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Sächsische Volkszeitung : 20.12.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193012208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19301220
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19301220
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-12
- Tag 1930-12-20
-
Monat
1930-12
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 20.12.1930
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Vor Weihnachten im Pakelposlamk Denkt an -te Notleidenden und unterstützt di« Aktion d«r Sächsischen Nothlls« durch eine Sp«nd«. Noch ist es Zeit mltzuhels»n. auch d«n Aermfte» der Armen ein« Weih, nachtosreud« zu bereiten. Der Earitasverband (Dresd«n-N. 8. Albertplatz L. Postscheckkonto Dresden W4K5) nimmt Spenden Irgendwelcher Art entgegen. Auch in der Geschäftsstelle der S. v. Dresden-A. 1, Polier strabe 17. werden Spenden angenommen, die dem Carl, tasverband zugeführt werden. Uebersihrist „R oh h e «r s v e r v a n d" erschienen ist. In diesem Artikel werde so getan, als ob Roheitsakt« nur beim Reichs banner begangen würden und nicht vor allen Dingen auch in allen anderen Kampforganisationen. Er bedauert dabei, datz zu den im deutschen Volke schon bestehenden groben konfessio nellen Gegensätzen und Gegensätzen der Weltanschauung nun auch noch die Streitigkeiten zwischen den ein zelnen Organisationen kämen. Nicht einmal in den grotzen nationalen Fragen lass« sich die notwendige Einheitsfront Herstellen. Das habe sich im Reichstag ergeben, als es galt, gegen die polnischen Terrormatznahmen zu pro testieren. Da sei rin« einheitliche Kundgebung im Interesse de, Minderheiten, die man allerdings zur rechten Zeit hätte veranstalten müssen, gestört worden durch da» Bestreben, der Reichsregierung Schwierigkeiten zu bereiten (Pfui-Ruse rechts). Wieweit die Unsicherheit und Uneinhritlichkeit gehe, habe aus der Reichstagsrede des Nationalsozialisten Feder sich ergeben, in der Feder behauptet-, es werde in Zukunft nur noch Nationalsozialisten oder Kommunisten geben: alles andere dazwischen werde zerrieben werdrn. Wir. so erklärt de, Redner, find anderer Meinung als Her, Feder. E, ist ihm bisher nur gelungen, einen bestimmten Teil der Parteien zu zerreiben, und das wahrscheinlich auch nur, weil die Deutsch, nationalen sich scheinbar selbst ausgeben. (Sehr gut! i. d. Mitte.) Da» Zentrum denkt nicht daran, zerrieben zu «erden; es wird nicht zerrieben, und e» wird sich auch nicht eingliedrrn. Wir «einen nur, datz über all di« surchtbaren Gegensätze hinweg es doch noch so etwas geben muh wie eine Heimat und «in Vater, land. Wer mit uns dieser Ansicht ist, der mutz wünschen, datz die politischen Kämpfe anständiger als bisher geführt werden. Gerade über d!e sonst so ruhigen Welhnachtrseiertage sollten sich die Führer dex grotzen Kampforganisationen in Deutschland mal zusammensetzen und beschließen. datz Stuhlbeine und andere harte Ding« aus dem politischen Kampf auszuschlietzen sind. Das wäre auch ein Dienst an der Jugend und eine natinonale Tat. Vreden unel Umgebung Keine Senkung -er Strompreise Dresden, 19. Dezember. Der Verband Sächsischer Elektrizitätswerke hielt am 17. De zember in Dresden eine sehr starkbesuchte Mitaüeder-Versamm- lung ab. Nach einem Referat des Direktors Dr. Grün von der Dresdner Elektrizitäts-, Gas- und Wasserwerke-A G. zur Frage der Senkung der Strompreise satzte die Versammlung eine Entschließung, in der es u. a. hcitzt: Die Strompreise sür Großabnehmer sind in der Regel