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Sächsische Volkszeitung : 31.12.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193012318
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19301231
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19301231
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-12
- Tag 1930-12-31
-
Monat
1930-12
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 31.12.1930
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Rückgang -er Kirchenanslrikke vrrsrlrn unil Umgebung Bürgerentscheid in Ifchachwih Am Montag ist bei der Gemeindeverwaltung Zschachwitz bei Dresden der von uns schon angekündigt« Antrag aus Auflösung des Gemeijideverordnetenkolle- giums eingegangen. Der Anlrag hat 2171 Unterschriften. Ihm muh statlgegeben werden, da die vorgeschriebe»« Mindest- .zolhi von 1411 bei weitem überschritten worden ist. lieber die Hülste der wahlberechtigten Einwohner Hot sich in dem Antrag für die Auflösung ausgesprochen, so daß. wenn alle Unter- zeichiltzr entsprechend stimmen, der Bürgerentscheid erfolgreich ausaehen dürfte Er wird an einem Sonntag im Januar durch- gesührt werden. Der Antrag geht bekanntlich von der kommu nistischen Opposition aus, deren bisheriger Bürgermeister Schreiter bei der Wiederwahl durcl)g«fallen ist. Offenbar ist der Anlrag der oppositionellen Kommunisten auch von Natio nalsozialisten und anderen Unzufriedenen unterstützt worden, denn die Zahl von 2171 Unterschriften übersteigt weit die bis herige Gefolgschaft Schreiters. Llm die Musikinstrumentensteuer Die Dresdner Stadtverordneten hatten bekanntlich die Wiedereinführung der Musikinstrumentensteuer abgelehnt, aber die Gemeindekammer hatte sie trotzdem angeordnet. Der Ver band Deutscher Klavierhändler hat nunmehr Klage beim Ober verwaltungsgericht angestrengt, da ein Gutachten des Fach anwalts für Verwallungsfragen Dr. Wittmaack zu dem Ergebnis kommt, dah die Gemeindekammer gar nicht das Recht habe, Be schlüsse der Stadtverordneten zu ersetzen, sondern nur Beschlüsse des Stadt rats. Der Prozeh wird von grober grund sätzlicher Bedeutung für ganz Sachsen sein, da die Gemeinde kammer auch in verschiedenen anderen Fällen die Einführung neuer Gemeindesteuern entgegen den Beschlüssen der Gemeinde- verordneten angeordnct hat. Der Rat zu Dresden, Steueramt, nimmt zu dem Gut- achten Dr. Wittmaacks Stellung in einem Schreiben, in dem es heißt: „Das Stadtsteueramt vertritt den Standpunkt, dah die in dem Gutachten des Rechtsanwalts Dr. Wittmaack angeführten Gründe nicht geeignet sind, die Rechtsgültigkeit der Dresdner Musikinstrumentensteuer in Zweifel zu ziehen. Der 61. Nachtrag zur Dresdner Gemeindesteuerordnung ist in gesetzlich gültiger Weise zustande gekommen. Sowohl die Gemeindekammer wie das Ministerium und der Krelsausschuh haben bisher in zahl reichen Fällen den 8 64 der Gemoindeordnung dahin ausgelegt, dah nach dem Willen des Gesetzgebers auch die von den Stadt verordneten verweigerte Zustimmung zu einem vrtsgesetz durch die Gemeindekammer ersetzt werden kann." — Somit steht Rechtsauslegung gegen Rechtsauslegung, und man darf auf die rickterliche Entscheidung gespannt sein. : Die Post zu Neusahr. Die Nachrichtenstelle der Ober- postdireklion Dresden teilt mit: Am Mittwoch, den 31. Dezember, werden die Markenverkoussstellcn der Postanstalten in Dresden bis 1v Uhr. beim Postamt Dresden A 1 sPostplatz 2) nötigen- solls e i n Schalter