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tÜ»L Nummer 2-4 — 2S. Jahrgang Erscheint »mal wSchN. mit wustr.SrattSSetlaften Heimat und well' und der Klnderdellage .grohmul'. lowl» den Lextbeilageir .St. Benno-Blall'. .Unlertzallung und Willen'. .Di» Welt der ffrau', .Herziiicher Ratgeber'. .Da» gute Buch', .gllmruud- schau'. Monatlicher ve»ug»pe«t< S elnlchl. Bestellgeld. Otn»elnumm»r lv 4, Sonnabend- u. Eonntagnummer ttv 4- Hauptlchrtfttetteei Le. v. svelegtik, Drelden, SüchMe Sonnabend, 2V. Dezember 1-3- >v»rI«,S,»t, DreSde» Elnirlienpretfei Die Igespaltene pettljette SU Famttten« anzetgrn ».Stellengesuche SU 4. DI» pelttretlameeeUe. S» au» breit. I >e. FLr ilnzetgen autzerhalb de« BerbrettungSgebtele« ch« dte pettireltamezetie I.SS^e. Brlesgeb.ltt»^. Im Fall« höherer «ewa» erttscht jede «ervfltchtung aus Lteserung fot»t» Srsüllung d. ilnjetgen. ilustrllgen u. Leistung v. Schadenersatz» arschöllltcher r„l: gra«» va„ar«. Dre«den. volf-semms «Se»<tiitt«»fteN». D»nitu.Verla«, »eemania sllr Berlaa und Drn<ter«>. iZlliale Dre»den. Drr»de».«l. I. Potlerltrahe l?. ,Zeruku'2I0I2. Polltchelklonio Drebde« Nnz Banllonlo «tadtba»» »r«»d,n Br. "Ntu Für christliche Politik und Kultur «edakewo der ««»»»«„ Dre»d«n^wliad( t. Bolierstrasie »nd »V1L V»lkl««tt»»a >1. ^ernru' SlN «I Mussolini lobt Brüning Die Bedeutung der psennigrechmutg „Keroische Mittel" Rom, 18. Dezember. Bei der Beratung der Gesetzesvorlage über die Herab setzung der Beamten und Angestelltcngehälter im Senat hielt Mussolini eine Rede über die Finanz- und Wirt schaftslage und teilte mit, das; das Defizit des italienischen Staatshaushalts im Rechnungsjahr 1930 auf etwa 900 Millio nen Lire geschützt werden könne. Es sei unmöglich, neue Steu ern einzuführen, oder die bereits bestehenden zu erhöhen, denn der Steuerdruck in Italien sei sehr erheblich. Man habe daher eine Erleichterung des Budgets durch Herabsetzung der B e a m I e n g e h ä l t e r herbeisühren müssen. Andere Erspar nismöglichkeiten gebe es nicht. Auch eine Einschränkung der Militürausgaben, die von 6I>» Millionen in der Vorkriegszeit auf etwa ö Milliarden gestiegen seien, sei im gegenwärtigen Augenblick nicht möglich, ivo alle Mächte stark rüsteten, soviel sie auch vom Frieden sprächen. Im ziveiten Teil seiner Rede beschäftigte sich Mussolini sehr eingehend mit wirtschaftlichen Fragen. Die Herabsetzung der Löhne der Landarbeiter habe zur Folge, das; die italienische Landwirtschaft eine Erleichterung ihrer Aus gaben in Höhe von 1200 Millionen Lire erfahre. Die entspre chende Erleichterung für die Industrie belaufe sich auf fast eine Milliarde. Rechne man die Ersparnisse durch die Gehaltskiir- üungen sür alle anderen Arbeiter, die Beamten und Angestell- „Ein Werk moralischer Sanierung" ten hinzu, so erhalte man eine Gesamtsumme von mindestens 3 Milliarden. Mussolini ivies darauf hln, datz die deutsche Regie rung wieder die genaue Pfennigrechnung eingeführt habe. Das sei ein Werk moralischer Sanierung, das mit dem der wirt schaftlichen Sanierung Hand in Hand gehe. Wenn Deutschland heute auch ein sehr starkes Defizit Hab«, so versuche doch Reichs kanzler Brüning mit heroischen Mitteln die Sanie rung des Staatshaushalts durchzuführen. Es unterliegt keinem Zweifel, fuhr Mussolini fort, dass die Friedensverträge in der Form, alle sie aus den von Leiden schaft erfüllten Jahren 1919 und 1920 hervorgegangen sind, nicht mehr mit dem Gewissen der Gegenwart zu vereinen sind. Die Hauptursache der allgemeinen Krise liegt in dem Mißver hältnis zwischen Erzeugung und Verbrauch. Er sei indessen überzeugt, datz bald wieder eine Erholung für die