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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.06.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190206011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19020601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19020601
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-06
- Tag 1902-06-01
-
Monat
1902-06
-
Jahr
1902
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.06.1902
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3S26 In.der vorhergegangenen Debatte begründeten die Abgg. Fuchs, Sznula und Wallenborn (Centr.) ihre ab lehnende Haltung mit staatsrechtlichen und christlichen Gründen. Abg. Ernst (sreis. Vg.) erklärte sich zur Unterstützung der Politik der Regierung bereit, behielt sich aber die genaue Prüfung der vvrgeschlagenen Maßnahmen vor. Bezüglich der vom H eydebrand vorgeschlagenen genaueren Prüfung der Wirksamkeit der Naiffeisen'schen Genossenschaften gab der LaudwirthschaftSminister v. PodbielSki die Versicherung ab, daß er im Laufe des Jahres eine besondere Commission zur Prüfung dieser Angelegenheit einberufen werde. Artikel 1 (Erhöhung des Fonds aus 350 Millionen Mark) wurde darauf mit 14 gegen 6 Stimmen angenommen. Artikel 2, der für den Ankauf von Domänen 100 Millionen Mark ver langt, wurde mit 13 gegen 7 Stimmen genehmigt, nach dem Abg. Re 6 (cons.) die Nothwendigkeit betont hatte, auch in Masuren Domänen zu erwerben, damit nicht die Be strebungen der Polen, die Masuren zu sich hinüberzuziehen, erfolgreich würden. Der Finanzminister v. Rheinbaben erkannte dieses Verlangen als berechtigt an, meinte aber, man solle dazu nicht diesen Fonds benützen. (-) Berlin, 31. Mai. (Telegramm.) Wie die „Nord deutsche Allgemeine Zeituug" hört, soll über die Festsetzung des ZeitpuncteS, wann das Schlachtvieh- und Flcisch- beschaugesetz seinem gesammten Umfange nach in Kraft tritt, eine Beschlußfassung des Buudesrathes erfolgen, sobald feststeht, bis wann die Einzelstaaten mit den Vorbereitungen und Einrichtungen für die Durchführung deS Gesetzes fertig sein werden. (D Berlin, 31. Mai. (Telegramm.) Die „Nordd. Allgem. Zig." veröffentlicht ein Schreiben des Vorsitzenden deS Verbandes deutscher Schulen in Rnmänicn an den Reichs kanzler vom 1. Mai und die ausführliche Antwort des Reichskanzlers vom 15. Mai, in welcher dieser unter Anerkennung des opferfreudigen Patriotismus und in Erwiderung der ausgedrückten Wünsche u. A. be tont: Der Reichsschulfonds für die deutschen Schulen im AuSlande, welcher seinerzeit auf Graf v. Bülow's Antrag von 150 000 auf 300 000 erhöht wurde, kann in diesem Jahr lediglich wegen der Finanzlage nicht, wie geplant, weiter erhöht werden. In der Frage der Anrechnung der Dieustjahre des Lehrpersonals an subventionirten aus ländischen Schulen sei in Preußen bereits ein bemerkenS- werther Schritt geschehen. Die Frage der Regelung ihrer Peusionsverhältnisse sei zunächst durch Pensionscassen seitens der Schulgemeinden zu erstreben. Die Frage der Errichtung eines Reichsschulamtes für ausländische Schulen müsse gegen die unmittelbaren Bedürfnisse der ausländischen Schulen zurücktreten, doch werde das betreffende Referat im Auswärtigen Amte durch eine Hilfskraft ver stärkt und es sei nicht ausgeschlossen, daß sich aus diesem Kerrr im Laufe der Zeit das gewünschte Reichsschulamt in der einen oder der anderen Form entwickelt. G Berlin, 81. Mai. (Telegramm.) Der Landtags- abgeordnete v. Kownacki» Tauersee lcons.) hat gestern in der Pots damer Straße einen Hitz schlag erlitten; er hat sich aber auf der Unfallstation wieder erholt. 