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das konservative Blatt fort, „zweifellos und wird durch jede neue Reichstagslvahl aufs neue bestätigt, daß dieses radikal demokratische Wahlsystem, welches das Reich unter die Herr schaft der Sozialdcmorkatie und des Ultramontanismus bringt, das Unglück des Deutschen Reichs ist." So wie der „ReÄsbote" denkt man in weiten konservativen 5kreisen; aber das Zentrum bleibt der Hort des bestelx'nden Wahl rechtes. — Allzu scharf geht wieder einmal der Bund der Land wirte vor: der Vorstand der rheinischen Landwirtschafts- kanimer hat nämlich beschlossen, die Zulassung einer (Ein fuhr von wöchntlich lOOO bis 1500 Stück lebender Schweine nach der Nheinprovinz aus Holland zu befürworten. Die Grenze gegen Hollaird für die Einfuhr lebenden Schlacht viehes und lebender Schveine ist seit dem 2b. Juni 1894 gesperrt. Ebenso ist die Einfuhr von frischer Milch aus .Holland seit dem 14. November 1895 verboten. Der Bund der Landwirte erlx'bt nun den denkbar schrfstei: Protest gegen diesen Beschlich, den er als „völlig unverständlich" und als ein nationales Unglück bezeichnet. Wir meinen, daß der Beschluß der rheinischen Landwirtschftskammer einer ruhigen Erwägung entsprungen ist und nicht dnrch solche Kraftworte zu beseitigen ist. — Ein zweiter preußischer Parteitag der Sozial demokratie wirk am 27. Dezember in Berlin im G>werk- schaftShause stattfinden. Als voi läufige Tagesordnung ist in Aussicht genommen: t. Die Organisation für Preußen. 2. Die bisherige Tätigkeit des preußischen Landtages und das Walilrecht in Preußen. 8. Die Lage der Staats- arbeiter in Preußen. 4. Die Landtagswahlen l908 Die Referenten sind noch nicht bestimmt. Hlalrei'. — In der „Gazzetta del Popolo" schießt ein bedeut samer Artikel über Tschirschkys Reise mit folgenden Sätzen: „Es ist an der Zeit, den Zweideutigkeiten ein Ende zu mach::. Italien muß dem Dreibünde treu bleiben. schn aus Dankbarkeit, denn er hat uns den Frieden gesichert und nur im Friedcm konnten wir den weiten Weg zurücklegen. Der Dreibund ist eS auch, der den Konflikt mit Oesterreich verlsindert l)at. Aber um im Dreibünde zu bleiben, muß Italien sich absolut gegen die Möglichkeit schützen, jemals mit England in Konflikt zu geraten. In Berlin wird eine Erklärung unsererseits anfänglich sehr böses Blut machen, aber Deutschland muß schließlich die Berechtigung unserer Forderung begreifen. Hoffen wir, daß der Frieden uns noch lange erlxilten bleibt, aber sollte es jemals zu einem Zusammenstoß zwischn Deutschland und England kommen und sollten wir fatalerweise hineingerissen werden, so tväre Italiens Lage schlimm, wie auch das Waffenglück schließlich entschidei: möge. Tschrschy ist, wie es heißt, sehr zufrie den abgereist. Hoffen wir nur, daß seine Freude niemals Bitterkeit für Italien bedeute." — Unter dem Titel: Traurige Neberraschungen der Italiener läßt sich der „Corriere della Sera" aus Berlin melden, die italienischen Delegierten der Internationalen Konferenz für drahtlose Telegraphie seien konsterniert, n-eil die Engländer, mit denen sie gemeinsames Vorgehen verab- redet hätten, sie im Stiche ließen. Tatsächlich läuft der eng lische Vorschlag darauf hinaus, formell Mir die Abmachun gen mit Marco,:: einzuhalten, im Grunde aber England absolute Aktionsfreiheit zu sicher». Frankreich. — Die ministkriclle Erklärung, die in der Deputierten kammer zur Verlesung gelangen wird, ist politisch vorgc- schrittener als die Erklärungen aller früheren Kabinette. Das Programm des neuen Ministeriums ist sehr unpassend, zahlreich sind die darin aufgeführten Reformen. In der Er klärung wird die Versicherung abgegeben, daß das neue Ka- binett die Politik des Ministeriums Sarrien, welche