bis 22 Uhr osfcngehalten. Am Donnerstag, den 1. Januar, Sclialtcrstundcn wie an Sonntagen. Am 31. De zember und 1. Januar iverden die Briefkasten häufiger als sonst und nicht durchweg zu den angegebenen Zeiten geleert Am Neusahrstag findet nur eine Briefzustellung sowie außer- gewöhnlich eine Geldzustellung statt: di« Paketzustellung ruht an diesem Tage. — Das Zollamt Post. Annenstrahe 15/17, ist für den öffentlichen Verkehr geöffnet am 31. Dezember von 7.30 bis 13 Uhr: am 1. Januar bleibt es geschlossen. : In den Silvesternächten der Vorjahre sind durch Ab brennen von Feuernierkskörpern mehrere Personen erheblich verletzt worden. Das Polizeipräsidium warnt deshalb erneut dringend vor Wiederholung solch groben unter Umständen das Leben und die Gesundheit gefährdeten Unfugs. Es hat die Be- amtenjchost angewiesen, dagegen unnach sichtlich cinzu- schrciten. : Den Schiedsspruch im Tarifstreit des Dresdner Kraft« droschkengewerhes l>aben die Arbeitgeber abgelehnt und zwar aus dem Grunde, weil sie an dem Verfahren kein Interesse mehr haben. Es haben sich genügend arbeitswillige Kraftwagen- fühver gemeldet, so daß alle Wagen fahren. Die Arbeitnehmer haben den Schiedsspruch angenommen. : Das GUntzbad und die städtischen Volksböder sind Silvester von 8—17 Uhr geöffnet. Kassenschlutz für Kur-, Schwitz- und Hundebäder zwei Stunden und für olle übrigen Bäder eine Stunde früher. Am Neujahrstagc bleiben sämtliche Slbteilungen geschlossen. Erfreuliche Zahlen Im vorigen Jahre sind aus der evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsen 24 234 Personen ausgetreten gegen 26 227 iin Jahre 1928. 30 382 im Jahre 1927 und gegen 43 895 im Jahre 1926. Die Kirchenaustrittsbewegung ist also zwar noch recht stark, aber doch in den letzten Jahren erheblich zuriick- gegangen, wenn man auch nicht übersehen darf, datz sehr viele Personen nur noch aus äußerlichen Gründen der Kirche ange hören. Im ganzen sind seit dem 4. August 1919, also seit In krafttreten des erleichterten Kirchenaustrittes, nicht weniger als 473 000 Personen, also fast eine halbe Million, aus der evange lischen Kirche ausgetreten! Mit geringen Ausnahmen sind sie zu den Dissidenten oder den Sekten gegangen. Dagegen sind in die evangelische Kirche 30 700 Personen im letzten Jahrzehnt ein- oder wiedereingetreten, darunter 1929 : 5245 gegen 6294 im Vorjahre. Mehr als.die Hälfte davon waren Rücktritte von Personen, die früher der evangelischen Kirche angehört hatten. Nicht durchweg so erfreulich war die. Entwicklung der sonstigen Aeuherungen kirchlichen Lebens im Jahre 1929. Die Geburten zahl in rein evangelischen Ehen ist um 100 auf 51 415 zurück gegangen trotz sonst gestiegener Geburtenzahl. Der Ausfall wurde aber durch über 400 Mehrgeburten aus Mischehen gedeckt, die durchschnittlich zu 140 Prozent evangelisch getauft wurden. Ge tauft wurden 65 308 (64 387) Kinder — 93,2 (92,7) Prozent aus : Das Gas- und Elektrizitätswerk Dresden-Neustadt, Löß nitzstraße 14. ist vom 1. Januar 1931 ab unter der Sammcb nummer 24 251 (Zentrale Westkraftwcrk) zu erreichen. : Versteigerung verfallener Pfänder. Das Leihamt der Stadt Dresden macht bekannt: Die im April und Mai 1930 auf genommenen, bis Ende August 1930 fällig gewesenen Pfand darlehen sind bis 6. Januar 1931 zurückzuzahlen oder die Psandverträge sind zu verlängern, andernfalls werden die Pfänder vom 19. Januar an versteigert. : Umwandlung einer Posthilfstclle in