0,8. Berlin, 31. Mai. (Privattelegramm.) Den Ehrenvorfitz über die ständige Mobilmachungscommission deS Rothen Kreuzes für Berlin, welche aus den Delegirten sammtlicher selbstständigen, in Berlin domicilirenden Organisa tionen des Rothen Kreuzes, nämlich dem Berliner Verein vom Rothen Kreuz, dem Vaterländischen Frauenverein, dem Samariterverein, dem Curatorium der Berliner Unfallstationen, der freiwilligen Sanitätscolonne und dem Märkischen HauS für Krankenpflege besteht, hat die Frau Reichskanzler G räfin Bülow übernommen. Die bis herige Ehrenvorsitzende, Prinzessin Elisabeth zu Hohenlohe- SchillingSsürst, hat in Folge der Verlegung ihres Wohnsitzes nach München dieses Amt niedergelegt, wird jedoch der Com mission auf ihren Wunsch auch fernerhin angehören. D Hamburg, 31. Mai. (Telegramm.) In der gestern Abend hier abgehaltenen Versammlung der BaugewerkS- Jnnungen von Hamburg, Altona, Harburg und Wand Sb eck, die von annähernd 450 Arbeitgebern besucht war, wurde mit allen gegen 7 Stimmen beschlossen, sämmtliche in der Hauptsache auf neunstündige Arbeits zeit bei einem Stundenlohn von 70 Pfennig hinzielenden Forderungen der Gesellenschaft abzulehnen. Ferner wurde einstimmig beschlossen, den Gesellenausschüssen zu Hamburg, Altona, Wandsbeck und Harburg die Aufforderung zugehen zu lasten, dafür Sorge zu tragen, daß auf Bauten, über die zur Zeit die Sperre verhängt oder auf welchen gestreikt wird, die Arbeit in vollem Umfange am Dienstag, den 3. Juni, früh 61/2 Uhr wieder ausgenommen wird, widrigen falls am Mittwoch Abend in allen vier Städten eine all- gr-meine Entlassung der gesammten Gesellenschaft der Maurer und Zimmerer stattfindet. Sämmtliche in der Versammlung anwesende Meister erklärten sich solidarisch und bereit, die von ihnen gefaßten Beschlüsse mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln durchzuführen. (Wiederholt.) * Bromberg, 29> Mai. lieber die Schulverhält- nisse in Wreschen geht der „Ostd. Rdsch" folgendes Stimmungsbild zu: l Die Zustände an der katholischen Volksschule in Wreschen spotten nachgerade jeder Beschreibung. Die Widerspenstigkeit der polnischen Schulkinder wird systematisch fortgesetzt und nimmt immer; crassere Formen an, und auch die Ansammlungen polnischer Männer und Mütter auf der Schulstraße sind wieder an der Tagesordnung. Der Unterschied der Zustände von denen im vergangenen Jahre ist nur der, daß die Menge diesmal stets wieder ruhig auseinander geht, ohne ernstliche Störungen zu verursachen. Die Lehrer sind aber ähnlichen und noch schlimmeren Unbilden aus gesetzt als damals. Jetzt treten die Kinder selbst immer mehr in Aktivität. Es ist unglaublich, was sie sich Alles leisten. Wenn jetzt nicht unbarmherzig mit Ueberweisung in Zwangserziehungs- anstalten begonnen wird, dann können wir noch recht nette Dinge erleben. Es ist die allerhöchste Zeit, daß nunmehr ernsthaft mit den schärfsten Mitteln der Widerspenstigkeit der Kinder zu Leibe gegangen wird. Es gewinnt immer mehr den Anschein, daß die Kinder mit den Eltern im Complott sind und daß ein systematischer Widerstand der Schulkinder geradezu organisirt wird. Jedenfalls erscheint die Annahme berechtigt, daß die betreffenden Mütter von der drohenden Bestrafung ihrer renitenten Kinder stets bereits vorher Kenntniß habe», denn sie halten sich gegen Schluß der Schulzeit, auf welche Zett die Schüler meist ihre Widerspenstigkeit