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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.06.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190206011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19020601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19020601
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-06
- Tag 1902-06-01
-
Monat
1902-06
-
Jahr
1902
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.06.1902
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Liu Äriegs- und Medrus-Museum. Bon A. Gundaccar p. Suttner (HarmaynSdorf). »tsipdruck verovtcu. DaS große Wert, mit -em -er kürzlich verstorbene Jo» Hann von Bloch seine Lebensarbeit zu krönen gedachte, geht seiner Vollendung entgegen: das Kriegs» und FrtedenS-Museum zu Luzern wird am 7. Juni d. I. ein» geweiht werden. Ursprünglich beabsichtigte Staatsrath v. Bloch, in der Pariser Weltausstellung von 1900 einen eigenen Pavillon zu errichten. Wie bet allen seinen Plänen ging er mit -er ihm cigenthümlichen Raschheit und Energie zu Werke: im Sommer 1899 suchte er in Aarau den SorpSarzt des II. Schweizer Armeecorps, Oberst Bircher, auf und lud diesen zur Mitarbeiterschaft ein. Der Oberst sagte zu und gewann für den Plan noch mehrere höhere Offtctere, die gemeinsam mit ihm sogleich an die Arbeit gingen. Der Ausführung des Unternehmens stellten sich jedoch Hindernisse entgegen, die selbst für die Zähigkeit eines Bloch unüberwindlich waren, und so mußte denn die Er richtung des geplanten Pavillons unterbleiben. Die Arbeit des Obersten Bircher über die Waffenwtrkung wurde für eine kleine Separatausstellung verwerthet, die in der -em Berner internationalen FrtedenS-Bureau etngeräumten Abtheilung Platz fand und viel bemerkt wurde. Damit war jedoch Bloch'S Interesse für die Sache nicht erschöpft. Im Verein mit Oberst Bircher und defsen eifri gem Mitarbeiter, Generalstabsmajor Egli, wurde -er Plan gefaßt, die gedachte Ausstellung in ein permanentes Museum in Luzern umzuwandeln, in dem alle auf den Krieg bezüglichen Factoren zur Darstellung gebracht wer den sollten. Mit der gewohnten Arbettsenergie und offe nen Hand ging Herr v. Bloch ohne Zeitverlust an die Vor bereitungen. Ein ganzer Stab von militärischen Mit arbeitern, Männern der Wissenschaft und Künstlern wurde gewonnen und jedem wurde sein specielles Ressort zug?- theilt. Es heißt, daß zu diesem Zwecke Staatsrath v. Bloch auf seine Kosten eine Reihe von Manövern veranstaltet hat, die kinematographtsch ausgenommen wurden und so lebende Bilder von einzelnen Zukunftsgefechten lieferten. Da, inmitten der größten Thätigkett, ging im Winter dieses Jahres die Trauerbotschaft von seinem plötzlichen Tode durch die Welt. Aber der edle und begeisterte Vor kämpfer, der in Luzern für.seine Bestrebunugen ein Centrum schaffen wollte, hat bis in die letzte Stunde des großartigen Unternehmens gedacht und seinem Sohne anS Herz gelegt, an seiner Stelle Alles zu thun, um das Kriegs« und Fricdensmuseum zu fördern und zum guten Ende zu führen. So war denn die volle Gewähr geboten, Laß die Arbeiten keine Unterbrechung erlitten und daß die Er öffnung für den Sommer festgesetzt werden konnte. Wäre Bloch am Leben geblieben, so hätte er sich mit diesem einen monumentalen Werke nicht begnügt. Seine Absicht war, auch in England ein ähnliches Museum zu gründen: allein an der Ausführung dieses Vorhabens hin derte ihn sein frühzeitiger Tod. Das Museum enthält fünfzehn Abtheilungen, deren Einrichtung jede einem oder mehreren Fachmännern über tragen wurde, und zwar: Waffen und ihre Leistungsfähigkeit (Generalstabs- major Egli), Kriegführung, Taktik, Kriegserinnerungen und Kartenwesen, s. Alte Zeit bis 1600 (Oberst Bircher), b. Neuere Zeit (die Majore Egli und de Coulon, die Hauptleute Feldmann und