die Bil ligung der Kammer gefunden habe, forlzusetzen gedenke. Was die ausN'ärtige Politik anbetreffe, wolle das kkabinett die Allianz mit Rußland und die wertvollen Freundschaften, die Frankreich geknüpft lglv, anfrechtcrhalten. Bezüglich der Beziehungen zu den Mächen werde Flankreich die Poli- tik der Geradheit weiter verfolgen, die ihn: einen der ersten Plätze in der Welt einznnehinen gestattet habe und die sich auf seine Verteidigungskräfte stützen toerde. Das Tren nungsgesetz werde in liberalen: Geiste, aber mit Festigkeit zur Anwendung gelangen. Den: Parlament tverdc von: Kabinett eine Vorlage betreffend Einführung der progressi- ven Einkommensteuer, ferner eine Vorlage, betreffend den Arbeitsvertrag und eine Vorlage betreffend den Rückkauf der Westbaln: unterbreitet tverden. Ferner werte das Ka binett die Freiheiten der Fachvereine weiter ausdehnen, die Altersversicherung der Arbeiter zu Ende führen, die Kriegs gerichte ansheben und mehrere Vorlagen zu Gunsten der Landwirtschaft einbringe::, das Gesetz betreffend die Verfäl schungen von Lebensmitteln Karde von: Kabinett strenger Weise angeivendet tverden. Die Erklärung schließt: „Schen ken Sie uns Vertrauen, wir tverden handeln." — Das Kv- lonialministerinin hat die Nachicbt erhalten, daß in der Nähe des Postens Djdeida in der Landschaft Mauretanien ein Gefech zwischen einer Jägerabteilnng und Mauren von Adrar stattgefnnden hat. Eine Anzahl Jäger soll gefangen sein, die Verluste der Mauren, bei denen auch drei .Häupt linge gefallen sein sollen, werden auf 150 Tote angegeben. Der Kvlonialininister lat die nötigen Anweisungen erlassen. — Am Sonntag vormittag fanden mehrere Kundgebnngen zu gunsten des wöchentliclien Ruhetages statt. Es kam zu Aussclireitlingen. Die Polizei tuihn: einige Verlaftun- gen vor. Rnhland. Nach den: Bericht der Neicljskontrolle über die Neali- sierung des Budgets für 1995 überstiegen die gewöhnlich:: Einnahinen die gewöhnlichen Ausgaben um 99 382 405 Rubel, in: Voranschlag trxrr ein Ueberschiß von nur 60 980 047 Rubel vorgesehen. Die gewöhnlich:: Einnaipnen betrugen 2 024 558 452 Rubel, die getvöhnlicl>en Ausgaben 1 925 176 047 Rubel, die außerordentlichen Einnahnw:: 793 515 197 Rubel, die außerordentlichen Ausgabe:: 1 379 576 862 Rubel. Die gewöhnlichen und die außer- ordentlichen Ausgaben überstiegen die gewöhnlichen und die außerordentlichen Einnahmen um 215 010 037 Rubel. D:rrch die Benutzung aus dem Budget 1904 verbliebener freier Mittel, die die Reichdrentei zur Deckring außerordenb- licher Ausgaben vertvandte, ist das Gcsamtdefizit, das in Höhe voi: 180 Millionen envartet tvar, auf 158 Millionen herabgesetzt worden. Das Defizit wurde mit den: Erlös der fünfprozentigen Anleihe von 1906 gedeckt. — Als die Polizei am 2. d. M. in Warschau auf offener Straße einen Unbekannten verhaften wollte, flehte dieser eii: Blatt zu verschlucken, was ihn: jedock) nicht gelang. Auf dem Blatte waren Notizen und Adressen verzeichnet, wo durch die Polizei einer von einem russischen Beamten unter haltenen Geheiindruckerei auf die Spur kam. — In Wladi- kawkas imirdei: an: 3. d. M. ans der Kanzlei der Realschule 4000 Rubel geraubt, die zur Auszahlung der Lehrergehälter bfftimmt lvaren. An dein Raube tvar ein Zögling der Schule beteiligt, der mit einen: Teil des Geldes festgenom- men worden ist. Am 3. d. M. verhaftete die Polizei in einen: Hause in Samara junge Leute, die Bomben anfertig te::. Bei der Haussuchung wurden bei ihnen vier vollkom men fertige Bomben, sowie eine Anzahl Gewehre, Dolche und Browningpistole:: vorgefunden. Auch Material zur Anfertigung von Boniben umrde entdeckt. Auf grund die ser Ergebnisse wurden dann noch vier Mitschuldige verhaftet. In Moskau