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Sächsische Volkszeitung : 28.04.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190604289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19060428
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19060428
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-04
- Tag 1906-04-28
-
Monat
1906-04
-
Jahr
1906
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 28.04.1906
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holten. Eine längere Debatte entstand beim Kapitel Rechts weg. die Vorlage »vill den Rechtsweg für alle Fragen der Dienstbeschidigung ausschlicßen und darüber das Kriegs Ministerium allein entsckzeiden lassen. Berichterstatter Erz berger (Zentr.) wünscht, daß doch höhere Rechtsgaran- lien gegeben würden, eine Verwaltungsbehörde entscheide nach dem Entrvurf endgültig. Schiver sei nur, eine gute Lösung zu finden; man könne zunächst an das Reichsmilitär gericht denken, aber dann erhalte man neben der Militär strafprozeßordnung noch eine Militärzivilprozeßordnung und das wünsche er nicht. Anders würde es sein, wenn ein unabhängiges Kollegium mit Richtergualität im Kriegs- Ministerium mit der Endentscheidung beauftragt werde. Die Vertreter der Militärverwaltung lzalten eine solche Rege lung für überflüssig, da jetzt schon mit aller Sorgfalt ge prüft werde. Singer (Soz.) stimmt dem Hauptbedenken des Abgeordneten Erzberger zu, nur will er die Landgerichte selbst mit der Entscheidung beauftragen. General Ballet de Baues erklärt den Vorschlag Singers für ganz unan nehmbar. Tr. Spahn (Zentr.) tritt für den Antrag Erz berger ein: sonst könne man gegen den Fiskus uneinge schränkt klagen (nach Erfüllung gewisser Voraussetzungen), hier aber werde das Klagerecht sehr eingeengt! Der An trag Erzberger gebe doch erhöhte Nechtsgarantie. Sehr nächtig sei. das; ein Kollegium entscheide statt der Einzel personen. Freiherr von Nicht Hofen (kons.) und Graf Oriola (nat.-lib.) sprechen sich gegen den Antrag Singer aus, den Dr. Südeknm verteidigt. Tr. Mugdan (freis. Volksp.): Der Vorsckstag der Regierung sei ein Ausnahme gesetz. Ter Antrag des Zenternms fand niit 14 gegen 10 Stimmen Annahme. Es folgt der Artikel betreffend Rück wirkung des Gesetzes. Berichterstatter Erzberger (Ztr.). Aus prinzipiellen lind finanziellen Gründen müsse er sich gegen die Rückwirkung aussprechen, noch nie habe man eine jolck)e vorgenommen! Weshalb nun hier eine Ansnahme? Nachdem aber durch die Vorlage bei den Kriegsteilnehmern große Hoffnungen erweckt worden seien, wolle er die Rück wirkung für die Kriegsteilnehmer nicht ablehnen: aber dann iniüßten auch alle Kriegsteilnehmer berücksichtigt werden, nicht wie jetzt, daß die Beamten der HeereSvertvaltnng sznm Beispiel Zahlmeister) ausgeschlossen seien: er beantrage des halb, die Rückwirkung auf die Beamten der Heeresvertval- tnng anszndehnen. Tie allgemeine Rückwirkung koste 17 Millionen Mark: diese Summe sage genügend. Gras O r i o l a (nat.