Verlegen, in den Woh nungen der Nachbarhäuser der Schule auf, so daß man annehmen muß, daß jede Unart der Kinder vorbereitet ist. Am vergangenen Sonnabend widersetzte sich ein Mädchen, während dir ganze Classe Lurch Trampeln und Schreien einen wahren Höllen- lärm machte. (!) Am Montag that dasselbe ein Knabe. Dieser hielt dem Lehrer die Hand fest und brachte ihm mehrere Kratzwunden bei. (I!) Die Mutter erschien nach kurzer Zeit und verlangte die Entlassung de-oKnaben, da dieser krank sei. Ihrer Aufforderung wurde zwar nicht stattgrgeben, doch entlief der Knabe selbst, als man ihn einmal austreten ließ. Am Dienstag wurde rin anderer Knabe gestraft. Auch in diesem Falle erschien die Mutter, drang ins Schulhaus, beleidigte die dort anwesenden Lehrer und entfernte sich erst nach längerem Verweilen. Gleichzeitig fanden auch die be- rvchtigten Ansammlungen der Leute aus der Straße statt. — Die im Schulprocrß Berurtheilten müßen übrigens am 1. Juni ihre Strafe antreten und sind den Strafanstalten in Gnesen und Wronke überwiesen. Die zu 1 Jahr Grsängniß verurtheilte Schmiedesrou Bednarowicz ist sicherem Vernehmen nach nach Lemberg ge- flüchtet. Da« Gnadengesuch der Piafecka, die ,0 2V, Jahren Ge- äugniß verurteilt worden ist, ist vom Kaiser obgelehnt worden. Das oben genannte Blatt schreibt zu den geschilderten Zuständen: ES ist fcandalöS, daß solche Zustände in einer rreußischen Volksschule so lange geduldet werden. Daß die Politik der Milde, die den frechen Rangen in Wreschen gegen über auf ministerielle Weisung bisher geübt werden muß, vollständig FigSco gemacht hat, kann nach Obigem doch auch in Berlin Niemand mehr zweifelhaft sein. Und ebenso selbst, verständlich ist eS, daß diese Zustände auf keinen Fall länger geduldet werden können. Wir müssen im Interesse der Volksschule in unserem Osten nachdrücklich verlangen, daß in Wreschen endlich mit rücksichtsloser Strenge vorgegaugen und Ordnung geschaffen wird, denn sonst laufen wir Gefahr, daß das leuchtende Beispiel der Wreschener Schuljugend an- leckend wird. * Hildesheim, 30. Mai. In der diesjährigen Sitzung der ständigen Deputation deS deutschen Juristen tage S, die am Pfingstmontag, den 19. Ma», unter dem Vor- itze des Senatspräsidenten vr. v. Stoesser hier stattfand, ist, wie die „D. Juristeuztg." meldet, nunmehr die Tages ordnung für den diese- Jahr in Berlin abzuhaltenden 26. deutschen Juristentag, vorbehaltlich einiger Aeuderungeu, festgesetzt worden. Danach ist der Begrüßungsabrnd, der unter der Aegid« der Berliner Juristischen Gesellschaft im großen Saale der Börse statt- enden soll, auf Dienstag, den 9. September anberaumt worden. Am 10.—12. September finden die Verhandlungen, für welche das neue Abgeordnetenhaus zur Verfügung gestellt wurde, in gewohnter Weise statt. Zum 10. oder 11. September soll, wie eS heißt, die Stadt Berlin eine Einladung beabsichtigen. Daran soll sich am 13. September «in Ausflug nach Potsdam und au die Havel- seeen anschließen. Für die Verhandlungen sind zehn Fragen auf )ie Tagesordnung, gesetzt und dafür folgende Referenten bestellt bezw. in Aussicht genommen: Für die I. und II. Abtheilung: 1) Die Frage der Zwischenprüfung im BorbereitungS- dienst der Juristen. Referenten: Geh. Justizrath Prof. vr. En- neccerus, Marburg i. H., und Landgerichts-Präsident vr. Dor- ner, Karlsruhe. 2) Haftung für Unfälle durch Automobile. Referent: Regierungsrath vr. Eger, Berlin. 