Welt im all gemeinen und für Italien im besonderen eintretcn werde. Nachdem der Ministerpräsident unter sehr lebhaftem Bei fall seine Rede beendet hatte, wurde die Gesetzesvorlage über die Gehaltskürzungen vom Senat angenommen Was sagen die deutschen Nationalsozia' sten zu diesem Lol'spruch für den von ihnen so matzlos geschmähten Brüning aus dem Munde ihres grotzen Vcnckiides. des so vielgepriesenen Schö-'fers der faschistischen Partei? Werden die nationalsozia listischen Blätter es ihren Lesern zu verraten ivagen, wie Mus solini liker den „Hungerkanzler" urteilt? Derlrauensvolum sür Sleeg Das neue sranzösischs Kabinett kann »orläusig arbeiten Sieben Glimmen Mehrheit Paris, 19. Dezember. Das Kabinett Steeg, bas sich gestern der Kammer vor. gestellt hat, hat nach stundenlanger Debatte ein knappes Ver trauensvotum erhalten. Mil 291 gegen 284 Stimmen wurde der Verirauensantrag angenommen. Für die Regierung stimm ten autzer den Abgeordneten der radikalen Linken auch di« Sozialisten. Tie sozialistische Fraktion ließ durch ihren Sprecher erklären, datz sie siir die Regierung stimmen würden, und zivar ohne von der Negierung etirms zu verlangen, lediglich, um die Gegner des Regimes und die rechtsstehenden Abgeordneten daran zu hindern, in ein«!» siir den Frieden Eurvs'as gefähr lichen Augenblick die Regierung zu übernehme». In der Debatte Halle sich vor allem Herriot sehr stark für das Kabinett Steeg eingesetzt. Dagegen ivandten sich Franklin- Bouillon und Lonis 'Marin sä)ors gegen die Regierung. In der Regierungserklärung, die Ministerpräsident Sleeg vor der Kammer abgegeben hat, heisst es: „Wir sind überzeugt, datz in schwierigen Stunden das Heilmittel im normalen Funk tionieren des parlamentarischen Regimes liegt. Wir haben den Willen, den Fortschritt und die Verteidigung der Demokratie durch Arbeit und im Frieden zu gewährleisten. Das Land wen det sich gegen die Einmischung der Finanz in die Politik, denn dadurch würden die Unabhängigkeit des Staa tes, die Würde der Diener des Staates und das Prestige der Vertreter der Nationen beeinträchtigt. Die Regierung wird ohne Zaudern und nur in der Sorge um die unparteiische Ge rechtigkeit eingreifen. - Die Erinnerung an den tragischen Weltkonflikt lebt noch schmerzlich unter uns. Sie diktiert uns gegenüber den ehemali gen Frontkämpfern und den Kriegsopfern Pflichten, die wir nicht verabsäumen werden. Der außenpolitische Friede ent spricht den heitzen Wünschen aller Franzosen. Aber alle wissen auch, datz es nicht genügt, den Frieden zu wünschen, damit er endgültig Einlatz findet. Interessen und Vorurteile bringen die Volker noch immer in Gegensatz zueinander. Eine organische internationale Aktion auf wirtschaftlichem Gebiet, eine ge meinsame gleichzeitige Bemühung um Schiedsgerichtsbarkeit, Sicherheit und Abrüstung können allein alle Rachegelüste und Mißverständnisse beseitigen. Diese Politik europäischer Aus söhnung verfolgen wir nachdrücklichst und mit Wachsamkeit, nicht aus Furcht oder Schwäche, sondern weil sie in ihrem menschlichen Idealismus die realistischste aller Arien von Poli tik ist. Die Friedensaufrichtigkeit Frankreichs erscheint um so deutlicher, als Frankreich den anderen Län dern eine starke, nicht aber eine schwächliche Hand hinstreckt. Der Landesverteidigung gilt unsere erste Sorge. Frankreich, dem die Depression in der Welt lange erspart war, verspürt seit einigen Monaten ihre Wirkungen. Diese Krise verlangt ein um so energischeres Aufrassen, als sie mit einer Steigerung der Preise und der Lebenshaiiungs- kasten zusammensüllt. An den Versuche» zu gemeinschaftlicher Lösung der Weltwirtschafts-Probleme, die in Genf unternommen werden, wollen ivir aktiv teilnehmen. Wir werden so handeln, datz wir den Weltmarkt kräftigen, ohne der sranzösischen Pro duktion die Auslandsmärkte zu verschließen." Der ..Maiin" schreibt zu dem Abstimmungsergebnis: Wenn die Abstimmung auch nicht die Konzentration ergeben hat. so beweist sie doch, wie Herriot und Louis Marin mit Recht betont haben, dennoch einen Wendepunkt in der Geschieh!