in Lieferungsverträgen festgclegt, die Lohn-, Kohlen- oder kombi niert« Preisklauseln enthalten. In diesen Fällen erfolgt eine Senkung der Strompreis« automatisch mit dem Sinken der Löhne oder der Kohlcnpreise. Strompreis« für Klein abnehmer sinken, wenn Grundgebühren- oder Benutzungssinn- dcntarise eingeführt sind, selbsttätig mit zunehmender Ve- nutzungsdauer. Im Gegensatz zu fast allen anderen Verkaufs preisen weiden von den Elektrizitätswerken durchivcg noch die gleichen oder nur wenig erhöhten Strompreise gefordert, die bereits vor dem Kriege in Geltung ivaren, obgleich d!« Ge stehungskosten erheblich gestiegen und besonders di« Kohlen preise im gleichen Zeitraum um rund 70 Prozent, die Löhne »im über 100 Prozent erhöht worden sind. Die Elektrizitätswerke sind also mit ihren Preisen der allgemeinen Verteuerung nicht gefolgt, sondern sie haben jede Minderung ihrer Selbstkosten, die der Fortschritt der Technik timen brachte, lausend ihr«;, Abnehmern zugute kommen lassen. Sie könne» daher, ohne ihre Lebensfähigkeit zu gefährden, ihre Preis« nicht weiter senken, (?!) solange nicht eine weitere Ermätzignng ihrer Selbstkosten erzielbar ist. Aus schlaggebend sür die Selbstkosten sind im wesentlichen die Aus gaben für Zinsen und Abschreibungen sür die umfangreichen Dresden. 19. Dezember. In den Tagen vor Weihnachten beleben in erhöhtem Matze die grotzen und kleinen gelben Post-Elektromobil« die Straßen der Stadt. Besonders In den späten Nachmittagsstunden beobachtet man «in rasches Aufeinanderfolgen. Sie alle nehmen Kurs zur Kellstratze. wo bekanntlich am nordöstlichen Ende des Rltstüöter Abstsllbahnhofes der Reichsbahn das Postamt 7 liegt, allaemein als Dresdner Paketpostamt bekannt. Hier treffen sich all die grotzen und kleinen Weihnachtspakete, die von liebevoller tömnd gepackt auf die Reise geschickt wurden, um am Festtag die Freuds zu erhöhen. Die wenigsten, dle ihre Liebeszeichen und Weihnachtsgrütze der Post als Päckchen oder Paket anvertrauen, werden ermessen, durch wieviel helfend« Hände es gehen mutz, bevor es in den Besitz des Empfängers gelangt. Datz ein Gang durch das Dresdner Pakeipostamt durchaus nicht etwas sachlich-nüchternes ist, bewies eine Führung am gestrigen Abend, zu welcher der Direktor des Paketpostamtcs die Presse geladen batte. In dem 350 Meter lärmen Vost- gebäude auf der Kellstrotze strömen die Pakete aus sämtlichen Dresdner Postämtern zusammen, ivcrden die mit Bahn und Autobus ankomemnden und durchgehenden Gepäckstücke ver laden, verteilt und die für Grotz-Dresde» ^stimmten Sendungen erledigt. In den Pack Kammern und auf den Lade rampen herrscht Tag und Nacht rege Arbeit, die natürlich setzt vor Weihnachten sich noch besonders steigert. Allerdings ist auch hier die allgemeine Wtttsckraftsnot in gewstlem Matze zu erkennen, die unachenre Fülle sonstiger reiner Weihnachts sendungen ist gegenüber anderen Jahren etwas zurückgeganaen. Trotzdem hoben gegen 1000 Vertonen voll zu tun, um den Ver kehr zu bewältigen. Eine Pause gibt es nicht, denn ums am ?lbend von auswnrts kommt, mutz am Morgen sckon voll ständig verladefertig sein. 687 Karren, jeder etwa 100 Pakete umfassend, sind ständig im Betrieb, um die Paketsint zu bewäl tigen. An ihr hoben allerdings auch die Firmen hervorragen den Anteil. Riesige Tiscke nehmen die ansgeladenen Pakete aus. kundig« und gewandte Männerliande sortieren sie und sorgen dafür, datz jedes einzelne In den richtigen Pgstsack und mit diesem wieder in den richtigen Postwagen der Eisenbahn oder in die auf