3) DaS Recht am eigenen Bild«. Referenten: Rechtsanwalt beim Reichsgericht vr. Wildhagen, Leipzig, und Prof. vr. Schuster, Prag. 4) Die Vorschläge zum Schutze der Bauhandwerker. Referenten: GerichtSaffessor vr. Solmssen und Prof. vr. Hey- mann, Königsberg i. Pr. Für die III. Abtheilung: 1) Vorschläge zur Revision deS Strafgesetzbuches. Referenten: Geh.Justiz, rath Prof. vr. Kahl und Kammergerichtsrath vr. AppeliuS, Berlin, 2) die rechtliche Behandlung der Car teile. Referenten: Prof, vr. Menzel, Wien, und Landgerichtspräsident Nentwig, Gleiwitz. 3) Strafbarkeit der fahrlässigen falschen eidlichen Aussage. Referenten: Prof. vr. Lammasch, Wien, und Oberreichsanwalt vr. Olshausen, Leipzig. Für die IV. Abtheilung: 1) Rechts kraft der Entscheidungen der Verwaltungsbehörden. Referenten: Geh. Justizrath Prof. vr. Zorn, Bonn, und Sections» chef im Justizministerium vr. Klein, Wien. 2) Abgrenzung des Pro ceßbetriebeS; größere Einwirkung deS Richters hierauf. Referenten: Oberlandesgerichts-Präsident vr. Hamm, Köln, und Justizrath Ernst Heinitz, Berlin. 3) Abänderung deS 8 313 B.G.B. Referent voraussichtlich Director der bayerischen Handels bank Frhr. v. Pechmanu, München. * Gotha, 31. Mai. Der Thüringer Juristentag wird am 29. Juni in Oberhof abgehalten werden. * Eisenach, 30. Mai. Im Rückblick auf die Einweihung deS BurschenschaftS-DenkmalS hat der Gemeinderath in seiner Sitzung vom gestrige» Abend dem Denkmalsverein seinen Dant votrrt. Hieran reihte sich aber anch alsbald eine Debatte über einen neuen ConflictSfall zwischen Bürgermeister und Gemeinderath. ES will nämlich die Burschenschaft in der Nähe deS Denkmals ein WirthschaftS- und VereinShauS errichten. Hierzu hat der Bürgermeister in Folge höherer Weisung die Genehmigung versagt, weil vermeintlich da landschaftliche Bild der Wartburg beeinträchtigt würde. Gegen diese Auffassung erhob der Gemeinderatb sehr ernsten Widerspruch und einigte sich nach lebhafter Debatte zu folgender Resolution: „Der Gemeinderath erklärt die erhobenen Bedenken für völlig unbegründet und spricht seine Zustimmung zu dem beabsichtigten Bau au-, da eine Beeinträchtigung deS auch nach Anschauung des Gemeinde- rathes schutzbedürftigen WartburgbildeS gänzlich ausgeschlossen ist. Der Gemeinderatb bedauert, daß der Gemeindevorstaud sich in der Angelegenheit des geplanten Baue» von dem Herrn Bezirksdirector hat Anweisungen ertheilen lasten, zu welchen dieser nach Lage der Gesetzgebung nicht befugt war." (D Köln, 31. Mai. (Telegramm.) Die Kölnische Zeitung" meldet auS Kiel: Die kaiserliche Dacht „Hohen- zollern" wird, mit dem Kaiser an Bord, am 4. August nach Reval abgehe». Der Kreuzer „Nymphe" und zwei Torpedoboote begleiten die Dacht. * Karlsruhe, 30. Mai. Prinz Max von Baden nimmt neuerdings activen Antheil an den Arbeiten der Ersten Kammer. So ist gestern der gedruckte Bericht über den Etat zur Förderung der Landwirthschaft erschienen, den der Prinz versaßt hat. . O Stuttgart, 31. Mai. (Telegramm.) Die Kammer der Abgeordneten hat sich bi- zum 11. Juni vertagt. -München, 30. Mai. Der Vortrag, den Gra HoenSbroech diesmal im mittelgroßen Kaimsaal hielt, wo kein Bierausschank ist, verlief ohne einen Zwischenfall. Katholische Geistliche befanden sich nicht unter dem zahlreichen Publicum, über haupt waren anscheinend bloS wenig Klerikale, dagegen einige sonstige Politiker, wie v. Vollmar und Quidde, anwesend. Hoensbroech'S Vortrag betonte gegenüber dem Toleranz antrag deS Centrums, daß Mißtrauen berechtigt sei, Wei Intoleranz zum ureigensten Wesen des UltrawontaniSmuS ge höre. Redner belegte durch