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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.06.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190206011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19020601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19020601
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-06
- Tag 1902-06-01
-
Monat
1902-06
-
Jahr
1902
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.06.1902
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demiix. tt- '68lLNä: klsi'k. t. gsn? »Isi-Ic. llk 6»xea- i ckis Ver- Lekrpllickt k-LlI cker Linscdlu8s slexendeit :tc. ^11« 1. Lage ig, verwaltete Ist. zur Auf- >d erkläre s, unxen: p. ckskr. r4Vo!t, p»8. übar) n«. iUieiioe. 2. MW W LeWl ÄBatt NS Uzeilier Nr. 2?3, ZoNlU, I. Z'.m !SS2. Die berliner Kunstausstellungen, i. Die Führer »es Impressionismus. Ihr Gepräge erhält die diesjährige SecessionSauSstellung dadurch, daß die Führer deS Impressionismus ihre Tendenzen und ihre Auffassung von den Aufgaben der Kunst so rück sichtslos und scharf zum Ausdrucke gebracht haben, wie nie zuvor. Wohl sind ihre Ideen auch früher schon wiederholt deutlich hervorgetreten, aber diesmal bilden ihre Arbeiten eine geschlossene Gruppe, die durch die Aufrichtigkeit ihres künst lerischen Bekenntnisses beherrschend wirkt. Eine Aufrichtigkeit ist der andern Werth; die Beurtheilung dieser Werke ist für die Beurtheilung der diesjährigen Berliner Ausstellungen entscheidend. Liebermann hat einen „Simson und Delila" ausgestellt. DaS ist eines von jenen Themen, die in der Kunstgeschichte unsterblich sind und bleiben, weil sie Erlebnisse des Menschen, des Künstlers, der Nationen wiederspiegeln, die sich immer wiederholen, immer in neuer Form und unter neue» Be dingungen und doch immer im Wesenskerne gleichartig. Immer wird eine siegreich vorstürmende junge Generation den kühnen David feiern, der den ungeschlachten barbarischen Goliath erschlägt*); jeder Künstler, ja jeder, „wer immer strebend sich bemüht", bat seine Versuchung des heiligen Antonius auszuhalten; und in jedem Helbenleben kehrt der Augenblick wieder, da die offene vertrauende Kindesseele des Helden von der lauernden List beschlichen wird, vielleicht auch ihr gegenüber sich schwach erweist und dann seinen Fehl helden haft büßt und sühnt. Das ist der ewig lebendige Kern, der heut wie vor Jahrhunderten „moderne" Gehalt der Ge schichte von Simson und Delila." Erinnern wir uns, wie Rubens sie behandelt hat. Rubens hat nicht allzuviel Sion für geistiges Heldenlhum; aber wenn wir sehen, daß ein halb Dutzend starker Männer mit Fäusten und Waffen den aufgefahreneu Simson bearbeiten und ihn doch kaum bändigen können, so begreifen wir, daß dies eine außerordent liche Krastnatur, ein Niese ist. Die schöne Delila aber (denn sie ist verführerisch schön) blickt diesem gewaltigen Ringen ganz gelassen, ja lächelnd zu: sie weiß, daß alle Anstrengung dem Hünen nichts mehr nützt, daß sie seine Kraft von ihm genommen hat. DaS ist der Sieg der Intelligenz über die Kraft, des Kleinen über den Gewaltigen, der Intrigue über den Helden — Lokis Sieg über die Äsen. So faßte Rubens, der glückliche uud geniale Erbe des ge lammten geistigen und künstlerischen CapitalS der Renaissance, die Geschichte von Simson und Delila aus. Was Hal uns nun Liebermann von diesem tragischen Momente dcS Helden- thums, von der Schwache und der Größe des Helven zu er zählen? Nichts. Sein Simson schläst und liegt schwer auf dem Beine der Delila. Wir müssen seinen Knochen und Muskeln den Helden glauben, obgleich er mehr ungefüge