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Sächsische Volkszeitung : 09.11.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190611094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19061109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19061109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-11
- Tag 1906-11-09
-
Monat
1906-11
-
Jahr
1906
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.11.1906
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puto, die Bischöfe von Wilna lind Kopenhagen und viele an- dere. Frau Professor H o p m a n n - Köln eröfsnete die Versammlung mit Begrüßungen; sie konnte initteilen, daß ein huldvolles Schreiben des Papstes eingegangen sei, der der Versammlung seinen Segen spende. — Der Nuntius Msgr. Ca puto richtet eine herzliche Ansprache in franzö sischer Sprache au die Versammlung, die Präses Lausberg in französischer Sprache dankend erwiderte. — Ter Redner des Abends war Pater Benno A uracher über das Thema: „Die katholische Franenbetvegnng und die charitative und soziale Arbeit". Charitative und soziale Arbeit dürfe mau nicht als Gegensätze betrachten, beide seien ja Licbestätig- keit. Möge auch'der Gegen'atz des Egoismus, des Altruis mus von den Modernen bekämpft lverden, richtig sei er doch. Nun sage man, Charitas sei mehr Sache des Herzens, soziale Tätigkeit des Verstandes, und deshalb sei die Charitas Frauensache, die soziale Tätigkeit Männersache. Das er- sclseine ihm als eine veraltete Anschauung. Aber selbst lvenu dem so wäre, würden die Männer nicht auf das Herz, die Frauen nictü aus die Verstandestätigfeit verzichten. Deutsch land zähle l> Millionen verheirateter Frauen, die w hl neun Millionen Männer und 27 Millionen Kinder hätten — tvelch ein weites Feld für die Charitas der Frau! — und es gebe dock> recht viel gute Elsesrauen. Hier wie in der Kran kenpflege hätten die Frauen ihre Befähigung wie ihre Nei gung zur Charitas erwiesen. Wie die Arbeit überhaupt, so müsse auch die charitative und soziale Arbeit heute gut ge lernt sei». Reich sei das Feld der Frau in Elzaritas, wie so zialer Arbeit: sie müsse aber gut geschult und vor allein dis zipliniert sein. Nicht nach dem Angenehmen, dem sickch- baren Erfolge, wie zum Beispiel der Dankbarkeit eines Be schenkten. sei zu sragen: auch bei der sozialen Arbeit komme etU>aS heraus für die Gesamtheit und den Einzelnen. Ter Erfolg bleibe ein Segen für die Ewigkeit, ob es nun soziale oder charitative Lotigkeit gewesen sei, weil das Ende eben drüben in der Anschauung Gottes bestehe. — An der recht gut besuchten vierten Versammlung am (>. d. M. nahmen wiederum die Prinzessinnen Adelgunde. Clara und Ludwig Ferdinand, der Bischof von Wilna und andere Ehrengäste teil. Tie Vorträge, die auf der Tagesordnung slanden, be- j trafen die Heimarbeiterinnensrage und das Thema: „Wie fassen wir katholisch Frauen die Franenbewegung auf uud N>arum arbeiten wir darin?" Diese Frage beleuchtete Fräu lein Ha me l München unter dein Gesichtspunkte, daß die Frauensrage, die größte soziale Frage, ein Kampf um Recht und Brot s-ü und einen Schritt vorwärts in der Schöpfungs geschichte bedeute. Tie unversiegbare Kraft in uns Frauen, so führte Rednerin ans, ist Gottes Hauch. Eigentlich seien die drei