-lib.) sprach sich trotzdem für allgemeine Rückwirkung ans. Tie Kommission beratet am Freitag weiter. — Ans parlamentarisckien Kreise.', schreibt man uns: ..Vertuschung und Verschleierung scheinen die offiziellen Federn als erstes Prinzip anzusehen: sonst wenigstens wäre ihr Verhalten in der Frage der Erkrankung des Reichskanz lers gar nicht erklärlich. Was jeder Kundige in der Wil de!msstraße seit drei Wochen weiß, sucht man dem Volte vorznentlzalten. Tatsackze ist leider, daß eS mit dem Fürsten Bülow nicht so gut steht, wie wir s"lbst es am meisten hosken. Ter tiefe Ohnmachtsanfall nxrr eine leichte Embolie, die Verstopfung eines Gefäßes durch ein hinderndes Blutgerinnsel: daher auch die plötzliche Blutleere im Gesicht des Kanzlers und das heftige Arbeiten des Herzens, als er bewußtlos ninsank. Wir sprachen dieser Tage mit einem dem Fürsten Bülow nahestehenden Herrn: der Kanzler lzatte noch keine einzige Unterschrift seit seinen: Ohnmachtsanfatl geleistet. Wenn nur Uebermüdnng Vorgelegei: hätte, wie anfangs offiziös mitgeteilt wurde, so hätte man ihn nicht wochenlang im Bett gehalten. Tas deutsche Volk bat aber doch ein Anrecht, zu wissen, wie es mit seinen: Reichskanzler steht. Fürst Bülow hat in allen Volksschichten so große Shmpathie »nd so viele Bewunderer seiner Arbeits leistung, daß diese auf ein ungeschminktes Urteil Anrecht haben. Warn::: gibt man also nicht endlich zu, daß der Zu stand des Reichskanzlers nicht so ist, wie wir eS wünschen? Es ist in den letzten Tagen viel darübe'7 geschrieben worden, wie sehr der Reichskanzler überlastet sei, uiw inan hat nach de» Ursachen der Ueberlastnng gefragt. Hierbei hat auch ein Abgeordneter in Ihrer gesck)ätzten Zeitung darauf hin gewiesen. daß die häufigen Besuche d"s Kaisers im Neichs- kanzlerpalais und die sich daran knüpfenden Spaziergänge in: Garten eine übertriebene Inanspruchnahme des Kanz lers bedeuten. Demgegenüber schreibt nun eine offiziöse Feder: „In dieser Beziehung zeigt sich allerdings ein ganz besonderer Mangel an Sachkenntnis und richtiger Beurtei lung der Lage, denn gerade diese zwangSlosen Besprechun gen legen dem Kanzler, der ein Frühaufsteher ist, nicht nur keine Beschwerlichkeit auf, sondern sie ermöglichen es ihn: im Gegenteil, in zN'angloser und leichter Weise die engen Be ziehungen zum Kaiser ansn'chtzilerhalteii, die im Interesse der allgemeinen Staatsverwaltung durchaus wünschenswert sind. Wir Nüssen ans dem eigenen Munde des Reichskanz lers. daß er diesen Spaziergängen die höchste Wichtigkeit l-rimißt und sie als einen sehr Nächtigen Staatsdienst und keineswegs als eine Nepräseiitgtionsprlicht betrachtet. Eine Aendernng in dieser Beziehung würde der Reichskanzler kei neswegs als eine Erleichterung seiner Arbeiten, sondern nur als eine Schädigung der Staatsinteressen betrachten.' Alles zutreffend und doch unrichtig. Selbstverständlich legte der Fürst den deutbar größten Wert auf diese tägliche,: Unterredungen: aber es wäre ihm lieber gewesen, sie würden gar nicht notwendig sein. In diesen Unterredungen fällt nämlich den: Reichskanzler die schwere Arbeit zu, so manch-' gewagte Idee z» beseitigen und in: Keime zu ersticken. Hätte der Reichskanzler hierzu nicht seden Tag Gelegenheit, so könnte sich recht Schlimmes entwickeln, und deslmlb legt Fürst Bülow mit Recht so hohen Wert auf diese Unterredun gen, die ihn sehr nnstrengen und viel kostbare Zeit in An spruch nehmen. Fürst Bülow leistet hierdurch dem denk scheu Volke Dienste, die erst in später Zeit einmal in der breiten Oeffentlichkeit bekannt werden. —Wenn