Schulz). Organisation der Heere und Seekrieg (Oberstleutnant Ptetzker, Director des Museums). Schießausbildung. (Major Egli, Hauptmann Otter). Feldbefestigungen und provisorische Befestigungen. (Oberst Pfund, Oberinstructor des Genie, und Major Fels). Permanente Befestigungen. (Oberst Bircher). Befestigungswesen in vorhistorischer und römischer Zett in der Schweiz. (Professor an der Universität Zürich, I. Heierli). Waffenwrrkung und Sanitätswesen. (Oberst Bircher). Die Eisenbahnen im Kriege. (Oberst Brunner, Chef der Eisenbahnabtheilung des Generalstabes). Die ElekMcität im Kriege. (Major Tobler, Professor am eidgenössischen Polytechnikum). VolkSwirthschaftlicher Theil. (Directot des eidg. Alkoholamtcs, Milliet). Völkerrecht und Frieden. (Oberst Bircher). Dioramen. (Militärischer Berather: Major Egli. AuS- führende Künstler: Hans Wieland-München, Josef Kauf mann-Luzern, R. Arus-Paris, H. L. Dupray-Paris). Kincmatographische Abtheilung. (Militärischer Be rather: Oberst Bircher, Major Egli). Wie man sieht, eine stattliche Anzahl von Männern in hervorragender Stellung, die in ihren Fächern anerkannte Autoritäten sind, und daher für die gründliche Durch führung beü weit ausblickenden Intentionen des Ver storbenen volle Gewähr bieten. Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit in der Durch führung der vorgesetzten Arbeit, diese zwei Eigenschaften besaß Johann v. Bloch im hohen Maße. Oberflächliche Kritiker, besonders wenn sie zu -en Gegnern der von Bloch vertretenen Ideen gehören, blättern sein großes Werk „Der zukünftige Krieg" mit einer gewissen Voreingenommenheit durch und meinen spöttisch, wie es wohl einem „Ctvilisten" zukommen mochte, sechs Bände über diese rein militär-tech- nischen Fragen zu schreiben. Nun, das Geheimniß lag darin, daß StaatSrath v. Bloch trotz seiner universellen Bildung eS nie unterließ, die Autorität von Fachleuten zu Hilfe zu rufen. Was in seinem großen Werke niedergelegt ist, enthält nichts, was nicht von den ersten Vertretern der KriegSwtfsenschaft unterschrieben werden müßte. Bloch hat einfach -en Krieg mit seinen eigenen Waffen geschlagen, indem er die hervorragendsten Kriegsmänner der Reihe nach zu Worte kommen ließ, um dann — und das steht wohl dem denkenden „Civilisten" frei — seine logischen Schlüffe daraus zu ziehen, die in wenigen kurzen Sätzen znsammengefaßt werben können: 1) Die Vervollkommnung der Waffen, wie man sie heute erzielt hat und in der Zu kunft wahrscheinlich noch in höherem Maße erreichen wirb, und die ungeheure Erhöhung der Armeen muß zur Folge haben, daß ein zukünftiger Krieg sehr lange bauern wird. 2) Die riesigen Kosten, die die Erhaltung und Verpflegung solcher Millionenheere bedingen, müßte den Bankerott der Kriegführenden herbeiführen, so -aß sie die Lasten der langen Kriegsbauer nicht tragen könnten. Daher wirb 0) beim gegenwärtigen Stande der Dinge ein Zukunsts- kricg unmöglich bis zu einem entscheidenden Resultat fort geführt werden können. Das ist die kurze, einfache Lehre, die Bloch unter die Massen zu bringen hoffte. Er nahm weniger den Stand- pnnct jener Friedensfreunde ein, bet denen das ethische Moment die Hauptrolle spielt, sondern er stellte sich weit eher auf den Standpunkt des Nationalökonomen, dessen Herz bei dem Gedanken blutete, daß der Nationalwohl stand der Völker in Pulverrauch verpuffen sollte, auS dem keiner von den Parteien je ein Vortheil erwachsen kann. DaS Luzerner Museum hat die Aufgabe, dem Be schauer Alles vor Augen zu führen, was in das Kriegs- ressort gehört. Aus der Darstellung der Bewaffnung und Ausrüstung in der alten Zeit und in der Neuzeit wird man die Vergleiche ziehen können, wie Alles ins Riesenhafte ge wachsen ist und wie der menschliche Erfindungsgeist auch da ihätig war, um die Zerstörungswerkzeuge fast auf