Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 23.12.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193012230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19301223
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19301223
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-12
- Tag 1930-12-23
-
Monat
1930-12
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 23.12.1930
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Wirlschäflskrie^ Prag — Budapest? Um die Erneuerung -es abgelaufenen Handelsvertrages Die »»Inlernalionale der Gottlosen" Wir haben schon vor einiger Zeit auf das Eerücht hinge- «iesen, daß di» .Internationale der Gottlosen" von Moskau nach Berlin verlegt werden soll und haben daran die For derung geknüpft, daß, wenn das Eerücht sich bewahrheitet, dieses fremdländische Gewächs vom deutschen Boden serngehalten wird. Die .,Rassische Zeitung" bringt in ihrer heutigen Mor genausgabe (Nr. 599) au» der Feder von Dr. Otto Häcker einige interessante Angaben über diese Kampsorganisation, die sich die dritte Internationale zur Ausrottung von Religion und Glauben geschaffen hat. In diesem Artikel heißt es, daß von den 37 000 Kirchenaustrittserklärungen, die vom November 1920 bi» Mai 1930 in Berlin erfolgt seien, mindestens die Hälfte auf das Konto der proletarischen Freidenkerverbände gesetzt werden müsse „Im ganzen Reich gibt es heute", so fährt der Artikel schreiber fort, „etwa 120 000 registrierte proletarische Frei denker, denen noch zahlreiche Jugendverbände angehören. Das ist die Kerntrupp«, der die Hauptaufgabe bei der Durchführung des Kampsprogrammes zusaNen soll. Organisatorisch wird di« Aktion aus eine verstärkte Basl» gestellt werden. Dir Internationale der proletarischen Freidenker hat sich im No vember auf ihrem Kongreß in Tetschen gespalten, der stärkere Flügel gehorcht jetzt der kommunistischen Füh- rung. All« Kulturkampsverbände der „Isa" (Interessengemein schaft für Arbeiterkultur) werden mit der Opposition im deut schen Freidenkerverband und den einzelnen Verbünden prole- torischer Freidenker zu Kampfgemeinschaften zusam mengeschlossen, die sich über das ganze Reich erstrecken sollen. Die Richtlinien, wie sie Anfang November auf dem kommunistischen Freidenkerkongretz in Berlin sestgelcgt worden sind, enthalten folgende Hauptpunkte: .,Durchführung selb ständiger kulturpolitischer Massenaktionen unter engster Ver bindung mit den politischen und wirtschastlick>en Tageskämpsen." Was darunter zu verstehen ist, deutet ein Vorgang an, der sich im Frühjahr abgespielt hat. Damals erschienen 150 Erwerbs lose nach einem Umzug mit Transparanten geschlossen vor dem Amtsgericht NeuköNn, um demonstrativ ihren Kirchenaustritt zu erklären. Als Ziel setzen die Richtlinien fest, bis zum 1. April 1931 mindestens 100 000 Kirchenaustritte zu erreichen, von denen wenigstens die Hälfte als Zuwachs für die Verbände proletarischer Freidenker gewonnen werden soll. Insbesondere soll die Arbeit unter den Frauen verstärkt werden durch Herausgabe besonderer Literatur, Einrichtung von Frauendiskusstonsabenden, Film und Lichtbildervarträgen usw„ für die Jugendlichen und Kinder werden besondere finanziell stark unterstützte Gruppen geschaffen. Die kommu nistisch« Verlagstätigkeit wird sich in den nächsten Monaten ganz auf anti-religiöse Propaganda