zahlreiche Citate, daß Rom, wenn eS die Macht besäße, mit Nichtkatholiken heute noch ebenso verfahren würde, wie im Mittelalter. An der Erörterung betheiligten sich drei Redner, darunter ein CeotrumSmaun. * Aus Bayern, 30. Mai. Da- Ergebniß der letzten Eichstätter BischofSconferenz liegt heute in Gestalt eines Gesammt-Hirtenschreiben- der Erzbischöfe und Bischöfe Bayern- vor. Dasselbe weist nach dem „Bayer. Kurier" Eingang- auf da- 25jährige Papstjubiläum des hl. Vater- hin, um aber dann sogleich zu beklagen, daß die lieblichen Sonnenstrahlen deS bereit- begonnenen Jubeljahre» doch nicht im Stande seien, die zahlreichen dunklen Wolken zu vertheilen, welche sich am Horizonte der Kirche immer weiter au-breiten und trübe Schatten auf die kirchlichen Ver hältnisse der meisten Länder werfen. Nicht aber, so heißt es dann, die Angriffe der außer der Kirche stehenden Feinde sind eS, welche unsere Befürchtung Hervorrufen, sondern die Kämpfe, die sich in unserem Vaterlande im Innern der Kirch« vorbereiten. Denn nicht etwa unsere Gegner, nein, mit tiefem Schmerze müssen wir eS sagen, unsere Freunde, Katholiken, ja selbst Priester, sind eS, die da rütteln an dem Fundament unserer Einheit. Der Hirten brief erkennt die Berechtigung und Nothwendig keit mancher Reformen in der Kirche Gotte- an, aber sie müssen im Geiste und mit Zustimmung der Kirche, nicht ohne die Kirche oder gar gegen die Kirche, eingeführt I werden. Da» Hirtenschreiben wendet sich somit in der Haupt- I fache gegen den sogenannten Reformkatholizi-mu-^ Oesterreich - Ungar«. * Wien, 31. Mai. Das Herrenhaus nahm da- Budget in der zweiten und dritten Lesung au. Italien. Der Schah »ud -er Vattea«. Au» Rom, 28. Mai, wirb der „Münchn. Mg. Ztg." ge- chriebcn: Die hiesige liberale Presse, besonders, soweit sie officiös ist, zeichnet sich unter dem Ministerium Zanar- delli - Giolttti nicht gerade durch großen Tact aus. So ver kündet sie jetzt, der Schah von Persien habe dem Vatican eine Lection geben wollen, indem er, wie der Telegraph wohl schon gemeldet hat, auf den geplant gewesenen Besuch beim Papste schließlich verzichtete, um sich nicht den anti italienischen Forderungen Rampolla's zu fügen. Daran ist nur das Eine richtig, daß der Besuch aufgcgeben wurde, weil es bei der Kürze der Zeit nicht gelang, das Ceremonicll zu vereinbaren. Der Schah hat keine ständige Gesandt» schäft am Vatican, von der aus er (wie z. B. Kaiser Wil helm) zum Vatican fahren könnte, denn Besuche fürstlicher Herren, die vom königlichen Palaste oder von -en Hotels der beim Quirinal beglaubigten Diplomaten aus erfolgen müßten, lehnt der Papst bekanntlich ab. Man fand des halb den Ausweg, da die persische Gesandtschaft beim Quiri nal sich im Palazzo Roccagiovine befindet, in dem auch -er bayerische und der belgische Gesandte beim Vatican ihren Sitz haben, daß der Schah nach einem Frühstück bei seinem Gesandten die Räume einer der beiden Vatican- gesandtschaften besichtige und von dort also auf exterri torialem Boden zum Papst sich begebe. Die Schwierig keit entstand aber bei der Frage, wo Cardinal Rampolla den Besuch erwidern sollte. Und da dem Schah nicht zu- gemuthct werden konnte, sich zum Gesandten eines fremden Staates zu begeben und dort den officiellen Besuch Ram polla's zu empfangen, so hat man freundschaftlich und mit -em Ausdruck gegenseitigen Bedauerns auf die Entrevue verzichtet, keineswegs aber hat der Schah, wie ein Theil der Presse möchte, den Papst brüskirt und noch dazu ge meint, seinem