Volltext Seite (XML)
tÜS^L Donnerstag. 28. Dezember 1989 El»,»I,»l>pkeN«! Die Igewaltene petttze»« »O 4. Familtv» mijklgen u.Siellengeluche SV z. Die petttreklamezeUe. 8» ma» bieil. 1 ^r. Für ilnzetaen außerhalb de» BerbrellungSgedlele» »V dlepctttrellamezelle 1.80^«. Brtelgeb.ISV^. Im Fall» höherer Gewalt erlischt jede Berpflichlung auf Aefening sowi« Erfüllung v. Anzeigen. Aufträgen u. Leistung v, Schadenersatz, «eschLsUicher Teil: Ara», >v»»,»r», Dresden. Nummer 298 — 29. Fahrgang Erscheint Smal tvdchtl. mit tllustr. GratiStellagen.Heimat untz Weit' und der Einderbeilage .Frohmut', somie den rertbeilagei» ,St. Benno-Bla»'. .Unterhaltung und Wissen', .Die WeU der Krau'. .Aerztiicher Ratgeber'. .Da» gut» Buch'. .Fiiinr»»»» Ichau'. Monatlicher Be»n»<prrtl 8 FS etnscht. Bestellgeld, Einzelnummer 1» 4, Sonnabend- u. Sonmagnummer SV Hauptlchrtstietter: Lr. V. Dtlczhk, Dresden. SüchMe «»schitfe»»»«»«, D»«a d.! »«e»mia für Verlag und DruSerru Filiale DerSde», Dresden» >. Polterslrahe 17. FernruisivIL. S»I»schechl«uo Dresden »70». Baiittont« Eta»td««»k DeeSden Sir. »I7lS Für chriskltche Politik und Kultur Redakewn »er «Sch«»»»»» «»>»«,e«t»n, DreSdsiElsladi l. «ouerstraße >1. F-rnru, MM und »lUIL Weihnachten IN e r n st e r Zeit? — An ders haben ivir dieses Fest ja seit Jahren nicht mehr Meiert. Sorge in jedem Hause, stilliegcnde Betriebe, Millionen von arbeitslosen Volksgenossen, Span nung im öffentlichen Leben. Drückend die Gegen wart. drückender noch die Sorge um die Zukunft, der Gedanke an die Möglichkeit einer gewaltsamen Entladung all der aufgehäuften Spannungen, an neue Katastrophen, die den mühsamen Aufbau des letzten Jahrzehnts zerstören könnten. Es ist ganz folgerichtig, bah Revolutionäre just zum Feste des christlichen Friedens die Menschen Herausrufen auf die Straße zu einem Hungermarsch. Als eingeschwo rene Gottesleugner feiern sie so die Weihnacht aus ihre Art richtig. Denn der letzte Sinn dieses Festes ist es ja, von den Menschen Besinnung und Be kenntnis zu fordern. Weihnachten: Das Fest der Herabkunft des Er- lösers auf die Erde bedeutet die Erinnerung an das größte Erreignis der Weltgeschichte, an den Be ginn einer neuen Epoche im Leben der Menschheit. Noch nicht 2000 Fahre liegt dieses Ereignis zurück. Das ist nicht viel, gemessen am Leben des Menschengeschlechtes, das sich mindestens zurück bis ins Zeitalter des Diluviums erstreckt und nur nach Zehntausenden von Jahren zu messen ist Erst wenige Minuten der großen Weltenuhr sind abgelaufen, seit den Kindern Evas die neue Lehre verkündet worden ist, daß Liebe oberstesGe- setz sein soll an Stelle der Gewalt. Und daß der Mensch in seinem Mitmenschen nicht einen natür lichen Feind, sondern den Bruder sehen soll. Dieses neue Gesetz ist den Menschen nicht so verkündet worden, daß sie nun plötzlich ihren freien Willen verloren hätten und nach der neuen Lehre hätten handeln m üssen. Die frohe Botschaft, die wir uns alljährlich zu Weihnachten wiederholen: „Friede den Menschen auf Erden, die eines guten Willens sind" sd. h. des guten Willens das Gesetz