verlegen. Die Reichsleitung der proletarischen Freidenker wird sich in der nächsten Zeit neben ihrem bisherigen Organ eine ganz auf Massenvertrieb eingestellte Zeitschrift schassen. Ein wesentlicher Programmpunkt ist die Ver stärkung der Schulkampfagitation, die Ickwn bisher von der „Ifa" in umfassender, organisatorischer Arbeit durch- gesiihrt worden ist. Träger dieser Bewegung sollen in erster Linie proletarische Schulkampf-Komitees sein aus oppositionellen Lehrern, Elternbeiräten, Kindern, und aus der Opposition in den freien Schnlgesellfchaften. An einer Reihe von Schulen be stehen kommunistische Aktionsausschüsse, die systematisch in Elternversammlungen und durch Flugschriftenvrrteilung an dir Kinder agitieren. Bezeichnend für die Taktik diese, Schul kampfes ist die Anweisung an die Funktionäre, an den kon fessionellen Schulen Adressen von Eltern und Kindern zu sammeln. Zuverlässige Genossen sollen beauftragt werden, ihre Kinder in konfessionelle Schulen zu schicken, um dort Zellen arbeit zu verrichten." Au» diesen Angaben gehen die umfassenden Maßnahmen hervor, die diese Feinde der Religion und der Kirche ins Auge fassen, um ihren zersetzenden Kampf gegen Kultur und Staat, gegen Ehr und Familie mit allen Mitteln zu führen. Die Kirche braucht diesen Kampf nicht zu fürckiten: denn die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Dem Staat aber möch ten wir den drinaenden Rat geben, sich um diele Dina- „,edr zu kilmr.'ern wie bis!)«.». Recht hat her Verfasser des Artikel» in der „L liiliben Zeitui "" wenn er leinen tatsächlichen Mit Ildrzals Gelreidepolilik« (Von unserem Mitarbeiter.) l.. Prag. Ende Dezember. Am 15. Dezember lief der von der Tschechoslowalei gekün digte Handelsvertrag mit Ungar» ab und es besteht die Gefahr, daß dieser vertragslose Zustand sich zu einem Zollkrieg entwickelt. Die Vorgeschichte dieses Ereignisses ist für die innenpolitischen Verhältnisse der Tschechoslowakei bezeichnend. Die Zustimmung der sozialistischen Koalitionsparteien zur Kündigung des unga rischen Handelsvertrages war eine der stärksten Kraftvroben der gegenwärtigen grün-roten, großen Koalition. Die Agrar parteien haben sich dieses Zugeständnis von sozialistischer Seite — wie ein führender Politiker meinte — geradezu „erpreßt", indem sie die Gesetzwerdunq sozialpolitischer Vorlagen wlange sabotierten, bis die Sozialisten di« neuen Zölle und schließlich die Kündigung des ungarischen Handelsvertrages bewilligten. Die Agrarier begründeten die Notwendigkeit einer Neu regelung des Handelsvertrages mit der L a n d w i r t I ch a f t s - krise. Sie konnten eine Revision um so eher verlangen, als sich der Vertrag vom Jahre >027 auch für die tschechoslowakische Industrie von Jahr zu Jahr ungünstiger gestaltet Kat. Das Aktivum des tschechischen Handels mit Ungarn ist z. B. in den ersten zehn Monaten dieses Jahres gegenüber dem gleichen Zeit raum von 1920 um 400 Millionen Kronen gesunken Als die tschechoslowakische Negierung im Juli den unga- rischen Handelsvertraa kündigte rechnete sie wohl damit daß Ungarn sofort aus Verhandlungen über einen neuen Vertrag eingehen werde. Ungarn schickte aber d-e tschechoslowakische De legation ohne jede Abmachung nach Prag zurück. Heule ist wohl jedem klar, warum sich Ungarn Zeit ließ Da der bisherige Ver trag bis 15. Dezember lief, konnte Ungarn seine Ernte 