dem Packhof ausgestellten Autobusse gelanot, von dosten 158 zur Verfügung stehen. H a u p t l a d e z e i t ist in den Morgenstunden. Dann warten hier Eisenbahn wagen, dort die Post-Elektromobile, in langen und dementsprechend teuren Elektrizitätsanlagen. Die Elektri- zitätsioerke worden aber weiterhin dahin streben, die Anwen dung der Elektrizität nach j. er Hinsicht zu fördern, und im Einklang mit ihren Selbstkosten Abnehmern mit langer Bc- M'hungsdauer sinkende Strompreise einräumen. Im übrigen wurden in der Versammlung zahlreiche sach liche Angelegenheiten erörtert. Städietag und Preisabbau Zu dieser Frage nimmt die Dresdner Kaufmannschast in einer Zuschrift Stellung, in der cs u. a. heitzt: Der Vorstand der Dresdner Kanfmanntchast hat mit Be dauern von den Aussührungen, die der Präsident des Deutsche» Stüdtelages, Herr Dr. Mulert, bei dessen letzter Vorstands sitzung bekundet hat, Kenntnis genommen. Wenn der Preis abbau schnellere Fortschritte als bisher machen soll, dann ist dazu erforderlich, datz ihm eine Senkung seiner Selb st ko st en durch Herabsetzung der Steuern, Löhne und aller öffentliche» Ab gaben ermöglicht wird. Hier versagen aber ganz besonders die Städte, die teilweise die HM« schon unerträglichen Steuern erhöht oder neue Steuern geschaffen haben, um Fehlbeträge zu decken. Vor allen Dingen ist ihnen der Vorwurf zu machen, datz sie von der durch die Senkung der Kohlenpreise ge gebenen Möglichkeit, ihre Strom-, Gas- und Wasscr- p reise herabzusetzen, bisher nur in ganz wenigen Ein' zeisällcn und geringem Umfange Gebrauch gemacht haben. Wo es aber in fühlbarer Weise geschehen ist, wie z. B. in inanchen Städten des rheinisch-westfälischen Industriereviers, da handelt es sich nicht um städtische Regiebetriebe, sondern um gemischt wirtschaftliche, nach kaufmännischen Grundsätzen geführte Unter nehmungen. Der Deutsche Städtetag bat daher am allerwenigsten Ur sache, der Wirtschaft irgendwelche Vorwürfe wegen ihrer Preis bildung zu machen. Der Deutsche Städtctag würde sich ein Ver dienst erwerben, wenn er die Kommunen veranlatzte, sich an dem unumgänglichen Preisabbau, dem sich auf die Dauer nuck die städtischen Verwaltungen nicht entziehen können, z» beteiligen. Reihen. Vis ins kleinste organisiert, nehmen die Wagen dl« Fülle von Paketen auf, Beamte überwack>en, datz auch nicht ein einziges zurückbleibt oder in einen falschen Wagen gerät. Sen dungen nach bedeutenden Fernverkehrspunkten werden be kanntlich in plombierten Waggons verschickt, da heitzt es doppelt Vorsorge zu treffen, das; keine Fchlvcrladung vor kommt, denn diese würde erst an de» Endorten bemerkt werden. Deshalb sind d'e Beamten auch besonders geogra phisch g e s ch u I t. Auch das P e r s o n a l, das an den Sor. tier stellen beschäftigt ist, mutz eine umfassende Vorbildung genietzen. Denn cs gehört schon mehr als blotze Geschicklichkeit dazu, die Pakete In die in den weiten Räumen nebeneinander ausgestellten Postsäcke, von denen jeder ein Schild mit dem Bestimmungsort trägt, aus einiger Entfernung einzuwcrfen. Auch die Bedienung der „Eidechsen", die den Transport vom Bahnwagcn zu den Sortierstcllen vornehmen, und bis sechs Karren ziehen, erfordert Geschicklichkeit. Zu>- B-'sörbernng durch die Verteilnngsräume sind mehr-eilige Rollbahnen vorhanden, von denen jede einem besonderen Bestimm,inssort gilt. In der Mitte der Anlage stehen die beiden Barlor- tierer und schieben alles nach den orotzen Hauptrichtungcn ab. An jedem Ende ivarten aber noch die Feinsnrtierer, die die