« der gegen wärtigen Legislatnrpelicde. Zwischen den beiden einst in einem Duett bis aufs Messer einander bekämpsendein Blocks l)<it die Mitte geschwankt. Gestern hat sie sich gesellen. Das rechtsstehende „Echo de Paris'" schreibt: Die Negie rung Steeg ist eine Regierung des reinen Kartells der Linken, das dank außergewöhnliche» Umständen am Leben ist nnü nie mals im normalen Verhäilnissen wird existieren können. Die radikale „Revlibligue" schreibt: Heute früh gibt es einen Besiegten: die Reaktion, einen Toten: die Rcchtsmehr- heit, einen Sieger: die Republik, eine lebendige Wirklichkeit: die Linksmehrheit. Die Gegner der Demokratie sehen ihre Macht in Trümmer gehen. Wir erleben die Trennung von Marin und Staat. Der 18. Dezember bereitet einer Beun ruhigung ein Ende und schafft eine Hoffnung. Der sozialistische „Populaire" erklärt, siir den Augenblick kommt es garnicht darauf au. ob die Mehrheit des Kabinetts Steeg schwach ist und Gefahre» ausgesetzt bleibt. Die Haupt sache ist, daß die Regierung den neuen Ansturm Tardieus über lebte, und datz das Märä-en von Tardieus Allgewalt beseitigt 'st- Vulkanausbruch auf Lava Batavia IZava), 19. Dezember. Der Vulkan Merapi iin Mittelpunkt Javas, der seit zwei Wochen Zeichen wachsen der Tätigkeit gegeben hat, befindet sich jetzt in vollein Ausbruch. Fünfzehn Todesopfer sind bereit» zu beklagen. Ein Stroin glühender Lava fließt aus dem Krater in die benachbarten Täler. Unterirdisches Grollen und dichter Asck-enregen erfüllte die Dorfbevölkerung ln der Gegend des Vulkans in letzter Zeit mit grotzer Besorgnis. Der Lavastrom ist ungefähr 200 Meter breit und über 20 Meter hoch. Er hat eine Strecke von fast 8 Kilometer zurückgelegt. Die 1b Menschen, die er überraschte, verrichteten ln der Nähe eines Dorfes Feldarbeiten. Sie wur den von dem glühenden Stroin so schnell eingeschlossen, datz sie ihm nicht mehr entrinnen konnten. Weite Flächen srucht- baren Landes sind in eine Wüste verwandelt worden. Ruf zur Sammlung Man schreibt un»; Die Vorbereitende Abrüstungskommission hat am 9. Dezember ihre 7. Tagung geschlossen und damit ihre im Jahre 1926 begonnene Arbeit zu Ende geführt. Der amerikanische Delegierte in der Vorbereitenden Abrüstungskoinmission. Gibson, hat in der Schlußsitzung ausgeführt, daß der vom Ausschuß ausgestellte Entwurf durchaus nicht die Erwartungen er,ülle, die man bezüglich riner Verminderung der Abrüstungen früher gehegt habe. Die Regierungen würden der Sache der Herabsetzung der Rüstungen einen geringen Dienst erweisen, wenn sie ihre Volker glauben ließen, daß das getane Werk die Be wegung weiter vorgetragen habe, als dies tatsächlich ge schehen sei. Es sei im Laufe der letzten vier Jahre häufig von der Nolle der öffentlichen Meinung in der Abrüstungs frage gesprochen worden. Es sei gesagt worden, daß die Abrüstungskonferenz ein tatsächliches Resultat nur durch eine aufgeweckte öffentliche Meinung erreichen könne. Das sei vollkommen richtig, nur sei es nicht genug, die öffent liche Meinung zu wecken. Es sei vor allem notwendig, daß sie gut unterrichtet sei; denn eine aufgeweckte, aber nicht informierte öffentliche Meinung könne unter Um ständen mehr schaden als nützen. Die