1930 noch zu den alten, billigen Zöllen in der Tschechoslowakei an bringen. Ungarn machte dann auch ein Nekordaeschäit. denn die Spekulation hatte ein Interesse daran, sich rechtzeitig cinzu- drcken. Ungarn hoffte sedenfalls, durch weiteres passives Verhütten tn den Handelsvertragsverhandlungen einen Druck auf die teilungen hinzufllgt, „Diese Propaganda könne man nicht durch leere Negation wirksam enlgcgenarbeiten: es müßten eigene Ziele der eigenen Kulturpropaganda Schwung und Haltung geben." Rundfunk und Politik Wir lesen in der K. V.: Dieser Tage konnte man im Rundfunk ein Zwiegespräch zwischen oem sozialdemokra tischen Lanütageabgeordnelen Pros. Lr. Nölting und dein nationalsozialistischen Neichstogsabgeordneten Feder über Sozialismus und Nationalsozialismus hören. Die Presse der Nationalsozialisten läßt ihren Genossen Feder auf der ganzen Linie Sieger geblieben sein, während die sozialdemokratische Presse genau der umgekehrten Anssassnng mit reichlichein Spottl für Feder Ausdruck verleiht. Das eine mar so sicher vovauszusehen wie das andere. Wer keiner der beiden Rici>- tungen verschrieben ist und mit kritischem Verstände dem Dia log folgt«, wird bestimmt nicht den Eindruck von einen, großen Siege Febers gehabt, zugleich aber auch nicht die Schwächen in der Stellung und Beweisführung Nöltings übersehen Izotzen. Ohne Zweifel war dieser nicht nur mit einem gründlicheren fachmännisctzen Rüstzeug ausgestattet, sondern er verfügte auch über eine geivandtere Dialektik. Es konnte ihm ohnehin nicht schwer sollen, das dilettantische und Unnergorene in der natio nalsozialistischen Programmatik oufzudecken. Alis der anderen Seile berührte jedoch auch Feder einige sehr schivache Punkte der sozialistis«l>en Theorie und Praxis, wie z B. die Bedeutung der Persönlichkeit im Arbeits- und Wirlsci-astsprozeß: er be rührte sie nur, ohne sie zu entscheidenden Stößen zu benutzen. So konnte es seinem Gegner gelingen, leicht davon abzugleiten und immer wieder zum Gegenstoß auszuholen. Wenn der Sozia lismus keine besser beschlagenen und grundsätzlich klareren G'gner findet als die Wortführer des Nationalsozialismus, so Kann bei diesen Zwiegesprächen — die Herren Nölting und Feder wollen am 3. Januar forlfahren — sachlich nicht eben viel herauskommen. 4.l<yea>oilowarei ausuben zu können, Obwohl Minister Venesch die ungarisckze Regierung bereits sechs Wochen vor Ablauf de» Vertrages nach Prag eingeladen hatte, traf die Delegation erst zwei Tage vor dem letzten Termin ein. Es handelte sich nun darum wenigstens ein V e r t r a g s p r o v i s o r i u m zu schas sen, Die Ungarn stellten als Hauptbedingung die Beseitigung des Mehlmischungszwanges. Gerade diese Forderung würbe aber von den tschechischen Agrariern rundweg abgelehnt, mit der Begründung, man könne Ungarn nicht ei» Monopol einräumen. Das ungarische — ungemischte — Mehl würde dann die Kon kurrenz des einheimischen Mehles leicht aus dem Feld« schlagen. In einer Unterredung mit den Prager Journalisten erklärte Ministerpräsident Udrschal, das tschechische Volk möge sich den „Aberglauben" an das bessere ungarische Mehl abgewölmen. Das einstmals so gerühmte ungarische Mehl sei aus Gebieten gekommen (Banat, Siebenbürgen), die heute nicht mehr zu Ungarn gehören. Wird der vertragskose Zustand zu einem rücksichtslosen Zoll- krieg führen? Wer