eine Poststelle (Stadt). Die Posthilfstelle im Stadtteil Omsewitz bei Herrn Kaufmann Arthur Große, Burgstädter Straße 1. wird am 1. Januar 1931 in eine Poststelle (Stadt) umgewandelt. Aus dem Dresdner Stadtrai : Wechsel in der Leitung des Schulamtes. Mit Mlans dieses Jahres scheidet Stadtrat Dr. Matthes aus seinem Amt und tritt in den Ruhestand. Tr Matthcs wurde am 2t. Februar 1869 in Laubsdorf i. Sa als Sohn eines Spinnereibesitzers geboren. Nach Beendigung des juristischen Studiums bestand er 1893 die erste Staatsprüfung und trat, nachdem er bei de» Amtsgerichten Freiberg und Sayda als Hilfsarbeiter tätig ge wesen war, am 1. März 1896 eine Stelle als ständiger juristischer Mitarbeiter beim Rat zu Dresden an. 1898 wurde er Assessor, 1904 Stadtschreiber und 1906 zum besoldeten Stadtrat gewählt. Dr. Matthes übernahm in dieser Eigensclwft zunächst das Stadt bauamt A. firäter das Baupolizeiamt. 1910 wurde Tr. Matches das Schulamt übertragen, das er bisher ununterbrochen ver waltete. 1912 wurde er auf Lebenszeit zum Stadtrat wieder- geivählt. Don 1914 bis 1919 war Dr. Matthes stellvertretender Vorsitzender der Paumeisterpriifungsbehöcde. — DI^ LrU»,», des Schulamtes übernimmt vom 1 Januar 1931 ab Stadtrat Dr. Reddcr, der bisherige Leiter des Stadtstcueramtes. : 25 Jahre im Dienst der Stadt Dresden. Stadtrat Hein rich Beck kann Ende dieses Monats auf eine 25jährige «hren- amtliä>e Tätigkeit im Dienst der Stadt Dresden zurückblicken. Seit 1913 ist Beck Stadtrat und verwaltet mit einer kurzen Unterbrechung von zwei Jahren, in denen er dem Leiha int Vor stand. das Stadtkinderheim. Außer in der städtischen Verwaltung betätigt sich Deck in der Staatspartei und tritt für die Ausbreitung des Friedcnsacdankens ein. — Eine Abordnung des Rats und der Stadtverordneten wird den Iub'Iar am 1 Januar beglückipünschcn und ihm für die der Stadt ge leisteten Dienste danken. : Ortsausschuß Dresden der deutsche,, Iugendverbände. Dollvorstcllung im Opernhaus am Montag, den 5. Januar „Schubert-Tänze" und „Häusel und Gretel". Karlen zu 1 RM. sind täglich von 16 bis 18 Uhr üb 31. Dezember 1930. Schützen platz 14. Zimmer 8, zu haben. (Sonnabends von 11 bis 14 Uhr.) : Erste Hilfe bei Unglücksfiillen. Mitte Januar läßt der Samariterverein zu Dresden einen Kursus laufen über erste Hilfe bei Unglücksfällen. Die Teilnehmer werden in allen in rein evangelischen Ehen, während nur 75 (7.9) Prozent der Un» ehelichen getauft wurden Die Zahl der kirchlichen Trauungen ist auf 31 509 (32 797) zurückgegangen, die der Konfirmationen sogar auf 68 819 (74 533), was aber zum Teil auf die schwäche ren ersten Kriegs,ahrgänge zurückzuführen ist. Das Abendmahl nahmen nur noch 23 6 (23,8) N der Evangelischen, wobei aber zu berücksichtigen ist. daß diese Zahl in Wirklichkeit viel geringer ist weil viele Kommunikanten das Abendmahl mehrmals im Jahre nahmen Besondere Entschädigung für die Polizeibeamten? Der Verband sächsischer Porzeibeamter hat an die verschie- denen Landtagssraktionen ein Schreiben gerichtet, worin er daran erinnert, daß die Regierung mehrfachen Ersuchen des Landtags auf Besserstellung der Polizribeamlen nicht Rechnung getragen habe. Der Verband bitter je>,r die Parteien, dafür cinzutrcten. daß den Polizeibeamten mit Rr^l,sicht auf die ihnen drohenden Gefahren, mit Rücksicht auf die Mehrausgaben durch die Mehrdienstleistungen und den wechselseitigen Tag, „nd Nacht dienst eine kresondcre