als stark er scheint und obgleich kein Zug uud keine Form in seiner Bil dung auf Würde, Hoheit oder Bedeutung hinweist) er sieht vielmehr in seiner Stellung einem schlafenden Eilen nicht gar unähnlich. Doch vielleicht erkennen wir ihn an der, die er liebt? Vielleicht ist diese Delila so verführerisch schön und von so feiner Intelligenz, daß wir den Ueberwundenen in seiner Besiegerin und durch sie schätzen lernen? Nichts da von: Delila ist ein gewöhnliches reizloses Modell, die mit einem starren und gezwungenen Ausdruck die erbeutete Locke bochhält und den hinter dem Vorhänge harrenden Phili stern zeigt. Man kann den Vorgang unmöglich mit geringerer Empfindung für seinen Gehalt, gleichgiltiger,« mit ärmlicherer Phantasie behandeln. Aber für Liebermann ist Phantasie ein Nothbehels, eine Ueberflüssigkeit, eine Esels brücke, er will nicht als Erfinder, er will ganz und gar nur als Maler beurtheilt sein, nicht nach dem, waS er darstellt, sondern allein darnach, wie er es malt. Gut — so sehe ich zwei höchst oberflächlich und mangelhaft durchgeführte Körper; einen Simson, dem die Haut wie ein schlotteriges Gewand über den Knochen hängt: einen Vorhang, der im Rohesten stecken geblieben ist, und einen bineinblickenden Philister, der fast eine Carrikatur genannt werden muß. Ich habe gelesen, daß dicS Bild ein „glänzendes Stück Lichtmalerei" sei; aber da das Licht nicht an sich, sondern nur an Körpern in die Erscheinung tritt, so kann ich nicht absehen, wie ein schlecht gemalter Frauenkörper da durch schön werden soll, daß von links ein grelles breites Licht (daS überdies sonst nirgends im Bilde ausgenommen wird) auf ihn fällt. Wenn Liebermann einmal geschrieben bat, daß er und seine StrebenSgenossen den „großen Ein druck" von der Natur sestzuhaltcn bemüht seien, so möchte ich vielmehr sagen, daß sein Ziel das Ungefähre ist. DaS Ungefähre der Skizze, die nur die Aufgabe hat, die Bewegungen, Formen, Farben, Lichter in den großen Hauptzüzen sestzuhalten. Aber die Erfahrung lehrt, daß eS so manchen Künstler ge geben hat, der sehr wohl eine frische und interessante Skizze anzusertigen vermochte, der aber versagte, wenn er sie zum reifen vollendeten Bilde ausgestalten sollte. Denn hier erst beginnt die eigentliche große Äufgabe, beginnen die Schwierigkeiten. Hier gilt es, die einzelne Beobachtung und Erfindung in den Kreis der Gesammtkenntnisse einzugliedern, sie durch all das Wissefl, daS der Künstler von der Natur besitzt, zu er läutern, verständlich zu machen, zu heben; hier gilt es, alle Einzelheiten von Farbe uud Licht, von Form und Bewegung im Raume zu einander zu stimmen und so auSzuglrichen, daß sie im Ganzen aufgehen und daS Ganze erklären. So mein« ich, daß Liebermann da aushört, wo die Kunst so recht eigentlich beginnt. Und nicht etwa er allein — eS ist daS geistige Princip deS Impressionismus, vor dem wir hier stehen. Man betrachte Trübner's Studien von Pferden im freien Lichte, große, breite, unvermittelt nebeneinandergesetzte Farbenmaffe». Ich bin weit davon entfernt, Studien Vieser Art ihre Berechtigung oder auch ihren Werth abzustreiten; za ich wünschte nur, daß der Maler sie endlich einmal verwerlhete und auf ihnen basirend eine * Ueber die Verjüngung dieses Themas hat Lothar von Kunowski in seinem neuen Bande „Schöpferische Kunst" interessant gehandelt wirkliche Darstellung des Pferdes versuchte. Aber tdere's ids rud — hier bleibt der Impressionist stehen: mit der Skizze, mit der Wiedergabe des Momentanen betrachtet er seine Aufgabe als erledigt; und das Momentane ist — im künstlerischen Sinne — die