gericht zu Hilfe rufen und auf der Bestrafung bestehen, so möchte es den Verleumdern nicht mehr gelüsten, ihre Un wahrheiten in die Welt zu setzen. —* Im gestrigen Leitartikel eines hiesigen Blattes wird die Behauptung aufgestellt, daß in der Verhand lung gegen den StudentenleBeau wegen Ent- führung einer Minderjährigen, von der auch wir Notiz ge- uoinmen haben, der Verhandlungsleiter, Herr Landgerichts- dircktor B., dem Angeklagten gegenüber sein Befremden ausgedrückt habe, daß er sich mit dem Vater seiner Verlobten nicht geschlagen hatte, denn den Verhältnissen nach wäre ein Duell am Platze gelvescn. — Sollte Lies wirklich auf Wahr heit beruhen, so hätte der Herr Landgerichtsdirektor sich also tatsächlich darüber gewundert, daß der Angeklagte le Beau sich keiner Gesetzesverletzung schuldig gemacht hätte, denn es muh dem Herrn Landgerichtsdirektor doch bekannt sein, daß in Deutschland das Duell bei Strafe verboten ist. Aller dings böse Beispiele verderben gute Sitten. Wenn der Herr Reichskanzler im Reichstage eine Lanze für das moderne Faustrecht bricht, dann glauben auch andere ein Recht zu besitzen, es für fair zu halten. Unser Standpunkt zur Duellfrage ist hinreichend bekannt und es ist hohe Zeit, daß dieser Blödsinn, Duell genannt, energisch bekämpft wird. —e. —* DaS seit einiger Zeit geschlossene Cass Union wird umgebaut und in seine Räume zieht das Wein restaurant Malepartus, jetzt neben Viktoriahaus. ein. —* Dienstbotenball. DaS Programm der humori stischen Einzelvorträge für den am 2. Februar in den Räumen des Vereinshauses stattsindenden Dienstbotenball enthält eine Fülle heiterer Nummern. So wird Herr Bayer als lustiger Wiener Fiaker auftreten, Herr Gensch trägt „Willis 16. Geburtstag" vor und Frl Krüger wird heitere Gedichte von Lessing und Baumgart rezitieren. Frau Kronthal singt ein lustiges Couplet: „Das ist der Punkt, um den sich alles dreht" und Frl. Martini und Herr Aigner singen Reinhardts Duett auS dem „süßen Mädel". Dann folgt Heinrich Platzbeckers geblasene Pan tomime „Die Liebe in der Küche", „Zigeunertanz" von Nachiz, gespielt von Herrn Emil Steglich, und eine Fantasie für Körnet ü, Piston auS der Oper ,,G' Jlka" sowie ein Vortrag des ertrunkenen Trompeters an der Katzbach von Paul Wiggert. —* Einen recht interessanten Vortrag über „Die Möglichkeit des Menschenflugs" hielt am Dienstag, den 30. Januar, iu der wissenschaftlichen Vereinigung „KoSmoS" der Vorsitzende derselben Herr Patent-Anwalt Cchörke. Der Redner gab in knappem Umriß eine Geschichte der Luft schiffahrt um des Griechen DaidaloS Zeiten an. Wie auf fast allen Kulturgebieten war auch hier wieder ein Mitglied der Gesellschaft Jesu Bahnbrecher: Der Jesuitenpater Lana konstruierte 1670 den ersten beachtenswerten Luftballon. Dann kamen Montgolfier. Charlier, Tißandirr und die Pariser Ballonfahrten um1871; länger verweilteHerr Schörke bei Andres unglücklicher Nordpolfahrt. Alles wurde durch zahlreiche klare Lichtbilder illustriert, besonders interessant war die Erklärung der verschiedenen ssuber ausgeführten Modelle, wobei sich die Dresdner Luftschiffer Herren Beckert und Lamme! beteiligten. Der humoristisch und philosophisch gewürzte Vortrag fand bei den zahlreichen Herren wärmste Aufnahme. —* Tie Beamten der D r e s d n e r W a ch - und Schlicßgcsellschaft haben während des Jahres 1905 folgende Tätigkeit entfaltet: Die Feuerwehr wurde fünfmal requiriert, 21 Brände verschiedener Art von den Beamten selbst gelöscht: viermal wurde bei polizeilichen Festnahmen Hilfe geleistet, Samariterdienste achtmal aus- geübt, 20 Obdachlose ans Grundstücken herausgewiesen, 29 mal Gashähne offen vorgefundcn, 1903 mal Licht bren nend vorgcfunden, 517 mal Pferde angebunden und aus gefährlicher Lage befreit, 6752 offene Türen geschlossen, 729 mal Heimkehrenden die Türen geöffnet, 1040 mal Fabriken und Lager offen vorgesunden, 1011 mal offene Fenster vorgefunden, Wasserleitungen fanden sich 56 nicht geschlossen vor, 16 mal wurden Wasscrlcitungsrohrbrüche entdeckt, der Polizei wurden zwei Einbrecher, ein Brotdieb, ein Kolhendieb. ein Holzdieb und ferner 27 Personen über geben, 295 mal wurden Schlüssel steckend vorgefunden; ge funden wurden ein Hut, zwei Pelze, ein Nohrstock mit sil bernem Griff, zwei Schirme, ein Paket Stoffmuster, ein Paar Ledcrschnhe, ein Damentaschc und eine Uhr mit Kette. ! Leipzig, 31. Januar. Im großen Festsaale des Zen- traltheaters fand heute eine vom liberalen Verein zn Leip zig einberufcne stark besuchte Versammlung statt, in der Dr. Theodor Barth-Berlin über die Reform des sächsischen Land- tagswalhrechtes sprach. Die Versammlung, in der Ver treter fast aller politischer Parteien als Dcbatteredner auf traten. nahm einen ruhigen Verlauf. Zum Schlüsse wurde eine Resolution angenommen, in der die Einführung des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts als das wichtigste politische Ziel bezeichnet wurde. — Der Auf sichtsrat der Leipziger Jmmobilicngcsellschaft hat beschlossen, der für den 17. Februar cinzuberufenden Generalversamm lung die Verteilung einer Dividende von 9 Prozent, wie im Vorjahre, vorzuschlagen. — Vom Leipizger Landgericht wurde heute der Redakteur der „Lcipz. Volksztg." Heinig wegen Beleidigung des Gcmeindcvorstandcs Richter in Postitz zu 100 Mark Geldstrafe verurteilt. Heinig hatte den Gcmeindevorstand „vorsintflutlich" genannt, und die Amtshanptmannschaft hatte deshalb Strafantrag gestellt. — In einem Grundstücke am Brühl sind gestern in einer Nauchnxwenniederlage infolge Uebcrhcizung eines Ofens Felle im Werte von 10 000 Mark vernichtet worden. Wurzen. Die neuen Halbmarkstücke werden von Falschmünzern nachgemacht und anscheinend in größerer Menge in Umlauf gebracht. Da ja auch die echten Stücke alle scharf geprägt und neu sind, fallen die falschen umso weniger auf. Sie sind ein wenig dunkler und fühlen sich fettig an. Leipzig. In der bekannten Rauchwarenhandlung von Erker brach Feuer aus infolge der Uebcrheizung eine» Ofens. Durch Vernichtung von wertvollen Fellen entstand ein Sibaden im Betrage von etwa 10 000 Mk. Verein-Nachrichten. 8 Dresden. Das katholische Kasino beging am Sonn tag, den 28. Januar, im großen Saale des> katholischen Ge-