Sendungen nach den Einzelbestimmungsorlen numerieren. So flietzt Tag um Tag. Nacht um Nacht der breit«- Strom der Pakete, ankommend »nd abgehend. Wohl ist der Verkehr hier und da schwächer, dock, Ruhe tritt in den Sackivackbanimern oder Fernvackkammern nie ein. Allein autzerholb des Fest verkehrs bewältigt das Postamt 7 als Ta g e s l e! st u n a ins gesamt durchschnittlich 75 700 Pakete und 16 000 Riickcku-n autzerdem. Im Laufe dieser Wockre schwanken die Zablen- D-er Eingang der sich an Montagen ans etwa 16 000 Stück besaust, nimmt bis zum Mittwoch um rund 6500 Stück ab uni aber am Sonnabend wieder auf etwa 12 500 Pakete und Päckchen anzu- steiaen. In den Tagen vor Weihnachten w-u-ben im vorigen Jahre an einem Tage 27 600 anbommende. 40 200 ab- gehende Pakete abgefertiat. antzer den 83 800 ans der Durch reise nach dem In- lind Ausland sich befind'-chen Sendungen. Das sind sprechende Zaklen. die die mannigfachen Ansor. derungen. die der Paketverkehr stellt, beweisen. Es ist dos Streben der Deutschen Reickispost. di-b'n Anforderungen zur Zufriedenheit des Senders und des Empfängers gerecht zu werden. : Amtlicher Führer durch Dresden. Der vom stüdlischen Verkehrsamt im Einvernehmen mit der Hygiene-Ausstellung anfangs d. I. ly?rausgegebene Führer durch Dresden ist jetzt In einem neuen Geivande erschienen. Der Abschnitt über die Hygiene-Ausstellung ist in Fortsall gekommen. Die Bilder wurden z. T. durch neue ersetzt. Neu ist die Beifügung eines Stadl Plans, nmsosscnd das Innere Stadtgebiet beiderseits der Elbe bis einschließlich Kurort Bad Weißer Hirsch. Der Führer ist die erste auch in spanischer Sprache erscheinende größere Dresdner Werbeschrift. : Ergebnislose Tarisoerhandlungen. Der Deutschnational« Handlungcgehilfenoerbond teilt uns mit: Der Verband der sächsück)«» Mclallrirbuslriellen forderte mit seiner Kündigung der Gchaltsvereinbarungen sür die kaufmännischen und tech nischen Angestellten eine Gehaltskürzung von 12 Prozent, In den an» Donnerstag stattgehabten Verhandlungen lehnten olle Angestellienverbände diese Forderung ab. Der Arbeitgeberver band wird nunmehr den Schlichtungsausschutz anrufen. — Die Verhandlungen zwecks Abschluß eines neuen Gehaltstarifs im Dresdner Großhandel und !m Dresdner Spedi tion s ge werbe sind ergebnislos verlaufen. Die Angestell tenverbrinde werden nunmehr den Schlichtungsausschuß anNifen. : Prinz Johann Georg gewinnt Aufwertungsprozeß. Wie bic Sächsisch Böhmische Korrespondenz erfährt, ist am Donners tag der Aufwcrlungsprozctz, den Prinz Johann Georg von Sach sen, der Bruder des früheren Königs, wegen der Auswerttrng der Sckundogenitur-Rente vor einiger Zeit gegen den säch sischen Staat angestrengt l,at!c. in erster Instanz entschiede» worden. Durch Vertrag vom 25. Juni 192! >var zwischen dem Prinzen und dem sächsisch» Staat vereinbart worden, das; die Seknndogenitur-Nentc ab 1. Januar 1924 alljährück in Höhe von 15 Prozent des Nenuweries von 262 084 RM. in Goldmark zu zahlen sei. Für die Zeit ab 1. Iannar 1929 behielt sich der Prinz alle Ansprüche wegen einer Ncuregcluna der Rente vor. Demgemäß klagte er auf IMerc Aufwertung ais 15 Pra-ent für die Zeit ob 1. Januar 1929: er verlangte eine lOOnrozentige Auiioertung. Das Landgericht Dresden hat dem Prinzen ein« 50prozentige Auswertung zugesprochcn. Sächsischer Kunstverein, Dresden, Brühlsche Terrasse. Die Dezember Ausstellung ist am Sonnabend, den 20. Dezember, von morgens 9 Uhr bis abends 8 Uhr durchgehend geöffnet. Romane unserer Zell Das Bestreben, aus den Ereignissen