Unwahrheit. Bei dieser Dar stellungsweise gehen alle Feinheiten im Bau deS Pferdes, gehen die großen Flächen, die seinen Reiz nicht am wenigsten ausmachen, geht der geistige Ausdruck des ThiereS, an dessen Ergründung Jahrtausende arbeiten, verloren. Und es ist doch höchst merkwürdig, daß gerade in einer Zeit, die auf allen Gebieten den Werth der guten Arbeit wieder einzusehen und zu schätzen beginnt, gerade die Malerei ein Princip aufstellt, das gute Arbeit geradezu ausschließt und Oberflächlichkeit, Flüchtigkeit und Schnellsertigkeit der Arbeit zum Gesetze erheben will. Wie weit der Impressionis mus darin geht, beweißt Slevoigt's Porträt des Sängers d'Andrade, ein Bild, für das ich am meisten Sympathie unter allen dieser Gruppe habe, weil es mit einer gewissen persönlichen Verve gemacht ist. ES ist frei von der ent setzlichen, ja ich muß sagen: barbarischen Gleichgiltigkeit, die die anderen Künstler ihren Gegenständen gegenüber an den Tag legen; es zeigt, daß der Maler Vergnügen an dem genialen Sänger hatte, der beim Vortrage der Champagnerarie aus dem „Don Juan" dargestellt ist; und dies Vergnügen äußert sich in der temperamentvollen Auf fassung vie dem sprudelnden Temperamente des Sängers gerecht wird. Aber auch Slevoigt ist der Aufgabe aus dem Wege gegangen, diese Eingebung deS Temperaments zu einem reifen Kunstwerke auszugestalten. Welche Hände, welche Kleider, welch' ein Degen! Die Formlosigkeit gebt hier so weit, daß das Bildniß in einzelnen Partien an jene schlotterigen Karikaturen erinnert, in denen Wilhelm Busch Meister ist. Ich meine nun, daß das Princip des Nicdtausfübren- wollens nichts Anderes ist, als das Eingeständniß deS Nicht- ausführenkönnenS; oder mit anderen Worten, daß die heutige Künstlergeneration, soweit sie dem Impressionismus huldigt oder von ihm beeinflußt ist, infolge einer fehlerhaften Methode des künstleriscben Studiums fick nicht die genaue und mannigfaltige Kenntniß der Natur erworben hat, die zur Ausgestaltung eines Kunstwerks erforderlich ist, noch auch das Verständniß ver Grundsätze, nach denen sie erfolgen muß. Zu diesen Grundsätzen gehört u. A. die Deutlichkeit, von der Böcklin (Flörke p. 75) einmal spricht und die er durch das Beispiel erläutert, ein alter Hausknecht dürfe nicht wie ein junger Gott gemalt werden. Aber wenn Corinth Samuel und Saul darstellt, so schildert er den Richter als einen schmutzigen Bettler und den König als einen armseligen Schächer; »nd als Grazien stellt er uns drei häßliche und vulgäre Modelle mit stumpfsinnigem Ausdrucke vor; man beachte dabei, mit welch' robustem Griffe die Dame auf der linken Seite deS Bildes den Schleier erfaßt, den diese Grazien traditionell tragen. Daß Grazien Grazie baben sollen, ist nohl kein unbilliges oder unnatürliches Verlangen; bis zu welchem Maße von Unnatur, von Verbildung, von Verkehrung der einfachsten Vorstellungen sind wir gekommen, wenn man uns die Hüterinnen der An- mutb in dieser Form voistellen kann! So viel über die Maler, die man als die Führer der impressionistischen Richtung anzuseben pflegt. Im nächsten Bericht will ich untersuchen, wie sich daS GroS der Maler zu ihnen und ihren Auffassungen stellt. vr. Albert Dresdner. Mittheilungen aus der Aathsplenarsihung am 28. Mai 1902. Vorsitzender: Herr Bürgermeister Or. Dittrich. 