in der offi ziösen Presse aber gleichfalls behauptet wird, daß der Reichs kanzler pon Repräsentationspflichtcr: nicht mehr als nötig in Anspruch genommen werde, und daß ilnn jederzeit unbe- nonmien gewesen sei, sie abznlehnen, sobald sie mit seinen amtlichen Pflichten in Widerspruch ständen, so trifft das nicht zu. Ter Außenstehende vermag freilich nicht mit mathematischer Sicherheit zu betveisen, daß die Anwesenheit des Reichskanzlers bei dieser oder jener DenkmalSent hüllung, bei einer Automobilwettfahrt oder einer Regatta unbedingt überflüssig ist, zumal da der Kaiser schon wieder holt Plötzliche Entschlüsse von politischer Tragweite bei un vorhergesehenen Anlässen gefaßt hat. Auch vermag man ebenso wenig den Reichskanzler zu widerlegen, lvenn er er- klärt, daß die Uebernahme von Repräsentationspflichten in den: bisherigen Unifange ihn nicht über Gebühr belaste. Aber nichtsdestoweniger bleibt es Tatsache, daß der ruhige Fortgang der Staatsmaschinerie leidet, wenn der oberste Beamte des Reiches sich, wie es unbestreitbar der Fall ist, den Gesckzäften nicht mit der nötigen Sammlung widmen kann, sondern seine Tätigkeit zum großen Teile in allerlei höfische Beschäftigungen zersplittern muß." — Ter italienische Botschafter Graf Lanza hat sich im letzten Augenblick noch bewegen lassen, auf seinem Posten zu bleiben. Von allen Freunden herzlicher Beziehungen zwischen Deutschland und Italien wird diese Nachricht mit großer Freude vernommen lverdcn, da Graf Lanza infolge des Ansehens und Vertrauens, das er sowohl in Deutsch land wie in Italien genießt, imstande ist wie wenig andere, die guten Beziehungen zwischen beiden Staaten zu rinter- k-alten und zu fördern. — Johannes Adolf Bertram, Bischof von Hildesheim. Das Domkapitel wählte am Donnerstag den Doinkap.tular und Kapitelsvtkar Di. ttiool. ok jnr. ean. Adolf Bertram zun: Bischof von HildeSheim. Er ist als Sohn des Kaufmanns Johannes Bertram am 1-1. März 1859 zu Hildesheim geboren. Nach Absolvierung der Gym- nasialstudien am Josephinum tu Hildeshcin: studierte er 1877—1881 Theologie in Würzburg. Am 81. Juli empfing er die Priesterweihe. Mit größtem Eifer oblag er den gelehrten Studien, huldigte aber auch der gemüt lichen Seite des Studentenlebens als Mitglied des wissen schaftlichen katholischen Studentenvereins „Unilas", in deren Reihe er manches frohe Burschenlied mit dem jetzigen hoch- würdigsten Apostolischen Vikar des Königreichs Sachsen, Prälat Dr. Schaefer, sang. Um sich zur Promotion in der Theologie noch weiter vorzubereiten, ging er Michaelis 1881 nach Innsbruck und von da nach Rom. Als Kaplan an der deutsch - österreichischen Nationalstiftung St. Maria dell'Anima studierte er kanonisches Recht in der juristischen Fakultät des Kollegium Germanicum. Nachdem er sich den Doktorhut in Theologie und Kirchenrccht erworben, kehrte er in seine Heimat zurück. 