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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.05.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020517027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902051702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902051702
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-05
- Tag 1902-05-17
-
Monat
1902-05
-
Jahr
1902
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„Welche Absichten für die Zukunft hat der Herr Leut nant in dieser Angelegenheit?" „Die reinsten und besten! Wenn möglich, möchte ich die Dame heirathenl Ich bin aus reichem Hause, brauche wegen Caution oder Mitgift keine Sorge zu haben, kann nach meinem Ermessen wühlen —" „Und Deine Angehörigen?" „Kamt ich vorerst nicht verständigen, weil ich leider noch nicht klar sehe, noch nicht weiß, was es mit jenem Grafen für eine Bewandtniß hat." „Das zu erfahren, muß aber -och Deine Hauptaufgabe sein!" „Gewiß! Wie kann ich aber fort, ohne den Dienst zu vernachlässigen? In Uniform kann ich -och nicht über die Grenze, und Urlaub jetzt zu erbitten, ist nicht angängig." „Da ist freilich schwer rathen! Ist Dir die Angelegen heit thatsächlich werthvoll, spielt eine ernste Absicht mit, dann lasse Dich auf ein bis zwei Monate L In suits stellen, fahre nach Mailand, rccherchire mit aller Borsicht und bringe Klarheit in die Angelegenheit. Binde Dich nicht verfrüht, nicht ohne absolute Klarheit! Und unter lasse jeden Schritt, der einer Gewaltthat ähnlich sehen könnte. Einer Verbringung der Dame in ein Kloster möchte ich widcrrathen, zumal ein Kloster nicht dazu da ist, Verliebte zu beherbergen. Lasse die Finger davon, so Du auch nur im Geringsten merkst, daß ein leiser Schatten auf Deine Officicrsehre fallen könnte. Der Ofsicier hat hundertmal mehr denn der Civilist auf seine Ehre und Stellung zu achten." „Ich danke Dir herzlichst! Wie aber, «wenn eS mit der Stellung L I» suito nicht geht?" „Daun reiße die Gefühle aus der jungen Brust und bezwinge Dich und Dein Sehnen! Du bist noch jung und kannst mit dem Hetrathcn warten!" „Ja, Hochwürden! Das mit dem „reißen" ist aber nicht so leicht!" „Stimmt! Es muß aber gar oft im Leben so sein! Es geht schon mit dem eisernen Willen! Ich selbst —" „Du auch, thcnrcr Freund?" „Ja, auch ich! Vor etwa zwanzig Jahren glaubte auch ich die Trennung von einem geliebten Wesen nicht überleben zu können! Hör' mir zu! Vielleicht knnst Du eine Lehre daraus ziehen. Mir starb früh, zu früh der geliebte Vater, mit ihm sank die erhoffte Zukunft ins Grab. Mit einem Stiefvater zog das Unglück ins HauS. Der für die militärische Laufbahn bestinnnte junge Student, heim lich mit einem Mädchen verlobt, wurde gezwungen, Theologie zu studiren, den geistlichen Beruf zu ergreifen, damit er von der Suppenschüssel komme und ohne Kosten für die Familie studire und dann versorgt werde. Glaube mir, lieber Freund, es waren schreckliche Stunden, da es hieß, auf Liebe und irdische Glückseligkeit für immer zu verzichten, solche Gefühle aus der jungen Brust zu reihen, sich mit Ernst vorzubereiten auf die ersten Wethen und zur Primiz. Diese Seclenreinigung war schwerer, denn -er Verzicht, der Druck des Zwanges entsetzlich für einen jungen Menschen, dem der Militärstand Ideal war. Was ich gelitten, ich kann es nicht sagen,' wie ich ge kämpft, gerungen habe, ist nicht zu schildern. Gottver