1) Die Stadtverordneten haben zugcslimint: a. der Gewährung eines Beitrags zu den Kosten der 7. Jubiläunis-Fach-Ansstellniig des Verbandes selbstständiger deutscher Conditoren zu Leipzig, b. dem Ankäufe des Grundstücks Garten-Straße 68 in Lcipzig-Anger-Crotkendorf, c. dem Conto 29 „Bcrgwcrtskuxc" und einigen Positionen des Contos 10 „Wohlfahrtspolizei", 6. dem Wegfall eines Theiles der Rudolph-Straße westlich der Bahnhof-Straße in Leipzig-Kleinzschocher, e. der Feststellung der Fluchtlinien der alten Salz-Straße in Leipzig-Lindenau von der Barneckcr Straße bis zum Ucbcr- gange über die Sächsische Staatseiscnbahn, l. der Entschädigung der von der Stiftung zur Erbauung billiger Wohnungen rn Leipzig-Eutritzsch zur öffentlichen Straße, sowie zu dem freien Platze an der Anhalter Straße ab- zutrctenden 3092 Quadratmeter großen Ärealflächen mir 4,38 für 1 Quadratmeter zu Lasten des Stadrcrwcitcrungs- sonds, 8. dem Erwerb des Vorgartcnareals vor den Grundstücken Aeußcrc Halleschc Straße 64 und 78 in Leipzig-Gohlis, b. dem Abbruch des Vordergcbäudcs in dem städtischen Grundstück Seeburg-Slraßc 52 und beantragt, das Hinter gebäude zu erhalten. i. der Vorrichtung und widerruflichen Uebcrlassung eines Raumes in der ehemaligen Landflcischerhalle am Johannis platz an den Verein für die Geschichte Leipzigs, >c. der Beseitigung des an das alte Theater angebauten Pissoirs und der Errichtung einer neuen Bcdürfnißanstalt aus dem vorgeschlagenen Platze. I. der Einführung der Wasserleitung in eine Strecke der Glaffcy-Straße in Stötteritz, in die Straße VII des nördlichen Bebauungsplanes und in je einen Theil der Koch- und Kaiserin Augusta-Straße. Den von den Stadtverordneten gestellten Anträgen tritt man bei, im klebrigen ist das Erforderliche zu besorgen. 2) Den Anträgen der Finanzdcputation zu den von den Stadtverordneten bei Bcrathung der Inventur- und der Rech nungsabschlüsse des StammvcrmögenS geäußerten Wünschen tritt man bei. 3) Bei der von den Stadtverordneten beantragten Herab setzung der Pos. 8 in Conto 13, die bauliche Unterhaltung des Museums der bildenden Künste betreffend, faßt man auf An trag der Deputation zum Hochbauwesen Beruhigung. 4) Man nimmt Kenntniß: L. von der Einladung der Tapezierer-Zwangsinnung zu der Jubiläumsausstellung vom 1.—22. Juni dieses Jahres, b. von einem Schreiben des Reichsragsburcaus, wonach die Petitionen, betr. den Servistarif und die Clast'eneintheilung der Orte, vom Reichstag den verbündeten Regierungen als Mate rial überwisen worden sind, c. von der Einladung des Herrn Prof. Or. Wcule zu seiner Antrittsvorlesung als außerordentlicher Professor an der Uni versität Leipzig am 31. d. Mts. 5) Der Verkauf eines Bauplatzes an der Göschen-Straße in Leipzig-Reudnitz wird genehmigt. 6) Die jährliche Beihilfe an den Frauenbildungsverein be schließt man vom nächsten Jahre ab von 200 c/k auf 500 zu erhöhen. Die Erhöhung ist bei Aufstellung des Haushalt planes zu berücksichtigen. 7) Tas Gesuch des Vereins für innere Mission um Erlaub- niß zur Verwendung des Grundstücks an der Arndt-Straße, in dem sich bisher das Kinderheim befand, zur Errichtung einer 4. Herberge zur Heimath wird genehmigt. 8) Ter Erwerb von Vorgartenareal vor dem Grundstück Lindenthaler Straße 23 in Leipzig-Gohlis wird unter den ver einbarten Bedingungen genehmigt. 9) Nach dem Gutachten der zuständigen Deputationen be schließt man, den Anträgen der Stadtverordneten zu den Vor lagen über die Bebauungspläne für Lcipzig-Gohlis-Süd und für die innere Nordvorstadt beizutreren. 10) Ein Abkommen über die Abtretung von Areal zur Ver breiterung eines Theiles der Bornaischen Straße in Leipzig- Connewitz wird genehmigt. 11) Die nicht verausgabten Erträgnisse der Menschenfreund- Stiftung im Jahre 1901 werden nach dem Vorschläge der Stif- tungsdeputation vertheilt. 