1890 wurde er Dom kapitular. Bewandert in allen Zweigen der Diözese,n- Verwaltung wurde Domkapitular Dr. Bertram am 1. Mörz 1905 durch dos Vertrauen seines Bisäofs zun: Genercl- Vikar ernannt, bis er nach dessen Tode am 18. Dezember 1905 die vorläufige Leitung der Diözese übernahm, die nun ganz auf itm übergegangen ist. — Zum „Full Römer". Gegenüber der Absicht, de:: Liz. Römer zu einer neuen Probepredigt auszuforderu, hak das rheinische Konsistorium folgende Eröffnung gemacht: „Nachdem der gegen die Wahl des Liz. Römer erhobene Ein spruch endgültig für begründet erachtet worden ist, scheidet der (Genannte rechtlich ans der Zahl der wahlfähigen Be werber um die gegenwärtig zu besetzende Stelle aus. Sollte er trotzdem znn: zweiten Male geivählt werden, so würde seine Wahl, auch ohne daß ein Einspruch dagegen erfolgte, für ungültig erklärt werden müssen. Auch würden wir als dann zu erwägen haben, ob nicht mit Rücksicht darauf, daß eine zweiinalige Wahl zu keinen: Ergebnis gefübrt hätte, das Recht der Besetzung der Stelle an das KirchenregiinenL übergegangen sei." Hierzu bemerkt die „Kreuzzeitg.": „Diese Entscheidung gründet sich allerdings nur ans die Probepredigt, doch kann diese nicht ungeschehen gemacht werden, außer etwa, Herr Römer widerriefe in einer zwei ten Probepredigt alles, tvas in der ersten AergerniS erregt bat. Dieser Widerruf ist nicht zu erwarten, wird selbstver ständlich auch von den Anhängern Römers für ausgeschlossen gehalten. . . . Die grundsätzliche und endgültige Entschei dung der obersten Kirchenbehörde ist gefallen, Herr Römer ist danach kein wahlfähiger Bewerber um die Ne:nsck>eider Stelle, und seine Wiederwahl tväre ungültig." Bei der Rcichotagöersalrwnhl im Wahlkreise Hessen 4 (Tarnistadt-Großgerau) erhielten, wie wir gestern mitteil ten, Stein (nat. lib.) 10 820, Korell (freis.) 5828 und Bert- hold (Soz.) 18 855 Stimmen. Es findet mithin StWvahl zwischen Stein und Berthold statt. — Bei der Wahl 1908 erhielt der Sozialdemokrat Erainer 14 144 Stimmen, die gegnerischen Parteien vereinigten ans ihren Kandidaten 18 401 Stimmen. Bemerkenswert ist, daß die sozialdemo kratischen Stimmen wieder einen kleinen Rückgang erlitten haben, nachdem die Stimmen der bürgerlichen Parteien um mehr als 2000 gewackstei: sind. Ter Wahlkreis Darin stadt dürfte den Genossen in der Stichivalst verloren gehen; daß ist der erste Erfolg der Radikalen deS „Vorwärts", die dein seitherigen Abgeordneten Erainer seinen Hofgang nun so sehr cmgekreidek kzaben! Nur immer so zu! Zu den ungeheueren Etatsüberschrcstungen in den Kolonien und den Erörterungen im Reichstage schreibt selbst die koloninlfreundliche „Nat.-Ztg.": „Im Reichstage machte gestern znnäclstt der Abgeordnete Erzberger einen Teil jener Drohungen nxihr, die er tvährend der Ferien vor seinen Wähler» im schväbischeu -Oberkandc allsgestoßen batte. Es liandelte sich uni die Erledigung der Nechnnngsiibec- sichten ans den Sckmtzgebieten für das Jahr 1908, bei denen allerdings verschiedene reckst erhebliche EtatSüberschrcitun- neu zu beanstanden nxiren, und nickst nur diese Ueberschrei- tnngen selbst, sondern vielfach auch die hierzu gegebenen Erläuterungen nnd Begründungen. Am meisten fällt bei diesen Rechnungen ans, wie die Kosten der Ausrüstung, des Umzugs, namentlich auch die Dienstreisekoster: im Vermal- tnngsgebiet selbst überschritten werden und zwar in Schutz gebieten und in Jahren, die von Unruhe:: durck-aus nickst be einträchtigt erscheinen. In Kamerun sind statt der etat mäßig angesetzten 177 000 Mark nicht weniger als rund 800 000 Mark ans diesen Titel verausgabt." — Dieses Blatt bat sich bisher gegen jede Kvlonialkritik gesträubt; jetzt muß es