der letzten zivei Jahr zehnte Erfahrungen für die Gcgcnivart zu sammeln, und so an der Reinigung und Erstarkung des Polksganzen mitzuarbeiten, spiegelt sich besonders stark auch in der jüngsten Romailiilerattir wider. Friedrich Griese zeichnet in seinem fesselnden Roman „Der ewige Acker" (Kcrrl-Schünemann-Derlag, Bremen) die Ent wickelung einer Dorsgcmeinschaft. di« durch die Stürme des Krieges und ihren Folgeerscheinungen zerstört wird. Statt des ehemaligen Friedens, regieren Neid, Bosheit, Habgier und ge lockerte Sitten: all das untergräbt die Liebe zum Volksganzcn, sät Zwietracht und Hatz. So gibt dieser Roman im Spiegel eines Dorsschicksales die packende Deutung eines allgemeinen Schicksales, an dem wir olle teilhabc». Mil großer Gcstoltungs- krafi sind di« Menseln plastisch in das Zeitgeschehen hinern- gestcill, so daß sich niemand seiner eindringlichen urrü mahnen den Wirkung entziehen kann. — Auch der schlesisch« Vvlkserzäh- ier, Paul Keller, führt den Leser seines neuesten Romones „Das Geheimnis des Brunnens" sBergstadt-Vcrlag, Breslau 1) ins Dorf zurück und gibt im Rahmen eines Kriminolsalles ein lebendiges Bild unserer Zeit. Der Mord an einem lebens lustigen Mädchen gibt den Anlatz zu dramatischen Konflikten, die die Spannung bis zur Lösung am Schluß des Roinones wackchalten. Wertvoller als der Kriminalsall ist die Heimat schilderung und Charakterlypisierung. in der sich Paul Keller wieder als Meister erweist und die sehr gut beobacht«!« Ein stellung der Landwirte zu Gegenwarlssragen. Im übrigen durchpulst das Buch ein gesunder Humor, in dem sich so viel Lebenskcnntni» und Lebensweisheit Kellers verbirgt. — Ein Bild des heutigen Wienertums entroll- Heinrich Suso Waldeck in seinem Roman „Lumpen und Liebende" sVerlagsa,-statt Tyrolio, Innsbruck—Wien—München). Mit unerhörter Plastik, mit einer Eprack,e. die Menschen und Handlung gewissermaßen modelliert, ersteht die wenig beleuchtete Seite der Grohtzadtweli vor uns, aus der sich Boheme und Bürgertum berühren. Ein bunter Wirbel von Gestalten und Gesckrehnisscn, von Sünden, Lastern, menschlicher Niedrigkeit wird auigezrigt-, in all die Schicksale, in die feine Ironie »nd Satire, die dazwischen über oll durchs,lingt, leuchtet jedoch ein Strahl jenen Lichics, das von den Urgründen katholischen Seins her Sinn und Deutung z» gebe» rveitz. Das r^-antasiereiche, von warmer typisch Wiener Heiterkeit überstrahlte Buch wird seinen Platz auf dem Büche» markt behaupten. An die Frauen wende! sich ein Roman, der ebenfalls im Wien von heute spielt. Iosefine Widmar Hai mit ihrem tapferen „Die Kameradin" betitelten Buch sich mit an die Spitze dcr Franen gestellt, die aus ihrer Weltanschauung heraus di« Mitt. terschaft bejahen. Und damit leuchtet die Verfasserin gleich zeitig tief in die Noc und Wirrnis großstädtischen Frauentums, wo die entsittlichende Macht moderner Schlagwortc sich als drohendes Gespenst erhebt und die Ideen der Kameradschaftsehe, die Fluckt vor dem Kinde, der Pflicht und Bindung die Frau in Konllikt bringen mit der notürlickien Bestimmung des Wei bes und den ewigen Normen des Sittengesetzes. Sie zeig, aber auch den Weg zur Befreiung aus de» Gcgenwarlsnölen: de» Weg zur mütterlichen Selbsthingabe als dem Urgrund wahren Frauenglückes. Das außerordentlich spannend geschrielx-ne Buch sollten recht viele Frauen und reifere Mädchen lesen. — Bon ähnlich hohem ethischen Wert ist der neue Roman von Mar- garete Seemann „Mühender Dorn". Er sekt <er jungfräulichen Mütterlichkeit ein Denkmal, di« fremde