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15 Der 19. Psalm. Gottes Herrlichkeit (kebod, gloria), wie sie sich offenbart in der Welt, die er geschaffen und in dem Gesetze, das er Mose gegeben, das ist der erhabene Gegenstand dieses für die Ausführung durch den ganzen, vollstimmigen Chor (lamnazeach, rö teLos) be stimmten Liedes Davids. Zum Himmel schaut der fromme Sänger auf, zu dem hellen, blauen, leuchtenden Tageshimmel, von welchem die Sonne ihre Strahlen auf die Erde fallen lässt. Der erzählt ihm (sapar), wie gross, erhaben und anbetungswürdig der Schöpfer ist. Er blickt hin in der Nacht an das mit Sternen besäte Firmament (raqijä), das zeigt ihm an (nagad), welche grosse, unzählbare Werke die allmächtige Hand (jad) des Ewigen geschaffen (v. 2.). Diese Erzählung, diesen Bericht, diese Sage (omer) von dem verborgenen Gott bricht niemals ab. Sie strömt (nabä) von Tag zu Tag, von Nacht zu Nacht hin durch das Weltall, laut, vernehmlich und verständlich, wie heller Saitenklang (qav, Schnur, Saite, Saitenklang) (v. 3—-5.). Der beredteste Erzähler von Gottes Herrlichkeit ist aber die Sonne. Sie geht auf, sie tritt hervor 'in ihrem Glanze, ihrer Pracht, wie ein geschmückter Bräutigam (chathan). Sie läuft ihren Weg dahin unbehindert, ungestört, in hoher, heller Siegesfreudigkeit, wie ein starker Held (gibor), dem der Kampf eine Lust ist, weil er weiss, dass ihm Niemand wider stehen kann. (v. 6. 7.). • Was aber die Sonne im Reiche der Natur, das ist im Reiche des menschlichen Lebens, Denkens, Fühlens und Wollens, das göttliche Gesetz. Es ist die Leuchte des innern Menschen, die Sonne der Vernunft. In ihm offenbart sich uns eben so wie in der Natur der himmlische Vater, der uns nach seinem Ebenbilde schuf und uns das innere Auge des Geistes verlieh, ihn zu erkennen und seinen heiligen Willen zu verstehn.