trauen und eiserner Wille haben burchgeholfen. Reinen HerzenV, geläutert, frei von irdischer Sehnsucht, konnte ich mit Gottes Hilfe an den Altar treten und das erste heilige Meßopfer verrichten, die Gelübde des Priesters erneuern. Der feste Mille, Gott zu bienen, half auch in jener Stunde, da die Verwandten ihre heuchlerischen Glückwünsche dar brachten, mich belobten ob des „freiwillig erwählten" PriesterberufcS und mir den weiteren Verzicht auf das kleine väterliche Erbtheil nahelegtcn, wasmaßen ein Geist licher kein Vermögen besitzen solle. Das war ihnen ja denn auch das Wichtigste: der offtcielle Verzicht auf ein übrigens von den Verwandten längst vergeudetes kleines Erbtheil. Ich Habe äuch diesen Verzicht geleistet und meinen Peinigern verziehen, wie es sich geziemt für einen Diener des Herrn. Den Jammer der Caplanzett kennen nur Eingeweihte, ich will Dir eine daraufbezllgliche Schilderung ersparen. Ein Glück gewährte mir der All mächtige: die Zufriedenheit! Und eine göttliche Belohnung für den Verzicht auf alles Irdische ward mir vom Himmel zu thetl: ich konnte Militürgeistlicher werden. Wenn auch nicht, wie in jungen Jahren erhofft, Ofsicier, bin ich doch zur Hälfte Militär geworden: Doldatenpfarrer, und daS bin ich mit Leib und Seele, und hoffe cS zu bleiben bis an mein Ende! Zieh' ans diesen Worten die Lehre, theurer Freund: Bezwinge Dich selbst, so es sein muß!" „Armer Freund!" sprach bewegten Herzens von Sternburg. „Nicht doch! Ich bin glücklich und zufrieden und preise Gott für diese Wendung meines Schicksals! Was Gott fügt, ist immer wohlgethan!" Nach herzlicher Verabschiedung ging von Sternburg, unschlüssig mit sich selbst. Elftes Capitel. Marzaris waren nach San Giorgio zurückgekehrt, als von Amtswegen die Epidemie für völlig erloschen erklärt worden war. Herr von Marzari hielt seine Anwesenheit aus politischen Rücksichten für uöthig, Pia betrieb die Rück kehr aus persönlichen Gründen und wünschte den üblen Eindruck ihres Briefes an Hiller wie den der Flucht über haupt möglichst bald und gründlich auszutilgen. Schon wenige Tage nach der Rückkehr in den Palazzo erging aus Bitten der Tochter eine Einladung zum Diner an Hilter und Corazza. Den „Helden von Ronzo" bei sich zu sehen, war auch Frau von Marzari's Wunsch. Die Einladung lautete so liebenswürdig, daß die Herren ohne Brüs- kirung nicht ablehncn konnten. Beide erschienen im Kreise der Familie, lärmend begrüßt von Marzaris und von den bcigczogenen Gästen aus der Gesellschaft, zu denen der unvermeidliche vr. Ehiste zählte. Eorazza vermochte sia> der überschwänglichen Huldigungen kaum zu erwehren, Hiller ward von Pia in Beschlag genommen und mußte Hunderte von Entschuldigungen wegen der Flucht anhören, was der Leutnant mit bewundcrnswerther Geduld that. Man speiste vorzüglich nach welschem Reeept, diesmal zur angenehmen Ucbcrraschung Hiller s ohne Fringnelli, wie ibn ein Blick auf die Mcnukartc belehrte. Was die Be zeichnung „Parisvle" zu bedeuten hat, wußte Hiller nicht, er wartete in Geduld das Erscheinen dieses Ganges ab. Pia war hinreißend liebenswürdig, strahlend in ihrer südlichen Schönheit, und jeder Blick aus den sehnsuchts erfüllten Augen galt ihrem Tischnachbar Hiller, dem die innere Unruhe und eine gewisse Absichtlichkeit in der Werbung um Verzeihung für die Flucht nicht entging. Schon um Corazza's willen, der Landsmann ist, wurde nur italienisch