Forderungen selbstverständlich, die sie erhebe, und doch würden sie nicht erfüllt, nämlich: für gleichwertige Ar beit gleicher Lohn, gleiche Pflichten, gleiche Rechte, gleiche Sünde, gleiche Sühne! Tie Außenarbeit der Frau werde überall geringer entlohnt, die Innenarbeit aber meist gar nicht geschäht. Je geräuschloser das Getriebe des Haus wesens arbeite, um so mehr ziehe der Mann den SckPnß: «-rgi, lat die Frau nichts zu tun. Bitten und betteln müsse sie ums Geld für Wirtsckchtsausgaben, wiewohl sie meist das Geld in die Ehe gebrach habe. Ebenso wenig könne sie sich im Parlamente vertreten lassen, sie habe keinen Einfluß auf die Verwendung der Stenern. Für die Bildung der Frau gebe der Staat nur drei Prozent aus. Tein Militär dienst des Mannes stehe die Mutterschaft dock» mindestens vollwertig gegenüber. Einen Unterschied der Moral für Mann und Frau kenne der Stifter der christlichen Kirche nicht. Tie Sittengesehe müßten für Mann und Frau gleich sein und znmr in der Richtung, daß der Begriff der Sitt lichkeit für die männliche Jugend bedeutend höher geschraubt inerde. Gefordert lverden müsse eine höhere wissenschaftliche Ausbildung und obligatorisch für Hoch und Gering eine wirtschaftlich Bildung. Katholische Frauen, so schloß die ! Rednerin, haltet eure Lampen bereit, damit ihr nicht noch s einmal Gottes große weise Schöpfnngsidee durchkreuzt! Tie j Vorsitzende Frau Tr. Ammann betont, daß der Frauen- s bnnd als solcher sich nicht mit allen Ausführungen des vor- I gezeichneten Vortrages itendisiziero. Gräfin Montgelas ^ empsal l die „Patronagen", verbunden mit dem Versuche: l Die Indnsliiearbeiterinnen und alle Handarbeiterinnen re- - ligiös sittlich und kulturell zu heben. — Tas Referat über ! „Tue.deimarbeiteriniieinrage" erstattet I'. Koch. Tie Ber liner .Heiinarbeitcausslellnng habe den ganzen Umsang und die bittere Schärfe des Elends ins hellste Licht gerückt und zur Beobachtung gezwungen. . Tas Problem der Heim- arbät zn lösen, sei schwierig: man müsse zunächst Konstruk tionsfehler der Ge'ehgebung beseitigen. Tazu biete ein Antrag Hitze und Genossen Gelegenheit, die hoffentlich der Reichstag ergreife. Tamit allein sei es aber nicht getan! Der Versuch der Organisation zur Selbsthilfe, der in der den Friedeil: andere Fürsten und Städte reizten zum er- neuten Bruch dennoch u>ar diesmal Ioliann Georg stand haft: am 30. Mai >035 wurde der Frieden zu Prag ge schlossen. Als Ziel des Friedens wurde in der Hanptnrknnde be zeichnet. „die d.'utsckre Nation in ihre chevorige Ganzheit, Sicherheit und Freiheit ziirückzusühren, sowohl den katholi schen wie den Aiigsbin gischen Religionsverlreandten wieder zu den Ihrigen zu verhelfen". Tie Bestimmungen des Friedens, mit denn die zweite Koalition gegen Habsburg endete, sehten fest, daß die Protestant!