die Stufe der Vollkommenheit zu bringen. Die graphischen Dar stellungen, die Dioramen und kincmatvgraphischen Wieder gaben werden uns zeigen, wie -er heutige und derZukunftS- krieg zum größten Theil aus geschickten Manövern besteht, durch die jeder Gegner trachtet, sich so gut als möglich der verheerenden Wirkung der modernen Feuerwaffen zu entziehen. Darum die lange Dauer eines ZukunftSkrtcgeS. Während srlihcr die Parole galt: losmarschieren und drctnschlagen, heißt cs heute: eingraben und die Salven spielen lassen. Und weil man eben voraüSsieht, baß eine solche beiderseitige Taktik die Endlosigkeit des Krieges zur Folge hätte, so geht man allenthalben daran, durch Reu- auschaffungen von Haubitzen das verschanzen illusorisch zu machen. Aber damit werden die Erfinder noch nicht ihr letztes Wort gesprochen haben: die nächsten Verbesserungen werden sich auf die Sicherung -er Verschanzungen con- centrtren, und so streut man fröhlich die Milliarden, die man den Völkern in blutigen Steuern erpreßt, in die Winde, um nun, wie Bloch eS vorauSsagte, den Krieg schließlich unmöglich zu machen. Zu allen diesen Deduktionen wird baS Museum reich lichen Anlaß bieten, und eS war ein äußerst glücklicher Ge danke, zum Standorte eine Stadt zu wählen, über die so zusagen alle Wege au» allen Welttheilea führen. Dadurch ist die Jnternationalität deS Unternehmens gewahrt und dadurchsinb die Intentionen de» Gründer» vollauf erfüllt, -essen Wunsch e» war, daß die endliche Erleuchtung über alle Menschen kommen möge. Wo heute vom Kriege die Rebe ist, da darf der Friede nicht ungenannt bleiben, und darum wurde auch die Be wegung, deren Lebenskraft heute endgiltig erwiesen ist, in daS Museum mit einbezogen: eine Abtheilung enthält auf einer Seite die Genfer Convention, auf der anderen die Friedensbewegung und die Haager Beschlüsse. Das Cen- trnm bilden zwei Landschaften: „Bor dem Kampf" und „Nach dem Kampf" und über dem Ganzen schwebt der all- versöhnende Genius des Friedens. So wird der 7. Juni ein feierlicher, denkwürdiger Tag für die Schweiz sein. Diese Thatsache weiß man auch dort vollauf zu würdigen. Mit dem Präsidenten der Stadt Luzern au der Spitze, der die Einladung zur Eröffnung er läßt, werden alle Notabilitäten deS Ortes dem feierlichen Acte beiwohnen. Außerdem sind die Sauptführer der Friedensbewegung von Herrn Heinrich v. Bloch, dem Präsidenten deS Museum», zu Gast gebeten, für die nach der generösen Art des Vater» im ersten Hotel Zimmer zur Verfügung gehalten werben. . , Allerlei vom Spargel. Bon EgonNoSca. Nacktrvck vcrbclcu. Seitdem die praktisch thätige Chemie ihr besonderes Augenmerk auf die Lonservirung des Gemüses gerichtet hat und wir zu jeder Jahreszeit Büchsenspargel genießen können, hat die Sehnsucht nach -er kurzen Zeit, in der der Spargel frisch gestochen auf den Markt kommt, etwas nach gelassen. Freilich vor Len Augen deS wirklichen Feinschmeckers stndct der Büchsenspargel keine Gnade. Er ist ihm nicht viel mehr als ein Surrogat für die feinste Delicatefl«, die wir dem Frühling verdanken. Für den Feinschmecker ist der Tag, da die erste Schüssel mit diesem zarten Gemüse auf den Tisch kommt, ein eigentlicher Feiertag, daS wahre Frühlingsfest. Merkwürdig bleibt es dabei, daß die Poeten, die sonst nichts unbesungen lassen, -en Spargel bis jetzt noch mit einer ganz ungewohnten Schonung behandelt haben. Sie ziehen gewerbsmäßig den im Wonnemonat be haglich zu schlürfenden Maiwein auf Verse, sie lassen die Gänseblümchen nicht unbehelligt und versetzen den Störchen einige schwer treffende Strophen, aber der Spargel ist ihnen bisher noch glücklich entgangen. Ursprünglich wuchs der Spargel — übrigens eines der wenigen Gemüse, das nicht aus Asien stammt — nur am Gestade des Meeres. In den Steppen Südrußlands wächst der Spargel