gesprochen, lebhaft wie immer und im Dialect des Beckens von San Giorgio, welch' letzterer Hiller nicht geläufig war und zu besonderer Achtsamkeit zwang. Pia hingegen vermied den heimathlichen Dialect, um eine Conversativn mit Hiller zu erleichtern, und manch mal sprach sie, trotz der bitterbösen Blicke des schwarzen Advocate«, sogar deutsch, trocken und hart, gebrochen und recht possirlich durch grausame Wortverrcnkuugcn. Als das Gericht „Parisvle" servirt wurde, beeilte sich Pia, ihrem Tischnachbar zuzuwispern, daß die Fringuelli absichtlich von der Tafel ausgeschlossen worden seien. „Sehr liebenswürdig, gnädiges Fräulein! Ich bin auch recht dankbar für die Schonung der armen Finken. Darf ich aber fragen, was Parisvle sind? So viel ich sehen kann, sind cs ja doch wieder kleine Vögel in RetSl ! Abend-Ausgabe KiMer TllMall Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Nr. 248 Jahrgang Sonnabend den 17. Mai 1902. 94,so 174,25 F-ttilletsn kleoadr.I SV,50 Iit-L»o^ 98,25 » O,0bx nichts von Liebes. ,nix: Für Priesterohren meinem Kummer! ijr»oo1r. srLolrtdr. 303 83 t 2t9 282 »o-Vieoj d»»oi«id i»r n<i«r litte <i»tioo er » nnur. löö^o 59,50 98,40 ISS,50 115,— 128,25 57,— d. 72,75 100,— 105.— 90,20 98,70 102.90 97,25 91,— 86,50 66,80 ort» I-otts" tetori»" * i»r<L" 198,10 117,85 240,42 95,48 19,10 117^7 254,— 102,75 520,— IMS Letzter Tage fand in Braila in Rumänien ein von der dortigen „Vereinigung der Kaufleute" veranstaltetes Bankett statt, welchem auch der Ministerpräsident Sturdza, sowie der Domänenminister Missir beiwohnten. Man batte erwartet, daß Sturdza hierbei sich über die ConversionSgerüchte äußern werde, indessen er wähnte er dieselben in den beiden Ansprachen, die er an die Kaufleute richtete, nicht, verbreitete sich aber des Längeren über seineFinanzpoliti k,wobei er den bemerkens- werlben Ausspruch that, daß Rumänien noch 10 Jahre lang die Politik deS Sparens fortsetzen müsse; erst danach könne man an die Einführung neuer Steuern zur Deckung der dann hervortretenden Bedürfnisse des Staates denken. Be züglich der fremden Capitalien verkannte er deren Wichtig- 89.40 16,281, 110,10 18,— 154,50 45,10 129,25 119,80 Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung -^> 60.—, mit Postbesörderung X 70,—. 81, -U 45 182 1731, 1451. deutsches Interesse nur zu fördern mit reichen Geldmitteln. Es müssen drei deutsche Lehrer ihres Amtes walten und zwar unter Vorzugsbedingungen hinsichtlich des Einkommens, wo beute einer eine schlechtbesoldete Stellung innehat. Das deutsche Schul Haus muß auch äußerlich der Bevölkerung zu Gemüthe führen, daß wir die überlegene und namentlich wirtbschaftlich die leistungsfähigere Nation sind. Wegebau und Bau von Bahnen, namentlich auch Feld- und Klein bahnen aller Art, muß diesen Eindruck unterstützen. Und es koste, was cs wolle: dem leidigen Zustand muß ein Ende be reitet werden, daß der Deutsche westwärts abwandert, der Slawe aber von Osten her immer neue Kräfte sich zuführt. Der Boden muß in deutschen Besitz gebracht und von deutschen Bauernfamilien bestellt werden. Aus allen diesen Gründen haben wir es gar nicht weiter ver wunderlich gefunden, sondern für eine ganz selbstver ständliche Maßnahme gehalten, daß dem preußischen Landtag eine Vorlage zugeben sollte, die etwa 200 bis 250 Millionen fordern würde. Billiger sind die nächsten Zwecke der inneren Colonisation im Osten