-chen Fürsten und Stände alle mittelbaren, in ihrem Gebiete gelegenen Stifte, Klöster und geistliclle Güter, welche vor dem Passauer Ver trag bis Itt. November >027 in ihren Besitz kamen, behalten, jene, welche nach diesem Zeitpunkt von ihnen annektiert wur den. aber nach -I» Jahren znrückgeben sollen. Tas rcichs- nnn.ittelbare protestantische Erzstist Magdeburg sollte dem znx'il.'n Sobn Johann Georgs, dem Prinzen August, als Administrator zeitlebens bleiben, während das Bistum .Hal berstadt dem Erzherzog Leopold Wilhelm gesichert wurde. Als Tilgung einer Forderung von 72 Tonnen Goldes für die Hilfe, die Sachsen dem Reiche geleistet, wurden die bei den Lansitzen mit dem Kurstaate verbunden. Hinsichtlich Schlesiens gestand der Kaiser die ungehinderte Ausübung des Angsbnigischen Bekenntnisses zu. Diese Ausnahme stellung wurde von Friedrich ll. benutzt, um Schlesien im Jahre >710 von Test er re ich losznreißen. Allen Teilnehmern Gewerkschaft der Heiinarbciterinnen bereits gemacht sei, sei ansznbehnen und von allen Kreisen zu unterstützen, auch durch die Patronagen. Allmählich sei man bereits bis zu Tarifverträgen für Heimarbeiterinnen — in Kassel, Königs berg i. Pr. und Breslau — gekommen, diese Entwickelung zeige, daß auch die katholischen Frauen hier für ihre not- leidenden zurückgebliebenen leistungsuufähigen Schwestern organisatorisch eintreten könnten. Die lokale Heimarbeit möge das Spezialstudium jedes Zweigvereins werden. — Die Vorstandswahlen ergaben die Wiedenvahl der bisheri gen Mitglieder. — Die Dormstädter Zeitung meldet offiziös, daß der Staatsminister Ewald den Grvßhsrzog um seine Ver- abschiednug gebeten habe, nachdem in der Versammlung der nationalliberalen Partei am -!. d. M. von führender Seite Vorwürfe, wie der der Pflichlvsrgessenheit. gegen die Negierung erhoben worden swen. ohne daß hiergegen Widerspruch erfolgt sei. Die Vorstände dcS Mmisteriums des Innern Geheiinrat Braun und der Finanzen Dr. Gnauth haben sich dem Vorgehen des Ztaatsnnnisters Ewald angeschloffen. Der Großherzog hat jewch ab- gelehnt, dem gemKnschaftlichen Gesuche z» nüllsawen — „Verstaatlichung" der Firma von Tippelskirch und Co.'? Stach der „Tägl. Rundschau" sollen neuerdings wieder Verhandlungen zwischen dein Kolonialamte und der Finna von Tippelskirch und Eo. schvebe», bereu Ziel die Verstaat lichung der Firma sei. Ter Ausdruck ist jedenfalls ungenau, denn es kann sich nicht um eine Verstaatlichung, sondern nur um eine Uebernahme durch das Reich handeln. -Ob eine solche Uehcriiahme zweckmäßig sei, darüber dürften die Mei nungen anseinandergehen. Wir halten es überhaupt für ausgeschlossen, daß nach den bisherigen Vorkommnissen nun noch die sehr teuren Bauten der Firma ans das Reich über nommen werden. Wir haben auch biese Fabriken gar nicht nötig, da das Reich in seinen Bekleidungsämtern für den Bedarf der Schntztrnppe Sorge tragen tann. Tie Firma forderte im Frühjahr außer der Uebernahme der Fabriken und der Bestände zum Tar- bezw. Einstandswert eine Ent- scl-ädigung von 1 wz Millionen Mark. Falls der Vertrag sofort gelöst würde, ohne daß das Reich die Fabrik über nimmt, wurde auf fünf Jahre die Zahlung von je einer halben Million gefordert. Von diesen Ansprüchen sagt sogar die „Tägl. Nundsclxul", deren enges Verhältnis zur Firma Tippelskirch noch in aller Erinnerung ist, daß sie nndiskn- tierbar seien. Es bleibt abznwarten, ob es Herrn Dernbnrg gelingen wird, die Aiisprüche Tippelskirchs ans ein erträg liches Maß herab,zuminbern. Aber ans jeden Fall würde die Firma bei der Verstaatlichung ein gutes Geschäft machen. Hierbei fällt uns übrigens ein, daß es von dem Ausscheiden der Fra» von Podbielski aus der Firma Tippelskirch seit Wochen wieder ganz ruhig