selbst zugestehen, daß es so nickst mehr weiter gehen kann. Wir wollen sehen, ob im kommenden Jahre die Überschrei tungen nlin geringer sind! — In der Donnerstags-Sitzung der Berliner Stadt- vcrordneten gab Vorsteher Dr. Langerhans in warmen Worten der tiefsten Teilirahme Ausdruck, die die Berliner Stadtverordneten für die Bevölkerung in Italien und Ame rika wegen der Katastrophen am Vesuv und in San Fran cisco empfindet. Der Oberbürgermeister möge den Bot schaftern Italiens und Amerikas Mitteilen, daß die Stadt verordneten tiefste Teilnahme empfinden nnd mitzuhelfen sich fiir berufen und verpflichtet halten. — Bei den württembergischen Landtagsersatzwahlen wurden gewählt in Ellwangen-Stadt: Landgerickstsrat Wal- ter (Zentr.) mit 671 Stimnwn gegen den ReichLtagsabgc- ordneten Lindcnmann (Soz.), der nur 20 Stimnien erhielt; im Oberamt Marbach erhielten Ncichstagsabgeordneter Wolfs (Bauernbund) 2649, gegen Schultheiß Maulick (deutsche Partei) 1464), Haißt (Soz.) 343 Stimmen; Wolf ist somit gewählt. — Der Verband der katholischen kaufmännischen Ber einigungen Deutschlands hält, wie das Verbandsorgan, die „Merkuria" mitteilt, seine diesjährige Generalversammlung am 10., 11. und 12. August in Barmen ab. Der Verbind hat bereits über 17 000 Mitglieder. — Ter „Dorivärts" veröffentlicht einen Aufruf an die Arbeiter aller Länder, am 1. Mai nicht zu arbeiten, sondern eine Kundgebung zu veranstalten. Ter Aufruf ist unter zeichnet: „Tas internationale sozialistische Bureau. Das Exekutivkomitee (Belgien)." Oesterreich-Ungarn. — Die „ungarischen Wahlen" standen von jeher in einen: üblen Rufe: seit Banffy denkt man bei diesem Warte immer auch an Sckstvindel, Betrug, Vergewaltigung, Blut und Tote. Es scheint, daß die ersten Wahlen, die im Zeichen der Koalition stattfinden, also unter einem Regime, an dem die ganze Opposition von ehcnials beteiligt ist, womöglich noch alles bisher Tagewcsene überbieten sollen. Es sind kann: zwei Wochen seit der Ausschreibung der Neirwahleu verflossen und schon wiederhallt Ungarn vom Lärm der ent fesselten Leidenschaften. Zwei Tote bedecken bereits die Walstatt, ehe genählt ivnrde. In Oberungarn wurde ein Wähler der Verfassnngspartei von Slovaken aus Empörung über an ihnen verübte Geivalttaten erschlagen, im Araber Bezirk wurde von der rumänischen Bevölkerung, die von den magyarischen Machthabern zur Verzweiflung gebracht wurde, ein Hauptagitator der Koalition ermordet. Blutige Zusammenstöße und Raufereien tverdcn aus einer Reihe von Wahlbezirke,: gemeldet. In Stanwfen, wo einst unter Banffys Geivaltregimc die Slovaken heldenmütig für den Kandidaten der VolkSlxirtei kämpften und die unglaublich sten Drangsalierungen erduldeten, wollte die über den An schluß der Volkspartei an den magyarischen CkzanvinismuS erbitterte Bevölkerung den Kandidatei: der Volkspartet Kubinyi gar nicht reden lassen; erst unter den: Schutze der Gendarmerie konnte er seine Kandidatenrede holten; nach her wurde er und sein Anhang mit einem Steinhagel von der: Ortsbewohnern „hinausbegleitet". Natürlich klagt man jetzt magyarisclzerseits über „Panslavisnms". Frankreich. — Der Ausschuß der Unternehmer bewilligte eine Mil lion Frank für Prozesse, toelche die Unternehmer, die ihre Arbeiter wegen des Aufstandes am 1. Mai