12) Die zur Vergrößerung des Schweinestall-Gebäudes in der Heilanstalt Dösen veranschlagten Kosten werden antrags gemäß verwilligt. 13) Tic Vornahme baulicher Herstellungen im alten Ge bäude der 26. Bezirksschule in Leipzig-Schleußig wird unter Vcrwilligung der erforderlichen Mittel genehmigt. 14) Ter Beschaffung einer Thurmuhr für das Waisenhaus in Leipzig-Connewitz stimmt man zu. 15) Vergeben werden: s. die Tischlerarbeiten, die Holzfußböden und der Platten belag am Neubau des 2. Staatsgymnasiums, b. die Macadamisirungs- und Fuhweghcrstellungsarbeiten in der Lothringer Straße in Leipzig-Gohlis nach den Anträgen der zuständigen Deputationen. 16) Die Bcschleusung und Herstellung einiger Straßen in der Petzsckier Mark wird nach dem Gutachten der Depu tation zum Trcfbauwesen genehmigt. 17) Infolge der Vornahme von Straßenbcfesligungs- arbeitcn zwischen Pctersthor und Königsplatz macht sich die so fortige Erneuerung von Gasröhren u. s. w. erforderlich, deren Ausführung unerwartet der erbetenen Zustimmung der Stadt verordneten genehmigt wird. Zu den Beschlüssen unter 6, 8, 10, 12—14 und 16 ist Zu stimmung der Stadtverordneten cinzuholen, zu 1k, 2, 3, 4b, 5, 0 und 17 ist ihnen Mikthcilung zu machen. Vermischtes. TaS Wiener Hosbnrgtheatrr bat die Honorare für das — Bellen stark herabgesetzt. Julius Bauer nimmt sich im Extrablatt der Hundedarsteller mit Wärme an, indem er schreibt: „Alles in ver Welt wird theurer, nur eine einzige solide Sache wird im Preise kläglich herabgedrücki! DaS ist das Hundegebell im Burgtheatcr. Bis vor Kurzem erhielt ein tüchtiger „Beller" einen Gulden für seine Mitwirkung, jetzt aber muß er dieselbe Arbeit für zwanzig Kreuzer leisten! Diese unerhörte PreiSreduction ist eine traurige Folge des Sparsystems, das im Burgtheater ost nicht recht, aber immer billig ist. Wenn so ein armer Teufel auf der ersten deutschen Bühne daS vorgeschriebene Hundegebell prompt liefert, gleich summt der gestrenge Herr Sparmeister den Couplet refrain „Das kann mein Karo auch" und setzt den Preis und die ausübende Kraft erbarmungslos herunter. Wahr lich, die Hunde, die im Circus die menschliche Zweisüßiz- keit nachahmen, haben ein besseres Looö als die Menschen, die im Burgtheater in des Wortes zwiefacher Bedeutung ein Hundeleben führen! Nach dem unerhörten Preissturz von einem Gulden auf zwanzig Kreuzer sollte man meinen, daß das Repertoire mit Stücken mit Hundegebell überfluthet ist. Lächerliche Annahme. Gebellt wird unseres Erinnerns blos im „Bibliothekar", im „Verschwender", in „Wildfeuer" und in dem einactigen Lustspiele „Der zündende Funke". Man kann sich denken, was da für die Casse des Burg theaters herausschaut! Der Pudel im „Faust" und der Köter im „Diener zweier Herren" werden künftig ihre Arbeit ganz umsonst verrichten müssen: der Pudel, weil er bloS zu knurren, und der Köter, weil er nur zu winseln hat. Knurren und Winseln werden als werthlose Hundeäußerungen be trachtet und überhaupt uicht bezahlt; Knurren und Winseln gehören fürder zu den brodlosen Künsten! Schon machen sich die Schauspieler über die neueste Sparmaßregel weidlich lustig. Die Einen rathen den ersten deutschen Bellern, bei den Meisterspielen in Berlin den Werth ihrer Leistungen zu zeigen, und die Andereu fordern den Darsteller des „Faust" auf, in der nächsten Vorstellung demonstrativ zu declamiren: Knurre nicht, Pudel! Dummes Thier, Kriegst ja doch nichts bezahlt dafür. Aber all diese Späße frommen den Zwanzigkreuzer- Männern wenig und sie seufzen mit Faust: „Es möchte kein Hund so länger leben!" — Bon dem König Leopold von Belgien erzählt ein französisches Blatt allerlei nette, zum Theil recht