öffentliche Meinung könne aber einen verständigen Einfluß nicht ausüben, wenn, aus dem Wunsche heraus Zuversicht zu schaffen, das, was hier getan wurde und das, was auf der Basis des vor liegenden Entwurfes erreicht werden kann, zu optimistisch dargestellt würde. Solche Uebertreibung könne die öffent liche .Meinung in Wirklichkeit nur in ein falsches Gefühl der Zuversicht versetzen und sie unfähig machen, ihren heil samen Einfluß auszuiiben und ihr eine unausweichliche Enttäuschung bereiten. Vor allein sei es auch notwendig, daß die Delegierten in ihren Berichten ihren Regierungen volle Kenntnis geben von der Unzulänglichkeit des vor liegenden Entwurfs. Der amerikanische Delegierte hat damit nicht nur eine kurze und zutreffende Kritik am Vertragsentwurf geübt, sondern hat zugleich die große Aufgabe gezeigt, die der Welt in den Monaten bis zum Zusammentritt der Ab rüstungskonferenz gestellt ist: Unterrichtung der öffentlichen Meinung über das. was tatsächlich ist, und über die Bedeutung der in diesem Zusammenhang bevorstehenden großen politischen Auseinandersetzungen. Der französische Hauvtdelegierte, Massigli war während dieser Ausführungen Gibsons nicht anwesend. Als er sich für die ihm ausgesprochenen Glückwünsche bedankte, meinte er — wie der „Temps" vom 1l. 12. berichtet — Gibson werde wohl verzeihen, daß er nicht gehört habe, was Gibson diesen noch habe hinzufügen wollen. Zufall oder Absicht? Jedenfalls kontrastieren die pessimistischen Aeußerungen Gibsons über das Werk von Genf stark mit der betonten französischen Zufriedenheit über das Erreichte. Die französische Presse ist bereits eifrig am Werke, eine bestimmte öffentliche Meinung über die Ergebnisse in Gens zu bilden und festzuhalten. Es ist auffallend, wie in allen Kommentaren die enge Zusammenarbeit Deutschlands mit Rußland stark unterstrichen wird, der gegenüber es ge lungen sei. eine enge französisch-englisch amerikanisch« Zu sammenarbeit zustandezubringen. Man kann sich aber hierbei nicht eines gewissen Gefühls erwehren, als ob da mit ei „ganz bestimmter Eindruck erzeugt w e r d e n s o l l e , als ob ein „mot ck'orckre", eine bestimmte Absicht hinter dieser Darstellung sich verberge. Deutsch land hat alles Interesse daran, rn der Weltöffentlichkeit kein einseitiges falsches Bild von den Vorgängen in Genf und ihrer Bedeutung entstehen zu lassen, besonders da der deutsche Vertreter, G r a f B e r n st o r s f. gezwungen war, den Entwurf wegen des in ihm enthaltenen Art. 63 in seiner Gesamtheit abzulehnen. Wir können gar nicht energisch genug von vornherein der gleichfalls von der französischen Presse verbreiteten Auffassung entgegentreten, als wolle Deutschland gar nicht die Abrüstung, sondern wolle dadurch, daß es die anderen wegen der Nichterfüllung ihrer vertraglichen Verpflichtung zur Abrüstung ins Un recht setze, nur den Vorwaud finden für seine eigenen militärischen Forderungen. Man sieht, Frankreich hat durchaus die Bedeutung der Worte Gibsons erfaßt und beginnt bereits den Wettlauf um die öffentlich« Meinung für die große Konferenz. Demgegenüber ist es von aller, größter Wichtigkeit, die deutsche Haltung in der Ab- rüstungsfrage und damit auch die Grund« für die Ab lehnung des Vertragsentwurfs der Welt mit aller Deut lichkeit offen darzulegen, um Verständnis zu wecken für den Standpunkt der deutschen Politik in der l>eainnenden großen Auseinandersetzung um die Organisierung des Friedens. Denn das haben die letzten vorbereitenden Ab- rüstunasverbandlunaen in Genf aezeiat: die Sckuvierta« DI« heutig« Nummer enthält das St.-Benno-Viatl, das Sonntagsblatt sür dl« Diözese Meißen.