keinesfalls abzuschätzen, und bei solchen Ausgaben bandelt es sich doch um kulturelle Wege, auf denen man die Mittel und Wege der äußersten Notbwehr zu um geben sucht. Nun verlauiet soeben, daß die Vorlage vorläufig nicht erscheinen werde. Im nächsten Winter, so sagt man, werde sie wohl kommen; jetzt wolle man den Landtag nicht mehr damit aufbalten. Gleichzeitig aber erhält der Kanzler den kaiserlichen Auftrag, für die West mark eine Präsidial- Vorlage auszuarbeiten, die als Zeichen schwächlichen Ent gegenkommens wenigstens gedeutet werden kann. Der Dic- taturparagraph, nun ja, — er mag in die Rumpel kammer gehören und durch Zeitgemäßeres ersetzt werden können. Aber Alles hat seine Zeit. Selbst ein über flüssiges Stück von dieser Art zu beseitigen, ist verfehlt, wenn es zur unrechten Zeit geschieht, und wir können uns des peinlichen Empfindens nicht erwehren, daß jede andere Zeit geeigneter gewesen wäre, als diese. Noch steht man unter dem Eindruck deö allzu eifrigen Werbens um die Gunst gewisser altelsässischer Kreise, wie es im Falle Spahn geschehen ist, aber auch des Mißerfolges, der mit dieser Werbethätigkeit lediglich erzielt werden konnte, und deS UebermuthS, von dem die allelsässischen Kreise sich seither mehr und mehr beherrschen lassen. Darüber wird ja im Reichstag ein ernstliches Wort zu reden sein, wenn der BundeSrath die Präsidialvorlage angenommen und der Volks vertretung unterbreitet bat. Soviel aber glauben wir heute schon Vorhersagen zu können: freundlich wird diese Vorlage gewiß nicht behandelt, wenn nicht bis dahin ein sicheres Urtheil gewonnen ist betreffs der Gründe, die für bas Ver zögern der Ostmarkenvorlage maßgebend gewesen sind. iepi»tr: ttem- Ke, Li«ti»rli in tzueeoetovo irpool; 7lii»a- <1«, ,?«ruvi»a- >iä Ue»4 »uk 428,— löchöO ii««. rwik *>. OeUtdri!: »ke-OdU^. i.k«iam.0o». sreevi. >»Uv. 8U»^» »LeediLleiod. >Iitr.8tr»»»«! S 91^.0 io. I i^verelo 175,— 100,50 187,25 I7L,— 116,— 115,90 61,25 187,50 108,— 19g,40 137,50 198,50 180,80 115,50 Haupt-Filiale Vres-eu: Strehleuerstraße 6. Fernsprecher Amt I Nr. 171S, Haupt-Filiale Serliu: KSniggrätzerstraße NS. Fernsprecher Amt VI Nr. 33SS. politische Tagesschau. * Leipzig, 17. Mai. Auf den letzten SitzungStag des Reichstags vor den PsinHst- ferien fällt jetzt ein klarer Lichtstrahl. Man erfährt endlich, was denn eigentlich die Absicht des Abg. Lucke war, als er erst die Absetzung der Zuckervorlagen von der Tagesordnung beantragte und dann, als dieser Antrag abgelehnt worden, die Feststellung der Beschlußunsähigkeit des Hauses erzwang. Und man erfährt ferner, wie eS um die Unterstützung be stellt war, die Herrn Lucke bei diesem Obstructionsversnche zur Verfügung stand. Es handelte sich, wie in den „Deutschen Stimmen" klargelegt wird, nicht nur um einen Racheact gegen den Abg. Eugen Richter dafür, daß er am Tage vorher durch einen AuSzählungsantrag den Versuch der Rechten, die Branutweinsteuervorlage noch auf die Tages ordnung der nächsten Sitzung zu bringen, durchkreuzte; eS handelte sich ferner nicht nur darum, diese letztere Vorlage auf alle Fälle noch vor den Sommerferien unter Dach zu bringen, sondern thatsächlich auch darum, die Zuckervorlagen jetzt und über haupt nicht zu Stande kommen zu lassen. Denn entweder kommen diese Zuckervorlagen jetzt noch im Juni zu Stande oder niemals. Wäre nicht vor Himmelfahrt noch in einer zweiten Sitzung die