königlichen Gastfreunde damit einen Gefallen zu thun. * Neapel, 30. Mai. (Telegramm.) Der König und die Königin, die heute früh von Palermo hier einge troffen sind, reisten alsbald nach Rom weiter. Rußland. vom Rothen Kreuz. * Petersburg, 31. Mai. (Telegramm.) Der Inter nationale Congreß der Gesellschaft vom Rothen Kreuz nahm folgende Resolution an: Die Gesellschaften vom Rothen Kreuz in den einzelnen Ländern werden ersucht, die Frage zu erörtern, ob sie bereit sind, die in den Bestimmungen der Haager Conferenz vorgesehene Fürsorge für Kriegs gefangene zu übernehmen. * Petersburg, 31. Mai. (Telegramm.) Der deutsche Botschafter Graf v. AlvenSleben gab heute den deutschen Delegirten der Internationalen Conferenz deS Rothen Kreuzes ein Diner, an dem der Präsident des Congresses, Generaladjutant v. Richter, die den deutschen Delegirten bei gegebenen russischen Herren und die Mitglieder der deutschen Botschaft theilnahmen. - Wilna, 31. Mai. (Telegramm.) DaS Befinden des Gouverneurs v. Wahl hat sich so gebessert, daß keine Krankheitsberichte mehr ausgegeben werden. Orient. * Konstantinopel, 30. Mai. Der deutsche Botschafter Fr-Hr. Marschall v. Bieberstein, der- einen kurzen Urlaub antritt, wurde nach dem Selamlik vom Sultan in Audienz empfangen. Seine Abreise erfolgt am Montag. China. * Peking, 30. Mai. („Reuter'» Bureau".) Die fremden Gesandten und Generale haben den von den Generalen für die Wiedereinsetzung der chinesischen Verwaltung in Tientsin aufgestellten Bedingungen ohne erheblichen Abände rungen zugestimmt. Gestrichen wurde nur die Bestimmung, daß die Chinesen in Taku nicht mehr als ein Kriegsschiff haben sollen. Die Bedingungen werden nunmehr der chinesischen Regierung zugestellt werden. Man erwartet, daß China sie — nach dem üblichen Widerspruch — annehmen wird. Der Haupteinwand der Chinesen richtet sich gegen die Be stimmung, daß die chinesischen Streitkräfte innerhalb eine- Umkreises von 30 Kilometer um Tientsin nicht ver mehrt werden dürfen. Die Chinesen behaupten, daß die jetzt auf diesem Gebiete sich befindlichen Streitkräfte, un gefähr 10 000 Mann, nicht genügen, um in dem so umfang- rr»che» und von Räubern heimgesuchten Landstrich Ordnung zu halte». * Peking, 30. Mai. In der „Pekinger Zeitung" wird bekannt gemacht, daß Tschangjentschun, der Gouver neur von Schantung, in gleicher Eigenschaft nach Honan versetzt wird. Der bisherige Gouverneur von Honan, der als fremdenfeindlich geltende Hsiliang, wird als Militärgouverueur nachJehol geschickt. NachfolgerTschangjentschun'SalS Gouverneur von Schantung wird, wie gemeldet, Tschowfuh. Er ist auS Anhui gebürtig, war zuletzt Provinzialschatzmeister von Tschili und vordem Schatzmeister der Provinz Szat- schun. Am Anfang seiner Laufbahn war er Zolltaotoi in Tientsin. Während der Friedensverhandlungen war er finanzieller Beirath Li-hung-tschangS, den er auch während dessen Krankheit vertrat. Vorübergehend bekleidete er bis zur Ernennung Duanschikai'S bereit- einmal den Posten als stellvertretender Generalgouverneur. Er gilt al» fremden- und reformfreundlich. Sachfischer Landtag. Petition wegen -e- SubmisfionSverfahrenS. * Der Vorstand deS JnnungSauSschusseS zu Bautzen hatte an die Stände eine Petition gerichtet, welche bezweckte, daß verschiedene nach Ansichten der Petenten beim staat lichen SubmisslonSwesen vorhandene Mänge beseitigt werden möchten. Namentlich wurde ge wünscht, daß da- jetzt grundverschiedene Submissionsver fahren in den verschiedenen Ressort- der Staatsverwaltung