die Verhältnisse kennt wird das nicht als wahrscheinlich annehmen können. Mag die politisch« Gegner schaft zwischen Budapest und Prag noch so stark sei», wirtlck-nst- lich sind beide Nachfolgestaaten der alten Monarchie aus einen Modus vivendi angewiesen, wen» auch nickt in gleichem Maße, Die Ausfuhr Ungarns nach der Tschechoslowakei beträgt 25 Pro zent seiner Gesamtausfuhr, dagegen die Ausfuhr der Tschecho slowakei nur 7 Prozent. Elcickwohl würde ein Zollkrieg eine Vermehrung der Arbeitslosigkeit in der Tsckzechosloivakei nm etwa 50 000 bis 70 000 Arbeiter zur Folge haben. Vor allem wäre davon die ohnehin schon schiverleidende deutsche Tertil- iudustrie des Staates betroffen. Unter diesen Umständen ist es begreiflich, daß die sozialisti sche» Parteien die Verantwortung für die weitere Entwicklung nbzulehnen versuchen. Nichtsdestoweniger hoben ste aber allen Maßnahme» und Vorschüßen der Agrarier im Ministerrat zu- gcstimmt. Die A,,rarier haben natürlich ein Interesse daran, die Vorteile des vertragslosen Zustandes, d h. di» höheren Zölle, möglichst gründlich guszunlltzen. Noch herrscht eine Art Wchsew stillstand. Es wä:>: sehr zu bedauern roe"n der politnche Gegen satz auch zu einem Wirtschaftskrieg sichren würde. Dan» würde zur Balkanisierung Mitteleuropas nicht mehr viel fehlen. Alan brauch! ja ohnehin von ber Einsichrung der Politik In den Rundfunk nicht gerade viel Gutes fick) zu rxrspiechen Immerhin, in der Form des Zwiegesprächs mag sic noch eniwer- niaßen vertretbar und kann jedenfalls sehr unieihaltcnd sein. Ader notwendig ist dann, daß die bedeutsame», die Mitwelt so stark bewegenden Fragen, die in jene!» Zwiegespräch behandelt wurden, n'cht bloß im sozialistisclien oder im naüonalso.palisti- scheu Sinne beleuchtet werden. Man muß da»» auch die Ver treter anderer Ausstssungen hören, i»sbesonder« auch die- jonigcn der christlichen Sostal- und Wirtsck>«slswissenschasl und -Praxis. Das Zwiegespräch muß sich zum Drei- oder Vier gespräch erweitern: sonst müßt« das Fehlende im Rahmen einer kritischen Würdigung nachgeholt werden. Das Interesse am Rundsunk und die Zahl der Rundstinkhörer ist so groß, daß, wenn schon politische Diskussionen im Rnndsunk geiührt werden sollen, sie auch die Möglichkeit ailsoitiger Beleuchtung geben müssen. Wie es in diesem Falle doch nicht bloß die Al ternative Sozialismus ooer Nalionalsozialis- m u s gibt, so geht auch sonst di« politisckie und nationaiökono- mische Erkenntnis und fortschreitende Entwicklung nicht ein. fettig durch die Auseinandersetzung von lediglich zwei irgendwie gegensätzlichen Richtungen. Sonntagsrückfahrkarten vom Z. bis I. Januar Mit Rücksicht darauf, daß der 6. Januar, an dem aus den Bahnhöfen der Reichsbahndirektlon Dresden Sonntagsrückfahr karten ausgegeben werden, im kommenden Jahre auf einen Dienstag fällt. Ist die Geltungsdauer der Sonntagsrückfahrkar ten ausnahmsweise auf die Zeit vom 3. Januar 12 Uhr bis zum 7. Januar 9 Uhr festgesetzt worden, so daß di« Karten benutzt werden können zur Hinfahrt vom Sonnabend, 3. Januar, 12 Uhr bis zum Dienstag, 0. Jan., und zur Rückfahrt vom Sonnabend. 3. Januar, bis zum Mittwoch. 