Entschädigung gezahlt werde. Es gebe noch immer Polizeibcamle. die nicht einmal 150 RM monatlich erchicllen. Da Preußen seiner'. Polrzeibeamten entg-rgenkommt, darf man hoffen, daß auch die sächsische Negierung sich ent schließt. den Polizeilreamten. die ihr Lebe» täglich aufs Spiel setzen müssen, ihre Wünsche zu erfüllen. Betracht kommenden ersten Hilfeleistungen unter ärztlicher Lei tung ausgebildet Damen und Herren, welche Lust und Liebe zum Samariterdienst haben, werden hiermit gebeten, teilzuneh- men. Aber auch Firmen und Geschäftsinhaber seien hierdurch eingeladen und aufgefordcrt, einige ihrer Angestellten in erster Hilfe ausbilden zu lassen, da lt. Statistik ein sehr großer Teil der Unfälle Betriebsunfälle sind. Ser Kursus umfaßt 10 Doppel stunden und ist unter Oberleitung von Herrn Dr Honccker, Wettinerstraße 4, woselbst auch die Meldungen zum Kursus schriftlich mit genauer Adressenangabe eingereicht werde» kön nen, ebenso an Oberführer Ryssel, Dresdcn-N, Gehestr. 17, 3. polizeibericht : Diebstähle. In der Nacht zum Dienstag wurde in ein Tabakwarcngeschäft an der Bürgcrwicse eingebrochen. Die Täter erlangten 90 000 Stück Zigaretten verschiedener Marken, u. a. Bulgarin Stern. Krone. Edel Bulgaren. Atikah, Hänsom, Haus Bergmann. Greiling Auslese. Manoli Privat. Die Zigaretten, 10er- und 25er-Packungen, sind noch in Originalpakelen der Fabriken zu je 500 Stück verpackt. — Aus dem Güterboden der Reichsbahn in Dresdcn-N sind in der letzten Zeit eine Kiste, N. u. B. H. 10 366 gezeichnet, enthaltend 25 Flaschen Wermut wein „Khazalettes", Absender Neintke und Bisottl, Hamburg, tura" und „Seena" enthaltend, Absender Steinmeister und und eine Kiste, gez. „S. u. W 34 046", 60 Kisten Zigarren „Kul- Wellensiek, Bünde, verschwunden. Wahrscheinlich wurden diese Frachtstücke gestohlen. — Ferner wurden aus einer Hausflur im Innern der Stadt eine Holzkiste, 2000 Schachteln Sicherheits zündhölzer Nr 807 enthaltend, entwendet. Vor Ankauf des Diebesgutes wird gewarnt. Sachdienliche Angaben hierzu wer« : Ein gut vorbereiteter Gelddiebstahl ist von der Kriminal polizei schnell geklärt worden. Am 22. Dezember war ein grö ßerer Gcldtrnnsport von einem hiesigen Bankhause nach dem Paslamte im Innern der Stadt von vier Kassenboten ausgeführt worden. Beim Ablnden des Geldes fehlte plötzlich ein Sack mit 2500 RM. Silbergcld. Bereits am anderen Tage wurden die Täter — vier Personen — festgenommen. Unter den Festgenom- menen besand sich auch einer der Boten, die den Transport be gleitet hatten. Ein großer Teil des Geldes konnte wieder herbei- geschafst iverden. : Mißbrauch von Erwerbslosen-Fahrscheinheften ist wäh rend der letzten Zeit in Dresden wiederholt nachgcwiesen wor den. Es wird daher nochmals darauf hingcwiesen. daß zur Be nutzung der Erwerbslosen-Fahrscheinhefte nur solche Personen berechtigt sind, die beim Arbeitsamt in Vermittlung stehen und Erwerbslosenunterstützung durch da-' Arbeitsamt oder Fürsorge- amt beziehen Die Hefte gelten außerdem nur bei gleichzeitiger Vorzeigung einer gültigen, vom Arbeitsamt ausgestellten Melde karte. die den Moldeeintrag der lausenden Woche enthalten. Widerrechtliche Benutzung der Erwerbslosen Fahrscheinhefte führt zur Strafanzeige wegen Betrugs Thearet un- Musik Die neue Operette im «rsidenztheater Einmal nicht der Premiere Leizuwohncn, schafft allerhand Interessante Eindrücke. Für ein« Beurteilung der Operette ,.W e i b e r k r i e