Ueberweisung au eine Commission erfolgt, so wäre die Erledigung der Vorlage im Juni unmöglich gewesen. Im Herbst und Winter aber wäre eS erst recht unmöglich, diese Vorlage zwischendurch mit zu verabschieden, denn dann muß jede Gelegenheit eines beschlußfähigen Hauses zu Gunsten des Zolltarifs ausgenutzt werden, und bis März 1903 ist die Zuckerconvention entweder genehmigt oder für Deutschland ein werthloses Stück Papier. Nun haben eS ja die Conservativen ausdrücklich abgelehnt, in dieser Weise Verschleppung und dadurch Obstruction zu treiben. Es bleiben nur noch die Wenigen übrig, auf die Herr Lucke sich in der Sitzung vom 6. Mai berufen hat, als er sagte: „Meine Freunde und ich". Wer diese Freunde waren, stellen die „Deutschen Stimmen" in folgender Weise fest: „Herr Lucke gehört keiner Partei an; er ist Beamter des Bundes der Landwirthe und sitzt mit den beiden anderen Beamten Les Bundes auf der äußersten Rechten, bei den dreizehn Antisemiten und dem einen Christlich-Socialen, den drei bayerischen Bauernbündlern und zwei „wilden" Agrariern, den Herren von Blödau und von Dallwitz. Der Militarcurat. Roman von Arthur Achleitner. lNaitdrink »erbeten. Der letzte Besucher war Leutnant v. Steinburg, liebens würdig, wie immer, doch erkannte Corazza aus den ersten Blick, daß irgend ein Kummer den jungen Ofsicier be drückte. Trotz bürgerlicher Abkunft Cavalicr vom Scheitel bis zur Sohle, hütete sich der Curat, auch nur mit einem Worte sich in die Privatangelegenheiten des Barons zu mengen, und wartete Eorazza, bis der Freund von selbst auf seinen Kummer werde zu sprechen kommen. Sternburg nahm die angebotene Cigarette dankend an, qualmte ein Weilchen und begann nach einem Seufzer: „Lieber und hochverehrter Freund! Nun ich Dir von ganzem Herzen gratulirt habe zu Deiner uns Alle er freuenden Wiedergenesung, möchte ich unseren erprobten Freund und Seelsorger um einen guten Rathschlag bitten. Ich brauche Deinen Rath, weil ich mir selbst in einer An gelegenheit nicht klug genug bin!" „Sprich Dich nur aus, Herr Baron! Dn weißt, ich bin Dein treucrgebener Freund! Wenn ich Dich aber um eines bitten darf: berücksichtige, daß ich Priester bin!" „Das soll wohl heißen: Rede mir avcntiuren vor?!" „Richtig gerathcn, Herr Leutnant! passen Liebesgeschichten nicht!" „Dann stehe ich hübsch allein mit Es ist aber keine alltägliche Liebesgeschichte, Hochwürden! Und die Angelegenheit sitzt tiefer, kein Lcutnantsfltrt, keine Tändelet! Compltcationen, wohin ich blicke! Hilf mir, Corazza, durch Deinen Rath!" ,Hm! Also keine — 8it v?nin v«rdo — Dummheiten? Auch kein Fehltritt? Rebe, ich höre!" Sternburg begann von seinem, dem Curaten bekannten, ersten Besuche auf La Rocca zu erzählen und schilderte die Entwickelung der durchaus honorigen Beziehungen zur Marchcsa, die bis zu der Nachricht gediehen sind, daß die Dame zwangsweise von dem rüthselhaften Grafen nach Mailand verbracht worden sei, und in einem Briefe den Baron um Hilfe, um Befreiung und Verbringung in ein Kloster gebeten habe. Die Februardebatten im p reußischen Abgeordneten hause haben den Eindruck erweckt, und Graf Bülow bat auch nachher manche Gelegenheit ergriffen, es zu bekräftigen, daß der Kurs der Lstmarkcupolttik ein für allemal feststehe und gegen jede Schwankung gesichert sei. Eine preußisch- deutsche Politik, die nickt immer neue Anregung zum Hervor treten centrifugaler Kräfte