noch heutzutage wild, sieht grün aus und wird von den Bauersfrauen daselbst zum Berkaus gesammelt. Indessen schmeckt dieser wilde Steppenspargel lange nicht so gut, wie unser civilisirter, den ein enragirter Fein schmecker einmal „eßbaren Blüthenduft", zu „consistentcr Masse «erdichteteren Nachtigallengesang" und „Frühlings luft in Stangen" genannt hat. Schon vor zwei und einem halben Jahrtausend wurde dieses Gemüse von den alten Griechen ganz besonders ge schätzt: sie brachten ihn auch nach Italien, wo er sich ebenso schnell Freunde erwarb. Ganz besonders berühmt war da mals der Spargel von der Insel Nesida und der von Ra venna, wo sich große Spargelzüchtereten befanden. Der Navcnnaer Spargel zeichnete sich ganz besonders durch seine Dicke aus. Nach Pltnus sollen drei Spargelstangen von Ravenna ein halbes Kilo gewogen haben. Eine besondere Vorliebe für Spargel hatte Kaiser Augustus, der Spargel allen anderen Gerichten vorzog. Im Mittelalter be schäftigten sich besonders die Mönche in den italienischen Klöstern mit der Spargelzucht, um die sie sich vielfach ver dient gemacht haben. Nach Deutschland kam er erst viel später, in Norddcutschland führte ihn der Große Kurfürst ein, der überhaupt ein großer Freund des Garten baues und der Gemüsezucht war. Er sowohl, wie sein be rühmter Leibarzt Elßholz waren leidenschaftliche Spargel esser. Letzterer schrieb sogar im Auftrage des Kurfürsten ein Buch über die Spargelzucht, in dem er auch auf den hohen Nährwerth dieses Gemüses, das vielen sogar als hygieinisches Mittel galt, hinwtes, und daS er viel zur Ver breitung dieses edlen Gemüses beitrug. Der Name Spargel, vom griechischen sspai-sgog her stammend, wird auf verschiedene Weise erklärt. Einige Ge lehrte meinen, die Pflanze sei zu Ehren des Feldherrn Aspar so genannt worden. Andere wiederum führen den Namen auf die illyrische Stadt Asparagium zurück, von der schon bet Cäsar die Rede ist. Indessen ist nirgends nach weisbar, daß diese Stadt sich durch Dpargelzucht auS- zeichnete und am meisten hat wohl die Meinung für sich, daß mit dem griechischen Wort anfänglich eben jeder her vorsprossende Keim bezeichnet wurde und dasselbe einfach dann auf die ganze Pflanze übertragen wurde. Die deutsche Zunge machte dann anS dem ins Lateinische übernommenen »oparasus das Wort Spargel. Nach den Hochrothen Beeren aber, die sich im Herbste auS den Hellen Blüthen ent wickeln, nennt man die Staude auch vielfach Corallenkraut. Diese in unserer Zeit recht wenig geachteten Beeren der Spargelpflanze spielten übrigens im Anfänge deS neun zehnten Jahrhunderts eine gewisse Rolle im wtrthschaft- lichen Leben Deutschlands, da sie als Ersatz der Kaffee bohnen dienten, deren Einfuhr durch die von Napoleon l. gegen England errichtete Continentalsperre sehr erschwert war. Man unterscheidet im Allgemeinen zwei Sorten Spargel, Len grünen, der besonders in Frankreich angebaut wird, und den dicken, weißen oder violetten Spargel. Natürlich hängt die Güte des Spargel» von der Beschaffenheit des Bodens ab: in zu schwerem Boden bleibt er kurz und hart, wohingegen er in sandigem Boden lange, weiße, zarte Sprötzlinge treibt. In Süddeutschland, mehr noch in Frankreich, im Departement Meuse, schätzt man den Spargel nur, wenn er durch die Sonne grün oder violett gefärbt ist. Es wird behauptet, erst dann habe sich in der Spitze da« ganze Aroma entwickelt: in diesem Falle kann man freilich nur die Spitze essen, während der Rest hart, faserig und ungenießbar ist. Man bedeckt da auch die stärksten Triebe mit Glasflaschen, wodurch der Spargel noch dicker wird. Ja, in Frankreich läßt man oftmals den Spargel bis zum Flaschenboden und wieder zurückwachsen, bis die Flasche gefüllt ist. Bon solchem Spargel ist dann fast nur die Spitze genießbar, und solch ein SpargelgeriHt