g" von Rich. Wilde, Musik von Ignaz Wag halter war die Presse erst für den dritten Feiertag eingcladen worden. Es gibt bekanntlich immer Außenseiter. Und so tanz- len zwei Dresdner Tageszeitungen mit ihren Berichten aus der Reih«. Und wer Premierenglanz gewöhnt ist. dem blieb eine gewisse Ernüchterung nicht erspart. Der Besuch war nur mäßig, und der Beifall hielt sich in sehr besckzeidenen Grenzen. Und dennoch läuft eine wirklich gute Operette über die Bühne. Wilde l)at eine Episode aus der Regierungszeit Fried richs des Großen geschickt als Ozrereltenstoss zugcschnillen: Das Komplott Breslauer Frauen, Breslau an Maria Theresia auszu liefern. Dabei sind die billige» Mittel — Schlager. Revueauf putz. Jazz. Zweideutigkeit — des zeitgemäßen Operctlonmarktes gänzlich vermieden worden. Was durchaus vorteilhaft ist LK>g- haltcr, bekannt als Opcrnkomponist und scinsinvigcr Musiker, hat eine ivertvolle Musik dazu geschrieben, die reich an gesun den melodischen Einsä len ist. aparte tonsehersche Arbeit bietet, geschickte, farbige Instrumentation oufivcist und dankbare Ge sangspartien enthält. Die Duette, Ensembles und Finale sind reich an musikalischen Feinheiten und brillanter Satzlechnik. Dabei besticht die Partitur durch zündenden Schwung. Leider wissen die zeitgenössischen Operettenbesuä>er mit einer deixirtigen Musik nicht viel onzusangen. Ter Niedergang der Operette hat sie mit in den Strudel hinuntergerisscn. Da her blcibt nach wie vor die brennendste Forderung: Kulturaus. txui. Unerläßlich ist aber auch eine vollwertige Besetzung. Denn Waghaller stellt an die Sänger anspruchsvolle Forderungen. Man hat die Erfahrung gemacht, daß die sich im Zeitgeist spie gelnden Operetten mit Pomp und Raffinement ausgepicht werden. Warum reserviert man sich gegen ein gediegenes, wirk lich gutes Bühneniverk? In Elberfeld und Leipzig hat der „Wcilrerkrieg" anhaltenden Erfolg ge,zeitigt Der würde in Dresden an Stärke nicht nachstehen. wenn alle Voraussetzungen erfüllt wären. In erster Linie müßten Sänger auf der Bühne stehen. Diese Bedingung erfüllt eigentlich nur Carola Fa > ma. Bei den weiteren Mitwirkendcn — Gretel Eckart. Ieß. Har tan ns — muß man sich an ein flottes, lebhaftes Spiel halten. Karl Fischer hat für straffe, gewandte und wirk same Spielleitung gesorgt und stellt einen „alten Dessauer" ziel sicher und echt auf die Bühne. Von den Episodenrollen muß Hans Hoffs würdevoller Ratspräses genannt werden. Auch Steif! Riva. Ida Kattner. Beatrice Stahlberg und Erich (9a st hielten sich gut im Zusommenspiel. Rudolf Fleck verwechselte Derbheit und Bärbeißigkeit. Alle iveileren Mit wirkenden erfüllten wacker ihre Aufgaben. Verdient machte sich auch der Chor, der nur noch mehr auf feinere Abstufung bedbcht sein müßte. Die Tänze von Gertrud V a u in G r ü u - dig ließen sich nett an. Werner Gocbcls musikalische Füh rung interessierte durch Schneid und Schwung, bedarf aber auch der Alidämpsung und feineren Färbung. Es wäre zu wünschen, daß die weitere» Ausführungen weniger laut eingestellt wären, daß aber das feinsinnige Kolorit mehr herausgearbeitet würde und die gesanglichen Anforderun gen die unbedingt nötige Erfüllung fänden Das könnte dem Erfolge nur zuträglich sein. —Ist— Staatsvper. In d'Alberts ..Tieslan d". das in, Bühnen bilde Auffrischung und auch teilweise neue, sehr malerische Deko ration zeigt, sang Kurt Böhme erstmalig den „Tommaso" Der jugendliclie Künstler, der