geworden ist. Es ließ schon vor längerer Zeit, daß diesem Ausscheiden große Schwierigkeiten eutgegenstäudeu. Wir glauben wohl nicht fehl zu gehen, wenn wir annehmen, daß diese Schwierigkeiten so lange cmhalten, bis Tippelskirch und Eo. vom Reiche angekauft ist. Aber hoffentlich bleibt der Reichstag hart und sagt Nein! — Zur Auslösung der Versammlung der polnischen Sokolvereiue in Dortmund schreibt die „Kölnische Zeitung": Das wahre Ziel des Sokois sei durch diese Versammlung, in welcher offiziell dazu onsgefprdert winde, mit Waffen in der Hand den Streit mit dein Deutschtum zum Ans trag zu bringen, anfgcdcckt worden. Es sei die Vor bereitung eines bewaffneten Aufstandes gegen das Vater- land. Unter der Maske des Turnvereins trieben die Sokolvereiue Hochverrat. Tie schleunige Unterdrückung und Zersprengung dieser Verschwörerbanden sei demnach ein Gebot der Selbstcröaltniig. Den Kampf gegen das Zentrum führt der „Vor wärts" mit sehr sonderbaren Mitteln: die Zentrnmspresse hat in den letzten Tagen einmütig den Ruf nach den Gesetz entwürfen über die Rechtsfähigteit der Bernfsvereine und die Ai beitsiänimern erhoben, der „Vorwärts" hak natürlich diese Gelegenheit verschlafen und malt sich seine Nevolntions- romantik weiter ans. Er ist nun sehr erbittert, daß ihm die Zeiitrinnspresse wieder einmal znvorgekoiiimen ist und meint: „Wir lassen es dahingestellt, ob die Arbeiter nicht dringlichere Wünsche haben als Arbeitstämmern uno Rechtsfähigkeit der Bernfsvereine: wir sind sicher, daß ihnen der Ausbau des Koalitionsrechtes, vor allen Dingen aber die gesetzliche Festlegung der täglichen Arbeitszeit viel mehr am Herzen liegt, und wir glauben, daß das Zentrum des- laib w besorgt ist um die Arbeitstämmern und die Rechts fähigkeit der Bernfsvereine, um sich an den wichtigeren Fragen, vor allem der Verkürzung der Arbeitszeit, vorbei- zudrücken." Ta zeigt sich die ganze Erbärmlichkeit der sozial demokratischen Polemik, das Zentrum hat seit Jahren die Forderung des Zehnstundentages für die Fabriken vertreten, am Kriege von 1030, die den Prager Frieden annehmen würden, wurde eine allgemeine Amnestie zngesichert. Jeder Reichsstand, der dem Friede» beitrat, wurde verpflichtet, seine Truppen znm täiserlickxn Heere stoßen zn lassen: ein Teil desselben wurde unter den Oberbefehl des Kurfürsten gestellt, das Geiieraltommando erhielt der Sohn des Kaisers, Ferdinand UI., König von Ungarn. Das deutsche Volk atmete auf, gls der Friede zu stände kam. Fürsten und Städte beeilten sich, ihn anzunchmen. F-:a»lnirt machte den Anfang. Es folgte der Kurfürst von Brandenburg, Anhalt, Weimar, Schwaben und Franken, die Herzoge von Mecklenburg, Württemberg, die Städte Nürn berg. Straßberg, Ulm, Erfurt usw. Leider verhinderten Frankreichs Ränke, daß der Friede Deutschland wurde. Trotzdem Schwede» der Fortsetzung des .Krieges abgeneigt Nxcr, weil sein Wohlstand tief gesunken und das Volk ver armt nmr, so bewirkten doch die französischen Einflüsterun gen, daß der schwedische Reichsrat beschloß, den Prager Frieden nicht anznerkennen. In einem Briefe des Kanzlers Orenstjerna an den Kurfürsten Ioliann Georg beklagte sich dieser, daß Schweden ganz übergangen sei: er verlangte für Schweden Magdeburg, Pommern, Halberstadt und Osna brück. Der