ein sehr kostspieliges Vergnügen. In Norbbeutschland zieht man den weißen Spargel, der bis über die Hälfte weich ist, vor. Sind sich so die Feinschmecker schon über die Spargel sorten nicht einig, wie viel mehr über ihre Zubereitung. DaS Univcrsallexikon der Kochkunst von Weber führt nicht weniger al» zwanzig Arten auf. Ob der Spargel weich ober härtlich, croguant, wie man in Frankreich sag« ' werden muß, darüber sind die Feinschmecker verschiedener Ansicht. Eine Autorität auf dem Gebiete der Gourmandise, Herr von Rumohr, giebt folgende allgemeine Regel über die beste Art der Bereitung: „Reinige den Spargel nicht allzulange vor dem Gebrauch, wasche ihn schnell ab, ohne ihn lange im kalten Wasser liegen zu lassen, und lege ihn nicht eher in da» Kochgeschirr, al» bis das Wasser im vollen Sieden ist: salze ihn reichlich, und wenn Du Dich über zeugen willst, ob der Spargel gar ist, so prüfe ihn an den Köpfe», nicht an den Stielen, wie Unerfahrene zu thun pflegen." Wie wichtig für den Feinschmecker die Art der Zube reitung Le» Spargels ist, zeigt eine bekannte französische Anekdote. Fontanelle und Dubo», zwei ausgezeichnete Gourmands, stritten einst darüber, ob -er Spargel härtlich gekocht, nach italienischer Art, mit Orl und Essig, oder nach deutscher Art weich, mit Butter ober Sauce, besser sei. Da sie darüber nicht einig werden konnten, beschlossen sie, jeder seine Portion nach seiner Meise zubereiten zu lassen. Fon tanelle bestellte seinen Spargel auf italienische, DuboS den seinen auf deutsche Art. Kurz vor dem Abendessen aber stürzt Fontanelle, vom Schlage getroffen, vom Stuhl. Du- bos springt auf, eilt zur Thür, ruft — nicht etwa nach einem Arzt, nein, nach dem Koch, dem er schnell den Befehl zuruft: „Den ganzen Spargel L l'aUemancko!" Wahrscheinlich ist diese Anekdote nur erfunden, aber sie ist gut erfunden, denn sie beweist, daß der Spargel den Charakter verdirbt. Und daS ist eine Thatsache. DerSpargel macht den Menschen zu einem krassen Egoisten. Und deshalb könnte jene Anek dote wohl auch wahr sein, ebenso, wie die von einem ost preußischen Rittergutsbesitzer, der auf der Reise an der r«ble ck'KSte, als ihm die Schüssel mit Spargel gereicht wurde, mit kühnem Griff sämmtliche Köpfe von -en Spargeln heruntersäbelte und sie auf seinen Teller prakti- cirte. Als ihn sein Nachbar an der Tafel deshalb wllthenb anfuhr: „Was haben Sie denn da gemacht? Sie haben sich ja sämmtliche Spargelköpfe genommen?", antwortete der Ostpreutze im gemüthltchsten breiten Dialecte seiner Hei- math: „Na, aboa gewiß! Die Köpfe sind ja gerade das Baste!" Znm Schluß sei noch allen praktischen Hausfrauen ver- rathen, daß der Spargel eines der dankbarsten Gemüse ist. Selbst die Abfälle deS Spargels sind noch vortrefflich zu verwerthen. Die getrockneten Spargelschalen geben, wie Wurzelwerk, in kaltem Wasser abgespült und der Fleisch brühe beigefügt, dieser einen kräftigen und feinen Ge schmack, ja, wenn solche Abfälle in Mengen vorhanden sind, geben sie sogar eine vortreffliche Spargelsuppe. Eine gute Hausfrau wirft daher niemals diese Schalen achtlos bei Seite. Der Spargel ist ein viel zu köstliches Gemüse, sein Aroma durchströmt alle Thcile der Stange viel zu intensiv, als daß eS nüthig wäre, auch nur das Geringsic davon un benützt zu lassen. Vermischtes. —r. Aus Thüringen, 31. Mai. Aus der Strecke Blankenburg-Schwarza wurde das 3 Jahre alte Kind des Kutschers Bernhardt, als cs aus -en Gleisen schlief, vom Zuge überfahren und getödtet. — In Blankenburg schlug beim Spielen ein Kjähriger Knabe einen anderen mit einem Stock so unglücklich auf den Kopf, daß der Knabe au Gehirnentzündung sehr bedenklich erkrankt ist. — Auf dem Bahnhöfe Oberrottenbach lief ein von Magdeburg kommender Güterwagen ein, an dessen unterer Seite sich ein N o t h s