entdeckte die Polizei eine 15 Plan:: starke Räuberbande, die sich aus beschäftigungslosen Arbei tern zusammensetzte und lange Zeit hindurch die anliegen den Bahnen und Moskau selbst unsicher genrach hat. Sämt lich Mitglieder der Bande wurden verhaftet. — In dein Gefängnis zu Wladimir fesselten Sträflinge, unter denen sick) hauptsächlich Matrosen aus Stveaborg befinden, die Ge- fängnisirxiche und versuchten, den Posten ihre Waffen fort- znnelnnen, um 200 Gefangene zu befreien. Einem Gefäng- nisivärter gelang cs, telephonisch Militär herbeizurufen, mit dessen Hilfe die Sträflinge überwältigt wurden. N»rda»rrerika. — Ein Telegramm aus Sheridan berichtet: Die Indianerhäuptlinge verhandeln mit der Truppenabteilung, die sich erbietet, die Indianer nach dem Reservatgebiet in Utah zu transportieren und ihnen Rationen für den Wüste»- zu geben, und die ferner in Erwägung ziehen will, den Utah-Indianern in: nächsten Frühling neue Jagd gründe zu geben. Die Indianer sind mit den Vorschlägen einverstanden, wünschen aber, daß ihnen bestimmt vcr» sprachen werde, sie könnten in: Frühling nach dem Powder- flnsse zurückkehren. «uS Stadt «u s Laad. Dresden, den ü. November lSOO. Tageskalender für den 0. November. 1965. König AlionsoS v»n Spanien Besuch in Berlin. — 1962 Erwählung Dr. Anwn Fi cherS zum Erzbiswof von Köln. — 1899 -k Peter Tsckaj- kowrkij zu Petersburg, russischer Komponist. — 1870. f Aincoma Anlonelli zu Rom. Kardinal Staatssekretär PiuS IX.— 1860. Be ginn der dreitägigen Plünderung LiWeckS durch Bernadotte, Soull und Murat. — 177l. * AlohS Senefelder zu Prag. Erfinder deS Steindrucks. — 179). Hans v. Kutte, der Freund Friedrich d. Gr., zu Küstrin enthauptet. — 1400. -f Papst Innocenz VI. —* Wetterprognole des Köntgl. DSchs. meteoro- logischen Institut« zu Dresden für den 6 Nov mber: Wind und Bewölkung: mäßige sü.liche Winde, meist trübe. Nieder schlag und Temperatur: zunächst trocken, später Niedenchläge, Temperatur nicht erheblich g ändert. —* Se. Majestät der König ist gestern nachmittag von Venedig nach TaroiS abgereist und wird morgen Dienstag früh von dort zu den Beisetzmigsfeierlichkeilen weiland Sr. K. und K. Hoheit des Erzherzogs Otto von Oesterreich in Wien eintreffen. Von Wien begibt sich Se. Majestät morgen Abend wieder irach TarviS zurück. —* Ihre Majestät die Königin-Witwe beging am Sonntag die Feier ihres Namenstages. —* Ter Kronprinz Georg und Prinz Friedrich Christian sind am Sonntag vormittag von Mailand wieder in Dresden eingetroffen. —* Se. Majistät der König hat der Chorsängerin Emma Woknrka daS Maria Anna-Kreuz verliehen. —* Wegen des erfolgten Ablebens Sr. Kaiser!, und König!. Hoheit des Erzherzogs Otto von Oesterreich wurde die Hoftrauer auf vier Wochen vom 3. bis mit 30. November angelegt. —* Die Königin Wilhelmine der Niederland erschien am Sonnabend Mittag in Begleitung zweier Hof damen und ihres Hofmarschalls in der neuen Königlichen Kunstgewerbeschnle an der Gerokstraße, um dieselbe einer eingehenden Besichtigung zu unterziehen. —* Der Ortöverband Dresden der Pensions- anstatt deutscher Journalisten und Schriftsteller hielt an: Sonnabend im Hotel Amalienhof eine starkbesuchie Mitgliederversammlung ab. Zunächst referierte Herr Redakteur Herrleü: über daS an: 1. Februar 1907 gemein schaftlich mit dem Verein Dresdner Presse unter dem Titel eines Kostümfestes „Wild-West" geplante Winterfest in sämtlichen Räumen des städtischen Ansstellungkpalastcs. lieber die Vorarbeiten für den im nächsten Jahre im Juni hier stattfindenden Delegiertentag des Verbandes deutscher Jounralisten- und Schriftstellervercine und die General- Versammlung der Pensionsanstalt deutscher Journalisten und Schriftsteller referierte der Vorsitzende. Redakteur