Christi zu erfül len) — bedeutet für das Menschengeschlecht eine Ausgabe. Eine Aufgabe, deren Erfüllung eben erst in Angriff genommen worden ist. Nichts ist verkehrter als die Auffassung, das Christentum sei eine „alte" Religion, deren Zeit nun wohl bald abgelaufen sei. Das Christentum steht nicht am Ende, sondern am An- sang. Es gibt bisher kein einziges Gebiet des Lebens, auf dem das Christentum sich restlos durch- gesetzt hätte- Gewiß: Die zivei Jahrtausende seit der .Herab- Kunst Christi haben das Angesicht der Menschheit gewaltig verändert. Drei Erdteile bekennen sich heute zu der Lehre, die einst in Galiläa ein Zimmer mannssohn, der dann ans Kreuz geschlagen wurde, verkündet hat. Der Krieg, einst Naturerscheinung, die im Kreise der Jahreszeiten so selbstverständlich mit dem Frühling einsetzte, wie das Blühen der Bäume, ist geächtet und wird nur noch in Notwehr für möglich gehalten. Die Sklaverei. Herabwürdi gung der menschlichen Person zur Sache, ist nach jahrhundertelangen Kämpfen beseitigt worden. Die Frau, vor Christi Erscheinung Unterdrückte seit Ur zeit, wird als gleichberechtigt anerkannt und hat in ihrer Freiheit das kulturelle Leben um hohe Werte bereichert. Der Hochmut der alten Kulturvölker, die sich allein als „Edle" neben den „Barbaren" fühl ten. weicht langsam der Ueberzeugung, das; alle Menschen durch Christi Blut erlöst und daher vor Gott gleich sind. Die soziale Gerechtigkeit im gesell schaftlichen Leben hat gewaltige Fortschritte gemacht, viele Kulturstaaten sind bemüht, die Ausführung des Gebotes „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" durch Gesetze zu sicher». Aber die Erfahrung der Fahrzehntausende zwi schen dem Neandertalmenschen und jener ersten Weihnacht ist deshalb noch lange nicht aus den Seelen der Menschen gelöscht. Sie ist jeder Keim zelle ausgeprägt, aus der neues Menschenleben er steht. So gewiß wie die junge Katze, die getrennt von allen Geschöpfeihrer Art ausgezogcn worden ist, sich doch mit mörderischem Sprung aus die erste Blaus stürzen wird, die ihr gezeigt wird, so gewiß leb! das Gesetz der Gewalt im Unterbcwußtsein auch der Völker fort, denen seit Fahrhunderten das Ge bot der Liebe gepredigt wird. Die titanenhaften Kämpfe des Urmenschen mit den ihn umdrohsndeu Bestien, sein Ringen mit den Naturgewalten, dar nach den Regeln der Blutrache von Geschlecht zu Geschlecht fortgesetzte Morden zwischen Familie und Familie, Stamm und Stamm wirkt noch heute machtvoll nach in der Seele jedes einzelnen Men schen. Diese Erfahrungen der Borzeit sind durch zivei Fahrtauserrde Christentum wohl ins Unter bewußtsein gedrängt worden, aber sie bleibe» wirk sam und brechen oft in gewaltsamen Explosionen nach oben, alles niederreißend, was christliches Stre ben in zwei Fahrtausenden aufgebaut hat. Das ist kein Beweis gegen die Lehre Christi, daß der Mensch nur so mühevoll uno langsam die große Ausgabe erfüllen kann, die ihm gestellt ist. Wer wegen dieser Unvollkommenheit des Menschen am Gesetze der Liebe verzweifeln möchte, beweist nur, wie wenig er noch selbst Christ geworden