einheitlich gestaltet, die Offerten in Gegenwart der Sub- mittenden, also bei beschränkter Oeffentlichkeit, geöffnet, und endlich auf die da- reelle Handwerk ost schwer schädigenden Preistreibereien bezw. Unterbietungen nicht eingegangen, sondern die dem ermittelten Durch schnitt am nächsten liegenden Angebote berücksichtigt werden. In der Beschwerde- und PetitionSdeputation der Zweiten Kammer wurde vom königl. Commifsar Herrn Geh. Baurath Waldow hierzu die Erklärung abgegeben, daß die einheitliche Regelung de- staatlichen Submissions wesen- sich voraussichtlich werde erfüllen lassen, daß man aber auf eine Oeffentlichkeit beim Submission-verfahren, gegen welche sich auch die Zweite Kammer seiner Zeit ausgesprochen habe, nicht zukommen könne, ebensowenig auf die Berücksichtigung derjenigen Angebote, welche dem ermittelten Durchschnitte am nächsten liegen, weil darunter das Jutereffe de- Staate» leiden kann. Dagegen würde die weiter gewünschte Ver gebung der Arbeiten in kleinen Loosen nach Mög lichkeit stattfinden. Diesen Ausführungen konnte sich die De putation nur allenthalben anschließen und beantragt dem gemäß, die Kammer wolle beschließen: »Die Petition de» JnnuugSauSschufseS zu Bautzen, soweit sie sich auf die einheitliche Gestaltung de- Submission-verfahren«, die Ver gehung von Arbeite« in kleine« Loosen, sowie darauf, daß die Arbeiten, soweit eS möglich ish an Gewerken am Orte der Ausführung vergeben werden, bezieht, der königlichen Staatsregierung zur Keuntnißnahme zu überweisen, im Uebrigen aber aufsich beruhen zu lasten." : Marine, G Vertin, 31. Mai. (Telegramm.) S. M. S. „Wolf" ist am 15. Mai in Lüderitzbucht eiugetroffeu und geht am 8. Juli von dort nach Capstadt in See. S. M. S. „Bre mir" ist am 29. Mai in Christiania eingetr offen und geht am 3. Juni nach Lerwick. S. M. S. „Zielen" ist am 30. Mai nach Wilhelms haven zurückgekehrt und wieder nach Norderney in See gegangen. Der englische Fischdampfer „Oakwold" ist am 30. Mai nach Beschlagnahme des Fanges und der Fanggrräthe von Wilhelmshaven wieder in See gegangen. S. M. S. „Württemberg" ist am 30. Mai nach Wilhelmshaven zurückgekehrt. S. M. SS. „Hagen" und „Aegir" sind am 30. Mai in Kiel «ingrtroffen. Die Tor pedobootsflottille ist am 30. Mat in Neufahrwaffer eiugetrosfen. Suchdrucker - Lehranstalt. Die F a chs chule de rI n n u ng L eipztgerBnch- druckerctbesitzer versendet soeben den Jahres bericht über das 16. Schuljahr ihres Bestehens, das 9. ihrer Selbstständigkeit. Dieser Bericht, erstattet vom Ti- reetor, vr. püil. O. Krancher, legt Zengnitz davon ab, daß die Anstalt sich auf der Höhe erhalten bat, die sie im Lot se der Zeit erreichte. DaS zeigt sich zunächst in ihrem Umfange; denn mit dcm Eintritte von 192 neuen Schülern lbi Drucker- und 111 Setzerlehrliigen) stieg die Schüler zahl in dcm abgelaufencn Schuljahre auf 541 Schüler iMN Setzer- und 241 Druckerlehrlinge). Es machte sich in Folge dessen die Errichtung von zwei neuen Unterelassen nöthig, sodaß die sämmtlichen Schüler in 11! Setzer- und 8 Druckerclaffen unterrichtet wurden. Das Lehrerkollegium bestand außer dcm Direktor aus 27 Lehrern, nämlich 15 wissenschaftlichen Lehrern, 4 Zeichenlehrern, 7 Fachlehrern (Setzern und Maschinenmeistern) und 1 Monteur. Der Unterricht wurde auf Grund des in früheren Jahren aus gestellten bewährten Lehrplanes crtheilt. Dcm lateinischen und englischen Unterrichte werden voraussichtlich von Ostern 1903 an eigens für die Zwecke der Anstalt verfaßte Lehr- und Uebungsbücher