Guido Müder. Emen interessanten Bericht über den Mailänder Friedenskongreß erstattete die Schriftstellerin Fränl. Lina Nenmann. Der nächste Vortragsabend des OrtsverbandeS findet am Sonnabend den 17. November, abends 8 Uhr, im weißen Saale der „Drei Raben" statt. —* Zur Verjährung ärztlicher Honorar ansprüche. An: 3l. Dezember d. I. verjähren im Bereiche deS Deutschen Reiches die ärztlichen Honorar- ansprüche aus dem Jahre 1904. Die Verjährung wird nicht unterbrochen durch ein einfaches Mahnverfahren, son dern nur 1. durch schriftliches Anerkenntnis der Berechti gung der Forderung seitens des Schuldners, womit man zweckmäßig eventuell die Festsetzung eines bestimmten Zahlungstermines verbindet; 2. durch Abzahlung; 3. durch gerichtliche Klage resp. Zahlungsbefehl; 4. durch Anmel- düng zum Konkurs. Das einfachste gerichtliche Verfahren besieht in der Beantragung eines Zahlungsbefehls. Der- selbe ist mit den geringsten Kosten verbunden, was um so mehr zu beachten ist, als der Gläubiger im Unvermögens- falle des Schuldners die gesamten Kosten allein zu tragen hat. —' Erweiterung deS Fernsprechverkehrs. Der Fernsprechverkehr von Dresden neb t Nachbar- und Vor« orten ist erweitert worden durch Zulassung a. deS un. beschränkten SprechverkehrS: mit Bergen (Vogtland), Grambow (Pommern). Linderode. Ottmachau. Patschkau. Pencun, Rügemvalde, Sonneberg (Lachsrn-Meininge,:) und Spindelmühle; ü des beschränkten Sprechverkehrs: das ist während der festgesetzten Diettststundeu, an We:ktagen jedoch mit Ausschluß der Stunden von 9 bis 12 Uhr vor mittags und 3 bis 7 nachmittags, mit Marktzeulu. —* Von den: Automobil des hier wohnhaften Stein- brruchsbesitzers Haiback) wurde am Sonnabend abend auf der Johanu-Georgeu-Allee die Ehefrau des Kaufmanns und Jiilxwers einer Zigarrengroßlxmdlung F. W. Con rad i überfahre::. Die Unglückliche »rar sofort betv-ußtlos und verstarb auf dem Transport nach der Sanitäts-vache. Wenige Stunden später ereignete sich ein schveres Unglück auf der Moritzstraße. Tort wurde der 70 jährige Invalid Zcuner beim Ueberschreitei: der Straße von einem Straßen- bahntvagen ersaßt und überfahren. In: Kranken Hause mußte ihn: der zerinalinte Oberschenkel abgenonrmen tverden. —* Eine lustige Episode, die aber den Vorzug bat, Uxihr zu sein, spielte sich dieser Tage in einen: hiesigen, vielbefuck)tei: Restaurant ab. Einige fremde Herren, die den Berliner Dialekt zieuckich auffällig in ihren Reden zum Ausdruck brachten, hatten verschiedenes an den Einrichtun gen und den: sonst Gebotenen auszustellen. Der Schluß- refrain kantete dann immer gewöhnlich: „So lvat ftebt's bei uns nich!" oder: „Det is doch ville besser bei uns!" Ein sck-lagfertig veranlagter Herr, der schon längere Zeit den Redescftrxlll mit angehört lxrtte, fragte bescheiden, wo die Herren wobt zu Haufe tväre::. „Na, in Berlin!" tocrr die schnell gegebene, aber auch sck>on ertrartvte Antwort. „Mei nen Sie daS Berlin bei Köpenick?" ließ sich im rnhigsten Tone der Fragende vernehmen. ^ Es bedarf wohl keiner weiteren Erlmrtening, daß in: nächsten Moment der Frager die Lacher auf seiner Seite hatte. (Dresdn. Nachr.) Leipzig. Gestern abend wurdet: bei einer Revision der hiesigen Stadttässe Unregelmäßigkeiten entdeckt. Der Kas sierer Grütznrann stellte sich freüvillig der hiesigen Staats- aiuvaltschcrft mit dm Selbstbezichtigung, große Beträge aus der hiesigen Stadtkasse veruntreut zu habe::. Er wurde irr Haft bekxstten. Die Höhe der unterschlagenen Sunmreu ist noch nickst sestgeftellt. Die hiesige:: Zeitungei: geben die Höl>e von über 100 000 Mark an. Den: Bankhause Jean Fränkel in Berlin, bei dein Grützmann spekulierte, soll er angegeben haben, daß er die Spekulationen für Freimde