7. Januar, 9 Uhr. Weihnachten im Planetarium Auch diesmal bringt das Städtische Planetarium eine be« sondere, auf das Weihnochtsfest bezugnehmende Vorführung unter dem Titel „Weihnacht» st ern und Iulmond". Man iveiß nicht bestimmt, welchen Stern man als den Führer der drei Weisen aus dem Morgenland« nach der Geburtsstadt Bethlehem bezeichnen soll All« Berechnungen könnlen höchstens auf den Halleyschen Kometen zutresfen, der allerdings 12 Jahre vor Christi Geburt sichtbar wurde. Möglich wäre es, daß der Zug der heiligen drei König« zwölf Jahre gedauert Hot, n>«nn auch nicht gerade wahrscheinlich. Näher liegt die Tatsache, daß unsere Zeitrechnung sich bestimmt verrechnet hat, inwiefern und um wieviel Jahr«, ist nicht festzustellen. Im nördlichen Ger manien fiel das Weihnachlssest mit der Iuiwende zusammen. Die zur Ergänzung des Jahres nötigen zwölf Nächte wurden im Anschluß an die Iulnächte eingescl)allet. Di« 12 heilige» Rächt« spielen ia auch heut« noch und nicht nur ini höchsten Norden eine Rolle, besonders auf dem Gebiete des Aberglaubens. Beide Sternenhimmel erstrahlten wieder in ihrer übermättigen- den Pracht und zeigten neben der Jupiter—Saturn-Konstellation, di« vielleicht auch als Weihnochtsgeftirn in Betracht komme» kann, di« Lohnen dieser Königssichrer. Le>der war di« Vor führung schlechter besucht als sie cs verdient hätte. Zck. Theater und Musik Das Alberttheater Dresden bringt dieses Jahr außer der Weihnack,tspremiöre seinen Freunden eine besonders freudige Weihnachtsiiberraschung dadurch, daß es die alte gut« Voss« der Wilken und Iuftinus, die schon unsere Großväter liebten und deren Titel „K y r i tz - P y r i tz" früher einmal ein Schlogwort für alles, tvas nach Provinz duftete, ivar, in den Spielplan ein- verleib!«. Sicher wird man In der Neustadt dieses Stück nicht so rasch wieder abletzen. Es hat viel von der Derwandlungs- aomädie früherer Zeit an sich und verbindet dieses „Milieu" geschickt mit der damals gerade in Mode kommenden Siluationsposs«. Di« drei Kyritzer. die in einem Berliner Hotel erwartet werden und denen dort allerhand freudig« Ucber. raichungen zugcdacht sind, wirken immer noch ebenso drollig wie die drei Pyritzcr Sangeebriider, die auf ihrer Herrenzmrtie nach Berlin in jenes Hotel geraten und dort unerkannt alle de» Kyritzern zugcdachten Freuden genießen. Und ein überaus witziger, di« Lachmuskeln anstrengender Höhepunkt bleibt es noch heute, wenn dann die Kyritzer ebenfalls eintresfen und sich zwischen ihnen und den Pnritzern die bekannte Hetzjagd ent. spinnt und die „luftigen Weiber von Kyritz". die ihren Männern nackigereist sind, an der tollen Verwechslung Mitwirken So harmlos glaubt der heutig« Possenautor nicht mehr sein zu dürfen, und so herzlich kann man desivegen heut« auch nicht mehr lachen wie über diese ulkigen Situationen. Dazu gibt es Rollen in dem Stück, die nicht von schlechten Eltern sind und den Darsteller» sichtlich Freube machen. Überhaupt die Dar stellung war diesmal ohne allen Tadel. Es herrschte Süm- mung auf der Bühne von der ersten bis zur letzten Szene Die groß« Zahl der Rollen verbietet es, auf jede Einzelleislung ein zugehen, nur Charlotte Noack soll extra benannt werden, iveil sie beherzt einsprang, und Otto Longe, der Spielleiter und Bäcker, weil von ihn, die komische Hauvtwirkuna ausging, trotzdem sein« Borgänger in Dresden (Friese, Fischer und Merier) „Kanonen" waren. Die Handlung war ins Bieder, meier zurückvcriegt, die Musik in de» Jazz vorausdatiert. Hier ,nrb es ein künstierisci>es Manko! Trotzdem