entlassen wollen, eventuell zu führen Habei: werden. Präsident Falliäres empfing die Vertreter der Großindustriellen, welche sich über die äußerst sckiwierige Lage beklagten, die ihnen durch die Umtriebe deS Arbeitersyndikates bereitet werde. ME and. — Ter Stadtrat von Petersburg beschloß am 26. d. M., den Arbeitslosen nach Möglichkeit zu Hilfe zu kommen. Ec warf eine halbe Million fiir öffentliche Arbeiten aus, ist jedoch nickst im stände, Arbeitei: von größerem Umfange vor znnehmen, weit der Stadthauptmann alle größeren Ar beiten in den Straßen unter der Begründung verweigert, sie könnten bei der Eröffnung der Duma zum Bau von Barrikaden verwendet werden. — Bei der Wahl der Wahl männer für die Reichsduma siegte in Warschau die Liste der polni'ch-national-demokratischen Partei. — lieber den letzten blutigen Zusammenstoß zwischen den mariawitischen Sektierern und den Katholiken in dem Dorfe Leszno bei Warschau bringen polnische Blätter jetzt nähere Einzelheit-'n. Etiva 8000 Katholiken ans der Um gegend ver'animelten sich in den: Dorfe Zaborowa und zogen von hier mit einer Eskorte voi: 100 berittene:: Bauern, eine kirchliche Fahne an der Spitze, unter Führung des Pfarrers Mystkowski von Zabcrowo, des erzbischöflichen Delegierten Hübner, der Geistlicl-en Szczncki, Zawada und des Kapnzinerpaters Felix Sadowski, fromme Lieder sin gend. na chL-eszno, um die von den Sektierern besetzt gehal tene Kirche für die Katholiken wieder in Besitz zu nehmen Als der Zug Leszno erreicht hatte, kamen die Sektierer ihn' mit einer Fahne entgegen und neigten diese zum Zeichen der Begrüßung doch lauerte dahinter Tücke und Verrat. In welcher Absicht kommt ihr zu uns? fragte einer von ihnen. Wir bitte,: um Herausgabe der Kirchcnschlüffel erwiderte der erzbisckPfliche Delegierte Hübner, ich bin zu diesem Behufs hierher entsendet worden. Als Entgegnung hierauf und ohne hierzu von den Katholiken irgendlvic her- ausgefordert zu sein, begannen nun die Sektierer vom Kir- chentnrm, von den benachbarten .Häusern, aus allerhand Verstecken, Gräben usw. mit Revolvern. Gewehren, Mör sern »sw. ein heftiges Feuer auf die Katholiken. Unter den Kugeln fielen zuerst der Kapnzinerpater, der erzbisckzöfliche Delegierte Hübner nnd der Geistliche Szczncki, sodann meh rere andere Katholiken.. Die Katholiken wandten sich zur Flucht, und nur ein Teil blieb zurück, um sich der Verlvun- deten anzunehmen. Jetzt gingen die Sektierer zum Angriff mit dicken Knüppeln und Stangen über und schlugen blutig, wen sie erwischten. Die Zah-l der Opfer stellt sich wie folgt dar: Pater Felix trug von Mörserkugcln fünf Wunden da von, Pfarrer Mystkowski. der 46 Jahre Priester und 16 Jahre Pfarrer in Zaborowo ist, erhielt einen Schuß in die Hand und erlitt ferner Zertrümmerung der Schädeldeck: und mehrere Rippenbrüche. Der Delegierte Hübner trug eine Schußwunde am Halse und am Kopfe davon, sowie Wunden von Stockschlägen am ganzen Körper. Der Geist liche Szczncki wurde an den Hüften von einer Kugel ver wundet nnd am ganzen Körper blutig geschlagen. Der Fah nenträger würbe an Ort nnd Stelle totgeschlagen, der Kreuzträger wurde sterbend in ein Hospital gebracht, eine große Zahl Katholiken trug ferner schwerere und leichtere
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