ch w ä n z ch e n n e st mit drei fast flüggen Jungen befand. Der begleitende Roth- schwänzchenhahn hat den 221 Kilometer langen Weg von Magdeburg nach Obcrrottenbach neben dem Wagen mit dem Nest fliegend zurückgelcgt und hat auch die Jungen gefüttert. Das Weibchen scheint in Folge Ermattung zu rückgeblieben zu sein. — In der Nähe von Lippels - dorf überfiel der Arbeiter Gräf den Oberförster Abcller und packte ihn von hinten am Halse. Bet dem Ringen wurde dem Oberförster das zum Glück ungeladene Gewehr entrissen, mit dem Gräf in den Wald flüchtete. Der Oberförster schoß dann mit dem Revolver auf Gräf, der die Flucht ergriff, von dem Oberförster aber wieder eiugcholt wurde, der ihm dann das Gewehr abnahm. Der Ueberfall dürfte aus Rache ins Werk gesetzt sein. — Der Gemeinderath in Eisenach erklärte einstimmig die vom Bürgermeister vr. v. Fewsvn gegen den Bau eines Buschcnschaftshauscs aus der Göpelskuppe erhobenen Bedenken für unbegründet und sprach dem Gemeindcvor- sland über sein Berhalten in der Angelegenheit daS Be dauern aus. Auf -em Schulgut Hechcndorfbei Wiehe warf der Arbeiter Berghof nach dem Arbeiter Lehmann mit einer Zaunscheere, deren Spitze in den Rücken des Lehmann drang und die Lunge durchbohrte. Lehmann liegt im Sterben. — Der Lagerist Degenhardt aus Voigtstedt ist an der Schulterverletzung gestorben, die ihm -er Vater seiner Geliebten in mörderischer Absicht bei gebracht hatte. — La» Treiben des Pastors Diffelhof aus Trebbin ließ schon nach den ersten Enthüllungen Zweifel an seiner geistigen Gesundheit auskommen. Die Wahrnehmungen deS Unter suchungsrichters in Trebbin und die Ermittelungen der Criminalpolizei in den Localen, in denen Diffelhof in Berlin zu verkehren pflegte, haben Dinge zu Tage gefördert, die diese Zweifel nur noch bestärkten. Daher ist der verhaftete Pastor vom UntersuchungSgcfängniß nach der Charits über geführt worden, um auf seinen Geisteszustand beobachtet zu werden. — Suhl, 3l. Mai. Gestern Nachmittag erschoß der Fabrikant Zschocke seine Schwiegertochter und sich selbst. ---- VudweiS, 31. Mai. (Telegramm.) DaS Dorf Priethal bei BudweiS ist gestern halb niedergebrannt. 18 Häuser wurden eingeäschert. 8. Bukarest, 28. Mai. Nicht geringes Aufsehen er regt hier folgender Vorfall, welcher von der hiesigen Presse noch vertuscht wird. Vor mehreren Wochen kam der be kannte Hypnotiseur Pickman nach Bukarest, um, wie be reits in früheren Jahren, einige Söanccn in der Oeffent- lichkett zu geben. Durch einige Vorfälle, die sich dabei ab spielten — es heißt, weil Herr Pickinan für seine Experi mente sogar Kinder hypnotistrte — wurden auf Ein schreiten deS Sanitätsrathes die weiteren öffentlichen Vor stellungen untersagt. Die hiesige Gesellschaft hatte jedoch bereits dermaßen Gefallen an den Veranstaltungen ge funden, daß der Hynotiseur in Bukarest blieb, wo er im Laufe der letzten Wochen in Prtvatctrkcln verschiedene Svamcn veranstaltete, denen die Elite der Bukarester Ge sellschaft beiwohnte. An einem dieser Abende soll nun eine junge Dame während ihres hypnotischen Schlafes höchst pikante Details aus dieser Gesellschaft aus geplaudert haben, welche Enthüllungen natürlich für die bethctligten Persönlichkeiten sehr eompromittircnd waren. Nicht genug damit, beschuldigt man aber die be treffende junge Dame, daß sie sich fälschlich als hypnotisirt stellte, um absichtlich Dinge auszuplaudern, durch deren Bckanntwerben eine Anzahl Herren und Damen der Aristokratie cowpromittirt wurden. Man bringt die etwas plötzliche Abreise Pickman's mit diesem Borkvmmniß in Verbindung. 