Kurfürst antwortete: „Alles muß geräumt wer den, was ans de», Reichsboden in Schwedens Gewalt steht." So kam cs durch die Schuld Frankreichs und Schwedens neuerdings ziem Kampfe, in dem diesmal Sachsen als Feind Schwedens anftrat. aber es findet hierfür nicht einmal im Reichstage eine Mehrheit; ß'in diesbezüglich,: Antrag ist im März 1905 einfach abgelehnt worden. Die Aufstellung dieser Forderung ist deshalb sehr bequem, aber sie führt zn keinem Resultat: das ist unfruchtbare Politik. Die beiden anderen Forde- rungen aber hat die Negierung in Aussicht gestellt, im Reichstage ist hierfür eine Mehrheit vorhanden und deshalb wird auf sie der Hauptwerk gelegt. Früher hat die Sozial demokratie diese Dinge nicht für so minderwertig erklärt wie jetzt: Bebel meinte sogar 1885, daß er auf alle Sozialreform uud allen Arbeiterschutz verzichte, wenn er nur die Arbeits- kammern erhalte! Na, also! — Tie Haftpflicht der Automobilfahrer, die in einem Gesetzentwürfe eben neu geregelt werden soll, ist den: deut schen Automobilklub sehr unbequem: er sprach sich in einer Resolution schrs gegen dieses Gesetz aus und will nur fol gende Bestimmungen anerkennen: .,1) die grundsätzliche Schadenersatzpflicht des Automobilbefitzers für alle bei dein Betrieb seines Fahrzeuges vo-rkommendcn Unfälle; 2) seine Befreiung von dieser Pflicht, wenn er beweist, daß weder ihm noch seinen Wagenführer ein Verschulden trifft; 3) eine ztvangsweise Versicherung bei einer Privatversichcrungsge- sellsck-aft gegen die Folgen der Haftpflicht bis zu einer ge wissen Höhe." Diese Haftpflicht ist eine ganz ungenügenbe; der Tierbesitzer muß für alle Schäden haften, auch wenn ihn gar kein Verschulden trifft. Das Halten eines Antonwbils ist mindestens so gefährlich wie das Halten einer Kuh und deshalb sehen wir nicht ein, weshalb der Automvbilbesitzer besser gestellt werden soll wie der Tierbesitzcr. — Denkschrift über Heimarbeit. Die Handelskammer zn Berlin veröffentlicht soeben eine Denkschrift über die Berliner Heimarbeit. Die Kammer hatte im Mär- 1906 den Beschluß gefaßt, die Lage der Heimarbeit, die in Berlin und dessen Vororten ihren Sitz hat. eiucr Unter- suchung zu unterziehen. Sie begann zn diesem Zvccke mit der Befragung der einen Gruppe der an der Heim arbeit interessierten Personen, der Unternehmer. Die Denkschrift gründet sich in der Hauptsache auf das dnich diese Vernehmung gewonnene Material. Indes ist zu bemerken, daß ein nicht beträchtlicher Teil der Auskünfte über Lohnverhältnisse zwar durch dis Unternehmer über mittelt worden ist, aber von Mitgliedern der zweiten Gruppe, den sogenannten Zwischenmeistern, hat man nichts gehört, was wir sehr bedauern; denn gerade hier ist das Urteil von besonderem Werte. Man muß deshalb auch alle Vorschläge der Handelskammer als nur einseitig be trachten. Oekterreick-Unaarn. — Im österreichischen Abgeordnetenhaus wurden die Verhandlungen über den Dringlichkeitsantrag Geßmaun fortgesetzt. Der Generalredner eontia Tavcar bekämpfte eingehend den Dringlichkeitsantrag sowie die Wahlreforin- vorlage. Ter Dringlichkeitsantrag wurde darauf mit 227 gegen -16 Stimmen unter lebhaftem Beisalle und Häude- klatschn angenommen. Es entstand ein Wortwechsel ztvifchen Alldeutschen und Sozialdemokraten. Dabei ruft Schönerer wiederholt den Sozialdemokraten zn: „Bezahlte Komödian ten!", „Bestochene Bagage!" Tie Sozialdemokraten rufen: „Schönerer, Sternberg und Schwarzenberg retten das deutsche Volk!" — Es steht jetzt fest, daß in Portsmouth mindestens 900 Mann meuterten, darunter viele Matrosen. Sehr be denklich sah es Nährend der Revolte ans den Kriegsschiffen ans. Als der Aufruhr seinen Höhepunkt erreicht hatte, wurden Abteilungen von Matrosen von einer Anzahl Schiff, einberufen. 