geben will, kann ja auch gar nickt anders. Wo die Gefabr, daß das innere Gefüge auseinander gerissen wird, am größten ist, wo nicht nur der slavische, sondern im Bunde mit ihm der ultramontane^ Widersacher uns den Pfahl ins Fleisch treiben möchte, wo überdies verschiedene dreibundfeindlicbe Bestrebungen am Erfolge des polnisch - klerikalen Vorstoßes mit interessirt sind, darf eS auf preußisch-deutscher Seite kein Zeichen der Schwäche mehr geben. Die Declamationen der Polen, als ob sie nie ein Wässerchen trüben würden, wenn man ihnen nur ihre Muttersprache und ihren katholischen Glauben nicht rauben wollte, baden wir lange genug gehört. Wer heute noch darauf achtet, dem ist nickt zu helfen, von dem ist aber auch kein Nutzen für eine zielsichere nationale Politik zu erwarten, einerlei ob er sich wirklich einbildet, den Polen solle Muttersprache und Glaube geraubt werden, oder ob er für das unterdrückte Polen volk Sentiments an und für sich hegt und nicht preiSgeben will. Wie Fürst Bismarck im Jahre l885/l886 den Feind im Kernpunkte seiner Positionen angriff und durch Verkündi gung einer unzweideutig bestimmten Ostmarkenpolitik diejenige Klärung und Scheidung der Geister herbeiführte, die eS nach her gestattete, auch im Reichstage wieder eine große nationale Politik in die Wege zu leiten, so schien Graf Bülow im Februar entschlossen zu einem planmäßigen Bor geben gegen die offenen Feinde und geheimen Minirer im Osten, um demnächst den besseren Boden für seine Welt politik, wie für seine Heimathspolitik bestellen zu können. Darüber war man sich von jeher klar: im Osten ist Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Natljes nnd Volizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. hier den Fluß überspannt, wurde im Mai 1S00 von den TranS- vaalern gesprengt, seither jedoch von den Engländern wieder hergestellt. Der Ort selbst hat nur Bedeutung als Grenz station. Mau findet dort nur wenige Häuser: das Bahnhofs gebäude, Zollämter, Speditionsbureaux rc., ein Hotel und einige Läden. In unmittelbarer Nähe des Ortes sind die Kohlenminen von Sammy Marks, so genannt nach dem bekannten Echnapskönig, der unter der Transvaalregierung LaS Branntweinmonopol inne hatte. Die Versammlung findet wahrscheinlich im Freien statt, wie eS bei den Boeren Gewohnheit ist. Dies wird bei vielen alten Boeren die Erinnerung wachrufen an zahlreiche Zu sammenkünfte, welche vor und während des Frejheitskamvfes 1880 stattfanden. Als damals bei Paardekraal der Krieg bis zum Tode beschlossen wurde, warf jeder Anwesende einen Stein auf einen Haufe», um den Eid zu besiegeln. Ueber diesem Stein haufen wurde später ein dem Eiffelthurm ähnliches Denkmal er richtet. In der Versammlung wird wohl jeder Boer Gelegenheit bekommen, seine Meinung zu sagen. Es erscheint nicht unmöglich. Laß in Vereeniging die Erneuerung des Gelübdes von Paidckraaj am 8. Dcceinber 1880 zu stunde kommen werde. Bezugs-Prei ¬ st her Hauptexpedttion oder den im Stadb» b«trk und den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich 4 50, — zweimaliger täglicher Zustellung in» HauS ^5 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich vierteljährlich 6, für die übrigen Länder lautZettungöpreiSüste. -- Nr-action und Erpedition: Johannlögasse 8. Fernsprecher 153 und 222. F1lia1<»peditt-nea r Alfred Hahn, Bnchhandlg., Uaiversitätsstr.3, 8. Lösche, Katharinenstr. 