8. Bukarest, 28. Mai. Die Geschichte eines Testa- mentes, die zu einer eure celedre angewachsen ist, macht gegenwärtig viel von sich reden. Anfang vorigen JahrcS starb an dey Folgen der Influenza der alte Fürst Sturdza, kurz nachdem sein prachtvolles Palais am Eingang der Chaussee Kile- lcff, welches 4—ö Millionen Francs verschlungen hat, vollendet worden war. Er war der Lohn des Fürsten Michael Sturdza. welcher eine Zeitlang der Herrscher Rumäniens war. Reich und unabhängig führte er in früheren Jahren ein ziemlich unge bundenes Leben, und er besah schon eine Rerhe illegitimer Kinder, als er sich zur Ehe entschloß, während welcher er auch nicht gerade das Muster eines tugendsamen Gatten war. Ein schwerer Schlag für ihn war es jedoch, als sein einziger legi timer Sohn vor mehreren Jahren in einem Anfall von Eifer sucht sein Geliebte, die Tochter eines Schuhmachers Boga, und dann sich selbst erschoß. Das Kind der Liebe, das sein Sohu aus dieser Verbindung hinterlieh, ein kleines Mädchen Namens Olga, adovtirte er und ließ ihr eme gute Erziehung geben. All gemein schätzte man den alten Sturdza auf ein Vermögen von einigen 2Ü Millionen Francs, doch stellte es sich bei seinem Tode heraus, daß sein Vermögen stark zusammengeschmolzen war, ja Schulden vorhanden waren, für welche an Zinsen jährlich 800 000 Francs aufzubringen waren. Sein Grundbesitz hatte aber immerhin noch emen Werth von etwa 1k Millionen Francs, während die sich auf 7—8 Millionen Francs belaufenden Effecten zum größten Theil bei deutschen Banken verpfändet waren. In dem von ihm hinterlassenen Testament wurde die Hinterlassenschaft in vier Theile getheilt und drei davon seinen natürlichen Söhnen Popovic,, Stefanescu und PavelevScu, sowie seiner Adoptivtochter Olga Boga vermacht; vom vierten Theile erbten seine Wittwe S00 000 Francs, Elise Catargi 300 000 Francs, Nicu Catargi 200 000 Francs, Frau Vivoshi 200 000 Francs, Frau Poiu 200 000 Francs. Frau Barba Rotbart 8000 Francs, seine Bedienten je ein Jahresgehalt, und die Armen in Jassy 10 000 Francs. Jetzt hat nun ein Freund des Verstor benen, Al. S. Micscscu ein neues Testament producirt, welches von des Fürsten eigener Hand geschrieben ist und ein Jahr nach seinem Tode geöffnet werden soll. In demselben widerruft er zu einem wesentlichen Theile das frühere Testament, da er die Jntriguen gemerkt habe, die um seine Erbschaft angezettelt worden. Dreiviertel seines Vermögens erhalten nach Ivie vor seine natürlichen Söhne und seine Adoptivtochter, ferner je 130 000 Francs seine natürlichen Töchter, Frau Vivoshi und Frau Poiu, sowie 35 000 Francs Herr Sipsomo und 15 000 Francs Herr Fanica, ebenfalls natürliche Söhne des Testators: dagegen wird das Legat von 300 000 Francs für Elise Catargi annullirt und Nicu Catargi kann das Legat von 200 000 Francs nur antreten, wenn er der Wittwe Sturdza's, die im übrigen nur ein Erbtheil von 100 000 Francs erhält, eine monatliche Rente von 500 Francs auszahlt. Ferner erhalten einige seiner Freunde größere Legate, darunter der Testamentsvorzciger Miclescu. In einem Codicil wird sodann das eingangs erwähnte neue Palais des Fürsten dem Prinzen Carol, dem jetzt neunjäh- rigenSohne desKronprinzenpaares, welcher, wie eS wörtlich heißt, „berufen ist, einst über das Land zu regieren, über welches mein Vater Michael Sturdza geherrscht hat", vermacht. Dasselbe ist jedoch stark belastet und es fragt sich deshalb, ob der König seine Genehmigung zu dieser Erbschaft geben wird. Die Wittwe und einige durch das neue Testament Bcnachtheiligte er klären überdies dasselbe als eine geschickte Fälschung und haben dieserhalb Anzeige gegen Miclescu bei der Staatsanwaltschaft erstattet. Dieselbe hat mit der Verfolgung der Angelegenheit einenUntersuchungsrichter betraut, der schon mebrfacheRechcrchen unternommen hat. Man ist auf den Ausgang dieses Erbschafts streites hier allgemein gespannt. Aus -em Geschäftsverkehr. k Die srhnlichst erwartete Sommerzeit ist eingetreten und mit ihr auch ein erhöhter Durst, dessen Befriedigung nicht immer gelingt. TheilS sind die Getränke zu stark und wirken abspannend, theils verderben sie den Magen. Ein wirklich erfrischendes, erquickendes und doch dabei ausgezeichnet bekömmliches Sommer-Getränk ist dos Champagner. Weißbier der Tampsbrauerei Zwenkau, A.