pikante Geschichten. Der König ist in Frankreich sehr populär und in Paris vielleicht bekannter als in Brüssel. Sobald die Staatsgcschäftc ihm nur einen Augenblick Zeit lassen, setzt er sich in einen Blitzzug oder auch in seinen Auto mobilwagen und fährt zu den Ufern der Seine. Die Republik stellt ihm dann immer einen höheren Polizei beamten zur Verfügung, der für seine Sicherheit zu sorgen hat. Eines Tages stellte sich ihm bei seiner An kunft in Paris ein Pvlizeicommissär vor und sagte: „Ich bin beauftragt, die Befehle Ew. Majestät entgcgen- zunchmen, und wenn Majestät irgend einen Wunsch . . ." — „Schon gut, schon gut", unterbrach ihn der König; „ich habe in der Thal einen Wunsch." — „Ich flehe zur Ver fügung", antwortete der Commissär, sich tief verneigend. — „Dann wünsche ich, daß Sie nach Hanse gehen und mich in Ruhe lassen, denn ich bin kein Verbrecher, der unter Polizeiaufsicht steht!" Der arme Pvlizeievmmissär ließ sich das nicht zweimal sagen und ging wirklich nach Hause. Der König ist ein Feind der höfischen Etikette und aller eeremoniüsen Feierlichkeiten. Dem Elysee stattete er da her nur dann einen Besuch ab, wenn es sich nicht ver meiden läßt. Von Loubet hält er sehr viel, dagegen soll er einmal von Felix Faure gesagt haben: „Der gute Mann war eine Rull, aber er machte mir viel Spaß." In der Hvtelwvhnung, die der König in Paris bewohnt, gleicht das Ankleidezimmer stets einem Laboratorium mit Flaschen, Schachteln und Büchsen jeder Art, die die merk würdigsten Pomaden und kosmetischen Mittel enthalten. König Leopold ist nämlich sehr eitel und widmet besonders der Pflege seines Bartes viele Stunden seiner kostbaren Zeit. Jeden Morgen wird der Bart mindestens eine Stunde lang gebürstet, gekämmt, parfümirt, geglättet und liebevoll gestreichelt. Dieser etwas umständlichen Bart pflege wohnt stets Baron Snoy, der Freund, Vertraute, Sekretär und Mentor des Königs, bei. Er ließt, während der König Toilette macht, die mit der Post eingetroffencn Briefe vor, macht sich, nach den Angaben des Königs, Notizen für die Beantwortung derselben und unterbricht sich bei dieser Beschäftigung nur, um seinem Herrn eine Bürste, einen Kamm, eine Flasche zu reichen oder nm ihn, mit Hilfe des Kammerdieners, aus der Bartbinde herauszuschälen. Beim Essen wacht Baron Snop dar über, daß der König nicht zu viel ißt, und wenn sich Leopold nach dem Essen ein Schnäpschen eingießen will, runzelt Snvn die Stirn und sagt vorwurfsvoll: „Sire!" — „Rnr ein Tröpfchen, Snoy!" bittet der König. — „Nein, Sire ', erwidert Snoy streng, „Sic wissen ganz gut, daß der Arzt cs Ihnen verboten hat", worauf Leopold seufzend die Augen zum Himmel erhebt, als wenn er ihn zum Zeugen seiner Sclaverei anrufen wollte. — Ein topographisches Relief von Paris. Aus Paris wird uns berichtet: Ein evlvssales und einzig in seiner Arr dastehendes Werk ist soeben zu Ende geführt worden. Es handelt sich um ein topographisches Relief der Stadt Paris im Berhältniß von 5 : 1000. Nicht nur die kleinsten Straßen und Gäßchen, sondern auch die bescheidensten Häuser sind bildlich dargestcllt. Das Riesenwerk umfaßt WO Blätter, die, neben einander gelegt, eine Fläche von 600 Quadratmeter bilden. Das Relief ist eine Arbeit des städtischen Vermessers Fauve; die Triangulations- Vorarbeiten für das mit größter Gewissenhaftigkeit be gonnene und beendigte Werk nahmen bereits 1860 ihren Anfang. Auf der topographischen Karte sieht man nicht nur das geometrische Profil der Straßen, sondern auch die innere Anordnung der Häuser, Pläne von Kirchen, Palästen und Gärten, mit ganz genauen