schon mehrfach bewiesen hat. daß er für die Opernbühne einen Gewinn bedeutet, fesselte erneut durch sei» prachtvolles Stimmaleriasi das er sehr geschmackvoll behandelt. Darstellerisch war er aber als Aeltefter des Dorse-- zu irisch. Die durch Kurl St riegler mit seiner Musikalität und Schwung geleitete Aufführung, besetzt mit erstklassigen Kräften unsers Ensembles, stand aus der Stufe künstlerischer Höchstleistung. —Ist— Die Dresdner Philharmonie bot an de» beiden Feiertagen der allgemeinen Weihnachtsstimmung gut angepaßtc Fcstkon zcrle. Am 1. Feiertag brachte das Programm zum Motto „Fröhliche Weihnacht" unter der beschwingten Leitung Florenz Werners u. a. die Feslouvertllre zu Neineckcs „Friedens- fcier". eine Fantasie aus Humperdincks Märchenoper „Hänscl und Gretel", eine Legende für Violinx, Cello und Harfe va» C. Zimmer, zwei Wcihnnchlsstücke von Diewitz, ein großes Weih nachtstongcniälde. In oll diesen Werken ist das schönste Fest des Jahres stiinniungsvoll verankert, religiöse Motive, kindlicke Freude und Festtagsglanz konnten kaum besser zum Ausdruck kommen. Besonders tiefen Eindruck hinterließ die Legende für Bioline. Cello und Harfe, init der die drei Solisten sich herzlichen Sonderbeisnll des gut besuchten Hauses errangen Iin übrigen sorgte das bis aufs letzte mit ausgezeichneten Musikern besetzte Orchester mit dem Potpourri aus „Viktoria und ihr Husar", Werken non Schubert und Waldteufel für ein wirklich fröhliches Weihnachtsfest. — Am 2. Feiertag lockte ..E i n W e i h n ach t s - Strauß v on Stra u ß" in das Gewerbehaus, das bis auf den letzten Platz von begeisterten Freunden Slroaßscher Melo dien gefüllt war. Der ehcm. k. k. Hosballmusikdirektor in Wien. Johann Strauß, der auf sein 100 Dirigenten Gastspiel zurückdlickte. hatte die schönsten Perlen Straußscher Operetten- und Walzermusik zusaniniengestellt und führte das Orchester in der ihm eigenen temperainentvollen Weise zu höchst vollendeter Wiedergabe der Werke. So erlebte man die Walzer „Seid um- fchiunge» Millionen" (Ioh. Strauß Sohn). „Lorsschwalben aus Oesterreich (Jos. Strauß), .,Marge,iblätter", . Frühlingsstimmen ' (Iah. Strauß Sohn) in der eckte» Wiener pulsierenden Art. Auch in den zahlreichen anderen Werken zeigte sich die meisterhäste Weise, wie Johann Strauß die Wiener Musik, die klassischen Operetien zu interpretieren versieht. Und damit macht er die gemütvollen und sprühenden Schöpfungen seiner Familie» Vor gänger in ihrer charakteristischen Art unvergänglich Der präch tige Weihnächte Sirouß wurde denn auch mit großer Begeiste rung aufaenommen. Die Dresdner Musikschule veranstaltete mit Werken voll Beethoven. Mozart. Chopin. Rick. Strauß, Brahms, Liszt u. a. ein erfolgreiches Priiiungskon-crt 'Iteteiligt ivare» Schüler aus den Klassen non Hans uni» Käty Schneider Willi) Reiner. Karl "W a g e n k n e ch t Theobald Werner, Sophie K ü h n a » - B e r n h a r d, Albino Pietzsch, Gustav Hoppe. Die teils sehr schwierlgen Werke wurden mit tech- nisclzer Brillanz, sicherer Auffassung, ansdrncksreiclp-r Gestal- lniig. beachtlicher Mufikalilät und künstlerische», Ernst wieder, gezrebcn Ciser und Fleiß bei den Vorarbeiie» gewährleisteten beim Vorspiel ireiflichc Ausführung. Lebrer und Schüler könne» auf diese Bera.ijlailnng mit großer Befriedigung zurückblicken. Eine weniger lange Borlragssolge. wäre jedoch ivüujcheusivect. —n.
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