Kinder an ihr >berz nimmt, die höchste Lebensersüllung mitten im eintuchen Bott, stellen sieht. Die Berfasserin weist damit tausenden Kinder losen einen Weg zur Erfüllung. Südmährens Land und Leute werden gleichzeitig lebendig geschildert. Ein Buch das tief aus den Quellen der katholischen Religio» schönst. Ve-de Romane sind in der Der lag San statt Tqrolia, Innsbruck, erschienen. Zeitpkrcklem« werden heute wieder so leidensckmsllich wie vielleicht scit den Jahren des Umsturzes nicht mehr, in Zett schriftcn und Broschüren umkämpft. B c r n a r -b von Bren tano erörtert in eurer sehr scharfsinnigen, bür le Kirsch gewaud ten Broschüre das Problem ...Kapitalismus und schöne Literatur" sErnst Rowohlt Verlag. Kart. 2 50 AM.). ba- llpto» Sinclair so bcwhast in seiner „goldenen Kette" daraestcltt hat. Dem gle'chcn Stosfgebiek ist Herbert Iher! nu s Flnasckrift „Die gesamte Reaktion" grnüdmet igleick falls Rowohlt: 1.80 RM.. die sckon durch ihren Titel an-.rkrt. wie sie sich in diesem Streit der Meinnnae» stellt. — lieber die Grundgrüihle. ans denen Irerau- solche Broschüren geschrieben nrerdcn. glaubt man einiges z» lernen, wenn man Sigmund Freunds „Das Unbehagen in der Kultur" lic st (Internationaler Pjychoaiialitischcr Verlag, Wie»: geh. 3 40 RM.), freilich jtebl auch in dieser tie'grabeirden Betrachtung nranckres Schiefe neben sehr zustimmenswerten Erlrenntnissen. Unsere Zeit als Bruchstelle zwischen zivei Epochen darznslellen bemüht sich E u g e n Diesel in einem Büchlein „V ö I k e r s ch > ck s a l und Tcck i k" (I. S. Ecuta, Stuttgart. Kart. 2.80 RM.t. Der Antor- sucht das im Zeichen der Maschinentechnik sich ent wickelnde Schicksal der Völker zu deute». Neue französische Erzähler. Herausaegebei, von Fest». B c r t c a u x und Hermann K e st c n. >G Kiepenhener. Berlin.) Eine sehr anregende Anthologie, diese Sammlung von Novellen hedeutcndcr, junger Franzosen Sie unterscheiden sich von den Borkriegserzählern ganz gewaltig durch ihre ungleich grötzerc Tiefe der Gedanken, durch sehr feinsinnige inotioistischc Be inen- düng moderner Probleme in Soziologie und Kultur, im Eros und rein mcrrcheirkafter Eriebniskunst. Es ist als ob die gepfef ferten und leidenschaftstrunkenen Franzosen von ehemals aus- gestorben seien Wenigsten-'- was die Beha-'dlnng sittlicher Ideen aittcrngk. Aber sie sind mitunter in der Diktion von noch grö ßerer Leidenschaft. Vom Naturalismus, der d>e ttanzösische Lite ratur viel länger beherrscht hat als die deutsche, sind sic be- srcit. Man kann sich aus dieser Anthologie die freilich nur friedlich eingestellte Autoren wühlte, immerhin orientieren. Zck. S Siwertz, „Sam, Beth und das Auio". (E. Schüne- umnn Verlag Bremen ) Diese sckrwedttchc N-w>.'Oensnini»Iurrg 'errät nur wenig von der nord-lchen Schwere die uns Deut scheu besonders gut liegt. Der Titel will Schlagwort sein, ec will sowohl die Beziehung der „Helden" zu einander wie auch rum Zeitalter der Technik anklingen lassen. Mit der Welt anschauung des Autors sieht es ein bissel windig au-'- Es ist die selbst zurechtgemackrte die man heute so oft antrisst und die mitunter wie eine Selbstbeschwichtigung, eine Beruh gung der, ganz anders e-klingenden inneren Stimme ausschaut Die Ko» slriitltio» der Bekehrung eines kachoüschen Pfarrers durch einen atheistischen Gelehrte» zum , freien Ehristentum", und das aus gerechnet in Jerusalem, trat einen beinahe bitettautischen Ge schmack trotz der vielen Warle des „lachenden Philvsophen Z ck
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