Einzelheiten. Die erste topographische Karte von Paris stammte aus dem Jahre 1812 und ging im Jahre 1871 während des Aufstandes in Flammen auf. Aber es wurde eine unver sehrte Nachbildung gefunden, die sich gegenwärtig im städtischen Archiv befindet. Sie ist natürlich lange nicht so umfangreich wie die neue Karte, denn Paris hat sich im Laufe von 90 Jahren ganz ungeheuer vergrößert und ver ändert. Paris, 26. Mai. Eine interessante Anekdote über die Findigkeit der Frau Humbert — jeder Tag bringt etliche — wurde beute erzählt. Am 2. Mai d. I. erschien ein Rechtsanwalt mit einem Gerichtsvollzieher in dem Hotel der Avenue de la Grande-Armtze, um zu pfänden. Frau Humbert schien tief erschüttert und bat flehentlich um die Ge währung einer Frist, die aber nicht zugestanden wurde. Der Gerichtsvollzieher begann die Pfändung — es war 3*/z Uhr — und batte es sehr eilig, da die gesetzliche Zeit, innerhalb welcher eine Psänvung vorgenommen werden darf, um 5 Uhr Nachmittags abläuft. In ihrer Verzweiflung nahm Frau Humbert ein Perlenhalsband vom Halse, hielt es dem An walt bin und sagte: „Es ist 50 000 FrcS. Werth, ich gebe es Ihnen!" Ich gleichen Augenblick riß die Schnur und die Perlen rollten auf dem Boden herum. Der Anwalt, der Gerichtsvollzieher, die Schreiber krochen nun auf dem Boden herum, um die Perlen aufzulesen, allein es fehlten, wie Frau Humbert jammerte, noch immer zwei. Die Zeit ver strich und um sechs Uhr AbendS, die gesetzliche Stunde war längst vorüber, gab die PfändungS-Commission das nutz lose Suchen auf. Am anderen Morgen hatte Frau Humbert bereits ein Mittel gefunden, um die begonnene Pfändung zu sistiren. Eine belustigende Preisfrage oder richtiger eine Reihe von Preisfragen richtet das „Journal" an seine Leser aus Anlaß des Humbert-Crawford-SchwindelS. Die Fragen, die das Blatt seinen findigen Lesern unterbreitet, lauten: 1) Haben die Crawfords existirt? 2) Sind die Humbert-Daurignac zusammen abgereist? 3) Von welchem Babnhofe? 4) In welchem Hafen haben sie sich eingeschifft? 5) Sind sie beisammen geblieben? 6) Wie viele Gruppen bilden sie? 7) In welchem Lande wird man sie wiederfinden? 8) Wann wird man sie verhaften? 9) Wird man alle zu sammen verhaften? 10) Wo werden sie verhaftet werden ? 11) Welche Person oder welche Gruppe wird zuerst verhaftet werden? 12) Zu welcher Strafe werden sie verurtheilt werden? Die Preisbewerbung, für die 200 Preise mit einem ersten Preise von 1000 Frcs. Vorbehalten sind, bleibt bis zum 1. Januar 1903 offen; sollte die Familie Humbert bis dahin nicht verhaftet werden, dann verfällt der erste Preis den Armen. Die Ermordung eines der Haupt gläubiger der Frau Humbert, des Liller Großindustriellen Schootsmans, beschäftigt, wie bereits kurz gemeldet, jetzt wieder die Gerichtsbehörden, die schon seit mehr als zwei Jahren die Untersuchung eingestellt hatten. Herr Schoots mans, der durch Vermittelung des kürzlich verhafteten Agenten Delacherie Frau Humbert im Juli 1896 mehrere Millionen geborgt hatte, wurde am 24. Juli 1899 in der Eisenbahn auf der Fahrt von Paris nach Lille ermordet, ohne daß es der Polizei gelungen wäre, des Thäters habhaft zu werden. Verschiedene Einzelheiten, die erst jetzt llsi» gnossv Lnfolg, vrslodsr ckurok ckis mit so onormvm Leikall aukssnommsnon diUiAsn OonkootioLSpostsri orsielt vnircks, trat mioki veranlasst, Lsusrckmxs grössere k'abrikläxtzr auksukauksn, vrolotis ieü ebenkaUs Liu ULsemsm billissn adssde Si-iuli »Nmm In Mssclicoztlimez, s^MIlmen ll. MNd-lWeiMiki'n. .^1« LlLk Krimmmtik ll. Kkielmti'.
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