unternehme. Auf die Bahn des Verbrechens ist Grützmann dadurch gekommen, daß er zunächst sein eigenes Vermögen (es können einige Tausend Mark gewesen sein) verspeku lierte. Durch weitere Spekulationen mit städtischen Gel dern suchte er dem Verlust wieder beiznkominen, geriet aber hierbei immer tiefer l)erein. Der Aufwand Grütznumns für sick) und seine Familie (diese bestand aus der Ehefrau und einem Sohne) tvar ein sehr bescheidener. Grützmann ist 1860 in Johanngeorgerfftadt geboren, hatte gedient und hat sich 2t Jahre in städtischer Stellung befunden. Kirchbrrg. Am Mittwoch fanden Pilzsucher im Seifert- schen Gehölz in der Nähe der Schellerschn Nestarwation einen männlichen Leichnam. In den: Toten wurde der im 35. Lebensjahre stehende Richard Kramer von hier ermittelt. Er hatte sich den Tod durch Erschieße:: und Erhängen ge geben. Wie man erzählt, soll die Ursache des Selbstnwrdes darin zu suchen sein, daß man ihm als Chinakämpfer feine Rente entziehen wollte. Annaberg, 3. November. Unter Vorsitz des Bezirks arztes Dr. Brink hielt gestern der Ausschuß des Vereins zur Hebung des öffentlichen Badewesens hier eine Sitzung ab, in der bekanntgegeben wurde, daß das von der Stadl mit einem Aufwande von 250 000 Mark erbaute Stadtbad vor aussichtlich in der ersten Hälfte des Monats Dezember feine Weihe erhalte:: kann. Zur Weihe des Stadibadcs werden Mitglieder des Badevercins und sonstige schwinrmkundige Herren einen Schwimmreigen aufführen, womit das große Vadebecken seiner Bcstinnnung übergeben werde:: soll. Es werden im Stadlbad auch Wannen- und medizinische Bäder bereitgehalten. Limbach i. S. Am 3t. Oktober d. I. fand hie: end lich der erste katholische Gottesdienst ftstt. Die Teilnahme daran war nicht stark und warum wohl? Fehlt es hier an katholischen Einwohnern? Limbach hat ca. 15000 Ein wohner und mit seiner stark bevölkerten Umgebung mehrere Hundert Katholiken. Daß hier katholischer Gottesdienst stattsand, haben die wenigsten gewußt, auch ist man daran gewöhnt, daß die Katholiken nach Ckenmitz zur Kirche gehen, oder wenigstens so tun; daS katholische Gefühl ist zum großen Teil eingeschlinnmert n.id muß geweckt werden. Dies werden wir in der Zukunft besorgen, so weit cS in unseren Kräften steht. Ostritz, 4. November. Mit einen: Revolver schoß sich gestern früh auf der Torfstraße im nahen Altstadt -er Ar- beiter Brokobetz eine Kugel lurch der: Kopf. Des Geschoß verletzte den St in: kuschen und drang dann aus dem rechten Auge wieder heraus. Ai: seinen: Aufkommen tvird gezwei fen. Der Vraunttvein scheint an den: Unglück die Schuld zu tragen. Nachdem Broboketz als Arbeiter der Jutespinne rei durch Krankheit in den Besitz einer Rente gekommen war, sah inan ihn häufig stark betrunken. Infolge mißliebigen Auftretens lvurde er aus Sachsen ausgewicsen. Da seine Familie nicht mit ihn: ging, so führte er ein unstetes Wan derleben. Nach heutigen Aenßerungen zu schießen, scheint er dieses Leben nunmehr überdrüssig geworden zu sein. Gera, 1. November. Am Reforinationsfcste l>at ein hiesiger Prediger in der Trinitatiskirche sich Beleidigungen gegen die katholische Kirch^erlaubt. Hieraus sieht man, wie notlvendig die Existenz der katholischen Kirche für viele protestantisch Prediger ist. Man denke sich einmal den Fall, die katholisch Kirche würde dnrch den gewaltigen Luthcrzorn dieser Prediger von der Erde verschwinden. Wa ller wollte:: dann jene Herren den Stofs zu ihren Predigten nehmen? Denn in der protestantischen Kirche ist ja alles in schönster Ordnung. Die Herren Prediger sind sämtlich vom Glauben an Christus, den Sohn Gottes, tief durchdrungen. An den Sonn- und Feiertagen sind die Kirchen von gläu bigen Protestanten überfüllt. Die Ehen werden alle kirch-