14, «. Königspl. 7. Stetie. i'. Oeotr.-Xot.jI5v»!e -tdern k»viü<y — 12.1VS2. oiitiedr»». 8 Li,od«I,oo»« . Hip. Itooteo 416H0 r , »t«ra»m i-Odeo^ irr», ick. cko. Irr». i»»r Veedsei >ol»oo» c^ooteo »Oeoiroot« ier Soyr»r»o l» ickoroox irer Si«o ktr»««o-1 io»vveo F i orlteteo. »zcr. 8t»»t» 8»^.8t»»te lVr.LW. lode. Leute O.OreckitNd o. o. üoiv »dir Io. 2oS »d« »I. Lieood. Lee. i^.tzlo. >. OooüOioo Odioseeo leone llTlbenk l.livo.000. ,b»oL >. L»otc ieod.L»oIr »otttuLirv. j.t. euev.tt Süovioo ?r. ÜeM r. eru ksoik. O«otr»ik. dlorckoet v»»id»dll Der Krieg in Südafrika. Vereeniging. * Pretoria, 16. Mai. (Reuter's Bureau.) Die Boerenführer BeyerS und Stab sind mittels SonderzugeS nach Vereenigiug abgereist. Jetzt sind alle Delegirten daselbst eingetroffen. Einige haben den Ort der Zusammenkunft heute früh erreicht. Die Besprechung, die, wie erwartet, heute abgehalten werden wird, ist rein privat. Lord Kitchen er giebt den Delegirten jede Gelegenheit, über ihre Entscheidung sich vollkommen vertraulich zu berathen. ES wird strenge Sorge dafür getragen, daß die Be- rathung völlig ungestört bleibt. Wie man hört, erfolgen olle Ab« stimmnugen durch Ballotage. Während der Beraihungen richten sich die englischen Truppen im Felde nach dem zwischen Lord Kitchenrr und den Boereuführern getroffenen Abkommen und greifen die Commando», deren Führer sich an der Zusammenkunft betheiligen, nicht an. In einer gestern in Birmingham gehaltenen Rede, sagte Chamberlain, er wünschte und könnte es der Versamm lung sagen, daß der Krieg seinem unmittelbaren Ende entgegengehe; der Friede sei gesichert, er sei voller Hoffnung, aber er sei nicht sanguinisch. Er wisse, daß die Mehrheit Derjenigen, die gegen die Engländer kämpften, nur den einen Wunsch hegten, mit ihnen zusammenzuwirken (?), um dem Lande den Frieden und die Wohlfahrt wiederzugcben, aber in der Vergangenheit sei die Vernichtung von Frieden und Wohlfahrt durch die Führung unversöhnlicher Männer veranlaßt. (?) Es sei möglich, daß wieder einige Vorschläge gemacht werden, welche die Regierung durchaus die Pflicht habe, abzulehnen. Man möge versichert sein, baß, solange diese Regierung am Ruder sei, der Fehler von Majuba nicht wiederholt werde. Die Regierung gab bereits die Absichten bezüglich der zukünftigen Regierung und die Regelung der Verhältnisse des Landes kund; sie werde von diesen nicht abweicken. Die Einzelheiten seien natürlich auf Wunsch einer weiteren Auseinandersetzung Vorbehalten, die Grundzüge aber seien für alle Zeit festgestellt. Der „Tägl. Rundschau" wird aus Amsterdam, 16. Mai, depeschirt: Hier sowohl als in Brüssel ist die Meldung eingetroffeu, daß die Friedensunterhandlungen als gescheitert zu betrachten sind, nachdem die Bestrebungen Englands, unter Umgehung Krügcr's den Friedensabschluß herbeizuführen, aus den entschiedenen Wider stand der Boerenführer stießen. Letztere fordern erneut einen förm lichen Waffenstillstand und die Freigabe des Kabels zwecks Ver- ständigung mit Krüger, waS England ablehnte. Der morgige Tag wird bereits die eudgiltige Entscheidung bringen. Ein Afrikander, der lange Jahre in Transvaal ansässig war, theilt über den O r t Veree niging, wo sich die Boeren führer zusammenfinden, Folgendes mit: Dieser am Vaalsluß gegenüber der Eisenbahnbrücke gelegene Ort wurde vermuthlich von Kitchener für die Zusammenkunft auSgewäblt, weil er Knoten- und Kreuzpunkt großer