zu Grunde gelegt werden können, wie sie für Deutsch, Rechnen, Französisch und fremdsprach lichen Unterricht (Griechisch, Russisch und Hebräisch) bereits vorhanden sind. Die Lehrmittelsammlung und die Biblio thek erfuhren theils durch Schenkungen, theils durch An käufe nennenswerthc Bereicherungen. Auch in -cm verflossenen Schuljahre wurde die Buch drucker-Lehranstalt vielfach von auswärtigen Herren be sucht, die sich über den Lehrplan und die Art und Weise des Unterrichts zu oricntiren wünschten. Es waren theils praktische Buchdrucker, theils Lehrer an ähnlichen Anstalten oder an Fortbildungsschulen, nämlichHcrren aus Glauchau, Halle, Königshütte, Altona, Bielefeld, Wien, Mailand, Barcelona und Capstadt. Andererseits besuchten die Schüler der oberen Claffcn unter Führung mehrerer Lehrer auch in diesem Jahre wieder die bekannte Farbenfabrik von Berger <L Wirth in Schönefeld, um non der Herstellung der Farben für den Buchdruck und für verwandte Gewerbe eingehend Kenntniß zu nehmen; die Schüler der zweiten Drucker- claffcn hatten außerdem die Freude, von zwei Fachlehrern nach Wehlitz bei Schkeuditz zur Besichtigung der Pappen fabrik von C. F. Weber geführt zu werden. Endlich sei noch der Jnspcction der Anstalt durch den königlich sächsischen Gcwcrbeschulrath, Herrn Negierungs rath Enke gedacht, welcher dcm Englischen und dem Zeichnen in der Sctzerabtheilung und dcm Fachunterrichte, dem Rechnen und der Mechanik in der Druckerabthcilung beiwohnte und dem Director seine vollste Anerkennung über -en Stand der Anstalt aussprach, ausdrücklich be tonend, daß er, wie jederzeit bei seinen früheren Besuchen, auch heute wieder gefunden habe, daß nicht nur die ein zelnen Fächer in den besten Händen lägen, sondern daß gerade hier das Unterrichten mit einer wohlthuendcn Ruhe, ohne Hast und Ucberstürzung erfolge, sicher und ziclbcwußt. Unter solch günstiger Flagge müsse die Anstalt dem Buch- druckgewcrbc jederzeit zum Segen gereichen. Aus -em Geschäftsverkehr. k Endlich tritt das längst erwartete schöne Wetter ein. Jetzt gilts die Sorge um den Besitz eines neuen schönen Sonnenschirms! Welcher Genre ist da wohl geschmackvoller als die gegenwärtige Chine-Mode? — Eine überaus reiche Auswahl dieser und anderer Neuheiten in Sonnenschirmen sind im Lager der Firma Julius Strobel, Petersstraße 23 und Markt (Rathhaus) zu finden und man kann zu einem Kaufe daselbst nur angelegentlichst rathe». — Die Güte der Maaren und die Reellität — bei aller Billigkeit — dieser seit 49 Jahren bestehenden Firma ist ja zur Genüge bekannt. Briefkasten der Redaktion. Herrn ^Ikreä 8od. in München. Besten Dank für Ihr freund liches Interesse. Die „Schwarzen Brüder" sind das aber nicht, da wir in Berlin und anderen größeren Städten Norddeutschlands die selbe Erfahrung machten. Bericht über die Frequenz in» Asyl für männliche Obdachlose, T-alstraße Nr. 28, in der Zeit vom 24. Mai bis 31. Mai 1902. Nacht vom Vorge sprochen Aufge- nommen Zurück gewiesen 24. Mai zum 25. Mai .... 20 20 25. - - 26. . . . . . 26 24 2 26. - - 27. . .... 13 13 27. - 28. 14 14 — 28. . - 29. - L L . - 18 17 I 29. - - 30. . . ; . . 14 14 — 30. - »31. . . . 19 18 1 124 120 4 LinrioMungsn. Lt»d1t»»sm«ut »II»r«r»tsu Nraiid. N««l«>d»r o. Lo««l-el>»r 8ottt»k»»»»t. vom ISO Vunsck ko.tsnlo»« vntsibisitunz meiner N»uptcoUs«tit>o. von kslvvkung in Lilleu itveH ill Pulverform noch mit tlkK-ao ^mischt, souäeru ttllN 'n klaseden mit emxepriixtem Kamen ist
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