'Nach allen Berichten waren die Sympathien der Matrosen auf seiten der revolutierenden Heizer. Eine drohende Menge von Zivilisten versammelte sich am 6. d. M. abends vor der Flottenkaserne. Im Nathans, an der Flottenkaserne und vor den -Ofsizierqnartieren standen doppelte Wachen unter Waffen, lieber die Maßregaln, die ans den Schiifen getroffen wurden, wird strenges SchOveigen beNiahrt. Ter Eindruck der Rebellion ist in ganz England ein vernichtender. Tie Disziplin und Verläßlichkeit der Flotte galt für unvergleichlich höher als die der Armee und über alle Zweifel erlzaben. Tas jähe Erwachen aus der Illusion ist so betäubend, daß bisher nur spärlich uud zag- lwste Aeußeruugen der Presse vorliegeu. Tie leitende Presse sckMeigt. Tie unionistischen und die liberalen Zeitungen er klären, daß der Name der britischen Flotte besudelt sei und daß die Revolte zu Len schwersten Besorgnissen Anlaß gebe. -- Die Tirana wußte kürzlich zn berichten, Jswolskys Reise nach Paris habe der Förderung eines russisch-franzö sisch englischen Bündnisses gegolten mit einer ziemlich deut lichen Spitze gegen Deutschland. Bei dieser Auslassung der Strana dürfte jedoch der Wunsch der Vater des Gedankens gewesen sein. Wenn man bedenkt, daß in Rußland das von den französischen Radikalen viel geschmähte Zarentum die Oberhand behält und in Frankreich Herr Clemenccau am Ruder ist, dessen Parole gewesen ist: „.V im» Io C/ni-mniol" so wird ncan es verstehen, daß Herr Iswolsky Gelegenheit genommen hat. durch persönliche Nachfrage sich davon zu überzeugen, welchen Wert der alte Zwcibnnd noch hat. Jede weiter darüber hinausgehende Kombination, wie besonders die Anbahnung eines Bündnisses mit England, dürfte um so mehr als in das Reich der Fabel zu verweisen sein, als Herr Iswolsky in London gar nicht einmal gewesen ist. — In Petersburg fand am 6. d. M. unter Teilnahme von Vertretern der Ministerien des Innern, der Volksauf- klärnng und des Wegebaues eine Sitzung des ersten Scnats- departemcnts statt zur Beratung einiger mit den Wahlen zur Neichsdnma und den Neichsrat verbundenen Fragen, in deren Verlauf folgende Nesolnton gefaßt wurde: Die Bauern müssen innerhalb ihrer Kurie wählen und dürfen an Wahlen innerhalb der Gutsbesitzerkurie »ich teilnehmen. Die dein Kosakenstande angehörigen Personen dürfen, weder an den Wahlen teilnchmcn, noch gewählt werden, weim sie nicht in Kosakenländereien ansässig sind. Unter eigenem O.nartier, deren Nutznießung den Inhaber desselben berech tigt, an den städtischen Wahlversammlungen teilzunchmen, ist eine solche Wohnung zn verstehen, die eine selbständige Wirt schaft niit eineni eigenen Eingänge und eigenem Herd reprä sentiert und keine innere Verbindung mit anderen Personen
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