Chausseen aus Weste», Süden und Osten deS Freistaats und der Heerstraßen vom Westen, Norden und Osten Transvaals zugleich ist. Die Grenzstation wurde „Vereenigiug" genannt, weil dort die Eisenbahnlinie des Freistaats bei der Grenzstation Biljoensdrift am südlichen Vaalufer eodigt. Hier schließt sich (holländisch: Zich vcreenigt) das Eisenbahnnetz Transvaals an. Die große Eisenbahnbriicke, weiche Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr, Anzeigen sind stets an dke Spedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Pctitzeile 35 H. R-clamen unter dem NcdactionSstrich (4gespalten) 75 H, vor den Familiennach- rtchten («gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). «t. vödi. 180,— me. V.-L- 89,— r.-8rtc--X. 133,50 tVodetdlL 175,— er Orob. 322^5 -eitLUrtr I d ll»I»Ico cLwmeep , -.Liiik-X. 127,— iLUnoo 78,— km«Ikb. 175,25 18175 srOn««»t 166.50 r,rr«ldr. 101,— 156,40 >ure 8 r. . Ns Uo. O«1ä wo. Llvreä »er» Ullto-Lvr. »ä» k»oiüo -Lxo-HUv. ou kno. »rekontsw r VN1n««L 89>lt »«.) »ä» k-rviLo 1131»!» räj-coot 2"/„ „u » isss ico^ Sb ovo L m»nd»vL 1565 Noto 1137 c«utt-4.ot, >3988 rrlL«. 29,12 .^»U.Lv.I 30,50 «Lo7>»r.kr.s 20,— . Qlo^U > 106,— . VolUc. 151,10 SoeooivN >r ÄLioNL lLv.lu-L v.WLltvr Idrio Davon fehlten aber, wie nachher der Namensruf ergab, die beiden anderen Beamten des Bundes (vr. Rösicke und vr. Hahn), acht Antisemiten (Ahlwardt, Bindewald, Böckel, Gräfe, Koehler, Lotze, Raab), der christlich-sociale Herr Stöcker, alle drei bayerischen Bauernbündler und Herr v. Blödau. Anwesend waren, Herrn Lucke mit eingerechnet, sieben Abgeordnete, auf die vielleicht die Bezeichnung „meine Freunde" angewendet werden durste." Von dieser geringen Zahl von Obstructionisten auf der äußersten Rechten ist ernstlich nicht sehr viel zu befürchten, weder für die Verabschiedung der Zuckersteuervorlage, noch überhaupt für die gesicherte Fortführung der parlamentarischen Geschäfte. Sobald die Conservativen als Partei, wie es in diesem Falle nachdrücklich geschehen ist, sich gegen eine Störung der parlamentarischen Arbeit verwahren, muß ein ObstructionSversuch der wenigen, einer Parteiviscipliu nicht unterstellten extremen Herren auf der Rechten in sich selbst zerfallen. Allerdings haben die Conservativen bei dieser Gelegenheit nicht nur das Verdienst sich erworben, den raschen Zusammenbruch veS Lucke'schen ObstructionS- versuches berbeizuführen, sondern sie haben auch den Fehler begangen, der fortschrittlichen und socialdemokratischen Linken wegen ihres Verhaltens am vorhergegangcnen Tage zu drohen, daß sie im äußersten Falle und gelegentlich doch auch einmal Gleiches mit Gleichem vergelten würden. Das heißt aber den Teufel durch Beelzebub auStreiben wollen, und wir boffen mit dem Verfasser des Artikels in den „Deutschen Stimmen", daß die Conservativen bei ruhiger Erwägung sich selbst sagen, welche verhänznißvolle Politik dies wäre. »raticoot ,. Ln«». -ew. isoei vords »der epLter SerUodt« Lei. Io Iliellmt, deoeooLer» :dviiedsr. Lssttsoä i) Ilio. -Voo-L.-V. vieeooiod c.»oevS<ii. :d. O'oio.-L. r.Io?<i Ltrseed. is Loerso 98,75 beriodt.) Io Ler <i«itso Looreev. ter Isst, di» 138 > »er Korso vsr- voo 90.10 Uder- > »bxeeckvüclit, S — iroo. 101,50 85,10 84,95 215,40 213,90 85,15 216,15 Stil!. j 91,90 194,50 i 44,50 199,50 318,— 166,90 172,75 165,50 I74HO 106,— 106,—
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