hat Erich Schnei der allerhand getan una Maria Ka u f ino n n>-P ro t sch. die für ein gelungenes Indian-Show-Ballett im Zoo sorgte, und besonders Kämmerling mit seinen hübschen Dekorations- einiällen unter geschickter Verwendung der Drehbühne. Das Publikum ging freudig mit, auch bei den maiichmal nicht ganz glücklichen Da-capv Bersen und sorgte für den großen Pre- mivreneriolg. Zck. Staatsoper. Das 3. Sinfoniekonzert der Reihe B brachte als besonderes musikalisches Ereignis die drei Bruder Fritz, Adolf und Hermann Busch auf das Konzert podium. Das bedeutete ein genußreiches Musizieren. Erhöht wurde der Eindruck noch durch di« Wahl des Merkes: denn das Konzert für Violine. Violoncello und Orchester von Ioh. Brahms dürfte zu einer der klangschönsten Schöp fungen deutscher Musik gehören. Adolf Busch, der hervorragende, feinkultivierte, musikalisch zielsichere Geiger. Hermann Busch, der dem Violoncello eine vornehme, klangprächtige und aus brucksreiche Tongebung abgewtnnt, und Fritz Busch, der die Struktur des Werkes mit bestechender Klarheit ausdeutete, mit Begeisterung nachichuf und die Schönheit dieser Musik prachtvoll heraushob, wurden von dem gut besuchten Hause lebhaft ge feiert. Die Staatskapclle bestrickte durch Wohlklang und forlrcißenden Schwung Max Regers Hille r-Pariaiio- neu bildeten den glanzvollen Abschluß. -Ist- Leipzig. 4. Kammermusik des Gewandhauses. Ein 4. Beethovenabend. Das Streichquartett in D Dur sW. 3, eines der schönsten der gesamte» Literatur. Dieses vielsagende Andante. Ein großes, langes Atemholen ging durch der» schwei genden Saal, Das folgende Trio (ll. W.) für Klarinette (H Hoi- mann), Cello (Münch Holland) und Klavier (Max Pauer) litt etwas durch die erdrückende klangliche Uebermacht des erdriik- kenden, noch dazu geöffneten Konzertflügels. Das Schlußguar- tett — 131. W — Eis Moll — zog »weder alles in seinen Bann. Das Gcwandhausquarlett (unter Edgar Wollgandt inil K. Wolschke und T. Horrmann) spielte wieder einmal mcislerhatt. Dr. Löbmann Ludwig Wüllner „ersprach" sich auch in Leipzig einen vollen Erfolg. Er nötigte den Erschienene» einen vollen, innigen Beifall ab mit seiner alles gewinnenden Hochknnst des Dortrags. Es gibt nur den einen Wüllner . Im 1. Teil — Klassiker. Alan kennt ihn. der die Bühnenwirkung übertrifst. Im 2 Teil „ö Fragmente aus der HI. Schrift". Tests gesprochen, teils ge sungen. Mit Untermalung durch den Flügel. lMusik von Dirk Fock. Borgetragen von Walther Welsch.) Ein eigennrng feierlicher „Gesang der geistigen Liebe" (Hohes Lied). Dieser erste derartige Versuch des Künstlers — ein Erfolg ohnegieiche» Hellste Begeisterung rief den greisen Künstler ungezählte Riale hervor. Ein »noergehlicher Abend. — gal — Berlin. Das Zenlralinstitut für Erziehung und Unterricht und der Preußische Verein für das mittlere Schulwesen veran stalten in Berlin vom 5. bis 7. Jan. 1931 die „E r st e Tagung für Musiklehrer an Mittelschulen" Vorträge: Hans Joachim Moser: Grundfragen der Schulmusik Pädagogik. — Susanne Traulwein: Richtlinien und Stoffverteilung im Musikunterricht der Mittelschule (etwa Realschule 2. Ordnung). Max Dessoir: Das Erlebnis der Musik. — Fritz Iöde: Offenes Singen als Grundlage des Chorgesanges. — 1 Arbeilsgrupz^ (Waller Dieckermann): Ueber Vokale rztehung, — 2. Grupp«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)