-G. in Zwenkau. Dieser hochfeine Stoff dürste deshalb aufs Beste zu empfehlen sein. Die Kellerei Leipzig-Plagwitz, Nonnenstraße 25, hält stets frisches Lager in Gebinden, Flaschen und Siphons. k Im Gasthof zum Reiter in Dölitz soll die Einbringung der ersten „heimischen" Kohle besonders gefeiert werden, worüber das Inserat in heutiger Nummer den nöthigen Ausschluß giebt. Nach Schluß -er Ke-action eingegangen. Tie m dieser Rubrik miigetheiUen, während de- Drucke- eingelmlfeuea Telegramme haben, wie schon au- der Ueberschrift ersichtlich, der Redaction nicht vorgelegen. Diese ist mithin sdr Verstümmelungen nnd unverständliche Wendungen nicht ver antwortlich zu machen. * Berlin, 81. Mat. (Telegramm.) Die in persi scher Sprache gegebene Antwort des Schahs auf den gestrigen Trinkspruch -es Kaisers lautet in deutscher Uebersetzung: „Ich bin dankbar, daß es mir ver gönnt wurde, Em. Majestät kennen zu lernen. Ich bin froh bewegt durch Ew. Majestät freundliche Worte. Ich hoffe, Gott möge geben, daß die traditionellen guten Be ziehungen unserer beiden Länder sich noch befestigen. Ich fühle mich beglückt durch den gastfreundlichen Empfang, den mir Ew. Majestät bereitet haben. Ich trinke auf bas Wohlergehen Ew. Majestät des Kaisers, der Kaiserin und des kaiserlichen Hauses, sowie auf das Wohl des deutschen Heeres, nach der glänzenden Parade, der ich heute habe beiwohnen können." 6. H. Berlin, 31. Mai. (Privattelegramm.) Der Schah von Persien ließ sich heute durch Professor Leyden 1l/, Stunden im Schlosse untersuchen. Entgegen bisheriger Dispositionen wird sich der Schah anstatt nach Contexeville nach Karlsbad zur Cur begeben. * Berlin, 31. Mak. (Telegramm.) „Reuter's Bu reau" meldet aus Aden: Das Abkommen, betreffend die Festsetzung der Grenze zwischen -em britischen Sndan und Abessinien, ist unterzeichnet worden. * Berlin, 31. Mai. (Telegramm.) In der Choriner Straße hat eine Tapezierersgattin ihren sechs jährigen Sohn und sich e r h ä n g t : die Frau fürchtete zu erblinden, auch war ihr Mann arbeitslos. * Wien, 31. Mai. (Telegramm.) Das k. k. Oestcrr. Privil. Telegraph. Corr.-Burean meldet aus Brüx: Die Berliner „Deutsche Warte" meldet aus Teplitz vom 20. Mai, daß in Obcrleutensdorf von den dortigen tschechischen Einwohnern reichsdcutsche Touristen überfallen und mit Messern schwer verletzt worden seien, wobei ein Deutscher getödtet und einer schwer verwundet worden sein soll. Die Nachricht ist nach den eingeleitctcn umfassenden amtlichen Erhebungen ganz unwahr und aus der Luft ge griffen. * Paris, 31. Mai. (Telegramm.) Leon Bour geois hat die ihm von den Gruppen der Linken an gebotene Candidatnr für das Präsidium der Kammer angenommen. * Amsterdam, 31. Mai. (Telegramm! Die Königin verließ heute zum ersten Male Schloß Loo und hielt sich ciiitge Zeit im Parke auf. * Madrid, 31. Mai. (Telegramm.) Siiarcy Inclan ist zum L a n d w i r t h s ch a f ts m i n i st e r er nannt worden und leistete beute Vormittag den Eid. * Algier, 31. Mai. (Tclegram m.) Der Leutnant der Garnison Insalah, der mit eingeborenen Truppen von einem Strcifzugc gegen die Tnareks in der Gegend von Jdcleß zurückkcbrte, wurde von einem Trupp von 300 auf Kamcclcn reitenden TuarckS angegriffen. Die Tnareks wurden geschlagen und ließen 71 Tobte ans dem Schlachtfeld«?. Von der französischen Abtheilung wur den drei eingeborene Soldaten getödtet. Unter den zehn Verwundeten befindet sich der Leutnant, der an der Schulter leicht verletzt isft
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